Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

Stücköfen.
fünf Fuss Länge und vier Fuss Breite macht. Die Weite am Boden
beträgt zwei Fuss. Er wird ohne Kanal zur Abführung der Feuchtig-
keit, ohne Bodenstein und ohne die sorgfältige Konstruktion des
Schmelzraumes (foci), wie dies bei den grösseren Öfen geschieht, sondern
nur aus flachen Steinen, die mit Thon verstrichen werden, hergestellt.
Der Boden besteht nur aus trockener Erde mit etwas Schlacken ver-
mischt. Anders ist es in Angermanland: hier hat der Schmelzraum
zwei Öffnungen zum Windeinblasen. Der Herd oder Tiegel ist nicht
unähnlich denjenigen, in welchen man das Kupfer zu reinigen pflegt,
aber er ist tiefer als die in Dalekarlien gebräuchlichen und nach
obenzu weiter. Die Lederbälge werden von Wasserrädern getrieben,
weshalb auch die Öfen grösser sind und eine grössere Menge Erz in
derselben Zeit darin geschmolzen werden kann; indessen sind diese
Art Öfen noch nicht überall in Angermanland im Gebrauch. Ferner
sind auch im westlichen Dalekarlien, sowie in Lima grössere Öfen
erbaut worden, welche mit zwei Bälgen (flabella, eigentlich Fächer)
verbunden sind; sie sind breiter und haben eine Öffnung, durch welche
die Schlacke ausläuft; es kann in diesen in der gleichen Zeit die
doppelte Menge Erz geschmolzen werden. Im übrigen besteht der
Boden der Öfen in Angermanland aus einer Steinplatte; die Tiefe des
Schmelzherdes ist 11/2 Ellen, der obere Umfang 11/2 Ellen im Durch-
messer und von kreisrundem Querschnitt bis zur Form. Der Raum
darunter aber ist quadratisch von 3/8 Ellen Seitenlänge, mit ab-
gerundeten Ecken. Die Form liegt vom Boden 4 Zoll ab.

Sonst macht man (bei den alten Öfen) keinerlei Öffnung, um die
Schlacke abzulassen, wie dies bei den Hochöfen der Fall ist, sondern
wenn sich die Schlacke gesammelt hat, so dass sie bis zum Formmunde
gestiegen ist, so lässt man sie durch diese allgemeine Öffnung ab-
fliessen; für gewöhnlich verbleiben aber diese flüssigen Unreinigkeiten
in dem Schmelzraume bis zur Beendigung der ganzen Schmelzung, und
wenn sie erstarren, bilden sie die Oberfläche der Eisenluppe.

Doch damit ich nicht so oberflächlich die Konstruktion dieser
kleinen, aber durch ihr Alter und ihre Einfachheit bemerkenswerte
Anlagen übergehe, will ich eine genauere Beschreibung davon geben.

Man legt dieselben an trockenen Plätzen an, in Wäldern oder in
abfallenden, von Hügeln umkränzten Seitenthälern, wo sie vor Wind
und Sturm geschützt sind: besser noch ist es, wenn man einen Ort
sucht, wenn er zu finden ist, am Ufer eines Baches, welcher ein
Wasserrad treiben und die Bälge (flabella) bewegen kann, die man
andernfalls, wenn kein Wasser zur Hand ist, treten muss. Sie werden

Stücköfen.
fünf Fuſs Länge und vier Fuſs Breite macht. Die Weite am Boden
beträgt zwei Fuſs. Er wird ohne Kanal zur Abführung der Feuchtig-
keit, ohne Bodenstein und ohne die sorgfältige Konstruktion des
Schmelzraumes (foci), wie dies bei den gröſseren Öfen geschieht, sondern
nur aus flachen Steinen, die mit Thon verstrichen werden, hergestellt.
Der Boden besteht nur aus trockener Erde mit etwas Schlacken ver-
mischt. Anders ist es in Ångermanland: hier hat der Schmelzraum
zwei Öffnungen zum Windeinblasen. Der Herd oder Tiegel ist nicht
unähnlich denjenigen, in welchen man das Kupfer zu reinigen pflegt,
aber er ist tiefer als die in Dalekarlien gebräuchlichen und nach
obenzu weiter. Die Lederbälge werden von Wasserrädern getrieben,
weshalb auch die Öfen gröſser sind und eine gröſsere Menge Erz in
derselben Zeit darin geschmolzen werden kann; indessen sind diese
Art Öfen noch nicht überall in Ångermanland im Gebrauch. Ferner
sind auch im westlichen Dalekarlien, sowie in Lima gröſsere Öfen
erbaut worden, welche mit zwei Bälgen (flabella, eigentlich Fächer)
verbunden sind; sie sind breiter und haben eine Öffnung, durch welche
die Schlacke ausläuft; es kann in diesen in der gleichen Zeit die
doppelte Menge Erz geschmolzen werden. Im übrigen besteht der
Boden der Öfen in Ångermanland aus einer Steinplatte; die Tiefe des
Schmelzherdes ist 1½ Ellen, der obere Umfang 1½ Ellen im Durch-
messer und von kreisrundem Querschnitt bis zur Form. Der Raum
darunter aber ist quadratisch von ⅜ Ellen Seitenlänge, mit ab-
gerundeten Ecken. Die Form liegt vom Boden 4 Zoll ab.

