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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Georg Agricola.
De ortu et causis subterraneorum, Libri V (Von der Entstehung
und Ursache der unterirdischen Dinge).
De fontibus medicatis (Über die Heilquellen).
De balneis (Von den Bädern).
De natura eorum, quae effluunt exterra (Über die Natur der
Erdausströmungen), eine geologische Abhandlung, der eine im Novem-
ber 1545 verfasste Widmung an den Kurfürsten Moritz von Sachsen
vorgedruckt ist.

Hieran reiht sich noch 1548 die sonderbare Schrift: De animanti-
bus subterraneis (Von den lebenden Wesen im Inneren der Erde), in
welcher die Existenz der Berggeister verfochten wird.

Noch gereifter und bedeutungsvoller waren die hierauf folgenden
mineralogischen Werke des Agricola, von denen die Schrift De vete-
ribus et novis metallis 1) mehr eine historische Einleitung ist, in
welcher die Geschichte der Kenntnis der Metalle behandelt wird,
während das grosse Werk De natura fossilium, Libri X 2), die zehn Bücher
von den Mineralien, die Grundlage der wissenschaftlichen Mineralogie,
insbesondere der Oryklognosie geworden ist. Dieses wichtige Werk
erschien im Februar 1546 ebenfalls mit einer Widmung an Herzog
Moritz von Sachsen.

Daneben arbeitete der fleissige Mann ununterbrochen an dem
Werke, das am meisten seinen Ruhm begründet hat und das auch
für uns das wichtigste ist, an den zehn Büchern De re metallica (über
das Hüttenwesen). Es war dies sein Lieblingswerk, an dem er bis
zu seinem Tode hämmerte und feilte, dessen Veröffentlichung er aber
nicht mehr erlebte. Es war sein Schwanengesang. Obgleich in der
Hauptsache schon im Jahre 1550 vollendet, gelangte es erst 1556
nach Agricolas Ableben zum Druck und zwar in Basel, wurde aber
in diesem ersten Jahre bereits dreimal aufgelegt. Bis zum Jahre
1614 sind sieben Auflagen davon erschienen, sowie zwei deutsche
Übersetzungen, die eine von Philipp Bechius 1580 bei Sigmundt
Feyrabend in Frankfurt a. M., die andere 1621 in Basel.

Die äusseren Lebensschicksale des grossen Mannes hatten sich
leider nicht so gestaltet, wie er es verdient hätte. Selbstlos wie er

1) Mit der hochinteressanten Widmung an Georg Commerstadt, in welcher
der Autor seinen Lebenslauf und seine wissenschaftlichen Grundsätze in geistvoller
Weise und in klassischer Form schildert.
2) Hiervon giebt es eine deutsche Übersetzung von Ernst Lehmann, welche
1812 bei Cratz und Gerlach in Freiberg erschienen ist.
Georg Agricola.
De ortu et causis subterraneorum, Libri V (Von der Entstehung
und Ursache der unterirdischen Dinge).
De fontibus medicatis (Über die Heilquellen).
De balneis (Von den Bädern).
De natura eorum, quae effluunt exterra (Über die Natur der
Erdausströmungen), eine geologische Abhandlung, der eine im Novem-
ber 1545 verfaſste Widmung an den Kurfürsten Moritz von Sachsen
vorgedruckt ist.

Hieran reiht sich noch 1548 die sonderbare Schrift: De animanti-
bus subterraneis (Von den lebenden Wesen im Inneren der Erde), in
welcher die Existenz der Berggeister verfochten wird.

Noch gereifter und bedeutungsvoller waren die hierauf folgenden
mineralogischen Werke des Agricola, von denen die Schrift De vete-
ribus et novis metallis 1) mehr eine historische Einleitung ist, in
welcher die Geschichte der Kenntnis der Metalle behandelt wird,
während das groſse Werk De natura fossilium, Libri X 2), die zehn Bücher
von den Mineralien, die Grundlage der wissenschaftlichen Mineralogie,
insbesondere der Oryklognosie geworden ist. Dieses wichtige Werk
erschien im Februar 1546 ebenfalls mit einer Widmung an Herzog
Moritz von Sachsen.

