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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. IV. Von Esaia Stiefeln
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
confusion der Göttlichen wahrheiten ihn meist
dazu gebracht/ auch das harte tractament wie-
der ihn noch mehr darinne bestärcket/ wie wir
nun nach einander sehen wollen. Der ursprung
aber des grossen hasses wieder ihn mag folgen-
der gewesen seyn/ wie es der gedachte bericht des
Sein
streit mit
dem Rath
zu Saltza.
Superintendenten anweiset. Stiefel war ein
handelsmann/ und gerieth über dem wein-
schanck mit dem Rath zu Langensaltze in streit/
welcher ihm denselben verbieten wolte. Jener
aber erhielte beym Churfürsten deswegen ein
privilegium; da denn leicht zu erachten/ daß es oh-
ne grosse jalousie des gantzen Raths und der ihm
verwandte prediger nicht abgange. Er hat auch
ihnen hernach selbst vorgehalten/ daß sie zuvor
ihn weder dieses weinschancks noch seiner mei-
nungen wegen erinnert/ in einer replica de dato
d. 14. oct.
1605. da seine worte also lauten:
Und be-
käntniß
von der
Prediger
verhalten
dabey.
Ach ihr Herrn des H. Predigamts/ was
gehet euch doch der weinschanck an/ den
freylich Stiefel zur selbigen zeit/ wie
er ihme zur selbigen zeit traumen lassen/
getrieben. Kontet ihr damals als see-
len sorger und diener der stadt Saltza in
GOttes wort (denen so wol der stadt
bestes zu suchen gebühret hätt/ als an-
dern leuten; Denn wie der Prophet Je-
remia durch den geist GOttes spricht zu
den gefangenen Jsraeliten: Suchet der
stadt Babylon ihr bestes/ denn wenn es
ihr wol gehet/ so gehet es euch auch
wol) nicht zu mir kommen/ mich war-
nen und sagen: Jch thäte nicht recht/
daß ich solches vornehme. Ja ihr wa-
ret wol bey mir zum weine/ aber ich hör-
te keinen/ der von GOttes ehre oder der
stadt bestem gesagt oder gepredigt hät-
te; von allerley üppigkeit aber schwatz-
tet und
disputirtet ihr/ das muß ich euch
zeugniß geben.

Des Super-
intenden-

ten erste
klage wi-
der ihn.

4. Nach dieser begebenheit nun brach das
Ministerium in klagen wieder ihn aus/ daß der
Superintendens am 15. april 1605. dem Leiptzi-
ger Consistorio folgendes zuschrieb: Uber sol-
chem wesen
(nemlich über dem streit wegen
des weinschenckens) mißlinget es dah in/
daß er
(wie meine und anderer leute gedan-
cken halten/ und der ausgang giebt) über
Müntzerische und wiedertäufferische
bücher oder Charten kommet/ oder müste
ihn sonst der wiedertäufferische geist
im-
mediate
zu solchem vorhaben angetrie-
ben haben/ beginnet sich vom gehör
Göttliches worts und gebrauch des
hoch würdigen Abendmahls abzuhal-
ten/ daheim hinter dem ofen zu bleiben/
mit vorwenden/ er lese in seiner Bibel/

meditirte und schriebe zu hauße in religi-
on
s- und glaubens sachen mehr und bes-
sers/ denn ihm in der kirchen und predig-
ten gesagt werden möchte/ thut sich
auch zu zeiten bey seinen freunden und
verwandten/ sonderlich gegen seinen
schwager Ehrn
M. Ludovico Rechten-
bach/ meinen
collegen/ dessen leibliche
schwester den Stiefel zur ehe hat/ mit
seltzamen und wunderlichen
disputationi-
bus
und fragen herfür/ redet von an-
dern leuten/ sonderlich von amts-perso-
nen/ geistliches und weltliches standes/
[Spaltenumbruch] nicht das beste/ sondern das ärgste/ ver-
Jahr
MDC
diß
MDCC.

schonet auch dabey unser seiner vorge-
setzten seelsorger nicht/ solcher gestalt/
sie wären in lehr und leben selbst sträff-
lich/ und nicht wie sie seyn solten. Uber
dieses hat er alle seine kinder/ knaben und
mägdlein/ aus der schulen genommen/
und nun eine ziemliche zeit fast über ein
halb jahr bey sich zu hause behalten.

