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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Physik und Mechanik im 17. Jahrhundert.
benutzt, so namentlich Felibien in seinen Principes de l'archi-
tecture gegen Ende des 17. Jahrhunderts.

Über die Metallindustrie erschien noch ein kleines, aber hoch-
bedeutsames Werkchen von einem Spanier, der in Mexiko gegen das
Ende des 18. Jahrhunderts die Quecksilberamalgamation betrieb,
Albaro Alonso Barba; für die Eisenindustrie ist dasselbe aber
ohne Interesse.



Physik und Mechanik im 17. Jahrhundert.

Die ganze Technik lag in den Händen von Meistern, die durch
ihre Zünftigkeit geschützt waren, und es verstanden, sich in den
Zauberschleier ererbter geheimer Künste und Wissenschaften zu
hüllen. Das war sehr traurig, denn es war ein Hemmnis wirklichen
Fortschrittes. Dagegen machte eine Wissenschaft, trotz dem Elend
der Zeit, im 17. Jahrhundert grossartige Fortschritte, das war die
Physik. War Leonardo da Vinci Ende des 15. Jahrhunderts
derjenige gewesen, welcher den geistigen Samen für eine exakte
Naturbeobachtung zuerst ausgestreut hatte, so war es im Anfange des
17. Jahrhunderts ein Landsmann von ihm, Galileo Galilei (geb. 1564),
bei welchem derselbe zur Frucht reifte. Schon im 19. Jahre wurde
er durch die Schwingungen einer Lampe im Dom zu Pisa auf die
Gesetze vom Pendel hingeleitet. 1586 erfand er die hydrostatische
Wage. Professor der Mathematik in Pisa geworden, griff er die
herrschende aristotelische Schule an und bewies durch seine auf dem
schiefen Turm zu Pisa angestellten Versuche, dass der freie Fall
nicht vom Gewicht abhängig sei. Die Fortsetzung dieser Versuche
führte ihn zu dem Gesetz der Fallgeschwindigkeit und zu der Lehre
von der Trägheit oder dem Beharrungszustande der Körper. 1597 er-
fand er den Proportionalzirkel. Um diese Zeit war in Holland das
Fernrohr entdeckt worden. Galilei verbesserte dasselbe und wendete
es zuerst mit durchschlagendem Erfolg auf astronomische Beob-
achtungen an. Er entdeckte die Mondgebirge und berechnete aus
dem Schatten ihre Höhe. 1610 fand er die Jupitertrabanten ("die
mediceischen Sterne"), den Ring des Saturn, die Sonnenflecke, aus

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Physik und Mechanik im 17. Jahrhundert.
benutzt, so namentlich Felibien in seinen Principes de l’archi-
tecture gegen Ende des 17. Jahrhunderts.

Über die Metallindustrie erschien noch ein kleines, aber hoch-
bedeutsames Werkchen von einem Spanier, der in Mexiko gegen das
Ende des 18. Jahrhunderts die Quecksilberamalgamation betrieb,
Albaro Alonso Barba; für die Eisenindustrie ist dasſelbe aber
ohne Interesse.



Physik und Mechanik im 17. Jahrhundert.

Die ganze Technik lag in den Händen von Meistern, die durch
ihre Zünftigkeit geschützt waren, und es verstanden, sich in den
Zauberschleier ererbter geheimer Künste und Wissenschaften zu
hüllen. Das war sehr traurig, denn es war ein Hemmnis wirklichen
Fortschrittes. Dagegen machte eine Wissenschaft, trotz dem Elend
der Zeit, im 17. Jahrhundert groſsartige Fortschritte, das war die
Physik. War Leonardo da Vinci Ende des 15. Jahrhunderts
derjenige gewesen, welcher den geistigen Samen für eine exakte
Naturbeobachtung zuerst ausgestreut hatte, so war es im Anfange des
17. Jahrhunderts ein Landsmann von ihm, Galileo Galilei (geb. 1564),
bei welchem derselbe zur Frucht reifte. Schon im 19. Jahre wurde
er durch die Schwingungen einer Lampe im Dom zu Pisa auf die
Gesetze vom Pendel hingeleitet. 1586 erfand er die hydrostatische
Wage. Professor der Mathematik in Pisa geworden, griff er die
herrschende aristotelische Schule an und bewies durch seine auf dem
schiefen Turm zu Pisa angestellten Versuche, daſs der freie Fall
nicht vom Gewicht abhängig sei. Die Fortsetzung dieser Versuche
führte ihn zu dem Gesetz der Fallgeschwindigkeit und zu der Lehre
von der Trägheit oder dem Beharrungszustande der Körper. 1597 er-
fand er den Proportionalzirkel. Um diese Zeit war in Holland das
Fernrohr entdeckt worden. Galilei verbesserte dasſelbe und wendete
es zuerst mit durchschlagendem Erfolg auf astronomische Beob-
achtungen an. Er entdeckte die Mondgebirge und berechnete aus
dem Schatten ihre Höhe. 1610 fand er die Jupitertrabanten („die
mediceischen Sterne“), den Ring des Saturn, die Sonnenflecke, aus

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[915/0937] Physik und Mechanik im 17. Jahrhundert. benutzt, so namentlich Felibien in seinen Principes de l’archi- tecture gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Über die Metallindustrie erschien noch ein kleines, aber hoch- bedeutsames Werkchen von einem Spanier, der in Mexiko gegen das Ende des 18. Jahrhunderts die Quecksilberamalgamation betrieb, Albaro Alonso Barba; für die Eisenindustrie ist dasſelbe aber ohne Interesse. Physik und Mechanik im 17. Jahrhundert. Die ganze Technik lag in den Händen von Meistern, die durch ihre Zünftigkeit geschützt waren, und es verstanden, sich in den Zauberschleier ererbter geheimer Künste und Wissenschaften zu hüllen. Das war sehr traurig, denn es war ein Hemmnis wirklichen Fortschrittes. Dagegen machte eine Wissenschaft, trotz dem Elend der Zeit, im 17. Jahrhundert groſsartige Fortschritte, das war die Physik. War Leonardo da Vinci Ende des 15. Jahrhunderts derjenige gewesen, welcher den geistigen Samen für eine exakte Naturbeobachtung zuerst ausgestreut hatte, so war es im Anfange des 17. Jahrhunderts ein Landsmann von ihm, Galileo Galilei (geb. 1564), bei welchem derselbe zur Frucht reifte. Schon im 19. Jahre wurde er durch die Schwingungen einer Lampe im Dom zu Pisa auf die Gesetze vom Pendel hingeleitet. 1586 erfand er die hydrostatische Wage. Professor der Mathematik in Pisa geworden, griff er die herrschende aristotelische Schule an und bewies durch seine auf dem schiefen Turm zu Pisa angestellten Versuche, daſs der freie Fall nicht vom Gewicht abhängig sei. Die Fortsetzung dieser Versuche führte ihn zu dem Gesetz der Fallgeschwindigkeit und zu der Lehre von der Trägheit oder dem Beharrungszustande der Körper. 1597 er- fand er den Proportionalzirkel. Um diese Zeit war in Holland das Fernrohr entdeckt worden. Galilei verbesserte dasſelbe und wendete es zuerst mit durchschlagendem Erfolg auf astronomische Beob- achtungen an. Er entdeckte die Mondgebirge und berechnete aus dem Schatten ihre Höhe. 1610 fand er die Jupitertrabanten („die mediceischen Sterne“), den Ring des Saturn, die Sonnenflecke, aus 58*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 915. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/937>, abgerufen am 29.03.2024.