Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

[Abbildung]
Viertes Kapitel.

Man hat, denk ich, aus den Briefen des
Battlings ersehen, daß Klein-Willibald, nicht ohne
instinktive Lebenskunst, es verstanden hat, aus dem
sauren Apfel, in den zu beißen er gezwungen war,
nach Möglichkeit Süßes zu saugen. Er hat unbe¬
wußt nach einem Rezept gehandelt, das auch Er¬
wachsenen häufig probat erscheint zur Aufhöhung
des Lebens: er hat sich einen kleinen Heroenkult
eingerichtet. Und, wie klug der kleine Bursche
doch war! Er blieb nicht in der Ferne stehen und
schwärmte platonisch, sondern er begab sich froh¬
gemut und entschlossen in die Klientele seines
Idols.

Die Gelegenheit, jetzt schon zu konstatieren,
wohin sich das Häkchen krümmen will, wäre günstig,
aber ich möchte dem Leser auch etwas zu thun


[Abbildung]
Viertes Kapitel.

Man hat, denk ich, aus den Briefen des
Battlings erſehen, daß Klein-Willibald, nicht ohne
inſtinktive Lebenskunſt, es verſtanden hat, aus dem
ſauren Apfel, in den zu beißen er gezwungen war,
nach Möglichkeit Süßes zu ſaugen. Er hat unbe¬
wußt nach einem Rezept gehandelt, das auch Er¬
wachſenen häufig probat erſcheint zur Aufhöhung
des Lebens: er hat ſich einen kleinen Heroënkult
eingerichtet. Und, wie klug der kleine Burſche
doch war! Er blieb nicht in der Ferne ſtehen und
ſchwärmte platoniſch, ſondern er begab ſich froh¬
gemut und entſchloſſen in die Klientele ſeines
Idols.

Die Gelegenheit, jetzt ſchon zu konſtatieren,
wohin ſich das Häkchen krümmen will, wäre günſtig,
aber ich möchte dem Leſer auch etwas zu thun

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0045" n="[31]"/>
            <figure/>
          </div>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#g">Viertes Kapitel.</hi><lb/>
          </head>
          <p>Man hat, denk ich, aus den Briefen des<lb/>
Battlings er&#x017F;ehen, daß Klein-Willibald, nicht ohne<lb/>
in&#x017F;tinktive Lebenskun&#x017F;t, es ver&#x017F;tanden hat, aus dem<lb/>
&#x017F;auren Apfel, in den zu beißen er gezwungen war,<lb/>
nach Möglichkeit Süßes zu &#x017F;augen. Er hat unbe¬<lb/>
wußt nach einem Rezept gehandelt, das auch Er¬<lb/>
wach&#x017F;enen häufig probat er&#x017F;cheint zur Aufhöhung<lb/>
des Lebens: er hat &#x017F;ich einen kleinen Heroënkult<lb/>
eingerichtet. Und, wie klug der kleine Bur&#x017F;che<lb/>
doch war! Er blieb nicht in der Ferne &#x017F;tehen und<lb/>
&#x017F;chwärmte platoni&#x017F;ch, &#x017F;ondern er begab &#x017F;ich froh¬<lb/>
gemut und ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en in die Klientele &#x017F;eines<lb/>
Idols.</p><lb/>
          <p>Die Gelegenheit, jetzt &#x017F;chon zu kon&#x017F;tatieren,<lb/>
wohin &#x017F;ich das Häkchen krümmen will, wäre gün&#x017F;tig,<lb/>
aber ich möchte dem Le&#x017F;er auch etwas zu thun<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[31]/0045] [Abbildung] Viertes Kapitel. Man hat, denk ich, aus den Briefen des Battlings erſehen, daß Klein-Willibald, nicht ohne inſtinktive Lebenskunſt, es verſtanden hat, aus dem ſauren Apfel, in den zu beißen er gezwungen war, nach Möglichkeit Süßes zu ſaugen. Er hat unbe¬ wußt nach einem Rezept gehandelt, das auch Er¬ wachſenen häufig probat erſcheint zur Aufhöhung des Lebens: er hat ſich einen kleinen Heroënkult eingerichtet. Und, wie klug der kleine Burſche doch war! Er blieb nicht in der Ferne ſtehen und ſchwärmte platoniſch, ſondern er begab ſich froh¬ gemut und entſchloſſen in die Klientele ſeines Idols. Die Gelegenheit, jetzt ſchon zu konſtatieren, wohin ſich das Häkchen krümmen will, wäre günſtig, aber ich möchte dem Leſer auch etwas zu thun

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/45
Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. [31]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/45>, abgerufen am 29.03.2024.