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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Joh. Barclayens Argenis/
Timocleen gerade zugezogen: da er dann bey jhren
Dienern seines Herren Todt listig beklaget hat. Ti-
moclee halff die Comedien artlich vollführen/ vnd frag-
te vor jhren Leuten was Poliarchus für ein Ende ge-
habt. Er aber log bey jhr destofreyer/ weil jhr alles be-
kand war. Zu diesem wuste auch Archombrotus mit
ertichteter Trawrigkeit sein Gesichte vnnd Stim-
me wol zuverändern. In dessen kam Arsidas; wel-
chem Timoclee/ wie sie seiner Ankunfft berichtet
worden/ biß an das Thor entgegen gieng. Vnd als
er sich entschüldiget/ daß er in Zuversicht alter
Kundschafft jhr zu zusprechen ausser dem Wege ge-
reiset were/ die Fraw sich auch bedancket/ vnd es für
eine sonderliche Freundtschafft angezogen/ giengen
sie in das Hauß/ vnd gaben sich in Archombrotus
Gesellschafft/ welchen Arsidas/ als einen Fremb-
den/ erstlich begrüssete. Es war Zeit das Mittags-
mahl zunehmen/ mit dessen Kostbarkeit die Sicilier
andere Griechen vbertraffen. Als dieses verbracht/
vnd das Gesinde zum Essen gieng/ so das Timoclee
Archombrotus vnd Arsidas allein vorblieben; Ich
weiß/ Arsidas/ (fieng sie an) daß jhr guten Dienst
zu leisten hieher kommen seynd/ vnd den Poliar-
chus/ wiewol er in Vnglück stecket/ suchet vnd liebet.
Er ist alhier/ wie euch Gelanor sonder Zweiffel be-
richtet hat. Ich frage an jetzo nicht was für Vr-
sachen jhn in solche Noth setzen/ vnd hoffe solches
von euch zuvernehmen in seiner Gegenwart. Die
Götter/ sagte Arsidas/ wöllen vns die Gnade ver-

leihen

Joh. Barclayens Argenis/
Timocleen gerade zugezogen: da er dann bey jhren
Dienern ſeines Herꝛen Todt liſtig beklaget hat. Ti-
moclee halff die Comediẽ artlich vollfuͤhrẽ/ vnd frag-
te vor jhren Leutẽ was Poliarchus fuͤr ein Ende ge-
habt. Er aber log bey jhr deſtofreyer/ weil jhr alles be-
kand war. Zu dieſem wuſte auch Archombrotus mit
ertichteter Trawrigkeit ſein Geſichte vnnd Stim-
me wol zuveraͤndern. In deſſen kam Arſidas; wel-
chem Timoclee/ wie ſie ſeiner Ankunfft berichtet
worden/ biß an das Thor entgegen gieng. Vnd als
er ſich entſchuͤldiget/ daß er in Zuverſicht alter
Kundſchafft jhr zu zuſprechen auſſer dem Wege ge-
reiſet were/ die Fraw ſich auch bedancket/ vnd es fuͤr
eine ſonderliche Freundtſchafft angezogen/ giengen
ſie in das Hauß/ vnd gaben ſich in Archombrotus
Geſellſchafft/ welchen Arſidas/ als einen Fremb-
den/ erſtlich begruͤſſete. Es war Zeit das Mittags-
mahl zunehmen/ mit deſſen Koſtbarkeit die Sicilier
andere Griechen vbertraffen. Als dieſes verbracht/
vnd das Geſinde zum Eſſen gieng/ ſo das Timoclee
Archombrotus vnd Arſidas allein vorblieben; Ich
weiß/ Arſidas/ (fieng ſie an) daß jhr guten Dienſt
zu leiſten hieher kommen ſeynd/ vnd den Poliar-
chus/ wiewol er in Vngluͤck ſtecket/ ſuchet vnd liebet.
Er iſt alhier/ wie euch Gelanor ſonder Zweiffel be-
richtet hat. Ich frage an jetzo nicht was fuͤr Vr-
ſachen jhn in ſolche Noth ſetzen/ vnd hoffe ſolches
von euch zuvernehmen in ſeiner Gegenwart. Die
Goͤtter/ ſagte Arſidas/ woͤllen vns die Gnade ver-

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[80/0124] Joh. Barclayens Argenis/ Timocleen gerade zugezogen: da er dann bey jhren Dienern ſeines Herꝛen Todt liſtig beklaget hat. Ti- moclee halff die Comediẽ artlich vollfuͤhrẽ/ vnd frag- te vor jhren Leutẽ was Poliarchus fuͤr ein Ende ge- habt. Er aber log bey jhr deſtofreyer/ weil jhr alles be- kand war. Zu dieſem wuſte auch Archombrotus mit ertichteter Trawrigkeit ſein Geſichte vnnd Stim- me wol zuveraͤndern. In deſſen kam Arſidas; wel- chem Timoclee/ wie ſie ſeiner Ankunfft berichtet worden/ biß an das Thor entgegen gieng. Vnd als er ſich entſchuͤldiget/ daß er in Zuverſicht alter Kundſchafft jhr zu zuſprechen auſſer dem Wege ge- reiſet were/ die Fraw ſich auch bedancket/ vnd es fuͤr eine ſonderliche Freundtſchafft angezogen/ giengen ſie in das Hauß/ vnd gaben ſich in Archombrotus Geſellſchafft/ welchen Arſidas/ als einen Fremb- den/ erſtlich begruͤſſete. Es war Zeit das Mittags- mahl zunehmen/ mit deſſen Koſtbarkeit die Sicilier andere Griechen vbertraffen. Als dieſes verbracht/ vnd das Geſinde zum Eſſen gieng/ ſo das Timoclee Archombrotus vnd Arſidas allein vorblieben; Ich weiß/ Arſidas/ (fieng ſie an) daß jhr guten Dienſt zu leiſten hieher kommen ſeynd/ vnd den Poliar- chus/ wiewol er in Vngluͤck ſtecket/ ſuchet vnd liebet. Er iſt alhier/ wie euch Gelanor ſonder Zweiffel be- richtet hat. Ich frage an jetzo nicht was fuͤr Vr- ſachen jhn in ſolche Noth ſetzen/ vnd hoffe ſolches von euch zuvernehmen in ſeiner Gegenwart. Die Goͤtter/ ſagte Arſidas/ woͤllen vns die Gnade ver- leihen

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/124>, abgerufen am 18.04.2024.