Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 55. Augsburg, 24. Februar 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Solsona, schreiben aber den Sieg den Waffen der Königin zu, und versichern, daß die Carlisten dabei großen Verlust erlitten.

Großbritannien.

Als brittischer Feldmarschall wird Se. k. Hoh. Prinz Albert neben seiner Apanage ein weiteres Einkommen von 1500 bis 2000 Pf., und als Obrist und Inhaber eines Regiments abermals einen Gehalt von mehr als 1000 Pf. jährlich beziehen. Seinem Oheim Leopold trug seine Obristenstelle im 5ten Gardedragonerregiment zwischen 14 und 1500 Pf. St. ein. - Ihre Maj. wird in der gegenwärtigen Saison eine glänzende Reihe von zwölf Hofbällen im Buckinghampalaste geben, mit denen jedoch erst in der Woche nach Ostern der Anfang gemacht werden soll. - Der Satyrist meint, bei christlichen Völkern, welche, unähnlich den Heiden, die Natur und den Naturdienst nicht als etwas an sich Heiliges, sondern als etwas durch eine höhere Weihe erst zu Heiligendes ansehen, sollten Hochzeiten - fürstliche so gut wie andere - fein in der Stille, in Verschämtheit und Herzensdemuth gefeiert, nicht aber zu einem lärmenden Schaugepränge gemacht werden; denn wenn schon die Ehe im Paradies eingesetzt sey, so knüpften sich doch dualistische Betrachtungen daran, die mit dem Engel im Menschen weniger, als mit dessen animalischem Element zu thun haben.

(Standard.) Mit größter Freude können wir melden, daß es mit der Gesundheit des Herzogs v. Wellington täglich besser geht. Auf die heutigen Anfragen in Apsley-House wurde geantwortet, Se. Gnaden habe eine gute Nacht gehabt.

Am 6 Febr. feierte Sir R. Peel seinen 54sten Geburtstag.

Folgender Artikel der neuentstandenen, zur Zeit noch ziemlich obscuren Wochenzeitung the Conservative ist, trotz seiner Unwahrscheinlichkeiten, in die großen Londoner Toryzeitungen übergegangen: "Beabsichtigte Aenderungen im Cabinet. Lord Melbourne und Lord Lansdowne werden kurz nach Ostern vom Cabinet austreten. Lord Brougham und Lord Durham werden zum Beitritt eingeladen werden. Ersterm bietet man das geheime Siegel an, er verlangt aber die Kanzlerstelle. Um sich den Anschein der Gleichgültigkeit zu geben, ist der edle und gelehrte Lord nach Frankreich abgereist. Er erwartet auf seine eigenen Bedingungen hin beschickt zu werden. Die Politik des also neugebildeten Cabinets wird sogleich eine andere werden. Lord Normanby, vermuthet man, wird zum ersten Lord der Schatzkammer ernannt. Lord Brougham wird die Geschäfte im Oberhaus leiten. Ausdehnung des parlamentarischen Wahlrechts auf alle Familienväter (Household suffrage) wird (vielleicht!) zu einer Cabinetsfrage gemacht werden, die Aufhebung der Korngesetze aber ganz gewiß. Sobald eine Parlamentsauflösung als nöthig erscheint, wird "Abschaffung der Korngesetze" das Kriegsgeschrei der Ministeriellen seyn. Sie rechnen darauf, bei der nächsten allgemeinen Wahl Freunde dieser Maaßregel für alle Städte im Reich zu wählen. In diesem Falle würden die Grafschaftsmitglieder sich in einer schrecklichen Minorität finden. Dem Hause der Lords soll die Preisgebung der Korngesetze abgetrotzt werden. Lord Normanby ist ein vermögensloser Abenteurer (a pennyless adventurer), ein Mann, der hinsichtlich seiner Subsistenzmittel von seinem Amt abhängt, überdieß ehrgeizig und vollkommen unbekümmert wegen der Folgen, die ja nur solche Leute treffen können, die etwas zu verlieren haben, was bei Mylord nicht der Fall ist. Man wird mit einer unbeschränkten Pairscreirung drohen, und sie auch ausführen, falls das Haus der Lords dem Geschrei der Korngesetzaufheber nicht nachgeben sollte. Lord Normanby ist mehr an Amt und Salar, als an seiner Adelskaste gelegen." Der Courier fügt hinzu: "Mögen die Agriculturisten das wohl bedenken. Dem Fleiße des Landwirths soll "Krieg bis zum Messer" verkündigt werden."

