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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Belgien.
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Belgien.

Das kleine Belgien hat trotz der Ungunst der Verhältnisse den
Ruhm, die dritte Stelle im Eisenausfuhrhandel der Welt einzunehmen,
lange Zeit behauptet. In der Roheisenerzeugung ist es seit 1870
allerdings von der fünften auf die siebente Stelle gerückt, indem es
von Österreich-Ungarn und von Russland überflügelt wurde.

Belgien ist im Verhältnis zu seiner Industrie arm an Eisenerzen.
Die Ablagerungen, wie besonders die an der Ourthe, die in früherer
Zeit die Grundlage der belgischen Eisenindustrie bildeten, und die
hinreichten, solange man nur mit Holzkohlen schmolz, sind meistens
abgebaut und für den heutigen Betrieb ganz unzureichend.

Es muss deshalb zur Aufrechterhaltung seiner Eisenindustrie den
weitaus grössten Teil seines Erzbedarfes einführen. Dagegen besitzt
Belgien einen so grossen Reichtum an Steinkohlen, dass es im stande
ist, Steinkohlen und Koks auszuführen.

Auch in seiner Eisenausfuhr führt es Werte seiner Steinkohlen
und der Arbeit seiner zahlreichen Industriebevölkerung aus. Belgien
ist relativ das dichtbevölkertste Land der Welt, es entfallen auf
1 qkm 224 Einwohner, gegen 97 im Deutschen Reiche, und diese
grosse Einwohnerzahl könnte ohne eine bedeutende Industrie sich
nicht erhalten. Die Grundlage dieser bildet die einheimische Stein-
kohle. Ihre Förderung stieg in der Zeit von 1870 bis 1897 von
13697118 Tonnen auf 21492446 Tonnen. Der Überschuss der Aus-
fuhr von Steinkohlen betrug 1870 2953272 Tonnen, 1897 2431200
Tonnen; von Koks 1870 568393 Tonnen, 1897 639880 Tonnen, der
Verbrauch im Lande demnach 1870 rund 10 Millionen, 1897 rund
18 Millionen Tonnen. Im Jahre 1900 führte Belgien 6328530 Tonnen
Steinkohlen und Koks aus.


Belgien.
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Belgien.

Das kleine Belgien hat trotz der Ungunst der Verhältnisse den
Ruhm, die dritte Stelle im Eisenausfuhrhandel der Welt einzunehmen,
lange Zeit behauptet. In der Roheisenerzeugung ist es seit 1870
allerdings von der fünften auf die siebente Stelle gerückt, indem es
von Österreich-Ungarn und von Ruſsland überflügelt wurde.

Belgien ist im Verhältnis zu seiner Industrie arm an Eisenerzen.
Die Ablagerungen, wie besonders die an der Ourthe, die in früherer
Zeit die Grundlage der belgischen Eisenindustrie bildeten, und die
hinreichten, solange man nur mit Holzkohlen schmolz, sind meistens
abgebaut und für den heutigen Betrieb ganz unzureichend.

Es muſs deshalb zur Aufrechterhaltung seiner Eisenindustrie den
weitaus gröſsten Teil seines Erzbedarfes einführen. Dagegen besitzt
Belgien einen so groſsen Reichtum an Steinkohlen, daſs es im stande
ist, Steinkohlen und Koks auszuführen.

Auch in seiner Eisenausfuhr führt es Werte seiner Steinkohlen
und der Arbeit seiner zahlreichen Industriebevölkerung aus. Belgien
ist relativ das dichtbevölkertste Land der Welt, es entfallen auf
1 qkm 224 Einwohner, gegen 97 im Deutschen Reiche, und diese
groſse Einwohnerzahl könnte ohne eine bedeutende Industrie sich
nicht erhalten. Die Grundlage dieser bildet die einheimische Stein-
kohle. Ihre Förderung stieg in der Zeit von 1870 bis 1897 von
13697118 Tonnen auf 21492446 Tonnen. Der Überschuſs der Aus-
fuhr von Steinkohlen betrug 1870 2953272 Tonnen, 1897 2431200
Tonnen; von Koks 1870 568393 Tonnen, 1897 639880 Tonnen, der
Verbrauch im Lande demnach 1870 rund 10 Millionen, 1897 rund
18 Millionen Tonnen. Im Jahre 1900 führte Belgien 6328530 Tonnen
Steinkohlen und Koks aus.


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[1116/1132] Belgien. Belgien. Das kleine Belgien hat trotz der Ungunst der Verhältnisse den Ruhm, die dritte Stelle im Eisenausfuhrhandel der Welt einzunehmen, lange Zeit behauptet. In der Roheisenerzeugung ist es seit 1870 allerdings von der fünften auf die siebente Stelle gerückt, indem es von Österreich-Ungarn und von Ruſsland überflügelt wurde. Belgien ist im Verhältnis zu seiner Industrie arm an Eisenerzen. Die Ablagerungen, wie besonders die an der Ourthe, die in früherer Zeit die Grundlage der belgischen Eisenindustrie bildeten, und die hinreichten, solange man nur mit Holzkohlen schmolz, sind meistens abgebaut und für den heutigen Betrieb ganz unzureichend. Es muſs deshalb zur Aufrechterhaltung seiner Eisenindustrie den weitaus gröſsten Teil seines Erzbedarfes einführen. Dagegen besitzt Belgien einen so groſsen Reichtum an Steinkohlen, daſs es im stande ist, Steinkohlen und Koks auszuführen. Auch in seiner Eisenausfuhr führt es Werte seiner Steinkohlen und der Arbeit seiner zahlreichen Industriebevölkerung aus. Belgien ist relativ das dichtbevölkertste Land der Welt, es entfallen auf 1 qkm 224 Einwohner, gegen 97 im Deutschen Reiche, und diese groſse Einwohnerzahl könnte ohne eine bedeutende Industrie sich nicht erhalten. Die Grundlage dieser bildet die einheimische Stein- kohle. Ihre Förderung stieg in der Zeit von 1870 bis 1897 von 13697118 Tonnen auf 21492446 Tonnen. Der Überschuſs der Aus- fuhr von Steinkohlen betrug 1870 2953272 Tonnen, 1897 2431200 Tonnen; von Koks 1870 568393 Tonnen, 1897 639880 Tonnen, der Verbrauch im Lande demnach 1870 rund 10 Millionen, 1897 rund 18 Millionen Tonnen. Im Jahre 1900 führte Belgien 6328530 Tonnen Steinkohlen und Koks aus.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1132>, abgerufen am 28.03.2024.