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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

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Der Schreiber gäb ein Gulden drum,
Daß man das Liedlein nimmer sung.
Heinriche Konrade der Schreiber im Korb.


Erndtelied.

Katholisches Kirchenlied.

Es ist ein Schnitter, der heißt Tod,
Hat Gewalt vom höchsten Gott,
Heut wezt er das Messer,
Es schneidt schon viel besser,
Bald wird er drein schneiden,
Wir müssens nur leiden.
Hüte dich schöns Blümelein!
Was heut noch grün und frisch da steht,
Wird morgen schon hinweggemäht:
Die edlen Narcissen,
Die Zierden der Wiesen,
Die schön' Hiazinten,
Die türkischen Binden.
Hüte dich schöns Blümelein!
Viel hundert tausend ungezählt,
Was nur unter die Sichel fällt,
Ihr Rosen, ihr Liljen,
Euch wird er austilgen,
Auch die Kaiser-Kronen,
Der Schreiber gaͤb ein Gulden drum,
Daß man das Liedlein nimmer ſung.
Heinriche Konrade der Schreiber im Korb.


Erndtelied.

Katholiſches Kirchenlied.

Es iſt ein Schnitter, der heißt Tod,
Hat Gewalt vom hoͤchſten Gott,
Heut wezt er das Meſſer,
Es ſchneidt ſchon viel beſſer,
Bald wird er drein ſchneiden,
Wir muͤſſens nur leiden.
Huͤte dich ſchoͤns Bluͤmelein!
Was heut noch gruͤn und friſch da ſteht,
Wird morgen ſchon hinweggemaͤht:
Die edlen Narciſſen,
Die Zierden der Wieſen,
Die ſchoͤn' Hiazinten,
Die tuͤrkiſchen Binden.
Huͤte dich ſchoͤns Bluͤmelein!
Viel hundert tauſend ungezaͤhlt,
Was nur unter die Sichel faͤllt,
Ihr Roſen, ihr Liljen,
Euch wird er austilgen,
Auch die Kaiſer-Kronen,
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[55/0064] Der Schreiber gaͤb ein Gulden drum, Daß man das Liedlein nimmer ſung. Heinriche Konrade der Schreiber im Korb. Erndtelied. Katholiſches Kirchenlied. Es iſt ein Schnitter, der heißt Tod, Hat Gewalt vom hoͤchſten Gott, Heut wezt er das Meſſer, Es ſchneidt ſchon viel beſſer, Bald wird er drein ſchneiden, Wir muͤſſens nur leiden. Huͤte dich ſchoͤns Bluͤmelein! Was heut noch gruͤn und friſch da ſteht, Wird morgen ſchon hinweggemaͤht: Die edlen Narciſſen, Die Zierden der Wieſen, Die ſchoͤn' Hiazinten, Die tuͤrkiſchen Binden. Huͤte dich ſchoͤns Bluͤmelein! Viel hundert tauſend ungezaͤhlt, Was nur unter die Sichel faͤllt, Ihr Roſen, ihr Liljen, Euch wird er austilgen, Auch die Kaiſer-Kronen,

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/64>, abgerufen am 29.03.2024.