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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900.

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Verlag von Eugen Diederichs in Leipzig

Von gleichem Verfasser erschien:

W. Bölsche, Das Liebesleben in der Natur. 1. Folge.
5. und 6. Tausend. Mit Buchschmuck von Müller-
Schönefeld
. 402 Seiten. Preis brosch. M. 5.-,
geb. M. 6.-.
W. Bölsche, Vom Bazillus zum Affenmenschen. Ge¬
sammelte Essays. 3. Tausend. Mit Kopfleisten von J. V.
Cissarz. 341 Seiten. Preis brosch. M. 4.-, geb. M. 5.-.

Inhalt: Bazillus-Gedanken -- Wenn der Komet kommt! --
Vom klassischen Boden des Ichthyosaurus -- Das Geheimnis des
Südpols -- Aus dem Schicksalsbuch der Tierwelt in den Polar¬
ländern -- Die Urgeschichte des Magens -- Ein lebendes Tier aus
der Urwelt -- Der Affenmensch von Java -- Vom dicken Vogt --
Das Märchen des Mars.

Urteile in katholischer Weltauffassung:

Kölnische Volkszeitung: Wir können der Arbeit von Bölsche, die Stellen
von einiger dichterischer Schönheit aufweist, den Vorwurf nicht ersparen, daß sie von
Anfang bis zu Ende in der Vermenschlichung des Tieres und der Vertierung des
Menschen schwelgt. Das Gefühl unendlichen Ekels ergreift uns, wenn selbst eine so
erhabene Verkörperung religiöser Ideen, wie die Sixtinische Madonna, aus den
lichten Höhen der Apotheose in die dumpfe Atmosphäre der Erotik herabgezogen wird.
Aber wenn die Natur alles und der Mensch nicht individuell unsterblich ist, wie man
uns in diesem wie in so vielen derartigen Büchern an der Hand der berüchtigten
Häckelschen Heraldik und des biogenetischen Grundgesetzes beweist, dann muß man
allerdings erotische Betrachtungen, wie sie hier mit liebevoller Aufmerksamkeit über
alle Klassen, Ordnungen und Familien des Tierreiches erstreckt sind, für die edelste
Blüte der Hirnthätigkeit halten. Zweifellos würde einen wirklichen Natur¬
freund die trockenste wissenschaftliche Behandlung desselben Stoffes
weit mehr befriedigen
.

(Dazu bemerkt die Frankfurter Zeitung in einer politischen Betrachtung: Wir
lasen kürzlich in der "Kölnischen Volkszeitung" eine Kritik über Bölsches "Liebesleben
in der Natur", die sehr abfällig war. Das Schamgefühl dieses Blattes, das
etwa dem einer Maid von vierzehn Jahren entspricht, ist durch das
Buch verletzt worden -- durch ein Buch von höchst belehrendem Inhalt und meister¬
hafter Form.)

Allgemeines Litteraturblatt, herausgegeben durch die österreichische
Leogesellschaft
: Aber der Ton, in dem der Verfasser dieses Thema erörtert, ist
der des Hymnus, des Panegyricus, des Stammelns, der halben Worte und Sätze,
der ein mystisches Gewand um den Gegenstand weben und ihn seiner naturwissen¬
schaftlichen Qualität entkleiden, ihn zum Gegenstand der Dichtung, der Kunst, des Ge¬
heimnisses machen soll. Der nackte Darwinismus in seiner ganzen Brutalität -- in
freie Rhythmen gebracht. Als Kopfleisten findet man die aus Häckel bekannten ge¬
fälschten Blätter des Katzen- und Menschenembryos (S. 44) und ähnliche Geschmack¬
losigkeiten. Für wen ein derartiges Buch berechnet ist, Iäßt sich nicht leicht erkennen:
der Naturhistoriker wird, abgesehen davon, daß er nichts Neues daraus erfährt,
abgestoßen durch die langweilige Geschraubtheit und Umständlichkeit
der Sprache
, der Philosoph wird vergebens nach einem Gedanken in dem Wust
von Worten suchen ... bleibt nur die Klasse jener, welche der Titel oder das eigen¬
artige Umschlagblatt verlockt. Ob es dem Verfasser aber gerade um diese Sorte von
Lesern zu thun ist?

