Lamartine und der deutsche Rhein.
♁Vom Rhein, 17 Jan. „Sprecht vom Rhein, von den Alpen, und man hat euch verstanden, noch ehe ihr ausgeredet habt. Dort ist Frankreichs Ruhm geblieben, dort ist noch sein Geist und eines Tages wird auch seine Fahne dahin zurückkehren. Aber behüte Gott! wir denken nicht ans Erobern, wir bleiben unbeweglich innerhalb der Verträge von 1815, die wir doch, überströmend nach Norden oder Osten, durchbrechen könnten! diese Verträge aber, von der Allgewalt des Eroberers dictirt, sind sie ewig, wie Ströme und Berge? Nein, ein Tag wird kommen, wo diese Verträge sich selbst zerreißen werden vor der Gewalt der Dinge, vor dem besser verstandenen Gleichgewicht Europa's, vor dem Willen und der Geduld Frankreichs! Unsere Politik im Osten muß im Westen die Ausgleichungen vorbereiten, die eines Tages jene rechtmäßige Vergrößerung sichern, welche keine Macht des Continents uns umsonst verbürgen wird!“ Und nun hat die Phantasie des Hrn. v. Lamartine ihr rechtes Fahrwasser; er hat den Orient bereist, er segelt mit hoher Fluth, sein Auge, gegen Mekka gewendet, glänzt – „seliger Tag ruft er aus, wo der Orient noch vollständiger zusammenbrechen und so vielen unterdrückten aber kraftvollen Nationalitäten Platz geben wird, die das Gewicht des türkischen Cadavers zur Schmach der Civilisation und Menschheit erdrückt hat!“
Da haben Sie eine hübsche Probe französischer Politik, französischer Logik, französischer Moral in Einem Athem. In Syrien erobert den Rhein, das ist die Politik; stellt die jungen Nationalitäten des Orients in ihrem ewigen Rechte her, und macht euch dafür an der deutschen bezahlt, das ist die Logik; haltet die Verträge, so lang ihr müßt, und brecht sie, sobald ihr könnt, das ist die Moral des Liedes. Was denn freilich den unmittelbar praktischen Werth solcher Stylproben anbelangt, so ist er geradezu Null, und wir könnten uns allenfalls auf den alten Lakonismus beschränken: ihr wollt unsre Waffen, kommt und holt sie. Man soll aber dennoch von Zeit zu Zeit diese Sachen signalisiren, denn es lauert ein ungeheuerer Ernst hinter ihnen, politisch wie moralisch. Zuerst politisch: es ist nicht Lamartine, nicht die Kammer, es ist Frankreich selbst, das mit dem Chor seines Beifalls diese Einzelstimmen bedeckt, das euch alle Tage im Angesicht Europa's betheuert, wie es die ganze Weltlage von heute nur als ein Provisorium betrachte. Gut denn, das ist offen gesprochen; wir nehmen Act von dieser Erklärung, und wenn wieder eine europäische Stunde gekommen seyn wird, sollt ihr sehen, wie wir die Warnung benutzt haben. Sodann moralisch: denn wenn irgend etwas den Bankerutt der Franzosen an Grundsätzen, ihre ungeheuere Gewissenlosigkeit in Beurtheilung der Grundlagen eines christlichen Völkerverkehrs, ihre völlige Unbekanntschaft mit dem sittlichen Wesen der Geschichte schlagend zu beurkunden vermag, so sind es solche Reden. Sie haben den alten Grundsatz Spinoza's, Recht und Gewalt seyen identisch, wieder aufgewärmt, die Möglichkeit ist das Staatsgewissen des modernen Frankreichs! Sie haben den Negerhandel geächtetBis jetzt nur den Handel, nicht die Sklaverei selbst, denn die von England durchgeführte Emancipation ist bekanntlich von Frankreich noch nicht angenommen, vielmehr haben viele Redner – unter ihnen Mauguin – für das Fortbestehen der Sklaverei gesprochen!, aber ganze Völker zu verschachern und zu zerstückeln – die Sittenlehre müßte pedantisch gescholten werden, die das verböte! Die Nationen, sagt Hr. v. Lamartine, leben von den Grundsätzen ihrer Geschichten; ihr könnt keine Griechen, keine Juden, keine Türken improvisiren! Wohl – aber die Bevölkerung des schönen Delta zwischen Maas, Mosel und Rhein, diese Bevölkerung, die sich wohl mit Schwaben und Niedersachsen den Adel deutscher Nation nennen mag, weil in ihren Adern nicht ein Tropfen slavischen oder romanischen Blutes fließt, die Bevölkerung einer Landschaft, wo ihr auf jedem Zollbreit Erde den größten Erinnerungen deutscher Kaiserzeit begegnet – diese Bevölkerung über Nacht zu französiren, das ist ein Kinderspiel, ein Leichtes.
Sie sehen, der Unsinn ist wieder los, aber es ist doch Methode darin, ganz die alte Methode. Die Schemen des Kaiserreichs steigen wieder auf, der gallische Hahn kräht heuer, wie er im Jahr 1811 gethan; Tausende von Herzen schlagen schon wieder dem Augenblick entgegen, wo Frankreichs Proconsuln den Segen und die Zier fremder Völker aufführen werden im Triumphe zu Paris! Und Hr. v. Lamartine ist lange nicht der Schlimmste. Er speculirt nicht kaltblütig auf unsere Erbschaft, wie ein Geyer auf Atzung; er hat Gefühl, Adel, Ehre, Religion; er ist der Chateaubriand der gegenwärtigen Kammer, ein Tröpfchen Romantik in einer See von Prosa; er hat es drucken lassen, daß er einst sein Grab mit der bescheidenen Inschrift schmücken wolle: Gott, die Poesie und die Liebe! Das ist viel von einem Franzosen, aber noch mehr: Hr. v. Lamartine hat Ideen, und zuweilen, wenn es ihm zu voll ums Herz wird bei den Debatten der Wollkrämerseelen, läßt er einige pathetische Gedanken allgemeinster Humanität wie schöne Tauben mit weißem lichtschimmernden Gefieder durch die Säle des Palais Bourbon fliegen – durch diese Steppe, wo sich augenblicklich so viel kleine Herzen und Geister skandalisiren. Wenn aber Hr. v. Lamartine auf das Auswärtige zu sprechen kommt, da tritt auch bei ihm jener Bankerutt an eigentlichen Grundsätzen widerlich heraus, maskirt durch eine gewisse ritterliche Sentimentalität, die mit der quantitativen Größe der Ereignisse buhlt, und in der Geschichte höchstens eine ästhetische, nicht eine sittliche Gerechtigkeit erkennt. Und alsdann ist auch Hr. v. Lamartine um kein Haarbreit besser als Monsieur Sarrans, Monsieur Marrast, Monsieur Durand und wie sie alle heißen die litterarischen Condottieri, die von ihrem Schreibsessel aus die Welt für Frankreich erobern.
