Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Landtstörtzer.

DAs Leben bey der Frantzösischen
Bottschafft gefil mir nicht/ dann ich
hatte einen schlechten nutz vnnd ge-
winn/ aber vil mühe vnnd gefahr bey jhm.
Dann nit allein war ich sein Schalcksnarr
vnd Brillenreisser/ sondern auch sein Kupler/
vnnd brachte jhm vil schöne zarte Fräwlein
zuwegen/ darbey aber hatte bißweilen auch ich
vnnd andere gute Gesellen vnsern theil/ dann
man machts keinem anderst/ die grosse Herrn
müssen sich auch bißweilen narren lassen. Eins-
mals als er an einem Sontag etliche Schrei-
ben auß Franckreich empfangen/ vnnd beym
Bapst audientz haben solte/ ging ich im Ca-
pitolio
spatzieren/ vnnd sahe von vngefahr
zween junge Spanier: Wir erkennten als-
bald einander am Angesicht/ vnnd sie rede-
ten mich in Spanischer Sprach an: Des-
sen frewete ich mich/ samb hette ich zween
Engel angetroffen: Wir erzehlten eman-
der vnsere Gelegenheit vnnd Zuständt/
ich vermerckte auch/ daß sie wegen jhrer
Vnruhe jhr Vatterlandt verlassen/ im Ni-
derländischen Krieg gedient/ mit gefahr jhres

Lebens
K 2
Der Landtſtoͤrtzer.

DAs Leben bey der Frantzoͤſiſchen
Bottſchafft gefil mir nicht/ dann ich
hatte einen ſchlechten nutz vnnd ge-
winn/ aber vil muͤhe vnnd gefahr bey jhm.
Dann nit allein war ich ſein Schalcksnarꝛ
vnd Brillenreiſſer/ ſondern auch ſein Kupler/
vnnd brachte jhm vil ſchoͤne zarte Fraͤwlein
zuwegen/ darbey aber hatte bißweilen auch ich
vnnd andere gute Geſellen vnſern theil/ dann
man machts keinem anderſt/ die groſſe Herꝛn
muͤſſen ſich auch bißweilẽ narꝛen laſſen. Eins-
mals als er an einem Sontag etliche Schrei-
ben auß Franckreich empfangen/ vnnd beym
Bapſt audientz haben ſolte/ ging ich im Ca-
pitolio
ſpatzieren/ vnnd ſahe von vngefahr
zween junge Spanier: Wir erkennten als-
bald einander am Angeſicht/ vnnd ſie rede-
ten mich in Spaniſcher Sprach an: Deſ-
ſen frewete ich mich/ ſamb hette ich zween
Engel angetroffen: Wir erzehlten eman-
der vnſere Gelegenheit vnnd Zuſtaͤndt/
ich vermerckte auch/ daß ſie wegen jhrer
Vnruhe jhr Vatterlandt verlaſſen/ im Ni-
derlaͤndiſchen Krieg gedient/ mit gefahr jhres

Lebens
K 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0169" n="147"/>
          <fw place="top" type="header">Der Landt&#x017F;to&#x0364;rtzer.</fw><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>As Leben bey der Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Bott&#x017F;chafft gefil mir nicht/ dann ich<lb/>
hatte einen &#x017F;chlechten nutz vnnd ge-<lb/>
winn/ aber vil mu&#x0364;he vnnd gefahr bey jhm.<lb/>
Dann nit allein war ich &#x017F;ein Schalcksnar&#xA75B;<lb/>
vnd Brillenrei&#x017F;&#x017F;er/ &#x017F;ondern auch &#x017F;ein Kupler/<lb/>
vnnd brachte jhm vil &#x017F;cho&#x0364;ne zarte Fra&#x0364;wlein<lb/>
zuwegen/ darbey aber hatte bißweilen auch ich<lb/>
vnnd andere gute Ge&#x017F;ellen vn&#x017F;ern theil/ dann<lb/>
man machts keinem ander&#x017F;t/ die gro&#x017F;&#x017F;e Her&#xA75B;n<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich auch bißweile&#x0303; nar&#xA75B;en la&#x017F;&#x017F;en. Eins-<lb/>
mals als er an einem Sontag etliche Schrei-<lb/>
ben auß Franckreich empfangen/ vnnd beym<lb/>
Bap&#x017F;t <hi rendition="#aq">audientz</hi> haben &#x017F;olte/ ging ich im <hi rendition="#aq">Ca-<lb/>
pitolio</hi> &#x017F;patzieren/ vnnd &#x017F;ahe von vngefahr<lb/>
zween junge Spanier: Wir erkennten als-<lb/>
bald einander am Ange&#x017F;icht/ vnnd &#x017F;ie rede-<lb/>
ten mich in Spani&#x017F;cher Sprach an: De&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en frewete ich mich/ &#x017F;amb hette ich zween<lb/>
Engel angetroffen: Wir erzehlten eman-<lb/>
der vn&#x017F;ere Gelegenheit vnnd Zu&#x017F;ta&#x0364;ndt/<lb/>
ich vermerckte auch/ daß &#x017F;ie wegen jhrer<lb/>
Vnruhe jhr Vatterlandt verla&#x017F;&#x017F;en/ im Ni-<lb/>
derla&#x0364;ndi&#x017F;chen Krieg gedient/ mit gefahr jhres<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Lebens</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0169] Der Landtſtoͤrtzer. DAs Leben bey der Frantzoͤſiſchen Bottſchafft gefil mir nicht/ dann ich hatte einen ſchlechten nutz vnnd ge- winn/ aber vil muͤhe vnnd gefahr bey jhm. Dann nit allein war ich ſein Schalcksnarꝛ vnd Brillenreiſſer/ ſondern auch ſein Kupler/ vnnd brachte jhm vil ſchoͤne zarte Fraͤwlein zuwegen/ darbey aber hatte bißweilen auch ich vnnd andere gute Geſellen vnſern theil/ dann man machts keinem anderſt/ die groſſe Herꝛn muͤſſen ſich auch bißweilẽ narꝛen laſſen. Eins- mals als er an einem Sontag etliche Schrei- ben auß Franckreich empfangen/ vnnd beym Bapſt audientz haben ſolte/ ging ich im Ca- pitolio ſpatzieren/ vnnd ſahe von vngefahr zween junge Spanier: Wir erkennten als- bald einander am Angeſicht/ vnnd ſie rede- ten mich in Spaniſcher Sprach an: Deſ- ſen frewete ich mich/ ſamb hette ich zween Engel angetroffen: Wir erzehlten eman- der vnſere Gelegenheit vnnd Zuſtaͤndt/ ich vermerckte auch/ daß ſie wegen jhrer Vnruhe jhr Vatterlandt verlaſſen/ im Ni- derlaͤndiſchen Krieg gedient/ mit gefahr jhres Lebens K 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/169
Zitationshilfe: Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/169>, abgerufen am 28.03.2024.