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Allgemeine Zeitung. Nr. 14. Augsburg, 14. Januar 1840.

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von Fremden war wie gewöhnlich auch dießmal sehr groß. - Die hiesige Theater-Monotonie wurde auf eine angenehme Weise unterbrochen durch die Ankunft einer französischen Schauspielertruppe unter der Leitung des Hrn. Doligny, welche seit acht Tagen in dem königlichen Theater del Fondo ihre Vorstellungen gibt, die sehr besucht werden. - Die nächtliche Beleuchtung unserer Stadt hat durch eine neue polizeiliche Verordnung, nach welcher jede Boutique zwei eigens dazu verfertigte Spiegellampen aushängen muß, sehr gewonnen.

Die Anwesenheit des Herzogs von Bordeaux in Rom scheint nicht allein in Frankreich, sondern auch in andern Ländern mehr Aufmerksamkeit zu erregen als sie wirklich verdient. Die verschiedenen Zeitungsnachrichten enthalten darüber eine Menge Unwahrheiten. Wir müssen uns darauf beschränken, nur einige zu widerlegen, denn zu allen würde hier der Raum fehlen. Zuerst hat der Herzog hier nie sein Incognito abgelegt; er lebt nach wie vor unter dem Namen eines Grafen v. Chambord. Feten wurden ihm nicht allein von einigen Russen und Engländern gegeben, sondern die größten römischen Familien zeichneten sich darin aus, und fast jeden Abend folgt ein Fest dem andern. Von Diplomaten dagegen kamen nur diejenigen mit ihm in Berührung, welche unmittelbare Geschäfte mit ihm hatten, und zu diesen gehört allerdings der neapolitanische Gesandte, Hr. v. Ludolf. Dagegen hat der k. k. österreichische Botschafter, Hr. v. Lützow, keinen Besuch bei ihm abgestattet, und noch weniger hat dieser Diplomat sich als Vermittler zwischen dem Papst und Frankreich angeboten, schon aus dem einfachen Grund, weil, wenn auch einige Noten gewechselt wurden, es doch nie zu irgend einem Bruch zwischen beiden Höfen kam. Es bestand eine kurze Zeit ein gespanntes Verhältniß, dieß wird Niemand läugnen können, aber kaum hatte der französische Botschafter, Graf Latour-Maubourg, vernommen, daß der junge Herzog Rom auf Verlangen des Papstes verlassen werde, als er sich wieder persönlich zum Cardinal-Staatssecretär begab. Der Wunsch, daß der Herzog Rom verlasse, scheint von der Familie in Görtz ausgesprochen worden zu seyn, und wurde daher auf die Bitte der Familie vom Papst dem Herzog bei der stattgehabten Audienz eröffnet. Uebrigens wird man hier froh seyn wenn er abreist, da man dadurch in mehr als Einer Hinsicht aus einer unangenehmen Lage befreit wird. Des Herzogs Verweilen hat eine Menge Personen herbeigezogen, welche keiner Regierung angenehm seyn können - Leute, welche von den verschiedenen Parteien hergeschickt wurden, um gegenseitig aufzupassen, wer mit dem Herzog umgeht oder nicht. Die Entschuldigung gar, die der Papst dem französischen Hof, hinsichtlich seines Betragens gegen den Herzog von Bordeaux durch den Internuncius Monsignore Garibaldi in Paris gemacht haben soll, ist rein aus der Luft gegriffen, da man hier die Gesinnungen Ludwig Philipps kennt, und recht gut weiß, daß alle Demonstrationen und Schritte mehr von dem Ministerium als von ihm selbst ausgingen. - Diesen Widerlegungen bitte ich folgende hinzuzufügen, das Befinden des heiligen Vaters betreffend. Wenn ich geflissentlich in mehreren meiner Berichte das Wohlbefinden des Papstes heraushob, geschah es in der Absicht, Stadtgesprächen zuvorzukommen, die im Umlauf waren, und die bei dem vorgerückten Alter des Papstes einige Wahrscheinlichkeit für sich hatten. Französische Blätter waren gefällig genug, dergleichen Gerüchte aufzunehmen, und der Papst hat einigemal Personen, welche die Ehre hatten bei ihm eingeführt zu werden, diese Zeitungen gezeigt, und scherzend dabei bemerkt, daß man sich Mühe gebe, ihn der Welt als ernsthaft krank darzustellen. Ich kann heute aus ganz zuverlässiger Quelle versichern, daß seit fünf Wochen von den beiden Aerzten, Alertz und Baroni, kein Bulletin mehr über sein Befinden ausgegeben wurde, und daß sich vor fünf Wochen nach dem Fieberanfall zwar eine leichte Geschwulst an den Beinen gezeigt hatte, welche aber alsbald verging, als er seine täglichen Bewegungen im Freien wieder vornehmen konnte.