Napoleon ist das Unglück der Franzosen auf ein volles Jahrhundert; an seinen Erinnerungen werden sie noch ersticken. Sie haben das Inventarium seiner gewaltigen Gedanken angetreten, allein die rechten Testamentsvollstrecker wollen nicht kommen, und nun spielen Kinder mit den Waffen des Riesen. Sehen Sie nur nach Aegypten: auf der Landenge von Suez liegt Englands verwundbare Ferse; der Falke von Lodi erkannte das, und seit dieser Zeit ist Frankreichs ägyptische Politik eine Reminiscenz von 1799. Aber auch Napoleon sah in der Weltgeschichte nur Staaten, Aggregate, Mechanismen, nicht Organismen und Nationen. Was er nie begriffen hat, das ist der Geist der Völker in seiner eingebornen Macht und Herrlichkeit, der Geist dieser ewigen Personen, die geheiligt und unverletzbar sind, so lange sie nicht selbst durch Schuld oder Feigheit das Schicksal erzürnen. Das Centrum der Weltbewegung ist Gott und kein Anderer; wer sich statt seiner zur Mitte der Geschichte substituiren möchte, der gräbt in seiner Verblendung die eigene Grube. An diesem Grundirrthum seines Lebens, an den Nationalitäten ist Napoleon gescheitert. Was aber ein Geist, dergleichen seit Cäsar nicht mehr erschien, getragen von
den Strömungen einer Völkerbewegung, wie der Occident seit den Kreuzzügen keine ähnliche erlebt – ich sage was der letzte Römer der Modernen mit seinem Verstande, seinem Willen, seiner Macht nicht vermocht hat – wie sollten es diese Zwerge einer kleinen Zeit, die wie Affen an seinem Standbild emporklimmen? „Wie er sich räuspert und wie er spuckt, das haben sie ihm freilich abgeguckt,“ und nun ist es ergötzlich zu sehen, wie das heroische Stirnrunzeln und der nachgeäffte Blick des Imperatorauges so putzig steht zu den kleinen Gesichtern! Und da die Sache sich denn im Grunde so komisch verhält, so wollen wir auch von Hrn. v. Lamartine Abschied nehmen mit den Worten einer Komödie: „Ihr wollt wissen, wofür ich Euch halte, und meiner Treu, ich will es Euch sagen. Ihr sprecht wie ein Buch, nichtsdestoweniger seyd Ihr ein faselnder verworrener Geselle! Ihr habt eine hübsche Zunge, Freund, eine wahre Goldwage von Zunge; was Ihr aber darauf legt, sind Feilspäne. Ihr habt uns schreckliche Dinge prophezeit, haarsträubende Geschichten; was mich aber beruhigt, ist, daß ich Euren Vater gekannt habe, dem Ihr ähnlich seht, und daß Ihr Semmel eßt, wie wir Andern. Und somit Gott befohlen!“
Der Orient und die französischen Kammerdebatten.
(Fortsetzung.)
Nicht weniger wie die Veranlassung, welche Frankreich seinen Verbündeten zur Trennung gegeben hat, ist die Veranlassung, welche England zum Einschreiten gegen den Vicekönig bestimmt, von Hrn. Thiers verkleinert, verschleiert und, so zu sagen, auf ein Minimum zurückgebracht worden. Der Vicekönig hat sich den Engländern bei ihrer Verbindung mit Indien über Aegypten unfreundlich, schwierig erwiesen. Sie sind darüber gereizt. In Folge dieser Gereiztheit sind sie darauf versessen, ihn ihren Zorn fühlen zu lassen und ihn zu bestrafen. Auf dieses Thema ging auch zusammen, was letzthin das Journal des Débats über diesen Punkt vorgetragen hat mit der Schlußbemerkung: England würde sich eben am Ende doch entschließen müssen, seines Stolzes zu vergessen, um mit dem Pascha, den es als einen Vasall einer ihm befreundeten Macht bis jetzt gering geachtet, wie mit einem Souverän sich in Verkehr und Vertrag einzulassen. Ist es absichtlich, daß man jenes Verhängniß auf den verjüngten Maaßstab bringt, will namentlich Hr. Thiers, indem er jenes verkleinernde Maaß und seinen politischen Storchschnabel an das kolossale Zerwürfniß des Pascha's und des Sultans, die nach ihm nur wegen einer leeren Form streiten, an die Spaltung zwischen England und Frankreich, die nach ihm nur aus einer Verspätung in der Darlegung der eigentlichen Absicht von Seite Frankreichs entsprang, und nun auch an die Zwietracht Englands mit dem Pascha legt, die wieder nach ihm nur in einer verletzten Eitelkeit zu suchen ist – will er durch diese Verkleinerung, vielleicht gegen bessere Einsicht in die Größe und Tiefe dieses dreifachen Spaltes, desto leichter und sicherer zu seiner Ausfüllung kommen? Fast scheint es so. Jene Verkleinerung wäre dann nur ein Vorwand, und der letzte Gedanke des klugen Sachwalters der englisch-französischen Allianz wäre, ganz abgesehen von des gewandten Redners eigener Ueberzeugung, etwa dieser: „Es ist nicht der Rede werth, daß ihr euch wegen so untergeordneter Dinge zerwerft, befehdet und mit eurem Bündniß die Existenz der Pforte und die Ruhe von Europa auf das Spiel setzt. Ihr braucht nur die Sachen in ihrem wahren Maaß, als das, was sie sind, als Kleinigkeiten, zu erkennen, und ihr werdet keine Mühe haben, euch schleunig darüber hinweg in die alte Eintracht zurückzusetzen, ehe der gemeinsame Gegner tiefer in den Riß eindringt und durch eure definitive Trennung in dieser hochwichtigen Angelegenheit einen Triumph über eure Kurzsichtigkeit feiert, den er über eure Waffen nie gewonnen hätte.“ Der Plan, durch das Argumentum a minimo zum Ziel zu kommen, wäre weder neu noch übel. Man hat in gewöhnlichem Verkehr mit diesem Argument oft wichtige Dinge ausgerichtet; am Ende sind es auch in der Politik nur Individuen. Es sind wenige, die über öffentliche Dinge rathen und entscheiden, und ihre Ansicht, ihr Entschluß wird nicht selten durch ein Geringfügiges bestimmt; aber dabei wird vorausgesetzt, daß sie derselben Ansicht sind oder werden, oder sich wollen täuschen lassen, um auf irgend eine Weise, und was man sagt, mit guter Manier, aus einer schlimmen Sache herauszukommen. Hat es zu einem Fall von diesen dreien den Anschein, z. B. daß die englischen Politiker derselben Ansicht sind oder nach der Rede des Hrn. Thiers seyn werden? Daran möchte sehr zu zweifeln seyn. England hat noch keineswegs verrathen, daß es seinen Zwist mit Aegypten als etwas so Geringfügiges wie eine Aeußerung gereizter Eitelkeit betrachtete, noch ha es irgend etwas gethan, um Hrn. Thiers zur Annahme zu berechtigen, daß es wünsche leichten Kaufs aus dem Spiele zu kommen; im Gegentheil, scheint es, daß es fortdauernd die Gründe seiner Unzufriedenheit mit dem Vicekönig von Aegypten als zahlreich und tief betrachtet und entschlossen ist, gegen ihn vorzugehen. Wenigstens melden die neuesten Berichte, daß dahin die Erklärungen des Hrn. Hodges an den Vicekönig lauten, und daß dieser sich rüstet, Gewalt mit Gewalt zu bekämpfen. Das ist also ein ganz anderer Zustand der Dinge, als welchen die verkleinernde und verkleisternde Rede des ehemaligen Chefs des französischen Cabinets zeigen oder übrig lassen möchte, und gegenüber diesen Auspicien möchte man besorgen, er werde ungeachtet seiner Künste und Gewandtheit gerade auf dem wichtigsten Punkt, als zu klein für das Maaß der Begebenheiten, als zu flach für ihre Tiefe und zu beschränkt für ihren Umfang, bei Seite gestellt und gelassen werden.
