Augsburger Allgemeine Zeitung .
Mit allerhöchsten Privilegien .
Sonnabend
Nr. 53.
22 Februar 1840 .
Spanien .
Der Phare des Pyrenées schreibt aus Mas de las Matas vom 9 Febr. : „ Ein Bataillon der Jäger von Luchana ist diesen Morgen nach Alcoriza aufgebrochen ; es ist dieß der Anfang der Bewegung gegen Segura , welche der Obergeneral in Person führen wird . Man glaubt , er werde am 12 oder 15 mit einem Theil der Division Puig-Samper nach Segura abgehen . Einige von Molinos kommende Deserteurs erzählen , daß die Truppen Cabrera's sehr schlecht bezahlt und schlecht genährt seyen . Cabrera selbst wird nirgends gesehen , und die Soldaten fangen an zu murren , daß man sie in Unwissenheit über sein Schicksal läßt . Mit Einem Wort , die Faction ist niedergeworfen . “
Großbritannien .
London , 15 Febr .
Am 14 Febr . kamen die Königin und Prinz Albert von Windsorschloß wieder nach dem Buckinghampalast herein . Es wird nun eine Reihe glänzender Hoffeste beginnen , zu denen abwechselnd der ganze brittische Adel eingeladen werden soll . – Die Herzogin von Kent hat das Haus Lord Ingestre's in London auf sechs Jahre gemiethet . Die Königin zahlt dafür 1500 Pf. St. jährliche Miethe . – Hr. G. E. Anson ist zum Obercassier in der Hofhaltung des Prinzen Albert ernannt .
Wie bei der Krönung der Königin , so hat auch bei Gelegenheit der Vermählungsfeier das Abendblatt Sun mit großem Kostenaufwand ein typographisches Prachtwerk geliefert . nämlich einen sogenannten „ Hochzeit-Sun “ mit einer ausführlichen Beschreibung der Cerimonie und den wohlgetroffenen Porträts des hohen Brautpaars . Die Nummer kostet nur 1 Shilling , und findet in vielen tausend Exemplaren reißenden Absatz , so daß die Druckmaschine des Journals , eine der besten in London , kaum für die Nachfrage hinreicht , obgleich sie 7000 Abdrücke in der Stunde liefert .
Aus der Unterhaussitzung vom 13 Febr . ist noch zu erwähnen , daß , aus Anlaß einer von Lord Lennox gestellten aber wieder zurückgenommenen Motion in Betreff des Avancements in der Armee und Flotte , Lord J. Russell die Erklärung gab , das Gerücht , daß bei der Vermählung der Königin ein Armee- und Flottenbefehl ( a brevet ) erscheinen würde , sey von vornherein ungegründet gewesen . ( Hört ! ) – Da das gestern mitgetheilte angebliche Memorandum des Statthalters von Neu-Braunschweig in London Sensation erregte , so richtete Sir R. Peel eine Frage darüber an Lord J. Russell . Der Minister antwortete , daß die Regierung auf officiellem Wege durchaus keine Kunde von einem solchen Actenstück habe . „ Diese Erklärung des Ministers , “ sagt der Standard , diente dazu , die allgemeine Unruhe noch zu vermehren ; indeß ein Brief dd . Quebec 16 Januar an eines der bedeutendsten nach Canada handelnden Häuser in der City , den wir einzusehen Gelegenheit hatten , enthält folgende ganz befriedigende Lösung des Räthsels : „ „ Das so kriegerisch lautende Memorandum ist nichts weiter als ein Irrthum Hrn. Kemble's , des Herausgebers des Quebec Mercury . Diese Bemerkungen wurden vor bereits drei Jahren bei einem öffentlichen Diner gemacht , und irgend ein unnützer Spaßmacher ließ sie in dieser Form an das leichtgläubige Journal gelangen . “ “ – Die Toryblätter erheben großen Jubel über die Niederlage , welche das Ministerium bei der gestern erwähnten Abstimmung über Hrn. Herries ' Motion durch den Abfall einiger Radicalen erlitt ; sie sehen darin die nachträgliche factische Entscheidung des Hauses , daß es „ des Vertrauens zu Ihrer Maj. jetziger Regierung “ ermangle . Indeß da die Motion nur die Vorlegung einiger Papiere betraf , so werden die Whigminister schwerlich dem Winke des M. Herald Folge leisten , welcher meint : „ In frühern Zeiten würde nach einer solchen Abstimmung ein Cabinet abgedankt haben . “
Am 14 Febr . wurden in beiden Parlamentshäusern Gratulationsadressen an Ihre Maj. , an Prinz Albert und die Herzogin von Kent , in Hause der Lords von Lord Melbourne , im Hause der Gemeinen von Lord J. Russell , vorgeschlagen , und mit allgemeiner Zustimmung angenommen . Die Adresse des Oberhauses lautet : „ Wir versichern Ew. Maj. unserer großen Freude über ein Ereigniß , das ein neuer Beweis von Ew. Maj. Rücksicht auf die Interessen Eures Volks , und zugleich von so hoher Wichtigkeit für Ew. Maj. häusliches Glück und des Landes Wohlfahrt ist . “ Lord Aberdeen bemerkte : „ Ich erhebe mich nicht , Mylords , um eine Discussion zu veranlassen , sondern um die herzliche Zustimmung dieser ( der torystischen ) Seite des Hauses zu dieser Adresse auszudrücken . “ Lord Londonderry äußerte , er habe als früherer Gesandter in Wien das Glück gehabt , den durchlauchtigen Vater Sr. k. Hoh. den regierenden Herzog von Sachsen-Coburg kennen zu lernen , und zweifle nicht , daß Prinz Albert alle die hohen Eigenschaften seines Vaters geerbt habe . Der edle Lord wünschte , das ganze Haus möge die Adresse in den Palast begleiten . – Der Conseilspräsident , Lord Lansdowne , übergab eine Petition