Deutschland.

Die Vorberathungen des von der Regierung den Ständen vorgelegten Entwurfs eines Strafgesetzbuches sind durch die ständischen Commissionen, welche seit der Beurlaubung beider Kammern mit wenigen Unterbrechungen in fortwährender Thätigkeit waren, nunmehr beendigt. Durch diese Maaßregel ist allerdings für den wiederbeginnenden Landtag eine Zeit- und Geldersparniß bezweckt, obgleich die Berathung des Gesetzes noch recht lebhafte und lange andauernde Debatten herbeiführen wird. Außerdem sind noch viele Bittschriften zu erledigen und andere Gegenstände im Rückstande, unter welchen der Vertrag mit der Standesherrschaft Leiningen interessante Berathungen veranlassen wird. Die Erörterungen über diese verschiedenen Gegenstände dürften aber den wieder beginnenden Landtag, wozu die Mitglieder beider Kammern, dem Vernehmen nach, nicht vor der zweiten Hälfte des Monats März einberufen werden, in die Länge ziehen. (Mannh. Journ.)

Heute wurde, unter Entfaltung eines großen militärischen Trauerpomps, der Generalmajor v. Bouchenröder zur Erde bestattet. Er hatte eine Reihe von Feldzügen mitgemacht und sich stets als ausgezeichnet tapferer Officier bewiesen. (Schw. M.)

Es war die Absicht, das Jubiläum der Erfindung der Buchdruckerkunst mit einem öffentlichen Feste dahier zu begehen: Gottesdienst, Festrede, Musikfest, Mahlzeiten, Volksbelustigungen, wo möglich Theater, Fackelzug und Ball sollten, nach dem gedruckt erschienenen Vorschlag des Oberforstraths Freiherrn v. Wedekind dahier, dessen Bestandtheile ausmachen, und das Fest selbst am 23 Jun. 1840 begangen werden. Die zur Wahl eines Comite's berufene Versammlung war zahlreich und fast jede politische Schattirung in dem gewählten Comite, welches aus 31 Mitgliedern bestehen sollte, vertreten. Indessen lehnten mehrere Gewählte höhern Rangs, z. B. der Generallieutenant und Generaladjutant, Fürst Wittgenstein und der Hofmarschall Graf v. Lehrbach, die auf sie gefallene Wahl ab. Dagegen nahmen die meisten Andern, worunter der evangelische Prälat Köhler, nach ihm der erste protestantische hiesige Stadtgeistliche Dr. Ludwig, und der erste katholische Stadtpfarrer, Dr. Lüft, die Wahl an. Am 3 d. M. war eine vorbereitende Sitzung des Comite's, und morgen sollte wieder eine Sitzung desselben seyn. Die Polizeibehörde war vom Gang der Sache genau und fortwährend in Kenntniß gesetzt, und Mitglieder der Polizei hatten activ an der Wahl des Comite's Theil genommen. Da erging gestern nachstehendes Schreiben des großherzogl. Kreisraths dahier an die Comitemitglieder: "Darmstadt, 8 Jan. 1840. Betreffend die Feier der Erfindung der Buchdruckerkunst in Verbindung mit einem Musikfest. Der großh. hess. Kreisrath des Kreises Darmstadt eröffnet hierdurch, in Folge Verfügung großherzoglichen Ministeriums des Innern und der Justiz vom heutigen, dem sich zur Vorbereitung und Leitung des obenerwähnten Festes gebildet habenden Comite zur Nachachtung, daß Se. k. H. der Großherzog zu verfügen geruht haben, daß das beabsichtigte öffentliche Fest zur Feier der 400jährigen Erfindung der Buchdruckerkunst weder in größerem noch


von Fremden war wie gewöhnlich auch dießmal sehr groß. – Die hiesige Theater-Monotonie wurde auf eine angenehme Weise unterbrochen durch die Ankunft einer französischen Schauspielertruppe unter der Leitung des Hrn. Doligny, welche seit acht Tagen in dem königlichen Theater del Fondo ihre Vorstellungen gibt, die sehr besucht werden. – Die nächtliche Beleuchtung unserer Stadt hat durch eine neue polizeiliche Verordnung, nach welcher jede Boutique zwei eigens dazu verfertigte Spiegellampen aushängen muß, sehr gewonnen.

