Leichpredig /
Bey der trawrigen Leich Begaͤngniß
Deß Edlen vnnd Ehren Veſten
Junckherꝛn Johann-Joachim von Stet-
ten/ Kochenſtetten vnd Buchenbach : welcher den
23. Martij / Anno 1613 . in Chriſto ſeelig endſchlaffen :
vnd den 29. deſſelben in die Pfarꝛkirch zu Kochen-
ſtetten Chriſtlich zur Erdenbeſtat-
tet worden :
Jhme zu Ehren vnd ſeeliger Gedaͤchtniß :
denen im Leyd Trawrenden zu Troſt : vnd allen
Chriſtglaubigen zur Lehre vnd Vermahnung /
daſelbſten gehalten / durch
M. Wohlfahrt Spangenberg / Pfarꝛherꝛn
zu Buchenbach / an der Jagſt .
Marciam 10. verſ. 14.
Laſſet die Kindlein zu mir kommen vnd wehret jhnen
nicht / dann ſolcher iſt das Reich Gottes .
Getruckt im Jahr /
Anno 1613 .
Der Edlen vnnd Tu-
gendſamen Frawen Agatha von Stet-
ten/ gebornen von Gemmingen / ꝛc. Wittib :
Vnd
Dem Edlen vnnd Veſten Wolffen von
Stetten zu Kochenſtetten vnd Buchenbach / ꝛc.
meinem guͤnſtigen Junckern .
E Dle Tugendſame Fraw : auch Edler
Veſter Juncker : Als verſchiener zeit
von E. T. vnd V. bey der trawrigen
Leichbegaͤngnis Juncker Johan-Jo-
achims E. T. lieben Sohn vnd E. V. Vettern ſe-
ligen mir befohlen worden / Chriſtlichem gebrauch
nach / eine Leichpredigt zuhalten : Jſt nach verrich-
tung derſelben ſo wol von E. T. auch E. V. wie
gleicher geſtalt auch von andern Adelsperſohnen
an mich begehret worden / dieſelbe Schrifftlich jh-
nen zu vber geben : vnd als viel ich verſtanden / vmb
vrſach willen : weil dieſelben geſinnet / ſolche Leich-
predigt in den Truck zubefoͤrdern vnd kommen zu
A ij laſſen:
Vorꝛede.
laſſen : damit auch den jenigen / ſo bey ſolcher Be-
gengnis nit zu gegen geweſen / vnd aber doch gleich
wol / auß ſonder Lieb vnd Affection / ſo ſie zu dieſem
jungen Junckern ſeeligẽ getragen / auch gerne wiſ-
ſen wolten / was jhme zur letzten Ehre geprediget /
vnd von ſeinem ſeeligen Abſchied vermeldet wor-
den / dieſelbe deſto fuͤglicher moͤchte communiciret
werden . Alſo hiermit E. T . vnd E. V. ſolche Pre-
digt Jch in Vnderthenigkeit vberſchicke vnd vber-
gebe : Dieſelbe wird nach jhrem gutachten was
am nutzlichſten ſey zu thun wiſſen . E. Tugend . be-
neben deren geliebten Kindern / wie auch E. Veſt .
ſampt deren gantzen Haußhaltung / Goͤttlicher
Gnad / Schutz vnd Regierung : Vnd mich derſel-
ben zu Guͤnſten hiermit befehlend / Datum Bu-
chenbach / den 12. April. Anno 1613 .
M. Wolfahrt Spangenberg
Pfarꝛher daſelbſten .
Leichpredigt /
Dem Edlen vnd Veſten jungen Junck-
hern Johañ Joachim von Stetten / zu Kochenſtet-
ten vnd Buchenbach : in Chriſto ſeelig entſchlaffen / zu
Loͤblicher Gedechtnis / gehalten .
Die Ewige Guͤte / Gnade vnd Barmhertzigkeit Gottes / vnſers lie-
ben Himmliſchen Vatters : der Friede vnd die Hertzliche Liebe / Tre-
we vnd Leutſeligkeit vnſers Lieben Herꝛn vnd Heylands Jeſu Chri-
ſti : ſambt dem reichen Troſt Sterck vnd Regierung deß Heyligen
Geiſtes : ſey mit vns alle zeit ; vnd erhalte vnſere Hertzen im wah-
ren Glauben / vngeferbter Liebe / Chriſtlicher Gedult / vnd beſtaͤndi-
ger Hoffnung / durch allerley Truͤbſal dieſes Jammerthals / biß an
vnſer ſeeliges Ende / zu dem Ewigen Leben / Amen .
G Eliebte im Herꝛen Chriſto : Dieweil Gott der
Allmaͤchtige / nach ſeinem allein Weiſen Raht
vnd Willen / die glaubige vnd vnſterbliche See-
le / deß Edlen vnnd jungen Junckern / Johann
Joachim von Stetten / ꝛc. auß dieſem elenden
Leben / durch einen ſeeligen Abſchied / von dem ſterblichen Leib
abgefordert : vnnd durch die Lieben Engelein in Abrahams
Schoß bringen vnd tragen laſſen : So haben wir deſſelben im
Herꝛen Chriſto ſchlaffenden Leichnam / das letzte Geleid / auß
Chriſtlicher Lieb / vnnd in Hoffnung der froͤlichen Aufferſte-
hung / hieher gegeben / vnd zu ſeinem Rugebettlein gebracht /
mit Trawren / Weinen vnd Klagen . Wie dann deſſen Ab-
ſchied ſeiner Hertzliebſten Mutter vnd Fraͤwlein ( wie Er ſie
pflegte zu nennen ) der Edlen oder Tugendreichen Frawen
Agathen von Stetten / gebornen von Gemmingen / Wittib :
vnd ſeinem allerliebſten treweſten Vettern / dem Edlen vnnd
Veſten Juncker Wolffen von Stetten / zu Kochen Stetten
A iij vnd
Leichpredig.
vnd Buchenbach : Beneben den Edlen vnd Veſten Junck-
hern / auch Adelichen Ehrenreichen vnd Tugendſamen Fra-
wen vnd Jungfrawẽ / als ſeinen Lieben Geſchwiſtrigen / Vet-
tern / Baſen / Blutsfreunden / Verwandten / Dothen vnnd
Liebhabern / ſehr ſchmertzlich zu Gemuͤht vnd Hertzen gehet .
Ja ſo viel mir bewuſt / als ich ſehe vñ geſpuͤrt habe / allem Hoff-
Geſinde / vnd vns ſamptlichen / die wir allhier verſamlet ſeind /
ſolcher Todtfall betruͤblich vnd ſehr Trawrig iſt . Nicht da-
rumb / als ſey dieſem jungen Junckhern ſeeligen / etwas boͤſes
oder ſchaͤdlichs an Leib oder Seelen begegnet vnnd widerfah-
ren . Dann wir ja auß Gottes Wort beſſern Bericht haben
vnd wiſſen : Oder doch / als Glaubige Chriſten haben vnnd
wiſſen ſolten : Sondern weil vns die Gedancken einfallen /
als hetten wir ſeiner Zarten / Lieblichen vnd Holdſeligen Ju-
gend noch lenger vns koͤnnen erfrewen / oder auch ſeines voll-
ſtaͤndigen Alters ( da jhme Gott das zeitlich Leben verlaͤngert
hette ) durch Gottes Gnad vnd Segen / zu Troſt / Huͤlff vnd
Schutz ( ſo viel ein Menſch vom andern in dieſer Welt zu ge-
warten ) gebrauchen moͤgen . Aber ſolches alles ſeind Jrꝛdi-
ſche vnd Menſchliche Gedancken / welche dieſe vnſere Truͤb-
ſal / Bekuͤmmerniß vnd Trawrigkeit nicht mindern vnd ſtil-
len : ſondern nur vermehren vnd groͤſſer machen . Darumb
wir vielmehr vnſere Hertzen vnd Augen / im Geiſt vnd Glau-
ben / gen Himmel erheben ſollen : da werden wir in warheit be-
finden / das Er vns zwar Lieb geweſen / als vnſer Liebes Mit-
Bruͤderlein in Chriſto : Aber mit vnaußſprechlicher Lieb viel
angenehmer vnd neher Verwandt Gott ſeinem Him̃liſchen
Vatter / Chriſto Jeſu / ſeinem vertrawteſten Bruder / vnnd
dem Heyligen Geiſt / ſeinem getreweſten Zucht vnd Lehrmei-
ſter / der Hochgelobten Ewigen Drey Einigkeit : welche die-
ſes Junge Zarte Hertzlein / nicht lenger in dieſer Truͤbſeligen /
ja mit allerley Suͤnden / Schanden vnd Laſtern vberſchwem-
ten
Leichpredig.
ten Welt : ſondern viel Lieber bey den Lieben Engelein vnnd
allen Glaubigen Seelen / in der Ewigen Frewd vnd Seelig-
keit hat wiſſen vnd haben wollen . Derenwegen wir billich im
Geiſt / als Rechtglaubige Chriſten / vns ſeines ſeeligen Ab-
ſchiedts / vnd nunmehr immerwehrender Frewd vnnd Won-
ne ſolten frewen . Damit wir aber ſeiner Seligkeit vnnd
der wahren Liebe / ſo die Heylige Drey Einigkeit zu jhme tregt /
deſto gewiſſer ſein moͤgen / ſo wollen wir an jetzo anhoͤren / was
Chriſtus die Ewige Warheit ſelbſten von jhme / ja allen from-
men vnd Gottsfuͤrchtigen Kindern ſagt : Vns allen zu nutz-
licher warnung / heylſamer Lehr vnd kraͤfftigem Troſt . Dar-
zu vns der Allmaͤchtige Gott gnad vnd Geiſt verleihen woͤlle
wie wir jhn auch darumb wollen anruffen : vnd miteinander
im wahren Glauben beten vnnd ſprechen ein Andaͤchtiges
Vatter vnſer / ꝛc .