(M. Chronicle.) Das Debats läßt ein hartes Verdammungsurtheil über die französischen Eisenbahn-Commissionen ergehen, weil sie sich weigern, den Compagnien Zinsen zu garantiren, und die ersten 22 Lieues der nördlichen Linie auf Staatskosten auszuführen vorschlagen. Das Debats schreibt im Interesse der Compagnien. Sehr wohl, wenn nur Compagnien beständen; aber die Franzosen sind vor der nördlichen Bahn zurückgebebt, haben selbst die Linie von Rouen aufgegeben, und die von Orleans scheint ihre Lebensfähigkeit an die Bedingung zu knüpfen, daß ihr ein Minimum von Gewinn verbürgt werde. Das Debats räumt ein, daß die Militär- und Marineausgaben, welche Algier und der Orient veranlassen, alles bisher für öffentliche Bauten gewidmete Geld verschlingen werden. Noch mehr: in derselben Absicht, die französische Seemacht zu verstärken, hat die Regierung beschlossen, in diesem Jahr eine Dampfschifffahrtsverbindung über die atlantische See herzustellen - was beinahe zwei Millionen Pf. St. (?) kosten wird. Wo soll, bei all diesen Ausgaben, die französische Regierung auch noch Geld für Eisenbahnen finden? Da hat man in einem schlagenden Exempel die Sucht der jetzigen französischen Regierung, alle Agricultur- und sonstigen inländischen Interessen denen des auswärtigen Handels und der Seemacht aufzuopfern. Die Länder jenseits der französischen Gränze sind allerwärts (?) mit Eisenbahnen durchschnitten, so daß in ein paar Jahren (!) feindliche Armeen aus der entlegensten Provinz Deutschlands binnen wenigen Stunden herbeigeführt werden können, um mit Blitzesschnelle längs der französischen Gränzmarken von Straßburg bis Ostende zu manöuvriren. Die Franzosen indeß sehen gleichgültig darüber weg. Ihre Hoffnungen und Befürchtungen haben nichts mit dem Continent zu thun. (Nicht?) Sie sind im Gegentheil ganz auf das Meer gerichtet. Dampfboote zu haben, die nach Amerika fahren, das ist ihnen wichtiger, als eine Eisenbahn nach Brüssel zu bauen.

(M. Herald.) In Bezug auf unsere Verhältnisse zu China wird ein wichtiger Umstand aus den Vereinigten Staaten gemeldet. Es heißt, die amerikanischen Kaufleute in Canton seyen geneigt, mit den englischen gemeinsame Sache zu machen, um von der chinesischen Regierung Handelsverträge zu erlangen, durch welche der Handel beider Nationen mit dem Reich der Mitte auf eine feste und befriedigende Basis gestellt werde.

Die Times enthält einen langen Artikel über den Zustand der "freien Stadt" Krakau, und macht es der brittischen Regierung zum Vorwurf, daß sie keinen Consul daselbst anstelle, was sowohl den politischen Rechten Krakau's, als den Handelsinteressen Englands großen Nachtheil bringe.

Am 17 Jan. traf der Erzbischof Athanasius Tongi aus Civita vecchia auf Malta ein; derselbe geht nach Tripolis in Syrien, wohin seit dem Schisma kein katholischer Erzbischof mehr gekommen ist.

Frankreich.

Am Grabe des Marschalls Maison wurden von dem General Trezel und Hrn. Thiers Reden gehalten.

Die Pairskammer hielt am 19 Febr. eine Sitzung, worin mehrere Petitionen von geringem Interesse verhandelt wurden. Die Deputirtenkammer versammelte sich am 19 nur auf ihren Bureaux. Hr. Muret de Bord hatte ein Amendement zu dem Dotationsentwurf niedergelegt, das die Dauer

Solsona, schreiben aber den Sieg den Waffen der Königin zu, und versichern, daß die Carlisten dabei großen Verlust erlitten.

Großbritannien.