Es sind, so weit jetzt die Begebenheiten in ihrem Innern zu erkennen sind, außer dem obenbezeichneten ostindischen Verkehr, vorzüglich zwei Gründe, welche die Gesinnung Englands gegen Mehemed Ali bestimmt und über die im Interesse der englischen Macht gegen ihn zu ergreifenden Maaßregeln entschieden haben: seine Stellung zur Pforte und die Entwickung seines Systems gegen Abyssinien, gegen Arabien und im arabischen und persischen Meerbusen.
Behält Mehemed Ali ganz Syrien bis auf die Höhen, und an einzelnen Stellen bis in die nördlichen Abhänge des Taurus, so daß er Mesopotamien im Osten und die kurdischen Gebirge im Norden vor sich hat, so darf man wohl auf der französischen Bühne von einem schönen, großen, mächtigen und gesicherten Reiche träumen – was dem Sultan zwischen dem Taurus und dem Balkan bleibt, ich glaube, daß er es durch einige im orientalischen Geist entworfene Maaßregeln, zu denen Hr. Thiers wahrscheinlich auch den neuesten Hattischerif rechnet, beglücken könne, aber in der Wirklichkeit und der Thatsache gegenüber wird sich auf jenem Gebiete nichts zeigen, als eine Masse bloßgestellter Länder, deren ganze Lebenskraft wie bisher angewendet werden muß, den letzten Tag des Schicksals, mit welchem der Nachbar droht, wo möglich abzuhalten. Syrien kann gegen das mittlere Asien nicht gehalten und benützt werden ohne den Euphrat und Tigris mit Mesopotamien, und die Ebenen von Syrien und Mesopotamien sind in der Gewalt desjenigen, der die kurdischen Gebirge beherrscht. Indem man also Mehemed
Ali in ganz Syrien einsetzt, gibt man ihm die Weisung, sich auch bis auf weiteres jener zu seiner Behauptung und Sicherung nöthigen Länder und Ströme zu bemächtigen; und wäre er durch seine politische Lage dazu nicht genöthigt, er wäre als der erste, ja einzige Großhändler seiner Reiche, durch die Interessen seines Handels dahin geführt, der östlich von Aegypten seine Basis auf dem persischen Golf, auf dem Euphrat und auf der Karawanenstraße haben muß, die durch die Abhänge des Taurus und die kurdischen Länder nach Teheran geht. Was aber gegenüber dieser Ausdehnung und Stellung die Unabhängigkeit und Dauer der Pforte jenseits des Taurus anders seyn würde, als ein Traum der Schönredner im Palais Bourbon, ist einem ernsthaften und der Sache etwas kundigen Manne wohl schwer zu begreifen. Nicht nach geographischer Ausdehnung, deren Breitengrade vom Taurus nach dem Balkan sich aus der mathematischen Geographie leicht nachweisen lassen, sondern nach der Lage der Länder und nach der Macht und Absicht der Nachbarn wird die Sicherheit eines Reiches nach außen bestimmt, und die erste Bedingung seines Gedeihens ist eben jene Sicherheit, die man dem Sultan der That nach raubt, indem man ihn seines Heeres, seiner Flotte, seiner ganzen praktischen Macht entkleiden sieht, und ihm den Todfeind auf den Taurus, d. i. auf den Nacken setzt. Was dadurch ihm geraubt ward und geboten wird, das können ihm theilnehmende Worte und sogenannte gute Rathschläge nicht wiedergeben.
England, in den asiatischen Verhältnissen durch seine Mac Neill, Urquhart, Alex. Burnes und die Genossen ihres Ruhmes tief eingeweiht, hat das wohl begriffen, und sein ursprünglicher Entschluß war darum, den Pascha, wenn es seyn müßte mit Gewalt, in Aegypten einzuschließen. Es hat gegen Frankreich dahin nachgegeben, daß dem Pascha ein Theil von Syrien, daß ihm Palästina, als die nördliche Fortsetzung von Arabien, bleiben sollen, und dieses Zugeständniß ist von großer Bedeutung, denn es sichert dem Vicekönig, außer Aegypten und den südlich liegenden Ländern, noch die Gebirge und Pässe, durch welche aus Syrien nach der Meerenge von Suez die Straße nach Aegypten geht, in ihnen aber die zu seinem Schutz gegen Osten nöthigen Burgen und Bollwerke, damit aber auch seine Eroberungen in Arabien, das Alles mit Nubien bis an die abyssinischen Berge, mit Libyen bis zur Oase des Ammon – ein Reich, würdig als eine Wiedererneuerung der Herrschaft der Fatimiden angesehen zu werden, und geeignet, sich zu großer Macht und Blüthe zu entfalten, wenn der edlere und allem Großen ebenbürtige Geist der alten arabischen Khalifen den egoistisch starren Sinn des gegenwärtigen Machthabers jener Länder erfüllen, und in ihn einige Gefühle der Menschlichkeit, Mäßigung und Gerechtigkeit gegen die Völker einhauchen könnte, über die er jetzt unbarmherzig das eiserne Scepter schwingt. Bleibt aber, wie zu besorgen, sein Gemüth jenen Einflüssen und Regungen verschlossen, und seine Verwaltung eine Schweiß- und Blutpresse, um die ungeheuere Consumtion des Heeres und der Flotte an Menschen und Gut zu unterhalten und die Habsucht fluchbeladener Localtyrannen zu füllen, so wird auch alle Vergrößerung und alle Protection nichts Anderes als eine Verbreitung dieser politischen und moralischen Pest seyn, die jedes Land verödet, zu dem sie dringt, und den fruchtbarsten Boden aussaugt und verdorrt.
Doch das gehört nicht vor das Forum, vor welchem die auswärtigen Fragen verhandelt werden. Es war in Bezug auf sie genug, darauf hinzuweisen, daß eine Beschränkung jener Macht auf ihren ältern Besitz und Palästina ihr Boden und Spielraum genug läßt, zu erstarken und zu gedeihen, wenn sie den Keim der Erstarkung und des Gedeihens in sich trägt.
Zugleich aber wäre bei dieser Einmarkung der jungen Macht – und das ist für das Allgemeine der Frage die Hauptsache – der Taurus, das kurdische Gebirg, die Ebenen von Syrien und Mesopotamien mit dem Laufe des Euphrats und Tigris und mit dem persischen Meerbusen von jener den Ländern verderblichen, der Pforte drohenden Uebermacht degagirt, der Sultan aber dadurch in jenen Stand der Sicherheit und des Selbstvertrauens gesetzt, der die erste, die unumgängliche Bedingung nicht nur seines künftigen Gedeihens, sondern überhaupt seiner Zukunft ist.
