Ein Einfaltiger Vnd
Chriſtlicher Sermon oder Leichpre-
digt / bey der ehrlichen Begrebnis / Des wol-
gebornen / in Chriſto verſchiedenen Herrn / Herrn Eraſ-
mi / Herren zu Starhenberg . Durch den diener des
Göttlichen Worts / Melchiorem Walther / der
zeit Prediger bey der Pfarkirchen zu Wells /
in der Pfarkirchen zu Helmanſedt /
gepredigt .
Erſtlichen vnd fürnemlich / zu Lob /
Ehr vnd preis dem ewigen Gott im Himel / vnd ſeinem
Son vnſerm HErrn vnd Heiland Jeſu Chriſto . Dar-
nach zur löblichen Wirdigen vnd ehrlichen Gedechtnis /
wolgemelts Herrn / Herrn Eraſmi Herrn von Starhen-
berg . Letzlich zum Exempel allen Chriſtlichen Herrn vñ
den gefreundten / So alda bey ſolcher Begrebnis gegen-
wertig erſchienen / Geſchehen den zehenden
tag des Monats Septembris
des 1560 . jars .
Gedruckt zu Wittemberg durch
Hans Krafft .
1562 .
ILLVSTRIS ET GENE-
ROSVS DOMINVS , DOMI-
nvs Erasmvs Baro A Starhem-
bergk & c. Senior , moriturus ad Chri-
ſtum Filium Dei .
T V mihi quem dederas curſum iam Chriſte peregi ,
Suauiter in gremio nunc recubabo tuo .
Ergo tuæ hanc animam trado , Pater optime , dextræ ,
Sanguine quæ viuit Chriſte redemta tuo .
Tu ſolus verax , tu Spes mihi ſirma ſalutis ,
Tu decus , & capiti grata corona meo .
Nunc mihi perpetuò curret feliciter æuum ,
Et mea vita , ſalus , gloria Chriſtus erit.
Quid melius tantisꝙ́ bonis , & munere tanto ?
Nunc vale optandum quicquid hic orbis habet .
Vitvs VVinsemivs
Senior .
A ij
D Jeweil wir in dieſer Pfarrkirchen bey ein
ander verſamlet / aus dem befelch vnſers getrewen
Herrn vñ Seligmachers Jheſu Chriſti / das heilig
Götlich Wort zu hören vnd zu lernen / Wil ich ſölch mein
leer vnd Predigt / auff das aller kürtzeſt / der Materien
nach in drey teil ſtellen .
Erſtlich / wil ich euch den kleglichen Text /
ſo beſchrieben iſt / Jeremiae am 20. capitel ſeiner Prophe-
tiſchen Schrifften / von wort zu wort verleſen .
Zum andern / zu einem eingang der Pre-
dig / wil ich einen kurtzen vnterricht thun / von dem elen-
den Jamerlichen vnd erbermlichen leben des Menſchen .
Zum dritten / Wil ich euch das lob dieſes
Chriſtlichen / in Gott ſanfft entſchlaffenen Herren / wie
billich / vnd er wol wirdig / anzeigen / Darnach ſo wil ich
euch Gott dem Herren befehlen .
Nun ſtehet auff von ewrem ſündtlichen le-
ben / thut Buſſe vnd beſſert daſſelbige / vnd höret an mit
rechter andacht / den Kleglichen Text des heiligen Pro-
pheten Jeremiae am 20. Capitel .
Jerem. XX .
V Erflucht ſey der tag an
dem ich geborn bin / der tag an
dem mich mein Mutter bracht
hat / der ſey vnglückſelig / Ver-
flucht ſey der Menſch / der mei-
nem Vater das botenbrot bracht / jm zu einer
Freud / da er ſprach / Dir iſt ein Knab worden /
Es gehe dem ſelben menſchen / wie es den Ste-
ten ergangen iſt / die der HERR one barm-
hertzigkeit vmbgekert hat . Das ich nicht ge-
tödtet bin / gleich als ich aus Mutter leib kam /
Oder das mein Mutter nicht ſelbſt mein grab
iſt worden / auff das die geburt nicht erfür ko-
men / ſondern in jr blieben wer . Warumb bin
ich aus Mutter leib auff dieſe erden komen ?
das ich ſolch ſchmertzen vnd hertzleid ſehen
mus ? Vnd mein leben mit ſchmach vnd ſchand
volfüren .
H Oret zu jr Auſerwelten in
Chriſto dem HErrn / höret zu / Vnd
mercket auff das grewlich / jemerlich /
erſchrecklich vnd kleglich geſchrey / Welches die-
ſer heiliger / hoher / vbertrefflicher Prophet / mit
A ij A iij wei-
weinendem hertzen / vnd vollem munde volbrin
gen thut / Mercket auff wie heulet / ſchreiet /
weinet vnd wehklagt er / was mus dem heili-
gen Man nur ſein ? Oder wer hat nur dem fro
men Propheten gethan ? Vnd was mus nur
die beweglich vrſach ſeines groſſen hertzenleids
vnd jemerlichen vnerhörten geſchreies ſein ?
Ach lieben kinder Chriſti es iſt mehr denn
nur ein einige vrſach / welche die reichen nicht
warnemen vnd für gering achten . Als nem-
lichen / Er iſt ein wenig in die Welt geſpatzie-
ret / vnd hat derſelbigen groſſen grewel erſehen /
Jſt derhalben ſo ſehr darob erſchrocken / das er
wolt er were niemals darinn komen / vnd hett
derſelbigen mit keinem aug geſehen . Wolt
Gott das wir ſemptlichen die Welt auch mit
ſolchen augen anſchaweten / vnd mit ſolchen
ohren auff ſie merckten / wie dieſer löblicher / in
mutter leib geſegenter Prophet gethan hat / ſo
würden wir gewislich auch mit dem Prophe-
ten ein erſchrecken vnd zittern ob dem vnmüti-
gen / vnfletigen wuſt dieſer Welt haben / wir
würden vns derſelbigen nicht ſouiel achten
nicht alſo mit jr kutzlen vnd liebkoſen / auch
mit den güldenen hammen nicht ſo offt darin-
nen fiſchen / Sondern wir würden viel mehr
mit
mit dem Propheten weinen / heulen / vnd mit
Johanne bekennen / das nichts guts darinnen
ſey. 1. Johan. 2. vnd Johan. 5. würden auch
gentzlichen wünſchen / das wir nie weren dar-
ein komen . Nu laſt vns nur ein wenig mit ein-
ander ſpacieren / vñ in die beſchawung der welt
procedieren / nur allein zuſehen / was die Welt
ſey . Wolan / laſt vns beſichtigen / alle zeit / alle
örter / vnd letzlichen alle perſonen . Alle zeit / als
nemlich / von Adam bis auff Moſen / von Mo-
ſe bis auff Chriſtum / von Chriſto bis auff vn-
ſer zeit / Wenn ſeindt nicht merckliche trübſelig-
keite / vnd merckliche hertzenleid vorhanden ge-
weſen ? Jtem / wir ſeindt kinder geweſen / ſein
ein teil manbar worden / vnd ein teil gar alt /
Was beſtendiger freud aber können wir vns
rhümen ? Müſſen wir nicht alle ſagen / das ni-
chts anders deñ lauter angſt / not / trübſeligkeit
vnd müheſeligkeit / in einen iglichen alter ſteckt /
vnd hauffen weiſe / vnerzellig wie ein ſchwarm
herfür kreucht . Darnach ſo wir beſichtigen al-
le örter / das iſt / wir ziehen gen Wyen / gen
Rom / gen Nürnberg / gen Künigsberg / ja in
Reuſſen oder Preuſſen / wo wir nur hin wollẽ /
ſo finden wir nichts anders / deñ angſt vñ not /
ſo irgents / wo ein freud iſt / das da freud künt
oder
oder möcht genent werden / ſo iſt es doch nichts
anders / denn nur eine geflickte / gebettelte / kur-
tze / vergenckliche vnd vnbeſtendige ergetzligkeit
der leibes .
Letzlich ſage ich / ſo wir beſehen alle perſon
Geiſtlich vnd Weltlich / ſie ſein gros oder klein /
Edel oder Vnedel / reich oder arm / ſtarck oder
ſchwach / ſchön oder ſcheuslich / auch alle ſtend
derſelbigen perſonen / ſie ſein Keiſer oder Kü-
nig / Fürſten oder Herrn / Bürger oder Pawr /
Item / Babſt oder Cardinal / Biſchöff oder pre-
laten / Prieſter oder ander Kirchendiener / So
werden ſie doch alle ſemptlichen bekennen mit
den heiligen Eccleſiaſtico / Es ſey ein elend je-
merlich ding / vmb der menſchen leben / von
Mutterleibe an / bis ſie in die Erden begraben
werden / ſo wol bey dem der in hohen ehren ſitzt /
als bey den geringſten auff erden / ſo wol bey
dem der ſeiden vnd Cran tregt / als bey dem der
einen groben kittel tregt . Darumb ſchreiet
der Prophet Jeremias / er wölt das er nie auff
erden kommen / ja er verflucht den / der ſeinem
Vater das freudenbrodt bracht hat / das jm ein
Son geborn ſey / vnd begert hertzlichen / das
ſeine Mutter ſampt jhm am marterbett ge-
ſtorben were / das er nur ſolchen jamer vnnd
ſölches
ſolches hertzenleidt nicht ſehen ſolt / vnd wolte
gern das ers nur vberwunden het / vñ von die-
ſer Welt abgeſchieden wer .
Alſo hat auch Paulus derſelbigen Welt Galat. 6 .
gantz gnug gehabt / da er ſagt zun Galat . 6.
Jch bin der welt geereutziget / des gleichen auch
ſie mir / das iſt ſo viel geredt / Jch hab der welt
gnug / vnd ſie auch meiner . Dann / jr lieben
kinder Chriſti / wenn wir nu ſölchen jamer alle
angeſehen / vnd ſolche trübſal / dürch welche wir
ins reich der Hiemel eingehen müſſen / Act. 14. Act. 14.
erlitten haben / So befinden wir letzlich an al-
len örter / noch die aller erſchrecklichſte / welche
iſt / wie Ariſtoteles ſagt / der Todt / der jdermen-
niglichen in dem geſetz der Göttlichen gerechtig
keit / aufferlegt iſt / Wie Paulus ſagt / Statutum Hebr. 9.
Eccle. 14 .
est omnibus mori , Es iſt vns aufferlegt / das wir
alle müſſen ſterben .
Wenn als deñ der Todt / welcher ein rech-
ter blutſauffer / halsbrecher / vnd beinſtrecker
iſt / kumpt / ſpielt er erſt der vntrew mit vns / vñ
teilt vns mit den garaus / ohn alles mitleiden
vñ barmhertzigkeit / er treibt vns erſt den angſt
ſchweis aus / er bringt mit ſich das lang Regi-
ſter / vnd macht dem menſchen erſt recht kundt
vnd wiſſen / wie er ſein tag gehandelt vnd ge-
B wandelt/
wandelt / vnd wie er Gott mit ſeinem ſündtli-
chen leſterlichen leben / zu viel tauſent mal er-
zürnet / vñ zum zorn der gerechtigkeit bewogen
hab . Wenn der zur thür herein tritt mit ſeinem
heer / vnd mit ſeinem köcher voll ſpitziger feuri-
ge pfeil / vnd mit ſeiner ſcharffen Senſen / da
iſt denn nichts / denn angſt / ſchmertzen vnd her-
tzenleidt ohne zal / da vermeint der menſch erſt
frum zu werden / als denn gehet es an ein wün-
ſchen / Ach mein Gott / mein Gott / weñ ich nur
noch eine kleine weil ſölt leben / jtzt wolt ich
frum werden / nun wolt ich gute wercke thun /
vnd mich nach deinem göttlichen willen / wort /
vnd geboten richten / Ach almechtiger Gott / ſe-
lig iſt der menſch / der Chriſtum erkent / vnnd in
ſölchen nöten zu ſeinem troſt erfinden vnnd er-
greiffen kan . Wenn jn denn der Todt alſo an-
zerret vnnd anbleckt / reiſſet jn bey einem arm
hin / bey dem andern her / ſchüttelt jm ſein leib /
das jm das hertz kracht / vnd wil jn auff die
lang ſtreckbanck binden / vnd jhm leib vnd Seel
von einander reiſſen / da geht es an ein zittern
vnd zagen / Denn da erfert der menſch weiter /
was er nie hat wollen gleuben / das als nem-
lich / all ſein pracht / ehr / wolluſt / reichtumb /
gewalt / nach welchen er geſtrebet / in welche er
auch
auch ſein hoffnung / freud / vñ troſt geſetzt / gantz
eitel ſey / jtzund dürch den tod vergehen / vnd jn
gentzlich verlaſſen . Wer wil hie aus ſprechen /
die groſſe marter vnd qual des ſterbenden men-
ſchen . Darnach ſo empfindet er auch die ſpitzige
ſchneitende pfeile des Todes / die dringen jm
durch leib vnd Seele / marck vnd beine / dürch-
ſchieſſen jhm ſein hertz im leibe / alſo das nichts
an ſeinem gantzen leibe / vnd allen ſeinen gelie-
dern / auch der Seelen / denn lauter ſchmertz
gefület wirdt / Sein farbe vnd ſchöne geſtalt
wirt greulich / heſlich / vnd verſchmehet / wie ein
blümlein auff dem felde. Ja. 1 . 1. Pet. 1. ſeine Ja . 1.
1. Petri 1 .
füs erſtarren jm / das er nimer gehen kan / ſein
leib wird jm ſo matt / das er jn nimer bewegen
kan / ſeine Ohren verſchwellen jm / das er ni-
cht mehr hören kan / die augen zerbrechen jhm /
das er nicht mehr ſehen kan / die zunge hengt
ſich an ſeinen gaumen / das er die rede nicht
mehr verbringen kan / Jn ſumma er kan nichts
mehr hanbeln / ſchaffen oder thun / wie vnd wo-
hin jhn der todt bindet / da mus er bleiben / Als
deñ gehet es an ein rachlen vnd rütteln / an ein
heben vnnd ſchweres ziehen / an ein ſchwitzen /
dürſten / engſten vnd ſeufftzen / da hilfft kein Er-
tzeney mehr / weñ alle Doctores gebracht wur-
B 2 den/
den / Da hilfft kein Roſen / Lauendel / oder an-
der Krafftwaſſer / da hilfft nicht Sirup oder
aqua vitæ , Lieber ſag an / Wer kündte hie die
wehtage des ſterbenden gnugſam erzelen .
Zum dritten / So befindet er erſt / was da
heiſſet ſcheiden / weñ Leib vnd Seel voneinan-
der ſcheiden ſol / deñ der todt quelt / zuſchlecht
vnd zerknirſcht den menſchen / das jhm ſein ſeel
vor wehtage aus dem leib mus faren / welches
jnen beiden ein gros hertzenleidt iſt / Deñ die-
weil ſie miteinander gewont / vnd ein zeitlang
bey einander verharret / iſt jr ſcheiden der bit-
tere todt ſelber . Wol dem der die guten Enge-
lein / ſo Lazaro auch beyſtendig geweſen / haben
möge / die ſein Seel zur ewigen freud beleiten .
