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Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Deutlicher! Ich möchte auf der Stelle, was ich Euch schulde, bezahlen.

Freilich, als ich mit Worten in der Schenke unsere Ehre gegen den Uebermuth der Polen vertheidigte, schwiegt Ihr, mein Herr von Sacken. Es war auch klug; denn ob es Euch zumal anging, war doch nicht viel mehr zu holen, als Schläge und Stöße, und Ihr wolltet aus Uneigennützigkeit nicht mit mir theilen. Nachher, als es auf dem Markt um Blut, Beulen und Ehre sich handelte, überließt Ihr mit edler Selbstbescheidung Dem vom Pack, Euch vor den Spießen zu vertreten. Wißt Ihr, wer die Häscher aufsässig machte? Wißt Ihr, wer den Adler herunter schlug? -- Ich. Nicht um den Adler und nicht um das friedliebende Gesetz und den Universitätsfrieden, sondern um die Schädel und Arme an einander zu bringen, die Polen zu züchtigen, Euch zu beschämen, den Stadtwachen eine Lection zu geben und Kurland's Ehre zu retten. Ihr nahmt Reißaus, Ihr ducktet unter, Ihr salvirtet Euch unter den Fittigen der Nacht. Aber ich hab's gethan; mit dem Degen habe ich meinen Mann gestanden, und wenn Ihr mich angeben wollt, so braucht Ihr nur den Kutscher umkehren zu lassen. Ein hundert Gulden sind, glaub' ich, zu gewinnen.

Sacken ließ den Kutscher halten und den Wagenschlag öffnen. Er sprach:

Mit einer so ausgezeichneten Person, die es allein mit zwei Nationen aufnahm und selbsteigen eine dritte

Deutlicher! Ich möchte auf der Stelle, was ich Euch schulde, bezahlen.

Freilich, als ich mit Worten in der Schenke unsere Ehre gegen den Uebermuth der Polen vertheidigte, schwiegt Ihr, mein Herr von Sacken. Es war auch klug; denn ob es Euch zumal anging, war doch nicht viel mehr zu holen, als Schläge und Stöße, und Ihr wolltet aus Uneigennützigkeit nicht mit mir theilen. Nachher, als es auf dem Markt um Blut, Beulen und Ehre sich handelte, überließt Ihr mit edler Selbstbescheidung Dem vom Pack, Euch vor den Spießen zu vertreten. Wißt Ihr, wer die Häscher aufsässig machte? Wißt Ihr, wer den Adler herunter schlug? — Ich. Nicht um den Adler und nicht um das friedliebende Gesetz und den Universitätsfrieden, sondern um die Schädel und Arme an einander zu bringen, die Polen zu züchtigen, Euch zu beschämen, den Stadtwachen eine Lection zu geben und Kurland's Ehre zu retten. Ihr nahmt Reißaus, Ihr ducktet unter, Ihr salvirtet Euch unter den Fittigen der Nacht. Aber ich hab's gethan; mit dem Degen habe ich meinen Mann gestanden, und wenn Ihr mich angeben wollt, so braucht Ihr nur den Kutscher umkehren zu lassen. Ein hundert Gulden sind, glaub' ich, zu gewinnen.

Sacken ließ den Kutscher halten und den Wagenschlag öffnen. Er sprach:

Mit einer so ausgezeichneten Person, die es allein mit zwei Nationen aufnahm und selbsteigen eine dritte

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[0045] Deutlicher! Ich möchte auf der Stelle, was ich Euch schulde, bezahlen. Freilich, als ich mit Worten in der Schenke unsere Ehre gegen den Uebermuth der Polen vertheidigte, schwiegt Ihr, mein Herr von Sacken. Es war auch klug; denn ob es Euch zumal anging, war doch nicht viel mehr zu holen, als Schläge und Stöße, und Ihr wolltet aus Uneigennützigkeit nicht mit mir theilen. Nachher, als es auf dem Markt um Blut, Beulen und Ehre sich handelte, überließt Ihr mit edler Selbstbescheidung Dem vom Pack, Euch vor den Spießen zu vertreten. Wißt Ihr, wer die Häscher aufsässig machte? Wißt Ihr, wer den Adler herunter schlug? — Ich. Nicht um den Adler und nicht um das friedliebende Gesetz und den Universitätsfrieden, sondern um die Schädel und Arme an einander zu bringen, die Polen zu züchtigen, Euch zu beschämen, den Stadtwachen eine Lection zu geben und Kurland's Ehre zu retten. Ihr nahmt Reißaus, Ihr ducktet unter, Ihr salvirtet Euch unter den Fittigen der Nacht. Aber ich hab's gethan; mit dem Degen habe ich meinen Mann gestanden, und wenn Ihr mich angeben wollt, so braucht Ihr nur den Kutscher umkehren zu lassen. Ein hundert Gulden sind, glaub' ich, zu gewinnen. Sacken ließ den Kutscher halten und den Wagenschlag öffnen. Er sprach: Mit einer so ausgezeichneten Person, die es allein mit zwei Nationen aufnahm und selbsteigen eine dritte

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T12:11:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T12:11:53Z)

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_sacken_1910/45>, abgerufen am 29.03.2024.