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Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747.

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Vorrede.
hat er es soweit gebracht, daß er gar nicht
mehr schamroth wird, wenn er alles wa-
get. Doch es haben seine predigen vor sei-
nen plan, noch einen andern nutzen. Sie
sollen, wie man offenbarlich siehet, zum
theil die stelle einer wiederlegung seiner
gegner, vertreten. Weil er diesen aufrich-
tig unter die augen zu gehen nicht getrauet,
und es selber vor unmöglich halten muß;
so kostet es ihm nicht viel mühe, in seiner
synagog über sie zu triumphiren, da ein
unbedingter gehorsam die regel der warheit
ist. In seinen versamlungen, wo er als
ein prediger auftrit, sind die ohren und
herzen der zuhörer, durch gewisse vorberei-
tungsmittel einer sinnlichen andacht, ganz
unverrükt vor ihn eingenommen. Er hat
sie ohnehin mit dem vorurtheil einer un-
fehlbarkeit geblendet. In diesen umstän-
den wird ihnen alles zum abscheu, was er
als einen satz seiner gegner beschreibet. Sie
halten es ohne anstand vor giftig und vor
höllisch, ehe der Graf noch ausgeredet hat.
Er braucht keinen beweis darzu. Beweis
gnug, wenn man höret, daß es der Graf
haben, oder nicht haben will. Mir sind
wiederum verschiedene solcher predigen zu-

gefer-
)( 2

Vorrede.
hat er es ſoweit gebracht, daß er gar nicht
mehr ſchamroth wird, wenn er alles wa-
get. Doch es haben ſeine predigen vor ſei-
nen plan, noch einen andern nutzen. Sie
ſollen, wie man offenbarlich ſiehet, zum
theil die ſtelle einer wiederlegung ſeiner
gegner, vertreten. Weil er dieſen aufrich-
tig unter die augen zu gehen nicht getrauet,
und es ſelber vor unmoͤglich halten muß;
ſo koſtet es ihm nicht viel muͤhe, in ſeiner
ſynagog uͤber ſie zu triumphiren, da ein
unbedingter gehorſam die regel der warheit
iſt. In ſeinen verſamlungen, wo er als
ein prediger auftrit, ſind die ohren und
herzen der zuhoͤrer, durch gewiſſe vorberei-
tungsmittel einer ſinnlichen andacht, ganz
unverruͤkt vor ihn eingenommen. Er hat
ſie ohnehin mit dem vorurtheil einer un-
fehlbarkeit geblendet. In dieſen umſtaͤn-
den wird ihnen alles zum abſcheu, was er
als einen ſatz ſeiner gegner beſchreibet. Sie
halten es ohne anſtand vor giftig und vor
hoͤlliſch, ehe der Graf noch ausgeredet hat.
Er braucht keinen beweis darzu. Beweis
gnug, wenn man hoͤret, daß es der Graf
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[0005] Vorrede. hat er es ſoweit gebracht, daß er gar nicht mehr ſchamroth wird, wenn er alles wa- get. Doch es haben ſeine predigen vor ſei- nen plan, noch einen andern nutzen. Sie ſollen, wie man offenbarlich ſiehet, zum theil die ſtelle einer wiederlegung ſeiner gegner, vertreten. Weil er dieſen aufrich- tig unter die augen zu gehen nicht getrauet, und es ſelber vor unmoͤglich halten muß; ſo koſtet es ihm nicht viel muͤhe, in ſeiner ſynagog uͤber ſie zu triumphiren, da ein unbedingter gehorſam die regel der warheit iſt. In ſeinen verſamlungen, wo er als ein prediger auftrit, ſind die ohren und herzen der zuhoͤrer, durch gewiſſe vorberei- tungsmittel einer ſinnlichen andacht, ganz unverruͤkt vor ihn eingenommen. Er hat ſie ohnehin mit dem vorurtheil einer un- fehlbarkeit geblendet. In dieſen umſtaͤn- den wird ihnen alles zum abſcheu, was er als einen ſatz ſeiner gegner beſchreibet. Sie halten es ohne anſtand vor giftig und vor hoͤlliſch, ehe der Graf noch ausgeredet hat. Er braucht keinen beweis darzu. Beweis gnug, wenn man hoͤret, daß es der Graf haben, oder nicht haben will. Mir ſind wiederum verſchiedene ſolcher predigen zu- gefer- )( 2

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747/5>, abgerufen am 23.04.2024.