Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite
Dritt-Reimen
oder
Kurtzer Begriff des gantzen Werckes.

(Vermerck: Die doppelten Reimungen und beygesezten
Stern-Zeichen deuten des Ubersetzers Zusatz/ und
Erfindung etlicher Kling-Gedichte an.)

Ihr Nimphen/ (und die ihr das Frauenzimmer ehrt)
Last ein geneigtes Aug auff diß Gedichte fliessen/
Das euer hohes Lob auff neue Weise mehrt.
1. Das schöne Kind.

Schaut einen Blumen-Mäy im frühsten Lentz entsprissen.
Da kaum die Morgenröth uns zeigt der Sonnen Licht/
Und wir schon ihre Glutt eh fühln als kennen müssen.
2. Die Schöne Kleine.

Es schwächt der kleine Leib den Ruff der Schönheit nicht:
Den Demant seht ihr ja für grossen Steinen prangen
Und wie die zarte Perl aus hellem Gold absticht.
3. Die Schöne Blatternde.

Scheut ihr den Blatter-Schmuck der überstickten Wangen/
Die Hitz und Feuchte kocht? So pflegt ein neues Kleid
Durch heiße Sonn und Bad der Adler zu erlangen.
4. Die Schöne mit hohem Rücken.

Klagt ihr das liebe Kind/ dem eine Last bereit
Von seiner Buhler Zahl die müden Schultern drücket?
Ach/ nennet sie vielmehr den Atlas dieser Zeit.
5. Die Schöne Hinckende.

Die/ deren lahmer Fuß sich nicht zum Lauffen schicket/
Wird billig auch gelobt/ weil sie nicht so mit Eil
Ihr angenehmes Bild von unserm Aug entrücket.

6. Die
M 4
Dritt-Reimen
oder
Kurtzer Begriff des gantzen Werckes.

(Vermerck: Die doppelten Reimungen und beygeſezten
Stern-Zeichen deuten des Uberſetzers Zuſatz/ und
Erfindung etlicher Kling-Gedichte an.)

Ihr Nimphen/ (und die ihr das Frauenzimmer ehrt)
Laſt ein geneigtes Aug auff diß Gedichte flieſſen/
Das euer hohes Lob auff neue Weiſe mehrt.
1. Das ſchoͤne Kind.

Schaut einen Blumen-Maͤy im fruͤhſten Lentz entſpriſſen.
Da kaum die Morgenroͤth uns zeigt der Sonnen Licht/
Und wir ſchon ihre Glutt eh fuͤhln als kennen muͤſſen.
2. Die Schoͤne Kleine.

Es ſchwaͤcht der kleine Leib den Ruff der Schoͤnheit nicht:
Den Demant ſeht ihr ja fuͤr groſſen Steinen prangen
Und wie die zarte Perl aus hellem Gold abſticht.
3. Die Schoͤne Blatternde.

Scheut ihr den Blatter-Schmuck der uͤberſtickten Wangen/
Die Hitz und Feuchte kocht? So pflegt ein neues Kleid
Durch heiße Sonn und Bad der Adler zu erlangen.
4. Die Schoͤne mit hohem Ruͤcken.

Klagt ihr das liebe Kind/ dem eine Laſt bereit
Von ſeiner Buhler Zahl die muͤden Schultern druͤcket?
Ach/ nennet ſie vielmehr den Atlas dieſer Zeit.
5. Die Schoͤne Hinckende.

Die/ deren lahmer Fuß ſich nicht zum Lauffen ſchicket/
Wird billig auch gelobt/ weil ſie nicht ſo mit Eil
Ihr angenehmes Bild von unſerm Aug entruͤcket.

