Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

[Abbildung]
Viertes Kapitel.

Stilpe war nach Untersecunda versetzt worden,
aber nur versuchsweise und mit Nachprüfung in
der Mathematik nach einem Vierteljahr. Zudem
fand sich in seinem Zeugnis eine Bemerkung, für
die er nur die Bezeichnung Infam! hatte. Es war
da die Rede von "Zerfahrenheit", "Unaufmerksam¬
keit", "Allotria".

Wischiwaschi! sagte Stilpe, kaufte sich eine
Flasche Eau de Javelle und wischte die Bemerkung
weg. Er that es in der Hauptsache wegen der
alten Wiehrs, denn es lag ihm daran, daß diese
nicht irre an ihm wurden.

In sein Tagebuch schrieb er mit Geheimschrift
pathetisch ein:

"Nachdem ich wöchentlich und konsequent einige
Diebstähle begehe, kommt es auf eine Urkunden¬
fälschung nicht mehr an.


[Abbildung]
Viertes Kapitel.

Stilpe war nach Unterſecunda verſetzt worden,
aber nur verſuchsweiſe und mit Nachprüfung in
der Mathematik nach einem Vierteljahr. Zudem
fand ſich in ſeinem Zeugnis eine Bemerkung, für
die er nur die Bezeichnung Infam! hatte. Es war
da die Rede von „Zerfahrenheit“, „Unaufmerkſam¬
keit“, „Allotria“.

Wiſchiwaſchi! ſagte Stilpe, kaufte ſich eine
Flaſche Eau de Javelle und wiſchte die Bemerkung
weg. Er that es in der Hauptſache wegen der
alten Wiehrs, denn es lag ihm daran, daß dieſe
nicht irre an ihm wurden.

In ſein Tagebuch ſchrieb er mit Geheimſchrift
pathetiſch ein:

„Nachdem ich wöchentlich und konſequent einige
Diebſtähle begehe, kommt es auf eine Urkunden¬
fälſchung nicht mehr an.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0135" n="[121]"/>
          <figure/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#g">Viertes Kapitel.</hi><lb/>
          </head>
          <p>Stilpe war nach Unter&#x017F;ecunda ver&#x017F;etzt worden,<lb/>
aber nur ver&#x017F;uchswei&#x017F;e und mit Nachprüfung in<lb/>
der Mathematik nach einem Vierteljahr. Zudem<lb/>
fand &#x017F;ich in &#x017F;einem Zeugnis eine Bemerkung, für<lb/>
die er nur die Bezeichnung Infam! hatte. Es war<lb/>
da die Rede von &#x201E;Zerfahrenheit&#x201C;, &#x201E;Unaufmerk&#x017F;am¬<lb/>
keit&#x201C;, &#x201E;Allotria&#x201C;.</p><lb/>
          <p>Wi&#x017F;chiwa&#x017F;chi! &#x017F;agte Stilpe, kaufte &#x017F;ich eine<lb/>
Fla&#x017F;che Eau de Javelle und wi&#x017F;chte die Bemerkung<lb/>
weg. Er that es in der Haupt&#x017F;ache wegen der<lb/>
alten Wiehrs, denn es lag ihm daran, daß die&#x017F;e<lb/>
nicht irre an ihm wurden.</p><lb/>
          <p>In &#x017F;ein Tagebuch &#x017F;chrieb er mit Geheim&#x017F;chrift<lb/>
patheti&#x017F;ch ein:</p><lb/>
          <p>&#x201E;Nachdem ich wöchentlich und kon&#x017F;equent einige<lb/>
Dieb&#x017F;tähle begehe, kommt es auf eine Urkunden¬<lb/>
fäl&#x017F;chung nicht mehr an.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[121]/0135] [Abbildung] Viertes Kapitel. Stilpe war nach Unterſecunda verſetzt worden, aber nur verſuchsweiſe und mit Nachprüfung in der Mathematik nach einem Vierteljahr. Zudem fand ſich in ſeinem Zeugnis eine Bemerkung, für die er nur die Bezeichnung Infam! hatte. Es war da die Rede von „Zerfahrenheit“, „Unaufmerkſam¬ keit“, „Allotria“. Wiſchiwaſchi! ſagte Stilpe, kaufte ſich eine Flaſche Eau de Javelle und wiſchte die Bemerkung weg. Er that es in der Hauptſache wegen der alten Wiehrs, denn es lag ihm daran, daß dieſe nicht irre an ihm wurden. In ſein Tagebuch ſchrieb er mit Geheimſchrift pathetiſch ein: „Nachdem ich wöchentlich und konſequent einige Diebſtähle begehe, kommt es auf eine Urkunden¬ fälſchung nicht mehr an.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/135
Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. [121]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/135>, abgerufen am 18.04.2024.