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Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

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erhellen, daß er nur in langen Reihen von Zeugun-
gen habe anarten können, und daß es also zu den
widernatürlichen Wundern gehören würde, wenn die
Erzählung, welche wir hin und wieder lesen, wahr
wäre, daß die heutigen Enkel im 15ten Jahrhundert
nach Guinea gezogner, portugisischer Kolonisten in ei-
nem so kurzen Zwischenraume von wenigen Jahrhun-
derten bloß durch die Macht des Klima8) jenen
äthiopischen Habitus schon angenommen hätten.

§. 45.
Fernere Erläuterung der Ursachen von der Hautfarbe.

Was wir eben von den Ursachen der Hautfarbe
als Resultat und in einzelnen Sätzen aufgestellt ha-
ben, wird bey einem genaueren Forschen durch viel-
fache aber richtig mit einander übereinkommende und
aus Beobachtungen über die Natur des Menschen
selbst hergenommene Beweise, ungemein bestätigt.

Daß der Kohlenstoff zu den Grundstoffen (radi-
calia elementa
) des thierischen Körpers gehöre, und
auch der Grund einer dunklern Farbe, gleich viel ob

8) Daß man an dem Gambiafluß Schwarze findet, de-
ren Vorältern Portugiesen waren, ist allgemein be-
kannt. Daß aber der Grund ihrer Schwärze in einer
Verbindung der Vater mit eingebornen Negerinnen
zu suchen sey, wird auch dadurch sehr wahrscheinlich,
weil bekanntlich Europäerinnen, welche unmit-
telbar
aus ihrem Vaterland nach Guinea gebracht
worden, nur sehr selten dort dauern konnten, indem
die Macht des Klima sie zu starken monatlichen Rei-
nigungen aussetzt, welche, wiewohl nicht immer, in
kurzer Zeit in tödliche Mutterblutflusse auszuarten
pflegen.

erhellen, daß er nur in langen Reihen von Zeugun-
gen habe anarten können, und daß es also zu den
widernatürlichen Wundern gehören würde, wenn die
Erzählung, welche wir hin und wieder lesen, wahr
wäre, daß die heutigen Enkel im 15ten Jahrhundert
nach Guinea gezogner, portugisischer Kolonisten in ei-
nem so kurzen Zwischenraume von wenigen Jahrhun-
derten bloß durch die Macht des Klima8) jenen
äthiopischen Habitus schon angenommen hätten.

§. 45.
Fernere Erläuterung der Ursachen von der Hautfarbe.

Was wir eben von den Ursachen der Hautfarbe
als Resultat und in einzelnen Sätzen aufgestellt ha-
ben, wird bey einem genaueren Forschen durch viel-
fache aber richtig mit einander übereinkommende und
aus Beobachtungen über die Natur des Menschen
selbst hergenommene Beweise, ungemein bestätigt.

Daß der Kohlenstoff zu den Grundstoffen (radi-
calia elementa
) des thierischen Körpers gehöre, und
auch der Grund einer dunklern Farbe, gleich viel ob

8) Daß man an dem Gambiafluß Schwarze findet, de-
ren Vorältern Portugiesen waren, ist allgemein be-
kannt. Daß aber der Grund ihrer Schwärze in einer
Verbindung der Vater mit eingebornen Negerinnen
zu suchen sey, wird auch dadurch sehr wahrscheinlich,
weil bekanntlich Europäerinnen, welche unmit-
telbar
aus ihrem Vaterland nach Guinea gebracht
worden, nur sehr selten dort dauern konnten, indem
die Macht des Klima sie zu starken monatlichen Rei-
nigungen aussetzt, welche, wiewohl nicht immer, in
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pflegen.
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[100/0134] erhellen, daß er nur in langen Reihen von Zeugun- gen habe anarten können, und daß es also zu den widernatürlichen Wundern gehören würde, wenn die Erzählung, welche wir hin und wieder lesen, wahr wäre, daß die heutigen Enkel im 15ten Jahrhundert nach Guinea gezogner, portugisischer Kolonisten in ei- nem so kurzen Zwischenraume von wenigen Jahrhun- derten bloß durch die Macht des Klima 8) jenen äthiopischen Habitus schon angenommen hätten. §. 45. Fernere Erläuterung der Ursachen von der Hautfarbe. Was wir eben von den Ursachen der Hautfarbe als Resultat und in einzelnen Sätzen aufgestellt ha- ben, wird bey einem genaueren Forschen durch viel- fache aber richtig mit einander übereinkommende und aus Beobachtungen über die Natur des Menschen selbst hergenommene Beweise, ungemein bestätigt. Daß der Kohlenstoff zu den Grundstoffen (radi- calia elementa) des thierischen Körpers gehöre, und auch der Grund einer dunklern Farbe, gleich viel ob 8) Daß man an dem Gambiafluß Schwarze findet, de- ren Vorältern Portugiesen waren, ist allgemein be- kannt. Daß aber der Grund ihrer Schwärze in einer Verbindung der Vater mit eingebornen Negerinnen zu suchen sey, wird auch dadurch sehr wahrscheinlich, weil bekanntlich Europäerinnen, welche unmit- telbar aus ihrem Vaterland nach Guinea gebracht worden, nur sehr selten dort dauern konnten, indem die Macht des Klima sie zu starken monatlichen Rei- nigungen aussetzt, welche, wiewohl nicht immer, in kurzer Zeit in tödliche Mutterblutflusse auszuarten pflegen.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798/134>, abgerufen am 29.03.2024.