Verlag von Eugen Diederichs in Leipzig

Von gleichem Verfaſſer erſchien:

W. Bölsche, Das Liebesleben in der Natur. 1. Folge.
5. und 6. Tauſend. Mit Buchſchmuck von Müller-
Schönefeld
. 402 Seiten. Preis broſch. M. 5.–,
geb. M. 6.–.
W. Bölsche, Vom Bazillus zum Affenmenſchen. Ge¬
ſammelte Eſſays. 3. Tauſend. Mit Kopfleiſten von J. V.
Ciſſarz. 341 Seiten. Preis broſch. M. 4.–, geb. M. 5.–.

Inhalt: Bazillus-Gedanken — Wenn der Komet kommt! —
Vom klaſſiſchen Boden des Ichthyoſaurus — Das Geheimnis des
Südpols — Aus dem Schickſalsbuch der Tierwelt in den Polar¬
ländern — Die Urgeſchichte des Magens — Ein lebendes Tier aus
der Urwelt — Der Affenmenſch von Java — Vom dicken Vogt —
Das Märchen des Mars.

Urteile in katholischer Weltauffassung:

Kölniſche Volkszeitung: Wir können der Arbeit von Bölſche, die Stellen
von einiger dichteriſcher Schönheit aufweiſt, den Vorwurf nicht erſparen, daß ſie von
Anfang bis zu Ende in der Vermenſchlichung des Tieres und der Vertierung des
Menſchen ſchwelgt. Das Gefühl unendlichen Ekels ergreift uns, wenn ſelbſt eine ſo
erhabene Verkörperung religiöſer Ideen, wie die Sixtiniſche Madonna, aus den
lichten Höhen der Apotheoſe in die dumpfe Atmoſphäre der Erotik herabgezogen wird.
Aber wenn die Natur alles und der Menſch nicht individuell unſterblich iſt, wie man
uns in dieſem wie in ſo vielen derartigen Büchern an der Hand der berüchtigten
Häckelſchen Heraldik und des biogenetiſchen Grundgeſetzes beweiſt, dann muß man
allerdings erotiſche Betrachtungen, wie ſie hier mit liebevoller Aufmerkſamkeit über
alle Klaſſen, Ordnungen und Familien des Tierreiches erſtreckt ſind, für die edelſte
Blüte der Hirnthätigkeit halten. Zweifellos würde einen wirklichen Natur¬
freund die trockenſte wiſſenſchaftliche Behandlung desſelben Stoffes
weit mehr befriedigen
.

(Dazu bemerkt die Frankfurter Zeitung in einer politiſchen Betrachtung: Wir
laſen kürzlich in der „Kölniſchen Volkszeitung“ eine Kritik über Bölſches „Liebesleben
in der Natur“, die ſehr abfällig war. Das Schamgefühl dieſes Blattes, das
etwa dem einer Maid von vierzehn Jahren entſpricht, iſt durch das
Buch verletzt worden — durch ein Buch von höchſt belehrendem Inhalt und meiſter¬
hafter Form.)

Allgemeines Litteraturblatt, herausgegeben durch die öſterreichiſche
Leogeſellſchaft
: Aber der Ton, in dem der Verfaſſer dieſes Thema erörtert, iſt
der des Hymnus, des Panegyricus, des Stammelns, der halben Worte und Sätze,
der ein myſtiſches Gewand um den Gegenſtand weben und ihn ſeiner naturwiſſen¬
ſchaftlichen Qualität entkleiden, ihn zum Gegenſtand der Dichtung, der Kunſt, des Ge¬
heimniſſes machen ſoll. Der nackte Darwinismus in ſeiner ganzen Brutalität — in
freie Rhythmen gebracht. Als Kopfleiſten findet man die aus Häckel bekannten ge¬
fälſchten Blätter des Katzen- und Menſchenembryos (S. 44) und ähnliche Geſchmack¬
loſigkeiten. Für wen ein derartiges Buch berechnet iſt, Iäßt ſich nicht leicht erkennen:
der Naturhiſtoriker wird, abgeſehen davon, daß er nichts Neues daraus erfährt,
abgeſtoßen durch die langweilige Geſchraubtheit und Umſtändlichkeit
der Sprache
, der Philoſoph wird vergebens nach einem Gedanken in dem Wuſt
von Worten ſuchen ... bleibt nur die Klaſſe jener, welche der Titel oder das eigen¬
artige Umſchlagblatt verlockt. Ob es dem Verfaſſer aber gerade um dieſe Sorte von
Leſern zu thun iſt?

