Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Erste Buch.
glückseligen Meleander/ vnnd Sicilien mit jhm!
Mit diesen Worten wandte er den Zügel. Welches
dem Gelanor ein sonderliches Hertz machte/ als er
sahe/ daß der erdichtete Todt seines Herrn solch tre-
wes Verlangen vnd vnverborgenes Mitleiden er-
weckte. Timonides war nicht weit/ da kehrte er sich
wider auff jhn zu/ vnd fragte: Wie ist doch der statt-
liche Mann vmbkommen? ist es lange? vnd wer sind
sie die jhn entleibt haben? Auß Furchte/ sagte Ge-
lanor/ wegen deß Königlichen Befehls hat er bey
finsterer Nacht durch den Fluß Himera setzen wöl-
len; aber das Wasser/ so wegen vielen Regens ge-
stiegen ist/ hat jhn/ wie sehr er sich gewehret/ vmb-
gerissen/ vnd/ so viel ich bey dem scheine der Ster-
nen abnemmen können/ mit sich in das nechste Meer
geschwemmet. Timonides schrey widerumb kläg-
lich/ vnd eilete bald auff den König zu/ daß er
den grossen Verlust anmeldete. Als er so wüte-
te/ kömpt jhm Arsidas entgegen/ welchem einig
vnd allein die heimblichen Anschläge zuvertra-
wen Poliarchus dem Gelanor erlaubt hatte.
Diesem erzehlet Timonides auff ein Eyl die jäm-
merliche Zeitung; vnd als er fragte/ wo Gelanor
were/ zeigte er jhn daß er gleich von ferren kä-
me/ vnd jagte das Pferdt mit vollem rennen auff
das Königliche Läger zu. Arsidas eylete zum Ge-
lanor/ grüste jhn mit wenigen Worten/ vnd frag-
te nach seinem Herren. Er sagte/ er hette ge-
heime Sachen mit jhme zu reden; derentwegen

were
D iiij

Das Erſte Buch.
gluͤckſeligen Meleander/ vnnd Sicilien mit jhm!
Mit dieſen Worten wandte er den Zuͤgel. Welches
dem Gelanor ein ſonderliches Hertz machte/ als er
ſahe/ daß der erdichtete Todt ſeines Herꝛn ſolch tre-
wes Verlangen vnd vnverborgenes Mitleiden er-
weckte. Timonides war nicht weit/ da kehrte er ſich
wider auff jhn zu/ vnd fragte: Wie iſt doch der ſtatt-
liche Mann vmbkommen? iſt es lange? vnd wer ſind
ſie die jhn entleibt haben? Auß Furchte/ ſagte Ge-
lanor/ wegen deß Koͤniglichen Befehls hat er bey
finſterer Nacht durch den Fluß Himera ſetzen woͤl-
len; aber das Waſſer/ ſo wegen vielen Regens ge-
ſtiegen iſt/ hat jhn/ wie ſehr er ſich gewehret/ vmb-
geriſſen/ vnd/ ſo viel ich bey dem ſcheine der Ster-
nen abnemmen koͤnnen/ mit ſich in das nechſte Meer
geſchwemmet. Timonides ſchrey widerumb klaͤg-
lich/ vnd eilete bald auff den Koͤnig zu/ daß er
den groſſen Verluſt anmeldete. Als er ſo wuͤte-
te/ koͤmpt jhm Arſidas entgegen/ welchem einig
vnd allein die heimblichen Anſchlaͤge zuvertra-
wen Poliarchus dem Gelanor erlaubt hatte.
Dieſem erzehlet Timonides auff ein Eyl die jaͤm-
merliche Zeitung; vnd als er fragte/ wo Gelanor
were/ zeigte er jhn daß er gleich von ferꝛen kaͤ-
me/ vnd jagte das Pferdt mit vollem rennen auff
das Koͤnigliche Laͤger zu. Arſidas eylete zum Ge-
lanor/ gruͤſte jhn mit wenigen Worten/ vnd frag-
te nach ſeinem Herꝛen. Er ſagte/ er hette ge-
heime Sachen mit jhme zu reden; derentwegen

