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Schellenberger, Christoph: Leichpredig Bey der Christlichen Bestattung. Gießen, 1618.

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Christliche Leichpredig.

Zwar/ wann wir in dem Stande der Vnschuld das na-
türlich Leben zugebracht hetten/ so were solch vnser natürlich
Leb[en] zugleich auch ein Gnadenreiches Geistliches Leben ge-
wesen/ Sintemahl Gott ohne vnterlaß mit seinen Gnaden
in vns gewohnet/ vnd vns endlich auch das ewige Leben gege-
ben hette/ dar zu wir erschaffen waren. Sap. 2. v. 23.

Nach dem wir aber Gott dem HErrn Vngehorsam wor-
den/ vnd sein Gebot freventlicher weise überschritten/ seind
wir dadurch in Geistlichen Todt gerathen/ das ist/ wir sind vor
Gottes Augen todt/ als von welchem wir vns durch die Sün-
de abgewandet hatten. Darauf zur straffe auch der ander
Todt/ das ist/ der ewige Todt/ vnd das ewige Verdamnuß
über vns erfolgen solte.

Solten wir nun deme entgehen/ so war kein ander Mit-
tel/ als daß vns Christus/ alß der rechte Gesalbte deß HErrn/2. Spirituae
lem seu
Gratiae.

der vns mit dem Vatter vnd dem H. Geiste/ das Natürliche
Leben gegeben hatte/ auch das Gnadenreiche geistliche Le-
ben/ vnd hiernechst auch das ewige Leben wider gebe. WelchesAEterna[m]
seu Gloriae.

jhn zu erwerbem sehr viel gekostet hat/ nemblich/ nicht ver-
genglich Golt oder Silber/ sondern sein heyliges
tewres Blut/ vnnd sein vnschuldiges Leyden vnnd
Sterben
Pet. 1. v. 19. Denn dadurch hat Er die Sün-Quam ac-
quisivit non
auro & ar-
gento, sed
precioso
suo san-
guine.

de zugesiegelt/ die Missethat versöhnet/ Gerechtig-
keit vnnd ewiges Leben erworben vnnd zu wegen
bracht/
nach der Weissagung deß Prophethen Danielis cap.
9. v. 24. vnd dem Zeugniß S. Pauli 2. Tim. 1. v. 10.

Ehe wir aber zu solchem ewigen Leben kommen/ müssenCujus qui
volunt sie-
ri partici-
pes.

wie zuvor auch hie Leben in vita [s]pirituali seu Gratiae, das
ist/ in dem Gnadenreichen geistlichen Leben. Das ist/ wir müs-

sen vn-
B
Chriſtliche Leichpredig.

Zwar/ wann wir in dem Stande der Vnſchuld das na-
tuͤrlich Leben zugebracht hetten/ ſo were ſolch vnſer natuͤrlich
Leb[en] zugleich auch ein Gnadenreiches Geiſtliches Leben ge-
weſen/ Sintemahl Gott ohne vnterlaß mit ſeinen Gnaden
in vns gewohnet/ vnd vns endlich auch das ewige Leben gege-
ben hette/ dar zu wir erſchaffen waren. Sap. 2. v. 23.

Nach dem wir aber Gott dem HErꝛn Vngehorſam wor-
den/ vnd ſein Gebot freventlicher weiſe uͤberſchritten/ ſeind
wir dadurch in Geiſtlichen Todt gerathen/ das iſt/ wir ſind vor
Gottes Augen todt/ als von welchem wir vns durch die Suͤn-
de abgewandet hatten. Darauf zur ſtraffe auch der ander
Todt/ das iſt/ der ewige Todt/ vnd das ewige Verdamnuß
uͤber vns erfolgen ſolte.