Als brittischer Feldmarschall wird Se. k. Hoh. Prinz Albert neben seiner Apanage ein weiteres Einkommen von 1500 bis 2000 Pf., und als Obrist und Inhaber eines Regiments abermals einen Gehalt von mehr als 1000 Pf. jährlich beziehen. Seinem Oheim Leopold trug seine Obristenstelle im 5ten Gardedragonerregiment zwischen 14 und 1500 Pf. St. ein. – Ihre Maj. wird in der gegenwärtigen Saison eine glänzende Reihe von zwölf Hofbällen im Buckinghampalaste geben, mit denen jedoch erst in der Woche nach Ostern der Anfang gemacht werden soll. – Der Satyrist meint, bei christlichen Völkern, welche, unähnlich den Heiden, die Natur und den Naturdienst nicht als etwas an sich Heiliges, sondern als etwas durch eine höhere Weihe erst zu Heiligendes ansehen, sollten Hochzeiten – fürstliche so gut wie andere – fein in der Stille, in Verschämtheit und Herzensdemuth gefeiert, nicht aber zu einem lärmenden Schaugepränge gemacht werden; denn wenn schon die Ehe im Paradies eingesetzt sey, so knüpften sich doch dualistische Betrachtungen daran, die mit dem Engel im Menschen weniger, als mit dessen animalischem Element zu thun haben.

(Standard.) Mit größter Freude können wir melden, daß es mit der Gesundheit des Herzogs v. Wellington täglich besser geht. Auf die heutigen Anfragen in Apsley-House wurde geantwortet, Se. Gnaden habe eine gute Nacht gehabt.

Am 6 Febr. feierte Sir R. Peel seinen 54sten Geburtstag.

Folgender Artikel der neuentstandenen, zur Zeit noch ziemlich obscuren Wochenzeitung the Conservative ist, trotz seiner Unwahrscheinlichkeiten, in die großen Londoner Toryzeitungen übergegangen: „Beabsichtigte Aenderungen im Cabinet. Lord Melbourne und Lord Lansdowne werden kurz nach Ostern vom Cabinet austreten. Lord Brougham und Lord Durham werden zum Beitritt eingeladen werden. Ersterm bietet man das geheime Siegel an, er verlangt aber die Kanzlerstelle. Um sich den Anschein der Gleichgültigkeit zu geben, ist der edle und gelehrte Lord nach Frankreich abgereist. Er erwartet auf seine eigenen Bedingungen hin beschickt zu werden. Die Politik des also neugebildeten Cabinets wird sogleich eine andere werden. Lord Normanby, vermuthet man, wird zum ersten Lord der Schatzkammer ernannt. Lord Brougham wird die Geschäfte im Oberhaus leiten. Ausdehnung des parlamentarischen Wahlrechts auf alle Familienväter (Household suffrage) wird (vielleicht!) zu einer Cabinetsfrage gemacht werden, die Aufhebung der Korngesetze aber ganz gewiß. Sobald eine Parlamentsauflösung als nöthig erscheint, wird „Abschaffung der Korngesetze“ das Kriegsgeschrei der Ministeriellen seyn. Sie rechnen darauf, bei der nächsten allgemeinen Wahl Freunde dieser Maaßregel für alle Städte im Reich zu wählen. In diesem Falle würden die Grafschaftsmitglieder sich in einer schrecklichen Minorität finden. Dem Hause der Lords soll die Preisgebung der Korngesetze abgetrotzt werden. Lord Normanby ist ein vermögensloser Abenteurer (a pennyless adventurer), ein Mann, der hinsichtlich seiner Subsistenzmittel von seinem Amt abhängt, überdieß ehrgeizig und vollkommen unbekümmert wegen der Folgen, die ja nur solche Leute treffen können, die etwas zu verlieren haben, was bei Mylord nicht der Fall ist. Man wird mit einer unbeschränkten Pairscreirung drohen, und sie auch ausführen, falls das Haus der Lords dem Geschrei der Korngesetzaufheber nicht nachgeben sollte. Lord Normanby ist mehr an Amt und Salar, als an seiner Adelskaste gelegen.“ Der Courier fügt hinzu: „Mögen die Agriculturisten das wohl bedenken. Dem Fleiße des Landwirths soll „Krieg bis zum Messer“ verkündigt werden.“