So wollen wir nun zu jetzt vorhabender Pre-
digt einen Text anhoͤren auß dem Evangeliſten
Mattheo / da der Herꝛ Chriſtus Cap. 18.
verſ. 10. alſo ſpricht :
Sehet zu das jhr nicht jemand von dieſen Klei-
nen verachtet . Dann ich ſage euch / jhre Engel
im Himmel ſehen alle zeit das Angeſicht meines
Vatters im Himmel .
Dann deß Menſchen Sohn iſt kommen ſeelig
zumachen / das verlohren iſt .
J HR Liebe Chriſten / Es iſt ja Natuͤrlich / vnd niemand
ſo gar hart darumb zuverdencken / auch an jhm ſelbſt /
wann es im Glauben vnd in der Liebe geſchicht / nicht
ſo gar
Leichpredig.
ſo gar vnrecht / das man trawret vnd weinet / wann vnſer liebe
Kinderlein / von vnſerm Herꝛen Gott / mit Kranckheit ange-
griffen / ein zeitlang mit Schmertzen deß Leibes gequelet / vnd
endtlich durch toͤdtlichen abgang von vns genommen werden :
ſonderlich / ſo man bedenckt / was man fuͤr Liebe vnd Frewde
an jhnen gehabt : dann auch die H. Schrifft die Todten heiſ-
ſet beweinen / Syrach 38. verſ. 16 Dann ja das Sprichwort war
iſt / was von Hertzen kompt / das gehet widerumb zu Hertzen .
Allein da ſoll man wol acht haben / das die Trawrigkeit vnſere
Hertzen nicht ſo gar einnehme / wie den Heyden geſchiehet / die
keinen Glauben noch Hoffnung der Aufferſtehung deß Leibs
haben / dafuͤr vns Sanct Paulus warnet / Theſſal . 4. verſ. 13. da-
mit wir nicht in Vngedult fallen noch wider Gott murꝛen .
Solchs aber zuvor kommen / iſt nichts noͤtigers / nutzlichers /
noch kraͤfftigers / als / das man auß Gottes wort lehrne / wie er
gegen vnſere Kinderlein geſinnet ſey : So koͤnnen wir dann
darauß auch abnemmen vnd ſchlieſſen / wie Er es mit jhnen
auch dazumahl meine / wann Er ſie durch zeitlichen Todt von
vns abfordert . Dann ſo ſie Chriſtus in der Heyligen Tauff
annimt vnd Liebet / ſo wird war bleiben / was der Evangeliſt
Johannes Cap. 13. verſ. 1. ſagt / das wie der Herꝛ Chriſtus die ſei-
nen anfangs geliebet / alſo liebet er ſie ans Ende . Darzu dann
erſt abgeleſener Spruch deß Herꝛen Chriſti vns ſehr nutzlich
iſt : Sintemahl Er vns darinnen fein klar vnd eigentlich an-
zeiget / in was Liebe / Wuͤrden vnd Anſehen / die widergebornẽ
Kindlein bey Gott ſeyen . Vnd thut ſolches in dreyen ſtuͤcken .
1. Warnet er vns ernſtlich vnd trewlich / das wir ſolche Kin-
der nicht ſollen verachten .
2. Lehret Er vns / wie hoch ſie bey Gott ſeinem Himmli-
ſchen Vatter angeſehen ſeyen .
3. Troͤſtet er vns / das vnſere Kindlein vnverlohren ſeyen /
ob ſie ſchon in Suͤnden empfangen vnd gebohren / auch durch
den
Leichpredig.
den Zeitlichen Todt auß dieſer Welt ſcheiden muͤſſen .
Dieſe warnung / Lehr vnd Troſt wollen wir / ſo viel Gott
gnad verleihen wird / weiter betrachten .
Erſtlich ſo ſetzet der Herꝛ Chriſtus allhie eine Ernſte vnd
trewe Warnung / das wir die getaufften glaubige Kinder / ja
nicht ſollen verachten : das iſt ſein Will vnd ernſte Meinung .
Darauß ja folgen muß / das ſolche glaubige Kinder / gewißlich
Gott dem Herꝛen ſehr Lieb vnd angenem ſein muͤſſen / weil er
ſie kurtzumb will vnverachtet haben . Dann wir ja ſelbſten nit
leiden koͤnnen / daß man das jenige / ſo vns lieb vnd werth iſt /
vernichtige / verwerffe / oder verachte : viel weniger wirdt es
Gott leyden vnd zugeben : ſonderlich weil ſolche Kinder durch
das Blut Jeſu Chriſti Thewer erkaufft ſeind . Vnd damit
wir deß Herꝛen Chriſti Wort recht verſtehen / muͤſſen wir alhie
dreyerley Woͤrtlein betrachten . 1. Warumb Er ſagt / Sehet
zu ! 2. Woher Er ſie Klein nennet . 3. Was er meine mit dem
Wort / Verachten .
Es ſpricht der Herꝛ Chriſtus nicht nur ſchlecht / Ver-
achtet die Kleinen nicht : ſondern Sehet zu ! das iſt / Laſt es
euch ein Ernſt vnd hoch angelegen ſein / habt wol acht / tragt
Sorg dafuͤr / vnd huͤtet euch . Dann alſo brauchet die Heyl :
Schrifft diß Woͤrtlein : nicht nur vom euſſerlichen auffſehen :
ſondern von iñerlicher Sorg / Vleiß vnd Hertzlichem anligen .
Jn ſolchem Verſtandt ſpricht auch der Herꝛ Chriſtus Matth.
24. verſ. 5. Sehet zu ! das euch nicht jemand verfuͤhre : dann
es werden viel kommen vnder meinem Namen vnd ſagen / Jch
bin Chriſtus / vnd werden viel verfuͤhren . Vnd Marc. 13. v. 23.
Jhr aber ſehet euch fuͤr / Siehe ! Jch habe euch alles zu vor ge-
ſagt . Luc. 11. verſ. 35. Schawe drauff / das nicht das Liecht inn
dir Finſter ſey . Marc. 13 verſ. 33. Sehet zu ! wachet vnd betet .
Luc. 12. verſ. 15. Sehet zu vnd huͤtet euch vor dem Geitz Alſo
B braucht
Leichpredigt.
braucht es auch der heylig Apoſtel Paulus 1 . Corin. 10. verſ. 12.
Wer ſich laͤßt duncken er ſtehe / der mag wol zuſehen / das er nit
falle. Col. 2. ver. 8. Sehet zu ! das euch niemand beraube durch
die Philoſophia / vnd loſe verfuͤhrung / nach der Menſchen Leh-
re / vnd nach der Welt Satzungen vnd nicht nach Chriſto Heb.
3. verſ. 12. Sehet zu / liebe Bruͤder ! das nit jemand vnder euch
ein arges vnglaubiges Hertz habe / das da abtrette von dem le-
bendigen Gott. Heb. 12. verſ. 51. Sehet drauff ! das nicht je-
mand Gottes Gnad verſaume / ꝛc. Jn weichen Spruͤchen al-
len das Woͤrtlein Sehet zu ! ein ernſtliche Erinnerung vnnd
Warnung iſt / wol / ja wol in achtung zu nehmen / vnd jhme
hart angelegen ſein laſſen / was jhme geſagt vnd wo fuͤr er ge-
warnet werde .