5. Es erzehlet aber der Superintendens da-
selbst ferner/ daß er ihn damals vor sich gefo-
dert/ da ihm denn vorgekommen/ als hätte der
Schwenckfeldische Enthusiastische schwermer-
geist Stiefeln gantz eingenommen/ weil er un-
ter andern gesaget: Er wäre kein sünder/ son-Stiefels
ausbruch
von CHri-
sti person.

dern CHristus der Sohn GOttes wäre in ihm
nicht nur nach der krafft/ sondern nach dem we-
sen. Hierauff hätte er ihm einen monath frist
gegeben/ und da er ihn wieder vor sich gefodert/
hätte Stiefel mit ungestümm zu ihm gesagt:
Er sehe jetzo aus Stiefels augen mit sei-
nen augen CHristum den Sohn GOttes/
er hörete jetzo mit Stiefels munde mit
seinen ohren reden CHristum den Sohn
GOttes selbst.
Da denn der Superinten-
dens
weiter referiret: Er sey dem teuffel inDer Pre-
diger ant-
wort.

geringsten nicht zu fusse gefallen/ son-
dern habe unter andern gesaget: So lan-
ge und offte du diß sagest/ bistu nicht Chri-
stus/ vor welchen du dich gottesläster-
lich außgiebst/ sondern der teuffel selbst/
auch Stiefeln als einen teufel sich packen/
und von ihm gehen heissen/ mit vermel-
dung/ solcher gestalt wolle er jetzo das letz-
temal
privatim mit ihm geredet haben.
Dieses solte der andere gradus admonitionisUnd gra-
dus admo-
nitionis.

seyn/ ob er aber dem sinn und befehl CHristi ge-
mäß gewesen/ läst sich leicht erkennen. Es hat
aber Stiefel darauff in einem schreiben an den
andern Prediger Henning Dedekind sich höch-
lich beschweret/ daß er vor einen teuffel ge-
scholten worden/
und seine gedachte meinung/
daß CHristus in ihm alles rede und thue/ weit-
läufftig wiederholet/ auch sich also unterschrie-
ben: JEsus CHristus GOttes und Ma-
rien Sohn/ das lebendige wort des Va-
ters im himmel/ voll seines H. Geistes/ in
meinem heiligen fleisch und blut zu seiner
rechten im himmel/ und in allen meinen
gliedmassen in allen auserwehlten/ beruf-
fenen und glaubigen/ und auch in dieser
meiner lieben braut/ voll derheiligkeit un-
sers Vaters/ in eins/ unzertrennlich in
alle ewigkeit/ Amen.

6. Die Prediger haben ihn darauff den 8.
april vor sich citiret/ da sie denn unter andern
gedencken/ daß er erkennet/ und gesaget habe:
Er könne nicht sprechen/ er sey CHristusStiefels
fernere er-
klärung.

wesentlich/ sondern CHristus sey sein we-
sen in ihm. Die Prediger predigten zwar
das wort GOttes in denen kirchen; er
aber fünde die früchte nicht/ und hätte
niemals bey sich befunden/ daß der ge-
brauch des Abendmahls etwas bey ihm
gefruchtet etc.
Beym abschiede habe der Su-
perintendens
gewünschet/ GOtt möchte ihn
erleuchten/ dem aber jener geantwortet: Er er-
kennete keinen irrthum oder schwarm.

