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Weber, Michael: Christliche Trawr- und Leichpredigt. [Nürnberg], 1647.

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vnd schneidet bey Saubertus Grab
den Trost vnd fast das Leben ab.
O Cron der Frombkeit vnsrer Zeiten!
wo Lehr vnd Leben gleich eintraff;
O Außbund von gelehrten Leuten!
hat dann auch dir der lange Schlaff
die selgen Augen zugedruckt
vnd deiner Kirchen dich entzuckt?
War das Verhängniß nicht zu stillen?
kont dann die zweyte Threnenflut
deß Höchsten Zorn vnd Widerwillen
den Eiver vnd entbranten Mut
an seinen so verbösten Kindern
nicht mit geringer Steupe lindern?
Jst alle Rach dann außgegossen?
Hat dann der völlig Himmelsraht
solch Vnglück über dich beschlossen/
du fast verwäiste Vatterstadt?
Must du mit solchem Vngestümm
jetzt fühlen deines Gottes Grimm?
Must dann so vieler wachsam Flehen/
so tieffgeholter Seufftzer Brunst
gar leer vnd in den Wind hingehen?
war alles Beten gantz vmbsunst?
Ach! Gottes strenges Straffgericht
betäubt der Mensch mit Aechtzen nicht!
Wann GOtt die Seinen vns entreisset/
die er mißgönnt der schlimmen Welt/
vnd trewe Lehrer sterben heisset/
Ach! wie ists dann so schlecht bestellt/
Weil solcher Tod gemeiniglich
ein grösser Vnglück zeucht nach sich.
Bald
vnd ſchneidet bey Saubertus Grab
den Troſt vnd faſt das Leben ab.
O Cron der Frombkeit vnſrer Zeiten!
wo Lehr vnd Leben gleich eintraff;
O Außbund von gelehrten Leuten!
hat dann auch dir der lange Schlaff
die ſelgen Augen zugedruckt
vnd deiner Kirchen dich entzuckt?
War das Verhaͤngniß nicht zu ſtillen?
kont dann die zweyte Threnenflut
deß Hoͤchſten Zorn vnd Widerwillen
den Eiver vnd entbranten Mut
an ſeinen ſo verboͤſten Kindern
nicht mit geringer Steupe lindern?
Jſt alle Rach dann außgegoſſen?
Hat dann der voͤllig Himmelsraht
ſolch Vngluͤck uͤber dich beſchloſſen/
du faſt verwaͤiſte Vatterſtadt?
Muſt du mit ſolchem Vngeſtuͤmm
jetzt fuͤhlen deines Gottes Grimm?
Muſt dann ſo vieler wachſam Flehen/
ſo tieffgeholter Seufftzer Brunſt
gar leer vnd in den Wind hingehen?
war alles Beten gantz vmbſunſt?
Ach! Gottes ſtrenges Straffgericht
betaͤubt der Menſch mit Aechtzen nicht!
Wann GOtt die Seinen vns entreiſſet/
die er mißgoͤnnt der ſchlimmen Welt/
vnd trewe Lehrer ſterben heiſſet/
Ach! wie iſts dann ſo ſchlecht beſtellt/
Weil ſolcher Tod gemeiniglich
ein groͤſſer Vngluͤck zeucht nach ſich.
Bald
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[0202] vnd ſchneidet bey Saubertus Grab den Troſt vnd faſt das Leben ab. O Cron der Frombkeit vnſrer Zeiten! wo Lehr vnd Leben gleich eintraff; O Außbund von gelehrten Leuten! hat dann auch dir der lange Schlaff die ſelgen Augen zugedruckt vnd deiner Kirchen dich entzuckt? War das Verhaͤngniß nicht zu ſtillen? kont dann die zweyte Threnenflut deß Hoͤchſten Zorn vnd Widerwillen den Eiver vnd entbranten Mut an ſeinen ſo verboͤſten Kindern nicht mit geringer Steupe lindern? Jſt alle Rach dann außgegoſſen? Hat dann der voͤllig Himmelsraht ſolch Vngluͤck uͤber dich beſchloſſen/ du faſt verwaͤiſte Vatterſtadt? Muſt du mit ſolchem Vngeſtuͤmm jetzt fuͤhlen deines Gottes Grimm? Muſt dann ſo vieler wachſam Flehen/ ſo tieffgeholter Seufftzer Brunſt gar leer vnd in den Wind hingehen? war alles Beten gantz vmbſunſt? Ach! Gottes ſtrenges Straffgericht betaͤubt der Menſch mit Aechtzen nicht! Wann GOtt die Seinen vns entreiſſet/ die er mißgoͤnnt der ſchlimmen Welt/ vnd trewe Lehrer ſterben heiſſet/ Ach! wie iſts dann ſo ſchlecht beſtellt/ Weil ſolcher Tod gemeiniglich ein groͤſſer Vngluͤck zeucht nach ſich. Bald

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Zitationshilfe: Weber, Michael: Christliche Trawr- und Leichpredigt. [Nürnberg], 1647, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/346672/202>, abgerufen am 28.03.2024.