(M. Chronicle.) Das Débats läßt ein hartes Verdammungsurtheil über die französischen Eisenbahn-Commissionen ergehen, weil sie sich weigern, den Compagnien Zinsen zu garantiren, und die ersten 22 Lieues der nördlichen Linie auf Staatskosten auszuführen vorschlagen. Das Débats schreibt im Interesse der Compagnien. Sehr wohl, wenn nur Compagnien beständen; aber die Franzosen sind vor der nördlichen Bahn zurückgebebt, haben selbst die Linie von Rouen aufgegeben, und die von Orleans scheint ihre Lebensfähigkeit an die Bedingung zu knüpfen, daß ihr ein Minimum von Gewinn verbürgt werde. Das Débats räumt ein, daß die Militär- und Marineausgaben, welche Algier und der Orient veranlassen, alles bisher für öffentliche Bauten gewidmete Geld verschlingen werden. Noch mehr: in derselben Absicht, die französische Seemacht zu verstärken, hat die Regierung beschlossen, in diesem Jahr eine Dampfschifffahrtsverbindung über die atlantische See herzustellen – was beinahe zwei Millionen Pf. St. (?) kosten wird. Wo soll, bei all diesen Ausgaben, die französische Regierung auch noch Geld für Eisenbahnen finden? Da hat man in einem schlagenden Exempel die Sucht der jetzigen französischen Regierung, alle Agricultur- und sonstigen inländischen Interessen denen des auswärtigen Handels und der Seemacht aufzuopfern. Die Länder jenseits der französischen Gränze sind allerwärts (?) mit Eisenbahnen durchschnitten, so daß in ein paar Jahren (!) feindliche Armeen aus der entlegensten Provinz Deutschlands binnen wenigen Stunden herbeigeführt werden können, um mit Blitzesschnelle längs der französischen Gränzmarken von Straßburg bis Ostende zu manöuvriren. Die Franzosen indeß sehen gleichgültig darüber weg. Ihre Hoffnungen und Befürchtungen haben nichts mit dem Continent zu thun. (Nicht?) Sie sind im Gegentheil ganz auf das Meer gerichtet. Dampfboote zu haben, die nach Amerika fahren, das ist ihnen wichtiger, als eine Eisenbahn nach Brüssel zu bauen.

(M. Herald.) In Bezug auf unsere Verhältnisse zu China wird ein wichtiger Umstand aus den Vereinigten Staaten gemeldet. Es heißt, die amerikanischen Kaufleute in Canton seyen geneigt, mit den englischen gemeinsame Sache zu machen, um von der chinesischen Regierung Handelsverträge zu erlangen, durch welche der Handel beider Nationen mit dem Reich der Mitte auf eine feste und befriedigende Basis gestellt werde.

Die Times enthält einen langen Artikel über den Zustand der „freien Stadt“ Krakau, und macht es der brittischen Regierung zum Vorwurf, daß sie keinen Consul daselbst anstelle, was sowohl den politischen Rechten Krakau's, als den Handelsinteressen Englands großen Nachtheil bringe.

Am 17 Jan. traf der Erzbischof Athanasius Tongi aus Cività vecchia auf Malta ein; derselbe geht nach Tripolis in Syrien, wohin seit dem Schisma kein katholischer Erzbischof mehr gekommen ist.

Frankreich.

Am Grabe des Marschalls Maison wurden von dem General Trezel und Hrn. Thiers Reden gehalten.

