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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Von den Blasebälgen.
die Art der Kraftübertragung vom Motor auf den Balg. Über diesen
Gegenstand hat sich Biringuccio weitläufig in seinem Kapitel über die
Blasebälge (Lib. VII, Cap. VII: Modi di diversi ingegni de accomo-
dare mantici per fondere metalli) ausgesprochen und teilen wir das
Wichtigste daraus in folgendem mit: "Ein wichtiges und notwendiges
Mittel für die meisten Schmelzungen sind die Blasebälge, bei denen
man nicht nur darauf sehen muss, dass sie geschmeidig und ausreichend
mit Tuch (Leder) beschlagen sind, sondern auch lang, von grossem Hub
und von gutem Aussehen, dass sie gute Ventile haben, lange und
gute Röhren (Düsen) und dass sie nicht durch Risse Wind verlieren.
Die Art, sie einzurichten, ist sehr wichtig für ihre Wirkung und
deshalb werde ich jetzt einige einfache Maschinen angeben, um sie mit
[Abbildung] Fig. 39.
Wasser oder mit Menschenkraft zu bewegen, damit ihr Euch vorkom-
menden Falles derselben bedienen könnt. Obgleich ein jeder Meister
diesen Effekt nach seinem Gutdünken hervorzubringen pflegt, so
stimmen doch alle in der Absicht überein, kräftig und schnell zu
erhitzen, um das Material zu schmelzen. Da man einen starken,
mächtigen Wind anstrebt, damit das Feuer entsprechend sei, und
da die Menschenkräfte grossen Dingen gegenüber schwach sind, so
sucht man nach Maschinen, indem man verschiedene Hebel anwendet
oder die Hilfe des Wassers. Deshalb ordnen einige ein Kübelrad an,
sechs, sieben oder acht Ellen im Durchmesser, je nach der Lokalität
und der Wassermenge, so dass seine Welle unter dem Ende des
Brettes, welches auf der Rückseite unten an den Bälgen sich be-
findet (dem Balgsterzel), durchgeht und dass in dieser Welle an den
richtigen Stellen zwei einander gegenüberstehende Querhebel (Daumen)

Von den Blasebälgen.
die Art der Kraftübertragung vom Motor auf den Balg. Über diesen
Gegenstand hat sich Biringuccio weitläufig in seinem Kapitel über die
Blasebälge (Lib. VII, Cap. VII: Modi di diversi ingegni de accomo-
dare mantici per fondere metalli) ausgesprochen und teilen wir das
Wichtigste daraus in folgendem mit: „Ein wichtiges und notwendiges
Mittel für die meisten Schmelzungen sind die Blasebälge, bei denen
man nicht nur darauf sehen muſs, daſs sie geschmeidig und ausreichend
mit Tuch (Leder) beschlagen sind, sondern auch lang, von groſsem Hub
und von gutem Aussehen, daſs sie gute Ventile haben, lange und
gute Röhren (Düsen) und daſs sie nicht durch Risse Wind verlieren.
Die Art, sie einzurichten, ist sehr wichtig für ihre Wirkung und
deshalb werde ich jetzt einige einfache Maschinen angeben, um sie mit
[Abbildung] Fig. 39.
Wasser oder mit Menschenkraft zu bewegen, damit ihr Euch vorkom-
menden Falles derselben bedienen könnt. Obgleich ein jeder Meister
diesen Effekt nach seinem Gutdünken hervorzubringen pflegt, so
stimmen doch alle in der Absicht überein, kräftig und schnell zu
erhitzen, um das Material zu schmelzen. Da man einen starken,
mächtigen Wind anstrebt, damit das Feuer entsprechend sei, und
da die Menschenkräfte groſsen Dingen gegenüber schwach sind, so
sucht man nach Maschinen, indem man verschiedene Hebel anwendet
oder die Hilfe des Wassers. Deshalb ordnen einige ein Kübelrad an,
sechs, sieben oder acht Ellen im Durchmesser, je nach der Lokalität
und der Wassermenge, so daſs seine Welle unter dem Ende des
Brettes, welches auf der Rückseite unten an den Bälgen sich be-
findet (dem Balgsterzel), durchgeht und daſs in dieser Welle an den
richtigen Stellen zwei einander gegenüberstehende Querhebel (Daumen)

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[135/0155] Von den Blasebälgen. die Art der Kraftübertragung vom Motor auf den Balg. Über diesen Gegenstand hat sich Biringuccio weitläufig in seinem Kapitel über die Blasebälge (Lib. VII, Cap. VII: Modi di diversi ingegni de accomo- dare mantici per fondere metalli) ausgesprochen und teilen wir das Wichtigste daraus in folgendem mit: „Ein wichtiges und notwendiges Mittel für die meisten Schmelzungen sind die Blasebälge, bei denen man nicht nur darauf sehen muſs, daſs sie geschmeidig und ausreichend mit Tuch (Leder) beschlagen sind, sondern auch lang, von groſsem Hub und von gutem Aussehen, daſs sie gute Ventile haben, lange und gute Röhren (Düsen) und daſs sie nicht durch Risse Wind verlieren. Die Art, sie einzurichten, ist sehr wichtig für ihre Wirkung und deshalb werde ich jetzt einige einfache Maschinen angeben, um sie mit [Abbildung Fig. 39.] Wasser oder mit Menschenkraft zu bewegen, damit ihr Euch vorkom- menden Falles derselben bedienen könnt. Obgleich ein jeder Meister diesen Effekt nach seinem Gutdünken hervorzubringen pflegt, so stimmen doch alle in der Absicht überein, kräftig und schnell zu erhitzen, um das Material zu schmelzen. Da man einen starken, mächtigen Wind anstrebt, damit das Feuer entsprechend sei, und da die Menschenkräfte groſsen Dingen gegenüber schwach sind, so sucht man nach Maschinen, indem man verschiedene Hebel anwendet oder die Hilfe des Wassers. Deshalb ordnen einige ein Kübelrad an, sechs, sieben oder acht Ellen im Durchmesser, je nach der Lokalität und der Wassermenge, so daſs seine Welle unter dem Ende des Brettes, welches auf der Rückseite unten an den Bälgen sich be- findet (dem Balgsterzel), durchgeht und daſs in dieser Welle an den richtigen Stellen zwei einander gegenüberstehende Querhebel (Daumen)

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/155>, abgerufen am 29.03.2024.