Dessen ungeacht aber hat der Superintendens

in dem

Th. III. C. IV. Von Eſaia Stiefeln
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
confuſion der Goͤttlichen wahrheiten ihn meiſt
dazu gebracht/ auch das harte tractament wie-
der ihn noch mehr darinne beſtaͤrcket/ wie wir
nun nach einander ſehen wollen. Der urſprung
aber des groſſen haſſes wieder ihn mag folgen-
der geweſen ſeyn/ wie es der gedachte bericht des
Sein
ſtreit mit
dem Rath
zu Saltza.
Superintendenten anweiſet. Stiefel war ein
handelsmann/ und gerieth uͤber dem wein-
ſchanck mit dem Rath zu Langenſaltze in ſtreit/
welcher ihm denſelben verbieten wolte. Jener
aber erhielte beym Churfuͤrſten deswegen ein
privilegium; da deñ leicht zu eꝛachten/ daß es oh-
ne gꝛoſſe jalouſie des gantzen Raths und der ihm
verwandtē prediger nicht abgangē. Er hat auch
ihnen hernach ſelbſt vorgehalten/ daß ſie zuvor
ihn weder dieſes weinſchancks noch ſeiner mei-
nungen wegen erinnert/ in einer replica de dato
d. 14. oct.
1605. da ſeine worte alſo lauten:
Und be-
kaͤntniß
von der
Prediger
verhalten
dabey.
Ach ihr Herꝛn des H. Predigamts/ was
gehet euch doch der weinſchanck an/ den
freylich Stiefel zur ſelbigen zeit/ wie
er ihme zur ſelbigen zeit traumen laſſen/
getrieben. Kontet ihr damals als ſee-
len ſorger und diener der ſtadt Saltza in
GOttes wort (denen ſo wol der ſtadt
beſtes zu ſuchen gebuͤhret haͤtt/ als an-
dern leuten; Denn wie der Prophet Je-
remia durch den geiſt GOttes ſpricht zu
den gefangenen Jſraeliten: Suchet der
ſtadt Babylon ihr beſtes/ denn wenn es
ihr wol gehet/ ſo gehet es euch auch
wol) nicht zu mir kommen/ mich war-
nen und ſagen: Jch thaͤte nicht recht/
daß ich ſolches vornehme. Ja ihr wa-
ret wol bey mir zum weine/ aber ich hoͤr-
te keinen/ der von GOttes ehre oder der
ſtadt beſtem geſagt oder gepredigt haͤt-
te; von allerley uͤppigkeit aber ſchwatz-
tet und
diſputirtet ihr/ das muß ich euch
zeugniß geben.

Des Super-
intenden-

ten erſte
klage wi-
der ihn.

4. Nach dieſer begebenheit nun brach das
Miniſterium in klagen wieder ihn aus/ daß der
Superintendens am 15. april 1605. dem Leiptzi-
ger Conſiſtorio folgendes zuſchrieb: Uber ſol-
chem weſen
(nemlich uͤber dem ſtreit wegen
des weinſchenckens) mißlinget es dah in/
daß er
(wie meine und anderer leute gedan-
cken halten/ und der ausgang giebt) uͤber
Muͤntzeriſche und wiedertaͤufferiſche
buͤcher oder Charten kom̃et/ oder muͤſte
ihn ſonſt der wiedertaͤufferiſche geiſt
im-
mediate
zu ſolchem vorhaben angetrie-
ben haben/ beginnet ſich vom gehoͤr
Goͤttliches worts und gebrauch des
hoch wuͤrdigen Abendmahls abzuhal-
ten/ daheim hinter dem ofen zu bleiben/
mit vorwenden/ er leſe in ſeiner Bibel/

meditirte und ſchriebe zu hauße in religi-
on
s- und glaubens ſachen mehr und beſ-
ſers/ denn ihm in der kirchen und predig-
ten geſagt werden moͤchte/ thut ſich
auch zu zeiten bey ſeinen freunden und
verwandten/ ſonderlich gegen ſeinen
ſchwager Ehrn
M. Ludovico Rechten-
bach/ meinen
collegen/ deſſen leibliche
ſchweſter den Stiefel zur ehe hat/ mit
ſeltzamen und wunderlichen
diſputationi-
bus
und fragen herfuͤr/ redet von an-
dern leuten/ ſonderlich von amts-perſo-
nen/ geiſtliches und weltliches ſtandes/
[Spaltenumbruch] nicht das beſte/ ſondern das aͤrgſte/ ver-
Jahr
MDC
diß
MDCC.

ſchonet auch dabey unſer ſeiner vorge-
ſetzten ſeelſorger nicht/ ſolcher geſtalt/
ſie waͤren in lehr und leben ſelbſt ſtraͤff-
lich/ und nicht wie ſie ſeyn ſolten. Uber
dieſes hat er alle ſeine kindeꝛ/ knaben und
maͤgdlein/ aus der ſchulen genommen/
und nun eine ziemliche zeit faſt uͤber ein
halb jahr bey ſich zu hauſe behalten.