Außer diesem allgemeinen, durch die europäisch-orientalische Politik gegebenen Grund hat aber die speciell englische Politik noch einen für sie gleich wichtigen in der Art und Ausdehnung, in welcher der Handel des schlauen Nachfolgers der Fatimiden sich gegen Abyssinien, über den arabischen Busen, über die arabische Küste und im Norden des persischen Busens ausbreitet, und auf allen jenen Punkten dem englischen und seinen Interessen hemmend und selbst feindselig entgegentritt. Das Ausland enthielt hierüber in seinen letzten Blättern einen sehr gut geschriebenen Aufsatz, in dem die Prätensionen beider Bewerber umfassend und genau bezeichnet sind. Nur darin möchten wir den wohlunterrichteten Verfasser tadeln, daß er jene Ausbreitung einer nie ruhenden Berechnung und Begehrlichkeit nach neuem Besitz und neuem Erwerb, welche den englischen Handel charakterisirt, als Krämergeist, Krämerinteresse, Krämerspeculation bezeichnet, und dadurch geringschätziger behandelt. Kram ist überall der Kleinhandel, und Krämer, der in ihm begriffen, darum aber auf den unmittelbaren Gewinn im Kleinen beschränkt ist, Krämergeist also eine beschränkte, großer Dinge und Aufgaben des Handels unfähige Eigenthümlichkeit des Urtheilens und Berechnens, welche große Dinge bloßstellt und verdirbt überall, wo sie dieselben in ihren beschränkten Horizont herabzieht und mit ungeschickten Händen begreift. Gewaltthätig mag er jenen Geist nennen, den er in den persisch-arabisch-abyssinischen Verhältnissen wahrgenommen hat, dazu übergreifend, ungerecht, hart oder schonungslos, aber ein Krämergeist ist er nicht, es wäre denn, daß wir den Geist von Venedig und Genua, der die Kaufleute dieser Staaten zur Zeit der Kreuzzüge zu Eroberern im Archipel und in Kleinasien umschuf, die Portugiesen und Holländer, die in Ostindien, man weiß mit welcher Rücksichtslosigkeit, Länder besetzten und Völker bedrückten, um ihren weltumspannenden Handelsinteressen und Handelsflotten zu genügen, oder den Geist der Spanier, die ebenso in Amerika verfuhren, als Krämergeist, und die ganze große in Folge des Handels sich entfaltende auf die Interessen des Handels gestützte politische Bewegung eine Krämerei nennen wollte. Sie war es so wenig, als was das Alterthum an den Phöniciern, und was es an der großen Tochter von Tyrus, an Karthago, gesehen, und wer die Bedürfnisse der Völker und Zeiten, den Gang ihrer Thätigkeit und Ausbreitung durch die im Innern wirkende und vom Handel vermittelte Kraft der Interessen, etwas näher beobachtet hat, wird sich leicht überzeugen, daß Tyrus und Karthago, daß Genua und Venedig, daß die Hansa, daß die romanische Nation am Schlusse des Mittelalters bei der Ausbreitung und Führung ihres Handels nach denselben Beweggründen und mit demselben Geist verfuhren, wie jetzt Rußland im mittlern Asien, England, oder die englischen Kaufleute in den genannten Ländern. Es ist der Handelsgeist, der mächtige, der unwiderstehlich vorschreitende, der mit der Aussicht des Reichthums vor dem Blicke, mit Gewaltthätigkeit zur Seite, mit Berechnung und mit dem Schwert gerüstet,
an den neuen Ländern fußt, in die neuen Buchten eindringt, die verschlossenen Straßen öffnet, den Widerstand niederwirft, und dessen Gefolge die Sitte, die Bildung, die Gerechtigkeit und den Segen der Civilisation nicht ausschließt, am wenigsten da wo er unter dem siegreichen Zeichen von England vorschreitet. Mir wenigstens ist kein Punkt auf dem Globus bekannt, auf den England, sey es aus dem Schiffe des Kaufmanns oder aus dem Schiffe der Krone seinen Fuß gesetzt und seine Standarte gepflanzt hätte, auf dem nicht Willkür früherer Machthaber wäre gehemmt oder ermäßigt, gesellschaftliche Ordnung gegründet, das Recht gehandhabt und zuletzt die Freiheit wäre gepflanzt worden.
Doch wie dem auch sey, die Interessen des Dynasten von Aegypten und die Interessen von England haben sich auf jenem reichen Handelsgebiete gekreuzt, verwickelt, und sind im Begriff sich zu befehden, und England würde gegen sich selbst handeln, wenn es die Gelegenheit vorüberließe, den Nebenbuhler aus einer Stellung, in der seine Macht sich über das ganze mittlere Asien gegen die englischen Interessen in gleicher Weise drohend verbreiten würde, in eine beschränktere zurückzuweisen, in der er zwar mächtig bleiben, aber gefährlich zu seyn aufhören würde.
Hr. Thiers selbst hat auf den dritten Grund hingewiesen, der England bestimmt, der ägyptischen Uebermacht auf jenem Punkt mit Entschiedenheit entgegenzutreten; Andere und das Ausland selbst, haben es mit größerer Einsicht und mehr Nachdruck gethan. Was hier vorliegt, ist, sagen sie, die Nothwendigkeit für England, über den arabischen oder persischen Meerbusen mit seinem ostindischen Reiche in eine unmittelbarere, schnellere Verbindung zu treten, welche sich nur über Aegypten und Syrien herstellen läßt, und nicht nur bestimmt ist, den gewöhnlichen Verkehr zu erleichtern, sondern dem indischen Reiche in den Zeiten der Gefahr die Hülfe des Mutterlandes zeitig genug zuzuführen. Diese Verbindung würde durch ein über Aegypten und Syrien gleich verbreitetes und in seiner Macht erstarktes Reich unterbrochen, oder seiner Willkür preisgegeben, während die Lage der englischen Besitzungen jetzt gerade gefährdet wäre und ihre Sicherung jene Straße mehr als je gebieterisch begehrte.
Nun hat es zwar mit jener Gefährdung nicht so viel zu bedeuten, als der besorgte Verfasser jener Aufsätze des Auslandes von Zeit zu Zeit ausspricht; im Gegentheil ist das englische Reich jetzt gerade sicherer als je zuvor, nachdem der Sieg in Afghanistan den innern Feinden den Muth gebrochen und gegen die äußern mit Kabul und Herat die Schlüssel desselben an den Generalstatthalter ausgeliefert hat. Dazu würde auch eine ernste Erschütterung durch die eigene Macht auf indischem Grund und Boden können bestanden werden, und auch ein Weg um Afrika für die aus England zu erwartende Hülfe nicht zu lang seyn; das aber hindert nicht, daß für alle englisch-indischen Interessen die Beschleunigung der Communication über Malta und Suez als höchst wichtig erscheine, und diese ist bei einer Macht von beschränkterer Bedeutung unstreitig weniger gefährdet und mehr gesichert, als bei einer drohenden: sie ist in dem Maaße gesichert, als der Herr von Aegypten die Feindschaft oder den Schutz von England nöthig haben wird.
Wie dem auch sey, offenbar ist, daß es sich bei der Beharrlichkeit Englands in seinen Planen zur Beschränkung des Vicekönigs von etwas ganz Anderem, Ernsteren und Tieferliegenden handelt, als von der Rancune einer verletzten Eitelkeit und nachzürnenden Staatseitelkeit, die allein in dem politischen Horizont eingetreten ist, der sich um Hrn. Thiers auf der Rednerbühne ausbreitete.
(Ein zweiter Artikel folgt.)
Die Anlehen der amerikanischen Staaten.
2. Anlehen, Handel und Tarif.
*Wir konnten, ohne zu weitläufig zu werden, der Vereinigten-Staat-Bank in eine Menge von Operationen nicht folgen, doch mag das im ersten Artikel Gesagte hinreichen, um ihr Verfahren als schamlos und betrügerisch zu bezeichnen. Indeß kommt dieß ihr Verfahren jetzt nur noch so weit in Betracht, als sich daraus erklärt, wie und warum sie bemüht war, amerikanische Anlehen in Form von Canal- und Eisenbahnactien in unglaublicher Masse über Europa, und namentlich in England zu verbreiten, wo der hohe Zinsfuß ihnen lange eine bereitwillige Abnahme verschaffte. Sie hatte nämlich den Vortheil, daß sie diese Actien um baares Geld verkaufte, und in Amerika größtentheils nur ihre Zettel dafür hingab. Jetzt erheben sich aber ganz andere Fragen, bei denen die Vereinigte-Staaten-Bank völlig in den Hintergrund tritt: wie steht es mit dem Credit der einzelnen Staaten? hat das Project, sämmtliche Anlehen der einzelnen Staaten in eine Unionsschuld zu consolidiren, eine Aussicht auf Erfolg? In wie fern stellt sich die Tariffrage in den nordamerikanischen Staaten einem solchen Plan entgegen, und wie wird sich der Handel Nordamerika's in Zukunft gestalten? Alle diese Fragen haben einen nothwendigen innern Zusammenhang, und ihr Einfluß auf die Parteistreitigkeiten des Landes muß fast entscheidend werden.