Die Pairskammer hielt am 19 Febr. eine Sitzung, worin mehrere Petitionen von geringem Interesse verhandelt wurden. Die Deputirtenkammer versammelte sich am 19 nur auf ihren Bureaux. Hr. Muret de Bord hatte ein Amendement zu dem Dotationsentwurf niedergelegt, das die Dauer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0002" n="0434"/>
Solsona, schreiben aber den Sieg den Waffen der Königin zu, und versichern, daß die Carlisten dabei großen Verlust erlitten.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 17 Febr.</dateline><lb/>
          <p>Als brittischer Feldmarschall wird Se. k. Hoh. Prinz Albert neben seiner Apanage ein weiteres Einkommen von 1500 bis 2000 Pf., und als Obrist und Inhaber eines Regiments abermals einen Gehalt von mehr als 1000 Pf. jährlich beziehen. Seinem Oheim Leopold trug seine Obristenstelle im 5ten Gardedragonerregiment zwischen 14 und 1500 Pf. St. ein. &#x2013; Ihre Maj. wird in der gegenwärtigen Saison eine glänzende Reihe von zwölf Hofbällen im Buckinghampalaste geben, mit denen jedoch erst in der Woche nach Ostern der Anfang gemacht werden soll. &#x2013; Der <hi rendition="#g">Satyrist</hi> meint, bei christlichen Völkern, welche, unähnlich den Heiden, die Natur und den Naturdienst nicht als etwas an sich Heiliges, sondern als etwas durch eine höhere Weihe erst zu Heiligendes ansehen, sollten Hochzeiten &#x2013; fürstliche so gut wie andere &#x2013; fein in der Stille, in Verschämtheit und Herzensdemuth gefeiert, nicht aber zu einem lärmenden Schaugepränge gemacht werden; denn wenn schon die Ehe im Paradies eingesetzt sey, so knüpften sich doch dualistische Betrachtungen daran, die mit dem Engel im Menschen weniger, als mit dessen animalischem Element zu thun haben.</p><lb/>
          <p>(<hi rendition="#g">Standard</hi>.) Mit größter Freude können wir melden, daß es mit der Gesundheit des Herzogs v. Wellington täglich besser geht. Auf die heutigen Anfragen in Apsley-House wurde geantwortet, Se. Gnaden habe eine gute Nacht gehabt.</p><lb/>
          <p>Am 6 Febr. feierte Sir R. Peel seinen 54sten Geburtstag.</p><lb/>
          <p>Folgender Artikel der neuentstandenen, zur Zeit noch ziemlich obscuren Wochenzeitung <hi rendition="#g">the Conservative</hi> ist, trotz seiner Unwahrscheinlichkeiten, in die großen Londoner Toryzeitungen übergegangen: &#x201E;Beabsichtigte Aenderungen im Cabinet. Lord Melbourne und Lord Lansdowne werden kurz nach Ostern vom Cabinet austreten. Lord Brougham und Lord Durham werden zum Beitritt eingeladen werden. Ersterm bietet man das geheime Siegel an, er verlangt aber die Kanzlerstelle. Um sich den Anschein der Gleichgültigkeit zu geben, ist der edle und gelehrte Lord nach Frankreich abgereist. Er erwartet auf seine eigenen Bedingungen hin beschickt zu werden. Die Politik des also neugebildeten Cabinets wird sogleich eine andere werden. Lord Normanby, vermuthet man, wird zum ersten Lord der Schatzkammer ernannt. Lord Brougham wird die Geschäfte im Oberhaus leiten. Ausdehnung des parlamentarischen Wahlrechts auf alle Familienväter (Household suffrage) wird (vielleicht!) zu einer Cabinetsfrage gemacht werden, die Aufhebung der Korngesetze aber ganz gewiß. Sobald eine Parlamentsauflösung als nöthig erscheint, wird &#x201E;Abschaffung der Korngesetze&#x201C; das Kriegsgeschrei der Ministeriellen seyn. Sie rechnen darauf, bei der nächsten allgemeinen Wahl Freunde dieser Maaßregel für alle Städte im Reich zu wählen. In diesem Falle würden die Grafschaftsmitglieder sich in einer schrecklichen Minorität finden. Dem Hause der Lords soll die Preisgebung der Korngesetze <hi rendition="#g">abgetrotzt</hi> werden. Lord Normanby ist ein vermögensloser Abenteurer (a pennyless adventurer), ein Mann, der hinsichtlich seiner Subsistenzmittel von seinem Amt abhängt, überdieß ehrgeizig und vollkommen unbekümmert wegen der Folgen, die ja nur solche Leute treffen können, die etwas zu verlieren haben, was bei Mylord nicht der Fall ist. Man wird mit einer unbeschränkten Pairscreirung drohen, und sie auch ausführen, falls das Haus der Lords dem Geschrei der Korngesetzaufheber nicht nachgeben sollte. Lord Normanby ist mehr an Amt und Salar, als an seiner Adelskaste gelegen.&#x201C; Der <hi rendition="#g">Courier</hi> fügt hinzu: &#x201E;Mögen die Agriculturisten das wohl bedenken. Dem Fleiße des Landwirths soll &#x201E;Krieg bis zum Messer&#x201C; verkündigt werden.&#x201C;</p><lb/>