Zum vierdten vnd letzten / Weñ nu der
arm ſterbent menſch / in ſolchen engſten vnd in
ſolchem ſtreit iſt / Da ſihet er erſt wie er ein
falſche vnd ein betrogene Fraw an der Welt
gehabt / welcher er gedienet / vnd in hohen ehren
gehalten / Denn ſie fleucht mit all dem jenigen
dahin / vnd leſt den armen ſterbenden menſchen
allerding hülfflos / vnd troſtlos / allein ſtehen
für dem ernſtlichen gericht Gottes / Sie ſagt
nicht
nicht einmal hab danck deines trewen dienſts /
leſt jn auch kempffen wider den Teuffel / Sünd
Tod / Hell / ſo gegen jme herlauffen wie die
Jagthunde vnd Brüllenden Lewen / der Teuf-
fel iſt bereit / ſein Seele in abgrund der Hellen
zu reiſſen / der Todt gurgelt ſein hals ab / die
Hell ſpeiet jm die fewrigen flammen vnter die
augen / die Welt lacht vnd verſpott jn / die ſünde
trückt jm ſein gewiſſen ſo enge zuſamen / das er
möcht jamer ſchreien / Ach da iſt leid vber leid /
jamer vber jamer / ſchmertzen vber alle ſchmer-
tzen / die Welt ſpricht nicht ein mal gehab dich
wol ſon / Sie wirfft jm ein altes duch für die
füfs / als wenn ſie ſein damit ſpottet / vnd lau-
fft dauon .
Selig iſt der Menſch der als denn Jeſum Oſee. 13.
Johan . 14
Chriſtum / den HErrn des Todes vnd des Le-
bens Johan. 14. ſelber in ſolcher groſſen noth
zu einem beiſtant erfundẽ hat . Des haben wir
ein herrlich exempel vñ ſpectakel am Soldano /
der ein König war Babilonia / welcher / da er zu
Damaſco kranck lag / vnd ſich befindet das ni-
chts anders daran wer / denn er müſt ſterben /
da lies er ſeinen Fendrich zu ſich ruffen / vnd
ſprach / dieweil du haſt mein Banier vnd Fend-
lin meiner Maieſtet in krieg vnd in ſchlachten /
B iij pflegen
pflegen vor mir her zu tragen / trag nu auch
meines todes Panier vnd Fendlin herumb /
Nemlich das leinen duch / durch gantz Dama-
ſchen / vnd ſchrey an allen örtern / lauffet zu /
lauffet zu / vñ ſehet an / der künig von auffgang
der Soldan genant iſt geſtorben / vnd nimpt
nicht mher mit ſich / deñ diſs geringe / elendt lei-
lach . Dergleichen liſt man auch von einem
jungen Künig aus Lothringen / welcher da er
in letzten zügen lag / vnd ſeine Palleſt vnd Sä-
le / welche wol geſchmückt vnd geziert waren /
anſahe / ſprach er bey jhm ſelber / des jrer viel
hörten / O Herr Jheſu Chriſte / wie zernicht
vnd hilfflos iſt die Welt / Schaw / der ich ſo viel
Stedt vnd Schlöſſer hab / vnd weis dennoch
nicht / wo ich heindt dieſe nacht einkeren oder
verharren ſol / oder wer mich beherbergen wirt .
Jſt deñ dem nun alſo / jhr geliebten in dem
Herren / das in der gantzen Welt bey allen ör-
tern / zeiten vnd Perſonen / nichts anders denn
lautter elend / angſt / not / armut / mühſeligkeit /
trübſeligkeit / hertzenleidt vnd letzlich der bitter
Todt erfunden wirt / wie vns denn Chriſtus
Johan. 16. ſelber angezeigt / So ſollen wir nu /
wenn jrgent vnſer freunde oder bekanten einer /
dürch
dürch ſölche qual vnd angſt / ritterlichen vnnd
götſeliglichen hindurch gedrungen hat / Wie
heut dieſer Chriſtlicher / wolgeborner vnd got-
ſeliger Herr / Ritterlichen geſtritten vnd vber-
wunden / Gott im hiemel hoch rhümen / ehren /
loben / preiſen vnd hertzlich danckſagen / das er
jn gnediglich dürch ſölche angſt vnd not gehol-
ffen / auch dürch den rechten Chriſtlichen glau-
ben / die victorien vnd ſieg verliehen hat / vnnd
ſollen jn auch dabey hertzlichen bitten vnd an-
ruffen / das er vns alle ſemptlichen / nach ſeim
Götlichen willen / an vnſerm letzten endt / weñ
wir mit allen vnſern feinden kempffen vñ ſtrei-
ten müſſen / eine ſölche ritterliche vberwindung
gnediglich mitteilen wölle / durch Jeſum Chri-
ſtum vnſern Heiland / Amen .
Das iſt geweſen die erſte leer / als nemlich
von dem elendt vnd jamer dieſer Welt / welche
Welt in S n u mma nichts anders iſt / deñ ein
recht Klaghaus / Traurhaus / Jamerthal / ein
rechtes Spital / darinne wir alle kranck liegen .
Z VM andern / hab ich ewer lieb verheiſſen /
das billiche vnd wirdige lob / ſo diſer Wol-
geborner Chriſtlicher / in Gott entſchlaffener
HERR / hinter jme gelaſſen hat / anzuzei-
gen .
Wo
Wo meinet jhr aber / das ich jhn zu rhü-
men vnd zu loben anfahen ſoll ? Wo ich anfing
zu rhümen / von ſeinem langwerigen / löblichen
Stamme vnd herkomen / das dann wol billich
geachtet würde / So würde ich mich viel zu ge-
ring vnd ſchwach da zu erfinden / denn es man-
gelt mir nicht allein an der Antoritet / Perſon /
vnd Facultet / ſonder auch an der wiſſenheit
vnd geſchicklikeit / Da zu ſo iſt mir ſölches / zu
ſpät kundt gethan worden . Wie dem allen / ſo
iſt es wiſſendt / das er ſey eines langwerigen /
Ehrlichen / vñ ohn zweiffel Gott wolgefelligen
Stammen vnd herkomens / das ſehen wir an
dem / das ſein ſtam vnd Origo ſo lang geweret /
Exodi. 20 . vnd ſich ſo weitleufftig ausgebreitet hat / dar-
an denn ſcheinet / das ſeinen Eltern der Eiferig
Gott / nach ſeiner zuſag / bis in das tauſente ge-
liedt wolgethan hat . Es iſt auch für augen /
wie jn der Herr mit ſeiner vörigen Hausfra-
wen / mit welcher er ſo wol / als mit der jtzigen /
andechtig / Chriſtlich vnd freundtlich gelebt /
mit achtzehẽ Kindern begabt hat . Aber was ſol
ich dauon viel ſagen / zu beſchreiben ſölchẽ ſeinen
Stamm / gehöreten andere höher vnd gelertere
Leute / welche jr Rhetoricam wol gelernt / vnd
geübt hetten / Wil daher dieſen leiblichen vnnd
fleiſch-
fleiſchlichen ſtammen den gewaltigen Rednern
Malern vnd Bildſchnitzern / beuelhen thun .
Jch aber wil einfaltiger weis für mich nemen
ſeinen geiſtlichen Stammen / das kleine Blüm
lein / ſo gewachſen iſt aus dem Stammen
Jeſſae Eſaiae 11 . Das iſt / ich wil anzeigen / Eſaiae 11 .
Wie er als ein geiſtlicher Baum gepflantzet /
auff Chriſtum den HErrn / gute vnd liebliche
früchte getragen hat / Matth. 7. Vnd nicht al- Mat. 7 .
lein dem fleiſch / ſondern auch dem Geiſt nach /
( das da ſelten / wie Paulus zuuerſtehen gibt /
1. Corinth. 1. bey einander wonet ) ein rechter
löblicher artiger Baum geweſen iſt .
Wenn einer vnter vns ſo es müglich wer /
hinauff gen Himel ſtig / vnd brecht eine frag zu
Gott dem HErrn / welcher vnter allen Keiſern
vnd Königen / Fürſten / Herrn vnd Grauen / ſo
auff der gantzen Erden ſind / den löblichſten
Tittel haben ſolle ? was meinſtu das er für ein
antwort geben würde ? vnd welcher den ſchön-
ſten vnd herrlichſten Tittel haben ſolt ? Der /
würde er ohn allen zweiuel ſprechen / ſo ein für-
derer / beſchützer vnd liebhaber iſt meines göt-
lichen Worts / Denn ſolche / ſagt er / wil er lie-
ben / vnd mit ſampt ſeinem Vater bey jnen wen
hafft erſcheinen / Johan. 14 . Ein ſolcher iſt nu Johan . 14
C der
der offtgenant in Chriſto verſchiedner Herr
geweſen / Denn die predigt des göttlichen
Worts / iſt ſein höchſte freude / ergetzlicheit vnd
wolluſt geweſen / Ja die heilige Schrifft / was
ſein wolruhender Luſtgarten / dafür hett er
nicht gehört Zimbolen / orgeln / harffen vnd lau
ten / oder der andern wollautenden Jnſtrumen-
ten eins / ja das wort Gottes hielt er für das
ſchön herlich Perlein / das der auff dem acker ge
fundẽ hatt / alles verkaufft vñ daſſelbig Perlein
Matth. 13.
19 . behalten / Matth. 13 . Er hielt es für ſeinen grö-
ſten / thewerſten vñ angenemeſten Schatz auff
Luc. 6. 12.
18. der gantzen Erden / Luc. 6. 12. 18. darein ſetzt er
ſein hertz vnd gantzes vertrawen / vnd wuſte
wol nach Chriſti zuſag / das jme den kein mot-
te freſſen / noch kein dich ſtelen künde .
Wenn jm einer von Chriſto vnd ſeinem
Wort ſagt / ſo ſchicket er ſich bald zur wilfertig-
Judic. 3 . keit vñ reuerentz / gleich wie Eglon ( wiewol er jm
als ein gottloſer Heide ſonſt gantz nicht gleich )
da er ſas in ſeinem Sale / vnd Ahud zu jm kam
vnd ſprach / Jch hab das Wort des HErrn zu
dir zu bringen / da ſtund er auff / als wenn ers
dem wort des HErrn zu einer reuerentz thet /
Alſo wuſt er auch nicht / wie er nur mit hoher
groſſer reuerentz vnd ehrerbietung / das heilige
Wort
wort Gottes begaben vnd verehren ſölt / O er
wuſte wol das eins von nöten war / Wie Chri-
ſtus ſagt / Luc. 10. zu Martham / darumb er- Luc. 10
welet er mit Maria das beſte / darinnen hett er
ſeine freude / ſein luſt / ſein lieb vnd frölichkeit .
Er war auch ein rechter zuhörer des ſelbigen
Worts / thet nicht wie heutiges tags jr viel an-
dere Herrn thun / ſo allein ein ſtück daraus hö-
ren das jnen gefelt / Als nemlichen / wenn man
jnen predigt von dem Euangelio / von Chriſto /
von der gnade / von der ewigen ſeligkeit / da wöl-
len ſie alle gute Chriſten ſein / Aber wenn man
jnen ſagt von dem Geſetz / von der ſtraff jrer
laſter / ſo wüten vnd toben ſie wider die Diener
des götilichen Worts / nach dem exempel He-
rodis / wie die Tyrannen / als wenn ſie toll vnd
töricht weren .
Das thet aber dieſer nicht / ſondern es
war ſein will mit den Jſraelitern / Omnia verba Exod. 24 .
quæ locutus est faciemus , Exod : 24 . Wir wöllen
alle wort halten die er geſagt hat . Man kundt
jm auch die laſter vnd das ſündliche leben ſo
hoch nicht fürwerffen / den Teuffel vnd die Hell
ſo greulich nicht abmalen mit dem Geſetz / ſo
ſehr nicht donnern vnd blitzen / die gerechtigkeit
ſo ſcharff nicht anzeigen / Er war es alles ſehr
C ij wol
wol zu frieden . Darzu bekennet er ſeinen
Luce 12 . HErrn Chriſtum ohn allen ſchew / Luce. 12.
vor jdermenniglichen / hohes vnd nidrigs ſtan-
des / ja weltlicher gunſt vnd herligkeiten / vnnd
handlungen hin vnd her / So ſchawet er den-
noch alle zeit darauff / das er wider ſeinen ſchatz
des Götlichen Worts / vnd wider ſeinen Chri-
ſtum nicht handelte / Sonder alle zeit mit den
Act. 5 . Apoſteln / vnd mit gutem gewiſſen / ſprechen
möcht / Oportet Deo plus obedire quàm hominibus ,
das iſt / man mus Gott mehr gehorſamen / deñ
den Menſchen .
Dann er war kein heuchler oder ſchmeich-
ler / vor den menſchen / ſonder des namen Chri-
ſti offentlicher bekenner . Darumb wirt jn Chri
ſtus ohne zweiuel wider / wie er vns verheiſſen
hat / vor Gott ſeinem Himliſchen Vater beken-
Luc. 12 . nen / Luc. 12 . Er fragt nicht viel darnach mit
Daniel 15 . Daniel hin zugehen / den Abgott Baal / vnnd
den Drachen anzuzeigen / ob ſchon die Baali-
tiſchen vnd helliſchen Pfaffen darüber zornig
wurden . Er furcht mit Johanne mit nichte
Herodem / Mar. 6. Mit Stephano gab er ni-
chts auff die Jüden / Act. 7. Mit den Jüngern
Act. 4. 5 . Chriſti / fragt er nichts nach den Phariſeern /
Act.
Act. 4 . 5. Er entſchüldigt vnd warnet offtmals
den rechten Dauid mit Jonatha / das iſt / die
rechten Chriſten / Fragte nicht viel nach ſeines
Vaters Sauls zorn . 1. Reg. 19. 20 . 1. Reg. 19.
Letzlich hatt er die art im gehör des Göt-
lichen Worts gehabt / das er nicht fragte nach
den groſſen hohen Gelerten / vnd geſchickten
Sophiſten / nach den alten wolbetagten / Son-
dern allein nach den einfeltigen reinen lerern /
welchen Gott die warheit offenbar machet . Math. 11.
1. Cor : 3.
Matth. 11. 1. Cor. 3 . Er wer alt oder jung /
hochgelert oder nicht / wenn er jn nur nicht von
dem einigen Scopo / vnd von dem einigen Fun-
dament / ſeinem einigen Heiland Jheſu Chri-
ſto abweiſen thet . Er ſaget nicht / wie vnſere
Herrn heutiges tags ein teil thun / Er iſt ein
junger Lecker / wird mich nicht lernen / wie ich
ſoll ſelig werden / ja er hielt ſich gleich eben / wie
ein feines einfeltiges kindlein / Matth. 18. 19. Matth. 18
19 .