von den Directoren der ostindischen Compagnie , worin um Aufhebung mehrerer Handelsbeschränkungen gebeten wird , unter denen die Bewohner Ostindiens zur Zeit leiden . Der Minister bemerkte , er werde später ausführlicher auf diese wichtige Angelegenheit zurückkommen . – Im Unterhaus beantragte Lord Morpeth die zweite Lesung der irischen Municipalreformbill . Sir R. Inglis widersetzte sich . Der Zweck dieser Bill sey ein- für allemal , den Protestanten den Municipaleinfluß zu entziehen , und ihn den Katholiken in die Hände zu spielen . Das ehrenwerthe Mitglied für Dublin beharre in seiner Feindseligkeit gegen die Staatskirche , und habe offen geäußert , diese Bill werde sie in seine Gewalt liefern ; er schlage daher die zweite Lesung heute nach sechs Monaten ( d. h. deren Verwerfung ) vor . Hr. Shaw , Mitglied für die Universität Dublin , erklärt , er wolle für die zweite Lesung stimmen ( hört ! ) , würde aber die gänzliche Abschaffung der irischen Corporationen vorgezogen haben . Dasselbe erklärt Hr . Sergeant Jackson , jedoch mit dem Vorbehalt , die Bill in der Committee abzuändern . Hr. O' Connell freut sich der Seltenheit wegen , einmal mit den HH . Shaw und Jackson zusammen zu votiren . Daniel fügt hinzu , wenn er glauben müßte , daß die Bill einem Protestanten ein Votum entziehe , weil er Protestant ist , und es einem Katholiken zuwende , weil er Katholik ist , so würde er sie nicht unterstützen . Sir R . Peel : „ Ich habe mit ehrenwerthen Herren gegenüber kein Pactum abgeschlossen , und werde nie eins abschließen ; aber ich habe in Gemeinschaft mit dem Herzog v. Wellington meine Bereitwilligkeit erklärt , für diese Bill zu votiren , wenn erst die Zehntenfrage beigelegt seyn würde . Ich finde es nicht klug , durch unzeitigen Widerstand gegen solche Maaßregeln dem ehrenwerthen und gelehrten Mitgliede für Dublin so große Wichtigkeit beizulegen ( hört ! ) , noch fürcht' ich von dieser Bill ernstlichen Nachtheil für die protestantische Sache . “ Die Bill wurde mit 149 gegen 14 Stimmen zum zweitenmal gelesen ; 35 Mitglieder , die sonst gewöhnlich gegen das Ministerium stimmen , votirten für dasselbe . Die Bill zur Regulirung der Korneinfuhr in Irland , resp. der Gleichstellung Irlands mit England in dieser Hinsicht , stieß bei den irischen Oppositionsmitgliedern auf heftigen Widerstand . Obrist Conolly meinte , man solle nur sehen , was in Tyrone für die Armen geschehen sey , das sey die beste Antwort für die Pseudopatrioten , die dieser Maaßregel das Wort redeten . Hr. O' Connell antwortete , es handle sich bei dieser Bill nicht bloß um eine Rechtsgleichstellung , sondern um Leben und Gesundheit des irischen Volkes . Der Handelsminister äußerte , die Bill stehe so klärlich auf der Basis der Gerechtigkeit und Sachdiensamkeit , daß er den Widerspruch irischer Mitglieder nicht begreife . Die Abstimmung entschied mit 154 gegen 102 Stimmen für die zweite Lesung . – Alderman Thompsons Antrag , den noch gefangensitzenden Sheriff Evans gleichfalls zu entlassen , wurde mit 149 gegen 76 Stimmen verworfen . Der Vorschlag des torystischen Rechtsgelehrten Sir E. Sugden , den Parlamentsbefehl , durch welchen die beiden Sheriffs zur Zurückzahlung der Pfändungssumme von 640 Pf. an Hrn. Hansard verurtheilt wurden , aufzuheben , fiel ohne Abstimmung durch . – In der neuen Libellklage , welche Stockdale mittlerweile gegen Hansard anhängig gemacht hat , verlangt er die mäßige Entschädigungssumme von 50,000 Pf. St . Auch hat die Queensbench auf Anrufen des Advocaten Howard eine Vorladung gegen den Sohn des Stabträgers des Unterhauses und vier Parlamentsboten erlassen , weil sie am 4 d. auf Befehl des Sprechers in der Wohnung des Klägers Haussuchung anstellten .
Der Herzog v. Wellington ward am 12 Febr . bei einem Spazierritt , den er gleich nach der Mahlzeit im Hydepark machte , von einer Ueblichkeit befallen , und muß seitdem das Bett hüten . Nach einem heute ( 15 ) in Apsley-House ausgegebenen Bulletin ist der erlauchte Kranke in glücklicher Genesung begriffen .
Am 6 Febr. starb zu Largo , in der schottischen Grafschaft Fife , einer der ältesten Officiere der brittischen Armee , General Durham , im 86sten Lebensjahr .
Der Courier sagt , es circulirten in den diplomatischen Salons merkwürdige Gerüchte hinsichtlich der Ernennung des Hrn. Guizot zum Botschafterposten in London . Diese Ernennung verdanke er dem Einfluß der verwittweten Fürstin Lieven . Schon vor einiger Zeit habe Hr. Guizot dieser Dame seine Hand angeboten , welche sie wegen seiner Vermögenslosigkeit ausgeschlagen ; jetzt sey diese Schwierigkeit beseitigt , und die Fürstin werde nächstens nach England kommen , wo die Vermählung gefeiert werden solle .
Frankreich .
Paris , 17 Febr .
Der Gesundheitszustand des Marschalls Grouchy ist dem Moniteur zufolge wieder in der Besserung .