          <p>(M. <hi rendition="#g">Chronicle</hi>.) Das Débats läßt ein hartes Verdammungsurtheil über die französischen Eisenbahn-Commissionen ergehen, weil sie sich weigern, den Compagnien Zinsen zu garantiren, und die ersten 22 Lieues der nördlichen Linie auf Staatskosten auszuführen vorschlagen. Das Débats schreibt im Interesse der Compagnien. Sehr wohl, wenn nur Compagnien beständen; aber die Franzosen sind vor der nördlichen Bahn zurückgebebt, haben selbst die Linie von Rouen aufgegeben, und die von Orleans scheint ihre Lebensfähigkeit an die Bedingung zu knüpfen, daß ihr ein Minimum von Gewinn verbürgt werde. Das Débats räumt ein, daß die Militär- und Marineausgaben, welche Algier und der Orient veranlassen, alles bisher für öffentliche Bauten gewidmete Geld verschlingen werden. Noch mehr: in derselben Absicht, die französische Seemacht zu verstärken, hat die Regierung beschlossen, in diesem Jahr eine Dampfschifffahrtsverbindung über die atlantische See herzustellen &#x2013; was beinahe zwei Millionen Pf. St. (?) kosten wird. Wo soll, bei all diesen Ausgaben, die französische Regierung auch noch Geld für Eisenbahnen finden? Da hat man in einem schlagenden Exempel die Sucht der jetzigen französischen Regierung, alle Agricultur- und sonstigen inländischen Interessen denen des auswärtigen Handels und der Seemacht aufzuopfern. Die Länder jenseits der französischen Gränze sind allerwärts (?) mit Eisenbahnen durchschnitten, so daß in ein paar Jahren (!) feindliche Armeen aus der entlegensten Provinz Deutschlands binnen wenigen Stunden herbeigeführt werden können, um mit Blitzesschnelle längs der französischen Gränzmarken von Straßburg bis Ostende zu manöuvriren. Die Franzosen indeß sehen gleichgültig darüber weg. Ihre Hoffnungen und Befürchtungen haben nichts mit dem Continent zu thun. (Nicht?) Sie sind im Gegentheil ganz auf das Meer gerichtet. Dampfboote zu haben, die nach Amerika fahren, das ist ihnen wichtiger, als eine Eisenbahn nach Brüssel zu bauen.</p><lb/>
          <p>(M. <hi rendition="#g">Herald</hi>.) In Bezug auf unsere Verhältnisse zu China wird ein wichtiger Umstand aus den Vereinigten Staaten gemeldet. Es heißt, die amerikanischen Kaufleute in Canton seyen geneigt, mit den englischen gemeinsame Sache zu machen, um von der chinesischen Regierung Handelsverträge zu erlangen, durch welche der Handel beider Nationen mit dem Reich der Mitte auf eine feste und befriedigende Basis gestellt werde.</p><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#g">Times</hi> enthält einen langen Artikel über den Zustand der &#x201E;freien Stadt&#x201C; Krakau, und macht es der brittischen Regierung zum Vorwurf, daß sie keinen Consul daselbst anstelle, was sowohl den politischen Rechten Krakau's, als den Handelsinteressen Englands großen Nachtheil bringe.</p><lb/>
          <p>Am 17 Jan. traf der Erzbischof Athanasius Tongi aus Cività vecchia auf Malta ein; derselbe geht nach Tripolis in Syrien, wohin seit dem Schisma kein katholischer Erzbischof mehr gekommen ist.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Frankreich.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 19 Febr.</dateline><lb/>