Marc. 10. welcher kinder denn iſt das reich Mar. 10 .
der Himel / halten ſolle / Als er in groſſer ſch-
wacheit war / das jn ſeine füs niemer ertragen
mochten / lies er ſich als ein gehorſames willi-
ges kind Chriſti / vnforchtſam aller gefehrlich-
keit / in einen ſeſſel / die gefehrliche hohe ſtiegen
zu der Predigt des göttlichen worts tragen /
C iij Als
Als wolt er dadurch ſagen / nach der art des
heiligen Mannes Job / Mein lieber Herr Jhe-
ſu Chriſte / ob du ſchon meine ſtercke / die du mir
geben / widerumb von mir genomen haſt / alſo
das ich nicht mehr zu dir gehen kan / ſo wil ich
dennoch von dir nicht bleiben / kan ich armes
würmlein nicht gehen / ſo wil ich dir nachkrie-
chen . Solchs hat er gethan / bis er mehr denn
halb todt geweſen / das iſt ein gewiſſes zeichen
der Newengeburt / als nemlich das er aus Got
geborn / vnd durch die Newgeburt des Heiligen
Geiſtes / ein warhafftig kindt Jheſu Chriſti
worden iſt / Wie Chriſtus anzeigt / Johan. 8.
Johan. 8 . Wer aus Gott iſt / der höret Gottes Wort . Er
hat Gottes Wort gehöret / darumb iſt er auch
Johan . 14 aus Gott geweſen . Jtem / Johan. 14. Wer
mich lieb hat der höret meine Wort / vnd mein
Vater wird jn lieb haben / vnd Wir wöllen zu
jm komen vnd Wonung bey jm machen .
Dieſe lieb hat dieſer Chriſtlicher Herr hie
zeitlich trewlich erzeigt / darumb wird jm on
allen zweiuel erfolgt ſein / das er durch die lieb
Gottes auffgenomen iſt worden / in den Tem-
pel aller freud vnd ſeligkeit / da wird er allererſt
recht hören / die ſchöne liebliche / klare vnd helle
ſtimme / vnſers Heilands vnd Seligmachers
Jeſu
Jeſu Chriſti / die da alſo lauten wird / Matth. Matt. 25 .
25. Kompt her jr Auſſerwelten / in das Reich
meines Himliſchen Vaters / das euch vnd allen
heiligen Engeln von anbegin bereit iſt . Er
wird auch das hören wie Chriſtus ſpricht /
Lüce 22. Jch wil euch austeilen das Reich Lucae 22 .
meines Himliſchen Vaters / Wie mirs mein
Vater ausgeteilt hat / mit der ſtim wird er aller
erſt recht erſettiget ſein / die wird aller erſt recht
wol in ſeinen ohren lauten vnd erklingen / Alſo
das jm ſein hertz vor lauter freuden ſpringen
wird . Aus dieſem Tempel von dannen wird er
nimmermehr wündſchen noch begeren / Son-
dern mit Petro zu Chriſto ſagen / Wo ſollen Johan. 6 .
wir hin gehen / du haſt das Wort des ewigen
Lebens / Das iſt das erſte lob ſo dieſer Chriſt-
licher Herr hinder jme gelaſſen hat .
Zum andern ſo hat er ſich auch in ſeinem
leben des heiligen hochwirdigen Sacraments
des Altars / als des höchſten Bundzeichens /
vnd des warhafftigen Siegels / zu einer bekreff
tigung ſeines Glaubens / vnd ſeiner Seelen ſe-
ligkeit / zum offtermal gebraucht / vnd daſſelbig
empffangen / nach ordnung vnd einſetzung vn- Matt. 26.
Lucae 22.
Mar. 14 .
ſers Herrn Chriſti / Mat. 26. Luc. 22. Ma r .
14. 1. Corinth. 10. 11. nach dem befelh Pauli / 1. Cor. 10.
11 .
vnd
vnd nach der gewonheit vnd langwerigem ge-
brauch / der erſten Chriſtlichen vnd Catholiſch-
en kirchen . Von dieſer einſetzung / würd er ſich
ſo wenig jrgent einen menſchen auff der erden /
Daniel 3 . als Daniel von ſeinem Gott / Dan. 3. die wei-
ber von der Beſchneidung Eleazar / vnd ander
2. Mac. 6. mehr von Gottes geböten 2. Macch . 6. im al-
ten Teſtament / nicht haben abfüren / reitzen
oder abwendig machen laſſen . Dieſen Leib
vnd Blut vnſers Herren Jeſu Chriſti / hat er
zum offtermal in ſeiner geſundheit vnd kranck-
heit geſſen vnd gedruncken / die erquickung vnd
ergetzlikeit ſeiner Seelen darinnen geſucht /
auch ſeinen lieben Herrn Chriſtum / gleich als
dürch einen Spiegel / darinnen beſichtiget / Nu
aber wirt er jn koſten / ſchmecken vnd ſehen / ohn
allen zweiuel / von angeſicht zu angeſicht / Deñ
hie zeitlich iſt er mit der Braut Chriſti / ſeinem
Cant. 2. 5. geruch nachgelauffen / vñ hat mit jr geſprochen
Cantic. 2 . 5. Curremus in odore ſuauitatis ipſius . Das
iſt / Laſt vns ſeinem lieblichen geruch nachlauf-
fen . So iſt er jm empſiglich nachgelauffen vnd
nachgeeilet / vnd ſeinen fuſtapffen nachkomen /
vnd hat in ſchon erlauffen / vnd hat jn gefunden
da er zu finden war . Da wirt er mit dem heili-
Pſalm. 33. gen Pſalmiſten ſagen / Pſal. 33. Ey / Ey / koſtet
vnd
vnd ſchmecket / wie lieblich iſt der HERR / Nu
wirt er recht wol erſettigt ſein . Dieſer erſetti-
gung begert auch der heilige Dauid / denn er
ſpricht / Pſalm . 16. Wenn erſcheinen wirt dein Pſal. 16.
herligkeit / ſo wil ich erſettigt ſein . Das iſt ge-
weſen das ander lob / ſo dieſer löblicher andech-
tiger Herr hinder jm gelaſſen hat .
Da magſtu ſagen / was hilfft jn das / man
findet jr heutiges tages viel mehr / welche offt-
mals in die Kirchen gehen / das Sacrament
empfahen / man ſicht aber nicht das ſie viel deſte
beſſer werden ? Leider iſts war jr geliebten im
HErrn / das der ſelben nur gar zu viel ſeind /
welche in die Kirchen gehen / vñ wie die ſchwein
vnwirdiglichen / das Sacrament empfahen
vnd gar kein frucht darnach bringen / ſondern
vnfruchtbar beum bleibẽ / welche nur ins fewer
gehörig ſein. etc. Matth. 7 . Dieſer aber / hat Matth. 7 .
nicht alſo gehandelt / das er hette allein das
Wort gehört / vnd des Sacraments genoſſen /
denn es iſt nicht genug hören / wenn nich t gute
frücht volgen / ſondern hat auch ſein lebe u n er-
barlichẽ / Chriſtlich / gottſelig vñ busfertig nach
dem wort Gottes als nach einer richtſchnur ge-
richtet / Daher er auch hinder jm ein gutes ge-
rücht vnd hochlöblichen tittel gelaſſen / alſo das
D er
er billich genant mag werden / Er ſey ein Chri-
ſtgleubiger / freundlicher / Gottfürchtiger / gere-
chter / friedſamer / weiſer vnd fürſichtiger / eiue-
riger / ſtarcker / gedüldiger / löblicher vnd beſten-
diger Herr geweſen .
Erſtlich hab ich geſagt ſey er geweſen ein
Chriſtgleubiger Herr / Denn ſein glaub ſtim-
met eben recht mit der heiligen Schrifft vber
ein / Er war reichlich von Gott begnadet vnd
mit dem glauben begabt / durch welchen Abra-
Gal. 3.
Gal. 15 . am ſelig worden iſt / Nach laut dieſer wort / Gal :
3. Credidit Abraam Deo et reputatũ eſt ei ad inſtitiam ,
Das iſt / Abraam hat gleubet / vnd es iſt jm zur
gerechtigkeit gerechnet . Was hat aber Abraam
gegleubet ? Das der allmechtig Gott ſeiner
zuſag gewislichen gnug thun würde / vnd den
zugeſagten Samen / zu erlöſen das menſchlich
geſchlecht / welcher war Chriſtus Jeſus / fendẽ /
der würde ſein gerechtigkeit ſein . Alſo hat auch
dieſer in Gott verſtorbene Herr / den ſelbigen
Samen vnd Meſſiam in ſeinem hertzen / durch
den glauben Chriſtlichen bey dem anfang / bey
der mitt / vnd bey dem ende ergriffen / auch ſein
gantzes vertrawen auff jn geſetzt .
Erſtlichen hab ich geſagt / hab er jn durch
den glauben anfenglich ergriffen / Deñ er hielt
jnfür
jnfür den waren lebendigen ſon Gottes / vom
Vater in ewigkeit geborn / vnd vom Himel ko-
men / fleiſch vnd blut an ſich gezogen / zu erlöſen
das gantz menſchliche geſchlecht / Für das him-
liſche Liecht zuerleuchten alle die jenigen / ſo in
finſternis ſtecken / Johan. 1. Jn hielt er auch für Joha . 1.
das einige fundament vnd grundtfeſt / an wel-
chem wie Paulus 1. Corinth. 3. ſagt kein an- 1. Cor. 3 .
der grundfeſt gelegt kan werden / auff dieſen hat
er auch gebawt vnd vertrawet / Sich ſo krefft-
tiglichen darauff geſtürtzet vnd geſtewret / das
jn weder ſünd / todt / hell / teuffel / noch alle ty-
ranniſche Fürſten der Welt hetten abwendig
machen können / one dieſen bauete er auff keinen
er hies Petrus oder Paulus / achtet auch nicht Jere. 17 .
der ſchrifft / welche von Chriſto abfüret / ver-
maledeiete alle die jenigen / ſo auff einen andern
grundfeſt jre vertrawen ſetzten .
Darnach hat er jn auch bey der mit glaub
wirdig ergriffen / denn er hielt jn für den eini-
gen Mitler zwiſchen Gott vnd dem menſchen / 1. Th. 2.
Matth. 11
wenn jn ein noth anſtiefs / ſo lieff er zu keinem
andern / nur allein zu jm als zu einem trewen
Aduocaten 1. Johan. 2. Vnd klaget jme ſeine 1. Joh. 2.
noth / ſo für Gottes ſtul zu bringen waren / ſei-
nem rath alleine gehorchet er / Matth. 3. vnd Matth. 3 .
D ij von
von jm erforſchet er mit allem vleis / den willen
ſeines himliſchen Vatern / Welcher iſt / das alle
die jenigen ſo da gleuben an den einigen Son
Jeſum Chriſtum / ſollen nicht verlorn werden
ſondern das ewige leben haben / vnd das der
ſelbig auch ſey das leben vñ die aufferſtehung /
Alle die an jn gleuben / werden nicht ſterben /
Johan. 11 . ſondern leben ewiglich . Johan. 11 . Er hilt jn
Johan . 14 für den rechten Weg / die Warheit vnd das
Leben / Johan. 14. Ja auch gentzlich für ſeine
1. Cor. 1 . gerechtigkeit / heiligkeit vnd ſeligkeit / 1. Corin .
1. vnd für das einige Lemlin das der gantzen
Johan. 1.
Eſa. 35. Welt ſünde tregt Johan. 1. Eſa. 35 . Das heiſt
Chriſtum recht bey der mit ergriffen / wer jn
alſo / wie dieſer ergreifft vnd helt / der hat gewis
lich das Ewig leben / vnd mag mit Paulo ſagen
Phil. 3 . Phil. 3. Chriſtus iſt mein leben / vnd ſterben /
mein gewin .
Zum dritten hat er jn bey dem Ende oder
Höhe durch ſeinen glauben ergriffen / Denn er
Ephe. 4. 5
Coll. 12. hielt jn für das einige rechte Heubt der heiligen
Chriſtlichen kirchen / vnd gleubt das ſie on den
gentzlich Acephela wer . Das iſt / er hielt es da-
für / das on dieſen einigen / die Kirchen kein
Heupt hette / Daher was dieſer macht / ſtifft /
handelt / anrichtet vnd thet / das hielt er allein
für
für gut / heilig vnd Göttlich / Was aber ſonſt
durch menſchẽ auſſerhalb des göttlichen Worts
vnd befehls angericht wurde / hielt er für men- Math. 15 .
ſchen geſatz / für menſchen tandt vnd erdachte
werck / durch welche man Gott vergebens eh-
ret / ja wo man das vertrawẽ darein ſetzen ſolt /
oder aber das Gewiſſen damit beſchwerẽ / hielt
er es mit S . Paulo Gal. 1. für verflucht vnd Gall. 1.
vermaledeiet / ſo krefftig vnd ſo ſtarck hat er mit
ſeinem glaubigen henden / dieſes Chriſti heupt /
befelch vnd gebot ergriffen / das er ehe hett alle
weltliche zeitliche herrligkeit / verachtet vnd Phil. 3.
verlaſſen / vnd mit dem heiligen Paulo für kot
geachtet / ehe er von dieſem einigen Tron ab-
wendig wer worden / ehe were er an einem bet-
telſtab / von aller ſeiner Herrligkeit gangen / Er
hette auch ehe mit Eleazaro 2. Maccabeorum 2. Macc. 6
6. in den ſchmehlichſten tod verwilliget / ehe er
ſchweinen fleiſch hett geeſſen / Das iſt / ehe er in
die ſchweiniſchen vnfletigen / abgöttiſche Leer
vnd menſchen tandt verwilliget hett / Jch gleub
er wer ehe mit Daniels geſellen in den feuri-
gen Ofen gegangen / Dan. 3. denn das er die Dan. 3.
güldene Seule vnd güldene Monſtrantz des
Antichriſts angebetet hett / oder heuchliſcher
weis für jm niddergefallen wer . So gleub ich
D iij auch
auch das er eines ſolchen beſtendigen Chriſtli-
chen glaubens geweſen iſt / das er jm ehe hett
mit den ſieben Sönen / wie wir leſen 2. Macc.
2. Macc. 7 7. die haut von dem leib ziehen laſſen / denn das
er ſich von den geſetzen ſeines Heilands Jeſu
Chriſti / hett abwendig machẽ laſſen / Darumb
Matth. 8 . wird Chriſtus gewislich zu jm geſagt haben /
Luce 7 . wie er dorten ſprach zu denẽ / dein glaub hat dir
Abac . 2. geholffen / Denn der gerecht lebt ſeines glau-
bens . Secht nu zu jr junge Herrn von Star-
henberg / wie ein ſchön herrlichs lob / eins rechtẽ
Chriſtgleubigen hertzens / hat ewer Vater ſe-
liger hinder jm gelaſſen .
Nun mundert euch auch auff / desgleichen jr
andere gefreundte vñ junge Herrn des lädes /
ſehet auff wie dieſer dapffere zimlicher betagter
Herr herein getretten iſt / in der Chriſtlichen
Kirchen / wie ein ſchöne güldene Seule /
auch in ſeinem glauben vnd ereutz beſtendig /
wie ſich gebürt / einem rechtẽ nachfolger vnſers
getrewen Herrn Jeſu Chriſti / ſetzt auch ewre
füs in ſeinen pfat vnd fusſtapfen / vnd volget
jm nach / wie die Chriſtgleubigen Ritterlichen
Herrn / bis jr auch an das ziel vñ ende / da ewer
Herr Vater ſeliger / jtzt in freuden ewer warten
thut / komen möget .