Die Anwesenheit des Herzogs von Bordeaux in Rom scheint nicht allein in Frankreich, sondern auch in andern Ländern mehr Aufmerksamkeit zu erregen als sie wirklich verdient. Die verschiedenen Zeitungsnachrichten enthalten darüber eine Menge Unwahrheiten. Wir müssen uns darauf beschränken, nur einige zu widerlegen, denn zu allen würde hier der Raum fehlen. Zuerst hat der Herzog hier nie sein Incognito abgelegt; er lebt nach wie vor unter dem Namen eines Grafen v. Chambord. Feten wurden ihm nicht allein von einigen Russen und Engländern gegeben, sondern die größten römischen Familien zeichneten sich darin aus, und fast jeden Abend folgt ein Fest dem andern. Von Diplomaten dagegen kamen nur diejenigen mit ihm in Berührung, welche unmittelbare Geschäfte mit ihm hatten, und zu diesen gehört allerdings der neapolitanische Gesandte, Hr. v. Ludolf. Dagegen hat der k. k. österreichische Botschafter, Hr. v. Lützow, keinen Besuch bei ihm abgestattet, und noch weniger hat dieser Diplomat sich als Vermittler zwischen dem Papst und Frankreich angeboten, schon aus dem einfachen Grund, weil, wenn auch einige Noten gewechselt wurden, es doch nie zu irgend einem Bruch zwischen beiden Höfen kam. Es bestand eine kurze Zeit ein gespanntes Verhältniß, dieß wird Niemand läugnen können, aber kaum hatte der französische Botschafter, Graf Latour-Maubourg, vernommen, daß der junge Herzog Rom auf Verlangen des Papstes verlassen werde, als er sich wieder persönlich zum Cardinal-Staatssecretär begab. Der Wunsch, daß der Herzog Rom verlasse, scheint von der Familie in Görtz ausgesprochen worden zu seyn, und wurde daher auf die Bitte der Familie vom Papst dem Herzog bei der stattgehabten Audienz eröffnet. Uebrigens wird man hier froh seyn wenn er abreist, da man dadurch in mehr als Einer Hinsicht aus einer unangenehmen Lage befreit wird. Des Herzogs Verweilen hat eine Menge Personen herbeigezogen, welche keiner Regierung angenehm seyn können – Leute, welche von den verschiedenen Parteien hergeschickt wurden, um gegenseitig aufzupassen, wer mit dem Herzog umgeht oder nicht. Die Entschuldigung gar, die der Papst dem französischen Hof, hinsichtlich seines Betragens gegen den Herzog von Bordeaux durch den Internuncius Monsignore Garibaldi in Paris gemacht haben soll, ist rein aus der Luft gegriffen, da man hier die Gesinnungen Ludwig Philipps kennt, und recht gut weiß, daß alle Demonstrationen und Schritte mehr von dem Ministerium als von ihm selbst ausgingen. – Diesen Widerlegungen bitte ich folgende hinzuzufügen, das Befinden des heiligen Vaters betreffend. Wenn ich geflissentlich in mehreren meiner Berichte das Wohlbefinden des Papstes heraushob, geschah es in der Absicht, Stadtgesprächen zuvorzukommen, die im Umlauf waren, und die bei dem vorgerückten Alter des Papstes einige Wahrscheinlichkeit für sich hatten. Französische Blätter waren gefällig genug, dergleichen Gerüchte aufzunehmen, und der Papst hat einigemal Personen, welche die Ehre hatten bei ihm eingeführt zu werden, diese Zeitungen gezeigt, und scherzend dabei bemerkt, daß man sich Mühe gebe, ihn der Welt als ernsthaft krank darzustellen. Ich kann heute aus ganz zuverlässiger Quelle versichern, daß seit fünf Wochen von den beiden Aerzten, Alertz und Baroni, kein Bulletin mehr über sein Befinden ausgegeben wurde, und daß sich vor fünf Wochen nach dem Fieberanfall zwar eine leichte Geschwulst an den Beinen gezeigt hatte, welche aber alsbald verging, als er seine täglichen Bewegungen im Freien wieder vornehmen konnte.