          <p>Am Grabe des Marschalls Maison wurden von dem General Trezel und Hrn. Thiers Reden gehalten.</p><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#g">Pairskammer</hi> hielt am 19 Febr. eine Sitzung, worin mehrere Petitionen von geringem Interesse verhandelt wurden. Die <hi rendition="#g">Deputirtenkammer</hi> versammelte sich am 19 nur auf ihren Bureaux. Hr. Muret de Bord hatte ein Amendement zu dem Dotationsentwurf niedergelegt, das die Dauer<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0434/0002] Solsona, schreiben aber den Sieg den Waffen der Königin zu, und versichern, daß die Carlisten dabei großen Verlust erlitten. Großbritannien. _ London, 17 Febr. Als brittischer Feldmarschall wird Se. k. Hoh. Prinz Albert neben seiner Apanage ein weiteres Einkommen von 1500 bis 2000 Pf., und als Obrist und Inhaber eines Regiments abermals einen Gehalt von mehr als 1000 Pf. jährlich beziehen. Seinem Oheim Leopold trug seine Obristenstelle im 5ten Gardedragonerregiment zwischen 14 und 1500 Pf. St. ein. – Ihre Maj. wird in der gegenwärtigen Saison eine glänzende Reihe von zwölf Hofbällen im Buckinghampalaste geben, mit denen jedoch erst in der Woche nach Ostern der Anfang gemacht werden soll. – Der Satyrist meint, bei christlichen Völkern, welche, unähnlich den Heiden, die Natur und den Naturdienst nicht als etwas an sich Heiliges, sondern als etwas durch eine höhere Weihe erst zu Heiligendes ansehen, sollten Hochzeiten – fürstliche so gut wie andere – fein in der Stille, in Verschämtheit und Herzensdemuth gefeiert, nicht aber zu einem lärmenden Schaugepränge gemacht werden; denn wenn schon die Ehe im Paradies eingesetzt sey, so knüpften sich doch dualistische Betrachtungen daran, die mit dem Engel im Menschen weniger, als mit dessen animalischem Element zu thun haben. (Standard.) Mit größter Freude können wir melden, daß es mit der Gesundheit des Herzogs v. Wellington täglich besser geht. Auf die heutigen Anfragen in Apsley-House wurde geantwortet, Se. Gnaden habe eine gute Nacht gehabt. Am 6 Febr. feierte Sir R. Peel seinen 54sten Geburtstag. Folgender Artikel der neuentstandenen, zur Zeit noch ziemlich obscuren Wochenzeitung the Conservative ist, trotz seiner Unwahrscheinlichkeiten, in die großen Londoner Toryzeitungen übergegangen: „Beabsichtigte Aenderungen im Cabinet. Lord Melbourne und Lord Lansdowne werden kurz nach Ostern vom Cabinet austreten. Lord Brougham und Lord Durham werden zum Beitritt eingeladen werden. Ersterm bietet man das geheime Siegel an, er verlangt aber die Kanzlerstelle. Um sich den Anschein der Gleichgültigkeit zu geben, ist der edle und gelehrte Lord nach Frankreich abgereist. Er erwartet auf seine eigenen Bedingungen hin beschickt zu werden. Die Politik des also neugebildeten Cabinets wird sogleich eine andere werden. Lord Normanby, vermuthet man, wird zum ersten Lord der Schatzkammer ernannt. Lord Brougham wird die Geschäfte im Oberhaus leiten. Ausdehnung des parlamentarischen Wahlrechts auf alle Familienväter (Household suffrage) wird (vielleicht!) zu einer Cabinetsfrage gemacht werden, die Aufhebung der Korngesetze aber ganz gewiß. Sobald eine Parlamentsauflösung als nöthig erscheint, wird „Abschaffung der Korngesetze“ das Kriegsgeschrei der Ministeriellen seyn. Sie rechnen darauf, bei der nächsten allgemeinen Wahl Freunde dieser Maaßregel für alle Städte im Reich zu wählen. In diesem Falle würden die Grafschaftsmitglieder sich in einer schrecklichen Minorität finden. Dem Hause der Lords soll die Preisgebung der Korngesetze abgetrotzt werden. Lord Normanby ist ein vermögensloser Abenteurer (a pennyless adventurer), ein Mann, der hinsichtlich seiner Subsistenzmittel von seinem Amt abhängt, überdieß ehrgeizig und vollkommen unbekümmert wegen der Folgen, die ja nur solche Leute treffen können, die etwas zu verlieren haben, was bei Mylord nicht der Fall ist. Man wird mit einer unbeschränkten Pairscreirung drohen, und sie auch ausführen, falls das Haus der Lords dem Geschrei der Korngesetzaufheber nicht nachgeben sollte. Lord Normanby ist mehr an Amt und Salar, als an seiner Adelskaste gelegen.