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Adolph, Christian: Daktulion (he)pomnematikon. Breslau, 1641.

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Die Seufftzer voller Angst/ die Centnerschweren Schmertzen/
Die jhr/ Herr Steudner/ noch verspürt in ewrem
Hertzen/
Ob der betrübten Zeit; da mit gerüster Hand
Die rawe Atropos Euch ewrer Liebe Band
Zersch nitten ohne schew/ vnd von Euch weggerissen
Das halbe Hertzens theil; wird jeder sagen müssen/
Daß sie nicht vnrecht sind. Zwar dieses Würgers Macht/
Vnd dieser Frawen Tod hat mehren Leid gebracht.
Denn wer ist so verstockt/ wer hat so harte Sinnen
Von Stahle zugericht/ daß er nicht solte können
Auch werden so bewegt/ daß er der Thränen Bach
Fast strömig fliessen ließ' auff seiner Wangendach/
Wenn jhm vor Ohren kömpt das wunder-schöne Leben/
Das wunder-schöne Lob/ so Jhr jetzt wird gegeben
Nach jhrem sanfften End'? Alß welche nichts gesucht
Von jhrer Kindheit auff/ denn Tugend/ Ehr vnd Zucht/
Vnd sich nach Menschens Macht hierinne stets geübet:
Die Gott den Himmels-Fürst gar weit auch mehr geliebet
Alß Gold den thewren Koth/ nach welchem mancher tracht
Von hellem Morgen an biß in die schwartze Nacht.
Ja welche sonderlich nechst Tugendreichen Frawen/
So wir zu Greiffenberg so wol alß sonsten schawen/
Von Fama war geschmückt/ daß Sie gleich wie ein schein/
Vnd schönes Tugendbild gerühmet muste sein.
Hilff Gott! was werden jetzt in jhrer Mutter Hertzen
(Die noch im Leben ist) vor tausend-fache Schmertzen
Nicht anzutreffen sein? Ach was sol dieses sein?
Sagt Ihr betrübtes Hertz: Jch bildete mir ein
Du
Die Seufftzer voller Angſt/ die Centnerſchweren Schmertzen/
Die jhr/ Herr Steudner/ noch verſpuͤrt in ewrem
Hertzen/
Ob der betruͤbten Zeit; da mit geruͤſter Hand
Die rawe Atropos Euch ewrer Liebe Band
Zerſch nitten ohne ſchew/ vnd von Euch weggeriſſen
Das halbe Hertzens theil; wird jeder ſagen muͤſſen/
Daß ſie nicht vnrecht ſind. Zwar dieſes Wuͤrgers Macht/
Vnd dieſer Frawen Tod hat mehren Leid gebracht.
Denn wer iſt ſo verſtockt/ wer hat ſo harte Sinnen
Von Stahle zugericht/ daß er nicht ſolte koͤnnen
Auch werden ſo bewegt/ daß er der Thraͤnen Bach
Faſt ſtroͤmig flieſſen ließ’ auff ſeiner Wangendach/
Wenn jhm vor Ohren koͤmpt das wunder-ſchoͤne Leben/
Das wunder-ſchoͤne Lob/ ſo Jhr jetzt wird gegeben
Nach jhrem ſanfften End’? Alß welche nichts geſucht
Von jhrer Kindheit auff/ denn Tugend/ Ehr vnd Zucht/
Vnd ſich nach Menſchens Macht hierinne ſtets geuͤbet:
Die Gott den Himmels-Fuͤrſt gar weit auch mehr geliebet
Alß Gold den thewren Koth/ nach welchem mancher tracht
Von hellem Morgen an biß in die ſchwartze Nacht.
Ja welche ſonderlich nechſt Tugendreichen Frawen/
So wir zu Greiffenberg ſo wol alß ſonſten ſchawen/
Von Fama war geſchmuͤckt/ daß Sie gleich wie ein ſchein/
Vnd ſchoͤnes Tugendbild geruͤhmet muſte ſein.
Hilff Gott! was werden jetzt in jhrer Mutter Hertzen
(Die noch im Leben iſt) vor tauſend-fache Schmertzen
Nicht anzutreffen ſein? Ach was ſol dieſes ſein?
Sagt Ihr betruͤbtes Hertz: Jch bildete mir ein
Du
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[[76]/0076] Die Seufftzer voller Angſt/ die Centnerſchweren Schmertzen/ Die jhr/ Herr Steudner/ noch verſpuͤrt in ewrem Hertzen/ Ob der betruͤbten Zeit; da mit geruͤſter Hand Die rawe Atropos Euch ewrer Liebe Band Zerſch nitten ohne ſchew/ vnd von Euch weggeriſſen Das halbe Hertzens theil; wird jeder ſagen muͤſſen/ Daß ſie nicht vnrecht ſind. Zwar dieſes Wuͤrgers Macht/ Vnd dieſer Frawen Tod hat mehren Leid gebracht. Denn wer iſt ſo verſtockt/ wer hat ſo harte Sinnen Von Stahle zugericht/ daß er nicht ſolte koͤnnen Auch werden ſo bewegt/ daß er der Thraͤnen Bach Faſt ſtroͤmig flieſſen ließ’ auff ſeiner Wangendach/ Wenn jhm vor Ohren koͤmpt das wunder-ſchoͤne Leben/ Das wunder-ſchoͤne Lob/ ſo Jhr jetzt wird gegeben Nach jhrem ſanfften End’? Alß welche nichts geſucht Von jhrer Kindheit auff/ denn Tugend/ Ehr vnd Zucht/ Vnd ſich nach Menſchens Macht hierinne ſtets geuͤbet: Die Gott den Himmels-Fuͤrſt gar weit auch mehr geliebet Alß Gold den thewren Koth/ nach welchem mancher tracht Von hellem Morgen an biß in die ſchwartze Nacht. Ja welche ſonderlich nechſt Tugendreichen Frawen/ So wir zu Greiffenberg ſo wol alß ſonſten ſchawen/ Von Fama war geſchmuͤckt/ daß Sie gleich wie ein ſchein/ Vnd ſchoͤnes Tugendbild geruͤhmet muſte ſein. Hilff Gott! was werden jetzt in jhrer Mutter Hertzen (Die noch im Leben iſt) vor tauſend-fache Schmertzen Nicht anzutreffen ſein? Ach was ſol dieſes ſein? Sagt Ihr betruͤbtes Hertz: Jch bildete mir ein Du

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Zitationshilfe: Adolph, Christian: Daktulion (he)pomnematikon. Breslau, 1641, S. [76]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/386427/76>, abgerufen am 29.03.2024.