Deutschland.

Die Vorberathungen des von der Regierung den Ständen vorgelegten Entwurfs eines Strafgesetzbuches sind durch die ständischen Commissionen, welche seit der Beurlaubung beider Kammern mit wenigen Unterbrechungen in fortwährender Thätigkeit waren, nunmehr beendigt. Durch diese Maaßregel ist allerdings für den wiederbeginnenden Landtag eine Zeit- und Geldersparniß bezweckt, obgleich die Berathung des Gesetzes noch recht lebhafte und lange andauernde Debatten herbeiführen wird. Außerdem sind noch viele Bittschriften zu erledigen und andere Gegenstände im Rückstande, unter welchen der Vertrag mit der Standesherrschaft Leiningen interessante Berathungen veranlassen wird. Die Erörterungen über diese verschiedenen Gegenstände dürften aber den wieder beginnenden Landtag, wozu die Mitglieder beider Kammern, dem Vernehmen nach, nicht vor der zweiten Hälfte des Monats März einberufen werden, in die Länge ziehen. (Mannh. Journ.)

Heute wurde, unter Entfaltung eines großen militärischen Trauerpomps, der Generalmajor v. Bouchenröder zur Erde bestattet. Er hatte eine Reihe von Feldzügen mitgemacht und sich stets als ausgezeichnet tapferer Officier bewiesen. (Schw. M.)

Es war die Absicht, das Jubiläum der Erfindung der Buchdruckerkunst mit einem öffentlichen Feste dahier zu begehen: Gottesdienst, Festrede, Musikfest, Mahlzeiten, Volksbelustigungen, wo möglich Theater, Fackelzug und Ball sollten, nach dem gedruckt erschienenen Vorschlag des Oberforstraths Freiherrn v. Wedekind dahier, dessen Bestandtheile ausmachen, und das Fest selbst am 23 Jun. 1840 begangen werden. Die zur Wahl eines Comité's berufene Versammlung war zahlreich und fast jede politische Schattirung in dem gewählten Comité, welches aus 31 Mitgliedern bestehen sollte, vertreten. Indessen lehnten mehrere Gewählte höhern Rangs, z. B. der Generallieutenant und Generaladjutant, Fürst Wittgenstein und der Hofmarschall Graf v. Lehrbach, die auf sie gefallene Wahl ab. Dagegen nahmen die meisten Andern, worunter der evangelische Prälat Köhler, nach ihm der erste protestantische hiesige Stadtgeistliche Dr. Ludwig, und der erste katholische Stadtpfarrer, Dr. Lüft, die Wahl an. Am 3 d. M. war eine vorbereitende Sitzung des Comité's, und morgen sollte wieder eine Sitzung desselben seyn. Die Polizeibehörde war vom Gang der Sache genau und fortwährend in Kenntniß gesetzt, und Mitglieder der Polizei hatten activ an der Wahl des Comité's Theil genommen. Da erging gestern nachstehendes Schreiben des großherzogl. Kreisraths dahier an die Comitémitglieder: „Darmstadt, 8 Jan. 1840. Betreffend die Feier der Erfindung der Buchdruckerkunst in Verbindung mit einem Musikfest. Der großh. hess. Kreisrath des Kreises Darmstadt eröffnet hierdurch, in Folge Verfügung großherzoglichen Ministeriums des Innern und der Justiz vom heutigen, dem sich zur Vorbereitung und Leitung des obenerwähnten Festes gebildet habenden Comité zur Nachachtung, daß Se. k. H. der Großherzog zu verfügen geruht haben, daß das beabsichtigte öffentliche Fest zur Feier der 400jährigen Erfindung der Buchdruckerkunst weder in größerem noch

