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Huber, David: Triumphus Paschalis, Beständige Osterfreude/ der wahren Christgläubigen. Breslau, [1623].

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Paschalis.
trübte Herr Wittwer wundern vnnd fragen
möchte/ Wie sich dann wol die angezielte Oster-
frewde auff jhn vnd seinen schmertzhafften traw-
rigen Zustandt schicken vnd reimen wolle/ Vnd
wie Er sich frewen solle/ da Er allenthalben mit
Leyd vnd schmertzlicher Klage vberschüttet sey?

Als müssen wir jhme billich dieses antwor-
ten: Daß wir freylich gestehen vnd nachgeben
müssen/ daß jhnen Gott durch die benehmung
seines hertzlieben Ehegenossens zwar voll Jam-
mers gemacht/ also daß jhme sein Hertze freylich/
so Er seine geliebte Ehepfläntzlein vor Augen si-
het/ vor Schmertzen im Leibe zerbrechen mochte/
Sintemahln es doch wahr bleibet/ was der Poet
hier von geschrieben hat:

Non dolor est major, qvam cum violentia
mortis,
Unanimi solvit corda ligata fide.
Das ist:

Auff Erden ist kein grösser Schmertzen/
Denn wann der Todt trennt liebe Hertzen.

Dannenhero so Er sich frewen/ vnd nicht
viel mehr solchen Fall hertzlich betrawren solte/
Er gar vnbillich vnd vnzimblich hierinnen han-
deln würde/ dieweiln doch Syrach ernstlich in

sol-

Paschalis.
truͤbte Herr Wittwer wundern vnnd fragen
moͤchte/ Wie ſich dann wol die angezielte Oſter-
frewde auff jhn vnd ſeinen ſchmertzhafften traw-
rigen Zuſtandt ſchicken vnd reimen wolle/ Vnd
wie Er ſich frewen ſolle/ da Er allenthalben mit
Leyd vnd ſchmertzlicher Klage vberſchuͤttet ſey?

Als muͤſſen wir jhme billich dieſes antwor-
ten: Daß wir freylich geſtehen vnd nachgeben
muͤſſen/ daß jhnen Gott durch die benehmung
ſeines hertzlieben Ehegenoſſens zwar voll Jam-
mers gemacht/ alſo daß jhme ſein Hertze freylich/
ſo Er ſeine geliebte Ehepflaͤntzlein vor Augen ſi-
het/ vor Schmertzen im Leibe zerbrechen mochte/
Sintemahln es doch wahr bleibet/ was der Poet
hier von geſchrieben hat:

Non dolor eſt major, qvàm cùm violentia
mortis,
Unanimi ſolvit corda ligata fide.
Das iſt:

Auff Erden iſt kein groͤſſer Schmertzen/
Denn wann der Todt trennt liebe Hertzen.

Dannenhero ſo Er ſich frewen/ vnd nicht
viel mehr ſolchen Fall hertzlich betrawren ſolte/
Er gar vnbillich vnd vnzimblich hierinnen han-
deln wuͤrde/ dieweiln doch Syrach ernſtlich in

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[[45]/0045] Paschalis. truͤbte Herr Wittwer wundern vnnd fragen moͤchte/ Wie ſich dann wol die angezielte Oſter- frewde auff jhn vnd ſeinen ſchmertzhafften traw- rigen Zuſtandt ſchicken vnd reimen wolle/ Vnd wie Er ſich frewen ſolle/ da Er allenthalben mit Leyd vnd ſchmertzlicher Klage vberſchuͤttet ſey? Als muͤſſen wir jhme billich dieſes antwor- ten: Daß wir freylich geſtehen vnd nachgeben muͤſſen/ daß jhnen Gott durch die benehmung ſeines hertzlieben Ehegenoſſens zwar voll Jam- mers gemacht/ alſo daß jhme ſein Hertze freylich/ ſo Er ſeine geliebte Ehepflaͤntzlein vor Augen ſi- het/ vor Schmertzen im Leibe zerbrechen mochte/ Sintemahln es doch wahr bleibet/ was der Poet hier von geſchrieben hat: Non dolor eſt major, qvàm cùm violentia mortis, Unanimi ſolvit corda ligata fide. Das iſt: Auff Erden iſt kein groͤſſer Schmertzen/ Denn wann der Todt trennt liebe Hertzen. Dannenhero ſo Er ſich frewen/ vnd nicht viel mehr ſolchen Fall hertzlich betrawren ſolte/ Er gar vnbillich vnd vnzimblich hierinnen han- deln wuͤrde/ dieweiln doch Syrach ernſtlich in ſol-

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Zitationshilfe: Huber, David: Triumphus Paschalis, Beständige Osterfreude/ der wahren Christgläubigen. Breslau, [1623], S. [45]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/522328/45>, abgerufen am 25.04.2024.