Die Frage über den Credit der einzelnen Staaten ist eine sehr häckliche, und noch hat Niemand gewagt, einen Staat geradezu als insolvent zu bezeichnen. Im Anfang dieses Jahrs erschien in dieser Beziehung ein Werk in England unter dem Titel: Observations on the financial position and credit of such of the States of the American Union as have contracted public debts. By Alex. Trotter Esq. Der Verfasser hat eine Menge officielle Documente gesammelt, um auf diese seine Ansicht zu begründen, und wir geben hier kurz das allgemeine Urtheil, welches er über den Stand der Sachen fällt:
„Am Ende des Jahrs 1835 betrugen die Schulden der einzelnen Staaten zusammengenommen über 60 Millionen Dollars, wovon der größte Theil auf eine productive Weise angelegt war. Seit dieser Zeit ist die Masse der Anlehen auf 183 Millionen gestiegen, und davon sind etwa 40 Millionen zur Errichtung von Banken verwendet worden und etwa 68 Millionen zu Straßen, Canälen, Eisenbahnen u. s. w. Da in den Vereinigten Staaten der gewöhnliche Bankgewinn die Interessen der Staatsschulden weit übersteigt, so ist hier allerdings ein Fonds, der hinreichend ist, um die darauf verwandten Summen mit Interessen und Capital zurückzubezahlen, wenn die Banken auch nur mit gewöhnlicher Klugheit geleitet werden; aber aus einer genauen Untersuchung der vorhandenen Thatsachen geht hervor, daß viele von den Staaten unternommene Canäle und Eisenbahnen höchst wahrscheinlich kein hinreichendes Einkommen abwerfen werden, um diese Werke im Stand zu erhalten und die Interessen für die darauf gewendeten Kosten zu zahlen. In allen diesen Fällen, so wie da, wo die Finanzen des Staats durch zu große Vermengung und Abhängigkeit von Bankinstituten, durch eine unkluge Verwaltung der Banken in Unordnung gerathen können, werden Hülfsfonds nöthig seyn, um den Credit des Staats zu erhalten, oder wo diese nicht vorhanden sind, muß man zu directen Abgaben seine Zuflucht nehmen. Bis jetzt haben die Legislaturen keine Neigung gezeigt, die Verpflichtungen, die sie oder ihre Vorgänger eingegangen, zu erfüllen, vielmehr sprechen sich alle Legislaturen der verschiedenen Staaten in den von ihnen ausgegangenen Actenstücken entschieden für die Unverletzlichkeit solcher Verpflichtungen aus. Obwohl nun, wenn man von der Vergangenheit auf die Zukunft schließt, aller Grund vorhanden ist, daß sie bei dieser Ansicht verharren werden, so können doch die fortdauernden und raschen Schritte, welche die demokratischen Grundsätze in den Vereinigten Staaten gemacht haben, allzu wichtige Folgen herbeiführen, die nicht zu übersehen sind. Diese Zunahme demokratischer Ansichten im schlimmsten Sinne des Worts und der Einfluß, den sie auf die verständigeren und bessern Grundsätze der einsichtsvolleren Classen üben, haben sich auf eine beklagenswerthe Weise in der geringen Macht gezeigt, welche die Executivgewalt allenthalben besitzt, wo sich ihr Pöbelgeschrei entgegenstellte, das allenthalben in der Union überhaupt, wie in den einzelnen Staaten am Ende immer siegreich gewesen ist. Die Wirkung, welche das Vorherrschen demokratischer Ansichten in dem vorliegenden Falle haben kann, ist einleuchtend; denn wenn die Staaten einmal genöthigt sind, zu Abgaben ihre Zuflucht zu nehmen, um die Interessen ihrer Anlehen zu zahlen, so wird dieß erst dann geschehen, wenn die verschiedenen Unternehmungen, zu deren Ausführung die Anlehen aufgenommen wurden, durch ihren Nichterfolg unpopulär geworden sind; und obgleich daraus noch nicht folgt, daß das Volk unter diesen Umständen sich den nothwendigen Opfern nicht unterwerfen wird, so läßt sich doch auf eine Erfüllung ihrer Verpflichtungen bei weitem nicht so zuversichtlich zählen, als wenn die Legislaturen von Volksclassen gewählt wären, die bei der Erhaltung des Staatscredits directer betheiligt sind.“
Wir haben diesen Auszug aus einem viel weitschweifiger abgefaßten Gutachten darum gegeben, weil der Verfasser gerade diesen Gegenstand zu seinem speciellen Thema gemacht, andere Schriftsteller, namentlich solche, die in Amerika waren, was bei Hrn. Trotter nicht der Fall ist, und die demnach aus eigner Kenntniß der Volksgesinnung sprechen, erklären geradezu, die Amerikaner würden zu einem solchen Zweck keinen Heller an Taxen zahlen. Wir wollen jedoch diesen Punkt, als höchst bestreitbar, vorerst bei Seite lassen, und bemerken, daß selbst die Freunde der Vereinigten-Staaten-Bank einige der Staaten für höchst verdächtige Zahler halten. – Das M. Chronicle, welches seine Spalten öfters den kecksten Vertheidigern der Vereinigten-Staaten-Bank öffnete,Es ist bemerkenswerth, daß die Times, deren eigene Artikel der Vereinigten-Staaten-Bank seit Jahren feindlich waren, einen Correspondenten in Amerika hat, der durchaus die Partei der Banken nimmt, während beim M. Chronicle gerade der umgekehrte Fall stattfindet. enthält in seiner Nummer vom 11 November einen ganz in deren Interesse geschriebenen Artikel, worin es heißt: „Die Bank hat die verschiedenen Staaten in ihren ungeheuern Unternehmungen von Canälen und Eisenbahnen unterstützt, und hat dagegen Wechsel verschiedener Art und Staatspapiere zum Betrag von 53,563,965 Dollars erhalten; natürlich muß ein großer Theil dieser Papiere schlechte Sicherheit gewähren, und wird, wenn man sie realisirt, eine große Entwerthung erleiden; aber die Suspension der Baarzahlungen wird die Bank in den Stand setzen, diese Papiere für den Augenblick zu behalten und sie mit der Zeit auf die möglichst beste Weise zu verwerthen.“ Dieser Artikel zeigt klar, daß die Bank wo möglich einen Aufschub zu erhalten und die Suspension der Baarzahlungen zu verlängern sucht, um, wenn der erste Schrecken vorüber ist, die Papiere nach
und nach doch zu verkaufen und so den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Allein dieser Artikel hat noch eine andere weiter greifende Bedeutung, die in den Worten enthalten ist: die Executivgewalt der verschiedenen Staaten ist mit dem Credit der Vereinigten-Staaten-Bank identificirt; d. h. das ganze Spiel zwischen der darleihenden Bank und den einzelnen Regierungen – ein Spiel, wobei manche Unredlichkeit mit untergelaufen – kommt an den Tag, sobald man die Bank zum Liquidiren treibt, und die Regierungen werden deßhalb bei dem Congreß und in dem eigenen Staate allem aufbieten, um es nicht so weit kommen zu lassen. Man sieht, die Bank hat nicht übel gerechnet, um sich mächtige Gönner und Freunde zu sichern.