* Die Deputirtenkammer versammelte sich am 17 Febr . auf ihren Bureaux . Die Einschreibungen für die Erörterung der Dotation des Herzogs von Remours am nächsten Donnerstag sind schon sehr zahlreich . Für haben sich eingeschrieben : Moreau ( Meurthe ) , Quesnault , Dejean , Emmanuel Poulle . Gegen : Marchal , Desmousseaux de Givré , Martin von Straßburg , Come , Joly , Tascherau , Dugabé , Durand de Romorantin , Corally , Aug. Portalis , Aumont , Delespaul , Carnot , Couturier , Chapuy de Montlaville , Thiard . Es hieß im Conferenzsaale , daß 20 Mitglieder der Linken gesonnen seyen , beim Votiren das geheime Scrutin zu verlangen . Die Quästur der Kammer wird mit Bitten um Plätze für den Donnerstag bestürmt .
( Revue des deux Mondes . ) Noch ist in London kein Beschluß hinsichtlich der orientalischen Frage gefaßt worden . Wie gern auch das Cabinet von St. James den Pascha von Aegypten demüthigen und der Pforte , wie allen Regierungen Asiens , Beweise von der brittischen Macht geben möchte , so tritt doch der gesunde Verstand der Engländer vor den Folgen eines isolirten Einverständnisses mit Rußland zurück . Eine Convention , welche nicht zu coactiven Maaßregeln , oder , um es kurz auszusprechen , zum Krieg gegen Mehemed Ali führen würde , wäre ein Unsinn . Und wer könnte all' die Folgen einer bewaffneten Intervention , welche Frankreich mißbilligt , voraussehen ? Jede Mäßigung hat ihre Gränzen , und der aufrichtige Wunsch , die unschätzbaren Wohlthaten des Friedens zu bewahren , müßte nothwendigerweise Gesinnungen anderer Art weichen , sobald man die internationalen Rücksichten , welche die Ruhe der Welt sichern , vergessen würde . Man sagt , Hr. v. Brunnow sey von London , gar wenig zufrieden mit Lord Palmerston , abgereist . * ) Hr. v. Brunnow scheint noch nicht abgereist . Das englische Cabinet soll den Entschluß gefaßt haben , keinen Tractat zu unterzeichnen , ohne den Beitritt der fünf Mächte und der Pforte . Die Angelegenheiten des Orients uehmen demnach ihren natürlichen Weg wieder , einen Weg , der zwei Ausgänge hat : entweder werden die beiden kriegführenden Parteien , sich selbst überlassen , ohne Vermittler mit einander übereinkommen , oder der Vergleich so wie alle Maaßregeln , die er erfordern könnte , kommt durch eine Uebereinkunft der fünf Mächte zu Stand .
( Commerce . ) Wir erfahren diesen Abend aus dem Moniteur Parisien , daß sich das Ministerconseil heute ( 16 ) um 2 Uhr bei dem Conseilpräsidenten auf dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten versammelt habe . Was er aber nicht sagt , ist , daß um 3 Uhr der russische Geschäftsträger , Hr. v. Medem , sich in dem Ministerium eingefunden hat , daß sein Besuch nur sehr kurz war , und daß dann das Conseil seine Berathschlagungen wieder aufgenommen hat , die bis um fünf Uhr dauerten . Man versichert , daß diesen Abend ein Cabinetsconseil in den Tuilerien gehalten worden sey . – Der Herzog v. Broglie hat fast täglich Conferenzen mit dem König .
( Quotidienne . ) Das Journal des Débats sagt kein Wort mehr . Es hat aber in den letzten Tagen zu viel gesprochen , als daß jetzt sein Stillschweigen im Sinne seiner Eitelkeit ausgelegt werden könnte . Zwei Punkte bleiben für die öffentliche Meinung entschieden , erstens die dynastische Anarchie , sodann die Antipathie zwischen dem Hofe und dem Kaiser Nicolaus persönlich . Wir vermutheten diese zwei Puncte . Jetzt sind sie offenkundig . Leider ist das patriotische Gefühl bei diesen kleinlichen Streitigkeiten durchaus nicht interessirt . Frankreich wird darin bloß eine Anzeige seiner gegenwärtigen Lage erblicken . Im Innern gespalten , nach außen mißachtet , dieß ist das System , das man ihm bereitet hat . Herrlicher Gewinn von einer Revolution , die schon an ihrer fünfzehnten Milliarde ist !
