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Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747.

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anderer Theil.
nach erstgedachten Besonderheiten, erfüllet wer-
den müste. Das würde man vergeblich hoffen,
weil in der Rede Christi so wenig Grund zu einer
solchen Hofnung vorhanden ist, als die Jünger
Grund hatten, das Reich Israel zu hoffen.

§. 25.

Dieses vorausgesetzt, soll der Herr Graf nun
reden. Ich gehe vorbei, was er von Jahrhun-
derten/ grosen Zeitläuften/ und Special-Pe-
rioden
prediget. Der S. Luther stimmet besser
mit dem Lucas. Er nennet Zeiten und Stun-
den
/ weil der Heiland hier überhaupt redet;
nemlich von allen sonderbaren Werken GOttes,
die aus den Tiefen seines unerforschlichen Raths,
wann ihre bestimte Zeit und Stunde komt, her-
fürbrechen. Er nennet kein besonderes Werk,
davon er eine eigentliche Prophezeiung stellen
wolte. Sonst hätte er von Zeiten und Termi-
nen
in der Zahl der Vielheit nicht geredet. Es
wäre schicklich gewesen einen Termin, und nicht
viele zu nennen.

§. 26.

Um ordentlich von der gräflichen Dolmetschung
oder Deutung zu reden, so last uns erstlich die
Beschaffenheit der Seelen erwegen, an welche
das Zeugnis der Apostel ergehen soll. Er spricht
es würde (s. 7.) das menschliche Geschlecht
seyn. Doch bestimt er den Augenblick diese Re-
densart, und nennet solche Leute/ die seine
subtile Stimme noch nicht hören können/ die
noch nicht solche geschliffene und gespaltene

Ohren

anderer Theil.
nach erſtgedachten Beſonderheiten, erfuͤllet wer-
den muͤſte. Das wuͤrde man vergeblich hoffen,
weil in der Rede Chriſti ſo wenig Grund zu einer
ſolchen Hofnung vorhanden iſt, als die Juͤnger
Grund hatten, das Reich Iſrael zu hoffen.

§. 25.

Dieſes vorausgeſetzt, ſoll der Herr Graf nun
reden. Ich gehe vorbei, was er von Jahrhun-
derten/ groſen Zeitlaͤuften/ und Special-Pe-
rioden
prediget. Der S. Luther ſtimmet beſſer
mit dem Lucas. Er nennet Zeiten und Stun-
den
/ weil der Heiland hier uͤberhaupt redet;
nemlich von allen ſonderbaren Werken GOttes,
die aus den Tiefen ſeines unerforſchlichen Raths,
wann ihre beſtimte Zeit und Stunde komt, her-
fuͤrbrechen. Er nennet kein beſonderes Werk,
davon er eine eigentliche Prophezeiung ſtellen
wolte. Sonſt haͤtte er von Zeiten und Termi-
nen
in der Zahl der Vielheit nicht geredet. Es
waͤre ſchicklich geweſen einen Termin, und nicht
viele zu nennen.

§. 26.

Um ordentlich von der graͤflichen Dolmetſchung
oder Deutung zu reden, ſo laſt uns erſtlich die
Beſchaffenheit der Seelen erwegen, an welche
das Zeugnis der Apoſtel ergehen ſoll. Er ſpricht
es wuͤrde (ſ. 7.) das menſchliche Geſchlecht
ſeyn. Doch beſtimt er den Augenblick dieſe Re-
densart, und nennet ſolche Leute/ die ſeine
ſubtile Stimme noch nicht hoͤren koͤnnen/ die
noch nicht ſolche geſchliffene und geſpaltene

Ohren
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[29/0039] anderer Theil. nach erſtgedachten Beſonderheiten, erfuͤllet wer- den muͤſte. Das wuͤrde man vergeblich hoffen, weil in der Rede Chriſti ſo wenig Grund zu einer ſolchen Hofnung vorhanden iſt, als die Juͤnger Grund hatten, das Reich Iſrael zu hoffen. §. 25. Dieſes vorausgeſetzt, ſoll der Herr Graf nun reden. Ich gehe vorbei, was er von Jahrhun- derten/ groſen Zeitlaͤuften/ und Special-Pe- rioden prediget. Der S. Luther ſtimmet beſſer mit dem Lucas. Er nennet Zeiten und Stun- den/ weil der Heiland hier uͤberhaupt redet; nemlich von allen ſonderbaren Werken GOttes, die aus den Tiefen ſeines unerforſchlichen Raths, wann ihre beſtimte Zeit und Stunde komt, her- fuͤrbrechen. Er nennet kein beſonderes Werk, davon er eine eigentliche Prophezeiung ſtellen wolte. Sonſt haͤtte er von Zeiten und Termi- nen in der Zahl der Vielheit nicht geredet. Es waͤre ſchicklich geweſen einen Termin, und nicht viele zu nennen. §. 26. Um ordentlich von der graͤflichen Dolmetſchung oder Deutung zu reden, ſo laſt uns erſtlich die Beſchaffenheit der Seelen erwegen, an welche das Zeugnis der Apoſtel ergehen ſoll. Er ſpricht es wuͤrde (ſ. 7.) das menſchliche Geſchlecht ſeyn. Doch beſtimt er den Augenblick dieſe Re- densart, und nennet ſolche Leute/ die ſeine ſubtile Stimme noch nicht hoͤren koͤnnen/ die noch nicht ſolche geſchliffene und geſpaltene Ohren

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747/39>, abgerufen am 28.03.2024.