Indeß stehen in mancher Beziehung die Aussichten schlecht. Man fühlt oder weiß auch vielleicht, daß die einzelnen Staaten nicht im Stande seyn werden, das Schulden- und Sündenregister ihrer Regierungen zu tragen, und so verfiel man in Amerika auf die Idee, den schwankenden Credit der einzelnen Staaten durch den Credit der Union zu unterstützen, die Schulden zusammen zu werfen und eine Unionsschuld daraus zu machen. Dieser Plan wurde alsbald als eine Panacee ausgerufen, ohne daß man dabei bedachte, wie sehr schon der Plan an und für sich selbst den Credit der einzelnen Staaten heruntersetzte, denn es lag das Bekenntniß darin, daß sie ihre Schuldenlast nicht tragen könnten und wollten. Der Plan fand auch aus manchen Gründen eine ausgezeichnet schlechte Aufnahme. Der Charleston Mercury, ein bemerkenswerthes Blatt, weil es, wie man glaubt, die Ansichten Hrn. Calhouns ausspricht, bezeichnet den Vorschlag als so völlig unverschämt und gewissenlos (so extravagantly impudent, so utterly unprincipled), daß man kaum glauben könne, er sey im Ernste gemacht. Der Plan sey auf die Bahn gebracht, „um den englischen Stockjobbers zu gefallen“, und der Erfolg würde seyn, „die Föderativinstitutionen zu vernichten, und der Union mit Einemmal die Segnungen einer Nationalschuld aufzuhalsen.“ Auch wird hervorgehoben, wie ungerecht es wäre, „das Eigenthum der unverschuldeten (sound) Staaten zu verpfänden, um die Schulden der bankerotten Staaten zu bezahlen,“ und mit Bitterkeit hinzugesetzt, „daß die tiefverschuldeten und bankerotten Staatenregierungen ihr eigenes Volk nicht mit directen Abgaben zu belegen wagen, aber sich nicht scheuen, die ganze Union für ihre besondern Zwecke zu belasten.“ Aus solchen, und zum Theil noch viel stärkern Erklärungen geht hervor, daß die Aussichten für die vorgeschlagene Consolidation der Schulden der einzelnen Staaten sehr schwach ist, und wenn man von dem Tone der Regierungszeitungen auf die Ansicht der Regierung selbst schließen darf, so ist auch nicht der mindeste Anschein vorhanden, daß diese darauf eingehen werden, so sehr man auch den Präsidenten dafür zu stimmen suchte und seine Wiedererwählung mit einer unermeßlichen Majorität in Aussicht stellte, wenn er auf diesen Plan eingehe. Allein Van Buren hatte zu gute Gründe, diesen Lockungen sein Ohr zu verschließen, er wäre seiner Partei entschieden untreu geworden, und hätte einen Streit wieder ins Leben gerufen, der schon einmal der Union verderblich zu werden drohte. Man würde ihm vorwerfen, daß er, um den „Stockjobbers und Speculanten“ zu gefallen, seine frühern Grundsätze aufgebe, und er würde sich zu Grunde richten, ohne der Partei der Banken auf die Länge aufhelfen zu können.
(Beschluß folgt.)
[202]
Vierter Rechenschaftsbericht über die Beiträge zu Jean Pauls Denkmal.
Weitere Beiträge sind eingegangen, als: 5 fl. von Hrn. Brüggemann zu Berlin; 3 fl. 6 kr. aus dem königl. Landgerichte Schwabmünchen; 10 fl. 32 kr. aus dem k. Ldgr. Schrobenhausen; 1 fl. 27 kr. aus dem k. Ldgr. Neuburg; 8 fl. 9 kr. aus dem k. Ldgr. Burgau; 2 fl. 38 kr. aus dem k. Ldgr. Ottobeuern; 3 fl. 13 kr. aus dem k. Ldgr. Immenstadt; 1 fl. 56 kr. aus dem k. Ldgr. Rain; 3 fl. 18 kr. aus dem k. Ldgr. Sonthofen; 2 fl. 57 kr. aus dem k. Ldgr. Wertingen; 35 fl. 58 kr. aus dem k. Ldgr. Dillingen; 2 fl. 42 kr. aus dem k. Ldgr. Buchloe; 1 fl. 12 kr. aus dem k. Ldgr. Nördlingen; 24 kr. aus dem Herrschaftsger. Weißenhorn; 36 kr. aus dem Herrschaftsger. Edelstetten; 13 fl. 21 kr. vom Magistrat Augsburg; 1 fl. 12 kr. aus dem Herrschaftsger. Wallerstein; 1 fl. 21 kr. aus dem Herrschaftsger. Haarburg; 9 fl. 56 kr. von Hrn. Großhändler Jacob de Castro zu Altona; 24 fl. von Hrn. Dr. v. Reichenbach zu Blansko in Mähren; 1 fl. von Hrn. Rentbeamten Feiler in Weiden; 1 fl. vom Hrn. Senior und Pfarrer Meisner allda; 1 fl. von Hrn. Ingenieur von Krauer allda; 1 fl. von Hrn. Friedrich Zemsch allda; 1 fl. von Hrn. M. Menzel allda; 1 fl. von Hrn. Dr. Blacker das.; 30 kr. von Hrn. I. H. Roscher dorts.; 1 fl. von Hrn. G. M. Zemsch dorts.; 1 fl. von Hrn. Forstmeister Reingat das.; 30 kr. von Hrn. Caspar Knorr das.; 30 kr. von Hrn. J. Meyer allda; 30 kr. von Hrn. J. M. Lindner das.; 30 kr. von Hrn. E. B. Zemsch von dort; 30 kr. von Hrn. Eduard Ellrodt von dort; 30 kr. von Hrn. T. W. Troeger allda; 48 kr. von Hrn. Pfarr-Vicar Schmidel allda; 30 kr. von Hrn. Klein dortselbst; 48 kr. von Frau Sophia Roscher allda; 1 fl. von Hr. Heinrich Fischer von dort; 4 fl. von Hr. Dr. Christian Schmidt, Großhändler und Zuckerfabrikbesitzer zu St. Georgen bei Bayreuth. – Nunmehr sind die Beiträge auf die Summe von 1233 fl. 36 kr. rhn. gestiegen.
Man überläßt sich der Hoffnung, es werden diese Beiträge immer reichlicher fließen, namentlich es werden die geehrten Buchhandlungen nicht ermüden, die gute Sache bei den edlen Männern und Frauen des deutschen Volkes, welche den hohen Geist und das herrliche Gemüth Jean Pauls erkannt haben, anzuregen.
Die Männer der Kunst, Hr. Professor Schwanthaler und Hr. Erzgießerei-Inspector Stiegelmaier zu München haben längst zugesichert, daß sie das beabsichtigte Standbild von Bronze ohne Honorar und nur unter Berechnung der Auslagen fertigen wollen.
Die eingegangenen Baarschaften sind bei hiesiger städtischer Sparcasse auf Zinsen angelegt.
Wunsiedel, am 11 Januar 1840.
Aus dem Comité für Jean Pauls Denkmal.
[263]
Waldstein, Optiker,
Besitzer des oculistischen Brillen-Institutes in München,
macht hiemit die gehorsamste Anzeige, daß er in Folge seines ersten hiesigen Aufenthalts veranlaßt wurde, auch zu Wien wie zu München seine ihm eigenthümliche Methode:
der individuellen Unterstützung der Sehkraft mit Augengläsern
in Anwendung zu bringen.