Die Revue de Paris , die bis jetzt immer zu den Hofjournalen gerechnet wurde , sagt : „ Zu den vielen Sorgen der Verwaltung vom 12 Mai gehören auch die diplomatischen Neckereien , die ihr St. Petersburg und Hr. v. Medem zufügen . Man könnte zu Rußland , wie zu dem Gebieter der Götter , sagen : „ Du zürnest , Jupiter , du hast daher Unrecht . “ Es scheint sich darüber geärgert zu haben , daß man einige Spuren seines Daseyns in einigen Intriguen und Complotten gefunden haben soll . Sein Aerger soll sich gesteigert haben , als es bemerkte , daß diese Umtriebe kein Geheimniß mehr , und sogar der Gegenstand der Unterhaltung in einigen politischen Salons und vielleicht selbst in einer hohen Sphäre geworden seyen . Auch hat die russische Diplomatie , ohne Zuratheziehung der gewöhnlichen Klugheit , sich der Publicität bedienen wollen ; sie hat durch die Presse auf Gerüchte , auf Gespräche der höhern Gesellschaft geantwortet . Wir glauben , daß sie schlecht berathen und ihr erstes offenes Auftreten in der Pariser Journalwelt nicht glücklich war . Die in Folge der gerichtlichen Untersuchungen des Parquets des k. Gerichtshofs von Paris zum Vorschein gekommenen , mehr oder minder wichtigen Entdeckungen waren kein Gegenstand irgend einer directen Mittheilung von Seite unserer Regierung geworden , und wir sehen nicht ein , was Rußland dabei gewinnen konnte , daß es ein solches Aufsehen in der öffentlichen Meinung machte . Wenige Personen wußten , daß es bezichtigt war , einiges Geld auszustreuen , und einige Conspirationsideen zu nähren ; jetzt wird es die ganze Welt erfahren . Es fehlt der von ihm bekannt gemachten Note an Tact , und der Styl derselben ist weder schön , noch passend . Wir hätten gewünscht , daß das Ministerium nicht der Interpellation des Journal des Débats bedurft hätte , um im Moniteur eine energische und bündige Antwort darauf zu geben . Im Cabinet findet eine Art von Trägheit statt , die man bei ernsten Gelegenheiten immer anspornen muß . Die russische Diplomatie hat den Angriff erneuert ; sie hat uns durch eine zweite Note belehrt , daß Hr. v. Medem unserm Cabinete über das Amendement der Pairskammer in Betreff Polens und insbesondere über das Votum des Ministers des öffentlichen Unterrichts sehr lebhafte Vorstellungen gemacht habe . Dieß war ein neuer Fehler , sowohl dem Wesen als der Form nach . Erstens wußten wir bis jetzt noch nicht , daß es diplomatische Sitte sey , das , was in den Unterhaltungen vorgeht , welche der Agent eines Hofs mit dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten hat , bekannt zu machen , etwa wie man die Debatten der Kammern und der Gerichte der Publicität überliefert . Es ist auffallend , die Diplomatie von St. Petersburg die Initiative eines so excentrischen Schrittes ergreifen zu sehen . Was die Sache selbst betrifft , so war es etwas spät , Beschwerden wegen des Polen betreffenden Amendements vorzubringen . Hieß dieß nicht an den Tag legen , welchen Aerger man über einige Entdeckungen empfinden mochte , und steigerte man nicht deren Wichtigkeit durch jenes Affichiren verspäteter und ungeschickter Recrimination ? Es liegt übrigens kein Beweggrund vor , die politischen Ursachen , welche zu der Annahme eines Amendements zu Gunsten Polens führten , zu verbergen . Abgesehen von der unzerstörbaren Sympathie , welche Frankreich für jenes Land hegt , konnten die Kammern und das Ministerium die Absicht haben , durch ein fast einstimmiges Votum und eine sehr klare Abfassung zu bezeugen , daß das Betragen des St. Petersburger Cabinets gegen unsere Regierung und unsere Dynastie nach Verdienst gewürdigt worden sey . Vielleicht würde bei einem andern Zustande der Dinge das Ministerium einige Milderung der energischen Ausdrücke des im Luxembourg von Hrn. v. Tascher eingereichten Amendements vorgeschlagen haben ; bei unsern gegenwärtigen Verhältnissen zu dem russischen Hofe aber mußte es die Kammer dem vollen Interesse , das ihr eine großherzige Sache einflößte , überlassen . Wir können nicht glauben , daß Hr. v. Medem sich speciell über das Votum des Ministers des öffentlichen Unterrichts beschwert habe ; er konnte keine so lächerliche Beschwerde erheben , da er die Offenheit unsers Parlaments und die Freiheit unserer politischen Sitten zu gut kennt. Hr. Villemain hat in der Erörterung der Adresse ein Zeugniß der Sympathie für Polen abgelegt , wie er es seit neun Jahren gewohnt war . Wer könnte von ihm fordern , daß er seine persönlichen Gefühle aufgeben solle ? Seine Collegen dachten nicht daran , und er selbst hat , als er sich für das Amendement erhob , geglaubt , etwas ganz Natürliches und Einfaches zu thun . Das russische Cabinet muß darauf verzichten , sich mitten unter uns eine halbofficielle Presse zu schaffen : es wird einsehen , daß man durch eine solche Zusammenmischung der Diplomatie und des Journalismus beide verderbt ; man verliert die Vortheile des Geheimnisses , und besitzt doch nicht die einer aufrichtigen Publication , die mit erhobenem Haupte einhergehen kann . “
Der Proceß der fünfzig Diebe und Räuber ging am 15 Febr . spät Abends nach fünfzehntägigem Plaidiren und Debatten zu Ende . Die Jury hat zu Gunsten der angebenden Angeklagten mildernde Umstände anerkannt , und da ihre Mitschuldigen Drohungen gegen sie ausgestoßen hatten , so war man so vorsichtig , sie von einander zu trennen . Die Angeber wurden erst eine Viertelstunde nach den andern von dem Tribunal abgeführt . Sechs Angeklagte wurden als nicht schuldig erklärt . Die gegen die andern ausgesprochenen Strafen wechseln zwischen zweijähriger Haft und 25jähriger Zwangsarbeit .
Paris , 17 Febr . Hr. Guizot hatte auf morgen seine Abreise nach London bestimmt ; er wird aber hier bleiben bis nach der Abstimmung über die Dotation des Herzogs von Remours , weil das Ministerium hiezu seiner Stimme bedarf . Denn allgemein glaubt man , wenn der Entwurf angenommen werde , so geschehe es nur mit einer sehr geringen Mehrheit . Der Bericht des Hrn. Amilhau hat einen üblen Eindruck gemacht ,
weniger , weil die Mehrheit der Commission den Entwurf seinem ganzen Inhalt nach billigt , als weil er wirkliche Uebertreibungen zu Gunsten des Entwurfs enthält , indem er einer hohen Person beinahe Vorwürfe macht , sich mit einer so geringen Summe zu begnügen ; außerdem ist der Styl des Referenten nichts weniger als correct , was der Franzose nie verzeiht . Das von der Minorität der Commission vorgeschlagene Amendement , wornach beim Tode des Königs diese Dotation aufhören soll , ist von der Majorität nicht angenommen worden ; die Regierung fürchtet aber sehr , die Kammer möchte es billigen , daher hat sie allen ihren Getreuen anempfohlen , bei der Abstimmung nicht zu fehlen . In solchen Fällen einer zweifelhaften Mehrheit kommt gewöhnlich die Opposition zu kurz , wegen der Trägheit mancher ihrer Mitglieder ; einige derselben , z. B. zwei Deputirte des obern Elsasses , Pflieger und Strüch , sind bis jetzt noch nicht hier eingetroffen . Auf jeden Fall werden heftige Debatten nicht ausbleiben ; sie beginnen am 20 d.
