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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Politische Unterweisungen
Credit/ als eine Jungfer ihre Ehre zu erhalten/ der
auch der geringste Flecken nachtheilig wäre.

Wann ein Hoffmann einmahl in den Ruf/ daß
er gottlose wäre/ würde er niemahls wieder daraus
kommen. Denn wenn er auch schon hernach sich
fromm aufführete/ würde man solches vor eine Heu-
cheley halten.

Dannenhero solte er stets von geistlichen und von
heiligen Sachen mit Ehrerbiethung reden/ und nie-
mahls aus selbigen einen Possen machen. Denn
man habe offt deren ihr Glück ruiniret gesehen/ wel-
che die Priester und Geistlichen anzutasten sich un-
ternommen hätten.

Die IV. Maxim.

Jn dieser zeigt der Autor, daß nachdem ein Fürst
die Religion gegen GOtt befestiget/ er verbunden
wäre auch/ seine Pflicht gegen die Menschen in acht
zu nehmen/ welche in Ubung der Gerechtigkeit be-
stünde. Und wäre der Titul des Gerechten viel
rühmlicher einen Fürsten/ als wenn er den Zunah-
men des Großmüthigen und des Uberwinders
zu erlangen trachtete.

Es solte auch ein Fürst nicht allein in eigener Per-
son iedwedem sein Recht geben: sondern auch durch
die Obrigkeit/ so er gesetzet/ geben lassen/ und diejeni-
gen Richter/ welche so dann ihr Ammt mißbraucheten/
exemplarisch straffen. Denn die Strengigkeit gegen
die Verbrecher sehr heilsam/ und bestünde die gute
Regierung eines Staats in diesen beyden: wohl zu
belohnen/ und nachdrücklich zu straffen. Darin ein
Regent GOtt nachahmete/ der denenjenigen/ so

nicht

Politiſche Unterweiſungen
Credit/ als eine Jungfer ihre Ehre zu erhalten/ der
auch der geringſte Flecken nachtheilig waͤre.

Wann ein Hoffmann einmahl in den Ruf/ daß
er gottloſe waͤre/ wuͤrde er niemahls wieder daraus
kommen. Denn wenn er auch ſchon hernach ſich
fromm auffuͤhrete/ wuͤrde man ſolches vor eine Heu-
cheley halten.

Dannenhero ſolte er ſtets von geiſtlichen und von
heiligen Sachen mit Ehrerbiethung reden/ und nie-
mahls aus ſelbigen einen Poſſen machen. Denn
man habe offt deren ihr Gluͤck ruiniret geſehen/ wel-
che die Prieſter und Geiſtlichen anzutaſten ſich un-
ternommen haͤtten.

Die IV. Maxim.

Jn dieſer zeigt der Autor, daß nachdem ein Fuͤrſt
die Religion gegen GOtt befeſtiget/ er verbunden
waͤre auch/ ſeine Pflicht gegen die Menſchen in acht
zu nehmen/ welche in Ubung der Gerechtigkeit be-
ſtuͤnde. Und waͤre der Titul des Gerechten viel
ruͤhmlicher einen Fuͤrſten/ als wenn er den Zunah-
men des Großmuͤthigen und des Uberwinders
zu erlangen trachtete.

Es ſolte auch ein Fuͤrſt nicht allein in eigener Per-
ſon iedwedem ſein Recht geben: ſondern auch durch
die Obrigkeit/ ſo er geſetzet/ geben laſſen/ und diejeni-
gen Richter/ welche ſo dann ihr Am̃t mißbraucheten/
exemplariſch ſtraffen. Denn die Strengigkeit gegen
die Verbrecher ſehr heilſam/ und beſtuͤnde die gute
Regierung eines Staats in dieſen beyden: wohl zu
belohnen/ und nachdruͤcklich zu ſtraffen. Darin ein
Regent GOtt nachahmete/ der denenjenigen/ ſo

nicht
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[8/0028] Politiſche Unterweiſungen Credit/ als eine Jungfer ihre Ehre zu erhalten/ der auch der geringſte Flecken nachtheilig waͤre. Wann ein Hoffmann einmahl in den Ruf/ daß er gottloſe waͤre/ wuͤrde er niemahls wieder daraus kommen. Denn wenn er auch ſchon hernach ſich fromm auffuͤhrete/ wuͤrde man ſolches vor eine Heu- cheley halten. Dannenhero ſolte er ſtets von geiſtlichen und von heiligen Sachen mit Ehrerbiethung reden/ und nie- mahls aus ſelbigen einen Poſſen machen. Denn man habe offt deren ihr Gluͤck ruiniret geſehen/ wel- che die Prieſter und Geiſtlichen anzutaſten ſich un- ternommen haͤtten. Die IV. Maxim. Jn dieſer zeigt der Autor, daß nachdem ein Fuͤrſt die Religion gegen GOtt befeſtiget/ er verbunden waͤre auch/ ſeine Pflicht gegen die Menſchen in acht zu nehmen/ welche in Ubung der Gerechtigkeit be- ſtuͤnde. Und waͤre der Titul des Gerechten viel ruͤhmlicher einen Fuͤrſten/ als wenn er den Zunah- men des Großmuͤthigen und des Uberwinders zu erlangen trachtete. Es ſolte auch ein Fuͤrſt nicht allein in eigener Per- ſon iedwedem ſein Recht geben: ſondern auch durch die Obrigkeit/ ſo er geſetzet/ geben laſſen/ und diejeni- gen Richter/ welche ſo dann ihr Am̃t mißbraucheten/ exemplariſch ſtraffen. Denn die Strengigkeit gegen die Verbrecher ſehr heilſam/ und beſtuͤnde die gute Regierung eines Staats in dieſen beyden: wohl zu belohnen/ und nachdruͤcklich zu ſtraffen. Darin ein Regent GOtt nachahmete/ der denenjenigen/ ſo nicht

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/28>, abgerufen am 29.03.2024.