Darnach ſo nennet der Herr Chriſtus die Kinder Klein /
nit nur allein von jhrer geringen Perſon / Statur vnd Kind-
heit wegen : Sondern weil die Welt dieſelben gering ſchaͤtzet /
fuͤr klein helt / vnd nichts achtet / ja auch wol gar verachtet vnd
aͤrgert . Wie dann die erfahrung bezeuget / das man offtmals
fuͤr ein Huͤndlein mehr Sorg tregt vñ fleiß anwendet / wie daſ-
ſelbig gehalten vnd erzogen werde : als das man ſich der Kin-
der alſo ſolt annemmen / wie Chriſtus alhie befiehlet . Wann
es wol geraht / ſo verſorgt man ſie mit gutem Eſſen vnd Trin-
cken / das jhre Geſundheit erhalten werde : Mit huͤpſcher vnd
reinlicher Kleidung / zur Hoffahrt : vnd das ſie feine Adeliche
Geberden konnen fuͤhren / der Welt damit zugefallen . Aber
wie ſie an der Seelen verſorget werdẽ / im Gebet vnderꝛichtet /
vnd im Glauben zunehmen moͤchten / da werden ſie zu jung /
zu klein / zu gering geſchaͤtzet / geachtet / oder wie Chriſtus alhier
ſagt / verachtet . Der Herꝛ Chriſtus aber will / das wir anders
geſinnet ſein ſollen . Dann kurtz vor jetzt erzehlten worten inn
dieſem Capitel / da die Juͤnger den Herꝛen fragen : Wer der
groͤſte
Leichpredig.
groͤſte im Himmelreich ſey ? da ruͤfft der Herꝛ ein Kind zu ſich /
ſtellet daſſelbig mitten vnder ſie vnd ſpricht : Warlich / Jch ſa- 〃
ge euch / Es ſey dann das jhr vmbkehret / vnnd werdet wie die 〃
Kinder / ſo werdet jhr nicht ins Himmelreich kommen . Wer 〃
nun ſich ſelbſt nidriget / wie diß Kind / der iſt der groͤſſeſt im 〃
Himmelreich . Damit ja der Herꝛ Chriſtus will anzeigen /
das in ſein Reich nicht gehoͤret / was in der Welt groß / hoch /
Maͤchtig / Praͤchtig vñ Anſehnlich : ſondern was gering / klein
vnd veracht iſt / 1. Corin . 1. v. 26. ꝛc. Daher werden die Glaubi-
ge Chriſten in der H. Schrifft vnmuͤndige Kinder genennet .
Wie Chriſtus ſelbſt ſagt / Matth. 11. v. 25. Jch preiſe dich Vat-
vnd Herꝛ Himmels vnd der Erden / das du ſolches ( das Evan- 〃
gelium vnd Glauben ) den Weiſen vnd Klugen verborgen haſt : 〃
vnd haſt es den Vnmuͤndigen offenbahret . Ja Vatter / dann 〃
es iſt alſo wolgefaͤllig geweſen fuͤr dir . Daher werden auch die 〃
Glaubigen Alber genennet Pſal. 19. verſ. 8. Vnd diß alles da- 〃
rumb / weil ſie nicht allein vor der Welt verachtet / fuͤr Kinder /
Narꝛen vnd Thoren geſchaͤtzet werden : ſondern auch ſelbſten
auff eygene Vernunfft ſich nicht verlaſſen / noch dieſelbige in
Glaubens ſachen ruͤhmen vnd hoch halten / viel weniger dieſel-
big zu raht ziehen vnd jhr folgen / ſondern vielmehr dieſelbig ge-
fangen nemmen vnder den Gehorſam Chriſti / 2. Corin . 10. v. 5.
vnd Gott den Allmaͤchtigen in ſeinem Wort laſſen Recht vnd
Wahr haben / jhme auch darauff trawen vnd glauben / wie ein
liebes frommes Kind ſeinem Trewhertzigen Vatter : es ſey
gleich gegen / vber oder wider die Vernunfft . Daher der Hoch-
erleuchte Mann Gottes Doctor Martin Luther ( in der Kirch
Poſtill am III. Sontag nach der H. drey Koͤnig Tag ) recht ſagt :
Lieber was guts thut die Vernunfft zum Glauben vñ Gottes 〃
Wort ? Jſts nicht Sie / die dem Glauben vnd Wort Gottes 〃
auffs hoͤchſt widerſtehet / das niemand fuͤr jhr zum Glauben 〃
kan kommen / noch Gottes Wort leiden will / ſie werde dann 〃
B ij geblen-
Leichpredig.
〃 geblendet vnd geſchendet : daß der Menſch muß jhr abſterben /
〃 vnd gleich werden ein Narꝛ / ja ſo vnvernuͤnfftig vnd vnver-
〃 ſtaͤndig als kein jung Kind / ſoller anders Glaubig werden vnd
〃 Gottes Gnad empfahen . Wie offt halt vns Chriſtus fuͤr / dz
〃 wir zu Kindern vnd Narꝛen werden muͤſſen / vnd verdampt
〃 die Vernunfft .
Weiter ſagt der Herꝛ Chriſtus / man ſoll die Widergebor-
nen Kinder nicht verachten / vnd damit der Evangeliſt deß
Herꝛen Chiſti meinung recht erklaͤre / braucht er das wort κατα-
φρονεῖν welches eine ſonderliche Nachlaͤſſigkeit bedeuttet : Da
man ein ding nicht allein gering ſchaͤtzet / ſchimpflich davon
redet : ſondern auch gar in Wind ſchlegt / kein ſorg dafuͤr traͤgt /
alſo auch der Kinder ſich nicht annimbt / vnd wenig achtet / wie
ſie an der Seelen verſorgt werden . Vnd heiſt demnach die
Kinder verachtet / wann man ſie nicht fuͤr eine Gabe deß Her-
ren / vnd Leibsfrucht fuͤr ein Geſchenck achtet / Pſalm 27. v. 4.
vnd derentwegen jhrer nicht groß achtet / nicht alle Sorg vnd
Vleiß drauff wendet / damit ſie aufferzogen werdẽ in der Zucht
vnd Vermahnung zu dem Herꝛen / Epheſ. 4. v. 4. Ja auch wol
mit ſuͤndlichen Worten / Geberden vnd Wercken / durch ſich
ſelbſt / durchs Geſinde vnd andere / aͤrgert / oder zulaͤſt daß ſie
geaͤrgert werden . Darumb ſollen alle Chriſten / ſonderlich aber
die Eltern / vñ die ſo den Kindern an Eltern ſtatt vorgeſetzt ſein /
wol zuſehen / Sorg vnd Vleiß haben / mit Ernſt vnd eigentlich
nach forſchen / ob jhre Kinder auch in der Forcht Gottes zu-
nehmen vnd wachſen : vnd nicht dem hoͤren ſagen oder andern
Leuten / die / jhnen zugfallen / das Wolhalten jhrer Kinder ruͤh-
men / alſo bald / ohn weiters nachdencken glauben geben . Son-
dern ſelbſt zuſehen / damit jhre Kinder nicht verachtet werden /
das iſt / daß ſie nicht verfuͤhret vnd geaͤrgert werden / von der
Forcht Gottes ſich abwenden / vnd allgemach deß Fluchens
Schwerens / Sauffens / Spielens / Vnzucht vnd anderer La-
ſter
Leichpredig/
ſter/ vnwiſſent jhrer Eltern gewohnen . Wo ſie auch ſolches
ſpuͤren / oder deſſen erinnert werden / nicht durch die Finger ſe-
hen / noch die Vernunfft / das man der Jugend etwas muͤſſe
zu gut halten / ſich verfuͤhren laſſen : ſondern bey zeiten abwen- 〃
den / vnd ſolchen Vntugenden wehren : Auff daß die Kinder 〃
nicht dadurch verachtet vnnd zu ſchanden werden / wider deß 〃
Herꝛen Chriſti ernſte Warnung .
Zum Andern / moͤcht jemand fragen / was hat dann Chri-
ſtus fuͤr vrſach / daß er vns ſo trewlich vnd ernſtlich warnet / die
Kinder nicht zuverachten ? Daß lehret vns der Herꝛ Chriſtus
mit folgenden worten / da er ſagt : Dann jhre Engel / im 〃
Himmel / ſag ich euch / ſehen allezeit das Angeſicht 〃
meines Vatters im Himmel . Vmb der liebe Gottes 〃
willen ſollen wir ſie nicht verachten : Weil Gott der Allmaͤch-
tige ſolche Kinder ſo hertzlich liebet / daß er jhnen auch jhre ei-
gene vnd beſondere Engel zugeordnet : Dann er ſpricht : Jch
ſage Euch / ja Jch / der Jch die ewige Warheit bin / drumb ſolt
jhr mir ja billich glauben / daß ſie jhre eigene Engel haben / die
auff ſie warten / ſich vmb ſie her laͤgern vnd jhnen auß helffen /
Pſal. 34. v. 7. von welchen die Epiſtel zu den Hebreern c. 1. v. 14.
