Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite

Von Philadelphia u. s. w.
Dem, der da kommt, nicht erhalten solte. Hie
zeigt es sich recht, was gute Herzen seyen oder
nicht: und gegen das fehlschlagende Warten
auf eine sichtbare Erscheinung des Heilandes
im Saal möchten wohl fünfzig und mehr an-
dere Muthmassungen hingehen.

§ 212.

Es steht einer Gemeine JEsu gar nicht
an, den Geist dämpfen und die Weissagun-
gen verachten.
Lässet der Heiland diesem
und jenem seiner Knechte
klar werden, was
Er dem Johanni gesagt hat,
(wozu Er
in seiner herrlichen Erhabenheit nicht erst einer
besondern Macht und Erlaubniß von seinem
Vater,
wie die Predig redet, nach der Oeco-
nomie
bedarf,) so kommt keinem Meister auf
Erden zu, den Lauff solcher Gabe eigenmäch-
tig einzuschrenken. Es ist nicht genug, daß
es der weiß,
der den Aufschluß bekommen
hat: es ist nicht genug, daß es einer dem
andern gelegentlich sagt, und daß es eine
herzliche Unterredung wird, die so ge-
schwinde vergessen, als gefasst wird.
Der
HErr JEsus gehet weiter in seiner Mitthei-
lung und in seiner Forderung. Auf das Be-
halten
und Halten ist eine Seligkeit gesetzet.
Off. 1, 3. 22, 7. 9. Man hat sich nicht ein-
mal an den Misbrauch zu kehren, obschon in
das jenige, was eigentlich den Knechten JEsu
Christi gezeiget wird, die Welt nebenher einen
Blick, der auch ihr heilsam seyn könnte, zu ihrem

Schaden
R 4

Von Philadelphia u. ſ. w.
Dem, der da kommt, nicht erhalten ſolte. Hie
zeigt es ſich recht, was gute Herzen ſeyen oder
nicht: und gegen das fehlſchlagende Warten
auf eine ſichtbare Erſcheinung des Heilandes
im Saal moͤchten wohl fuͤnfzig und mehr an-
dere Muthmaſſungen hingehen.

§ 212.

Es ſteht einer Gemeine JEſu gar nicht
an, den Geiſt daͤmpfen und die Weiſſagun-
gen verachten.
Laͤſſet der Heiland dieſem
und jenem ſeiner Knechte
klar werden, was
Er dem Johanni geſagt hat,
(wozu Er
in ſeiner herrlichen Erhabenheit nicht erſt einer
beſondern Macht und Erlaubniß von ſeinem
Vater,
wie die Predig redet, nach der Oeco-
nomie
bedarf,) ſo kommt keinem Meiſter auf
Erden zu, den Lauff ſolcher Gabe eigenmaͤch-
tig einzuſchrenken. Es iſt nicht genug, daß
es der weiß,
der den Aufſchluß bekommen
hat: es iſt nicht genug, daß es einer dem
andern gelegentlich ſagt, und daß es eine
herzliche Unterredung wird, die ſo ge-
ſchwinde vergeſſen, als gefaſſt wird.
Der
HErr JEſus gehet weiter in ſeiner Mitthei-
lung und in ſeiner Forderung. Auf das Be-
halten
und Halten iſt eine Seligkeit geſetzet.
Off. 1, 3. 22, 7. 9. Man hat ſich nicht ein-
mal an den Misbrauch zu kehren, obſchon in
das jenige, was eigentlich den Knechten JEſu
Chriſti gezeiget wird, die Welt nebenher einen
Blick, der auch ihr heilſam ſeyn koͤñte, zu ihrem

