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Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753.

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Vom Vortrage.
ckung davon hervor zu bringen. Zu dem Ende wollen wir das
Vornehmste deswegen in einigen Exempeln und Erklärungen
beyfügen.

§. 17.

Das Anschlagen der Tasten oder ihr Druck ist
einerley. Alles hänget von der Stärcke oder von der Länge
desselben ab. Die Noten, welche gestossen werden sollen, wer-
den sowohl durch darüber gesetzte Strichelchen als auch durch
Puncte bezeichnet Tab. VI. Fig. I. Wir haben dismahl die letz-Tab. VI.
tere Art gewählet, weil bey der erstern leicht eine Zweydeutig-
keit wegen der Ziffern hätte vorgehen können. Man muß mit
Unterschied abstossen, und die Geltung der Note, ob solche ein
halber Tact, Viertheil oder Achttheil ist, ob die Zeit-Maaße hur-
tig oder langsam, ob der Gedancke forte oder piano ist, erwe-
gen; diese Noten werden allezeit etwas weniger als die Hälfte
gehalten. Ueberhaupt kan man sagen, daß das Stossen mehren-
theils bey springenden Noten und in geschwinder Zeit-Maasse vor-
kommt.

§. 18.

Die Noten welche geschleift werden sollen, müssen
ausgehalten werden, man deutet sie mit darüber gesetzten Bogen
an Fig. II. Dieses Ziehen dauret so lange als der Bogen ist.
Bey Figuren von 2 und 4 solcher Noten, kriegt die erste und
dritte einen etwas stärckern Druck, als die zweyte und vierte,
doch so, daß man es kaum mercket. Bey Figuren von drey
Noten kriegt die erste diesen Druck. Bey andern Fällen kriegt
die Note diesen Druck, wo der Bogen anfängt. Man pflegt
zuweilen der Bequemlichkeit wegen bey Stücken, wo viele gestos-
sene oder gezogene Noten hintereinander vorkommen, nur im An-
fange die erstern zu bezeichnen, und es versteht sich, daß diese
Zeichen so lange gelten, bis sie aufgehoben werden. Wenn
Schleiffungen über gebrochene Harmonien vorkommen, so kan

man

Vom Vortrage.
ckung davon hervor zu bringen. Zu dem Ende wollen wir das
Vornehmſte deswegen in einigen Exempeln und Erklaͤrungen
beyfuͤgen.

§. 17.

Das Anſchlagen der Taſten oder ihr Druck iſt
einerley. Alles haͤnget von der Staͤrcke oder von der Laͤnge
deſſelben ab. Die Noten, welche geſtoſſen werden ſollen, wer-
den ſowohl durch daruͤber geſetzte Strichelchen als auch durch
Puncte bezeichnet Tab. VI. Fig. I. Wir haben dismahl die letz-Tab. VI.
tere Art gewaͤhlet, weil bey der erſtern leicht eine Zweydeutig-
keit wegen der Ziffern haͤtte vorgehen koͤnnen. Man muß mit
Unterſchied abſtoſſen, und die Geltung der Note, ob ſolche ein
halber Tact, Viertheil oder Achttheil iſt, ob die Zeit-Maaße hur-
tig oder langſam, ob der Gedancke forte oder piano iſt, erwe-
gen; dieſe Noten werden allezeit etwas weniger als die Haͤlfte
gehalten. Ueberhaupt kan man ſagen, daß das Stoſſen mehren-
theils bey ſpringenden Noten und in geſchwinder Zeit-Maaſſe vor-
kommt.

§. 18.

Die Noten welche geſchleift werden ſollen, muͤſſen
ausgehalten werden, man deutet ſie mit daruͤber geſetzten Bogen
an Fig. II. Dieſes Ziehen dauret ſo lange als der Bogen iſt.
Bey Figuren von 2 und 4 ſolcher Noten, kriegt die erſte und
dritte einen etwas ſtaͤrckern Druck, als die zweyte und vierte,
doch ſo, daß man es kaum mercket. Bey Figuren von drey
Noten kriegt die erſte dieſen Druck. Bey andern Faͤllen kriegt
die Note dieſen Druck, wo der Bogen anfaͤngt. Man pflegt
zuweilen der Bequemlichkeit wegen bey Stuͤcken, wo viele geſtoſ-
ſene oder gezogene Noten hintereinander vorkommen, nur im An-
fange die erſtern zu bezeichnen, und es verſteht ſich, daß dieſe
Zeichen ſo lange gelten, bis ſie aufgehoben werden. Wenn
Schleiffungen uͤber gebrochene Harmonien vorkommen, ſo kan

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[111/0119] Vom Vortrage. ckung davon hervor zu bringen. Zu dem Ende wollen wir das Vornehmſte deswegen in einigen Exempeln und Erklaͤrungen beyfuͤgen. §. 17. Das Anſchlagen der Taſten oder ihr Druck iſt einerley. Alles haͤnget von der Staͤrcke oder von der Laͤnge deſſelben ab. Die Noten, welche geſtoſſen werden ſollen, wer- den ſowohl durch daruͤber geſetzte Strichelchen als auch durch Puncte bezeichnet Tab. VI. Fig. I. Wir haben dismahl die letz- tere Art gewaͤhlet, weil bey der erſtern leicht eine Zweydeutig- keit wegen der Ziffern haͤtte vorgehen koͤnnen. Man muß mit Unterſchied abſtoſſen, und die Geltung der Note, ob ſolche ein halber Tact, Viertheil oder Achttheil iſt, ob die Zeit-Maaße hur- tig oder langſam, ob der Gedancke forte oder piano iſt, erwe- gen; dieſe Noten werden allezeit etwas weniger als die Haͤlfte gehalten. Ueberhaupt kan man ſagen, daß das Stoſſen mehren- theils bey ſpringenden Noten und in geſchwinder Zeit-Maaſſe vor- kommt. Tab. VI. §. 18. Die Noten welche geſchleift werden ſollen, muͤſſen ausgehalten werden, man deutet ſie mit daruͤber geſetzten Bogen an Fig. II. Dieſes Ziehen dauret ſo lange als der Bogen iſt. Bey Figuren von 2 und 4 ſolcher Noten, kriegt die erſte und dritte einen etwas ſtaͤrckern Druck, als die zweyte und vierte, doch ſo, daß man es kaum mercket. Bey Figuren von drey Noten kriegt die erſte dieſen Druck. Bey andern Faͤllen kriegt die Note dieſen Druck, wo der Bogen anfaͤngt. Man pflegt zuweilen der Bequemlichkeit wegen bey Stuͤcken, wo viele geſtoſ- ſene oder gezogene Noten hintereinander vorkommen, nur im An- fange die erſtern zu bezeichnen, und es verſteht ſich, daß dieſe Zeichen ſo lange gelten, bis ſie aufgehoben werden. Wenn Schleiffungen uͤber gebrochene Harmonien vorkommen, ſo kan man

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Zitationshilfe: Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch01_1759/119>, abgerufen am 28.03.2024.