Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

Blauöfen.
3 Fuss. Bei den ältesten Öfen war das Untergestell viereckig. Der
Bodenstein pflegte aus einem einzigen grossen Stein zu bestehen. In
Schmalkalden nahm man dazu eine Kieselbreccie. Der Bodenstein
war 4 Fuss lang, 31/2 Fuss breit, 11/2 Fuss dick und fiel nach dem
Abstiche 21/2 Zoll, nach der Form 1 Zoll. Unter dem Bodensteine
lagen Kreuzkanäle von 11/2 Fuss Höhe, ähnlich wie bei den Stück-
öfen. Die Öfen, welche aus Sandstein erbaut wurden, hatten ein Ar-
beits- und ein Formgewölbe.

Wenn auch zwischen den deutschen Blauöfen, wie sie in Thüringen
und am Harze gebräuchlich waren, und den Flossöfen der österreichi-

[Abbildung] Fig. 57.
[Abbildung]

Grundriss.

[Abbildung] Fig. 58.
[Abbildung]

Aufriss von der Formseite.

schen Alpenländer ein wesentlicher Unterschied nicht bestand, so
wollen wir doch eine jede Ofenart für sich behandeln.

Über die thüringischen Blauöfen hat Quantz die ausführlichste
Auskunft gegeben. Ihre Konstruktion ist aus nebenstehenden Abbil-
dungen, Fig. 57 bis 60, ersichtlich, ihre Masse haben wir bereits
bei dem schmalkaldischen Stückofenbetriebe mitgeteilt. Die Brust
oder der "Abstich", wie Quantz sie bezeichnet, war ähnlich wie
bei den Stücköfen, 2 Fuss breit und 14 Zoll hoch. Sie wurde
erst mit Kohlenstübbe zugestampft, später aber, wenn das Gestell
erwärmt war, mit Sandsteinen zugesetzt und mit Lehm verschmiert.
Diese Versetzsteine schlossen sich aber nur auf der einen Seite an
die Herdwand an, auf der andern verblieb ein 3 Zoll breiter Spalt,
der mit Lehm verwahrt wurde und als Stichöffnung zum Ablassen
von Schlacken und Eisen diente.


Blauöfen.
3 Fuſs. Bei den ältesten Öfen war das Untergestell viereckig. Der
Bodenstein pflegte aus einem einzigen groſsen Stein zu bestehen. In
Schmalkalden nahm man dazu eine Kieselbreccie. Der Bodenstein
war 4 Fuſs lang, 3½ Fuſs breit, 1½ Fuſs dick und fiel nach dem
Abstiche 2½ Zoll, nach der Form 1 Zoll. Unter dem Bodensteine
lagen Kreuzkanäle von 1½ Fuſs Höhe, ähnlich wie bei den Stück-
öfen. Die Öfen, welche aus Sandstein erbaut wurden, hatten ein Ar-
beits- und ein Formgewölbe.

Wenn auch zwischen den deutschen Blauöfen, wie sie in Thüringen
und am Harze gebräuchlich waren, und den Floſsöfen der österreichi-

[Abbildung] Fig. 57.
[Abbildung]

Grundriſs.

[Abbildung] Fig. 58.
[Abbildung]

Aufriſs von der Formseite.

schen Alpenländer ein wesentlicher Unterschied nicht bestand, so
wollen wir doch eine jede Ofenart für sich behandeln.