Italien .
Rom , 13 Febr . Der Balli Candida , welcher der Stelle als Großmeister des Malteserordens vorsteht , ist von Neapel zurückgekehrt , wo der König bekanntlich durch einen feierlichen Act diesem Orden die vor Jahren eingezogenen Commenden an die noch am Leben befindlichen Ritter zurück erstattete . Den Comthuren und Rittern , zehn oder zwölf , ist eine eigene Kirche übergeben , und zugleich die Erlaubniß ertheilt worden , durch ihre Mittel neue Commenden errichten zu können . Das Beispiel , das Oesterreich in der Lombardie im vorigen Jahr gegeben , scheint in Neapel gute Folgen gehabt zu haben . Der Orden entspricht freilich seinem frühern Zweck nicht mehr ; indessen werden die Einkünfte wenigstens als Pensionen für mittellose Adelige angesehen , so daß diese dem Staat nicht zur Last fallen . – Gegen fünfzig französische Legitimisten , die dem Herzog von Bordeaux ihre Aufwartung machen wollten , haben sich nach Florenz gewendet , indem sie hier post festum eintrafen . – Die Brutalität der Engländer hat sich auch in Ancona geoffenbart . Dort haben die Matrosen eines Handelsschiffs einen dortigen Schiffscapitän durch Faustschläge so zugerichtet , daß er Tags darauf seinen Geist aufgab . Die Behörde hat die Besatzung des Schiffes unter Polizeiaufsicht gestellt , bis die Sache gerichtlich untersucht ist . – Ein Blatt der Leipziger Allg . Zeitung , welches sich hierher verloren hat , bringt eine Correspondenz , datirt Rom 10 Jan. , worin über die Verbindung des Fürsten Sciarra mit der Gräfin Roussel Rosemberg , so wie über der letztern Leben gesprochen wird auf eine Weise , welche , gelind gesagt , von Anfang bis zu Ende eine Unwahrheit ist . Wollen Correspondenten das Publicum mit Familienangelegenheiten unterhalten , so sollten sie , bevor sie ihre Federn dazu hergeben , sich wenigstens von der Wahrheit solcher Nachrichten überzeugen , und nicht bloß dem Stadtgeklatsche nachgehen .
Deutschland .
München , 16 Febr . ( Durch Zufall verspätet . ) Die Kammer der Abgeordneten befaßte sich gestern ( wie bereits kurz erwähnt wurde ) mit der Berathung und Beschlußfassung über den Gesetzesentwurf , den freiwilligen Eintritt in die Armee und die freie Wahl der Waffengattung betreffend . Dr. Harleß hatte sich als Redner für den Entwurf einschreiben lassen , und eröffnete dießfalls die Discussion , indem er äußerte : der vorliegende Gesetzesentwurf umfasse zwei Seiten , die materielle und die formelle . In ersterer Beziehung dürfte derselbe so durch die Erfahrung und selbst durch die Natur der Sache beündet begründet seyn , daß die Kammer denselben unbedingt annehmen könne . Mehr dürfte es sich hier um die formelle Seite desselben handeln ( in Betreff des Streits um den Ausdruck Staatsministerien oder Ministerien ) . Redner müsse gestehen , die im Referate aufgeführten Motive seyen ihm nicht ganz unbedenklich ; namentlich unwillkommen sey es ihm , daß man so besondere Rücksichten auf auswärtige Verhältnisse darin genommen habe . Nicht minder beklagenswerth sey es , daß im Ausschusse wieder eine Provocation auf den Willen dessen stattgefunden , dessen erhabener Name in der Kammer nicht einmal genannt werden dürfe . Solche Provocationen enthalten einen gewissen moralischen Zwang . Eingriffe in die Rechte der Krone nach den Bemerkungen des Ausschusses , seyen gewiß nicht in der Intention der Kammer der Reichsräthe gelegen . Diese möchte etwa Bedenken in der Aenderung der Titel und Namen gegenüber der verfassungsmäßigen Stellung der betreffenden Personen gefunden haben . Gleichgültig dürfte die Bedeutung wohl nicht genommen werden ; würde es z. B. vorkommen , daß man einer der christlichen Confessionen den Namen Staatskirche geben würde , so würde ohne Zweifel auf den Grund der Verfassung Beschwerde erhoben . Man halte sich doch in anderer Beziehung an den Buchstaben des Gesetzes ; in vielen andern Ländern heiße die protestantische Kirche „ evangelisch “ , in Bayern sey das nicht geduldet , weil nur der Ausdruck „ protestantisch “ verfassungsmäßig sey . Die Ausdrücke „ Staatsminister “ , „ Minister “ würden überdieß , wie ihm scheine , nicht promiscue gebraucht , sondern ständen entsprechend da , wohin sie gehören . Obwohl hiernach diese Ausdrücke nicht synonym erscheinen , so glaube er doch dem Gesetzesentwurf unbedingt zustimmen zu können , wenn die im Ausschusse abgegebene ministerielle Erklärung auch in der Kammer wiederholt werde . * ) Diese Erklärung des k. Ministers des Innern findet sich in der Allg. Ztg. vom 16 Febr . – Dr. Albrecht verbreitete sich über den materiellen Theil des Entwurfs , und stellte dar , daß derselbe dem ohnehin schon bestehenden Rechte entspreche . Der Gesetzesentwurf sey aber dessen ungeachtet nicht überflüssig , da der Erfahrung zufolge sich so vielfältige Zweifel erhoben haben . Hr. Bestelmeyer und Frhr. v. Thon - Dittmer stimmten gleichfalls bei . Pfarrer Götz beantragte eine Modification in Betreff der Wahl der Waffengattung , fand aber nicht die geeignete Unterstützung . Baron v. Freyberg , v. Flembach , Gareis , Stöcker und Schäfer erklärten sich für den Entwurf , die letztern drei sprachen jedoch in der Hauptsache nur Wünsche aus über Regulirung des Urlaubs und über die Summenbestimmungen bei Ersatzmannstellungen . In letzterer Rücksicht wünschte auch Hr. Bestelmeyer , daß bei uns wie in mehreren andern Ländern Assecuranzanstalten errichtet werden möchten . Am Schlusse dieser allgemeinen Discussion trug der Referent Frhr. v. Welden im Wesentlichen noch vor : Es scheinen sich einige Zweifel über die Nothwendigkeit dieses Gesetzes erhoben zu haben . Es wäre zu wünschen , daß die HH . Kammermitglieder Gelegenheit hätten , einer Aushebung beizuwohnen . Ein Regierungsbezirk habe dabei 12 bis 1400 Mann zu stellen , wovon ein Fünftel auf die Cavallerie , ein Fünftel auf die Artillerie und drei Fünftel auf die Infanterie gerechnet werden . Wenn man nun da die Noth sähe , welche eintrete , um für die Cavallerie und Artillerie das nöthige Contingent zusammen zu bringen , wenn man sähe , wie Väter , Mütter etc. der Conscribirten Alles aufbieten , um wenigstens diese Waffengattungen zu beseitigen , man würde sich gewiß von der Nothwendigkeit einer gesetzlichen Bestimmung überzeugen , hier , wo bisher beinahe Willkür geherrscht habe . Durch das bisherige Recht , auch nach der Loosung freiwillig in Verbindung mit de der
Wahl der Waffengattung einzutreten , seyen später viele zum Eintritt in die Cavallerie gezwungen gewesen , die sonst die Reihe hiezu nicht getroffen hätte . Das Conscriptionsgesetz begünstige ohnehin eine Menge von Ausnahmen , so daß bei 1400 auszuhebenden Conscribirten wenigstens 500 Reclamations- , Reservestellungs- und Gesuche um ständigen Urlaub von dem obersten Recrutirungsrathe zu entscheiden seyen . Dringendes Bedürfniß sey daher die Nachhülfe durch eine gesetzliche Bestimmung . – Nun erhob sich der k. Minister des Innern , Hr. v. Abel , und beleuchtete umständlich den materiellen und den formellen Standpunkt des vorliegenden Gegenstandes . Wir übergehen die erstere Hälfte , da der materielle Theil keinen wesentlichen Widerspruch in der Kammer gefunden hatte . In Bezug auf den formellen Theil äußerte der Hr. Minister unter Anderm : Man verlangt eine weitere Erklärung von Seite der Organe der Regierung , eine Erklärung , daß eine Verfassungsverletzung nicht beabsichtigt worden sey , indem man die Benennung „ Ministerien “ neben der Benennung „ Staatsministerien “ gebraucht habe ; und wahrlich , ich befinde mich , einer solchen Aufforderung gegenüber , in einer eigenthümlichen Lage . Die beiden Verordnungen vom Jahr 1817 bedienen sich bald des Ausdrucks „ Staatsministerien “ , bald der Benennung „ Ministerien “ ; die Verordnung vom 2 Febr. 1817 schreibt sogar ausdrücklich vor , daß die einzelnen Ministerien die Benennung oder den Titel „ Ministerium des k. Hauses und des Aeußern etc . “ führen sollen . Auch die Verfassungsurkunde und ihre Beilagen bedienen sich bald des Ausdrucks „ Staatsministerium “ , bald des Ausdrucks „ Ministerium “ . Die k. Verordnungen vom Jahre 1825 und 1829 haben die Benennung „ Ministerien “ vorgeschrieben . Die Stände des Reichs selbst haben in den beiden Jahren 1831 und 1837 dem Finanzgesetze , und zwar wenn ich nicht irre , durch eine von den Ständen selbst ausgegangene Modification eine Schlußbestimmung angehängt , wo die Benennung „ Ministerien “ und „ Minister “ gebraucht wird . Und nun frage ich , meine Herren , und bitte zuerst um Erklärung , worin liegt denn der Grund der Besorgnisse oder des Verdachts ? Darin , daß die Regierung eine Benennung gebraucht , welche alle Verordnungen , welche die Verfassung und ihre Beilagen , so wie die mit Zustimmung der Stände des Reichs erlassenen Gesetze vielfältig anwenden ? Liegt darin ein Grund zu einer schweren , beleidigenden Beschuldigung , es werde eine Verletzung der Verfassung beabsichtigt ? zur Vermuthung nur der Möglichkeit , es sey eine solche Verletzung in den Absichten gelegen ? Wie , meine Herren , wenn ich dem sehr geehrten Redner mir gegenüber , welcher zuerst eine solche Besorgniß und eine solche Vermuthung aussprach , im Privatverhältnisse die Erklärung abfordern würde , ob er mich zu bestehlen beabsichtigt habe ; was würde seine Antwort seyn ? Er würde mit gerechtem Unwillen die unbemessene Beleidigung von sich zurückweisen . Doch ich bin überzeugt , fern lag es den Absichten des sehr geehrten Redners , den Absichten der hohen Kammer , von welcher diese Modification ausgegangen ist , eine solche Beschuldigung auszusprechen , oder nur an die Möglichkeit denken zu wollen . Deßhalb , und nur deßhalb trage ich kein Bedenken , die Erklärung zu wiederholen , die ich bereits im dritten Ausschuß gegeben habe ; sie aber zu wiederholen mit der entschiedensten , bestimmtesten Zurückweisung einer jeden Beschuldigung , als einer beleidigenden , die auch nur den Gedanken der Möglichkeit einer Verfassungsverletzung gegenüber den Organen der Regierung ausspricht . Man hat an der abgegebenen Erklärung getadelt , daß darin der Name des Königs genannt worden ; man hat behauptet , es werde die Berufung auf diesen Namen als ein Mittel der Einschüchterung benützt . Und doch