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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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des Frauenvolcks.
lerin erdacht hat/ ehrliche Leute zu beschimpffen. Da
verachtet sie nun selbige/ die so angeklaget worden/
und unter dem Vorwand/ die Fehler zu tadeln/ brei-
tet sie solche überall aus. Denn die üble Nachrede
vom Nächsten ist bey Heuchlerinnen keine Sünde.
Sie bilden sich ein/ die Warheit zu sagen/ und gläu-
ben also/ daß sie GOtt nicht beleydigen. Jmmittelst
redet die rechte Gottesfurcht viel anders/ und wer
recht andächtig und fromm seyn will/ der mag nur sel-
bige um Rath fragen.

Die Gottesfurcht.
Das 4. Cap.

Der Glaube ist die Mutter der Frömmigkeit:
wer sich GOtt ergiebet/ und davon rechte
Profession machen will/ muß seine Religion
wissen/ und seine Schuldigkeit und Christen-Pflicht
stets in Obacht halten.

Ein Hertz/ welches warhafftig GOtt suchet/ zei-
get ein brennendes Verlangen/ alles um seiner Liebe
willen zu thun; und durch diesen Entschluß überwin-
det es die grösten Widerwertigkeiten.

GOtt fodert eine thätige Liebe von uns; und das
Hertz muß durch die guten Wercke seinen Glauben
weisen. Wer die warhafftige Liebe besitzet/ unter-
lässet nichts/ was zur Ehre GOttes hinaus läufft:
und der Nächste wird von ihm sorgfältig gesuchet/
damit er ihm mit Fertigkeit in seiner Bedürffniß un-
ter die Armen greiffe.

Eben diese Liebe/ welche einen Frommen zu GOtt
hebet/ und mit dem Nächsten vereiniget/ lernet ihm
auch seine eigene Nichtigkeit gegen diese Majestät
der Gottheit erkennen/ und diese Reflexion führet

ihn

des Frauenvolcks.
lerin erdacht hat/ ehrliche Leute zu beſchimpffen. Da
verachtet ſie nun ſelbige/ die ſo angeklaget worden/
und unter dem Vorwand/ die Fehler zu tadeln/ brei-
tet ſie ſolche uͤberall aus. Denn die uͤble Nachrede
vom Naͤchſten iſt bey Heuchlerinnen keine Suͤnde.
Sie bilden ſich ein/ die Warheit zu ſagen/ und glaͤu-
ben alſo/ daß ſie GOtt nicht beleydigen. Jmmittelſt
redet die rechte Gottesfurcht viel anders/ und wer
recht andaͤchtig und from̃ ſeyn will/ der mag nur ſel-
bige um Rath fragen.

Die Gottesfurcht.
Das 4. Cap.

Der Glaube iſt die Mutter der Froͤmmigkeit:
wer ſich GOtt ergiebet/ und davon rechte
Profeſſion machen will/ muß ſeine Religion
wiſſen/ und ſeine Schuldigkeit und Chriſten-Pflicht
ſtets in Obacht halten.

Ein Hertz/ welches warhafftig GOtt ſuchet/ zei-
get ein brennendes Verlangen/ alles um ſeiner Liebe
willen zu thun; und durch dieſen Entſchluß uͤberwin-
det es die groͤſten Widerwertigkeiten.

GOtt fodert eine thaͤtige Liebe von uns; und das
Hertz muß durch die guten Wercke ſeinen Glauben
weiſen. Wer die warhafftige Liebe beſitzet/ unter-
laͤſſet nichts/ was zur Ehre GOttes hinaus laͤufft:
und der Naͤchſte wird von ihm ſorgfaͤltig geſuchet/
damit er ihm mit Fertigkeit in ſeiner Beduͤrffniß un-
ter die Armen greiffe.

Eben dieſe Liebe/ welche einen Frommen zu GOtt
hebet/ und mit dem Naͤchſten vereiniget/ lernet ihm
auch ſeine eigene Nichtigkeit gegen dieſe Majeſtaͤt
der Gottheit erkennen/ und dieſe Reflexion fuͤhret

ihn
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[289/0321] des Frauenvolcks. lerin erdacht hat/ ehrliche Leute zu beſchimpffen. Da verachtet ſie nun ſelbige/ die ſo angeklaget worden/ und unter dem Vorwand/ die Fehler zu tadeln/ brei- tet ſie ſolche uͤberall aus. Denn die uͤble Nachrede vom Naͤchſten iſt bey Heuchlerinnen keine Suͤnde. Sie bilden ſich ein/ die Warheit zu ſagen/ und glaͤu- ben alſo/ daß ſie GOtt nicht beleydigen. Jmmittelſt redet die rechte Gottesfurcht viel anders/ und wer recht andaͤchtig und from̃ ſeyn will/ der mag nur ſel- bige um Rath fragen. Die Gottesfurcht. Das 4. Cap. Der Glaube iſt die Mutter der Froͤmmigkeit: wer ſich GOtt ergiebet/ und davon rechte Profeſſion machen will/ muß ſeine Religion wiſſen/ und ſeine Schuldigkeit und Chriſten-Pflicht ſtets in Obacht halten. Ein Hertz/ welches warhafftig GOtt ſuchet/ zei- get ein brennendes Verlangen/ alles um ſeiner Liebe willen zu thun; und durch dieſen Entſchluß uͤberwin- det es die groͤſten Widerwertigkeiten. GOtt fodert eine thaͤtige Liebe von uns; und das Hertz muß durch die guten Wercke ſeinen Glauben weiſen. Wer die warhafftige Liebe beſitzet/ unter- laͤſſet nichts/ was zur Ehre GOttes hinaus laͤufft: und der Naͤchſte wird von ihm ſorgfaͤltig geſuchet/ damit er ihm mit Fertigkeit in ſeiner Beduͤrffniß un- ter die Armen greiffe. Eben dieſe Liebe/ welche einen Frommen zu GOtt hebet/ und mit dem Naͤchſten vereiniget/ lernet ihm auch ſeine eigene Nichtigkeit gegen dieſe Majeſtaͤt der Gottheit erkennen/ und dieſe Reflexion fuͤhret ihn

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/321>, abgerufen am 28.03.2024.