Schaden
R 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0283" n="263"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Von Philadelphia u. &#x017F;. w.</hi></fw><lb/>
Dem, der da kommt, nicht erhalten &#x017F;olte. Hie<lb/>
zeigt es &#x017F;ich recht, was <hi rendition="#fr">gute Herzen</hi> &#x017F;eyen oder<lb/>
nicht: und gegen das fehl&#x017F;chlagende Warten<lb/>
auf eine &#x017F;ichtbare Er&#x017F;cheinung des Heilandes<lb/>
im Saal mo&#x0364;chten wohl fu&#x0364;nfzig und mehr an-<lb/>
dere Muthma&#x017F;&#x017F;ungen hingehen.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§ 212.</head><lb/>
                <p>Es &#x017F;teht <hi rendition="#fr">einer Gemeine JE&#x017F;u</hi> gar nicht<lb/>
an, <hi rendition="#fr">den Gei&#x017F;t da&#x0364;mpfen und die Wei&#x017F;&#x017F;agun-<lb/>
gen verachten.</hi> La&#x0364;&#x017F;&#x017F;et <hi rendition="#fr">der Heiland die&#x017F;em<lb/>
und jenem &#x017F;einer Knechte</hi> klar werden, <hi rendition="#fr">was<lb/>
Er dem Johanni ge&#x017F;agt hat,</hi> (wozu Er<lb/>
in &#x017F;einer herrlichen Erhabenheit nicht er&#x017F;t einer<lb/>
be&#x017F;ondern <hi rendition="#fr">Macht und Erlaubniß von &#x017F;einem<lb/>
Vater,</hi> wie die Predig redet, <hi rendition="#fr">nach der Oeco-<lb/>
nomie</hi> bedarf,) &#x017F;o kommt keinem Mei&#x017F;ter auf<lb/>
Erden zu, den Lauff &#x017F;olcher Gabe eigenma&#x0364;ch-<lb/>
tig einzu&#x017F;chrenken. Es i&#x017F;t nicht <hi rendition="#fr">genug, daß<lb/>
es der weiß,</hi> der den Auf&#x017F;chluß bekommen<lb/>
hat: es i&#x017F;t nicht <hi rendition="#fr">genug, daß es einer dem<lb/>
andern gelegentlich &#x017F;agt, und daß es eine<lb/>
herzliche Unterredung wird, die &#x017F;o ge-<lb/>
&#x017F;chwinde verge&#x017F;&#x017F;en, als gefa&#x017F;&#x017F;t wird.</hi> Der<lb/>
HErr JE&#x017F;us gehet weiter in &#x017F;einer Mitthei-<lb/>
lung und in &#x017F;einer Forderung. Auf das <hi rendition="#fr">Be-<lb/>
halten</hi> und <hi rendition="#fr">Halten</hi> i&#x017F;t eine <hi rendition="#fr">Seligkeit</hi> ge&#x017F;etzet.<lb/>
Off. 1, 3. 22, 7. 9. Man hat &#x017F;ich nicht ein-<lb/>
mal an den Misbrauch zu kehren, ob&#x017F;chon in<lb/>
das jenige, was eigentlich den Knechten JE&#x017F;u<lb/>
Chri&#x017F;ti gezeiget wird, die Welt nebenher einen<lb/>
Blick, der auch ihr heil&#x017F;am &#x017F;eyn ko&#x0364;n&#x0303;te, zu ihrem<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Schaden</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[263/0283] Von Philadelphia u. ſ. w. Dem, der da kommt, nicht erhalten ſolte. Hie zeigt es ſich recht, was gute Herzen ſeyen oder nicht: und gegen das fehlſchlagende Warten auf eine ſichtbare Erſcheinung des Heilandes im Saal moͤchten wohl fuͤnfzig und mehr an- dere Muthmaſſungen hingehen. § 212. Es ſteht einer Gemeine JEſu gar nicht an, den Geiſt daͤmpfen und die Weiſſagun- gen verachten. Laͤſſet der Heiland dieſem und jenem ſeiner Knechte klar werden, was Er dem Johanni geſagt hat, (wozu Er in ſeiner herrlichen Erhabenheit nicht erſt einer beſondern Macht und Erlaubniß von ſeinem Vater, wie die Predig redet, nach der Oeco- nomie bedarf,) ſo kommt keinem Meiſter auf Erden zu, den Lauff ſolcher Gabe eigenmaͤch- tig einzuſchrenken. Es iſt nicht genug, daß es der weiß, der den Aufſchluß bekommen hat: es iſt nicht genug, daß es einer dem andern gelegentlich ſagt, und daß es eine herzliche Unterredung wird, die ſo ge- ſchwinde vergeſſen, als gefaſſt wird. Der HErr JEſus gehet weiter in ſeiner Mitthei- lung und in ſeiner Forderung. Auf das Be- halten und Halten iſt eine Seligkeit geſetzet. Off. 1, 3. 22, 7. 9. Man hat ſich nicht ein- mal an den Misbrauch zu kehren, obſchon in das jenige, was eigentlich den Knechten JEſu Chriſti gezeiget wird, die Welt nebenher einen Blick, der auch ihr heilſam ſeyn koͤñte, zu ihrem Schaden R 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/283
Zitationshilfe: Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/283>, abgerufen am 19.04.2024.