hat man in demselben Augenblick gesagt , daß durch dieses Mittel bei einer neuerlichen Veranlassung die entgegengesetzte Wirkung hervorgebracht worden sey . Nun denn , wenn die Wirkung eine entgegengesetzte ist , so ist die Anwendung dieses Mittels auch wohl nicht zu fürchten . Der Redner aber , welcher diesen Vorwurf gemacht , hat selbst bald darauf den Namen des Königs ausgesprochen , indem er eine Stelle aus einer Beilage zur Verfassungsurkunde abgelesen hat , wo auch der Name des Königs vorkommt . Und wahrlich die Organe der Regierung befänden sich in einer eigenthümlichen Stellung , denn die Verfassungsurkunde spricht überall vom König als dem Inhaber der Staatsgewalt , und sie müßten fürwahr zuletzt darauf Verzicht leisten , Stellen aus der Verfassungsurkunde anzuführen und abzulesen , wo der Name des Königs genannt ist . Man hat angeführt , man halte sich doch sonst immer so strenge an die in der Verfassungsurkunde gebrauchten Benennungen , und hat sich als Beispiel darauf berufen , daß das Ministerium die Anwendung der Benennung : „ evangelische Kirche “ statt der in der Verfassungsurkunde gebrauchten Benennung „ protestantische Kirche “ verboten habe . Dieser Fall paßt zur Vergleichung in gar keiner Beziehung . Fürs erste hat die Verfassungsurkunde nicht bald den Ausdruck „ protestantische Kirche , “ bald den Ausdruck „ evangelische Kirche , “ wie den Ausdruck „ Staatsministerium und Ministerium “ gebraucht , und dann wird dem sehr geehrten Redner gerade in seiner Stellung am wenigsten entgangen seyn , daß in dem Ausdruck „ evangelische Kirche “ eine Beleidigung für die katholische enthalten sey , weil er ihr vorwirft , daß sie nicht eine evangelische , eine von dem Evangelium losgerissene sey . Man hat ferner angeführt , die Erklärung , welche ich in dem dritten Ausschusse abgegeben habe , mißkenne den großen Unterschied , der zwischen der Verantwortlichkeit der Minister und der übrigen Staatsdiener gegenüber der Verfassungsurkunde bestehe . Meine Erklärung , meine Herren , wiederholt wörtlich nichts Anderes , als was die Verfassungsurkunde in Tit. X §. 4 , 5 , 6 wörtlich sagt ; der Vorwurf daher , der mir gemacht worden ist , er trifft die Verfassungsurkunde , und ich kann da nur beklagen , daß die Verfassungsurkunde den Wünschen des sehr geehrten Redners nicht entspricht . Die Regierung ist überall der Verfassung treu geblieben , sie wird der Verfassung , wie sie vor uns liegt , treu bleiben , so treu als jeder aus Ihrer Mitte ; dafür bürgt ihr Eid , bürgt ihr Pflichtgefühl . Sie wird aber auch die Verfassung handhaben , wie sie ist ; sie wird sie bewahren vor jeder Einschwärzung von Grundsätzen , welche ihr fremd sind . Die Organe der Regierung – ich habe schon einmal die Ehre gehabt , dieses in Ihrer Mitte auszusprechen – werden die Rechte des Königs stets eben so heilig halten , und werden sie eben so heilig bewahren , wie die Rechte der Stände . “
( Beschluß folgt . )
Frankfurt a. M. , 18 Febr . Die Bundesversammlung wird mit ihren ordentlichen Sitzungen nun ununterbrochen fortfahren . Was die Rückkunft des Bundespräsidialgesandten , Hrn. Grafen v. Münch-Bellinghausen betrifft , so scheint die Zeit derselben durchaus noch nicht bestimmt zu seyn . – Man spricht davon , daß im nächsten Monat möglichenfalls die ganze Taunuseisenbahn befahren werden könnte . Nicht allein das Publicum in Frankfurt , Mainz und Wiesbaden , sondern auch das Comité ist sehr unzufrieden mit der Verzögerung der Eröffnung der ganzen Bahn . Ob aber besonders Hrn . Denis , wie man zu behaupten geneigt zu seyn scheint , die Schuld der Verzögerung beizumessen ist , muß um so mehr dahin gestellt bleiben , als man sich seither allgemein zum Lobe des soliden Baues der Taunuseisenbahn aussprach . Freilich erfahren wir aus guter Quelle , daß der Bau der Taunuseisenbahn den Kostenvoranschlag um einige hunderttausend Gulden überschreiten wird .
Wiesbaden , 17 Febr . Die Eröffnung der dießjährigen Versammlung der Landstände ist , wie Sie wissen , auf den 24 d. M. festgesetzt . Das von mehreren Zeitungen verbreitete Gerücht , als habe der verstorbene Herzog die Sache des Don Carlos mit großen Geldsummen unterstützt , ist eine Erdichtung . Ebenso das Gerücht , als habe derselbe Millionen in der englischen Bank liegen gehabt . .. Die von Holland für Gebietsabtretungen im Großherzogthum Luxemburg an Nassau bezahlte Entschädigung beträgt 750,000 fl . Diese Summe liegt als Depositum bei dem Bankhause der Gebrüder v. Rothschild in Frankfurt , ohne daß man noch zur Zeit weiß , welche Bestimmung sie erhalten wird . – Die Großfürstin Helene von Rußland , Schwester der verwittweten Frau Herzogin von Nassau , wird im Monat Mai dahier eintreffen und längere Zeit bei uns verweilen . Ein neu erbautes , an der Chaussée nach Frankfurt gelegenes Haus des Majors und Flügeladjutanten v. Rettberg wird zu ihrer Aufnahme in Bereitschaft gesetzt . – Der bekannte Improvisator Langenschwarz hat bei der hiesigen Regierung um die Erlaubniß zur Herausgabe einer inländischen Zeitung nachgesucht , jedoch eine abschlägige Resolution erhalten .
