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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 4. Aufl. Göttingen, 1791.

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Das bekannte Thier, von dem die ungegründete Sage
erdichtet ist, daß es gern den Menschen in die Ohren
kröche, wohin sich irgend etwa ein Mahl eins, so gut wie
jedes andre Insect, verirren kann. Aber den Gärten
sind sie nachtheilig, da sie junges Gemüse, die Augen
an Orangerie, Nelkenknospen etc. zerfressen.



II. HEMIPTERA.

Bey den Insecten dieser Ordnung ist der
Kopf an der Brust niedergedrückt, bey einigen
mit Kinnladen, bey den mehresten aber mit ei-
nem nach dem Unterleibe gebogenen Saugerüssel
versehen, weßhalb diese auch von einigen Natur-
forschern Proboscidea genannt werden. Anzahl
und Bildung und Richtung der Flügel ist ver-
schieden. Meistens haben sie vier Flügel, von
welchen zumahl die obern an der Wurzel fester
und hornartiger, am äußern Ende aber dünner
und weicher sind. Bey einigen sind sie gerade
ausgestreckt, bey andern übers Kreuz zusammen
gefaltet. Theils sind sie auch mit einer Art klei-
ner Flügeldecken belegt. Manche haben nur zwey
Flügel, und bey verschiedenen sind die Weibchen
gänzlich ungeflügelt. Ihre Verwandlung ist
nicht sehr auffallend: sondern die Larven ähneln
dem vollkommnern Insect bis auf die Flügel, die
erst nach und nach völlig ausgebildet werden.

31. Blatta. Die Schabe. Caput infle-
xum. Antennae setaceae. Elytra alaeque

Das bekannte Thier, von dem die ungegründete Sage
erdichtet ist, daß es gern den Menschen in die Ohren
kröche, wohin sich irgend etwa ein Mahl eins, so gut wie
jedes andre Insect, verirren kann. Aber den Gärten
sind sie nachtheilig, da sie junges Gemüse, die Augen
an Orangerie, Nelkenknospen ꝛc. zerfressen.



II. HEMIPTERA.

Bey den Insecten dieser Ordnung ist der
Kopf an der Brust niedergedrückt, bey einigen
mit Kinnladen, bey den mehresten aber mit ei-
nem nach dem Unterleibe gebogenen Saugerüssel
versehen, weßhalb diese auch von einigen Natur-
forschern Proboscidea genannt werden. Anzahl
und Bildung und Richtung der Flügel ist ver-
schieden. Meistens haben sie vier Flügel, von
welchen zumahl die obern an der Wurzel fester
und hornartiger, am äußern Ende aber dünner
und weicher sind. Bey einigen sind sie gerade
ausgestreckt, bey andern übers Kreuz zusammen
gefaltet. Theils sind sie auch mit einer Art klei-
ner Flügeldecken belegt. Manche haben nur zwey
Flügel, und bey verschiedenen sind die Weibchen
gänzlich ungeflügelt. Ihre Verwandlung ist
nicht sehr auffallend: sondern die Larven ähneln
dem vollkommnern Insect bis auf die Flügel, die
erst nach und nach völlig ausgebildet werden.

31. Blatta. Die Schabe. Caput infle-
xum. Antennae setaceae. Elytra alaeque

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[340/0356] Das bekannte Thier, von dem die ungegründete Sage erdichtet ist, daß es gern den Menschen in die Ohren kröche, wohin sich irgend etwa ein Mahl eins, so gut wie jedes andre Insect, verirren kann. Aber den Gärten sind sie nachtheilig, da sie junges Gemüse, die Augen an Orangerie, Nelkenknospen ꝛc. zerfressen. II. HEMIPTERA. Bey den Insecten dieser Ordnung ist der Kopf an der Brust niedergedrückt, bey einigen mit Kinnladen, bey den mehresten aber mit ei- nem nach dem Unterleibe gebogenen Saugerüssel versehen, weßhalb diese auch von einigen Natur- forschern Proboscidea genannt werden. Anzahl und Bildung und Richtung der Flügel ist ver- schieden. Meistens haben sie vier Flügel, von welchen zumahl die obern an der Wurzel fester und hornartiger, am äußern Ende aber dünner und weicher sind. Bey einigen sind sie gerade ausgestreckt, bey andern übers Kreuz zusammen gefaltet. Theils sind sie auch mit einer Art klei- ner Flügeldecken belegt. Manche haben nur zwey Flügel, und bey verschiedenen sind die Weibchen gänzlich ungeflügelt. Ihre Verwandlung ist nicht sehr auffallend: sondern die Larven ähneln dem vollkommnern Insect bis auf die Flügel, die erst nach und nach völlig ausgebildet werden. 31. Blatta. Die Schabe. Caput infle- xum. Antennae setaceae. Elytra alaeque

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 4. Aufl. Göttingen, 1791, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1791/356>, abgerufen am 29.03.2024.