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Strobach, Johann Georg: Des grossen Abrahams Gesegnetes Gedächtniß zu Hebron. Pirna, 1713.

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Des grossen Abrahams
nicht hervor wachsen/ wohl aber/ was gesäet wird/ weiln uns die
Schrifft versichert/ daß die Leiber der Verstorbenen wieder werden
grünen/ und lebendig werden/ so verscharren wir sie auch in die
Erde/ daß sie zu seiner Zeit wieder heraus wachsen in viel grösser
Herrlichkeit/ als sie gesäet worden/ dannenhero wir auch die
Stätte/ da die Verstorbenen liegen/ GOttes-Acker pflegen zu
nennen. Von Anfang her ist es auch also bey dem Volcke GOt-
tes für und für gehalten worden/ daß sie ihre Todten begraben;
Abraham begrub sein Weib Saram; Jsaac ward von Esau und
Jacob/ Jacob von Joseph und denen andern Söhnen begraben;
Mosen hat GOtt selbst begraben; Des Begräbnisses Davids
und anderer Könige wird in der Schrifft gedacht. Der HErr
Christus selber ist nach seinem Todte begraben worden/ hat unse-
re Gräber geheiliget/ und die Engel haben sich darinnen sehen
lassen/ daß man desto weniger das Grab scheuen darff; Und so
ward auch Abraham begraben/ denn diese Verheissung hatte ihm
GOtt der HERR schon längst voran gethan/ daß sein Leich-
Gen. 15, 15.nam nicht solte im Todte hingeworffen/ sondern mit Frie-
den fahren/ und in gutem Alter begraben werden.

2.) Die Leichen-Bestatter waren Jsaac und Jsmael/ das wa-
ren die zweene vornehmsten Söhne Abrahams; Jsaac hatte er
gezeuget mit Sara/ Jsmael mit Hagar; Derer andern Söhne/
so ihme Kethura gebahr/ wird bey dem Begräbniß/ als die weit
entfernet waren/ nicht gedacht. Jsaac und Jsmael waren ein
paar halb-Brüder/ von ungleichen Stande und Gemüthe; Jsaac
war geistlich/ blieb im Väterlichen Guthe/ und wolte ins Lehr-
Amt und Hauß-Verwaltung; Jsmael war weltlich/ und der
Miliz ergeben/ und ward vom Vater bey Lebens-Zeit zugleich
mit seiner Mutter Hagar mit Geschencken abgefunden. Jsaac
war gar eines frommen/ stillen und friedfertigen Gemüthes/ J-
smael aber wilder und hönischer Art/ und auff Jsaac nicht wohl
zu sprechen; Aber dem ungeacht waren sie doch bey dem Leichen-

Be-

Des groſſen Abrahams
nicht hervor wachſen/ wohl aber/ was geſaͤet wird/ weiln uns die
Schrifft verſichert/ daß die Leiber der Verſtorbenen wieder werden
gruͤnen/ und lebendig werden/ ſo verſcharren wir ſie auch in die
Erde/ daß ſie zu ſeiner Zeit wieder heraus wachſen in viel groͤſſer
Herrlichkeit/ als ſie geſaͤet worden/ dannenhero wir auch die
Staͤtte/ da die Verſtorbenen liegen/ GOttes-Acker pflegen zu
nennen. Von Anfang her iſt es auch alſo bey dem Volcke GOt-
tes fuͤr und fuͤr gehalten worden/ daß ſie ihre Todten begraben;
Abraham begrub ſein Weib Saram; Jſaac ward von Eſau und
Jacob/ Jacob von Joſeph und denen andern Soͤhnen begraben;
Moſen hat GOtt ſelbſt begraben; Des Begraͤbniſſes Davids
und anderer Koͤnige wird in der Schrifft gedacht. Der HErr
Chriſtus ſelber iſt nach ſeinem Todte begraben worden/ hat unſe-
re Graͤber geheiliget/ und die Engel haben ſich darinnen ſehen
laſſen/ daß man deſto weniger das Grab ſcheuen darff; Und ſo
ward auch Abraham begraben/ denn dieſe Verheiſſung hatte ihm
GOtt der HERR ſchon laͤngſt voran gethan/ daß ſein Leich-
Gen. 15, 15.nam nicht ſolte im Todte hingeworffen/ ſondern mit Frie-
den fahren/ und in gutem Alter begraben werden.

