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Scheffrich, Jakob: Christi agonia [gr.] Et Piorum etoanaeia. Oels, 1624.

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Ehrenzeugnüß.
das hellscheinende Liecht ist jhr bey hellem tage außgeloschen:
das nun mehr an allen orten vnd enden finster vnd tunckel ist.
Die hinterlassenen Söhne klagen vnd sagen: Wir haben
verlohren vnsern Zuchtmeister/ der vns zu aller Pietet vnd
Erbarkeit aufferzogen hat: Wir haben verlohren vnsern
Ernehrer vnd Versorger/ der da trewlich für vns gesorget
hat: Wir haben verlohren vnsern trewen Vorbitter bey
Gott/ der sein Gebet täglich auch für vns zu Gott hinauff
geschickt: Der Stab darauff wir vns gelehnet ist zu brochen.
Jn Summa/ wir haben allesamm einen recht fromen Gott-
liebenden Vater verlohren: Dieses hat dermassen vnser
Hertz verwundet das mildiglich die Hertzträhnen zu vnsern
Augen herauß fliessen.

Aber O Hochbetrübete Fr. Witwe/ O lieben hinter-
lassene Wayselein/ haltet ein wenig stille/ mässiget Ewer
Klagen vnnd Weinen/ bedencket inn diesem Todes fall:1.
DEI be-
nignitas.

1. Dei benignitatem, Gottes des Herren Güttig-
keit: GOtt ist auch mitten im Creutz Ewer lieber Vater/
Er hat Euch nicht verlassen/ wils auch nicht thun inn alle
Ewigkeit: Denn es bleibet auch allhier wahr/ was König
David im 103. Psalm saget: Wie sich ein Vater vberPs. 103. 13.
Kinder erbarmet/ so erbarmet sich der HErr vber die/ so
jhn fürchten: Davon auch Augustinus gar fein geschriben:Augustin.
Et cum blandiris Pater es: & cum caedis Pater es: blan-
diris ne deficiam, caedis ne peream.
Das ist: Du siehest
O fromer Gott süsse oder sawer/ du tröstest oder straffest/
so bistu doch vnser Vater: Du Liebkosest mir/ damit ich im
Creutz nicht verschmachte: Du straffest mich/ auff das ichHieronym.
vixit sec.
4.

nicht verterbe. Der H. Hieronymus, Als Er in gleichem
fall eine betrübte Person trösten wolte/ sprach Er: Raptus
est filius tuus, durum quidem, sed tolerabile, rapuit

enim
G

Ehrenzeugnuͤß.
das hellſcheinende Liecht iſt jhr bey hellem tage außgeloſchẽ:
das nun mehr an allen orten vñ enden finſter vnd tunckel iſt.
Die hinterlaſſenen Soͤhne klagen vnd ſagen: Wir haben
verlohren vnſern Zuchtmeiſter/ der vns zu aller Pietet vnd
Erbarkeit aufferzogen hat: Wir haben verlohren vnſern
Ernehrer vnd Verſorger/ der da trewlich fuͤr vns geſorget
hat: Wir haben verlohren vnſern trewen Vorbitter bey
Gott/ der ſein Gebet taͤglich auch fuͤr vns zu Gott hinauff
geſchickt: Der Stab darauff wir vns gelehnet iſt zu brochẽ.
Jn Summa/ wir haben alleſam̃ einen recht fromen Gott-
liebenden Vater verlohren: Dieſes hat dermaſſen vnſer
Hertz verwundet das mildiglich die Hertztraͤhnen zu vnſern
Augen herauß flieſſen.

Aber O Hochbetruͤbete Fr. Witwe/ O lieben hinter-
laſſene Wayſelein/ haltet ein wenig ſtille/ maͤſſiget Ewer
Klagen vnnd Weinen/ bedencket inn dieſem Todes fall:1.
DEI be-
nignitas.

