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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Vereinigten Staaten 1861 bis 1870.
Eisen. In Bosnien war Eisenindustrie zu Sarajevo, in Serbien zu
Maidanpek und in Bulgarien betrieb die türkische Regierung 12 Hoch-
öfen bei Somakov. Ganz in der Nähe von Konstantinopel finden sich
grosse Schlackenhalden bei Alemdagh, die auf alten Eisenhütten-
betrieb hinweisen. Der Stückofenbetrieb war noch durchaus vor-
herrschend.

Die Vereinigten Staaten 1861 bis 1870.

Die Eisenindustrie der Vereinigten Staaten von Nord-
amerika
machte in den sechziger Jahren nach Beendigung des
Bürgerkrieges grosse Fortschritte. Die Amerikaner wurden sich ihrer
Stärke, ihres nationalen Reichtums mehr und mehr bewusst und
Hewitt sprach es 1865 bestimmt aus, dass Amerika der erste Platz
unter den eisenerzeugenden Ländern gebühre und dass es ihn in
nicht ferner Zeit auch erringen werde.

Die Schätze des Landes sind unermesslich und erscheinen riesig
im Vergleich mit denen Europas. Man hatte in den Vereinigten
Staaten ca. 12000 (geogr.) Quadratmeilen Kohlenfelder entdeckt,
während die gesamten Kohlenbecken Europas nur eine beiläufige
Ausdehnung von 775 Quadratmeilen hatten. Sir Morton Peto
schätzte die Steinkohlen von Pittsburg allein auf 53516 Millionen
Tonnen.

Seit 1860 hatte man auch die Bedeutung des Franklinits als
Eisenerz erkannt. Dieses eigentümliche Zink-Eisenerz, dessen Zu-
sammensetzung nach dem Amerikaner Steffens der Formel FeO, ZnO
+ 2 (Fe2O3, Mn2O3) entspricht, kommt in dem Stirling-Hill bei der
Stadt Franklin vor. Bereits 1640 wurde es von deutschen Bergleuten
aus Nassau entdeckt, aber erst 1770 von Lord Stirling bergmännisch
gewonnen und nach Europa geschickt. 1825 wurde es von Dr. Mac Clure
und Dr. Jackson genauer untersucht und 1850 auf Zink verhüttet.
1852 wurde es zuerst als Eisenerz verschmolzen. Es schmilzt bei
niedriger Temperatur. Das aus dem Roheisen dargestellte Schmiede-
eisen zeichnet sich durch grosse Festigkeit aus. Ausserdem erhält
man aber auch leicht aus dem Franklinit Spiegeleisen, aus dem sich
guter Stahl bereiten lässt.

Der Staat Ohio erzeugte 1854 71156 Tonnen, 1862 114000 und
1869 275000 Tonnen Roheisen. Die Schienenproduktion stieg 1860
bis 1869 von 10000 auf 41837 Tonnen.

Im Staate Illinois, wo 1856 noch kein Stück Schiene gemacht

Die Vereinigten Staaten 1861 bis 1870.
Eisen. In Bosnien war Eisenindustrie zu Sarajevo, in Serbien zu
Maidanpek und in Bulgarien betrieb die türkische Regierung 12 Hoch-
öfen bei Somakov. Ganz in der Nähe von Konstantinopel finden sich
groſse Schlackenhalden bei Alemdagh, die auf alten Eisenhütten-
betrieb hinweisen. Der Stückofenbetrieb war noch durchaus vor-
herrschend.

Die Vereinigten Staaten 1861 bis 1870.

Die Eisenindustrie der Vereinigten Staaten von Nord-
amerika
machte in den sechziger Jahren nach Beendigung des
Bürgerkrieges groſse Fortschritte. Die Amerikaner wurden sich ihrer
Stärke, ihres nationalen Reichtums mehr und mehr bewuſst und
Hewitt sprach es 1865 bestimmt aus, daſs Amerika der erste Platz
unter den eisenerzeugenden Ländern gebühre und daſs es ihn in
nicht ferner Zeit auch erringen werde.

Die Schätze des Landes sind unermeſslich und erscheinen riesig
im Vergleich mit denen Europas. Man hatte in den Vereinigten
Staaten ca. 12000 (geogr.) Quadratmeilen Kohlenfelder entdeckt,
während die gesamten Kohlenbecken Europas nur eine beiläufige
Ausdehnung von 775 Quadratmeilen hatten. Sir Morton Peto
schätzte die Steinkohlen von Pittsburg allein auf 53516 Millionen
Tonnen.