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[0110/0006] von Fremden war wie gewöhnlich auch dießmal sehr groß. – Die hiesige Theater-Monotonie wurde auf eine angenehme Weise unterbrochen durch die Ankunft einer französischen Schauspielertruppe unter der Leitung des Hrn. Doligny, welche seit acht Tagen in dem königlichen Theater del Fondo ihre Vorstellungen gibt, die sehr besucht werden. – Die nächtliche Beleuchtung unserer Stadt hat durch eine neue polizeiliche Verordnung, nach welcher jede Boutique zwei eigens dazu verfertigte Spiegellampen aushängen muß, sehr gewonnen. * Rom, 4 Jan. Die Anwesenheit des Herzogs von Bordeaux in Rom scheint nicht allein in Frankreich, sondern auch in andern Ländern mehr Aufmerksamkeit zu erregen als sie wirklich verdient. Die verschiedenen Zeitungsnachrichten enthalten darüber eine Menge Unwahrheiten. Wir müssen uns darauf beschränken, nur einige zu widerlegen, denn zu allen würde hier der Raum fehlen. Zuerst hat der Herzog hier nie sein Incognito abgelegt; er lebt nach wie vor unter dem Namen eines Grafen v. Chambord. Feten wurden ihm nicht allein von einigen Russen und Engländern gegeben, sondern die größten römischen Familien zeichneten sich darin aus, und fast jeden Abend folgt ein Fest dem andern. Von Diplomaten dagegen kamen nur diejenigen mit ihm in Berührung, welche unmittelbare Geschäfte mit ihm hatten, und zu diesen gehört allerdings der neapolitanische Gesandte, Hr. v. Ludolf. Dagegen hat der k. k. österreichische Botschafter, Hr. v. Lützow, keinen Besuch bei ihm abgestattet, und noch weniger hat dieser Diplomat sich als Vermittler zwischen dem Papst und Frankreich angeboten, schon aus dem einfachen Grund, weil, wenn auch einige Noten gewechselt wurden, es doch nie zu irgend einem Bruch zwischen beiden Höfen kam. Es bestand eine kurze Zeit ein gespanntes Verhältniß, dieß wird Niemand läugnen können, aber kaum hatte der französische Botschafter, Graf Latour-Maubourg, vernommen, daß der junge Herzog Rom auf Verlangen des Papstes verlassen werde, als er sich wieder persönlich zum Cardinal-Staatssecretär begab. Der Wunsch, daß der Herzog Rom verlasse, scheint von der Familie in Görtz ausgesprochen worden zu seyn, und wurde daher auf die Bitte der Familie vom Papst dem Herzog bei der stattgehabten Audienz eröffnet. Uebrigens wird man hier froh seyn wenn er abreist, da man dadurch in mehr als Einer Hinsicht aus einer unangenehmen Lage befreit wird. Des Herzogs Verweilen hat eine Menge Personen herbeigezogen, welche keiner Regierung angenehm seyn können – Leute, welche von den verschiedenen Parteien hergeschickt wurden, um gegenseitig aufzupassen, wer mit dem Herzog umgeht oder nicht. Die Entschuldigung gar, die der Papst dem französischen Hof, hinsichtlich seines Betragens gegen den Herzog von Bordeaux durch den Internuncius Monsignore Garibaldi in Paris gemacht haben soll, ist rein aus der Luft gegriffen, da man hier die Gesinnungen Ludwig Philipps kennt, und recht gut weiß, daß alle Demonstrationen und Schritte mehr von dem Ministerium als von ihm selbst ausgingen. – Diesen Widerlegungen bitte ich folgende hinzuzufügen, das Befinden des heiligen Vaters betreffend. Wenn ich geflissentlich in mehreren meiner Berichte das Wohlbefinden des Papstes heraushob, geschah es in der Absicht, Stadtgesprächen zuvorzukommen, die im Umlauf waren, und die bei dem vorgerückten Alter des Papstes einige Wahrscheinlichkeit für sich hatten. Französische Blätter waren gefällig genug, dergleichen Gerüchte aufzunehmen, und der Papst hat einigemal Personen, welche die Ehre hatten bei ihm eingeführt zu werden, diese Zeitungen gezeigt, und scherzend dabei bemerkt, daß man sich Mühe gebe, ihn der Welt als ernsthaft krank darzustellen. Ich