Solten wir nun deme entgehen/ ſo war kein ander Mit-
tel/ als daß vns Chriſtus/ alß der rechte Geſalbte deß HErꝛn/2. Spirituæ
lem ſeu
Gratiæ.

der vns mit dem Vatter vnd dem H. Geiſte/ das Natuͤrliche
Leben gegeben hatte/ auch das Gnadenreiche geiſtliche Le-
ben/ vnd hiernechſt auch das ewige Leben wider gebe. WelchesAEterna[m]
ſeu Gloriæ.

jhn zu erwerbem ſehr viel gekoſtet hat/ nemblich/ nicht ver-
genglich Golt oder Silber/ ſondern ſein heyliges
tewres Blut/ vnnd ſein vnſchuldiges Leyden vnnd
Sterben
Pet. 1. v. 19. Denn dadurch hat Er die Suͤn-Quam ac-
quiſivit nõ
auro & ar-
gento, ſed
precioſo
ſuo ſan-
guine.

de zugeſiegelt/ die Miſſethat verſoͤhnet/ Gerechtig-
keit vnnd ewiges Leben erworben vnnd zu wegen
bracht/
nach der Weiſſagung deß Prophethen Danielis cap.
9. v. 24. vnd dem Zeugniß S. Pauli 2. Tim. 1. v. 10.

Ehe wir aber zu ſolchem ewigen Leben kommen/ muͤſſenCujus qui
volunt ſie-
ri partici-
pes.

wie zuvor auch hie Leben in vita [ſ]pirituali ſeu Gratiæ, das
iſt/ in dem Gnadenreichen geiſtlichen Leben. Das iſt/ wir muͤſ-

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[9/0009] Chriſtliche Leichpredig. Zwar/ wann wir in dem Stande der Vnſchuld das na- tuͤrlich Leben zugebracht hetten/ ſo were ſolch vnſer natuͤrlich Leben zugleich auch ein Gnadenreiches Geiſtliches Leben ge- weſen/ Sintemahl Gott ohne vnterlaß mit ſeinen Gnaden in vns gewohnet/ vnd vns endlich auch das ewige Leben gege- ben hette/ dar zu wir erſchaffen waren. Sap. 2. v. 23. Nach dem wir aber Gott dem HErꝛn Vngehorſam wor- den/ vnd ſein Gebot freventlicher weiſe uͤberſchritten/ ſeind wir dadurch in Geiſtlichen Todt gerathen/ das iſt/ wir ſind vor Gottes Augen todt/ als von welchem wir vns durch die Suͤn- de abgewandet hatten. Darauf zur ſtraffe auch der ander Todt/ das iſt/ der ewige Todt/ vnd das ewige Verdamnuß uͤber vns erfolgen ſolte. Solten wir nun deme entgehen/ ſo war kein ander Mit- tel/ als daß vns Chriſtus/ alß der rechte Geſalbte deß HErꝛn/ der vns mit dem Vatter vnd dem H. Geiſte/ das Natuͤrliche Leben gegeben hatte/ auch das Gnadenreiche geiſtliche Le- ben/ vnd hiernechſt auch das ewige Leben wider gebe. Welches jhn zu erwerbem ſehr viel gekoſtet hat/ nemblich/ nicht ver- genglich Golt oder Silber/ ſondern ſein heyliges tewres Blut/ vnnd ſein vnſchuldiges Leyden vnnd Sterben Pet. 1. v. 19. Denn dadurch hat Er die Suͤn- de zugeſiegelt/ die Miſſethat verſoͤhnet/ Gerechtig- keit vnnd ewiges Leben erworben vnnd zu wegen bracht/ nach der Weiſſagung deß Prophethen Danielis cap. 9. v. 24. vnd dem Zeugniß S. Pauli 2. Tim. 1. v. 10. 2. Spirituæ lem ſeu Gratiæ. AEternam ſeu Gloriæ. Quam ac- quiſivit nõ auro & ar- gento, ſed precioſo ſuo ſan- guine. Ehe wir aber zu ſolchem ewigen Leben kommen/ muͤſſen wie zuvor auch hie Leben in vita ſpirituali ſeu Gratiæ, das iſt/ in dem Gnadenreichen geiſtlichen Leben. Das iſt/ wir muͤſ- ſen vn- Cujus qui volunt ſie- ri partici- pes. B

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Zitationshilfe: Schellenberger, Christoph: Leichpredig Bey der Christlichen Bestattung. Gießen, 1618, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523612/9>, abgerufen am 29.03.2024.