Zum
Zum andern iſt er geweſen ein holdſeliger
freundlicher Herr / freundlich ſag ich nicht al-
lein gegen Gott / wie manche felſchlich vnd lü-
genhafftig / von jnen ſelber ſagen vnd liegen /
1. Johan. 2. 1. Johan. 3. Sondern auch gantz Job 2.
Johan. 3.
freundlich gegen ſeinem neheſten . Erſtlich ge-
gen Gott / wie die Schrifft ſagt / Eccle. 47. Di- Eccle. 47.
lexit dominum qui fecit eum , er hat den HErrn ge-
liebt der jn gemacht hat / das ſcheinet daher / das
er ſeinen göttlichen willen ſo vleiſſig / emſiglich-
en / ernſtlichen vnd ſtetiglichen / in der Prophe-
tiſchen vnd Apoſtoliſchen ſchrifften / nachgefor-
ſchet / vnd ſich der ſelbigen bevliſſen hat . Freund-
lich gegen ſeinem Neheſten / das ſehen wir aus
ſeinem groſſen mitleiden / barmhertzigkeit vnd
gunſt / ſo er gegen den armen Chriſten vnd ſei-
nen vnterthanen getragen .
Denn wir haben etliche Prieſter angezei-
get / wenn jrgent ein armer veriagter oder ſonſt
liebhabender des worts zu jm komẽ iſt / in ſeiner
kranckheit / ſo hab er angeſangen kleglichen vnd
freundlichen zu reden / hertzlich vnd bitterlich zu
weinen / gleich wie Job / Abraam / Loth vnd an- Gene. 18.
Job. 30 .
dere mehr / Gene. 18. Job. 30. die mitleiden mit
den Bilgram gehabt / vnd dieſelbigen in jre her- 1. Cor. 9.
1. Cor. 11 .
berg auffgenomen haben . Hat wol mit Paulo
ſprechen
ſprechen mögen / Wenn war einer kranck / das
ich nicht kra u n ck ward / Weñ war einer betrübt /
da ich nicht auch betrübt war etc . Ja ſo freund-
lich gut vnd hertzig war er / das er ſich eben hielt
Rom. 12 . nach der Regel Pauli / der da ſpricht / Roma. 12.
Flete cum flentibus , gaudete cum gaudentibus , Denn
er hat auch mit den weinenden geweinet / vnd iſt
mit den frölichen frölich geweſen / vnd one zwei-
uel wenn es dahin komen wer / das man die
Chriſtlichen Propheten verfolget vnd tödten
hett wöllen / Er würde mit Abdias / welcher
auch im Alten teſtament hundert für der Je-
3. Reg. 18 . ſabel / ſo viel jm möglichen geweſen / verborgen /
vnterhalten / beſchützt vnd erneert haben . Fer-
ner ſehen wir die gros freundlichkeit / ſo er er-
zeiget hat gegen den Armen vnd gegen ſeinen
Vnterthanen / für welche er wol ſo gros leid ge-
tragen hat / als jrgent vor zeiten Abraam / Mo-
ſes / Job / oder dergleichen der heiligen Veter ei-
Exodi 32 . ner / Moſes begert Exo . 32 . Das ſein ſeel aus
dem Buch der lebendigen ausgerottet werden
ſolle / damit nur ſein Volck erhalten würde .
Alſo hett er gewislichen auch leib vnd leben bey
ſeinen Vnterthanen gelaſſen / vnd ſein ſeel als
Johan . 17 ein trewer Hirt für die ſelbigen geſetzt . Darzu
welcher mag ſagen / das er ſeine lieben vnter-
thanen
thanen hab / wie wol manche thun / mit zins /
dienſt / renth / gült oder dergleichen ſachen beſch-
weret / ſondern nicht viel mehr gros mitleiden
mit jnen getragẽ / offtmals wie ich bericht wer-
de / die ſtewer von ſeinem ſelbſt eignem gut erfül
let vnd erſtattet / damit ſeine vnterthanen nicht
zu hoch beſchweret / vnd zu ſehr geſteuret wür-
den / Deñ er betrachtet ſehr wol jre not vñ har-
te wonung in dem holtzwerck vñ gebirg / in wel-
chem ſie jre Narung müſſen ſuchen . Das heiſt
ein rechter von Gott geordneter vñ guter Hirt /
der ſeine Schefflein lieb gehat vnd groſſes mit-
leiden mit jnen tragen kan . Letzlich hat er jm
auch andere krancke betrübte vnd arme leut / al-
lezeit laſſen befohlen ſein / denen gern gereicht / Tob. 12.
Job. 29 .
Luce. 10 .
geben vñ geſchenckt / wie die heiligen Veter / To-
bias / Job vnd andere mehr auch erzeigt haben /
Er hat den armẽ ſo vnter die Mörder gefallen /
wie jr in dem heutigen Euangelio gehört / ſeine
wunden vleiſſig helffen verbinden / vnnd jn
auff ſein Roſs in die herberg gefürt . O wie
viel armer leut / O wie viel Chriſtliche Prieſter
vñ wieuiel armer Chriſten / werden ſeiner hoch
mangeln / ſeufftzen vnd ſeiner im beſten gedenck-
en / Deñ er was auch ſeer vbel zu frieden / wenn
er vermerckt das man den armen Chriſtẽ wolt
E vn-
vnrecht thun / wolt jn etwas entziehen / oder das
brot vor dem maul abſchneiden / vnd wurd dar-
2. Mac. 3 . über ſchellig / wie dorten Anias / da er ſahe das
man den Altar der armen Witwen vñ Weiſen
Johan. 6.
Mar. 8. vmſtoſſen wolt . Jn ſumma er hat mit Chriſto
ſeine augen auffgehoben vnd geſprochen / Mich
erbarmet des Volcks / der ſol nu abermals euch
jungen Herrn von Starenberg / auch andern
Herrn mehr zu einem exempel vnd beiſpiel für
geſtelt werdẽ / das jr gleichsfals euch ſo lieblich
vnd freundlich gegen Gott vnd ewrem Nehe-
ſten erzeiget / damit jr durch dieſelbig lieb / ew-
ren glauben ( wie die rechten guten Beum jre
art durch die frücht ) beweiſet .
Zum dritten / Jſt er geweſen ein Gottfür-
chtiger Herr / der alle ſeine ſachen vnd handlun-
gen / in der kindlichen furcht zu Gottes ehr vnd
preis / beratſchlagt / angefangen / gehandelt vñ
perficiert hat / darumb auch Gott hab lob / der-
ſelbigen ein zimlicher vnd nützer exitus vñ aus
gang zu allerzeit erfolget . Sein luſt vnd freud
war in den geboten Gottes / in der heiligẽ Sch-
rifft vnd in dem Chriſtlichen gebet / Sein weg
ging durch die warheit vnd gerechtigkeit / kein
luſt hatt er auff dem weg der ſünder . Darumb
Pſal. 18. iſt er ein ſeliger man / wie der Pſalmiſt ſagt / ſe-
lig iſt
lig iſt der Man der den HErrn fürchtet / vnd
auff ſeinen wegen gehet / Freilich wol gehet jn
die ſeligkeit auch an / ſo vermeldet wird im
erſten Pſalm / denn er iſt der gottsfürchtigen ei- Pſal. 1.
ner/ ſo in den rath der gottloſen nicht gangen
ſeind / ſich auch auff den weg der ſünder vnnd
Endechriſtiſchen nicht geſeumet / auch ſich auff
den ſtuel der Spötter nicht geſetzt / Jn der zal
deren einer iſt er auch geweſen / dauon er im 119 Pſal. 119 .
Pſalm ſagt / O wie ſelig ſind die / die freundlichẽ
im wege vnd geſetz des HErrn wandeln / Wie
ſelig ſeind / die ſeine zeugnis erhalten / vñ jn aus Malach . 1
gantzem hertzen ſuchen / das hat er trewlich ge-
than vnd beweiſt . Dieſe ſeine forcht ſo er Gott
als ſeinem HErrn nach ſeinem begern erzeigt
hat / ſonſt alle andere vergebliche furchten von
jm ausgetrieben / Alſo / das er Gott viel mehr
gehorchte denn den menſchen / vnd wie billich /
jn auch viel mehr gefürcht / deñ alles gelt / gut /
reichtumb / herrlichkeiten / vnd alle Fürſten vnd
Herrn dieſer welt / Act. 4 . 5. Wie deñ auch Ch- Act. 4 . 5.
Math. 10.
riſtus den ſeinen befehlen thut Mat. 10 . Da er
ſagt / Fürchtet euch nicht für dem der den Leib
tödtet / ſondern fürchtet euch viel mehr für dem /
der leib vnd ſeel kan tödten / vnd in das Helliſch
fewer werffen . Das er aber ein Gottfürchti-
E ij ger
ger Herr geweſen ſey / ſcheinet nicht allein an
dem wie jtzt gehört / das er in Gottes geboten /
in der heiligen Schrifft / in dem Gebet / bey dem
heiligen hochwirdigen Sacrament / ſo vleiſſig
vñ emſiglichen verharret / ſonder auch an dem /
das er ſeinem Neheſten mit hilff / dienſt vnd bei-
ſtand / zu erſcheinen nicht nachleſſig geweſen iſt /
Denn wer gottfürchtig iſt / der iſt in ſolchen ſa-
Eccl. 7 . chen willig vnd vleiſſig / wie Eccleſ . am 7. ſagt /
Wer Gott fürcht / der verſeumet nichts / daher
hat jm gewislich vnd warlich der Todt kein ſcha
den / als einem Gottfürchtigen thun können .
Prou. 14 . Deñ der weis Salomon ſagt / die furcht Got-
tes iſt der brunn des Lebens / auff das er von
dem fall des todes entweiche / So laſt vns auch
alle forthin ſeinem exempel nachfolgen / vnd in
Gottes furcht / wie die fromen Chriſten hand-
len vnd wandlen .
Zum vierdten iſt er auch geweſen ein ge-
rechter man / ich wil hie nicht reden von der ge-
rechtigkeit Chriſti / ſo er ſonſt durch ſeinen eig-
Aba. 2 . nen Chriſtlichen glauben erlangt / Abac . 2. ſon
dern von der gerechtigkeit / ſtatuten vnd geſetzen
der Weltlichen obrigkeit / Das er in alle ſeinen
geſetzen vñ ratſchlegen mit jdermeniglichen ge-
rechtigkeit vnd billichkeit gehandelt / all ſeinen
ſachen
ſachen mit vleis vnd ernſt nachgeforſchet / nicht
gehling nach wahn vñ geduncken judicirt / ſon-
dern dem exempel des allmechtigen Gottes
nachgefolget / da er ſprach / Gen. 11. 14. Jch wil Gen. 11. 14
hinab gehen / zu beſichtigen die Stat . Alſo hat
er ſich auch mit allem vleis / aller ſachen erkün-
digt vnd dieſelbig perſönlich erforſchet / Hat ni-
cht geſprochen wie jener König nach dem rath Eſa. 3.
Amas Eſa. 3. Age quod placet , thu was dir ge-
felt / Er hett gewislichen den vnſchüldigen Da
niel Dan. 6. 13. nicht ſo bald vnd behend / nach
dem anzeigẽ der Baalitiſchẽ Pfaffen in die Le- Dan. 9. 13.
Dan. 13 .
wen grubẽ geworffen / Dan. 13. Hett ſich auch
nicht von jm beſorgen dürffen das er die züchti-
ge vnſchüldige Suſannam zum todt verurteilt
hette / oder aber den vnſchüldigen Joſeph in die
gefengnis geworffen Gen. 39. Ja gerecht war Gen. 39 .
er auch in dem / das er jm von eines hellers
wegen / der vnrecht gewunnen / oder in ſein ge-
walt komen / wiſſentlich ein ſchweres gewiſſen
genomen . Darnach ſo empfieng er auch nicht
heimliche geſchenck vnd gaben / die vnbilligkeit
zu fürdern / wie heutiges tags bey mancher O-
brigkeit das teuffeliſch laſter ſehr gebreuchlich
iſt / Wie denn die Schrifft 1. Reg. 8. von jnen 1. Reg. 8 .
zeuget / ſie habẽ ſich auff den Geitz gewendet / ha-
E iij ben
ben geſchenck genomen / vñ die gerechtigkeit vm-
keret / Solchs macht deñ eine verkerte zernichte
Eccle. 20 . geitzige art / wie Eccleſiaſticus ſagt / Xenia & mu-
nera excœcant oculos iudicum , die geſchenck vnd ga-
ben / verblenden die augen der Richter . Aber die-
ſer Chriſtlicher Herr / mant mich gar eben / an
den heiligen Samuel / welcher das Jſraelitiſch
volck ( gleich wie dieſer nu ſchier bald lenger ſein
volck ) bey zwentzig jaren geregiert hat / vnd iu-
diciert / vnd doch kein geſchenck / die vngerechtig-
keit vnd vnbilligkeit zu fürdern / genomen / wel-
ches jm ſein volck ſelber zeugnus geben muſt / 1.
1. Reg. 12 . Reg. 12 . Das dan heutigs tages ſonſt bey an-
dern viel Oberkeiten ſehr breuchig iſt / nach dem
ſprichwort / wer wol ſchmiert / der fert wol / wer
eine gute ſchwere taſchen hat / kumpt für die O-
berkeit / klopfft auff dieſelbig / rauſcht mit den
Talern / gelobt gute kübel mit ſchmaltz / reicht
gute ſchmierollia oder aluentz / dem gehet ſein
ſach wol hinaus / Gott geb ſie ſey lam oder
krumb / halb oder gantz . Darumb jr lieben Her-
ren / ſchawt dieſes trewen mans exempel an / vñ
volget jm in dieſem / das jr keine geſchenck ne-
met / denn es iſt ſehr gefehrlich / ſolche Hellen
küchlein zu verſchlingen / aus vier vrſachen .
Erſtlichen / deñ ſie vorblenden die vornunfft
wie
wie jr im vorgemelten capitel gehört habt / das
es des richters auge vorblendt / Nun welcher
wolt dan einen gern in ſein haus nemen / der jn
wiſſentlich blenden würd ? Darumb vorbeut
es Gott Exodi 16. da er ſpricht / du ſolt nicht ge- Exodi 16 .
ſchenck nemen / welche auch die wort der gerech-
ten vnd weiſen vorblenden vnd vorkeren / Deñ
es iſt eben / als wenn man eim hund ein ſtück
fleiſch furwürff / auff das er nicht bellen ſolt /
Alſo werden ſolche geſchencknemer auch ſtum- Eſaie 56 .
mende hund / die die warheit nicht ſagen .
Zum andern / ſo verkeren ſie die warheit /
wie wir in dem erſten buch der Köninge am 8. 1. Reg. 8.
Capitel leſen . O wie viel ſein jr heutiges tags /
von welchen die ſchrifft ſchreit / Deine Fürſten
ſeind vntrew geſellen des diebes / haben alle lieb
die geſchenck vnd gaben / dem verweiſeten ſetzen
ſie kein gericht / vñ die handlung der witfrawen
kümpt nicht hinein für ſie .