5. Es erzehlet aber der Superintendens da-
ſelbſt ferner/ daß er ihn damals vor ſich gefo-
dert/ da ihm denn vorgekommen/ als haͤtte der
Schwenckfeldiſche Enthuſiaſtiſche ſchwermer-
geiſt Stiefeln gantz eingenommen/ weil er un-
ter andern geſaget: Er waͤre kein ſuͤnder/ ſon-Stiefels
ausbruch
von CHri-
ſti perſon.

dern CHriſtus der Sohn GOttes waͤre in ihm
nicht nur nach der krafft/ ſondern nach dem we-
ſen. Hierauff haͤtte er ihm einen monath friſt
gegeben/ und da er ihn wieder vor ſich gefodert/
haͤtte Stiefel mit ungeſtuͤmm zu ihm geſagt:
Er ſehe jetzo aus Stiefels augen mit ſei-
nen augen CHriſtum den Sohn GOttes/
er hoͤrete jetzo mit Stiefels munde mit
ſeinen ohren reden CHriſtum den Sohn
GOttes ſelbſt.
Da denn der Superinten-
dens
weiter referiret: Er ſey dem teuffel inDer Pre-
diger ant-
wort.

geringſten nicht zu fuſſe gefallen/ ſon-
dern habe unter andern geſaget: So lan-
ge und offte du diß ſageſt/ biſtu nicht Chri-
ſtus/ vor welchen du dich gotteslaͤſter-
lich außgiebſt/ ſondern der teuffel ſelbſt/
auch Stiefeln als einen teufel ſich packen/
und von ihm gehen heiſſen/ mit vermel-
dung/ ſolcher geſtalt wolle er jetzo das letz-
temal
privatim mit ihm geredet haben.
Dieſes ſolte der andere gradus admonitionisUnd gra-
dus admo-
nitionis.

ſeyn/ ob er aber dem ſinn und befehl CHriſti ge-
maͤß geweſen/ laͤſt ſich leicht erkennen. Es hat
aber Stiefel darauff in einem ſchreiben an den
andern Prediger Henning Dedekind ſich hoͤch-
lich beſchweret/ daß er vor einen teuffel ge-
ſcholten worden/
uñ ſeine gedachte meinung/
daß CHriſtus in ihm alles rede und thue/ weit-
laͤufftig wiederholet/ auch ſich alſo unterſchrie-
ben: JEſus CHriſtus GOttes und Ma-
rien Sohn/ das lebendige wort des Va-
ters im himmel/ voll ſeines H. Geiſtes/ in
meinem heiligen fleiſch und blut zu ſeiner
rechten im himmel/ und in allen meinen
gliedmaſſen in allen auserwehlten/ beruf-
fenen und glaubigen/ und auch in dieſer
meiner lieben braut/ voll deꝛheiligkeit un-
ſers Vaters/ in eins/ unzertrennlich in
alle ewigkeit/ Amen.

6. Die Prediger haben ihn darauff den 8.
april vor ſich citiret/ da ſie denn unter andern
gedencken/ daß er erkennet/ und geſaget habe:
Er koͤnne nicht ſprechen/ er ſey CHriſtusStiefels
fernere er-
klaͤrung.

weſentlich/ ſondern CHriſtus ſey ſein we-
ſen in ihm. Die Prediger predigten zwar
das wort GOttes in denen kirchen; er
aber fuͤnde die fruͤchte nicht/ und haͤtte
niemals bey ſich befunden/ daß der ge-
brauch des Abendmahls etwas bey ihm
gefruchtet ꝛc.
Beym abſchiede habe der Su-
perintendens
gewuͤnſchet/ GOtt moͤchte ihn
erleuchten/ dem aber jener geantwortet: Er er-
kennete keinen irrthum oder ſchwarm.