Seit 1860 hatte man auch die Bedeutung des Franklinits als
Eisenerz erkannt. Dieses eigentümliche Zink-Eisenerz, dessen Zu-
sammensetzung nach dem Amerikaner Steffens der Formel FeO, ZnO
+ 2 (Fe2O3, Mn2O3) entspricht, kommt in dem Stirling-Hill bei der
Stadt Franklin vor. Bereits 1640 wurde es von deutschen Bergleuten
aus Nassau entdeckt, aber erst 1770 von Lord Stirling bergmännisch
gewonnen und nach Europa geschickt. 1825 wurde es von Dr. Mac Clure
und Dr. Jackson genauer untersucht und 1850 auf Zink verhüttet.
1852 wurde es zuerst als Eisenerz verschmolzen. Es schmilzt bei
niedriger Temperatur. Das aus dem Roheisen dargestellte Schmiede-
eisen zeichnet sich durch groſse Festigkeit aus. Auſserdem erhält
man aber auch leicht aus dem Franklinit Spiegeleisen, aus dem sich
guter Stahl bereiten läſst.

Der Staat Ohio erzeugte 1854 71156 Tonnen, 1862 114000 und
1869 275000 Tonnen Roheisen. Die Schienenproduktion stieg 1860
bis 1869 von 10000 auf 41837 Tonnen.

Im Staate Illinois, wo 1856 noch kein Stück Schiene gemacht

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[287/0303] Die Vereinigten Staaten 1861 bis 1870. Eisen. In Bosnien war Eisenindustrie zu Sarajevo, in Serbien zu Maidanpek und in Bulgarien betrieb die türkische Regierung 12 Hoch- öfen bei Somakov. Ganz in der Nähe von Konstantinopel finden sich groſse Schlackenhalden bei Alemdagh, die auf alten Eisenhütten- betrieb hinweisen. Der Stückofenbetrieb war noch durchaus vor- herrschend. Die Vereinigten Staaten 1861 bis 1870. Die Eisenindustrie der Vereinigten Staaten von Nord- amerika machte in den sechziger Jahren nach Beendigung des Bürgerkrieges groſse Fortschritte. Die Amerikaner wurden sich ihrer Stärke, ihres nationalen Reichtums mehr und mehr bewuſst und Hewitt sprach es 1865 bestimmt aus, daſs Amerika der erste Platz unter den eisenerzeugenden Ländern gebühre und daſs es ihn in nicht ferner Zeit auch erringen werde. Die Schätze des Landes sind unermeſslich und erscheinen riesig im Vergleich mit denen Europas. Man hatte in den Vereinigten Staaten ca. 12000 (geogr.) Quadratmeilen Kohlenfelder entdeckt, während die gesamten Kohlenbecken Europas nur eine beiläufige Ausdehnung von 775 Quadratmeilen hatten. Sir Morton Peto schätzte die Steinkohlen von Pittsburg allein auf 53516 Millionen Tonnen. Seit 1860 hatte man auch die Bedeutung des Franklinits als Eisenerz erkannt. Dieses eigentümliche Zink-Eisenerz, dessen Zu- sammensetzung nach dem Amerikaner Steffens der Formel FeO, ZnO + 2 (Fe2O3, Mn2O3) entspricht, kommt in dem Stirling-Hill bei der Stadt Franklin vor. Bereits 1640 wurde es von deutschen Bergleuten aus Nassau entdeckt, aber erst 1770 von Lord Stirling bergmännisch gewonnen und nach Europa geschickt. 1825 wurde es von Dr. Mac Clure und Dr. Jackson genauer untersucht und 1850 auf Zink verhüttet. 1852 wurde es zuerst als Eisenerz verschmolzen. Es schmilzt bei niedriger Temperatur. Das aus dem Roheisen dargestellte Schmiede- eisen zeichnet sich durch groſse Festigkeit aus. Auſserdem erhält man aber auch leicht aus dem Franklinit Spiegeleisen, aus dem sich guter Stahl bereiten läſst. Der Staat Ohio erzeugte 1854 71156 Tonnen, 1862 114000 und 1869 275000 Tonnen Roheisen. Die Schienenproduktion stieg 1860 bis 1869 von 10000 auf 41837 Tonnen. Im Staate Illinois, wo 1856 noch kein Stück Schiene gemacht

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/303>, abgerufen am 19.04.2024.