ſagt : Daß ſolche Engel ſeyen allzumahl dienſtbare Geiſter /
außgeſand zum dienſt / vmb derer willen / die ererben ſollen die
Seeligkeit . Darauß ja vnwiderſprechlichen folget : weil die lie-
ben Engel denẽ zum dienſt werden geſendet / welche die ſeligkeit
ſollen ererben : vnd aber Gott / auß ſonderlicher Vaͤtterlicher
liebe / den Kindern jhre gewiſſe Engel zugeordnet / jhnen zudie-
nen / daß ſolche glaubige Kinder auch Erben ſeyen der ewigen
Seeligkeit / jhnen durch Chriſtum erworben . Vnd ſetzet der
Herꝛ Chriſtus fein darbey / daß ſolche Engelein allezeit ſehen
das Angeſicht ſeines Vatters im Himmel . Das Angeſicht
oder Antlitz Gottes iſt ſeine Goͤttliche Vorſehung / Gegen-
B iij wart
Leichpredig/
wart/ Guͤte / Gunſt vnd Gnade . Dann alſo nennets der Koͤ-
〃 nigliche Prophet David / Pſalm 27. v. 8. da er mit Gott redet
〃 vnd ſpricht : Mein Hertz helt dir fuͤr dein Wort / jhr ſolt mein
〃 Antlitz ſuchen : Darumb ſuche ich auch Herꝛ dein Antlitz :
〃 verbirge dein Antlitz nicht fuͤr mir / vnd verſtoſſe nicht im Zorn
〃 deinen Knecht : dann du biſt meine huͤlffe : vnd thue nicht von
mir deine Hand abe / Gott mein Heyl . Alſo pflegt man auch
die gemeine deß Herꝛen / auff Gottes befehl / Num. 6. v. 24. in
〃 der Chriſtlichen verſamblung zu ſegnen : Der Herꝛ ſegne euch
〃 vnd behuͤte euch : Der Herꝛ erleuchte ſein Angeſicht vber euch
〃 vnd ſey euch gnaͤdig : Der Herꝛ erheb ſein Angeſicht auff euch
〃 vnd geb euch den Frieden . Vnd will der Herꝛ Chriſtus ſo viel
ſagen : Wir ſollen die Kinder nicht verachten / dann ſein Him-
liſcher Vatter hab / auß ſonderlicher Goͤttlicher vorſehung /
Guͤte / Gnade vnd Barmhertzigkeit / jhnen jhre Engel zuge-
ordnet : vnd laſſe ſein Antlitz / ſeiner Goͤttlichen Vorſehung /
Gegenwart / Guͤte / Gnade vnd Liebe vber die Kinder leuchtẽ :
vnd ſiehet gar wol wie man mit jhnen vmbgehet : Ja auch die
Engel / ſehen auff ſolche Goͤttliche Guͤte / Gnade vnd Liebe :
vnd ſo man dieſe Kinder verachtet / aͤrgert vnd nicht recht auff
zeucht / ſo betruͤbt es die lieben Engelein / vnnd klagens Gott
dem Allmaͤchtigen : der dann ſolche Verachtung / aͤrgerniß
vnd Nachlaͤſſigkeit der Eltern oder anderer / ſie ſeyen wer ſie
woͤllen / nicht will ohngeſtrafft laſſen . Hergegen wo man die
Kinder / wie vor gemeldet / nicht verachtet / ſondern zu Ehren
befoͤrdert / ſich befleiſſet / damit ſie bey Gott vnd Menſchen zu
Ehren kommen / vnd alſo in der Forcht Gottes auff erzeucht :
ſo frewen ſich deſſen die lieben Engel : vnd hat Gott ein hertz-
lichs wolgefallen daran / daß er auch ferner ſein Antlitz vber ſie
laßt leuchten / ſie durch ſeinen Geiſt regieret / vnnd mit ſeiner
Guͤte / Gnad vnd Warheit ob jhnen waltet / Pſal. 117. v. 2. vnd
ſetzet der Herꝛ Chriſtus gar troͤſtlich zuſammen ſeines Him-
liſchen
Leichpredig/
liſchen Vatters Angeſicht vnd die lieben Engel / Vns damit
zu lehren / daß die lieben Engel nichts thun ohn dẽ willen Got-
tes ſeines Himliſchen Vatters / fuͤr deſſen Angeſicht ſie jm-
merdar ſtehen / als ſtarcke Helden / ſeinen Befehl auß zurichten :
Dann ſie ſind ſeine Heerſcharen / ſeine Diener die ſeinen wil-
len thun / Pſalm 103. v. 20. daß wir alſo vngezweiffelt ſchlieſſen
ſollen : Gott der Himliſche Vatter nehme ſich ſolcher lieben
Kinder hertzlich an / ſorge fuͤr ſie / vnd ordne jhnen ſolche Him-
liſche Waͤchter zu / die ſeinem Geheiß fleiſſig nach kommen / 〃
die frommen gehorſamen Kinder behuͤten auff allen jhren we- 〃
gen : Ja ſie auff den Haͤnden tragen / damit ſie jhren Fuß nicht 〃
an einen Stein ſtoſſen / Pſalm 91. v. 11 .
Nun laſt vns auch zum Dritten anhoͤren den hertzlichen
Troſt / ſo der Herꝛ Chriſtus mit anhengt / da Er ſpricht :
Dann deß Menſchen Sohn iſt kommen / ſeelig zu 〃
machen das verlohren iſt . Will vns damit ſo viel anzei- 〃
gen / daß ob wol vnſere Kinder / ( Wie David im 51. Pſalm v. 7.
von jhme ſelbſten vnd allen Menſchen bekennet ) auß ſuͤndlichẽ 〃
Samen gezeuget / vnd Fleiſch von Fleiſch geboren werden / ſo 〃
wegen dieſer erſten Geburt in das Reich Gottes nicht kom̃en
koͤnnen / wie Chriſtus ſagt Johann : 3. v. 6. ſondern ſeind Geiſt-
lich Todt in Suͤnden fuͤr Gott / Coloſ. 2. v. 13. von Natur Kin-
der deß Zorns vnd der Vngnaden / gleich wie auch die ande-
ren / Epheſ. 2. v. 3. vnd wegen deß Falls vnſerer erſten Eltern an
jhnen ſelbſt verlohren : So ſeye doch er / der liebe Herꝛ Chri-
ſtus / wahrer Gottes Sohn / darumb in die Welt kommen /
ein reines / heiliges / zartes Kindlein gebohren / vñ alſo Menſch
worden / auff daß er ſolche verlohrne Kinder ſeelig mache / ſie
durch Waſſer vnnd H. Geiſt widerumb New gebehre / vnnd
durch ſeine reine Empfaͤngniß vnd Geburt ſie reinigte / vnd
alſo Blutrote Suͤnde Schneeweiß machte / Eſai. 1. v. 18. Pſal.
51. v. 9 .
Welchs
Leichpredig/
Welchs vns ein ſehr groſſer Troſt iſt / daß wir ohn ge-
zweiffelt wiſſen / daß ſo vnſere Kinder / durch das Gebet im
wahren Glauben / Chriſto auff ſeinen Befehl werden zuge-
tragen / durch die H. Tauff widerumb New gebohren / Chri-
ſto einverleibet / als dann werden ſie auß Kindern deß Zorns /
Kinder der Gnaden / in den Gnaden Bund auff vnd ange-
nommen : Vnd wo ſie in ſolchem Glauben erhalten / in der
Forcht Gottes auff erzogen werden : daß alsdañ jhr zeitliches
ableiben jhnen nichts ſchaden mag : Sondern ſie ſeind vnnd
bleiben in Chriſto Kinder Gottes vnd Erben der ewigen See-
ligkeit / Rom. 8. v. 17. Gal. 4. v. 7. Daher ſich die hochgelobte
Drey Einigkeit ſolcher Kinder ſo hertzlichen annimt / daß Gott
〃 der Vatter ( wie im 8. Pſalm / v. 3. ſtehet ) jhm ein ſonders Lob
〃 hat bereitet vnd eine Macht hat zugerichtet / auß dem Mund
〃 der jungen Kinder vnd Saͤuglingen / vnd ſolches vmb ſeiner
〃 Feinde willen / daß er vertilge den Feind vnd Raachgirigen /
〃 Matth. 21. v. 16. Ja / Gott der Sohn begehret jhrer ſo hertzlich /
〃 da er ſpricht Matth. 19. v. 14. Laſſet die Kinder zu mir kommen /
〃 vnnd wehret jhnen nicht : dann ſolcher iſt das Himmelreich .
〃 Darumb er auch die Haͤnde auff ſie leget / ſie hertzet vnd ſeg-
〃 net / Marc. 10. v. 16 . vnd Gott der H. Geiſt ſie ſo freundlich zu
〃 ſich locket vnnd jhnen ruffet Pſal. 34. v. 11. kommet her / Kin-
〃 der / hoͤret mir zu / ich will euch die Forcht deß Herꝛen lehren .
Darauß wir ja ſehen / hoͤren vnd ſpuͤren / daß vnſere liebe ge-
tauffte fromm . Kinder der heyligen Drey Einigkeit gar Lieb
vnd Werth ſeyen : vnnd wann dieſelbe deren begehret / ſollen
wir ſie willig vnnd gerne folgen laſſen / jhnen jhre Seligkeit
nicht mißgoͤnnen / noch mit vbermaͤſſigem Trawren / vns
ſchuldig machen vnnd an Tag geben / gleichſam wir ſie lieber
in dieſem Jamerthal / als in dem Himliſchen Frewden Saal
wiſſen wolten . Vielmehr ſollen wir vns jhrer Seligkeit frewẽ /
vnſern willen in Gottes willen ſetzen / vnd in vnſer Betruͤbniß
vns durch den Geiſt Gottes troͤſten .
