Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
"Das Kindlein vom Stahle die Funken gern zieht,
"Der Fromme im Steine das Feuer wohl sieht,
"Was spielt ihr mit Dingen, die schneidig und spitz,
"Der rothe Hahn wohl unter euch sitzt.
Jezt spricht er: "Willkommen du feuriger Gast,
"Nichts greife weiter, als was du hast,
"Das sag ich dir Feuer zu deiner Buß,
"Im Namen Christi, des Blut hier auch floß.
"Ich sage dir Feuer bey Gottes Kraft,
"Die alles thut und alles schafft,
"Du wollest also stille stehn,
"Wie Christus wollt im Jordan stehn.
"Ich sag dir Feuer, behalt dein Flamm,
"Wie einst Maria die heilge Dam
"Hielt Jungfrauschaft so keusch so rein,
"So stelle Flamm deine Reinigung ein."
Da flog der rothe Hahn hinweg,
Da nahm der Wind den andern Weg,
Das Feuer sank in sich zusamm,
Der Wundermann ging fort durch die Flamm.


Der arme Schwartenhals.

Frische Liedlein. Nürnberg 1505. Quer 8. mit Musik.

Ich kam vor einer Frau Wirthin Haus,
Man fragt mich, wer ich wäre,
„Das Kindlein vom Stahle die Funken gern zieht,
„Der Fromme im Steine das Feuer wohl ſieht,
„Was ſpielt ihr mit Dingen, die ſchneidig und ſpitz,
„Der rothe Hahn wohl unter euch ſitzt.
Jezt ſpricht er: „Willkommen du feuriger Gaſt,
„Nichts greife weiter, als was du haſt,
„Das ſag ich dir Feuer zu deiner Buß,
„Im Namen Chriſti, des Blut hier auch floß.
„Ich ſage dir Feuer bey Gottes Kraft,
„Die alles thut und alles ſchafft,
„Du wolleſt alſo ſtille ſtehn,
„Wie Chriſtus wollt im Jordan ſtehn.
„Ich ſag dir Feuer, behalt dein Flamm,
„Wie einſt Maria die heilge Dam
„Hielt Jungfrauſchaft ſo keuſch ſo rein,
„So ſtelle Flamm deine Reinigung ein.“
Da flog der rothe Hahn hinweg,
Da nahm der Wind den andern Weg,
Das Feuer ſank in ſich zuſamm,
Der Wundermann ging fort durch die Flamm.


Der arme Schwartenhals.

Friſche Liedlein. Nuͤrnberg 1505. Quer 8. mit Muſik.

Ich kam vor einer Frau Wirthin Haus,
Man fragt mich, wer ich waͤre,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0031" n="22"/>
            <lg n="7">
              <l>&#x201E;Das Kindlein vom Stahle die Funken gern zieht,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Der Fromme im Steine das Feuer wohl &#x017F;ieht,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Was &#x017F;pielt ihr mit Dingen, die &#x017F;chneidig und &#x017F;pitz,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Der rothe Hahn wohl unter euch &#x017F;itzt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Jezt &#x017F;pricht er: &#x201E;Willkommen du feuriger Ga&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Nichts greife weiter, als was du ha&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Das &#x017F;ag ich dir Feuer zu deiner Buß,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Im Namen Chri&#x017F;ti, des Blut hier auch floß.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="9">
              <l>&#x201E;Ich &#x017F;age dir Feuer bey Gottes Kraft,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Die alles thut und alles &#x017F;chafft,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Du wolle&#x017F;t al&#x017F;o &#x017F;tille &#x017F;tehn,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Wie Chri&#x017F;tus wollt im Jordan &#x017F;tehn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="10">
              <l>&#x201E;Ich &#x017F;ag dir Feuer, behalt dein Flamm,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Wie ein&#x017F;t Maria die heilge Dam</l><lb/>
              <l>&#x201E;Hielt Jungfrau&#x017F;chaft &#x017F;o keu&#x017F;ch &#x017F;o rein,</l><lb/>
              <l>&#x201E;So &#x017F;telle Flamm deine Reinigung ein.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="11">
              <l>Da flog der rothe Hahn hinweg,</l><lb/>
              <l>Da nahm der Wind den andern Weg,</l><lb/>
              <l>Das Feuer &#x017F;ank in &#x017F;ich zu&#x017F;amm,</l><lb/>
              <l>Der Wundermann ging fort durch die Flamm.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Der arme Schwartenhals</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">Fri&#x017F;che Liedlein. Nu&#x0364;rnberg 1505. Quer 8. mit Mu&#x017F;ik.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">I</hi>ch kam vor einer Frau Wirthin Haus,</l><lb/>
              <l>Man fragt mich, wer ich wa&#x0364;re,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0031] „Das Kindlein vom Stahle die Funken gern zieht, „Der Fromme im Steine das Feuer wohl ſieht, „Was ſpielt ihr mit Dingen, die ſchneidig und ſpitz, „Der rothe Hahn wohl unter euch ſitzt. Jezt ſpricht er: „Willkommen du feuriger Gaſt, „Nichts greife weiter, als was du haſt, „Das ſag ich dir Feuer zu deiner Buß, „Im Namen Chriſti, des Blut hier auch floß. „Ich ſage dir Feuer bey Gottes Kraft, „Die alles thut und alles ſchafft, „Du wolleſt alſo ſtille ſtehn, „Wie Chriſtus wollt im Jordan ſtehn. „Ich ſag dir Feuer, behalt dein Flamm, „Wie einſt Maria die heilge Dam „Hielt Jungfrauſchaft ſo keuſch ſo rein, „So ſtelle Flamm deine Reinigung ein.“ Da flog der rothe Hahn hinweg, Da nahm der Wind den andern Weg, Das Feuer ſank in ſich zuſamm, Der Wundermann ging fort durch die Flamm. Der arme Schwartenhals. Friſche Liedlein. Nuͤrnberg 1505. Quer 8. mit Muſik. Ich kam vor einer Frau Wirthin Haus, Man fragt mich, wer ich waͤre,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/31
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/31>, abgerufen am 29.03.2024.