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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Kunstschmiederei im 16. Jahrhundert.
wurden ihm gestellt und zwar auf je 10 Centner Kupfer 1 Centner
Zinn.

Die Kriegshandwerker bei der Artillerie (Arkeley) wurden gut
bezahlt. Zur Zeit Fronspergers erhielten Zimmerleute, Schmiede
und Schlosser je 8 Gulden monatliche Löhnung. Ein Zeugmeister,
mit die höchste Charge bei der Arkeley, bezog 150 Gulden, ein Ge-
schirrmeister 50 Gulden monatlich. Die Löhne in England waren
zu Heinrichs VIII. Zeiten niedrig. 1527 erhielt William Long, ein
Pfeilspitzenmacher (arrow-headmaker), 4 d. den Tag, ein Stückkugel-
macher 6 d. pro Tag und gelegentlich des Leichenbegängnisses
König Heinrichs schreibt Lord Cobham am 16. Februar 1547 an
den Lord Protektor, er könne Büchsenschützen (hagbutters) bekommen
für 8 d. pro Tag, wobei sie Waffen und Pulver mitbrächten 1).



Die Kunstschmiederei und Schlosserei.

Gab der Krieg auch in dieser Periode der Eisenindustrie die
mächtigste Anregung und war es besonders der Massenbedarf für die
kriegerische Ausrüstung, welche auf Arbeitsteilung und fabrikmässige
Erzeugungsweise der wichtigsten Gebrauchsartikel hindrängte, so
stellte doch auch der Friede immer neue Aufgaben und immer mehr
wurden die Arbeiten des Eisenschmieds unentbehrlich für alle Be-
schäftigungen des bürgerlichen Lebens, für die Landwirtschaft ebenso
wie für die Gewerbe, für die Baukunst, für die Mechanik und für
den Hausgebrauch. Mit der Zunahme der Eisengewinnung nahm
auch seine Verwendung auf allen Gebieten gewerblicher Thätigkeit
zu. Aber nicht nur die Produktion hatte sich durch die Verbesse-
rungen des Hüttenbetriebes erhöht, auch die Güte des Eisens hatte
zugenommen, und dadurch erst eroberte es sich seine unbedingte
Herrschaft als wichtigstes Gebrauchsmetall. Für jede Art von Han-
tierung lieferte es das beste, geeignetste und billigste Werkzeug.
Kam bei seiner Verwendung als Werkzeug hauptsächlich seine Härte
und Festigkeit in Betracht, so war es durch seine Bildsamkeit zu-
gleich ein geeigneter Stoff für den Künstler, der neben der Zweck-
mässigkeit vor allem die Schönheit im Auge hatte. In wie hohem

1) Siehe Archaeologica, Vol. LI, p. 230.

Die Kunstschmiederei im 16. Jahrhundert.
wurden ihm gestellt und zwar auf je 10 Centner Kupfer 1 Centner
Zinn.

Die Kriegshandwerker bei der Artillerie (Arkeley) wurden gut
bezahlt. Zur Zeit Fronspergers erhielten Zimmerleute, Schmiede
und Schlosser je 8 Gulden monatliche Löhnung. Ein Zeugmeister,
mit die höchste Charge bei der Arkeley, bezog 150 Gulden, ein Ge-
schirrmeister 50 Gulden monatlich. Die Löhne in England waren
zu Heinrichs VIII. Zeiten niedrig. 1527 erhielt William Long, ein
Pfeilspitzenmacher (arrow-headmaker), 4 d. den Tag, ein Stückkugel-
macher 6 d. pro Tag und gelegentlich des Leichenbegängnisses
König Heinrichs schreibt Lord Cobham am 16. Februar 1547 an
den Lord Protektor, er könne Büchsenschützen (hagbutters) bekommen
für 8 d. pro Tag, wobei sie Waffen und Pulver mitbrächten 1).



Die Kunstschmiederei und Schlosserei.