Was
Leichpredig.
W As nun dieſes / vnſer in Chriſto Jeſu ſeelig entſchlaf-
fenes Bruͤderlein anlanget : koͤnnen wir ſeiner Perſohn hal-
ben / nicht viel / der Welt Brauch nach / von Ritterlichen
Thaten ruͤhmen vnd von groſſen Streichen ſagen : Sintemahl Er we-
der Roß beſchritten / noch im Streit Schwerdt / Schildt / vnd Harniſch
Weltlich gefuͤhret . Das aber koͤnnen wir mit Warheit jhme ſagen /
das Er von dem Edlen vnnd Veſten Juncker Caſparn ſeeligen / von
Stetten / zu Kochenſtetten vnd Buchenbach : auch der Edlen vnd Tu-
gendreichen Frawen Agatha von Stetten / gebornen von Gemmingen /
durch Gottes Segen ehelichen gezeuget / vnd im Jahr Chriſti 1606 .
Samſtag den 22. Martij / vor zehen Vhren Mittags / zur Welt ge-
bohren worden : vnd demnach beyderſeits Linien von Altem Adelichem
Gebluͤt vnd Stammen herkommen . Deſſen vor Eltern Lob vnd Ruhm
dieſes orts zuerzehlen nicht gelegenheit . Allein weil der weyſe Salomo
in ſeinen Spruͤchen Cap. 17. v. 6. ſagt : Der Alten Krone ſeind Kinds- 〃
Kinder / vnd der Kinder Ehre ſeind jhre Vaͤtter : ſo ſeind allhier nicht 〃
zuverſchweigen / die Edele / Veſte vnd G o ttsfuͤrchtige / in der Religion
eyfferige Junckern / ſeine Anherꝛen / deß Vatters Stammen nach
Juncker Eberhart von Stetten zu Kochenſtetten vnnd Buchenbach :
vnd der Mutter Lini / Juncker Dietherich vnd Wolffen von Gemmin-
gen / aller ſeeligen Gedaͤchtnis / deren Lob vnd Chriſtlicher Eyfer anders-
wo / vnd ſonderlich im Adel Spiegel ( Andertheil / im Sechſten Buch am
44 . vnd 4. Cap ) zuleſen : die jhme ein ſondere groſſe Ehre vnd Ruhm
geweſen . Aber gleich wie kein Menſchſich der Fleiſchlichen vnd Leibli-
chen Geburt fuͤr Gottes Gericht ruͤhmẽ kan : Alſo hat Juncker Johañ
Joachim / in ſeinem Leben / mit dem Koͤnig David im 51. Pſalm / v. 7.
auch bekennen muͤſſen : Siehe ! Jch bin auß Suͤndlichem Saamen 〃
gezeuget / vnd meine Mutter hat mich in Suͤnden empfangen . Vnd im 〃
143. v. 2. Herr / gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht / dann fuͤr 〃
dir iſt kein Lebendiger Gerecht . Dann ſo Gott vom Himmel ſchawet / 〃
auff aller Menſchen Kinder ( wie dieſelben von Vatter vnd Mutter / vor
der WiderGeburt / als Fleiſch vom Fleiſch geboren werden ) das Er ſehe
ob jemand Klug ſeye / der nach Gott frage / ſo befind es ſich / wie der 14.
Pſalm v. 3. ſagt / Sie ſeind alle abgewichen vnd alleſampt vntuͤchtig . 〃
Da iſt keiner der guts thue / auch nicht einer . Vnd iſt demnach war was 〃
C S. Pau-
Leichpredig.
S. Paulus Roͤm. 3. v. 23. ſagt : Es iſt hie kein vnderſcheidt : Sie ſeind
〃 allzumahl Suͤnder / vnd mangeln deß Ruhms / den ſie an Gott haben
〃 ſollen : vnd werden ohne Verdienſt Gerecht auß Gnaden / durch die Er-
〃 loͤſung / ſo durch Chriſtum Jeſum geſchehen iſt / ꝛc. Vnd wie der Thew-
re Mann Gottes Doctor Martin Luther ſolches im Gloͤßlein daſelbſten
erklaͤrt / vnd ſpricht / Es iſt alles Suͤnde was nicht durch das Blut Chri-
ſti erloͤſet im Glauben Gerecht wird . Welches auch Chriſtus Jo. 3. v. 3.
mit eim doppeln Eydt beſtettiget / vnd ſpricht / Warlich / Warlich / Jch
〃 ſage dir : Es ſey dann / das jemand von newem gebohren werde : kan er
〃 das Reich Gottes nicht ſehen . Vnnd ob wir daran nicht genug hetten :
ſagt Er noch einmahl : Warlich / Warlich / Jch ſage dir : Es ſey dann
〃 das jemand gebohren werde / durch Waſſer vnd Geiſt / ſo kan er nicht inn
〃 das Reich Gottes kommen . Darumb hat ſich nun Gott ſein Himmli-
ſcher Vatter / vmb ſeines Sohns Chriſti willen vber jhn erbarmet / vnd
〃 nach ſolcher ſeiner Vaͤtterlichen Barmhertzigkeit jhn ſeelig gemacht /
〃 durch das Bad der Widergeburt vnd ernewrung deß H. Geiſtes Tit. 3.
〃 v. 5 vnd / durch die H. Tauff / jhn zu ſeinem Kind auff vnd angenohmen :
Jhn Geiſtlich Geadelt vnd zum Chriſtlichen Ritter geſchlagen . Dann
Er ſich ja in der H. Tauff / gegen Gott verpflichtet / ſein Lebenlang wi-
der den Teuffel / als ſeinen gewiſſen Feind / zu ſtreiten : Darumb Er auch
demſelben / vnd allen ſeinen weſen vnd wercken widerſagt vnd widerſpro-
chen . Vnd damit Er demſelben Feind im Leben vnd Sterben ſtarcken
widerſtand thun / vnd erhalten werden moͤchte : hat Gott der Allmaͤchti-
ge / durch ſeinen Heyligen Geiſt / in ſolcher Tauff / jhme auch die Geiſtli-
che Waffen geben vnd angezogen : nemlich den Helm deß Heyls / den
Krebs oder Harniſch der Gerechtigkeit / den Guͤrtel der Warheit / die
Stiefeln deß Friedes : vnnd jhme an den Lincken Arm / den rechten
Schutz deß Hertzens geben den Schildt deß Glaubens / mit welchem er
außloͤſche alle Fewrige pfeil deß Boͤßwichts : Auch in ſeine Rechte Hand
das Schwerdt deß Geiſtes / welches iſt das Wort Gottes Ephe . 6. v 14.
〃 damit Er durch ſolche Geiſtliche Waffen / die da Maͤchtig ſeind fuͤr Gott /
〃 verſtoͤren moͤchte die Bevoͤſtungen / die Anſchlaͤge vnd alle Hoͤhe die ſich
〃 erhebt wider die Erkandtnis Gottes : vnd neme alle Vernunfft gefan-
〃 gen vnder den Gehorſam Chriſti . Wie S. Paulus ſolches alles erklaͤ-
ret . 2. Corin 10. v. 4.
Vnd
Leichpredig.
Vnd damit er deſts Hertzhaffter vnd Mutiger ſtreitten moͤchte / iſt
jhme auch / durch Gottes ſonderbare ſchickung / der Titel vnd Name / als
das Symbolum / Zeichen oder Baͤndel ſeines Ritter Ordens gegeben
worden / daß er ſolt heiſſen Johan-Joachim : ſich darbey ſeines Him-
liſchen Oberſten zuerinnern . Dann Johan heiſt ſo viel als Huldreich :
der Gunſt vnd Gnade hat bey Gott vnd Menſchen : Alſo er ſich der Gna-
den Gottes ſeines Him̃liſchen Vatters / der Huld Jeſu Chriſti / vnd
der Gunſt deß H. Geiſtes ſolte troͤſten : der jhme als dann auch Gnad ge-
ben wuͤrde / daß er Gunſt bey den Menſchen finde . Vnnd ob er etwan in
ſolchem Streit / dem Fleiſch nach / ſtraucheln wuͤrde / ſolte er ſich doch ſei-
nes andern Nahmens Joachim oder Jojakim erinneren / der da heiſt vñ
bedeutet / der Herr wird jhn auffrichten / der Herr wird jhn erhalten .