Sonst macht man (bei den alten Öfen) keinerlei Öffnung, um die
Schlacke abzulassen, wie dies bei den Hochöfen der Fall ist, sondern
wenn sich die Schlacke gesammelt hat, so daſs sie bis zum Formmunde
gestiegen ist, so läſst man sie durch diese allgemeine Öffnung ab-
flieſsen; für gewöhnlich verbleiben aber diese flüssigen Unreinigkeiten
in dem Schmelzraume bis zur Beendigung der ganzen Schmelzung, und
wenn sie erstarren, bilden sie die Oberfläche der Eisenluppe.

Doch damit ich nicht so oberflächlich die Konstruktion dieser
kleinen, aber durch ihr Alter und ihre Einfachheit bemerkenswerte
Anlagen übergehe, will ich eine genauere Beschreibung davon geben.

Man legt dieselben an trockenen Plätzen an, in Wäldern oder in
abfallenden, von Hügeln umkränzten Seitenthälern, wo sie vor Wind
und Sturm geschützt sind: besser noch ist es, wenn man einen Ort
sucht, wenn er zu finden ist, am Ufer eines Baches, welcher ein
Wasserrad treiben und die Bälge (flabella) bewegen kann, die man
andernfalls, wenn kein Wasser zur Hand ist, treten muſs. Sie werden