kann heute aus ganz zuverlässiger Quelle versichern, daß seit fünf Wochen von den beiden Aerzten, Alertz und Baroni, kein Bulletin mehr über sein Befinden ausgegeben wurde, und daß sich vor fünf Wochen nach dem Fieberanfall zwar eine leichte Geschwulst an den Beinen gezeigt hatte, welche aber alsbald verging, als er seine täglichen Bewegungen im Freien wieder vornehmen konnte. Deutschland. Karlsruhe, 8 Jan. Die Vorberathungen des von der Regierung den Ständen vorgelegten Entwurfs eines Strafgesetzbuches sind durch die ständischen Commissionen, welche seit der Beurlaubung beider Kammern mit wenigen Unterbrechungen in fortwährender Thätigkeit waren, nunmehr beendigt. Durch diese Maaßregel ist allerdings für den wiederbeginnenden Landtag eine Zeit- und Geldersparniß bezweckt, obgleich die Berathung des Gesetzes noch recht lebhafte und lange andauernde Debatten herbeiführen wird. Außerdem sind noch viele Bittschriften zu erledigen und andere Gegenstände im Rückstande, unter welchen der Vertrag mit der Standesherrschaft Leiningen interessante Berathungen veranlassen wird. Die Erörterungen über diese verschiedenen Gegenstände dürften aber den wieder beginnenden Landtag, wozu die Mitglieder beider Kammern, dem Vernehmen nach, nicht vor der zweiten Hälfte des Monats März einberufen werden, in die Länge ziehen. (Mannh. Journ.) Darmstadt, 8 Jan. Heute wurde, unter Entfaltung eines großen militärischen Trauerpomps, der Generalmajor v. Bouchenröder zur Erde bestattet. Er hatte eine Reihe von Feldzügen mitgemacht und sich stets als ausgezeichnet tapferer Officier bewiesen. (Schw. M.) ** Darmstadt, 9 Jan. Es war die Absicht, das Jubiläum der Erfindung der Buchdruckerkunst mit einem öffentlichen Feste dahier zu begehen: Gottesdienst, Festrede, Musikfest, Mahlzeiten, Volksbelustigungen, wo möglich Theater, Fackelzug und Ball sollten, nach dem gedruckt erschienenen Vorschlag des Oberforstraths Freiherrn v. Wedekind dahier, dessen Bestandtheile ausmachen, und das Fest selbst am 23 Jun. 1840 begangen werden. Die zur Wahl eines Comité's berufene Versammlung war zahlreich und fast jede politische Schattirung in dem gewählten Comité, welches aus 31 Mitgliedern bestehen sollte, vertreten. Indessen lehnten mehrere Gewählte höhern Rangs, z. B. der Generallieutenant und Generaladjutant, Fürst Wittgenstein und der Hofmarschall Graf v. Lehrbach, die auf sie gefallene Wahl ab. Dagegen nahmen die meisten Andern, worunter der evangelische Prälat Köhler, nach ihm der erste protestantische hiesige Stadtgeistliche Dr. Ludwig, und der erste katholische Stadtpfarrer, Dr. Lüft, die Wahl an. Am 3 d. M. war eine vorbereitende Sitzung des Comité's, und morgen sollte wieder eine Sitzung desselben seyn. Die Polizeibehörde war vom Gang der Sache genau und fortwährend in Kenntniß gesetzt, und Mitglieder der Polizei hatten activ an der Wahl des Comité's Theil genommen. Da erging gestern nachstehendes Schreiben des großherzogl. Kreisraths dahier an die Comitémitglieder: „Darmstadt, 8 Jan. 1840. Betreffend die Feier der Erfindung der Buchdruckerkunst in Verbindung mit einem Musikfest. Der großh. hess. Kreisrath des Kreises Darmstadt eröffnet hierdurch, in Folge Verfügung großherzoglichen Ministeriums des Innern und der Justiz vom heutigen, dem sich zur Vorbereitung und Leitung des obenerwähnten Festes gebildet habenden Comité zur Nachachtung, daß Se. k. H. der Großherzog zu verfügen geruht haben, daß das beabsichtigte öffentliche Fest zur Feier der 400jährigen Erfindung der Buchdruckerkunst weder in größerem noch

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 14. Augsburg, 14. Januar 1840, S. 0110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_014_18400114/6>, abgerufen am 23.04.2024.