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Strobach, Johann Georg: Des grossen Abrahams Gesegnetes Gedächtniß zu Hebron. Pirna, 1713.

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gesegnetes Gedächtniß zu Hebron.
Abhandelung.

GEliebte/ und zum Theil Hochbetrübte/ allerseits mitlei-
dende fromme Hertzen/
so wird nun in
Des grossen Abrahams gesegneten Gedächt-
niß zu Hebron

gedacht

I. Seines ehrlichen Alters. Das ist Abrahams Al-
ter/ daß er gelebet hat hundert und fünff und siebentzig
Jahr.
Uberhaupt gedencket Moses des Alters Abrahams/ daß
ers habe auf hundert und fünff und siebentzig Jahr gebracht. Jn
Wahrheit/ das Alter reichet bey weiten nicht an das Alter derer
Patriarchen in der ersten Welt/ als welche es fast sehr nahe an
tausend Jahr brachten. Mathusalah lebte 969. Jahr/ etc. Auch
wolte es nicht zulänglich werden dem Alter derer Väter zu An-
fangs in der ersten Welt. Noah lebte 950. Jahr. Aber dem un-
geacht war es gleichwohl auch ein ziemlich grosses Alter nach der-
selben Zeit/ da das lange Leben schon längst abgenommen hatte.
Denn halten wir es voritzo/ nach Mosis Ausspruch/ vor was gros-
ses/ wenn es einer auf 70. oder 80. Jahr hinaus bringet. Was sol-
len wir nicht sagen von 175. Jahren? Hier wollen wir uns nicht in
weitläufftigen Discurs einlassen/ noch die Sache/ die ohne dem
ziemlich ausgemacht ist/ weiter untersuchen/ und fragen: Warum
die Leute in der ersten Zeit so lange gelebet/ und itzo das Leben so gar
sehr abgenommen/ daß es nach der vorigen Zeit fast vor kein Leben
zu rechnen? Denn da bringts der tausende unter uns nicht auf 70.
oder 80. Jahr/ geschweige auff 175. Jahr. Kurtz: Zum langen
Leben mochte es dazumahl wohl was grosses beygetragen haben/
daß die lieben Patriarchen und Rechtgläubigen dem Fressen und
Sauffen/ der Unzucht/ dem Zorn/ Müßiggang und andern La-
stern/ durch welche heutiges Tages viel tausend vor der Zeit hin-

ge-
geſegnetes Gedaͤchtniß zu Hebron.
Abhandelung.

GEliebte/ und zum Theil Hochbetruͤbte/ allerſeits mitlei-
dende fromme Hertzen/
ſo wird nun in
Des groſſen Abrahams geſegneten Gedaͤcht-
niß zu Hebron

gedacht

I. Seines ehrlichen Alters. Das iſt Abrahams Al-
ter/ daß er gelebet hat hundert und fuͤnff und ſiebentzig
Jahr.
Uberhaupt gedencket Moſes des Alters Abrahams/ daß
ers habe auf hundert und fuͤnff und ſiebentzig Jahr gebracht. Jn
Wahrheit/ das Alter reichet bey weiten nicht an das Alter derer
Patriarchen in der erſten Welt/ als welche es faſt ſehr nahe an
tauſend Jahr brachten. Mathuſalah lebte 969. Jahr/ ꝛc. Auch
wolte es nicht zulaͤnglich werden dem Alter derer Vaͤter zu An-
fangs in der erſten Welt. Noah lebte 950. Jahr. Aber dem un-
geacht war es gleichwohl auch ein ziemlich groſſes Alter nach der-
ſelben Zeit/ da das lange Leben ſchon laͤngſt abgenommen hatte.
Denn halten wir es voritzo/ nach Moſis Ausſpruch/ vor was groſ-
ſes/ wenn es einer auf 70. oder 80. Jahr hinaus bringet. Was ſol-
len wir nicht ſagen von 175. Jahren? Hier wollen wir uns nicht in
weitlaͤufftigen Diſcurs einlaſſen/ noch die Sache/ die ohne dem
ziemlich ausgemacht iſt/ weiter unterſuchen/ und fragen: Warum
die Leute in der erſten Zeit ſo lange gelebet/ und itzo das Leben ſo gar
ſehr abgenommen/ daß es nach der vorigen Zeit faſt vor kein Leben
zu rechnen? Denn da bringts der tauſende unter uns nicht auf 70.
oder 80. Jahr/ geſchweige auff 175. Jahr. Kurtz: Zum langen
Leben mochte es dazumahl wohl was groſſes beygetragen haben/
daß die lieben Patriarchen und Rechtglaͤubigen dem Freſſen und
Sauffen/ der Unzucht/ dem Zorn/ Muͤßiggang und andern La-
ſtern/ durch welche heutiges Tages viel tauſend vor der Zeit hin-

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[15/0015] geſegnetes Gedaͤchtniß zu Hebron. Abhandelung. GEliebte/ und zum Theil Hochbetruͤbte/ allerſeits mitlei- dende fromme Hertzen/ ſo wird nun in Des groſſen Abrahams geſegneten Gedaͤcht- niß zu Hebron gedacht I. Seines ehrlichen Alters. Das iſt Abrahams Al- ter/ daß er gelebet hat hundert und fuͤnff und ſiebentzig Jahr. Uberhaupt gedencket Moſes des Alters Abrahams/ daß ers habe auf hundert und fuͤnff und ſiebentzig Jahr gebracht. Jn Wahrheit/ das Alter reichet bey weiten nicht an das Alter derer Patriarchen in der erſten Welt/ als welche es faſt ſehr nahe an tauſend Jahr brachten. Mathuſalah lebte 969. Jahr/ ꝛc. Auch wolte es nicht zulaͤnglich werden dem Alter derer Vaͤter zu An- fangs in der erſten Welt. Noah lebte 950. Jahr. Aber dem un- geacht war es gleichwohl auch ein ziemlich groſſes Alter nach der- ſelben Zeit/ da das lange Leben ſchon laͤngſt abgenommen hatte. Denn halten wir es voritzo/ nach Moſis Ausſpruch/ vor was groſ- ſes/ wenn es einer auf 70. oder 80. Jahr hinaus bringet. Was ſol- len wir nicht ſagen von 175. Jahren? Hier wollen wir uns nicht in weitlaͤufftigen Diſcurs einlaſſen/ noch die Sache/ die ohne dem ziemlich ausgemacht iſt/ weiter unterſuchen/ und fragen: Warum die Leute in der erſten Zeit ſo lange gelebet/ und itzo das Leben ſo gar ſehr abgenommen/ daß es nach der vorigen Zeit faſt vor kein Leben zu rechnen? Denn da bringts der tauſende unter uns nicht auf 70. oder 80. Jahr/ geſchweige auff 175. Jahr. Kurtz: Zum langen Leben mochte es dazumahl wohl was groſſes beygetragen haben/ daß die lieben Patriarchen und Rechtglaͤubigen dem Freſſen und Sauffen/ der Unzucht/ dem Zorn/ Muͤßiggang und andern La- ſtern/ durch welche heutiges Tages viel tauſend vor der Zeit hin- ge-

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Zitationshilfe: Strobach, Johann Georg: Des grossen Abrahams Gesegnetes Gedächtniß zu Hebron. Pirna, 1713, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392437/15>, abgerufen am 29.03.2024.