were
D iiij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0099" n="55"/><fw place="top" type="header">Das Er&#x017F;te Buch.</fw><lb/>
glu&#x0364;ck&#x017F;eligen Meleander/ vnnd Sicilien mit jhm!<lb/>
Mit die&#x017F;en Worten wandte er den Zu&#x0364;gel. Welches<lb/>
dem Gelanor ein &#x017F;onderliches Hertz machte/ als er<lb/>
&#x017F;ahe/ daß der erdichtete Todt &#x017F;eines Her&#xA75B;n &#x017F;olch tre-<lb/>
wes Verlangen vnd vnverborgenes Mitleiden er-<lb/>
weckte. Timonides war nicht weit/ da kehrte er &#x017F;ich<lb/>
wider auff jhn zu/ vnd fragte: Wie i&#x017F;t doch der &#x017F;tatt-<lb/>
liche Mann vmbkommen? i&#x017F;t es lange? vnd wer &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ie die jhn entleibt haben? Auß Furchte/ &#x017F;agte Ge-<lb/>
lanor/ wegen deß Ko&#x0364;niglichen Befehls hat er bey<lb/>
fin&#x017F;terer Nacht durch den Fluß Himera &#x017F;etzen wo&#x0364;l-<lb/>
len; aber das Wa&#x017F;&#x017F;er/ &#x017F;o wegen vielen Regens ge-<lb/>
&#x017F;tiegen i&#x017F;t/ hat jhn/ wie &#x017F;ehr er &#x017F;ich gewehret/ vmb-<lb/>
geri&#x017F;&#x017F;en/ vnd/ &#x017F;o viel ich bey dem &#x017F;cheine der Ster-<lb/>
nen abnemmen ko&#x0364;nnen/ mit &#x017F;ich in das nech&#x017F;te Meer<lb/>
ge&#x017F;chwemmet. Timonides &#x017F;chrey widerumb kla&#x0364;g-<lb/>
lich/ vnd eilete bald auff den Ko&#x0364;nig zu/ daß er<lb/>
den gro&#x017F;&#x017F;en Verlu&#x017F;t anmeldete. Als er &#x017F;o wu&#x0364;te-<lb/>
te/ ko&#x0364;mpt jhm Ar&#x017F;idas entgegen/ welchem einig<lb/>
vnd allein die heimblichen An&#x017F;chla&#x0364;ge zuvertra-<lb/>
wen Poliarchus dem Gelanor erlaubt hatte.<lb/>
Die&#x017F;em erzehlet Timonides auff ein Eyl die ja&#x0364;m-<lb/>
merliche Zeitung; vnd als er fragte/ wo Gelanor<lb/>
were/ zeigte er jhn daß er gleich von fer&#xA75B;en ka&#x0364;-<lb/>
me/ vnd jagte das Pferdt mit vollem rennen auff<lb/>
das Ko&#x0364;nigliche La&#x0364;ger zu. Ar&#x017F;idas eylete zum Ge-<lb/>
lanor/ gru&#x0364;&#x017F;te jhn mit wenigen Worten/ vnd frag-<lb/>
te nach &#x017F;einem Her&#xA75B;en. Er &#x017F;agte/ er hette ge-<lb/>
heime Sachen mit jhme zu reden; derentwegen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D iiij</fw><fw place="bottom" type="catch">were</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0099] Das Erſte Buch. gluͤckſeligen Meleander/ vnnd Sicilien mit jhm! Mit dieſen Worten wandte er den Zuͤgel. Welches dem Gelanor ein ſonderliches Hertz machte/ als er ſahe/ daß der erdichtete Todt ſeines Herꝛn ſolch tre- wes Verlangen vnd vnverborgenes Mitleiden er- weckte. Timonides war nicht weit/ da kehrte er ſich wider auff jhn zu/ vnd fragte: Wie iſt doch der ſtatt- liche Mann vmbkommen? iſt es lange? vnd wer ſind ſie die jhn entleibt haben? Auß Furchte/ ſagte Ge- lanor/ wegen deß Koͤniglichen Befehls hat er bey finſterer Nacht durch den Fluß Himera ſetzen woͤl- len; aber das Waſſer/ ſo wegen vielen Regens ge- ſtiegen iſt/ hat jhn/ wie ſehr er ſich gewehret/ vmb- geriſſen/ vnd/ ſo viel ich bey dem ſcheine der Ster- nen abnemmen koͤnnen/ mit ſich in das nechſte Meer geſchwemmet. Timonides ſchrey widerumb klaͤg- lich/ vnd eilete bald auff den Koͤnig zu/ daß er den groſſen Verluſt anmeldete. Als er ſo wuͤte- te/ koͤmpt jhm Arſidas entgegen/ welchem einig vnd allein die heimblichen Anſchlaͤge zuvertra- wen Poliarchus dem Gelanor erlaubt hatte. Dieſem erzehlet Timonides auff ein Eyl die jaͤm- merliche Zeitung; vnd als er fragte/ wo Gelanor were/ zeigte er jhn daß er gleich von ferꝛen kaͤ- me/ vnd jagte das Pferdt mit vollem rennen auff das Koͤnigliche Laͤger zu. Arſidas eylete zum Ge- lanor/ gruͤſte jhn mit wenigen Worten/ vnd frag- te nach ſeinem Herꝛen. Er ſagte/ er hette ge- heime Sachen mit jhme zu reden; derentwegen were D iiij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/99
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/99>, abgerufen am 23.04.2024.