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Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874.

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muß man. Dös hat er heraust, ja ja, dös hat er heraust.
Z'weg'n daß er sein Vortheil sucht, selb' is richtig, aber dös
thut nix, mag's selber gern seh'n, wann Einer was treibt,
er treibt's recht, aber ehrlich muß's dabei zugeh'n, wann ich
ihm dahinter kam, daß dös kein Schickung is, dö ihn in mein
Haus führt, daß net so sein müßt, wie er sagt, daß er auf'n
Herrgott'n sein Rechnung lugt -- Kreuzsakra, Wastl, da
kriegest a Arbeit.
Wastl. Jesses, Bauer, schaff an, schaff nur glei an!
Grillhofer (läßt den Kopf hängen). Laß gut sein, Wastl, laß's
gut sein. S'kimmt nöt a so. -- Er hat mich schon bei der
richtigen Falt'n. Er hat mich an Oans erinnert, hon's schon
lang vergessen g'habt -- hizt aber hat sa sich aufg'riegelt,
hizt sitzst's da, und gibt kein Ruh mehr, der G'wissenswurm
is's und da hilft kein Aufdammen. Schön, schön unterdrucken
heißt's und reuig sein.
Wastl. Grillhofer wann's wahr is, daß Eins, das sein
Art auf einmal ändert, bald verstirbt, so machst es neama
lang, der Dusterer braucht net lang mehr ernste G'sichter
z'schneiden, der konn bald lachen. Kreuzteufi! Früher hab'n
mer g'arbeit und sein dann lustig g'west all Tag, und Du
warst der Fleißigst' und Lustigste, und wann ich denk, daß
der alte Hallunk d'ran Schuld tragt, daß mir hizt dasitzen
wie auf einer Karthausen -- Sikra h'nein, ich woll't er kam
hizt h'rein, daß ih ihm's h'neinsag'n kunnt: Dusterer, Du
bist a Haderlump!
Fünfte Scene.
Vorige. Dusterer.
Dusterer (kleine, hagere, schwächliche Gestalt, von der Zipfelmütze bis zu
den Stiefeln hinunter ganz schwarz gekleidet. Spricht Alles auf trockene gewichtige
Bauernmanier, stoßweise.)
Gelobt sei Jesus Christus.
Wastl (schreit, wie in seiner Rede fortfahrend). In Ewigkeit!
Grillhofer. In Ewigkeit!
Dusterer (behaltet seine Pfeife im Munde und geht rasch auf Grillhofer zu).
Grüß Gott, Schwager, grüß Gott, no wie is Dir denn
word'n, auf's letzte Beten?

muß man. Dös hat er herauſt, ja ja, dös hat er herauſt.
Z’weg’n daß er ſein Vortheil ſucht, ſelb’ is richtig, aber dös
thut nix, mag’s ſelber gern ſeh’n, wann Einer was treibt,
er treibt’s recht, aber ehrlich muß’s dabei zugeh’n, wann ich
ihm dahinter kam, daß dös kein Schickung is, dö ihn in mein
Haus führt, daß net ſo ſein müßt, wie er ſagt, daß er auf’n
Herrgott’n ſein Rechnung lugt — Kreuzſakra, Waſtl, da
kriegeſt a Arbeit.
Waſtl. Jeſſes, Bauer, ſchaff an, ſchaff nur glei an!
Grillhofer (läßt den Kopf hängen). Laß gut ſein, Waſtl, laß’s
gut ſein. S’kimmt nöt a ſo. — Er hat mich ſchon bei der
richtigen Falt’n. Er hat mich an Oans erinnert, hon’s ſchon
lang vergeſſen g’habt — hizt aber hat ſa ſich aufg’riegelt,
hizt ſitzſt’s da, und gibt kein Ruh mehr, der G’wiſſenswurm
is’s und da hilft kein Aufdammen. Schön, ſchön unterdrucken
heißt’s und reuig ſein.
Waſtl. Grillhofer wann’s wahr is, daß Eins, das ſein
Art auf einmal ändert, bald verſtirbt, ſo machſt es neama
lang, der Duſterer braucht net lang mehr ernſte G’ſichter
z’ſchneiden, der konn bald lachen. Kreuzteufi! Früher hab’n
mer g’arbeit und ſein dann luſtig g’weſt all Tag, und Du
warſt der Fleißigſt’ und Luſtigſte, und wann ich denk, daß
der alte Hallunk d’ran Schuld tragt, daß mir hizt daſitzen
wie auf einer Karthauſen — Sikra h’nein, ich woll’t er kam
hizt h’rein, daß ih ihm’s h’neinſag’n kunnt: Duſterer, Du
biſt a Haderlump!
Fünfte Scene.
Vorige. Duſterer.
Duſterer (kleine, hagere, ſchwächliche Geſtalt, von der Zipfelmütze bis zu
den Stiefeln hinunter ganz ſchwarz gekleidet. Spricht Alles auf trockene gewichtige
Bauernmanier, ſtoßweiſe.)
Gelobt ſei Jeſus Chriſtus.
Waſtl (ſchreit, wie in ſeiner Rede fortfahrend). In Ewigkeit!
Grillhofer. In Ewigkeit!
Duſterer (behaltet ſeine Pfeife im Munde und geht raſch auf Grillhofer zu).
Grüß Gott, Schwager, grüß Gott, no wie is Dir denn
word’n, auf’s letzte Beten?