1. Dei benignitatem, Gottes des Herren Guͤttig-
keit: GOtt iſt auch mitten im Creutz Ewer lieber Vater/
Er hat Euch nicht verlaſſen/ wils auch nicht thun inn alle
Ewigkeit: Denn es bleibet auch allhier wahr/ was Koͤnig
David im 103. Pſalm ſaget: Wie ſich ein Vater vberPſ. 103. ꝟ 13.
Kinder erbarmet/ ſo erbarmet ſich der HErꝛ vber die/ ſo
jhn fuͤrchten: Davon auch Auguſtinus gar fein geſchribẽ:Auguſtin.
Et cum blandiris Pater es: & cum cædis Pater es: blan-
diris ne deficiam, cædis ne peream.
Das iſt: Du ſieheſt
O fromer Gott ſuͤſſe oder ſawer/ du troͤſteſt oder ſtraffeſt/
ſo biſtu doch vnſer Vater: Du Liebkoſeſt mir/ damit ich im
Creutz nicht verſchmachte: Du ſtraffeſt mich/ auff das ichHieronym.
vixit ſec.
4.

nicht verterbe. Der H. Hieronymus, Als Er in gleichem
fall eine betruͤbte Perſon troͤſten wolte/ ſprach Er: Raptus
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[[49]/0049] Ehrenzeugnuͤß. das hellſcheinende Liecht iſt jhr bey hellem tage außgeloſchẽ: das nun mehr an allen orten vñ enden finſter vnd tunckel iſt. Die hinterlaſſenen Soͤhne klagen vnd ſagen: Wir haben verlohren vnſern Zuchtmeiſter/ der vns zu aller Pietet vnd Erbarkeit aufferzogen hat: Wir haben verlohren vnſern Ernehrer vnd Verſorger/ der da trewlich fuͤr vns geſorget hat: Wir haben verlohren vnſern trewen Vorbitter bey Gott/ der ſein Gebet taͤglich auch fuͤr vns zu Gott hinauff geſchickt: Der Stab darauff wir vns gelehnet iſt zu brochẽ. Jn Summa/ wir haben alleſam̃ einen recht fromen Gott- liebenden Vater verlohren: Dieſes hat dermaſſen vnſer Hertz verwundet das mildiglich die Hertztraͤhnen zu vnſern Augen herauß flieſſen. Aber O Hochbetruͤbete Fr. Witwe/ O lieben hinter- laſſene Wayſelein/ haltet ein wenig ſtille/ maͤſſiget Ewer Klagen vnnd Weinen/ bedencket inn dieſem Todes fall: 1. Dei benignitatem, Gottes des Herren Guͤttig- keit: GOtt iſt auch mitten im Creutz Ewer lieber Vater/ Er hat Euch nicht verlaſſen/ wils auch nicht thun inn alle Ewigkeit: Denn es bleibet auch allhier wahr/ was Koͤnig David im 103. Pſalm ſaget: Wie ſich ein Vater vber Kinder erbarmet/ ſo erbarmet ſich der HErꝛ vber die/ ſo jhn fuͤrchten: Davon auch Auguſtinus gar fein geſchribẽ: Et cum blandiris Pater es: & cum cædis Pater es: blan- diris ne deficiam, cædis ne peream. Das iſt: Du ſieheſt O fromer Gott ſuͤſſe oder ſawer/ du troͤſteſt oder ſtraffeſt/ ſo biſtu doch vnſer Vater: Du Liebkoſeſt mir/ damit ich im Creutz nicht verſchmachte: Du ſtraffeſt mich/ auff das ich nicht verterbe. Der H. Hieronymus, Als Er in gleichem fall eine betruͤbte Perſon troͤſten wolte/ ſprach Er: Raptus eſt filius tuus, durum quidem, ſed tolerabile, rapuit enim 1. DEI be- nignitas. Pſ. 103. ꝟ 13. Auguſtin. Hieronym. vixit ſec. 4. G

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Zitationshilfe: Scheffrich, Jakob: Christi agonia [gr.] Et Piorum etoanaeia. Oels, 1624, S. [49]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/511792/49>, abgerufen am 28.03.2024.