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[0411] Verlag von Eugen Diederichs in Leipzig Von gleichem Verfaſſer erſchien: W. Bölsche, Das Liebesleben in der Natur. 1. Folge. 5. und 6. Tauſend. Mit Buchſchmuck von Müller- Schönefeld. 402 Seiten. Preis broſch. M. 5.–, geb. M. 6.–. W. Bölsche, Vom Bazillus zum Affenmenſchen. Ge¬ ſammelte Eſſays. 3. Tauſend. Mit Kopfleiſten von J. V. Ciſſarz. 341 Seiten. Preis broſch. M. 4.–, geb. M. 5.–. Inhalt: Bazillus-Gedanken — Wenn der Komet kommt! — Vom klaſſiſchen Boden des Ichthyoſaurus — Das Geheimnis des Südpols — Aus dem Schickſalsbuch der Tierwelt in den Polar¬ ländern — Die Urgeſchichte des Magens — Ein lebendes Tier aus der Urwelt — Der Affenmenſch von Java — Vom dicken Vogt — Das Märchen des Mars. Urteile in katholischer Weltauffassung: Kölniſche Volkszeitung: Wir können der Arbeit von Bölſche, die Stellen von einiger dichteriſcher Schönheit aufweiſt, den Vorwurf nicht erſparen, daß ſie von Anfang bis zu Ende in der Vermenſchlichung des Tieres und der Vertierung des Menſchen ſchwelgt. Das Gefühl unendlichen Ekels ergreift uns, wenn ſelbſt eine ſo erhabene Verkörperung religiöſer Ideen, wie die Sixtiniſche Madonna, aus den lichten Höhen der Apotheoſe in die dumpfe Atmoſphäre der Erotik herabgezogen wird. Aber wenn die Natur alles und der Menſch nicht individuell unſterblich iſt, wie man uns in dieſem wie in ſo vielen derartigen Büchern an der Hand der berüchtigten Häckelſchen Heraldik und des biogenetiſchen Grundgeſetzes beweiſt, dann muß man allerdings erotiſche Betrachtungen, wie ſie hier mit liebevoller Aufmerkſamkeit über alle Klaſſen, Ordnungen und Familien des Tierreiches erſtreckt ſind, für die edelſte Blüte der Hirnthätigkeit halten. Zweifellos würde einen wirklichen Natur¬ freund die trockenſte wiſſenſchaftliche Behandlung desſelben Stoffes weit mehr befriedigen. (Dazu bemerkt die Frankfurter Zeitung in einer politiſchen Betrachtung: Wir laſen kürzlich in der „Kölniſchen Volkszeitung“ eine Kritik über Bölſches „Liebesleben in der Natur“, die ſehr abfällig war. Das Schamgefühl dieſes Blattes, das etwa dem einer Maid von vierzehn Jahren entſpricht, iſt durch das Buch verletzt worden — durch ein Buch von höchſt belehrendem Inhalt und meiſter¬ hafter Form.) Allgemeines Litteraturblatt, herausgegeben durch die öſterreichiſche Leogeſellſchaft: Aber der Ton, in dem der Verfaſſer dieſes Thema erörtert, iſt der des Hymnus, des Panegyricus, des Stammelns, der halben Worte und Sätze, der ein myſtiſches Gewand um den Gegenſtand weben und ihn ſeiner naturwiſſen¬ ſchaftlichen Qualität entkleiden, ihn zum Gegenſtand der Dichtung, der Kunſt, des Ge¬ heimniſſes machen ſoll. Der nackte Darwinismus in ſeiner ganzen Brutalität — in freie Rhythmen gebracht. Als Kopfleiſten findet man die aus Häckel bekannten ge¬ fälſchten Blätter des Katzen- und Menſchenembryos (S. 44) und ähnliche Geſchmack¬ loſigkeiten. Für wen ein derartiges Buch berechnet iſt, Iäßt ſich nicht leicht erkennen: der Naturhiſtoriker wird, abgeſehen davon, daß er nichts Neues daraus erfährt, abgeſtoßen durch die langweilige Geſchraubtheit und Umſtändlichkeit der Sprache, der Philoſoph wird vergebens nach einem Gedanken in dem Wuſt von Worten ſuchen ... bleibt nur die Klaſſe jener, welche der Titel oder das eigen¬ artige Umſchlagblatt verlockt. Ob es dem Verfaſſer aber gerade um dieſe Sorte von Leſern zu thun iſt?

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben02_1900/411>, abgerufen am 28.03.2024.