Ja ob er auch ſchon in dieſer Welt / dem Leib nach muͤſt endſchlaffen / vnd
ſich in die Erde legen laſſen / ſo werde jhn der Herr doch erhalten wider
erwecken vnd auffrichten / Pſal. 3. v. 6. Job. 19. v. 25 . In ſolcher Ritter-
ſchafft hat ſich nun dieſer junge Juncker ſeelig / alſo verhalten / daß er ſich
hat ziehen laſſen zur Furcht Gottes / welche iſt der Weißheit anfang /
Pſal 111 v. 10. wie er dann auch darzu iſt gehalten worden / daß er Abends
vnd Morgens / vor vnd nach Eſſens / auch ſonſten vleiſſig gebettet / hat
Luſt vnd Lieb zum Kirchen gehen gehabt : ſich die Wochen vber auff den
Freytag gefrewet / auch wol gefragt / wann derſelbig Tag komme / da der
Pfarꝛher von Buchenbach predige ? Jſt gern zur Predigt gangen / vnd
nach ſeinem Kindlichem / doch Gott wolgefaͤlligem Einfaͤltigem Ver-
ſtande / ſo viel er gekoͤnt / wo nicht die Wort / doch die Melodi mit zuſin-
gen ſich vnderwunden . Vnd wie wir auch pflegen in der Wochen die er-
ſten Sechs Tag / neben dem Gebet vnſere Weltliche Geſchaͤffte zuver-
richten ; am Siebenden Tag / Sabbath oder Sontag aber / mit mehrerm
Ernſt dem Gottesdienſt abwarten : Alſo hat er auch in ſeinem Leben die
erſten Sechs Jahr ſeiner Jugendt / neben dem Gebet mit Kurtzweil
Kindlichem Spielen vnd Anſchlaͤgen / welches der Kinder wercke ſein /
vollbracht : Jm Siebenden Jahr aber ſich der Gottesforcht etwas mehr
angenom̃en / in welchem er nit allein anfahen zuleſen / ſondern auch mehr
Gebetlein vnd ſchoͤne Spruͤchlein gelernet / vnd ſich alſo in ſeinem Sie-
benden Jahr / als an ſeinem Sabbath vnd Ruge Tag zur rechten Rug
ſeiner Seelen vnd Leibs begeben : vnd ruget nun von allen ſeinen wercke .
Apoc. 14. v 13 . Daß auch der H. Geiſt ſein hertzlein regiret / daß hat ſich
C ij auff
Leichpredig.
auff das letzte auch an ſeinem Ende erweyſet . Dann als ich zu jhm kom-
men vnnd gar Schwach gefunden : ſeine Augen jhm auch von den Vr-
ſchlechten vaſt zugeſchworen geweſen / hat er doch mich vnnd andere / bey
der Sprache / wol erkennet / vnd mit Nahmen / wiewol gantz ſchwaͤchlich
zunennen wiſſen . Als ich jhn auch getroͤſtet / daß er woͤll gedultig ſein /
vleiſſig betten / vnd ſich dem Herꝛn Chriſto befehlen / vnnd gerne folgen /
〃 weil jhme derſelbig ruffe / vnd ſpreche : Laſſet die Kindlein zu mir kom̃en
〃 vnd wehret jhnen nicht / dann ſolcher iſt das Reich Gottes / Marci 10. v.
14 . vnd ich jhn darauff fragte / ob er auch gerne zu ſeinem Lieben Herꝛen
Chriſto / in Himmel kommen wolte ? hat er ſanfftiglich darauff ja geſpro-
chen . Jn deme ich die vmbſtehenden vermahnet mit mir zubetten . Aber
ehe ich das wort recht anfahen moͤgen / zog er ſeine Armlein / die er ſonſten
auff dem Bette außgeſpreittet hatte / vnnd wegen der Schwachheit von
ſich geſtrecket / eyfferig zu ſich / legte ſeine ſehr verletzte Haͤndlein andaͤch-
tig zuſammen / dieſelben gefaltend in einander ſchlieſſend / vnd bewegte die
Lippen ſeines Muͤndleins / daß man freylich wol ſpuͤren kondte / wie ſein
Kindlicher Geiſt geruffen hab Abba lieber Vatter / Rom 8. v. 15. Gal. 4.
v. 6 . Nach ſolchem Gebet ; ſeind wir bald widerum̃ zu jhm erfordert wor-
den / da ſchon alle zeichen deß zeitlichen Abſchieds ſich gnugſam erzeiget /
er auch anfahen den Athem jmmer ſchwerlicher zuziehen : Alſo haben
wir vnſer Gebet widerumb zu Gott gewendet / vnnd vmb ein ſanfftes
Stuͤndlein vnd ſeeligen abſchied gebeten / welchs Gebet Gott auch gnaͤ-
diglich erhoͤret . Dann als wir darauff die Beſandniß vnſers Chriſtlichẽ
Glaubens geſprochen : vnd nach dem letzten Artickel / ich glaube ein Auff-
erſtehung deß Fleiſches vnd ein Ewiges Leben / ich dieſen wunſch mit an-
gehengt Wolan / Gott geb dir auch das Ewige Leben / Amen , da ſchied
ſeine Seele / mit dem letzten Athem / in dem Woͤrtlein Amen von ſeinem
einſchlaffendem Leibe . Vnd iſt an jhme war worden was der Prediger
Salomo c. 7. v. 2. ſagt . Der Tag deß Todtes iſt beſſer dann der Tag der
〃 Geburt . Dann wie er Anno Chriſti 1606 , den 22. Martij vor 10. vhrn
Mittags / mit groſſer gfahr ſeines Lebens ( wie diejenigen wiſſen vnd an-
zeigen ſo bey ſeiner Geburt geweſen ) auff die Welt kommen : Alſo iſt er
hergegen diß 1613. den 23. Martij / vmb 12 . vhr Mittags / ohn alle ge-
fahr / ja auch in glaubiger Hoffnung deß Ewigen Lebens / in Chriſto
Jeſu ſanfft eingeſchlaffen : Eben auff den Tag da er ſein Achtes Jahr
eingetretten / vnnd den Tag zuvoren ſein Siebendes Jahr beſchloſſen :
welches
Leichpredig/
welches Jahr die Medici vnd Artzte pflegen zu nennen Annum cli-
mactericum oder ſcalarem , das auffſteigende Jahr / nach welchem er
auch der Seelen nach / an der heylſamen Leiter / ſo dem H. Patriarchen
Jacob erſchienen / Gen. 28. v. 12. welche iſt Chriſtus / auffgeſtiegen zu der
ewigen Frewde / da jhn kein qual mehr ruͤhren wird : dann auß Sechs 〃
Truͤbſalen hat jhn der Allmaͤchtige erꝛettet / vnnd in der Siebenden hat 〃
jhn kein Vngluͤck beruͤhret . Job. 5. v. 19. Vnd hat alſo / als ein Chriſtli- 〃
cher Ritter / alle ſeine Feinde vberwunden . Den Teuffel durch ſeinen
Erloͤſer vnd Seligmacher Jeſum / welcher der Hoͤlliſchen Schlangen
den Kopff zertretten Gen. 3. v. 15 . Die Welt durch den Glauben : dann 〃
vnſer Glaub iſt der Sieg / dadurch die Welt vberwunden iſt 1. Joh. 5. v. 4. 〃
die kan jhm nun mit jhren boͤſen Exempeln vnd aͤrgerniſſen nicht mehr
ſchaden . Sein eygen Fleiſch mit dem Gebet / Herꝛ dein Wille geſchehe /
vnd mit der Gedult . Dann ob wol dieſe Schmertzliche Kranckheit / jh-
me dem Fleiſch nach / als dem Alten Adam auch nicht wol gethan / vnnd
deren wegen anfangs ſich auch gewunden vnd vngedultig geweſen ; ſo iſt
er doch zuletzt / ja da der Schmertzen am groͤſten auch am aller gedultig-
ſten worden / vnd ſelbſt bekennet / er wolle gern ſterben : hat alſo Luſt ge- 〃
habt abzuſcheiden vnd bey Chriſto zuſein : Philip . 1. v. 23 Rom. 7 v. 24 .
Den Todt als den letzten Feind der durch Chriſti Sieg verſchlungen iſt 〃
1 Corin. 15 v. 26. 54. hat er durch den ſeeligen Schlaff vberwunden / inn
dem Er ehe dañ noch ſeine Seele von jhme geſcheiden / auff die troͤſtliche
Wort / ſo Jch jhme vorgeſprochen : Herꝛ in deine Haͤnde befehl ich mei- 〃
nen Geiſt / du haſt mich erloͤſet : Herꝛ Chriſte du getrewre Gott Pſal. 1. 〃
v. 6. ſein Haͤuptlin geneiget vnd zum ſeeligen Schlaff bereitet . Alſo hat
dieſes vnſer in Chriſto liebes Mit-Bruͤderlein / als ein Geiſtlicher Rit-
ter einen guten Kampff gekaͤmpffet / ſeinen Lauff vollendet / vnd Glau- 〃
ben gehalten . Hinfort iſt jhme beygelegt die Krone der Gerechtigkeit / 〃
welche jhm der Herr / an jenem Tag / der gerechte Richter geben wird : 〃
nicht aber jhm allein / ſondern vns allen / die wir ſeine Erſcheinung lieb 〃
haben 2. Thim . 4. v. 7. Darzu wolle jhm die Hochgelobte DreyEinigkeit
GOTT Vatter Sohn vnd H. Geiſt / eine froͤliche Aufferſtehung : Vns
aber zu ſolcher Frewdenreichen Vrſtend auch ein ſeeliges Ende verlei-
hen . AMEN .