6. Die
M 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0283" n="183"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Dritt-Reimen<lb/>
oder<lb/>
Kurtzer Begriff des gantzen                             Werckes.</hi> </head><lb/>
          <p>(<hi rendition="#fr">Vermerck: Die doppelten Reimungen und                                 beyge&#x017F;ezten<lb/><hi rendition="#et">Stern-Zeichen deuten des                                 Uber&#x017F;etzers Zu&#x017F;atz/ und<lb/>
Erfindung etlicher                                 Kling-Gedichte an.)</hi></hi></p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">I</hi>hr Nimphen/ (und die ihr das Frauenzimmer ehrt)</l><lb/>
              <l>La&#x017F;t ein geneigtes Aug auff diß Gedichte flie&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
              <l>Das euer hohes Lob auff neue Wei&#x017F;e mehrt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <head> <hi rendition="#b">1. Das &#x017F;cho&#x0364;ne Kind.</hi> </head><lb/>
              <l>Schaut einen Blumen-Ma&#x0364;y im fru&#x0364;h&#x017F;ten Lentz ent&#x017F;pri&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
              <l>Da kaum die Morgenro&#x0364;th uns zeigt der Sonnen Licht/</l><lb/>
              <l>Und wir &#x017F;chon ihre Glutt eh fu&#x0364;hln als kennen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <head> <hi rendition="#b">2. Die Scho&#x0364;ne Kleine.</hi> </head><lb/>
              <l>Es &#x017F;chwa&#x0364;cht der kleine Leib den Ruff der Scho&#x0364;nheit nicht:</l><lb/>
              <l>Den Demant &#x017F;eht ihr ja fu&#x0364;r gro&#x017F;&#x017F;en Steinen prangen</l><lb/>
              <l>Und wie die zarte Perl aus hellem Gold ab&#x017F;ticht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <head> <hi rendition="#b">3. Die Scho&#x0364;ne Blatternde.</hi> </head><lb/>
              <l>Scheut ihr den Blatter-Schmuck der u&#x0364;ber&#x017F;tickten Wangen/</l><lb/>
              <l>Die Hitz und Feuchte kocht? So pflegt ein neues Kleid</l><lb/>
              <l>Durch heiße Sonn und Bad der Adler zu erlangen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <head> <hi rendition="#b">4. Die Scho&#x0364;ne mit hohem Ru&#x0364;cken.</hi> </head><lb/>
              <l>Klagt ihr das liebe Kind/ dem eine La&#x017F;t bereit</l><lb/>
              <l>Von &#x017F;einer Buhler Zahl die mu&#x0364;den Schultern dru&#x0364;cket?</l><lb/>
              <l>Ach/ nennet &#x017F;ie vielmehr den Atlas die&#x017F;er Zeit.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <head> <hi rendition="#b">5. Die Scho&#x0364;ne Hinckende.</hi> </head><lb/>
              <l>Die/ deren lahmer Fuß &#x017F;ich nicht zum Lauffen &#x017F;chicket/</l><lb/>
              <l>Wird billig auch gelobt/ weil &#x017F;ie nicht &#x017F;o mit Eil</l><lb/>
              <l>Ihr angenehmes Bild von un&#x017F;erm Aug entru&#x0364;cket.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">M 4</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">6. Die</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[183/0283] Dritt-Reimen oder Kurtzer Begriff des gantzen Werckes. (Vermerck: Die doppelten Reimungen und beygeſezten Stern-Zeichen deuten des Uberſetzers Zuſatz/ und Erfindung etlicher Kling-Gedichte an.) Ihr Nimphen/ (und die ihr das Frauenzimmer ehrt) Laſt ein geneigtes Aug auff diß Gedichte flieſſen/ Das euer hohes Lob auff neue Weiſe mehrt. 1. Das ſchoͤne Kind. Schaut einen Blumen-Maͤy im fruͤhſten Lentz entſpriſſen. Da kaum die Morgenroͤth uns zeigt der Sonnen Licht/ Und wir ſchon ihre Glutt eh fuͤhln als kennen muͤſſen. 2. Die Schoͤne Kleine. Es ſchwaͤcht der kleine Leib den Ruff der Schoͤnheit nicht: Den Demant ſeht ihr ja fuͤr groſſen Steinen prangen Und wie die zarte Perl aus hellem Gold abſticht. 3. Die Schoͤne Blatternde. Scheut ihr den Blatter-Schmuck der uͤberſtickten Wangen/ Die Hitz und Feuchte kocht? So pflegt ein neues Kleid Durch heiße Sonn und Bad der Adler zu erlangen. 4. Die Schoͤne mit hohem Ruͤcken. Klagt ihr das liebe Kind/ dem eine Laſt bereit Von ſeiner Buhler Zahl die muͤden Schultern druͤcket? Ach/ nennet ſie vielmehr den Atlas dieſer Zeit. 5. Die Schoͤne Hinckende. Die/ deren lahmer Fuß ſich nicht zum Lauffen ſchicket/ Wird billig auch gelobt/ weil ſie nicht ſo mit Eil Ihr angenehmes Bild von unſerm Aug entruͤcket. 6. Die M 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das Exemplar enthält mehrere Werke. Herausgegeben… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/283
Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/283>, abgerufen am 28.03.2024.