Zum dritten / vormaledeien ſie auch die
menſchen / wie geſchrieben iſt / Vormaledeiet ſey Eſaie 1 .
der / ſo da geſchenck nimpt / das er die Seel des
vnſchüldigen ſchlagen thu . Jtem / Weh euch /
die jr von der geſchenck wegen den vngerechten
rechtfertigt / vnd die gerechtigkeit von dem ge-
rechten hinweg nemet .
Zum
Zum vierdten / zünden ſie jnen ſelber ein
fewer an / darin ſie verbrennen müſſen / hie zeit-
Job. 15. lich vnd dort ewiglich / wie Job am 15. Capitel
ſagt / Das fewer wirt die Hütten verzehren /
deren ſo gern geſchenck nemen . Widerumb eben
Prou. 15. è contrario ſagt die Schrifft / Welcher die geſch-
enck haſſet / der wirt leben . Dis iſt dieſem thew-
ren Chriſtlichen Herrn ſehr wol bewuſt gewe-
ſen / darumb hat er ſich dafür gehütet / vnd kei-
ne gaben genomen .
Letzlich hat dieſer Herr / das auch ein fei-
nes zeichen der gerechtigkeit iſt / ſeine Vnter-
thanen nicht am gelt / ſondern am leib geſtraf-
fet / welches das widerſpiel ſonſt heutiges ta-
ges bey vnſer Obrigkeit auch ſehr breuchig iſt /
Das man die reichen Dieb nur in die Taſchen /
vnd die armen an galgen hencket etc . Das iſt
aber ein mercklich zeichen / des leidigẽ Geitzes /
vnd ein ſterckung aller Büberey vnd ſchalck-
heit / Darumb jr lieben Herrn / volget dieſem
Chriſtlichen Herrn in dem auch / nemet ein Ex-
empel von jm / die böſen vnd vbelthetter am
leib vnnd hals / vnnd nicht am gelt zu ſtraffen /
denn ſo man die vnterthanen / ſonderlich die
böſen ſchelck ſtraffen thut am gelt / ſo mus das
arme Weib mit ſampt jren kindern entgelten /
Darzu
Darzu wird ſolcher buben freuel dadurch nur
geſterckt / das ſie jnen gedencken / mir iſt es nech-
ſten alſo vnd alſo hinaus gangen / wenn ich
meiner Oberkeit nicht mehr ſtraffgelt zu geben
hab / ſo wil ich dauon lauffen / Weib vnd kind
ſitzen laſſen / welches denn offtmals auch ge-
ſchicht / daran ſolche geitzige Oberkeit ſchuldig
iſt .
Zum fünfften / So iſt er geweſen ein fried
ſamer Herr / der gern zu fried vnd zu eintrech-
tigkeit / ſo viel jm müglich geholffen hat / daher
er wie obgemelt / ein rechtes kind Gottes iſt /
Denn Chriſtus ſpricht Matth . am 5. Selig Matth 5 .
ſeind die friedſamen / denn ſie werden Gottes
kinder genennet werden / vnd Gott hat groſſen
luſt an den friedſamen / darumb er allen men-
ſchen durch ſein Engelein den Fried verkündi-
gen leſt / Luce 2. Spricht auch zu ſeinen Jün- Lucae 2 .
gern Matth . 10. Wenn ſie in ein haus gehen / Matt. 10 .
ſo ſollen ſie den fried wündſchen / iſt der frieden
Fürſt darinnen / ſo werden ſie auffgenomen
werden / Welcher one zweiuel bey jm geweſen
vnd gewonet hat / denn er hat offt einem da jm
etwas angelegen / vberſehen / auff das er nur
zu frieden wer / Das iſt man wol vberhaben
bey den gottloſen rachgierigen leuten / welche
F ſich
ſich weder mit freunden noch mit feinden / fro-
3. Reg. 1. men noch böſen vergleichen können / Deñ Ro-
boam vnd Jerobeam haben allezeit mit einan-
der zu greinen . Demnach jr andere Herrn / tra-
chtet auch nach dieſes exempel / nach dem fried /
ſo wirt es euch alles glücklich / hie zeitlich / vnd
dort ewig gelingen . Denn es iſt ein wares ſpri-
chwort / Concordta paruæ res creſcunt , diſcordia ve-
rò magnæ dilabuntur . das iſt / Mit fried vnd ein-
trechtigkeit werden kleine ding / in geiſtlichen
vnd weltlichen ſachen / gros vnnd nemen zu /
Aber die Vneinigkeit reiſſet groſſe heuſer vnnd
Stedte ein .
Zum ſechſten / iſt er auch geweſen ein wei-
ſer / fürſichtiger vnd verſtendiger Herr / denn jr
habt zuuor gehort / das bey jm erſchienen die
Gottes furcht / welche iſt ein anfang aller weiſ-
Eccleſi. 1 . heit / wie der heilig Eccleſiaſticus zeuget . Wo-
her meinſtu aber / das die Weiſheit bekomen
hab ? Durch faulentzen oder ſchlaffen ? Nein
zwar / Sonder dürch die fleiſſige erkundigung
vnd erforſchung der Heiligen Schrifft / wie
Eccle. 13. Eccleſiaſticus 13. ſagt . Sapiens ſapientiam omnem an-
tiquorum exquirit , & in Prophetis vacabit , das iſt /
Ein weiſer erforſchet alle weiſheit der alten /
vnd findet dieſelbige in den heiligen Propheten .
Sonder-
ſonderlichen aber war des heiligen Dauids
Pſalter ſein handbüchlein / welches er mit vleis
las vnd vbet / mit jm trug / vnd kund em gute u n
teil auswendig / aber nicht allein begeret er wie
auch Salomon / die Weisheit / ſondern hett
hertzlich gern gewölt das jdermeniglichen weis
vnd fürſichtig geweſen wer / Darumb auch ſei-
ne Sön / wie die heiligen menner Tobias vnd
Job / vnd andere trewlich vnd Veterlich vnter-
richt / dieſelbigen auch auff hochlöbliche Vni-
uerſiteten vnd Hoheſchulen / wo Hochgelerte
vnd verſtendige leut woneten / geſchickt vnd ver
ordnet / kein gelt noch vnkoſten ſich rewen laſ-
ſen oder geſpart / Alſo nu wer weiſe vnd verſten
dig ſein wil / der handel ſeinem exempel nach /
leſe auch vleiſſig die heiligen Prophetiſchen vnd
Apoſtoliſchen ſchrifften / ſo wird er aus derſel-
bigen die rechte Weisheit erforſchen / erkündi-
gen vnd finden .
Zum ſiebenden / Jſt er geweſen ein rechter
Eiferer man etc . Eiferig ſage ich in der Gött-
lichen warheit / vnd eiferig gegen den Abgötte-
reien vnd laſtern / Sein hertz hat jm von groſ-
ſem Eifer / ſo er gehabt hat / gegen Gott vnd ſei-
nem wort / jnniglichen gebrunnen . Widerumb
gegen den Abgöttereien ſo hitzig vnd grimmig
F ij wor-
den / das ich gentzlich glaub / wenn er mit Moſt
auff dem Berg Sinai gegangen wer / vnd den
Exod. 20.
Exod. 32 . Kelbertantz der kinder Jſrael geſehen hette / Er
würde ſeine ſteinern Tafel nicht weniger als
Moſes zertrimmert vnd auff dem Erdrich zur-
knirſcht haben / auch wenn er mit Matathias
in den Tempel komen were / vnd geſehen hette
das der Heuptman mit ſampt den Kriegskne-
1. Macc. 2. chten / ſolche Baalitiſche Abgötterey treiben /
er würde mit ſeiner wehr auch hergeweſen vnd
herfür gewüſchet ſein / vnd die behend helffen
tödten / Darnach verlaſſen alles was er hett /
vnd aus der Stat mit ſampt Matathias vnd
anderen Chriſten das Antichriſtiſche / Abgöt-
tiſche reich geflohen / Zu ſolchem Eifer der ein
Göttlicher Eifer iſt / vermane ich euch Herrn
alle ſamenlich vnd ſonderlich / jedoch habt vleiſ-
Dan. 3. ſig achtung / auff das jr den vnſchüldigen Da-
niel nicht für ein Ketzer / vnd die Baalitiſchen
Pfaffen für heilig menner achtet .
Zum achten / Jſt er ein ſtarcker dapfferer
weidelicher Hellt geweſen / eines vnerſchreck-
lichen hertzens / der ſich mit nichten gefürchtet
hat / mit Moſen an ſtat der kinder Jſrael / hi-
Exod. 6 .
5. 7. nein für den König Pharao zu tretten / auff
das er ſie ſolt ledig laſſen / Exod. 6. 5 . 7. damit
ſie
ſie jrem Gott kündten dienen / wie er denn das
mit der that ſelber bewiſen hat / das er von we-
gen der Religion ſachen / mit Reiſer / König /
Fürſten vnd Herrn geredt hat / vnd gar mit
nichte keinen ſchewen noch entſetzung darob ge-
nomen / ſo ſtarck ( vernim im glauben ) iſt er von
vielen geacht worden / Das jn Pharao in Egy- Exod. 8 .
9. 10 .
pten nicht halten hett können / hett ſich auch
nicht vberreden laſſen / das er jm die kleinen
vnd jungen da gelaſſen hette / Er hett jm mit
Dauid vor dem groſſen Goliad / das iſt / dem 1. Reg. 17 .
Antichriſt / kein grauſen genomen / Er hett zu
einem Widerchriſtiſchen König mögen mit den Dan. 3.
geſellen Danielis ſagen / hörſtu König / dir ſey
zu wiſſen / das wir deine Götter nicht ehren /
wöllen auch deine Seule nicht anbeten / Kein Dan. 6.
Göttloſer hett jn ſo wenig als der König Da-
rius Danieli das rechte anruffen vnnd beten
weren können / wenn er zur zeit der Maccabeer 1. Macc. 1 .
gelebt hett / ich glaub gentzlich er würde auch
mit den geweſen ſein / ſo ehe wolten lieber ſter-
ben / denn das ſie etwas vnreines eſſen wölten /
ein behertzender Matathias war er / ehe er ſich
gegeben hett / Er hette ehe mit ſeinen Feinden 1. Macc. 2.
von der warheit wegen / die ſelbigen zu befor-
dern gekempffet vnd geſtritten / Ach Herr Gott
F iij im
im Himel dieſer tapffere Gottsfürchtige man /
Judith 4.
2. Par. 23 . hett mich Eliachim Jſrael in zeit der not tröſten
E : . 5 . 6. 7.
Judit 10.
13 . können / Vnnd nach dem Exempel Ezechias /
Moſes / Judith vnd andere heilige im alten te-
ſtament / mit ſeinem beſtendigen hertzen / das
volck Gottes freudenreich machen können .
Denn was die Warheit belangete / hett er ein
hertz / ob er ſchon nicht viel wort machte . Ein
ſolches ſtarckes hertz vnd freies gemüt / jr jun-
gen Herrn / ſchepffet euch auch / bittet Gott vmb
ſein gnad vnd geiſt / vnd laſſet euch das geiſtlich
auch / wie ewer ſeliger Herr Vater / viel tau-
ſeut mal lieber vnd werder / auch gröſſer vnnd
angenemer ſein / deñ das zeitliche vnd vorgeng-
liche / Laſſt euch von der Götlichen warheit ni-
cht abſchrecken / vnd furchtet euch nicht vor der
Welt vnd jren liebhabern / die warheit zu de-
fendiern vnd beſchützen / Denn ohn den willen
Matt. 10 . Gottes / ſpricht Chriſtus / kan euch vnd andern
kein herlein gekrümbt werden / Matth. 10 .
Zum neundten / iſt er geweſen ein löblicher
Demütiger Herr / der ſich nicht allein in allen
ſeinen ſachen / wie ein Chriſtlicher trewer vnnd
verſtendiger man / gehalten / Sondern auch in
alle dem was er gehandelt / geſtifft vñ gemacht /
die ehr jm ſelber nicht / ſondern Gott allein gebẽ
vnd
vnd zugeſchrieben / Darumb er zu loben iſt /
denn kein rhumretiger löblich / ob er ſchon viel
guter werck ſtifftet / machet vnd handelt / Denn
Gott kan die hoffart vnnd rhumretigkeit nicht
leiden . Darumb ſpricht Chriſtus / Wenn du Luce. 17 .
alles thuſt / das du thun ſolt / ſo ſag du ſeiſt ein
vnnützer knecht . Daher dieſer auch auff ſein
verdienſt vnnd werck / mit nichte gebawt noch
vertrawet / getrotzt oder gepocht / noch ſich in
demſelbigen erhoben / ſondern Got allein zuge-
ſchrieben / vnd wie billich / die ehr gelaſſen / wie
Daniel / Joſeph / Sanet Paul / vnnd andere
heilige Veter mehr gethan haben . Es war jm
wol bewuſt / das er one Chriſtum nichts thun
künte / Johan. 15. darumb er jm ſelber nicht / Johan. 15 .
ſondern Chriſto die ehr gelaſſen hat / Vermer-
cklich vnnd kündlich war es aus ſeinen thaten
allen / das er mit dem Pſalmiſten beſchlieslich
geſprochen mus haben / Nicht vns Herr / nicht
vns / ſonder deinem namen gib die ehr / Denn
es war gentzlich kein ehrgeitzigkeit in jm nicht /
ja ſo ſehr demütig war ſein hertz / das er mit
dem armen betler gleich ſo gern redet / als mit
dem allergröſten Herren . Alſo nun jr lieben
Herrn alle / wollet jr Gottes gnad vnnd gunſt
haben / ſo haltet euch nach dieſes exempel / je hö-
her
her jr ſeid / je demütiger erzeigt euch gegen jder-
Lu. 14. 15.
Ja. 4 . man / ſo werdet jr hie zeitlich / vnd dort ewig er-
höhet werden .
Zum zehenden vnd letzten / iſt er beſtendig
vnd gedültig geweſen / wie der from gedültiger
Job / Er hatt ſchmertzen gelitten mit gedult /
das kein wunder geweſen wer / es hett eim har-
ten ſtein erbarmt / dennoch hat er ſich ſolche ſch-
mertzen / ſo wenig ſich Tobias die blindheit /
Dauid den krieg / Daniel die Lewengrub / Mo
ſes die wüſten / Daniels geſellen das fewr / Job
die blattern vnd armut / Stephanus die ſtein /
Paulus vnd ander mehr die groſſe verfolgung
gelitten / von ſeinem Gott vnd Herrn nicht ab-
wendig machen laſſen / Sondern wie Paulus
befihlt / alles mit gedult getragen / vnd in ſeiner
krauckheit nüchtern im glauben / lieb vnnd der
Heb. 12.
1. Theſ. 2.
Ma. 24 . gedult verharret . Wirt daher nun von Chriſto
ſelig gepreiſet / denn ſonſt iſt es / ſagt Chriſtus /
gar ein ſpötlich ding / wenn einer ein haus an-
fehet zu bawen / vnnd kan daſſelbig nicht volen-
Luce 13 . den / Luce 13 . Er aber hat nicht allein angefan-
gen zu bawen / das iſt / Chriſtlich vnd Gottſelig
zu ſein / Sonder iſt es auch bis an die zal ſeiner
tag beſtendiglichen geblieben . Alſo wirt er nun
vngezweiffelt mit allen heiligen / nach der Göt-
lichen
lichen zuſag die ſchönen herrlichen ewigen vnd
vnzertrenlichen Krone der herligkeit bekomen /
wie Gott allen ſeinen dienern verheiſt / ſie ſol 1. Pet. 5 .