Über die thüringischen Blauöfen hat Quantz die ausführlichste
Auskunft gegeben. Ihre Konstruktion ist aus nebenstehenden Abbil-
dungen, Fig. 57 bis 60, ersichtlich, ihre Maſse haben wir bereits
bei dem schmalkaldischen Stückofenbetriebe mitgeteilt. Die Brust
oder der „Abstich“, wie Quantz sie bezeichnet, war ähnlich wie
bei den Stücköfen, 2 Fuſs breit und 14 Zoll hoch. Sie wurde
erst mit Kohlenstübbe zugestampft, später aber, wenn das Gestell
erwärmt war, mit Sandsteinen zugesetzt und mit Lehm verschmiert.
Diese Versetzsteine schlossen sich aber nur auf der einen Seite an
die Herdwand an, auf der andern verblieb ein 3 Zoll breiter Spalt,
der mit Lehm verwahrt wurde und als Stichöffnung zum Ablassen
von Schlacken und Eisen diente.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0200" n="180"/><fw place="top" type="header">Blauöfen.</fw><lb/>
3 Fu&#x017F;s. Bei den ältesten Öfen war das Untergestell viereckig. Der<lb/>
Bodenstein pflegte aus einem einzigen gro&#x017F;sen Stein zu bestehen. In<lb/>
Schmalkalden nahm man dazu eine Kieselbreccie. Der Bodenstein<lb/>
war 4 Fu&#x017F;s lang, 3½ Fu&#x017F;s breit, 1½ Fu&#x017F;s dick und fiel nach dem<lb/>
Abstiche 2½ Zoll, nach der Form 1 Zoll. Unter dem Bodensteine<lb/>
lagen Kreuzkanäle von 1½ Fu&#x017F;s Höhe, ähnlich wie bei den Stück-<lb/>
öfen. Die Öfen, welche aus Sandstein erbaut wurden, hatten ein Ar-<lb/>
beits- und ein Formgewölbe.</p><lb/>
              <p>Wenn auch zwischen den deutschen Blauöfen, wie sie in Thüringen<lb/>
und am Harze gebräuchlich waren, und den Flo&#x017F;söfen der österreichi-<lb/><figure><head>Fig. 57.</head></figure><lb/><figure><p>Grundri&#x017F;s.</p></figure><lb/><figure><head>Fig. 58.</head></figure><lb/><figure><p>Aufri&#x017F;s von der Formseite.</p></figure><lb/>
schen Alpenländer ein wesentlicher Unterschied nicht bestand, so<lb/>
wollen wir doch eine jede Ofenart für sich behandeln.</p><lb/>
              <p>Über die thüringischen Blauöfen hat <hi rendition="#g">Quantz</hi> die ausführlichste<lb/>
Auskunft gegeben. Ihre Konstruktion ist aus nebenstehenden Abbil-<lb/>
dungen, Fig. 57 bis 60, ersichtlich, ihre Ma&#x017F;se haben wir bereits<lb/>
bei dem schmalkaldischen Stückofenbetriebe mitgeteilt. Die Brust<lb/>
oder der &#x201E;Abstich&#x201C;, wie <hi rendition="#g">Quantz</hi> sie bezeichnet, war ähnlich wie<lb/>
bei den Stücköfen, 2 Fu&#x017F;s breit und 14 Zoll hoch. Sie wurde<lb/>
erst mit Kohlenstübbe zugestampft, später aber, wenn das Gestell<lb/>
erwärmt war, mit Sandsteinen zugesetzt und mit Lehm verschmiert.<lb/>
Diese Versetzsteine schlossen sich aber nur auf der einen Seite an<lb/>
die Herdwand an, auf der andern verblieb ein 3 Zoll breiter Spalt,<lb/>
der mit Lehm verwahrt wurde und als Stichöffnung zum Ablassen<lb/>
von Schlacken und Eisen diente.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0200] Blauöfen. 3 Fuſs. Bei den ältesten Öfen war das Untergestell viereckig. Der Bodenstein pflegte aus einem einzigen groſsen Stein zu bestehen. In Schmalkalden nahm man dazu eine Kieselbreccie. Der Bodenstein war 4 Fuſs lang, 3½ Fuſs breit, 1½ Fuſs dick und fiel nach dem Abstiche 2½ Zoll, nach der Form 1 Zoll. Unter dem Bodensteine lagen Kreuzkanäle von 1½ Fuſs Höhe, ähnlich wie bei den Stück- öfen. Die Öfen, welche aus Sandstein erbaut wurden, hatten ein Ar- beits- und ein Formgewölbe. Wenn auch zwischen den deutschen Blauöfen, wie sie in Thüringen und am Harze gebräuchlich waren, und den Floſsöfen der österreichi- [Abbildung Fig. 57.] [Abbildung Grundriſs.] [Abbildung Fig. 58.] [Abbildung Aufriſs von der Formseite.] schen Alpenländer ein wesentlicher Unterschied nicht bestand, so wollen wir doch eine jede Ofenart für sich behandeln. Über die thüringischen Blauöfen hat Quantz die ausführlichste Auskunft gegeben. Ihre Konstruktion ist aus nebenstehenden Abbil- dungen, Fig. 57 bis 60, ersichtlich, ihre Maſse haben wir bereits bei dem schmalkaldischen Stückofenbetriebe mitgeteilt. Die Brust oder der „Abstich“, wie Quantz sie bezeichnet, war ähnlich wie bei den Stücköfen, 2 Fuſs breit und 14 Zoll hoch. Sie wurde erst mit Kohlenstübbe zugestampft, später aber, wenn das Gestell erwärmt war, mit Sandsteinen zugesetzt und mit Lehm verschmiert. Diese Versetzsteine schlossen sich aber nur auf der einen Seite an die Herdwand an, auf der andern verblieb ein 3 Zoll breiter Spalt, der mit Lehm verwahrt wurde und als Stichöffnung zum Ablassen von Schlacken und Eisen diente.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/200
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/200>, abgerufen am 16.04.2024.