C iij EPICE-
EPICEDION
in Obitum
NOBILISSIMI OPTIMÆQUE
SPEI PUERI JOANNIS JOACHIMI à STET-
TEN : Nobiliſſimi & maximè ſtrenui quondam viri Dn.
Caſpari à Stetten in Kochenſtetten . & c. feliciſs . memor . re-
licti filij qui completo jam Septennio , præmatura mor-
te abreptus , piè placideq́ ; in Immanu Ele ſuo ob-
dormivit . 23. die Martij Anno
Salutis 1613 .
O Mors crudelis ! quæ ſic graſſaris in Orbe :
Siccine graſſando ſpicula ſæva jacis ?
Quæ magnos parvoſꝙ́ feris , quæ fortibus æquas
Imbelles ; pueros conficis atꝙ ſenes .
Annón ſufficiat græto modò lumine vitæ
Tot numero infirmos deſtituiſſe ſenes ?
Inſuper in teneram ſævis etiam inde juventam ,
Tollendo pueros : nunc rapiendo ſenes .
Maxima naſcuntur nobis hinc damna ſubindé .
Sive neces pueros , interimaſve ſenes .
Hi ſiquidem afflictis rebus ſuccurrere poſſent :
Spes verò de illis maxima concipitur .
Arboribus pulcrè teneris ceu coſitus hortus ,
Viſu est jucundus , deliciasꝙ́ parit .
Nec tamen optatos poterit producere fructus ,
Sit licet ipſe ferax hortulus , ante diem :
Ætas ſicꝙ tenella nequit monſtrare venuſtas
Ingenÿ dotes , mentis & indicia .
Debilitas obſtat obſtat mentis , ratioꝙ́ tenebris
Circumfuſa latet , judicioꝙ́ caret .
Annis at poſtquam facta eſt maturior ætas ,
Prædulces fructus ſemina pura ferunt .
Nec venit ante annos unquam prudentia : rerum
Vſu quælongo conſtat & arte ſimul .
Affecti
Epicedion.
Affecti ſenio prudenter commoda ſpectant :
Quæ juvenes tantùm ſpeꝙ́ fovere ſolent .
Fragrantes olitor veluti decerpit in horto
Flores , queis pulcrè pingere ſerta velit .
Sic graciles teneræ decerpi IOVA juventæ
Plantas , exornans regna beata Poli .
Bellus ſicꝙ́ , jubente DEO , IANVS-IO ACHIMVS
STETTENVS properè cœlica regna petit .
Angeliciſꝙ́ Choris junctus verſatur in arcs
Ætherea , fruitur contuituꝙ DEI .
ALIVD .
JOANNES-JOACHIMUS à STETTENAD
matrem cùm amantiſſimam tùm mœſtiſſimam .
J Am nunc , O Genitrix , triſtes depone querelas ,
Et mentem ceſſa diſcruciare diu .
Non etenim perÿ : poſitis modò corporis ægri
Exuviis , vitam nunc ago rité novam :
In tenues purus ceßit nec ſpiritus auras :
Fumus ut è flammis miſſus ad aſtra volat .
Auxilio CHRISTI devicta morte triumphe ,
Cœlicolas inter cantica læta canens .
Hîc nullus dolor , anxietas , nulliꝙ labores
Amplius exiſtunt , me mala nulla premunt .
Hîc nec pallentes habitant morbi nec acuti :
Varorum ſcabies exulat inde procul .
Hîc nec dira feræ jaciuntur ſpicula mortis :
Arce nec auditur planctus in ætherea .
Aſt honor atꝙ decus , pax & concordia florent :
Percipiunt animæ gaudia mille modis.
Vita ( mihi credas ) eſt terq́ ; quaterq́ue beata ,
Non ibi læticiam finiet nulla dies .
Alloquio dulci me nunc dignatur IESVS ,
Paſcor in æternum contuituque DEI
Cœleſti inq́ue ſchola doctè , duce flamine ſancte ,
Imbuor æterni cognitione DEI .
Quæ
Epicedion.
Quæ quondam ſtudio ſummo indagare nequivi ,
Omnia , nunc nullo ritè labore ſcio ,
Angelicoſq́ue choros exultans , commoror inter ,
Æternumꝙ cano tempus in omne DEVM
Aßiduè mihi verba facit ( dulcißima mater )
Optimus , en ! Genitor : frater adeſtmeus .
Exultans etiam aſtat Avunculus unus & alter ,
Gratando miſcent dulcia verba mihi .
Nec non cœleſti noſtræ hac materteræ in aula
Gratando miſcent dulcia verba mihi .
Mox & avus proavuſꝙ alÿ ſic ordine longo
Gratando , miſcent dulcia verba mihi .
Maxima perpetuò teſtantur gaudia dictis ,
Vllus triſticiæ nec locus eſſe pot eſt ,
Vndè ego non memini quidquid perpeſſus in Orbe
Terrarum : quia me gaudia ſumma manent .
Caſtigatq́ue DEVS quoſiunꝙ favore paterno
Continet : Electos ſic probat , ecce ! ſuos .
Divinæ ſignum non iræ est , ſive furoris ,
Si quos morborum vi premit ipſe DEVS
Affligitque pios , violatos vulnere ſanat :
Incipit à ſanctis judiciumq́ue DEI .
Adfuit at ſancto mihi tunc Spiramine ſolus
CHRISTVS qui tantùm est vita ſalusꝙ́ mea .
Idcircò , ô Genitrix ! triſtes depone querelas ,
Et mentem ceſſa diſcruciare tuam .
O mater pia ! jam valeas , & faxit IESVS ,
Incolumis ſuperes tempora Neſtorea .
VVolfgangus vivat patruus , vitamq́ue quietam
Traducat multo tempore in arce ſua .
Vive Eberharde diu frater , ſpes progeniei
Vnica , næ ! noſtræ : vive Eberharde diu !
Agnati , Agnatæq́ue ſient quoq́ue tempora vitæ
Dulcia ſic vobis : vivite vos Amitæ !
Vivite jam cuncti feliciter atꝙ valete :
Ardentiq́ue DEVM ſollicitate prece :
Horula,
Klag Spruch.
Horula , nos tandem , cum venerit ultima mundi
Quò alloquio dulci contuituꝙ́ beet :
Omnes Cœleſti quoꝙ́ conjungamur in aula ,
Illic per CHRISTVM vita perennis erit .
Felic . recordat . ergò fac.
Ioan. Schadius Hailpronnenſ .
Klag Spruch
vber den Abſchied
Deß Edlen vnd gute Hoffnung von ſich gebenden
jungen Junckern Johan-Joachim von Steiten : deß Edlen
vnd Veſten Juncker Caſparn von Stetten / zu Kochenſtetten vnd
Buchenbach / ſeeligen Gedaͤchtniß / hinderlaſſen Sohns : wel-
cher nach vollendung deß Siebenden Jahrs / durch Fruͤh-
zeittigen Todtsfall abgefordert : ſeelig vnnd ſanfft
in ſeinem ImmanuEle entſchlaffen den 23.
Martij Anno 1613 Beſchrieben .
O Grimmiger Todt / der du doch /
Jn der Welt grauſam wuͤteſt noch :
Schieſſeſtu ſo grimmig in Eyl
Deine grauſame ſcharpffe Pfeil ?
Groß vnd Klein triffſtu mit deim Streich :
Den Starcken heltſt dem Schwachen gleich .
Die Kinder bringſtu vmb alsbald /
Vnd auch zugleich die da ſein Alt .
Jſt es dann nicht genug einmahl /
Daß ſo viel Alt Leut an der Zahl /
Deß werthen Liechts deß Lebens zwar
Muͤſſen beraubt ſein gantz vnd gar ?
Daß du / vber das / noch zur fahrt
Wuͤteſt gegen die Jugend zart .
Balt reiſſeſtu dahin ein Kind /
Balt ein erlebt Perſon geſchwind .
D Daher
Klag Spruch.
Daher erwechſt vns jmmerdar
Groſſer Verluſt vnd Schaden zwar :
Du toͤdteſt gleich die Kinder eben
Oder nimſt den Alten das Leben .
Dann dieſe kondten vns zuſpringen
Jn Gfahr vnd Truͤbſeligen dingen :
Von jenen aber je zur friſt
Ein groß Hoffnung zu ſchoͤpffen iſt .
Gleich wie ein ſchoͤner Garten fein /
Darinn viel Baͤum gepflantzet ſeyn
Anzuſchawen Lieblich allzeit
Der da erzeigt Ergetzlichkeit :
Der aber nicht kan bringen fort
Sein erwuͤnſchte Fruͤcht an dem ort /
Vor der zeit zu volkomner friſt
Ob ſchon der Garten Fruchtbar iſt :
Alſo die zarte Jugend mag
Nicht alsbald bringen an den Tag
Die liebliche Gaben / die fein
Deß Verſtandes anzeigung ſeyn .
Die Schwachheit deß Gmuͤts hindert diß
Vnd die vernunfft mit Finſterniß
Vmbgeben / verborgen zuhand /
Da mangelt vollkomner Verſtand .