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0182" n="162"/><fw place="top" type="header">Stücköfen.</fw><lb/>
fünf Fu&#x017F;s Länge und vier Fu&#x017F;s Breite macht. Die Weite am Boden<lb/>
beträgt zwei Fu&#x017F;s. Er wird ohne Kanal zur Abführung der Feuchtig-<lb/>
keit, ohne Bodenstein und ohne die sorgfältige Konstruktion des<lb/>
Schmelzraumes (foci), wie dies bei den grö&#x017F;seren Öfen geschieht, sondern<lb/>
nur aus flachen Steinen, die mit Thon verstrichen werden, hergestellt.<lb/>
Der Boden besteht nur aus trockener Erde mit etwas Schlacken ver-<lb/>
mischt. Anders ist es in Ångermanland: hier hat der Schmelzraum<lb/>
zwei Öffnungen zum Windeinblasen. Der Herd oder Tiegel ist nicht<lb/>
unähnlich denjenigen, in welchen man das Kupfer zu reinigen pflegt,<lb/>
aber er ist tiefer als die in Dalekarlien gebräuchlichen und nach<lb/>
obenzu weiter. Die Lederbälge werden von Wasserrädern getrieben,<lb/>
weshalb auch die Öfen grö&#x017F;ser sind und eine grö&#x017F;sere Menge Erz in<lb/>
derselben Zeit darin geschmolzen werden kann; indessen sind diese<lb/>
Art Öfen noch nicht überall in Ångermanland im Gebrauch. Ferner<lb/>
sind auch im westlichen Dalekarlien, sowie in Lima grö&#x017F;sere Öfen<lb/>
erbaut worden, welche mit zwei Bälgen (flabella, eigentlich Fächer)<lb/>
verbunden sind; sie sind breiter und haben eine Öffnung, durch welche<lb/>
die Schlacke ausläuft; es kann in diesen in der gleichen Zeit die<lb/>
doppelte Menge Erz geschmolzen werden. Im übrigen besteht der<lb/>
Boden der Öfen in Ångermanland aus einer Steinplatte; die Tiefe des<lb/>
Schmelzherdes ist 1½ Ellen, der obere Umfang 1½ Ellen im Durch-<lb/>
messer und von kreisrundem Querschnitt bis zur Form. Der Raum<lb/>
darunter aber ist quadratisch von &#x215C; Ellen Seitenlänge, mit ab-<lb/>
gerundeten Ecken. Die Form liegt vom Boden 4 Zoll ab.</p><lb/>
              <p>Sonst macht man (bei den alten Öfen) keinerlei Öffnung, um die<lb/>
Schlacke abzulassen, wie dies bei den Hochöfen der Fall ist, sondern<lb/>
wenn sich die Schlacke gesammelt hat, so da&#x017F;s sie bis zum Formmunde<lb/>
gestiegen ist, so lä&#x017F;st man sie durch diese allgemeine Öffnung ab-<lb/>
flie&#x017F;sen; für gewöhnlich verbleiben aber diese flüssigen Unreinigkeiten<lb/>
in dem Schmelzraume bis zur Beendigung der ganzen Schmelzung, und<lb/>
wenn sie erstarren, bilden sie die Oberfläche der Eisenluppe.</p><lb/>
              <p>Doch damit ich nicht so oberflächlich die Konstruktion dieser<lb/>
kleinen, aber durch ihr Alter und ihre Einfachheit bemerkenswerte<lb/>
Anlagen übergehe, will ich eine genauere Beschreibung davon geben.</p><lb/>
              <p>Man legt dieselben an trockenen Plätzen an, in Wäldern oder in<lb/>
abfallenden, von Hügeln umkränzten Seitenthälern, wo sie vor Wind<lb/>
und Sturm geschützt sind: besser noch ist es, wenn man einen Ort<lb/>
sucht, wenn er zu finden ist, am Ufer eines Baches, welcher ein<lb/>
Wasserrad treiben und die Bälge (flabella) bewegen kann, die man<lb/>
andernfalls, wenn kein Wasser zur Hand ist, treten mu&#x017F;s. Sie werden<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[162/0182] Stücköfen. fünf Fuſs Länge und vier Fuſs Breite macht. Die Weite am Boden beträgt zwei Fuſs. Er wird ohne Kanal zur Abführung der Feuchtig- keit, ohne Bodenstein und ohne die sorgfältige Konstruktion des Schmelzraumes (foci), wie dies bei den gröſseren Öfen geschieht, sondern nur aus flachen Steinen, die mit Thon verstrichen werden, hergestellt. Der Boden besteht nur aus trockener Erde mit etwas Schlacken ver- mischt. Anders ist es in Ångermanland: hier hat der Schmelzraum zwei Öffnungen zum Windeinblasen. Der Herd oder Tiegel ist nicht unähnlich denjenigen, in welchen man das Kupfer zu reinigen pflegt, aber er ist tiefer als die in Dalekarlien gebräuchlichen und nach obenzu weiter. Die Lederbälge werden von Wasserrädern getrieben, weshalb auch die Öfen gröſser sind und eine gröſsere Menge Erz in derselben Zeit darin geschmolzen werden kann; indessen sind diese Art Öfen noch nicht überall in Ångermanland im Gebrauch. Ferner sind auch im westlichen Dalekarlien, sowie in Lima gröſsere Öfen erbaut worden, welche mit zwei Bälgen (flabella, eigentlich Fächer) verbunden sind; sie sind breiter und haben eine Öffnung, durch welche die Schlacke ausläuft; es kann in diesen in der gleichen Zeit die doppelte Menge Erz geschmolzen werden. Im übrigen besteht der Boden der Öfen in Ångermanland aus einer Steinplatte; die Tiefe des Schmelzherdes ist 1½ Ellen, der obere Umfang 1½ Ellen im Durch- messer und von kreisrundem Querschnitt bis zur Form. Der Raum darunter aber ist quadratisch von ⅜ Ellen Seitenlänge, mit ab- gerundeten Ecken. Die Form liegt vom Boden 4 Zoll ab. Sonst macht man (bei den alten Öfen) keinerlei Öffnung, um die Schlacke abzulassen, wie dies bei den Hochöfen der Fall ist, sondern wenn sich die Schlacke gesammelt hat, so daſs sie bis zum Formmunde gestiegen ist, so läſst man sie durch diese allgemeine Öffnung ab- flieſsen; für gewöhnlich verbleiben aber diese flüssigen Unreinigkeiten in dem Schmelzraume bis zur Beendigung der ganzen Schmelzung, und wenn sie erstarren, bilden sie die Oberfläche der Eisenluppe. Doch damit ich nicht so oberflächlich die Konstruktion dieser kleinen, aber durch ihr Alter und ihre Einfachheit bemerkenswerte Anlagen übergehe, will ich eine genauere Beschreibung davon geben. Man legt dieselben an trockenen Plätzen an, in Wäldern oder in abfallenden, von Hügeln umkränzten Seitenthälern, wo sie vor Wind und Sturm geschützt sind: besser noch ist es, wenn man einen Ort sucht, wenn er zu finden ist, am Ufer eines Baches, welcher ein Wasserrad treiben und die Bälge (flabella) bewegen kann, die man andernfalls, wenn kein Wasser zur Hand ist, treten muſs. Sie werden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/182
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/182>, abgerufen am 25.04.2024.