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Becker, Cornelius: Leichpredigt. Leipzig, 1594.

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Wir leben all auff einen Tag/
Wir elenden Madensack.
Wer ist einer? Wer ist keiner?
Wer ist dieser? Wer ist jener?
Traum vnd Schatten: Mot vnd Matten
Sind wir alle/ Vnd kommen bald zu falle.
Vnd weil wir denn sind Mist vnd Kot/
Vnd sterben all in angst vnd not/
Wie das wir denn so sehr stoltzieren?
Den alten Adam so viel hofieren?
Vnd wissen doch nicht Stund vnd Tag/
Wenn Gott von hinnen vns fodern mag.

Vnd dieses behaltet geliebten/ vom andern Stück.

Zum Dritten.

LAst vns nun auch beschließlichen deß trostes war-
nemen/ der vns in verlesenen Worten/ wie wol
etwas von ferne/ angedeutet vnd gezeuget wird/
in dem das Job hie eine frage auff die Bahne bringt/ wie
vnd wer da wolle einen Reinen finden/ bey denen da
keiner rein ist/
Diß ist recht Quaestio Magistralis, die
alleine auß Gottes Wort muß auffgelöset werden Vnd
ist zwar an dem/ das Job diese wort in hoher anfechtung
redet/ da er gleich auß vngedult herauß fehret/ vnnd mit
Gott expostuliret, Warumb er jhn doch so hart in sei-
nem Gerichte anstrenge/ da jhm doch mehr als wol be-

wust/
Wir leben all auff einen Tag/
Wir elenden Madenſack.
Wer iſt einer? Wer iſt keiner?
Wer iſt dieſer? Wer iſt jener?
Traum vnd Schatten: Mot vnd Matten
Sind wir alle/ Vnd kommen bald zu falle.
Vnd weil wir denn ſind Miſt vnd Kot/
Vnd ſterben all in angſt vnd not/
Wie das wir denn ſo ſehr ſtoltzieren?
Den alten Adam ſo viel hofieren?
Vnd wiſſen doch nicht Stund vnd Tag/
Wenn Gott von hinnen vns fodern mag.

Vnd dieſes behaltet geliebten/ vom andern Stuͤck.

Zum Dritten.

LAſt vns nun auch beſchließlichen deß troſtes war-
nemen/ der vns in verleſenen Worten/ wie wol
etwas von ferne/ angedeutet vnd gezeuget wird/
in dem das Job hie eine frage auff die Bahne bringt/ wie
vnd wer da wolle einen Reinen finden/ bey denen da
keiner rein iſt/
Diß iſt recht Quæſtio Magiſtralis, die
alleine auß Gottes Wort muß auffgeloͤſet werden Vnd
iſt zwar an dem/ das Job dieſe wort in hoher anfechtung
redet/ da er gleich auß vngedult herauß fehret/ vnnd mit
Gott expoſtuliret, Warumb er jhn doch ſo hart in ſei-
nem Gerichte anſtrenge/ da jhm doch mehr als wol be-

wuſt/
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[18/0024] Wir leben all auff einen Tag/ Wir elenden Madenſack. Wer iſt einer? Wer iſt keiner? Wer iſt dieſer? Wer iſt jener? Traum vnd Schatten: Mot vnd Matten Sind wir alle/ Vnd kommen bald zu falle. Vnd weil wir denn ſind Miſt vnd Kot/ Vnd ſterben all in angſt vnd not/ Wie das wir denn ſo ſehr ſtoltzieren? Den alten Adam ſo viel hofieren? Vnd wiſſen doch nicht Stund vnd Tag/ Weñ Gott von hiñen vns fodern mag. Vnd dieſes behaltet geliebten/ vom andern Stuͤck. Zum Dritten. LAſt vns nun auch beſchließlichen deß troſtes war- nemen/ der vns in verleſenen Worten/ wie wol etwas von ferne/ angedeutet vnd gezeuget wird/ in dem das Job hie eine frage auff die Bahne bringt/ wie vnd wer da wolle einen Reinen finden/ bey denen da keiner rein iſt/ Diß iſt recht Quæſtio Magiſtralis, die alleine auß Gottes Wort muß auffgeloͤſet werden Vnd iſt zwar an dem/ das Job dieſe wort in hoher anfechtung redet/ da er gleich auß vngedult herauß fehret/ vnnd mit Gott expoſtuliret, Warumb er jhn doch ſo hart in ſei- nem Gerichte anſtrenge/ da jhm doch mehr als wol be- wuſt/

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Zitationshilfe: Becker, Cornelius: Leichpredigt. Leipzig, 1594, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524470/24>, abgerufen am 29.03.2024.