Wann aber das Alter zur friſt
Durch die Jahr zeitger worden iſt /
Alsdann dem reinen Samen glinge
Daß Er liebliche Fruͤchte bringt .
Dann Weißheit vnd Vorſichtigkeit
Kompt nicht vor rechter Jahres zeit
Weil ſie beſteht in langem Brauch /
Vnd zugleich in den Kuͤnſten auch
Die Alten / ſo man hoch ſoll achten /
Die thun / was Nutz iſt / wol betrachten :
Daher gegen die Jugend klein
Jn Hoffnung ſolchs beſitzt allein .
Wie
Klag Spruch.
Wie ein Gaͤrtner im Garten ſein
Die wolriechenden Bluͤmlein rein
Abbricht / die er will das ſie fein
Verſetzt werden zu eim Kraͤntzlein ;
Alſo bricht Gott / nach ſeiner art /
Gering Bluͤmlein der Jugend zart :
Das er damit auch zier zugleich
Die Seeligkeit im Himmelreich .
Alſo auff Gottes Bfehl allein
Johan-Jochim von Stetten fein /
Hat begehrt eylend auch zukommen
Jnn das Himmelreich zu den Frommen .
Vnd iſt nunmehr gar nah verwand
Der Engel Chor / da er zuhand
Jnns Himmels Saal Lobt im vettrawen
Gott / den er hinfort thut anſchawen .
Ein Anders
Johann-Joachim von Stetten / ꝛc. zu ſeiner
Liebſten vnd hochbetruͤbteſten Mutter .
W Olan ! O liebe Mutter mein /
Laſt doch ewr trawrigs Klagen ſein !
Laſt ab ! vnd plaget nit mit ſchmertz
So lang ewr hart betruͤbtes Hertz .
Dann Jch bin nicht verlohrn zur ſtund .
Sondern hab nur abglegt jetzund .
Meins Krancken Leibes Leichnam eben :
Jetzt fuͤhr ich recht ein Newes Leben .
Mein reiner Geiſt iſt nicht der gſtalt
Jm duͤnnen Lufft verſchwunden balt
Wie ein Rauch von deß Fewers Flamm /
Gen Himmel zeucht verfleugt allſam .
Durch huͤlff Chriſti / hab Jch zur ſtunden /
Mit Triumph den Todt vberwunden .
Mein Frewden Gſang ſing Jch mit Schall /
Mit deß Himmels Jnnwohnern all .
D ij Kein
KlagSpruch:
Kein Swmertz / kein Angſt / kein arbeit ſchwer
Jſt hie an dieſem Ort nunmehr /
Kein boͤſes Vngluͤck mag auch Mich
Trucken noch ruͤhren ſicherlich .
Kein ſcharffe Kranckheiten zugleich
Seind hie / die den Leib machen Bleich :
Der Durchſchlecht Parplen ſeind allzeit
Von hinnen abgewieſen weit .
Es werden nicht geſchoſſen hie
Deß wilden Todts grimmig Pfeyl je .
Ja kein wehklag wird hie zumahl
Gehoͤret in deß Himmels Saal .
Hie gruͤnet Ehr vnd Zierd allzeit /
Ja der Fried vnd die Einigkeit .
Die Seelen empfinden ohn ziel
Tauſenterleyweiß Frewden viel .
Diß Leben ( glaubt mir ) iſt fuͤrwar
Seelig vnd vber Seelig zwar :
Da doch gewißlich gar kein Tag
Die Frewde jemals aͤndern mag .
Mein Herꝛ Jeſus acht mich jetzund
Wuͤrdig mit ſeinem ſuͤſſen Mund
Mich anzureden . Jch frew mich
Gott anzuſchawen ewiglich .
Jn Himmliſcher Schul hoch geehrt
Werd Jch durch Gottes Geiſt gelehrt /
Jn der Erkandtnis Gottes frey /
Wie Er ein ewigs weſen ſey .
Was Jch etwan mit hoͤchſtem vleiß
Nicht kondt ergruͤnden : ſolcher weiß :
Daß weiß Jch alles jetzt zur zeit
Recht wol ohn alle Muͤhſamkeit .
Jnn Frewden ſchwebend bleib Ichfein /
Jm Chor der lieben Engelein :
Vnd ſing zu aller zeit ohn ſpott
Ein ewiges Lied meinem Gott .
Ohn
KlagSpruch.
Ohn vnderlaß red mit mir fein
( Sag Jch Euch liebe Mutter mein )
Mein lieber Vatter / ja zur friſt
Mein Bruder auch zugegen iſt .
Frewdig ſtehn auch an meine Seit
Mein liebe Vettern jederzeit /
Empfahen mich an dieſem Ort /
Geben mir die freundlichſten Wort .
Ja in dieſem Himmliſchen Saal /
Meine liebe Baſen auch zumahl
Empfahen mich in dieſem Leben !
Vnd die ſuͤſſeſten Wort mir geben .
Balt mein Groß Vatter vnd Ahnlein
Auch andre deren viel da ſein
Empfahen mich : Vnd ſo fort an
Jhr Lieblich Geſpraͤch mit mir han /
Vnd bezeugen mit jhrer Red
Ein groſſe Frewd die nicht vergeht :
Vnd da mag keine Trawrigkeit
Platz haben / ja zu keiner zeit .
Daher gedenck Jch dran nicht mehr
Was Jch gelitten hab ſo ſchwehr
Jn der Jrꝛdiſchen Welt . Dann je
Die groͤſte Frewd mir bleibt allhie
Dann all die Gott Zuͤchtiget hart
Die haͤlt Er recht nach Vatters art /
Jn ſeiner Gnad : Ja alſo fein
Probirt Er die Erwehlten ſein .
Es iſt drumb nicht ein Zeichen ſchlechts
Deß Zorns vnd Grims Goͤttlichen Rechts
Wann Gott einen beſchwehret faſt /
Mit einer harten Kranckheit Laſt :
Gott ſchlegt die Frommen wol zur ſtund
Doch heilt Er die Er hat Verwundt .
Dann Gotts Gericht hebt an geſchwind
An denen die geheyligt ſind .
D iij Mir
KlagSpruch.
Mir aber iſt geſtanden bey
Chriſtus allein mit ſeim Geiſt frey
Der auch allein zu jeder friſt
Mein Seelen Heyl vnd Leben iſt .
Darumb / mein liebe Mutter / Ach !
Legt ab Ewr trawrig vngemach :
Hoͤrt doch auff klaͤglichem Schmertz
Zu krencken ewr betruͤbtes Hertz .
O Gottsfuͤrchtige Muttet mein /
Bewar euch Gott ! Ja Jeſus fein
Geb das jhr friſch vnd gſundt fein eben
So lang als Neſtor moͤget Leben /
Meim lieben Vettern Wolff wuͤnſch Jch
Daß Er auch moͤg geruͤwiglich
Sein Leben fuͤhren lange zeit
Jnn ſeim Schloß ſo jhm Gott bereit .
Vnd Eberhart mein Bruder fein
Auff dem die Hoffnung ſteht allein
Vnſers Stammens : Gott woll dir geben
O Eberhart ein langes Leben .
Jhr Schweſtern vnd Verwandten frey
Gott gebe das Euch allzeit ſey
Lieblich all ewers Lebens zeit .
Jhr Baſen Lebt in Frewdigkeit .
Lebt alleſampt Gluͤckſelig gar :
Zum valete euch Gott bewahr :
Denſelben ruffet an ja ſteht
Mit recht Eyferigem Gebet :
Daß Er vns auch ſeelig verleyh
Mit einander zureden frey /
Wann endlich kommen wird zu letzt
Daß Stuͤndtlein ſo der Welt geſetzt :
Auff das wir da durch Chriſtum eben
Fuͤhren ein Ewigs Seeligs Leben .
AMEN .
EPITA-
EPITAPHIUM .
Nach dem Willen
GOTTES /
Der Ewigen / Allmaͤchtigen / Hoch vnd
Lobwuͤrdigen / Heyligen
DreyEinigkeit /
Vatters / Sohnes / H. Geiſtes /
Leber vnnd Ruget /
In Christo Jesu ,
Der Edel
JOHANN-JOACHIM
von-Stetten :
deſſen
Vnſterbliche Seele
Nach vollbrachtem Siebenden / vnd gleich an-
gehendem Achten Jahr ſeines Alters : Anno 1613.
den 23. Marrij / durch ein ſeeliges Stuͤndlein /
vmb 12 . vhr Mittags / nach Goͤttlicher vorſehung /
von dieſer Welt abgeſordert :
Aber ſein
Verweßlicher Leib
Chriſtlichem Gebrauch nach den 29. Martij
zur Erden beſtattet worden : da er ruget vnd war-
tet des groſſen Tags des HERREN / vnd
der Frewdenreichen Zukunfft
IESV CHRISTI :
der Jhn
Froͤlich wider erwecken / vnd mit der
Seelen vereinigen wird
zur
Ewigen Seeligkeit .
AMEN .