Seine Wahl des Augenglases stützt sich weder auf einen Augenmesser, noch auf die Schärfe der früher gebrauchten Brillen, sondern lediglich auf den Grad der Gesichtsschwäche und der damit verbundenen Uebelstände.
Durch die Hülfe passender Augengläser kann jede für Brillen geeignete Gesichtsschwäche ersetzt, und bei sorgfältigem Gebrauche selbst vermindert werden.
Auf die Kurzsichtigen, welche bei dem Gebrauche zweckwidriger Gläser häufig ihr Uebel steigern, statt es zu vermindern, findet jenes Verfahren eine vorzügliche Anwendung.
Bei vielen Schwachsichtigen anderer Art wird durch zweckwidrige Bekämpfung des Uebels mittelst unpassender Gläser, besonders während des Lesens und Arbeitens zur Nachtzeit, die Schwäche der Augen in ihrem Fortschritte beschleunigt, obgleich durch den Gebrauch angemessener Brillen die Sehkraft geschützt, und in manchen Fällen bis zur Entbehrlichkeit aller Brillen hätte verbessert werden können.
Der oben Genannte richtet sein Bestreben dahin, durch passend gewählte Gläser die schwachen Augen zu unterstützen, und durch Anrathen des entsprechenden Gebrauches vor schädlichen Mißgriffen zu sichern.
Das von ihm angenommene Verfahren bei der Wahl der Gläser für kurz-, weit- und schwachsichtige Personen ist von berühmten Aerzten des Auslandes, und von den ärztlichen Autoritäten der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien, denen er seine in diesem Fache gemachten Erfahrungen in der k. k. Gesellschaft der Aerzte allhier vorzutragen die Ehre hatte, bewährt gefunden worden.
Seine Wohnung ist in der Stadt, am Peter Nr. 611 (nächst dem Hause der HH. Wedl und Söhne), im ersten Stock. – Wien, den 14 Januar 1840.
[266-68]
Proclama.
Die verwittwete Regierungsräthin Brandenburg, Marie Caroline, geborne Heiland, ist hieselbst am 16 Januar d. J. verstorben, und hat in ihrem am 25 Januar c. publicirten Testament ihre drei Kinder, als:
1) den imbecillen Packhofs-Buchhalterei-Assistenten Friedrich Wilhelm Ferdinand Brandenburg;
2) die Steuerräthin de Groussiliers, Friederike Wilhelmine, geborne Brandenburg;
3) die Frau Jeanette Mathilde Therese Brandenburg, verwittwete Krickeberg, jetzt verehelichte Goldschmied Löckel
zu Erben eingesetzt.
Da nun der Aufenthalt der jetzt verehelichten Goldschmied Löckel, Jeanette Mathilde Therese, gebornen Brandenburg, gänzlich unbekannt ist, uns die Nachlaßregulirung vom k. Oberlandesgerichte zu Magdeburg übertragen ist, so fordern wir genannte verehelichte Löckel hiermit auf, sich innerhalb 9 Monaten, spätestens aber in termino
den 28 October 1840,
Vormittags 11 Uhr,
an Gerichtsstelle hieselbst vor dem Hrn. Land- und Stadtgerichtsrath Göring persönlich oder durch einen mit gehöriger Specialvollmacht versehenen Bevollmächtigten, wozu die HH. Justiz-Commissarien Marcard, Litzmann und Kaehru vorgeschlagen worden, zu gestellen, sich durch Vorlegung der Kirchenbuchs-Atteste und Abgabe der eidesstattlichen Versicherung gehörig zu legitimiren und der Regulirung des Nachlasses gewärtig zu seyn.
Bei ihrem Ausbleiben muß sich dieselbe alle Verfügungen gefallen lassen, welche die Besitzer des Nachlasses in Ansehung eines Dritten darüber etwa getroffen haben.
Salzwedel, den 9 December 1839.
Königlich preuß. Land- und Stadt-Gericht.
[135]
Im Verlage von G. J. Manz in Regensburg ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Alexander Fürst von Hohenlohe, über den Unglauben unserer Tage. Vorgetragen in sechs Kanzelreden während der heil. Fastenzeit des Jahres 1839. Gr. 8. 54 kr. od. 14 gr.
Dieser vierte Jahrgang Fastenpredigten reiht sich seinen frühern Vorgängern: 1) das entstellte Ebenbild Gottes in dem Menschen durch die Sünde; – 2) die Segnungen des katholischen Christenthums in der Sicherung unseres Heils bei den Gefahren im Verkehr mit der Welt; – 3) über das heil. Sacrament der Buße (Preis à 54 kr. oder 14 gr.) würdig an, und wird gewiß mit eben so großem Beifall aufgenommen werden, da der Inhalt aus dem Leben genommen und die Diction klar und populär ist.
[169]
Neue schöngeistige Schriften.
Originalbeiträge zur deutschen Schaubühne (von J. K. H. der Prinzessin Amalia, H. zu Sachsen). 4ter Band, enthält 1) der Majoratserbe, Lustsp.; 2) der Pflegevater, Schausp.; 3) das Fräulein vom Lande, Lustspiel. Velinp. eingeb. 2 Thlr. 8 gr. Die früheren 3 Bände kosten 7 Thlr. oder 12 fl. 36 kr. rhn.
A. v. Tromlitz, sämmtliche Schriften, Taschenausgabe. Dritte Sammlung. 19-27ster Band. Pränumerations-Preis 3 Thlr. 12 gr. oder 6 fl. 18 kr. Ladenpreis 5 Thlr. oder 9 fl.,
welche durch alle namhaften Buchhandlungen, in Augsburg durch die K. Kollmann'sche Buchhandlung, zu bekommen sind von der
Arnold'schen Buchhandlung
in Dresden und Leipzig.
[5644]
In meinem Verlag ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Gregor von Tours
und seine Zeit
vornehmlich aus seinen Werken
geschildert.
Ein Beitrag zur Geschichte der Entstehung und ersten Entwickelung romanisch-germanischer Verhältnisse von
Joh. Wilh. Loebell.
Gr 8. 2 Thlr. 20 gr.
Leipzig, im December 1839.
F. A. Brockhaus.
[236-37]
Bei F. H. Köhler in Stuttgart ist so eben erschienen und in allen Buchhandlungen vorräthig:
6000 deutsche Sprüchwörter
und Redensarten.
Brosch. auf Druckpapier 1 fl. oder 15 gr.,
auf Velinpap. 1 fl. 12 kr. od. 18 gr.
Eine vollständige Sprüchwörtersammlung zu einem so billigen Preis wird allgemein willkommen seyn.
Dramatisches Potpourri.
Auswahl komischer Scenen und Gesänge aus den beliebtesten Lustspielen, Possen, Vaudevilles, Travestien u. s. w. 4 Theile in einem Band 1 fl. 36 kr. od. 1 Rthlr.
Jeder Theil einzeln à 24 kr. od. 6 gr.
Inhalt des ersten Bändchens: 1) Fröhlich, Vaudeville. – 2) Lumpacivagabundus. – 3) Der Bär und der Basse. – 4) Hamlet, Travestie.
II: 1) Die travestirte Jungfrau von Orleans. – 2) Pachter Feldkümmel von Kotzebue.
III: 1) Carolus Magnus von Kotzebue. – 2) Schülerschwänke, oder die kleinen Wilddiebe. Vaudeville. – 3) Gesänge aus den Schneidermamsells. Vaudeville. – 4) Die Wiener in Berlin.
