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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.

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fürchtet die Danaer, auch wenn sie Ge¬
schenke bringen
!


Heine wurde neulich von Jemand gefragt:
worin er sich in seinen politischen Ansichten von mir
unterscheide? Er antwortete: ich bin eine gewöhn¬
liche Guillotine und Börne ist eine Dampfguillotine.

-- Mehr als zweihundert Personen sind wegen
der letzten Verschwörung arretirt worden, und dar¬
unter Leute von Namen, wie der General Düfour.
Das ist der nehmliche General Düfour, welcher in
den Juli-Tagen, als der Herzog von Orleans vor
dem Rathhause um die Gunst des Volkes bettelte,
zu ihm sagte: Sie sehen, gnädiger Herr, welch ein
schlechtes Ende schlechte Könige nehmen, und das
diene Ihnen zur Lehre. Worauf der Herzog von
Orleans ganz prächtig die Hand auf sein Herz legte,
und nachdem er eine der schönsten Stellungen Tal¬
ma's ausgewählt, zu Düfour sagte: "es bedarf Ih¬
rer Ermahnungen nicht; ich bin ein guter Franzose,
habe die Freiheit immer geliebt, immer für sie ge¬
kämpft." Fast geweint hat der gute Herzog vor ed¬
lem Zorne. Jetzt sitzt er auf dem Throne und
Düfour im Kerker.

Auf Perriers Ball hätte ich leicht kommen kön¬
nen, wie jeder Andere auch. Man konnte sich ein

fürchtet die Danaer, auch wenn ſie Ge¬
ſchenke bringen
!


Heine wurde neulich von Jemand gefragt:
worin er ſich in ſeinen politiſchen Anſichten von mir
unterſcheide? Er antwortete: ich bin eine gewöhn¬
liche Guillotine und Börne iſt eine Dampfguillotine.

— Mehr als zweihundert Perſonen ſind wegen
der letzten Verſchwörung arretirt worden, und dar¬
unter Leute von Namen, wie der General Düfour.
Das iſt der nehmliche General Düfour, welcher in
den Juli-Tagen, als der Herzog von Orleans vor
dem Rathhauſe um die Gunſt des Volkes bettelte,
zu ihm ſagte: Sie ſehen, gnädiger Herr, welch ein
ſchlechtes Ende ſchlechte Könige nehmen, und das
diene Ihnen zur Lehre. Worauf der Herzog von
Orleans ganz prächtig die Hand auf ſein Herz legte,
und nachdem er eine der ſchönſten Stellungen Tal¬
ma's ausgewählt, zu Düfour ſagte: „es bedarf Ih¬
rer Ermahnungen nicht; ich bin ein guter Franzoſe,
habe die Freiheit immer geliebt, immer für ſie ge¬
kämpft.“ Faſt geweint hat der gute Herzog vor ed¬
lem Zorne. Jetzt ſitzt er auf dem Throne und
Düfour im Kerker.

Auf Perriers Ball hätte ich leicht kommen kön¬
nen, wie jeder Andere auch. Man konnte ſich ein

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[128/0142] fürchtet die Danaer, auch wenn ſie Ge¬ ſchenke bringen! Samſtag, den 4. Februar. Heine wurde neulich von Jemand gefragt: worin er ſich in ſeinen politiſchen Anſichten von mir unterſcheide? Er antwortete: ich bin eine gewöhn¬ liche Guillotine und Börne iſt eine Dampfguillotine. — Mehr als zweihundert Perſonen ſind wegen der letzten Verſchwörung arretirt worden, und dar¬ unter Leute von Namen, wie der General Düfour. Das iſt der nehmliche General Düfour, welcher in den Juli-Tagen, als der Herzog von Orleans vor dem Rathhauſe um die Gunſt des Volkes bettelte, zu ihm ſagte: Sie ſehen, gnädiger Herr, welch ein ſchlechtes Ende ſchlechte Könige nehmen, und das diene Ihnen zur Lehre. Worauf der Herzog von Orleans ganz prächtig die Hand auf ſein Herz legte, und nachdem er eine der ſchönſten Stellungen Tal¬ ma's ausgewählt, zu Düfour ſagte: „es bedarf Ih¬ rer Ermahnungen nicht; ich bin ein guter Franzoſe, habe die Freiheit immer geliebt, immer für ſie ge¬ kämpft.“ Faſt geweint hat der gute Herzog vor ed¬ lem Zorne. Jetzt ſitzt er auf dem Throne und Düfour im Kerker. Auf Perriers Ball hätte ich leicht kommen kön¬ nen, wie jeder Andere auch. Man konnte ſich ein

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/142>, abgerufen am 24.04.2024.