Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
Abschiedszeichen.

Mündlich.

Wie schön blüht uns der Mayen,
Der Sommer fährt dahin,
Mir ist ein schön Jungfräuelein
Gefallen in meinen Sinn.
Bey ihr ja wär mir wohl,
Wann ich nur an sie denke,
Mein Herz ist freudenvoll.
Wenn ich des Nachts lieg schlafen,
Mein Feinslieb kommt mir für,
Wenn ich alsdann erwache,
Bey mir ich niemand spür;
Bringt meinem Herzen Pein,
Wollt Gott, ich sollt ihr dienen,
Wie möcht mir das gesein.
Bey ihr da wär ich gerne,
Bey ihr da wär mirs wohl;
Sie ist mein Morgensterne
Strahlt mir ins Herz so voll.
Sie hat ein rothen Mund,
Sollt ich sie darauf küssen,
Mein Herz würd mir gesund.
Ich werf mit Rosenblättern
In Liebchens Fenster ein:
Ey schlafe oder wache,
Abſchiedszeichen.

Muͤndlich.

Wie ſchoͤn bluͤht uns der Mayen,
Der Sommer faͤhrt dahin,
Mir iſt ein ſchoͤn Jungfraͤuelein
Gefallen in meinen Sinn.
Bey ihr ja waͤr mir wohl,
Wann ich nur an ſie denke,
Mein Herz iſt freudenvoll.
Wenn ich des Nachts lieg ſchlafen,
Mein Feinslieb kommt mir fuͤr,
Wenn ich alsdann erwache,
Bey mir ich niemand ſpuͤr;
Bringt meinem Herzen Pein,
Wollt Gott, ich ſollt ihr dienen,
Wie moͤcht mir das geſein.
Bey ihr da waͤr ich gerne,
Bey ihr da waͤr mirs wohl;
Sie iſt mein Morgenſterne
Strahlt mir ins Herz ſo voll.
Sie hat ein rothen Mund,
Sollt ich ſie darauf kuͤſſen,
Mein Herz wuͤrd mir geſund.
Ich werf mit Roſenblaͤttern
In Liebchens Fenſter ein:
Ey ſchlafe oder wache,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0397" n="378[388]"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Ab&#x017F;chiedszeichen</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">Mu&#x0364;ndlich.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">W</hi>ie &#x017F;cho&#x0364;n blu&#x0364;ht uns der Mayen,</l><lb/>
              <l>Der Sommer fa&#x0364;hrt dahin,</l><lb/>
              <l>Mir i&#x017F;t ein &#x017F;cho&#x0364;n Jungfra&#x0364;uelein</l><lb/>
              <l>Gefallen in meinen Sinn.</l><lb/>
              <l>Bey ihr ja wa&#x0364;r mir wohl,</l><lb/>
              <l>Wann ich nur an &#x017F;ie denke,</l><lb/>
              <l>Mein Herz i&#x017F;t freudenvoll.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Wenn ich des Nachts lieg &#x017F;chlafen,</l><lb/>
              <l>Mein Feinslieb kommt mir fu&#x0364;r,</l><lb/>
              <l>Wenn ich alsdann erwache,</l><lb/>
              <l>Bey mir ich niemand &#x017F;pu&#x0364;r;</l><lb/>
              <l>Bringt meinem Herzen Pein,</l><lb/>
              <l>Wollt Gott, ich &#x017F;ollt ihr dienen,</l><lb/>
              <l>Wie mo&#x0364;cht mir das ge&#x017F;ein.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Bey ihr da wa&#x0364;r ich gerne,</l><lb/>
              <l>Bey ihr da wa&#x0364;r mirs wohl;</l><lb/>
              <l>Sie i&#x017F;t mein Morgen&#x017F;terne</l><lb/>
              <l>Strahlt mir ins Herz &#x017F;o voll.</l><lb/>
              <l>Sie hat ein rothen Mund,</l><lb/>
              <l>Sollt ich &#x017F;ie darauf ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Mein Herz wu&#x0364;rd mir ge&#x017F;und.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Ich werf mit Ro&#x017F;enbla&#x0364;ttern</l><lb/>
              <l>In Liebchens Fen&#x017F;ter ein:</l><lb/>
              <l>Ey &#x017F;chlafe oder wache,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[378[388]/0397] Abſchiedszeichen. Muͤndlich. Wie ſchoͤn bluͤht uns der Mayen, Der Sommer faͤhrt dahin, Mir iſt ein ſchoͤn Jungfraͤuelein Gefallen in meinen Sinn. Bey ihr ja waͤr mir wohl, Wann ich nur an ſie denke, Mein Herz iſt freudenvoll. Wenn ich des Nachts lieg ſchlafen, Mein Feinslieb kommt mir fuͤr, Wenn ich alsdann erwache, Bey mir ich niemand ſpuͤr; Bringt meinem Herzen Pein, Wollt Gott, ich ſollt ihr dienen, Wie moͤcht mir das geſein. Bey ihr da waͤr ich gerne, Bey ihr da waͤr mirs wohl; Sie iſt mein Morgenſterne Strahlt mir ins Herz ſo voll. Sie hat ein rothen Mund, Sollt ich ſie darauf kuͤſſen, Mein Herz wuͤrd mir geſund. Ich werf mit Roſenblaͤttern In Liebchens Fenſter ein: Ey ſchlafe oder wache,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/397
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 378[388]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/397>, abgerufen am 25.04.2024.