Gab der Krieg auch in dieser Periode der Eisenindustrie die
mächtigste Anregung und war es besonders der Massenbedarf für die
kriegerische Ausrüstung, welche auf Arbeitsteilung und fabrikmäſsige
Erzeugungsweise der wichtigsten Gebrauchsartikel hindrängte, so
stellte doch auch der Friede immer neue Aufgaben und immer mehr
wurden die Arbeiten des Eisenschmieds unentbehrlich für alle Be-
schäftigungen des bürgerlichen Lebens, für die Landwirtschaft ebenso
wie für die Gewerbe, für die Baukunst, für die Mechanik und für
den Hausgebrauch. Mit der Zunahme der Eisengewinnung nahm
auch seine Verwendung auf allen Gebieten gewerblicher Thätigkeit
zu. Aber nicht nur die Produktion hatte sich durch die Verbesse-
rungen des Hüttenbetriebes erhöht, auch die Güte des Eisens hatte
zugenommen, und dadurch erst eroberte es sich seine unbedingte
Herrschaft als wichtigstes Gebrauchsmetall. Für jede Art von Han-
tierung lieferte es das beste, geeignetste und billigste Werkzeug.
Kam bei seiner Verwendung als Werkzeug hauptsächlich seine Härte
und Festigkeit in Betracht, so war es durch seine Bildsamkeit zu-
gleich ein geeigneter Stoff für den Künstler, der neben der Zweck-
mäſsigkeit vor allem die Schönheit im Auge hatte. In wie hohem

1) Siehe Archaeologica, Vol. LI, p. 230.
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[455/0475] Die Kunstschmiederei im 16. Jahrhundert. wurden ihm gestellt und zwar auf je 10 Centner Kupfer 1 Centner Zinn. Die Kriegshandwerker bei der Artillerie (Arkeley) wurden gut bezahlt. Zur Zeit Fronspergers erhielten Zimmerleute, Schmiede und Schlosser je 8 Gulden monatliche Löhnung. Ein Zeugmeister, mit die höchste Charge bei der Arkeley, bezog 150 Gulden, ein Ge- schirrmeister 50 Gulden monatlich. Die Löhne in England waren zu Heinrichs VIII. Zeiten niedrig. 1527 erhielt William Long, ein Pfeilspitzenmacher (arrow-headmaker), 4 d. den Tag, ein Stückkugel- macher 6 d. pro Tag und gelegentlich des Leichenbegängnisses König Heinrichs schreibt Lord Cobham am 16. Februar 1547 an den Lord Protektor, er könne Büchsenschützen (hagbutters) bekommen für 8 d. pro Tag, wobei sie Waffen und Pulver mitbrächten 1). Die Kunstschmiederei und Schlosserei. Gab der Krieg auch in dieser Periode der Eisenindustrie die mächtigste Anregung und war es besonders der Massenbedarf für die kriegerische Ausrüstung, welche auf Arbeitsteilung und fabrikmäſsige Erzeugungsweise der wichtigsten Gebrauchsartikel hindrängte, so stellte doch auch der Friede immer neue Aufgaben und immer mehr wurden die Arbeiten des Eisenschmieds unentbehrlich für alle Be- schäftigungen des bürgerlichen Lebens, für die Landwirtschaft ebenso wie für die Gewerbe, für die Baukunst, für die Mechanik und für den Hausgebrauch. Mit der Zunahme der Eisengewinnung nahm auch seine Verwendung auf allen Gebieten gewerblicher Thätigkeit zu. Aber nicht nur die Produktion hatte sich durch die Verbesse- rungen des Hüttenbetriebes erhöht, auch die Güte des Eisens hatte zugenommen, und dadurch erst eroberte es sich seine unbedingte Herrschaft als wichtigstes Gebrauchsmetall. Für jede Art von Han- tierung lieferte es das beste, geeignetste und billigste Werkzeug. Kam bei seiner Verwendung als Werkzeug hauptsächlich seine Härte und Festigkeit in Betracht, so war es durch seine Bildsamkeit zu- gleich ein geeigneter Stoff für den Künstler, der neben der Zweck- mäſsigkeit vor allem die Schönheit im Auge hatte. In wie hohem 1) Siehe Archaeologica, Vol. LI, p. 230.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/475>, abgerufen am 29.03.2024.