2.) Die Leichen-Beſtatter waren Jſaac und Jſmael/ das wa-
ren die zweene vornehmſten Soͤhne Abrahams; Jſaac hatte er
gezeuget mit Sara/ Jſmael mit Hagar; Derer andern Soͤhne/
ſo ihme Kethura gebahr/ wird bey dem Begraͤbniß/ als die weit
entfernet waren/ nicht gedacht. Jſaac und Jſmael waren ein
paar halb-Bruͤder/ von ungleichen Stande und Gemuͤthe; Jſaac
war geiſtlich/ blieb im Vaͤterlichen Guthe/ und wolte ins Lehr-
Amt und Hauß-Verwaltung; Jſmael war weltlich/ und der
Miliz ergeben/ und ward vom Vater bey Lebens-Zeit zugleich
mit ſeiner Mutter Hagar mit Geſchencken abgefunden. Jſaac
war gar eines frommen/ ſtillen und friedfertigen Gemuͤthes/ J-
ſmael aber wilder und hoͤniſcher Art/ und auff Jſaac nicht wohl
zu ſprechen; Aber dem ungeacht waren ſie doch bey dem Leichen-

Be-
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[26/0026] Des groſſen Abrahams nicht hervor wachſen/ wohl aber/ was geſaͤet wird/ weiln uns die Schrifft verſichert/ daß die Leiber der Verſtorbenen wieder werden gruͤnen/ und lebendig werden/ ſo verſcharren wir ſie auch in die Erde/ daß ſie zu ſeiner Zeit wieder heraus wachſen in viel groͤſſer Herrlichkeit/ als ſie geſaͤet worden/ dannenhero wir auch die Staͤtte/ da die Verſtorbenen liegen/ GOttes-Acker pflegen zu nennen. Von Anfang her iſt es auch alſo bey dem Volcke GOt- tes fuͤr und fuͤr gehalten worden/ daß ſie ihre Todten begraben; Abraham begrub ſein Weib Saram; Jſaac ward von Eſau und Jacob/ Jacob von Joſeph und denen andern Soͤhnen begraben; Moſen hat GOtt ſelbſt begraben; Des Begraͤbniſſes Davids und anderer Koͤnige wird in der Schrifft gedacht. Der HErr Chriſtus ſelber iſt nach ſeinem Todte begraben worden/ hat unſe- re Graͤber geheiliget/ und die Engel haben ſich darinnen ſehen laſſen/ daß man deſto weniger das Grab ſcheuen darff; Und ſo ward auch Abraham begraben/ denn dieſe Verheiſſung hatte ihm GOtt der HERR ſchon laͤngſt voran gethan/ daß ſein Leich- nam nicht ſolte im Todte hingeworffen/ ſondern mit Frie- den fahren/ und in gutem Alter begraben werden. Gen. 15, 15. 2.) Die Leichen-Beſtatter waren Jſaac und Jſmael/ das wa- ren die zweene vornehmſten Soͤhne Abrahams; Jſaac hatte er gezeuget mit Sara/ Jſmael mit Hagar; Derer andern Soͤhne/ ſo ihme Kethura gebahr/ wird bey dem Begraͤbniß/ als die weit entfernet waren/ nicht gedacht. Jſaac und Jſmael waren ein paar halb-Bruͤder/ von ungleichen Stande und Gemuͤthe; Jſaac war geiſtlich/ blieb im Vaͤterlichen Guthe/ und wolte ins Lehr- Amt und Hauß-Verwaltung; Jſmael war weltlich/ und der Miliz ergeben/ und ward vom Vater bey Lebens-Zeit zugleich mit ſeiner Mutter Hagar mit Geſchencken abgefunden. Jſaac war gar eines frommen/ ſtillen und friedfertigen Gemuͤthes/ J- ſmael aber wilder und hoͤniſcher Art/ und auff Jſaac nicht wohl zu ſprechen; Aber dem ungeacht waren ſie doch bey dem Leichen- Be-

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Zitationshilfe: Strobach, Johann Georg: Des grossen Abrahams Gesegnetes Gedächtniß zu Hebron. Pirna, 1713, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392437/26>, abgerufen am 24.04.2024.