IV: 1) Sieben Mädchen in Uniform. 2) Preciosa. – 3) Das Fest der Handwerker.
Theaterbesuchern wird diese Auswahl der ansprechendsten Scenen aus den beliebtesten Vaudevilles, Lustspielen u. s. w. eine willkommene Erscheinung seyn.
[231-32]
Theilnehmer-Gesuch.
In ein bedeutendes Fabrikgeschäft im Mittel-Rheinkreis des G. H. Baden, das schon eine Reihe von Jahren mit dem besten Erfolge besteht, wird ein Theilnehmer gesucht, wobei gewünscht wird, daß derselbe kaufmännische Kenntnisse besitze, und eine Einlage von 15 à 20,000 fl. zu machen vermögend ist; würde jedoch ein Freund geneigt seyn, das Capital nur gegen Zinsen und angemessene Extravergütung einzuschießen, so könnte derselbe auch berücksichtigt werden. Die Einlage des Geldes hätte theilweise und in einem Zeitraum von 12 bis 18 Monaten zu geschehen. Die hierauf Reflectirenden wollen ihre Anträge adressiren an Chr. Reinhard in Karlsruhe.
[219-20]
Reisestelle-Gesuch.
Für einen soliden jungen Mann von guter Familie, der auch auf Verlangen Caution leisten kann, wird eine Reisestelle in Colonial- oder Materialwaaren gesucht. Briefe mit der Chiffre B. X. Z. befördert die Expedition der Allg. Zeitung.
[21]
In der Unterzeichneten erscheinen und werden demnächst an alle soliden Sortimentshandlungen versandt werden:
Robert Burns Gedichte.
Uebersetzt
von Phil. Kaufmann.
Stuttgart und Tübingen, im Januar 1840.
J. G. Cotta'sche Buchhandlung.
[55]
Im Verlage von G. P. Aderholz in Breslau ist so eben erschienen:
Die
Preußischen Städte-Ordnungen
vom 19 November 1808 und 17 März 1831
mit
ihren Ergänzungen und Erläuterungen durch Gesetzgebung
und Wissenschaft.
Herausgegeben von L. v. Rönne, Oberlandes-Gerichtsrath.
Gr. 8. geh. 30 Bogen. 1 Rthlr. 16 gr.
Die Städte-Ordnungen gehören unzweifelhaft zu den wichtigsten Reform-Gesetzen. Sie sind nicht allein für jeden Beamten, sondern auch für den größten Theil des Publicums von dem höchsten Interesse. Die Ergänzungen und Erläuterungen derselben sind zwar mehrfach gesammelt und zusammengestellt, allein die frühern Werke dieser Art sind theils bereits veraltet, weil sie die Verordnungen der letztern Jahre nicht mit umfassen, theils weichen sie in der Ausführung von den vorliegenden be eutend ab, indem sie außer dem Texte der Städte-Ordnungen nur Bruchstücke der dazu ergangenen Declarationen geben, welche ohne systematische Ordnung mitgetheilt worden. Die vorliegende Arbeit bildet einen Theil des größeren Werkes: „Ergänzungen der preuß. Rechtsbücher etc.,“ und enthält noch außerdem in einem Anhange die Sammlung derjenigen Verordnungen, welche nach dem Plane der „Ergänzungen der Rechtsbücher“ dort nur in einem Auszuge mitgetheilt sind. Es werden dem Texte der Städte-Ordnungen die dazu ergangenen noch gültigen erläuternden und ergänzenden Bestimmungen nach systematischem Plan, und zwar in vollständigem Abdruck angereiht, die antiquirten Bestimmungen werden in beigefügten Anmerkungen gehörig beachtet, die Litteratur ist überall b rücksichtigt, und eine aus amtlichen Quellen geschöpfte Geschichte des preuß. Städtewesens und der Redaction und Revision der Städte-Ordnungen erhöht das wissenschaftliche Interesse der Arbeit. Sachregister erleichtern den prakschen Gebrauch.
[261]
Ankündigung für Künstler.
Unterzeichneter hat ein Etablissement chemisch präparirter Metall- und Erdfarben eröffnet, dessen Producte von der königl. Akademie der bildenden Künste, laut untenstehendem Zeugnisse als „ausgezeichnet“ befunden wurden.
Obgleich alle schon bekannten Farben rein und unvermischt bei mir zu haben sind, so glaube ich doch als besonders vorzüglich empfehlen zu dürfen: 1) Ein eigenthümliches Roth (Eisenpräparat), das sich gleich dem Zinnober mit Weiß zum Fleischtone mischt. 2) Ein ähnliches Roth (persisch Roth) mit Weiß gemischt ins Lackfarbige übergehend. 3) Ein Schwarz, das sich mit Weiß zu Blaugrau mischt, für sich tief schwarz ist, gut deckt, und schneller trocknet als die bisher bekannten Schwarz. 4) Ein helles und ein dunkles Neapelgelb von besonderer Schönheit. 5) Verschiedene reine Weiß. 6) Höchst feurige Oker. 7) Gelbe, grüne, orange, rothe und weiße Lasurfarben mineralischer Natur, sowohl für die Landschafts- als Portrait-Malerei. 8) Das beliebte jaune brillant, eigener Natur. Zur Fresco-Malerei stehen oben an: 1) Ein ganz lichter, zum Fleischtone anzuwendender, höchst brillanter Oker. 2) H llere und dunklere rothe Eisenpräparate von besonderer Intensität und Schönheit. 3) Ein Schwarz, das mit Weiß ein reines Grau mischt. 4) Tiefe und sehr haltbare Braun. 5) Ein ächtes und reines Chromgrün. Sämmtliche Präparate sind auf chemischem Wege aus Mineralstoffen gewonnen, zeichnen sich daher durch ihre vorzügliche Haltbarkeit aus, dunkeln nicht nach, und leiden weder durch die Einwirkungen des Lichtes noch der Temperatur einige Veränderung. Die Abgabe derselben geschieht entweder im trocknen Zustande, oder mit Oel gerieben, in größern oder kleinern Bläschen zu möglichst billigen Preisen.
Zu geneigten Aufträgen empfiehlt sich
München, den 1 Januar 1840.
Joseph Pollinger, geprüfter Chemiker.
Singstraße Nr. 4.
(Abschrift.)
Die königl. bayer. Akademie der bildenden Künste in München
bezeugt, daß sie die verschiedenen, von Joseph Pollinger chemisch erzeugten Metall- und Erdfarben-Präparate einer sorgfältigen Prüfung unterworfen und an ihnen alle die Kennzeichen wahrgenommen hat, wodurch diese Präparate, in Ansehung sowohl ihrer Schönheit wie ihrer Güte, als höchst ausgezeichnet für den mannichfaltigsten Gebrauch empfehlenswerthe Erzeugnisse sich herausstellen.
München, den 17 December 1839.
Der Director P. v. Cornelius.
Statt des General-Secretärs
der Professor Ferd. v. O'Livier.
[4399-4414]
Der Gasthof
zur Königin von England,
der Schiffbrücke vis-à-vis in Pesth,
erfreut sich seit dessen Eröffnung des Besuches hoher ausgezeichneter Gäste.
Allen resp. Reisenden empfehle ich mein Haus mit der aufrichtigsten Versicherung, daß ich es mir zur strengsten Pflicht mache, mir durch Billigkeit und Zuvorkommen in jeder Hinsicht das Vertrauen, fernern Besuch und weitere Anempfehlung zuzusichern.
Joh. Bartl.