2. Theſſ. 2.
len nur trew ſein bis ans ende / ſo wölle er ſie
krönen / Von welcher herlichen kron wir weiter
leſen in der Offenbarung Johannis 2. 12. 14.
Hie ſolt jr ander Herren haben / an dieſem fro-
men getrewen in Gott entſchlaffenem Herren /
ein liechten hellen augenſpiegel / euch darin zu
beſichtigen / vnd ſeim exempel nach zuvolgen .
Da ſchet nu / jr geliebten in Chriſto dem Herrn
vnd ſonderlich abermal jr junge Herren von
Starhenberg / wie ein ſchönen / edlen / thewren /
hohen vnd köſtlichen ſchatz / hat euch ewer lieber
Herr Vater hinder jm gelaſſen / kert fleis für /
das jr denſelbigen behaltet / zu einem ewigen
Erbrecht / Deñ das allerhöheſte / werdeſte vnd
thewreſte Kleinot / ſo ein menſch auff erden be-
komen kan / behaltet es vheſt / denn wenn mans
einmal verleurt / ſo iſt es niemer widerumb zu
holen / noch vmb Sylber / Golt oder edelgeſtem
zukauffen . Darumb habt wol achtung drauſſ /
das jr ſolchs kleinot wol verwaret / behaltet vñ
euch daſſelbig dürch ewr gantzes leben gebrau-
chet / in dem beſten vnd wolbewareſten Kaſten
verſchlieſſet / Denn ſolchs wirt euch Herrn zu
G einer
einer zier vber alle zier / vnd einer ehr vber alle
ehr gereichen vnd gedeien .
Alſo habt jr gehört das lob dieſes Gottſe-
ligen frommen wolgebornen in Chriſto ver-
ſchiednen Herrn / der ein man geweſen iſt / ſehr
angenem bey Keiſer / König / Fürſten vnnd
Herren / auch ſonderlich wol angeſtanden der
gantzen landſchafft / welche jn auch ohn zweiffel
vngern verlorn hat / Denn er / wie jr gehört / ge
weſen ein Chriſtgleubiger / freuntlicher / Got-
fürchtiger / gerechter / ſtarcker / eiferer / weiſer /
friedſamer / löblicher vnd beſtendiger Herr / bis
an ſein end .
Die dritte Leer .
N Vn iſt ein frag / was die vrſach ſey / das der
almechtig Gott / in ſo kurtzer zeit ſolche ho-
he / groſſe / furneme / vbertreffliche vnd Chriſtli-
che heubter / jrgents innerhalb zweien jaren /
von vns hinweg genomen hat / welcher wir in
dieſer letzten zeit / ſehr notturfftig geweſen we-
ren ? Das ſolt jr wiſſen / das es geſchehe aus
dreierley vrſach / Erſtlichen / von wegen der fre-
und / bekanten vnd aller liebhabenden . Zum
andern / von vnſer allen wegen . Zum dritten /
von jrer ſelbs wegen .
ERſtlich hab ich geſagt / von wegen der
freund/
freund / da der almechtig Gott offtmals ſihet /
das die freund / bekanten / vnd andere Chriſten /
jr lieb vnnd hoffnung auff ſolche dapffere Leut
pflegen zu ſetzen / alſo das ſie ſchier mehr denn
Gott geliebt werden / vnd jnen ſchier mehr denn
Gott vertrawen / Welches der eiferig Herr im
hiemel nicht leiden kan . Darumb ſpricht er im
Propheten Jeremia / Maledictus omnis qui conſi- Jere. 17 .
dit in hominem , das iſt / Verflucht ſey ein jglicher
welcher auff einen menſchen vertrawt . Alſo ſch-
neidet er jnen nun die zweig ab / wie Eccleſiaſti- Eccle. 18 .
cus ſagt / daran ſie hiengen / auff das ſie her-
nach ferner vnd höher mit jrer hoffnung vnd
vertrawen ſteigen / vnd das allein auff Gott
den Herrn ſetzen mügen / gleiches fals als ei-
ner der auff einen baum ſteigen wil / ſo jm die
vntern zweig abgehawen ſein / mus er nach hö-
hern greiffen / Jtem er thuts den freunden vnd
allen guten bekanten vnd liebhabenden Chri-
ſten auch zu gut vnd nutz / auff das er die ſelbi-
gen dadurch locket vnd reitzet / Damit wo ſie ſe-
hen ſolche Chriſtliche heupter / die ſie ſo hoch ge-
liebt / von dieſer Welt hinweg reyſen / das ſie
ſich auch aus dieſer Welt / nach den ewigen vnd
Huneliſchen gütern ſehnen mügen / Gleichs-
falls als einer / der ein Schaff vber einen gra-
G ij ben
ben wirfft / auff das die andern hernach ſprin-
gen .
Zum andern hab ich geſagt / thut er vns
ſolches allen zu gutem / als nemlich auff das er
vns dardurch ermunter / wachbar vnd bereit
mache / wie er denn ſpricht / Seid wachtbar vnd
munter / denn jr wiſſet weder tage noch ſtund /
Jn welcher des Menſchen Son komen wirt /
ſo wil er vns nun damit anzeigen / das wir ſe-
hen vnd gedencken ſollen / thu er das an den
Chriſtlichen vnnd busfertigen / ſo werde er ge-
wiſlich vnſer auch nicht verſchonen / Darnach
drewet er vns damit / als wenn er vns mit eim
finger winckete / das wir vns bekeren ſolten /
wo nicht / ſo wölle er ſolcher leut mehr hinweg
nemen / auff das wir hernachmals niemands
haben / der in zeit der not vor vns bette / vnnd
auff das er mit ſeinem zorn vnd ſtraff der gere-
chtigkeit fortfaren könne / Denn ſolche leut hal-
ten jm ſeine hand / weñ er gleich in ſeinem zorn
von oben herab auff vns ſchlagen wil / wie wir
Erodi 32 . dort ſehen an Moſe / Exo. 32. zu welchem Gott
ſprach / Dimitte me , vt iraſcatur furor &c . Las
mich / das mein zorn vber ſie ergrimme / vnnd
1. Reg. 7. das ich ſie gar aus mache . Darumb batt 1. Re-
gum 7. das volck Samuelem gantz fleiſſig / er
ſolt
ſolt nicht auffhören zu Gott für ſie zu ſchreien /
Gewislich würd auch dieſer Chriſtlicher Herr
durch ſein weinen vnd andechtigs Gebet / zur
zeit der not / wie Moſes dem almechtigen Gott
ſeine hend vnd arm zu rück gehalten haben /
Gott erbarm ſich vnſer / geb vns an ſeine ſtat
andere / vnd laſſe vns arme ſchefflein in dieſem
land nicht allein ſtehn .
Zum dritten / nimpt er auch ſolche hinweg
jnen ſelbs zu hohem nutz vnd dienſt / auff das
ſie den groſſen grewel vnd trübſeligkeit / welche
Gott von vnſer Sünd vnnd vndanckbarkeit
wegen auff erden ſenden wirt / nicht anſehen
dörffen / Das er auch dort Joſue verhies / er Joſue 22 .
wolt jn von dem erdreich hinweg nemen / auff
das er das bös auff erden kunfftig nicht anſehn
dörffte . Denn gemeinlich / wenn ſolche Chriſt-
liche leut ſterben / ſo bedeut es ein auffruhr / wie
wir ſehen un buch der Maccabeer / als Judas
geſtorben war / wurd vnder dem volck ein groſ-
ſe auffruhr vnd blutvergieſſen . Das für gewiſ-
lich vnd eigentlich ſollen wir jtzt dieſe zeit auch
wiſſen / vnd nichts gewiſſers haben / wenn wir
nicht Buſſe thun / werde Gott eine groſſe / greu
liche vnd erſchreckliche ſtraff ſchicken / es ſey nu
durch den Türcken / den Antichriſt / oder ander
G iij got-
gotloſe boten / mit auffruhr / zwitracht / blutver-
gieſſen / Peſtilentz / tewrer zeit / kranckheiten vñ
ſchweren ſeufftzen / oder aber mit dem geiſtlich-
en hunger / mit welchem vns Got durch den
Amos 8 . Propheten Amos drewet zu ſtraffen / das denn
die allerſchwereſt vnd greulichſt ſtraff iſt / wel-
che wir aber durch vnſere grobe laſter vnd vn-
danckbarkeit wol verdient hetten . Sehet auff
jr Herren vnd Regenten des Lands / ſchawet
auff / ich bitt euch durch Jheſum Chriſtum / deñ
es iſt vns ſchon allen bereit / ohne zweiffel von
Gott eine groſſe Rute gebunden / von vnſer
greulichen laſter wegen / welche jtzt ſo gemein
worden ſein / als eſſen vnd drincken / Gott im
himel wirt von beiden in geiſtlichem vnd welt-
lichem ſtande / verſchmehet / geleſtert vnd verhö-
net / Sein Blut vnd funff wunden werden ſo
ſchmehlich gehalten / das es einen ſtein erbar-
men möcht / Seine wort vnd ſeine gebot wer-
den verachtet / alle welt trachtet nur nach ſchan
de vnd vnzucht / Denn freſſen vnd ſauffen / ſch-
lemmen / demmen / liegen vnd triegen / ſchelten
vnd fluchen / büberey vnd hurerey treiben / ſein
Neheſten felſchlich vmb ſein ehr / gelt vnd gut
bringen / iſt kein ſchand mehr . Da zu iſt das
ſchendlich laſter der vndanckbarkeit ſo hoch bey
vns
vns worden / das ſie bis an den himel reichet /
ſo tieff / bis in der hellen grund / ſo weit / bis an
das end der welt / auch ſo vielfeltig bey jderman
als des ſands am Meer / O weh / O weh / wie
wirt es der welt ſo grewlich ergehn / Wenn es
blieb an der Peſtilentz / die herumb in der nehet
zu regieren albereit ſchon angefangen hat / das
wer eine leichte ſtraff / Aber ich hab leider ſorg /
es werd bey dem nicht bleiben / Sonder Gott
werde vns von vnſer vndanckbarkeit wegen in
ſolche greuliche jrthumb fallen laſſen / das kei-
ner wirt wiſſen / was er ſoll gleuben / auch jr
wenig von dem ewigen leben / vnd von der auff
erſtehung der todten halten / Jch hab auch ſorg
ſo wir vns nicht bekeren / es werde vns erger
ergehn / als Sodoma vnd Gomorra . Denn
das wirt Chriſtus vber vns ſchreien / Weh dir Ma. 10 .
Bethſaida / Weh dir Corazim / das iſt / Weh
dir Teutſchland / denn weren ſolche thaten zu
Sidon vnd Tyro geſchehn / ſie hetten vorzeiten
in der aſch vnd ſecken bus gethan / O jr todten
wie gut werdet jrs haben / die jr in der erden
liget / vnd von ſolchem grewel nicht wiſſet / O
weh / O weh vnſer armen nachvolgenden kind-
lein / was gieſſen wir jnen durch vnſer vndan-
ckbarkeit für ein heiſſes badt / darinnen ſie wa-
ten
ten vnnd ſchwimmen müſſen / Denn die ſtraff
kan gewislichen nicht ausbleiben / nach dem
Exodi 20 . Gott / wie er ſpricht / ein eiferiger Gott iſt / der
die Sünd erfordert / vnd bis in das dritte vnd
vierd gelied heimſuchet . Ach / alle jr Crcaturn
wonhafftig im himel vnd auff erden / ſeufftzet
zu Gott vnſerm Herrn / für vns arme elende
Menſchen / Wie wirt es vns von vnſer vndan-
ckbarkeit wegen ſo vbel ergehn / O Vndanckbar
keit / O Vndanckbarkeit / wie biſtu ſo ein greu-
lichs ſchendlichs laſter ? Ach du vndanckbarkeit
wie thuſtu vns ſo jemerlichen ſchaden ? Denn
alles was wir von Gott empffangen haben /
dieweil wir dich vndanckbarkeit geherbergt / vñ
Roman . 1. Gott nicht / wie Paulus zun Römern ſagt / als
einen Gott gepreiſet / ſo friſt vnd ſeuffeſt du es
alles auff / Er hat vns geben ſolche feine weid-
liche vnd dapffere menner / Jtem gelerte Leut /
ſein Wort / das Liecht vnnd brennend Lucern /
Pſal. 119. wie es der Pſalmiſt nẽnet / das hat an allen ör-
ten ſcheinen / vñ das ware himelbrot / ſein Son
Chriſtum reichlich austeilen laſſen / aber die
vndanckbare Welt / wil ſolchs nicht annemen .
Derhalben reiſſet vns die Vndanckbarkeit ſol-
che herliche gaben aus vnſern zenen / vnd vnſer
arme Seel / wirt darüber hunger leiden / wo
nicht
nicht gar ſterben müſſen / O Herr erbarm dich
vnſer .
Zum andern / So beraubt vns die vn-
danckbarkeit aller güt er vnd gnaden / die vns
der HErr noch ſchencken wolt / oder wirt / wie
Gregorius ſagt / Non eſt dignus dante qui non agit
gratias pro datis , Das iſt / welcher nicht danckbar
erſcheinet dem wolthetter / für die wolthaten ſo
jme widerfaren ſeind / der iſt nicht wirdig / das
man jm mehr wolthatẽ erzeigen ſolt / Alſo iſt nu
die vndanckbarkeit / wie Bernhardus ſagt / ein
wind der da ausbleſt / vñ austrucknet alle brun-
nen der Gnaden vnd Barmhertzigkeit ect .
Zum dritten / Nimpt ſie vns nicht allein
hinweg was vns Gott gegeben hat vnd geben
will / ſonder bringt vns auch darzu mit ſich / die
woluerdiente grewliche jamerliche ſtraff / Wie
wir an dem heiligen König Ezechias ſchen /
Nach dem jm Gott gewaltigen Sieg vnd Tri-
umph verliehen / das er in dem Geleger Si-
nacherip 185000 . vmbracht / Dieweil er aber
( ob er ſchon wie Joſephus ſchreibt / mit andern
Völckern Gott opfferet ) nicht wirdig vnd billi-
che danckſagung gethan hett / mit verachtung
der geſengen / ſo vorzeiten bey den alten Ve-
tern breuchlich geweſen / hat jn Gott mit kranck Eſa. 3. 8 .
H heit
heit bis auff den todt geſtrafft . Ah wir aber
ſind viel tauſent mal vndanckbarer / Wie wird
es denn vns ergehen ? darob / O jr Herrn des
Lands / ſehet darauff vnd ſtraffet die laſter / halt
gericht vnd gerecht / fahet an euch ſelber an / wie
der könig Aſſuerus in Niniue / Nach dem er
Joh. 4. durch Jonas zur Bus vermanet wurde / ſehet
wie vns die Schrifft auch an allen orten zur
Col. 1. 3 . 6.
