Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünfzehnter Brief.

Ihr Päckchen wurde mir gestern gebracht: Die
Didaskalia, die Xenien, der Taback, das Büchlein
von Goethe und der falsche Liberalismus. Den letz¬
tern habe ich jetzt zweimal. Es entgeht keiner sei¬
nem
Schicksale: ich und der Krug, wir waren be¬
stimmt: er, von mir gelesen zu werden, ich, ihn zu
lesen. Erst vor wenigen Tagen kaufte ich ihn für
dreißig Sous, weil man mir gesagt, daß ich darin
stünde. Ich las die Stelle, die mich betrifft, welche
mich meine Neugierde leicht finden ließ, und dann
wollte ich die Schrift von vorn lesen. Aber bei'm
Aufschneiden der Blätter fand ich: "Die Servilen
wollen sehr viel, aber die Liberalen wollen lieber
alles
" -- und das sei das witzigste was je aus

Fuͤnfzehnter Brief.

Ihr Päckchen wurde mir geſtern gebracht: Die
Didaskalia, die Xenien, der Taback, das Büchlein
von Goethe und der falſche Liberalismus. Den letz¬
tern habe ich jetzt zweimal. Es entgeht keiner ſei¬
nem
Schickſale: ich und der Krug, wir waren be¬
ſtimmt: er, von mir geleſen zu werden, ich, ihn zu
leſen. Erſt vor wenigen Tagen kaufte ich ihn für
dreißig Sous, weil man mir geſagt, daß ich darin
ſtünde. Ich las die Stelle, die mich betrifft, welche
mich meine Neugierde leicht finden ließ, und dann
wollte ich die Schrift von vorn leſen. Aber bei'm
Aufſchneiden der Blätter fand ich: „Die Servilen
wollen ſehr viel, aber die Liberalen wollen lieber
alles
“ — und das ſei das witzigſte was je aus

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0176" n="[164]"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">Fu&#x0364;nfzehnter Brief.</hi><lb/>
          </head>
          <dateline rendition="#right">Paris, Mittwoch, den 2. Januar 1883.</dateline><lb/>
          <p>Ihr Päckchen wurde mir ge&#x017F;tern gebracht: Die<lb/>
Didaskalia, die Xenien, der Taback, das Büchlein<lb/>
von Goethe und der fal&#x017F;che Liberalismus. Den letz¬<lb/>
tern habe ich jetzt zweimal. Es entgeht keiner <choice><sic>&#x017F;ei¬<lb/>
&#x017F;em</sic><corr>&#x017F;ei¬<lb/>
nem</corr></choice> Schick&#x017F;ale: ich und der Krug, wir waren be¬<lb/>
&#x017F;timmt: er, von mir gele&#x017F;en zu werden, ich, ihn zu<lb/>
le&#x017F;en. Er&#x017F;t vor wenigen Tagen kaufte ich ihn für<lb/>
dreißig Sous, weil man mir ge&#x017F;agt, daß ich darin<lb/>
&#x017F;tünde. Ich las die Stelle, die mich betrifft, welche<lb/>
mich meine Neugierde leicht finden ließ, und dann<lb/>
wollte ich die Schrift von vorn le&#x017F;en. Aber bei'm<lb/>
Auf&#x017F;chneiden der Blätter fand ich: &#x201E;Die Servilen<lb/>
wollen <hi rendition="#g">&#x017F;ehr viel</hi>, aber die Liberalen wollen <hi rendition="#g">lieber<lb/>
alles</hi>&#x201C; &#x2014; und das &#x017F;ei das witzig&#x017F;te was je aus<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[164]/0176] Fuͤnfzehnter Brief. Paris, Mittwoch, den 2. Januar 1883. Ihr Päckchen wurde mir geſtern gebracht: Die Didaskalia, die Xenien, der Taback, das Büchlein von Goethe und der falſche Liberalismus. Den letz¬ tern habe ich jetzt zweimal. Es entgeht keiner ſei¬ nem Schickſale: ich und der Krug, wir waren be¬ ſtimmt: er, von mir geleſen zu werden, ich, ihn zu leſen. Erſt vor wenigen Tagen kaufte ich ihn für dreißig Sous, weil man mir geſagt, daß ich darin ſtünde. Ich las die Stelle, die mich betrifft, welche mich meine Neugierde leicht finden ließ, und dann wollte ich die Schrift von vorn leſen. Aber bei'm Aufſchneiden der Blätter fand ich: „Die Servilen wollen ſehr viel, aber die Liberalen wollen lieber alles“ — und das ſei das witzigſte was je aus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris05_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris05_1834/176
Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834, S. [164]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris05_1834/176>, abgerufen am 25.04.2024.