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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.

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Jetzt nur noch was Chateaubriand über den
belgischen Krieg gesagt. Mir seinem Sancho Pansa,
ziemt es, wie jedem treuen Diener, die edlen Reden
seines Herrn zu verkündigen. "Aus dem was heute
"unsere mit der Klugheit der Quasi-Legitimität um¬
"windelten Soldaten gethan, kann man sich überzeu¬
"gen was die ächten Juli-Männer hätten thun kön¬
"nen. Man hat vor Antwerpen das Heldengeschlecht
"von Marengo, Friedland, Navarin und Algier er¬
"kannt; nur sah man mit Schmerz, daß das Jüste-
"Milieu so viel Tapferkeit verschwendete, so viele
"Menschen aufopferte, um das Feuer der Linken zum
"Schweigen zu bringen, um sich eine Kammermajo¬
"rität zu schaffen, und, mit einer dummen Naivität
"eine Festung zum Vortheil unserer Nachbarn zu er¬
"obern. Wir, uns eilend über die Grenzen zurück
"zu gehen, und nachdem jeder unserer Soldaten auf
"den Apell des englischen Controleurs geantwortet
"haben wird, wir werden die Kosten eines glänzen¬
"den Kriegszugs übernehmen, der aber nichts endet,
"weder für Frankreich, noch für Holland, noch für
"Belgien -- ein mörderisches Tournier, dessen mit¬
"telbare Folge, früher oder später ein Krieg, dessen
"unmittelbare Folge sein wird, die Schelde dem Han¬

V. 14

Jetzt nur noch was Chateaubriand über den
belgiſchen Krieg geſagt. Mir ſeinem Sancho Panſa,
ziemt es, wie jedem treuen Diener, die edlen Reden
ſeines Herrn zu verkündigen. „Aus dem was heute
„unſere mit der Klugheit der Quaſi-Legitimität um¬
„windelten Soldaten gethan, kann man ſich überzeu¬
„gen was die ächten Juli-Männer hätten thun kön¬
„nen. Man hat vor Antwerpen das Heldengeſchlecht
„von Marengo, Friedland, Navarin und Algier er¬
„kannt; nur ſah man mit Schmerz, daß das Jüſte-
„Milieu ſo viel Tapferkeit verſchwendete, ſo viele
„Menſchen aufopferte, um das Feuer der Linken zum
„Schweigen zu bringen, um ſich eine Kammermajo¬
„rität zu ſchaffen, und, mit einer dummen Naivität
„eine Feſtung zum Vortheil unſerer Nachbarn zu er¬
„obern. Wir, uns eilend über die Grenzen zurück
„zu gehen, und nachdem jeder unſerer Soldaten auf
„den Apell des engliſchen Controleurs geantwortet
„haben wird, wir werden die Koſten eines glänzen¬
„den Kriegszugs übernehmen, der aber nichts endet,
„weder für Frankreich, noch für Holland, noch für
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[209/0221] Montag, den 14. Januar. Jetzt nur noch was Chateaubriand über den belgiſchen Krieg geſagt. Mir ſeinem Sancho Panſa, ziemt es, wie jedem treuen Diener, die edlen Reden ſeines Herrn zu verkündigen. „Aus dem was heute „unſere mit der Klugheit der Quaſi-Legitimität um¬ „windelten Soldaten gethan, kann man ſich überzeu¬ „gen was die ächten Juli-Männer hätten thun kön¬ „nen. Man hat vor Antwerpen das Heldengeſchlecht „von Marengo, Friedland, Navarin und Algier er¬ „kannt; nur ſah man mit Schmerz, daß das Jüſte- „Milieu ſo viel Tapferkeit verſchwendete, ſo viele „Menſchen aufopferte, um das Feuer der Linken zum „Schweigen zu bringen, um ſich eine Kammermajo¬ „rität zu ſchaffen, und, mit einer dummen Naivität „eine Feſtung zum Vortheil unſerer Nachbarn zu er¬ „obern. Wir, uns eilend über die Grenzen zurück „zu gehen, und nachdem jeder unſerer Soldaten auf „den Apell des engliſchen Controleurs geantwortet „haben wird, wir werden die Koſten eines glänzen¬ „den Kriegszugs übernehmen, der aber nichts endet, „weder für Frankreich, noch für Holland, noch für „Belgien — ein mörderiſches Tournier, deſſen mit¬ „telbare Folge, früher oder ſpäter ein Krieg, deſſen „unmittelbare Folge ſein wird, die Schelde dem Han¬ V. 14

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris05_1834/221>, abgerufen am 28.03.2024.