1. Teſ 4 . Bus vermanet / vnd ſonderlich Paulus / da er
alſo ſpricht / Quodcunꝙ facitis in verbo aut in opere ,
&c . Alles was jr thut in worten oder wercken /
das thut im namen vnſers Herrn Jheſu Chri-
ſti / vnd ſaget danck Gott vnd dem Vater / Jtem
Ephe . 5. Epheſ. 5. Saget alle zeit danck in allen dingen .
Theſ. 5 . Darnach ſehen wir das alle Creaturn für
Gott danckbar erſcheinen mit jren ſrüchten /
denn wir / durch welche ſie vns darnach zur
danckbarkeit reitzen vnd alle trewlich verma-
nen / bey vns aber wil ſich kein beſſerung des le-
bens finden laſſen . Letzlich ſo ſol vns auch bil-
lich zur Bus reitzen / dieſe gefehrliche letzte zeit /
welche dennoch iſt vnd heiſt noch die zeit der
gnaden vnd erbarmung / Wie Paulus in der
2. Cor. 6. andern Epiſtel zun Corinthern am 6. Capitel
Pſal. 101. vnd auch der Pſalmiſt im 101. Pſalm nennen
thut . Darumb haben wir gewislichen groſſe
zeit
zeit von vnſern ſünden abzuſtehen / auff das
wir das gnadenreich ſtündlein nicht verlaſſen .
So laſſet vns nun alle zu gleich mit einander
zu Gott dem Herren im Himel ſchreien vnd ſa Pſal. 143 .
gen mit dem Pſalmiſten / O HErr gehe nicht
ein mit deinem diener in das gericht / denn vor
deinem Augeſicht iſt kein lebendiger menſch ge-
recht . Denn wenn der HErr ſehen wird / das
wir vns bekeren / ſo würde er nach ſeiner zuſag
ſeinen zorn auch widerumb abwenden / Wie er
ſagt / So war Jch lebe / wil ich nicht den todt Ezc. 18. 33 .
des ſünders / ſondern viel mehr das er ſich beke-
re vnd lebe . Er ſagt vns auch zu / wenn er don-
ner vnd blitz ſende / den Himel verſchlies das es 2. Par. 6.
nimer regent / Die Peſtilentz wider ſein Volck /
Jtem die Hewſchrecken alles gewechs der Er-
dẽ abzufreſſen / ſchicket / vñ ſo ſich ſein Volck be-
kere / vnd jme ſeine ſünde leſſt leidt ſein / ſo wölle
er ſeinem Volck gnedig ſein / vnd ſeinen zorn
faren laſſen . Laſt vns nun Bus thun / vnd ab-
ſtehen von vnſern ſünden / das wir nicht bald
aller fromen Chriſtlichen Herrn von vnſer vn-
danckbarkeit wegen beraubt werden .
Jtzt wöllen wir vns widerumb keren / zum
Chriſtlichen in Gott verſchiedenen Herrn /
Herrn Eraſmen Herrn von Starenberg / vnd
H ij ſehen
ſehen wo der ſelbig hinkomen / ob er todt ſey /
vnd ob wir jn denn gantz vnnd gar verloren
haben / vnd ob er gar von vns dahin iſt ? Nein
warlich jr auſſerwelten in Chriſto / wir mü-
gen wol ſagen wie Chriſtus dort Matthei 9.
Matth. 9.
Johan. 11 . Joh. 11 . Er ſey nicht todt / ſondern er ſchlaffe
nur / War iſt es / das die Chriſten ſo jn gekent
haben / das weinen nicht gar laſſen mögen .
Dennoch iſt vns durch Paulum befohlen / wir
ſollen nicht traurig ſein / wie die andern / ſo kein
hoffnung haben / vnd ſonderlich die nahetgefre-
undten / als ſeine liebe hausfraw vnnd kinder /
ſollen den groſſen ſchtuertzen der traurigkeit /
welcher niemand dienſtlich vnd jnen ſehr ſched-
lich iſt / eins teils aus jrem hertzen ſchlagen / vñ
wiſſen / er ſey des Herre u n / hab er jnen vergün-
net vnnd gelihen eine zeitlang / ſo hab er auch
macht in widerumb hinweg zu nemen / wie Job
Job. 1. ſagt / Der Herr hats gegeben / der Herr hats
widerumb genomen / wie es dem Herrn gefal-
len hat / alſo iſt es geſchehen / wolan / der name
des Herren ſey gepreiſet . Laſſet vns nu auch
handlen nach dem exempel Dauid / von welch-
2. Reg. 12 . em wir leſen / nach dem jm ſein kindt geſtorben
war / ſtundt er auff von der erden / wuſch ſich /
vnd ſalbete ſich / vnd thet ander kleider an / vnd
ging
ging in das Haus des Herrn vnd betet / vnnd
da er widerumb heim kam hies er jm brot auff-
tragen vnd aſs / vnd als er gefragt wurde von
ſeinẽ knechten / warumb er das thet / gab er zur
antwort / mit ſeinem faſten / trawren vnd wei-
nen / künde er das kind nimer erwider bringen /
aber wol bewuſt were es jm / das er auch an die
ſtat müſte komen / da es jtzt were / Jr wolt aber
vieleicht gern wiſſen wo jtzunder Geiſt vñ Seel
dieſes Chriſtlichen Herrn ſey / Merckt auff / ich
wils euch kund thun / Er iſt in ſeinem guten
alter heimgangen / zu ſeinem Vatern / da hat er
gefunden ein ſchlaffkemerlein / ſeine kleider aus
gezogen / vnd hat ſich in die handt Gottes zu
ruhe gelegt / bleibet vorthin im geiſtlichen Je-
ruſalem / welches iſt die ſchöne wonung vnſers
lieben HErrn Jeſu Chriſti etc .
Erſtlich hab ich geſagt ſo ſey er heimgan-
gen / zu ſeinem Vatern / in ſeinem guten alter /
wie bewuſt / Das beweren anderer heiligen
Veter exempel / des alten Teſtaments / Welches
vns ſeer Tröſtlich iſt / wie der HErr ſagt Gen. Gen. 15 .
15. zu dem Abraham / Du ſolt faren zu deinen
Vetern / in dem fried / vñ in deinem guten alter
begraben werden . Da ſpricht er nur du ſolt fa-
ren / vnd ſpricht nicht du ſolt ſterben / Welches
H iij vns
vns allen ſeer lieblich / freudenreich / nutzbar-
lich köſtlich vnd tröſtlich iſt zu hören / Denn da
her ſein wir gewis / das dieſer holdſeliger Herr
auch nur im fried hingezogen / vñ mit nichte ge
ſtorben ſey / Wie der ewig Gott auch andern
2. Reg. 34 . Heiligen verſprochen / Als Joſua des gleichen
Jacob / Jtem Aaron / Moſen / vnd dergleichen /
Leuit. 24. Das iſt das erſt / als nemlich / das dieſer lieber
Herr / ſey zu vnſerm HErrn Chriſto in das re-
chte Vaterland heim komen / vñ nun nicht alle
reich der Welt neme / das er wider leben ſolt .
Zum andern hab ich angezeigt / Das er
ſey in ſein ſchlaffkamer komen / nach laut der
Eſa. 56 . Schrifft von allen Heiligen bewert vnd auge-
zeigt / Eſaie 56 . Der gerecht verdirbt vnd nie-
mands nimpts zu hertzen / Die Heiligen wer-
den verſamlet / vnd niemand hat achtung dar
auff / vnd die recht für Gott gewandelt haben /
die komen in jr ſchlaffkamer vnd ruhen / Zuuor
habt jr vernomen / wie er Chriſtlich vnd recht
gehandelt hab / darumb hat er ſich auch als ein
heiliger Chriſtlicher man in ſein ſchlaffkamer
gemacht zu ſeiner ruhe / laſſet jn nur ſchlaffen
jr lieben freunde / vnd laſt jn mit ewrem groſ-
ſen ſeufftzen vnd weinen vnbetrübt .
Zum dritten / So hat er ſein kleidt ausge-
zogen/
zogen / Das iſt / er hat den alten Adam den mü
den madenſack ſeinen leib hinweg gelegt / wel-
cher doch nichts anders iſt / denn ein altes ma-
denfreſſigs zerriſſenes kleid / von wegen der
Erbſünde / vñ andern wercklichen ſünden mehr
die jn alſo zerriſſen vnd zerfleiſcht haben / Denn
niemandt ohn Sünde iſt / ſpricht Paulus zun
Rom. 3 . vnd Salomon am 24 . Der Gerecht Roman. 3.
Salo. 24.
ſündigt des tags ſiebenmal . Dieſes alte / zerriſ-
ſen / befleckt / vnfletig vnd geflickts bettelkleidt /
wirt er auch nicht widerumb anziehen / bis jms
der HERR reinige / vnd ein ſchönes newes
herlichs Clarificiertes kleidt daraus mache / Phil. 3.
1. Cor. 15.
Dan. 12.
Apocal . 3.
wie er jm denn vnnd vns allen verheiſſen hat /
Das wirt geſchehen am Jüngſten tage / wenn
wir alle widerumb zuſamen komen werden in
jener Welt .
Zum vierdten / ruhet er in der hand Got-
tes / welche Chriſtus vnter jn geleget hat / vnd
helt jn ſo fein lieblich vnnd ſanfft / das jn ſeine
Seel fur groſſen freuden lachet vnd ſpringet /
in welcher hand ſchutz vñ ſchirm / er ſich auch an
ſeinen letzten end befohlen hat / vnd geſprochen
mit dem heiligen Dauid / Jn deine hend befelh Pſalm . 34
ich meinẽ geiſt / du haſt mich erlöſt du trewer vñ
warhafftiger Gott / Nu wird er auch ſprechen /
Pſal.
Pſalm . 4. Pſal. 4. Jch lig / vnd ruhe gantz mit fried / denn
du Gott beſchützeſt mich allein / vnnd ich bin ſi-
cher . Das aber dem gewiſlich alſo ſey / das er
ſein Seel in die heilige hand des Herrn genei-
get vnd gelegt hab / ſo bewert es auch der Weiſe
Sap. 3. man / da er ſpricht / Der gerechten Seelen ſein
in der hand Gottes / keine qual wirt ſie anrü-
ren / von den Gottloſen werden ſie geacht / als
wenn ſie ſtürben / vnd jr hinweg reiſſen wirt ge-
halten für ein verderben / aber ſie ſeint im fried
vnd gentzlichen hoffnung / ſie werden niemer
ſterben / Von ſolcher ſeiner freud leſen wir fer-
2. Cor. 4.
Apo. 14.
Heb. 4. ner 2. Corinth. 4. Apo. 14. Heb. 4. vnd ander
wegen mehr .
Zum fünfften / iſt er jtzt in der Schos
Abrahe / der ſauſt vnd wiegt jn hin vnd wider /
wie ein junges kindt / das iſt / es wirt jm mitge-
Eſa. 61.
Jo. 16.
Apoc. 9.
1. Cor. 6 . teilt allerley freud / frolocken / jubiliern vnd er-
getzligkeit der ewigen herligkeit / dahin er beleit
iſt worden / durch die hand der heiligen Engel /
Luce 16 . wie der arme Lazarus / Luc. 16 .
Zum ſechſten / iſt er nun wonhafft in dem
newen geiſtlichen Jeruſalem / welchs der alme-
chtig Gott all ſeinen auserwelten gebawt vnd
bereit hat / ein wolgebawt ſchönes newes haus
nicht durch menſchen hend / ſondern durch die
göttliche
Göttliche krafft zugerichtet / in welchem denn
allerley freud / wonne vnd frolocken erfunden
wird / ſo hoch vnd vbertrefflich das nie keines 1. Cor. 2 .
menſchen auge geſehen / keines menſchen ohren
gehöret / vñ keines menſchen hertz empfunden /
Ja dieſes iſt die ſchönſte auſſerwelte herberg /
darinnen er jtzt iſt / welche vns Chriſtus der Joh. 14.
HErr bey ſeinem himliſchen Vater zubereiten
verheiſſen hat / in welcher auch Chriſtus ſelber
mit ſeinen auserwelten Engeln wohnet / dahin
haben alle Heiligen jr begern gehabt / vnd ſon-
derlich Dauid / dem ſein zeit hier ſo lang was /
das er anfieng / ſchreiet vñ ſprach / Heu mihi quia Pſal. 119.
mcolatus meus etc . Ach das ich ſo lang warten
mus / vnter denen die den Fried haſſen / vñ auch
Paulus wünſcht das von hertzen / da er zu den Phil. 1.
Philippern ſpricht / Jch hab luſt abzuſcheiden
vnd bey meinen Chriſto zu ſein .
Nun möchſtu aber wiſſen wöllen / was er
itzt handelt vnd macht in jenem Leben ? Jm iſt
nach laut der Schrifft gewislich nicht anders /
als weñ er in einem ſüſſen lieblichen ſchlaffleg /
vnd ſchlieffe / Denn jtzunder haſtu gehört / Er
hab ſein kleid abgezogen / ſey in ſeine kamer vnd
in ſein bett gangẽ / wie nun einer der da ſchlefft /
nicht weis was andere leut hierauſſen für ein
J geſchrey
geſchrey / getümel vnd weſen haben / Alſo weis
er auch von keinem gewalt / vnd von keiner Ty-
ranney der Gottloſen auff Erden / Das denn
Gott den gleubigen in ſeinem Wort verheiſſen
Eſaiae 32.
Sap. 2. 3 . hat Eſai 32. Sap. 2 . 3. Deñ trutz jtzt dem Tür-
cken / trutz dem Antichriſt / trutz allen Phariſe-
ern vñ heuchlern / ja auch allen Tyrannen vnd
verfolgern des göttlichẽ Worts / das ſie jm ein
herlin krümmen / oder nur mit einem finger an
rüren mügen / jr wüten vnd tyranney kan jn
auch in ſolchem ſeinem ſanfften ſchlaff nicht irre
machen / vnd ſolche groſſe freud von jm nicht
Joh. 16 . hinweg nemen / Joh 16 .
Zum andern / Wie einem ſchlaffenden ſte-
tiglichen etliche ſeltzame geſicht für komen / vnd
jn düncket als wenn er etwas ſehe / Alſo hat er
jtzt mit der warheit des aller ſchönſten ſeltzam-
ſten / lieblichſten vnd angenemſten geſicht / der
er ſich hoch erfrewet / denn er ſiehet den Allmech
tigen Gott von angeſicht zu angeſicht / wie ſich
Job 19 . Job 19. jn zuſehen gefrewet hat / vnd wie Chri-
Joan. 16 . ſtus vns allen zuſagt vnd ſpricht / Joh. 16 Jr
werder mich widerumb ſehen / vnd ewer hertz
wirt ſich frewẽ . Welch ein groſſe herliche freud
ſol das ſein / das wir die götlich Chriſti vñ men
ſchliche Natur / von angeſicht zu angeſicht ſehen
vnd
vnd erkennen / Deñ alſo den almechtigen Gott
anſchawen vñ ſehen / iſt das ewig leben Jo. 17 .