Daneben arbeitete der fleiſsige Mann ununterbrochen an dem
Werke, das am meisten seinen Ruhm begründet hat und das auch
für uns das wichtigste ist, an den zehn Büchern De re metallica (über
das Hüttenwesen). Es war dies sein Lieblingswerk, an dem er bis
zu seinem Tode hämmerte und feilte, dessen Veröffentlichung er aber
nicht mehr erlebte. Es war sein Schwanengesang. Obgleich in der
Hauptsache schon im Jahre 1550 vollendet, gelangte es erst 1556
nach Agricolas Ableben zum Druck und zwar in Basel, wurde aber
in diesem ersten Jahre bereits dreimal aufgelegt. Bis zum Jahre
1614 sind sieben Auflagen davon erschienen, sowie zwei deutsche
Übersetzungen, die eine von Philipp Bechius 1580 bei Sigmundt
Feyrabend in Frankfurt a. M., die andere 1621 in Basel.

Die äuſseren Lebensschicksale des groſsen Mannes hatten sich
leider nicht so gestaltet, wie er es verdient hätte. Selbstlos wie er

1) Mit der hochinteressanten Widmung an Georg Commerstadt, in welcher
der Autor seinen Lebenslauf und seine wissenschaftlichen Grundsätze in geistvoller
Weise und in klassischer Form schildert.
2) Hiervon giebt es eine deutsche Übersetzung von Ernst Lehmann, welche
1812 bei Cratz und Gerlach in Freiberg erschienen ist.
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[26/0046] Georg Agricola. De ortu et causis subterraneorum, Libri V (Von der Entstehung und Ursache der unterirdischen Dinge). De fontibus medicatis (Über die Heilquellen). De balneis (Von den Bädern). De natura eorum, quae effluunt exterra (Über die Natur der Erdausströmungen), eine geologische Abhandlung, der eine im Novem- ber 1545 verfaſste Widmung an den Kurfürsten Moritz von Sachsen vorgedruckt ist. Hieran reiht sich noch 1548 die sonderbare Schrift: De animanti- bus subterraneis (Von den lebenden Wesen im Inneren der Erde), in welcher die Existenz der Berggeister verfochten wird. Noch gereifter und bedeutungsvoller waren die hierauf folgenden mineralogischen Werke des Agricola, von denen die Schrift De vete- ribus et novis metallis 1) mehr eine historische Einleitung ist, in welcher die Geschichte der Kenntnis der Metalle behandelt wird, während das groſse Werk De natura fossilium, Libri X 2), die zehn Bücher von den Mineralien, die Grundlage der wissenschaftlichen Mineralogie, insbesondere der Oryklognosie geworden ist. Dieses wichtige Werk erschien im Februar 1546 ebenfalls mit einer Widmung an Herzog Moritz von Sachsen. Daneben arbeitete der fleiſsige Mann ununterbrochen an dem Werke, das am meisten seinen Ruhm begründet hat und das auch für uns das wichtigste ist, an den zehn Büchern De re metallica (über das Hüttenwesen). Es war dies sein Lieblingswerk, an dem er bis zu seinem Tode hämmerte und feilte, dessen Veröffentlichung er aber nicht mehr erlebte. Es war sein Schwanengesang. Obgleich in der Hauptsache schon im Jahre 1550 vollendet, gelangte es erst 1556 nach Agricolas Ableben zum Druck und zwar in Basel, wurde aber in diesem ersten Jahre bereits dreimal aufgelegt. Bis zum Jahre 1614 sind sieben Auflagen davon erschienen, sowie zwei deutsche Übersetzungen, die eine von Philipp Bechius 1580 bei Sigmundt Feyrabend in Frankfurt a. M., die andere 1621 in Basel. Die äuſseren Lebensschicksale des groſsen Mannes hatten sich leider nicht so gestaltet, wie er es verdient hätte. Selbstlos wie er 1) Mit der hochinteressanten Widmung an Georg Commerstadt, in welcher der Autor seinen Lebenslauf und seine wissenschaftlichen Grundsätze in geistvoller Weise und in klassischer Form schildert. 2) Hiervon giebt es eine deutsche Übersetzung von Ernst Lehmann, welche 1812 bei Cratz und Gerlach in Freiberg erschienen ist.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/46>, abgerufen am 29.03.2024.