“ Der Courier fügt hinzu: „Mögen die Agriculturisten das wohl bedenken. Dem Fleiße des Landwirths soll „Krieg bis zum Messer“ verkündigt werden.“ (M. Chronicle.) Das Débats läßt ein hartes Verdammungsurtheil über die französischen Eisenbahn-Commissionen ergehen, weil sie sich weigern, den Compagnien Zinsen zu garantiren, und die ersten 22 Lieues der nördlichen Linie auf Staatskosten auszuführen vorschlagen. Das Débats schreibt im Interesse der Compagnien. Sehr wohl, wenn nur Compagnien beständen; aber die Franzosen sind vor der nördlichen Bahn zurückgebebt, haben selbst die Linie von Rouen aufgegeben, und die von Orleans scheint ihre Lebensfähigkeit an die Bedingung zu knüpfen, daß ihr ein Minimum von Gewinn verbürgt werde. Das Débats räumt ein, daß die Militär- und Marineausgaben, welche Algier und der Orient veranlassen, alles bisher für öffentliche Bauten gewidmete Geld verschlingen werden. Noch mehr: in derselben Absicht, die französische Seemacht zu verstärken, hat die Regierung beschlossen, in diesem Jahr eine Dampfschifffahrtsverbindung über die atlantische See herzustellen – was beinahe zwei Millionen Pf. St. (?) kosten wird. Wo soll, bei all diesen Ausgaben, die französische Regierung auch noch Geld für Eisenbahnen finden? Da hat man in einem schlagenden Exempel die Sucht der jetzigen französischen Regierung, alle Agricultur- und sonstigen inländischen Interessen denen des auswärtigen Handels und der Seemacht aufzuopfern. Die Länder jenseits der französischen Gränze sind allerwärts (?) mit Eisenbahnen durchschnitten, so daß in ein paar Jahren (!) feindliche Armeen aus der entlegensten Provinz Deutschlands binnen wenigen Stunden herbeigeführt werden können, um mit Blitzesschnelle längs der französischen Gränzmarken von Straßburg bis Ostende zu manöuvriren. Die Franzosen indeß sehen gleichgültig darüber weg. Ihre Hoffnungen und Befürchtungen haben nichts mit dem Continent zu thun. (Nicht?) Sie sind im Gegentheil ganz auf das Meer gerichtet. Dampfboote zu haben, die nach Amerika fahren, das ist ihnen wichtiger, als eine Eisenbahn nach Brüssel zu bauen. (M. Herald.) In Bezug auf unsere Verhältnisse zu China wird ein wichtiger Umstand aus den Vereinigten Staaten gemeldet. Es heißt, die amerikanischen Kaufleute in Canton seyen geneigt, mit den englischen gemeinsame Sache zu machen, um von der chinesischen Regierung Handelsverträge zu erlangen, durch welche der Handel beider Nationen mit dem Reich der Mitte auf eine feste und befriedigende Basis gestellt werde. Die Times enthält einen langen Artikel über den Zustand der „freien Stadt“ Krakau, und macht es der brittischen Regierung zum Vorwurf, daß sie keinen Consul daselbst anstelle, was sowohl den politischen Rechten Krakau's, als den Handelsinteressen Englands großen Nachtheil bringe. Am 17 Jan. traf der Erzbischof Athanasius Tongi aus Cività vecchia auf Malta ein; derselbe geht nach Tripolis in Syrien, wohin seit dem Schisma kein katholischer Erzbischof mehr gekommen ist. Frankreich. _ Paris, 19 Febr. Am Grabe des Marschalls Maison wurden von dem General Trezel und Hrn. Thiers Reden gehalten. Die Pairskammer hielt am 19 Febr. eine Sitzung, worin mehrere Petitionen von geringem Interesse verhandelt wurden. Die Deputirtenkammer versammelte sich am 19 nur auf ihren Bureaux. Hr. Muret de Bord hatte ein Amendement zu dem Dotationsentwurf niedergelegt, das die Dauer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_055_18400224
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_055_18400224/2
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 55. Augsburg, 24. Februar 1840, S. 0434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_055_18400224/2>, abgerufen am 23.04.2024.