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Reideburg, Christoph von: Kurtze Anleitung: Wie die jetzige böse Zeit/ darinnen zwar für sich selbst/ nichts/ alß eytel Klag. Breslau, 1642.

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Ach deß Vnglückseligen Tages/ den wir bil-
Esa. 27. v.
3.
lich mit dem Könige Hiskia nennen: einen Tag
deß Trübsals: Einen Tag deß Geschreyes/ Furcht
vnd Schreckens: Einen Tag/ deß Heulens/ Wei-
nens/ vnd Wehklagens. Jn welchem getrennet
worden/ Zwey Ehleute: Nicht die einander für
längst gerne Sterben sehen/ Sondern da eines für
das andere/ wann es GOttes Wille gewesen/ mit
Frewden gestorben were Ja da eines zuvor
hat vd dem andern/ nicht wol einen Tag/ ohne
Schmertzen leben können. Dieses feste Band/
diese Ehliche Verträuligkeit/ hat nun (sag Jch)
der Gerechteste GOTT/ vngeacht Er solches
vorhin/ vermittelst seines Heyligen Ministerii,
auffs stärckste verbunden/ nunmehr durch deß To-
des grimmige Tyranney/ leyder widerumb schmertz-
lich zertrennet/ vnd auffgelöset. Vnd das ist wol
gewieß/ vnter allen Zeitlichen Trauer-Fällen/
das Schmertzlichste Hertzeleid/ wann hier GOtt
nicht selbst tröstet/ so ist aller Menschen Trost
vergebens.

Dann es sage mir einer von treuer Freund-
schafft in der Welt/ was er wolle/ so haben wir diese
Angst-Jahr zur genüge erlernet: daß keine Trew
treuer sey/ alß die getreute Trew/ vnd keine Freund-
schafft beständiger/ alß die Ehliche Freundschafft.

Wie offt

Ach deß Vngluͤckſeligen Tages/ den wir bil-
Eſa. 27. v.
3.
lich mit dem Koͤnige Hiskia nennen: einen Tag
deß Truͤbſals: Einen Tag deß Geſchreyes/ Furcht
vnd Schreckens: Einen Tag/ deß Heulens/ Wei-
nens/ vnd Wehklagens. Jn welchem getrennet
worden/ Zwey Ehleute: Nicht die einander fuͤr
laͤngſt gerne Sterben ſehen/ Sondern da eines fuͤr
das andere/ wann es GOttes Wille geweſen/ mit
Frewden geſtorben were Ja da eines zuvor
hat vd dem andern/ nicht wol einen Tag/ ohne
Schmertzen leben koͤnnen. Dieſes feſte Band/
dieſe Ehliche Vertraͤuligkeit/ hat nun (ſag Jch)
der Gerechteſte GOTT/ vngeacht Er ſolches
vorhin/ vermittelſt ſeines Heyligen Miniſterii,
auffs ſtaͤrckſte verbunden/ nunmehr durch deß To-
des grim̃ige Tyranney/ leyder widerumb ſchmertz-
lich zertrennet/ vnd auffgeloͤſet. Vnd das iſt wol
gewieß/ vnter allen Zeitlichen Trauer-Faͤllen/
das Schmertzlichſte Hertzeleid/ wann hier GOtt
nicht ſelbſt troͤſtet/ ſo iſt aller Menſchen Troſt
vergebens.

Dann es ſage mir einer von treuer Freund-
ſchafft in der Welt/ was er wolle/ ſo haben wir dieſe
Angſt-Jahr zur genuͤge erlernet: daß keine Trew
treuer ſey/ alß die getreute Trew/ vñ keine Freund-
ſchafft beſtaͤndiger/ alß die Ehliche Freundſchafft.

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[0010] Ach deß Vngluͤckſeligen Tages/ den wir bil- lich mit dem Koͤnige Hiskia nennen: einen Tag deß Truͤbſals: Einen Tag deß Geſchreyes/ Furcht vnd Schreckens: Einen Tag/ deß Heulens/ Wei- nens/ vnd Wehklagens. Jn welchem getrennet worden/ Zwey Ehleute: Nicht die einander fuͤr laͤngſt gerne Sterben ſehen/ Sondern da eines fuͤr das andere/ wann es GOttes Wille geweſen/ mit Frewden geſtorben were Ja da eines zuvor hat vd dem andern/ nicht wol einen Tag/ ohne Schmertzen leben koͤnnen. Dieſes feſte Band/ dieſe Ehliche Vertraͤuligkeit/ hat nun (ſag Jch) der Gerechteſte GOTT/ vngeacht Er ſolches vorhin/ vermittelſt ſeines Heyligen Miniſterii, auffs ſtaͤrckſte verbunden/ nunmehr durch deß To- des grim̃ige Tyranney/ leyder widerumb ſchmertz- lich zertrennet/ vnd auffgeloͤſet. Vnd das iſt wol gewieß/ vnter allen Zeitlichen Trauer-Faͤllen/ das Schmertzlichſte Hertzeleid/ wann hier GOtt nicht ſelbſt troͤſtet/ ſo iſt aller Menſchen Troſt vergebens. Eſa. 27. v. 3. Dann es ſage mir einer von treuer Freund- ſchafft in der Welt/ was er wolle/ ſo haben wir dieſe Angſt-Jahr zur genuͤge erlernet: daß keine Trew treuer ſey/ alß die getreute Trew/ vñ keine Freund- ſchafft beſtaͤndiger/ alß die Ehliche Freundſchafft. Wie offt

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Zitationshilfe: Reideburg, Christoph von: Kurtze Anleitung: Wie die jetzige böse Zeit/ darinnen zwar für sich selbst/ nichts/ alß eytel Klag. Breslau, 1642, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/343016/10>, abgerufen am 16.04.2024.