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[10/0018] muß man. Dös hat er herauſt, ja ja, dös hat er herauſt. Z’weg’n daß er ſein Vortheil ſucht, ſelb’ is richtig, aber dös thut nix, mag’s ſelber gern ſeh’n, wann Einer was treibt, er treibt’s recht, aber ehrlich muß’s dabei zugeh’n, wann ich ihm dahinter kam, daß dös kein Schickung is, dö ihn in mein Haus führt, daß net ſo ſein müßt, wie er ſagt, daß er auf’n Herrgott’n ſein Rechnung lugt — Kreuzſakra, Waſtl, da kriegeſt a Arbeit. Waſtl. Jeſſes, Bauer, ſchaff an, ſchaff nur glei an! Grillhofer (läßt den Kopf hängen). Laß gut ſein, Waſtl, laß’s gut ſein. S’kimmt nöt a ſo. — Er hat mich ſchon bei der richtigen Falt’n. Er hat mich an Oans erinnert, hon’s ſchon lang vergeſſen g’habt — hizt aber hat ſa ſich aufg’riegelt, hizt ſitzſt’s da, und gibt kein Ruh mehr, der G’wiſſenswurm is’s und da hilft kein Aufdammen. Schön, ſchön unterdrucken heißt’s und reuig ſein. Waſtl. Grillhofer wann’s wahr is, daß Eins, das ſein Art auf einmal ändert, bald verſtirbt, ſo machſt es neama lang, der Duſterer braucht net lang mehr ernſte G’ſichter z’ſchneiden, der konn bald lachen. Kreuzteufi! Früher hab’n mer g’arbeit und ſein dann luſtig g’weſt all Tag, und Du warſt der Fleißigſt’ und Luſtigſte, und wann ich denk, daß der alte Hallunk d’ran Schuld tragt, daß mir hizt daſitzen wie auf einer Karthauſen — Sikra h’nein, ich woll’t er kam hizt h’rein, daß ih ihm’s h’neinſag’n kunnt: Duſterer, Du biſt a Haderlump! Fünfte Scene. Vorige. Duſterer. Duſterer (kleine, hagere, ſchwächliche Geſtalt, von der Zipfelmütze bis zu den Stiefeln hinunter ganz ſchwarz gekleidet. Spricht Alles auf trockene gewichtige Bauernmanier, ſtoßweiſe.) Gelobt ſei Jeſus Chriſtus. Waſtl (ſchreit, wie in ſeiner Rede fortfahrend). In Ewigkeit! Grillhofer. In Ewigkeit! Duſterer (behaltet ſeine Pfeife im Munde und geht raſch auf Grillhofer zu). Grüß Gott, Schwager, grüß Gott, no wie is Dir denn word’n, auf’s letzte Beten?

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Zitationshilfe: Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anzengruber_gwissenswurm_1874/18>, abgerufen am 16.04.2024.