Deſſen ungeacht aber hat der Superintendens

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[32/0044] Th. III. C. IV. Von Eſaia Stiefeln confuſion der Goͤttlichen wahrheiten ihn meiſt dazu gebracht/ auch das harte tractament wie- der ihn noch mehr darinne beſtaͤrcket/ wie wir nun nach einander ſehen wollen. Der urſprung aber des groſſen haſſes wieder ihn mag folgen- der geweſen ſeyn/ wie es der gedachte bericht des Superintendenten anweiſet. Stiefel war ein handelsmann/ und gerieth uͤber dem wein- ſchanck mit dem Rath zu Langenſaltze in ſtreit/ welcher ihm denſelben verbieten wolte. Jener aber erhielte beym Churfuͤrſten deswegen ein privilegium; da deñ leicht zu eꝛachten/ daß es oh- ne gꝛoſſe jalouſie des gantzen Raths und der ihm verwandtē prediger nicht abgangē. Er hat auch ihnen hernach ſelbſt vorgehalten/ daß ſie zuvor ihn weder dieſes weinſchancks noch ſeiner mei- nungen wegen erinnert/ in einer replica de dato d. 14. oct. 1605. da ſeine worte alſo lauten: Ach ihr Herꝛn des H. Predigamts/ was gehet euch doch der weinſchanck an/ den freylich Stiefel zur ſelbigen zeit/ wie er ihme zur ſelbigen zeit traumen laſſen/ getrieben. Kontet ihr damals als ſee- len ſorger und diener der ſtadt Saltza in GOttes wort (denen ſo wol der ſtadt beſtes zu ſuchen gebuͤhret haͤtt/ als an- dern leuten; Denn wie der Prophet Je- remia durch den geiſt GOttes ſpricht zu den gefangenen Jſraeliten: Suchet der ſtadt Babylon ihr beſtes/ denn wenn es ihr wol gehet/ ſo gehet es euch auch wol) nicht zu mir kommen/ mich war- nen und ſagen: Jch thaͤte nicht recht/ daß ich ſolches vornehme. Ja ihr wa- ret wol bey mir zum weine/ aber ich hoͤr- te keinen/ der von GOttes ehre oder der ſtadt beſtem geſagt oder gepredigt haͤt- te; von allerley uͤppigkeit aber ſchwatz- tet und diſputirtet ihr/ das muß ich euch zeugniß geben. Jahr MDC. biß MDCC. Sein ſtreit mit dem Rath zu Saltza. Und be- kaͤntniß von der Prediger verhalten dabey. 4. Nach dieſer begebenheit nun brach das Miniſterium in klagen wieder ihn aus/ daß der Superintendens am 15. april 1605. dem Leiptzi- ger Conſiſtorio folgendes zuſchrieb: Uber ſol- chem weſen (nemlich uͤber dem ſtreit wegen des weinſchenckens) mißlinget es dah in/ daß er (wie meine und anderer leute gedan- cken halten/ und der ausgang giebt) uͤber Muͤntzeriſche und wiedertaͤufferiſche buͤcher oder Charten kom̃et/ oder muͤſte ihn ſonſt der wiedertaͤufferiſche geiſt im- mediate zu ſolchem vorhaben angetrie- ben haben/ beginnet ſich vom gehoͤr Goͤttliches worts und gebrauch des hoch wuͤrdigen Abendmahls abzuhal- ten/ daheim hinter dem ofen zu bleiben/ mit vorwenden/ er leſe in ſeiner Bibel/ meditirte und ſchriebe zu hauße in religi- ons- und glaubens ſachen mehr und beſ- ſers/ denn ihm in der kirchen und predig- ten geſagt werden moͤchte/ thut ſich auch zu zeiten bey ſeinen freunden und verwandten/ ſonderlich gegen ſeinen ſchwager Ehrn M. Ludovico Rechten- bach/ meinen collegen/ deſſen leibliche ſchweſter den Stiefel zur ehe hat/ mit ſeltzamen und wunderlichen diſputationi- bus und fragen herfuͤr/ redet von an- dern leuten/ ſonderlich von amts-perſo- nen/ geiſtliches und weltliches ſtandes/ nicht das beſte/ ſondern das aͤrgſte/ ver- ſchonet auch dabey unſer ſeiner vorge- ſetzten ſeelſorger nicht/ ſolcher geſtalt/ ſie waͤren in lehr und leben ſelbſt ſtraͤff- lich/ und nicht wie ſie ſeyn ſolten. Uber dieſes hat er alle ſeine kindeꝛ/ knaben und maͤgdlein/ aus der ſchulen genommen/ und nun eine ziemliche zeit faſt uͤber ein halb jahr bey ſich zu hauſe behalten. Jahr MDC diß MDCC. 5. Es erzehlet aber der Superintendens da- ſelbſt ferner/ daß er ihn damals vor ſich gefo- dert/ da ihm denn vorgekommen/ als haͤtte der Schwenckfeldiſche Enthuſiaſtiſche ſchwermer- geiſt Stiefeln gantz eingenommen/ weil er un- ter andern geſaget: Er waͤre kein ſuͤnder/ ſon- dern CHriſtus der Sohn GOttes waͤre in ihm nicht nur nach der krafft/ ſondern nach dem we- ſen. Hierauff haͤtte er ihm einen monath friſt gegeben/ und da er ihn wieder vor ſich gefodert/ haͤtte Stiefel mit ungeſtuͤmm zu ihm geſagt: Er ſehe jetzo aus Stiefels augen mit ſei- nen augen CHriſtum den Sohn GOttes/ er hoͤrete jetzo mit Stiefels munde mit ſeinen ohren reden CHriſtum den Sohn GOttes ſelbſt. Da denn der Superinten- dens weiter referiret: Er ſey dem teuffel in geringſten nicht zu fuſſe gefallen/ ſon- dern habe unter andern geſaget: So lan- ge und offte du diß ſageſt/ biſtu nicht Chri- ſtus/ vor welchen du dich gotteslaͤſter- lich außgiebſt/ ſondern der teuffel ſelbſt/ auch Stiefeln als einen teufel ſich packen/ und von ihm gehen heiſſen/ mit vermel- dung/ ſolcher geſtalt wolle er jetzo das letz- temal privatim mit ihm geredet haben. Dieſes ſolte der andere gradus admonitionis ſeyn/ ob er aber dem ſinn und befehl CHriſti ge- maͤß geweſen/ laͤſt ſich leicht erkennen. Es hat aber Stiefel darauff in einem ſchreiben an den andern Prediger Henning Dedekind ſich hoͤch- lich beſchweret/ daß er vor einen teuffel ge- ſcholten worden/ uñ ſeine gedachte meinung/ daß CHriſtus in ihm alles rede und thue/ weit- laͤufftig wiederholet/ auch ſich alſo unterſchrie- ben: JEſus CHriſtus GOttes und Ma- rien Sohn/ das lebendige wort des Va- ters im himmel/ voll ſeines H. Geiſtes/ in meinem heiligen fleiſch und blut zu ſeiner rechten im himmel/ und in allen meinen gliedmaſſen in allen auserwehlten/ beruf- fenen und glaubigen/ und auch in dieſer meiner lieben braut/ voll deꝛheiligkeit un- ſers Vaters/ in eins/ unzertrennlich in alle ewigkeit/ Amen. Stiefels ausbruch von CHri- ſti perſon. Der Pre- diger ant- wort. Und gra- dus admo- nitionis. 6. Die Prediger haben ihn darauff den 8. april vor ſich citiret/ da ſie denn unter andern gedencken/ daß er erkennet/ und geſaget habe: Er koͤnne nicht ſprechen/ er ſey CHriſtus weſentlich/ ſondern CHriſtus ſey ſein we- ſen in ihm. Die Prediger predigten zwar das wort GOttes in denen kirchen; er aber fuͤnde die fruͤchte nicht/ und haͤtte niemals bey ſich befunden/ daß der ge- brauch des Abendmahls etwas bey ihm gefruchtet ꝛc. Beym abſchiede habe der Su- perintendens gewuͤnſchet/ GOtt moͤchte ihn erleuchten/ dem aber jener geantwortet: Er er- kennete keinen irrthum oder ſchwarm. Deſſen ungeacht aber hat der Superintendens in dem Stiefels fernere er- klaͤrung.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/44>, abgerufen am 16.04.2024.