Zum dritten / es iſt jm nu nicht anders / als
weñ er ſchlieffe / deñ weñ du einen von fern ſchla
ffen ſiheſt / ſo vermeinſtu er ſey todt / bis du ne-
her hinzu kömſt vnd jn athemen ſiheſt / Alſo mö-
chteſtu vieleicht da auch vermeinen / er were ge-
ſturben / tritt aber neher hinzu / vñ ſchaw jn re-
cht / ſetz die ſichtige glas augẽ an / leſe die ſchrifft
darumb / ſo wirſtu befinden / das er nur ſchlaff / Job 6. 11 .
vnd von dem todt gar nicht verletzt iſt worden /
ſonder er lebe in ewigkeit / Denn er glaubte an Ap. 2 .
den Son Gottes Jeſum Chriſtum / welcher iſt
das leben ſelber / vñ wirt jtzt ſagen mit der braut Joh. 14.
Chriſti / Ego quidem dormio , cor autem meum vigi- Cant. 5.
lat ad te Deum meũ , Jch ſchlaff jtzt wol / aber mein
hertz wachet zu dir mein Gott . Alſo iſt jm kein
leid widerfaren / ſeine Seel iſt nur aus der ge-
fencknus heraus bracht worden / Welches da
begeret der heilig Dauid / da er ſprach / Educ è Pſal. 141 .
carcere animam meam , Nim mein ſeel aus der ge-
fenckuus . Alſo ſagt Salomon / Der gerecht Prou. 11 .
wirt erlöſt aus ſeinen engſten / vnd die gotloſen
kommen an ſeine ſtat / Es iſt auch jn der tag des
t od s viel freudenreicher / denn der tag ſeiner ge-
burt geweſen / Wie Eccleſiaſt . ſpricht am 7. vñ Eccleſ . 7.
J ij Paulus
Phil. 1. Paulus in obgemelten capitel von hertzen bege
ret / vñ ſagt / Cupio diſſolui , & eſſe cum Chriſto , Jch
wolt das leib vñ ſeel nur vonäder weren / vñ ich
bey meinem Herrn Chriſto wer . Gleichsfals
hat dieſer lieber Herr / dieſes trübſeligen lebens
hie nicht begert / ſonder ſich viel mehr des ewigẽ
vnd vnzertrenlichen gefrewt / vnd nach ſeim lie-
ben Herrn ein hertzlichs verlangen vnd ſehnen
gehabt / neme nun auch der welt nicht tauſent
mal tauſent / das er wider vmbkeret / vñ zu vns
in diſs Jamerthal keme .
Nu möchteſtu aber beſchlieſlich nachmals
fragen / Dieweil ich hör / das es ein ſolche gute
geſtalt mit jm hat / vnd er alſo in ſolcher freud /
in ſolcher ruh vnd frolocken iſt / ſo ſollen wir jn
auch zu frieden laſſen / vnd werden vieleicht vn-
recht thun / das wir jn beweinen / beſingen / vnd
andere Ceremonien bey ſeiner begrebnns brau
chen ? Nein mein lieber Chriſt / das wir jn jtzt
loben / ſingen / vnd ſeinen leib ehrlich zur begreb
nus beſtatten / iſt nicht Vnchriſtlich / ſonder ein
Chriſtlich vnd ſchüldig werck / das wir ſeim leib
aus Chriſtlicher lieb zubeweiſen ſchuldig ſein /
Syrach 7. wie Syr. 7. ſagt. Æquum & pium est etiam benefi-
cta tua in mortuo oſtendere , das iſt / Es iſt billich vñ
recht / das du deine wolthaten auch den todten
erzeigeſt/
erzeigeſt . Vnd des haben wir viel exempel in der
heiligen Schrifft / Erſtlich / das vnſer zuſamen
kunfft reichen vñ armen / klein vnd groſſen / von
dieſes Chriſtlichen Herren wegen / recht billich
vñ Chriſtlich ſey / Deñ auch dort die leut hauf-
fen weis an das ort da der todte gelegen / zuſa-
men komen ſein / wie wir ſehen Mat. 9. vnd die Matth. 9.
Johan. 11.
Luce 7 .
weiber ſich an vielen örtern verhüllet / verbundẽ
vñ getraurt / wie der Prophet Jerem . den wei-
bern ſich zuuerhüllen / vñ jre töchter trauren le
ren befehlen thet / Darumb wir auch billich al-
hie beyeinander ſein / vmb dieſen Chriſtlichen
Herren zu trauren .
Zum andern / ſollen wir auch ( wie Sara
Jacob vnd andere heiligen im alten Teſtament
beweint ſindt worden ) willig / hertzlich vnd bit-
terlich dieſen vnſern lieben Herren beweinen /
deñ es iſt vns armen Chriſten dieſes lands / ein
getrewer Vater hinweg gereiſet / wie vns denn
auch das Eccleſiaſticus vnſer todten beweinen Eccleſ. 38 .
hertzlich befehlen thut / Doch ſollen wir darinn
mas halten / vñ ſehen das wir nicht weinen vñ
heulen / vns freſſen / vñ mehr deñ zuviel / wie die
heiden ſo kein hoffnung haben / bekümmern .
Zum dritten / iſt es recht vnd billich / das
wir jn auch fein ehrlich vnd wol verhüllen vnd
J iij begra-
begraben / wie Tobias in ſeinem alter 102 . jar zu
Niuiue ehrlich vñ ſtatlich begraben iſt worden .
Deñ er iſt ſein ſehr wol wert / vnd hats vielfel-
tig verdient / das wir jn auch mit aller ehrerbie-
tung / vnd mit feinen heiligen Chriſtlichen Ce-
remonien zu der begrebnus beſtettigen .
Zum vierdten / Nach dem die alten Acker
oder Wismad kaufft haben / wie denn zu ſehen
Gen. 23. 25 iſt Gen. 23. 25. darauff ſie jre todten begraben /
ſeind auch gern freund / Vater / Mutter vnd be-
kandte an einem ort begraben worden / Wie an
Gen. 49 . Jacob ſcheinet / der da ruffet ſeinem ſon Joſeph /
vnd jn bat / das er ſeinen todten Leichnam aus
Egypten in ſein Vaterland füren lies / welches
denn auch geſchehen iſt / wie wir leſen / das Jo-
ſeph mit ſampt andern gewaltigen dienern
des Königs Pharaonis jme das gleidt hinaus
geben haben / So thut jr jungen Herrn von
Starhenberg auch recht daran / das jr desglei-
chen auch ewrn lieben Herrn Vater ſeligen mit
andern Chriſtlichen Herrn herauff begleitet /
vnd jn zum erdreich ehrlichen beſtaten / vnd zu
ſeinen lieben Vorfaren legen befehlet .
Zum fünfften / Dieweil wir ſehen / das die
alten haben jren todten zu jr gedechtnus grab-
ſtein machen laſſen / wie auch zu ſehen an Ja-
cob/
cob / da jm ſein Weib Rachel ſtarb / an dem we-
ge Ephrat / der nun Betlehem heiſt / das er jr Gen. 35 .
einen ſtein hinüber auffgericht hat / Werdet jr
euch auch daran nicht verſündigen / ſo jr ew-
rem Herrn Vater / von zimlichem vnkoſten ein
ſchönen ſtein zu einer ewigen gedechtnis / mach-
en vnd auffrichten laſſt / denn er iſt es alles ſeer
wol werd / vnd hats vmb euch vñ vmb das gau-
tze Land vieltauſentmal verdienet .
Zum ſechſten vñ letzten / Wird ſich die Pre
digt des göttlichẽ Worts / auch nicht vbel zu ſei-
ner begrebnis reimen / ſintemal die alten auch
bey der begrebnis gepredigt / vñ die leut mit der
Aufferſtehung der todten getröſt / welches wir
austrücklich Exempel haben / als eines iſt im
erſten Machabeorum am 12. Cap . Da Judas 1. Macc. 12
das Volck von der Aufferſtehung der todten er
innert vnd getröſtet hat . Desgleichen Paulus
zu den Teſſalonichern am 4. Capitel / da er 1. Theſ. 4 .
jnen anzeigt / Sie ſollen nicht trawrig ſein / wie
die andern die kein Hoffnung nicht haben / vnd
ſich mit ſolchen worten vnter einander tröſten /
Solcher dienſt vnd ſolche werck / ſein Gott dem
allmechtigen / den lieben Engeln / vnd allen lie-
ben Heiligen ſeer angenem vnd gefellig / wie zu
ſehen / da Dauid hörete das die von Jabes
J iiij Saul
Saul in Gabiad hetten begraben / da ſchickt er
ſeine Boten zu jn vnd lies jnen anzeigen / Ge-
2. Sam. 2 . benedeiet ſeid jr die jr ſolche barmhertzigkeit an
ewrem Herrn dem Saul bewieſen habt / der
HErr beweiſe euch widerumb barmhertzigkeit
vnd trew / vñ ich wil euch auch gutes thun / die-
weil jr das gehandelt habt . Jtem das es Gott
vnd den Engeln gefellig ſey / ſehen wir / da der
Tob. 12. Engel kam vnd ſprach zu Tobia / Jch wil dir
die warheit nicht verhalten / Da du alſo wei-
neſt vnd beteſt / vñ die Todten begrubeſt / da hab
ich deine trene hinauff zu Gottes ſtul bracht /
vnd ich bin geſendet worden / dich ſehent zu ma-
chen vnd deine gefreundtin Saram vom Teu-
fel zu erledigen . Daher wiſſen wir nun beſch-
lieslich vnd gründlich / die wir ſolche wolthaten
an dieſem Gottſeligen in Chriſto verſchiedenen
HErrn erzeigen vnd beweiſen / das wir nicht
vnrecht / ſondern Chriſtlich / recht vnd wol dar-
an handeln / auch Gott einen ſeer hohen vnd an
genemen dienſt daran erzeigen / denn er iſt war
hafftig ſein liebes kind / vnd was wir nun jm in
ſeinem Namen thun / das haben wir gewislich
Gott im Himel ſelber gethan .
Darzu ſo ſeind vns auch ſolche Ceremo-
nien / die wir leben / vnd ſonderlich die Predigt
von
von erinnerung vnſers elenden lebens / auch
von der aufferſtehung der todten / vnd des ewi-
gen lebens / ſehr dienſtlich vnd nützlich . Was a-
ber ſein andere menſchliche tandtwercke vnd er-
dachte Ceremonien durch menſchen angericht /
es ſein nu Lateiniſche gebet / welche die ſo es le-
ſen ſelber nicht vorſtehen / vnd Gottes wort vn-
nützlich zur Abgötterey brauchen vnd ziehen /
Item / dem abgöttiſchen brauch nach die verſtor
benen anruffen / mit welchem die Götliche Ma-
ieſtet vnd Chriſtus ſein lieber ſon ſchr hoch ver
letzt wirt / deñ er ſagt / Gloriam meam non dabo al-
teri , das iſt / mein ehr wil ich keim andern geben .
Das aber die anruffung allein zu ſeiner ehr ge
hör / ſagt er im Pſalmiſten / Ruff mich an in der
not / ſo wil ich dich erhören / Pſal. 49. Jtem ſein Pſal. 4 9.
Son Chriſtus Mat. 11. Komet her zu mir alle Matth. 11.
die jr beſchwert vñ beladen ſeidt / ich wil euch er-
quicken . Oder es ſey den todten leicham mit ge-
ſaltznem waſſer beſprengen / welchs jn nicht hil
fft / ſo man das gantz meer auff jn göſſe / das ge
ſaltzen vñ geweiht gnug iſt / die Seel aus dem
Purgatorio zu erlöſen / vigilien vnd ſeelmeſſẽ ſin
gen / an ſeiner ſtat gelt in ſtock werffen / viel ker-
tzen antzünden / ein gros gemürmel anrichten /
das ſeiner Seel nicht dienſtlich / Denn wo der
J v baum
Eccl. 2. baum hin felt / ſagt Eccleſi . 2. da leit er / Oder
aber wie die heiden auff ſeinem grab ſauffen vñ
freſſen / vñ was der abgöttereyen noch viel mehr
ſeindt / die wollen wir bleiben laſſen / vns derſel-
ben nicht gebrauchen / bis auff ein offentlich frey
gemein publiciert Concilium . Deñ wir wiſſen je /
das viel grewel vñ abgöttereyen darin ſtecken /
Matth. 6 . ſo können wir ja nicht zu gleich Gott vnd dem
1. Cor. 10. Teuffel dienen / wie Paulus ſagt / Wir können
nicht zugleich eſſen von dem tiſch des Herrn / vñ
vom tiſch des teuffels . Von ſolchẽ wer viel zure-
den / aber die zeit mag es nicht ertragen .
Erſtlich habt jr nu gehört / was in dieſer
welt für ein armes / elends / erbarmlichs / jemer
lichs / kleglichs vnd mühſeligs leben iſt / welchs
nicht werd iſt / den namen eins lebens zuhaben .
Zum andern habt jr vernomen / dieſes Ch-
riſtlichen in Gott entſchlaffenen Herrn Titel /
welcher aus dem wort Gottes vñ aus den hoch
wirdigen Sacramenten / ſo viel krafft vñ ſegen
geſchepft hat / das wir all von jm ſagen müſſen
Er ſey geweſen ein Chriſtgleubiger / lieblicher /
gottfürchtiger / gerechter / friedſamer / verſtendi
ger / eiferer / ſtarcker / löblicher vnd beſtendiger
Herr .
Zum dritten habt jr gehort / worum Gott
ſolche
ſolche leut von vns wegnimpt / dabey nu die fre-
und vñ wir alle viel zu bedencken haben / inſon-
derheit aber / das wir ſolten von vnſerm vnbus-
fertigen ſündlichen vnd vndanckbaren leben ab
ſtehen / vnd Gott bitten / das er dje woluerdien-
te ſtrafft wölle von vns abwenden etc .
Zum vierdten / Jſt angezeigt worden / wo
er denn hinkomen / Als nemlichen / Er ſey nicht
verlorn / auch nicht geſtorben / ſondern durch
dieſen zeitlichen todt zu groſſen freuden vñ herr
ligkeiten gedrungen .
Zum fünfften vnd letzten / Habt jr daraus
zu lernen / das wir ſeinen verſtorbenen leib / vor
Gott vnd vor der Welt / nach laut der heiligen
Schrifft / ſolche Chriſtliche Ceremonien zube-
weiſen vnd zuerzeigen ſchuldig ſein / bey welch-
en Ceremonien / wir vns erinnern ſollen / das
nicht anders ſey / ſollens auch nicht anders be-
geren / ſondern jm nach zu reiſen vnd nachzufa-
ren / mit allem vleis vnd ernſt ſchicken / auff das
wir auch aus dieſer ſchnöden jemerlichen Welt
komẽ mögẽ / in das himeliſche Paradis vñ ewi-
ge Reich / der groſſen freudẽ vñ ſeligkeit / Zu wel
cher helff vns Gott der almechtige Vater / durch
das verdienſt ſeines liebẽ S ons / vnſers HErrn
vnd Seligmachers Jeſu Chriſti /
A M E N.
CHRISTVS IN CRVCE
PENDEN S AD PECCATORE S .
HAEC eſt peccatiꝗ́ tui triſtisꝗ́ ruinæ ,
Atque eadem uitæ teſtis imago tuæ :
Sic ego te propter ſic ſum laceratus , ut iſto
Vlcera ueſtra meo ſana cruore forent .
Morte mea uiuis , ſanatus ſanguine noſtro :
Hei mihi ꝗ́ paucos munera noſtra mouent .
V. VV. S.