Kassel , 14 Febr . In der Sitzung der Stände vom 11 Febr . erfolgte der Commissionsbericht über eine ablehnende Erwiederung der Regierung auf das Auskunftsersuchen der Ständeversammlung über das Staatsinventar . Der Bericht führt aus , nach §. 140 der Verfassungsurkunde habe die Ständeversammlung nicht nur ein Recht auf die Aufstellung des Verzeichnisses , sondern auch auf Nachweisung , ob die darin erwähnte Vereinbarung zu Grunde gelegt sey , so wenig der Berichterstatter auch daran zweifle . Dieß sey der Schlußstein der Regulirung jener Angelegenheit . Nach §. 142 haben die Stände für Erhaltung der Bestandtheile des Staatsvermögens zu wachen , was nur durch Einsicht des Inventars möglich sey . Sollen nun die Stände nach §. 143 für Aufbringung des Staatsbedarfs sorgen , so weit die übrigen Hülfsmittel ( Aufkommen aus Domänen etc. ) nicht reichen , so müssen sie ebenfalls jene Bestandtheile kennen . Der §. 144 gebe den Ständen das Recht , Auskunft aus Acten , Belegen etc. zu verlangen ; diese Auskunft könne hier nicht anders , als durch vollständige , reine Abschrift , oder Einsicht des Inventars erlangt werden . Früher habe man auch von Seite der Regierung nie eine Weigerung der Mittheilung des Inventars vernommen , sondern sich nur darauf berufen , daß dasselbe noch nicht vollendet sey . Der Ausschuß stellte den Antrag , die Regierung um Auskunft und Nachricht zu ersuchen , aus welchen Gegenständen das Inventar bestehe , und ob die Vereinbarung über die Trennung des Staats- und Fideicommißvermögens zu Grunde gelegt sey , oder dem Budgetausschuß die Einsicht zu gestatten . Der Landtagscommissär erwiederte : die Anträge wie die Ausführung des Berichts könnten zu Streit führen ; die Regierung erkenne kein Visitationsrecht der Ständeversammlung an . Die Kammer genehmigte den Antrag des Ausschusses mit einigen Abänderungen , der Landtagscommissär aber protestirte gegen die Beschlußnahme und den Inhalt des Brichts . ( Kass . A. Z. )
Schweden .
Stockholm , 7 Febr. Wenn die Beamtenpartei – denn man darf ihr nicht die Ehre anthun , sie die Regierungspartei zu nennen – über die angebliche Niederlage , d. h. darüber , daß Graf Anckarswärd überstimmt wurde , triumphirt , so möchte sie die Rechnung stark ohne den Wirth machen . Wenn unter 370 Mitgliedern sich eine Mehrheit von 30 Stimmen gegen Anckarswärds Antrag erklärte , so kann man sich darüber keinen Augenblick wundern , sobald man weiß , daß im Ritterhause Hauptleute , Lieutenants , Fähndriche in ziemlicher Anzahl , und selbst ein Wachtmeister sitzen , der höhern Civil- und Militärbeamten gar nicht zu gedenken . Daher sprechen auch die Oppositionsblätter von der „ gewöhnlichen , wohlbekannten Ritterhausmajorität , “ und man darf sich nur wundern , daß bei einem Antrag , der darauf hinauslief , den Civil- und Militäretat so wesentlich zu beschränken , noch 150 Mitglieder des Adelsstandes sich fanden , welche entschieden dafür stimmten . So viel zur Orientirung . Während dieß im Ritterhause vorging , wurde im Bürgerstand von einem Hrn. Ekholm ein Antrag über Aemterbesetzung gemacht , der darauf hinauslief , daß man künftig keine Beamte ohne vorhergegangene Prüfung anstelle , daß man den höhern Stellen das Recht zurückgeben solle , ihr untergeordnetes Personal selbst anzustellen ( es war damit ein grober Mißbrauch und ein wahrer Aemterverkauf getrieben worden ) , und daß man für wichtigere Aemter mit großer Verantwortlichkeit nicht mehr Leute auf unbestimmte Zeit , nicht mehr wie oft geschah , auf ein halbes Jahr anstellen solle . Diese Vorschläge greifen gleichfalls dem unmäßigen und unerträglich gewordenen Schreiberunwesen ans Leben , und der Beifall , den sie fanden , beweist , daß man auf der Bahn praktischer Verbesserungen nicht stillstehen will . Hans Janssons vorgeschlagene Antwortsadresse auf die Thronrede ist durch eine Stimmenmehrheit von 84 gegen 34 an den Constitutionsausschuß verwiesen worden , d. h. man hat ihr die höchste Wichtigkeit beigelegt , indem sie auf diesem Wege selbst zur Anklage gegen die Minister werden kann , wenn man es so weit treiben will . Wenn nach diesen Beispielen die Mehrzahl des Bürger- und Bauernstandes entschieden auf praktischen Verbesserungen beharrt , so kann das Widerstreben des Ritterhauses , dem Anckarswärd augenscheinlich durch seinen Antrag einen gewissen Glanz sichern wollte , da er die geringe moralische Macht , die dasselbe ausübt , recht wohl kennt , nur unglückliche Früchte tragen , und zu einer längst gefürchteten Spaltung der Stände führen .
Oesterreich .
„ On forms of government let fools contest ,
The best administered is the best ! “
Dieser alte Spruch Pope's findet in unserer Zeit mehr Anwendung , als in der , wo er das erstemal gebraucht wurde ; er beweist zugleich , daß die Zeiten sich mehr ähnlich sehen , als wir gemeinhin zuzugeben geneigt sind . Entbrennt heut zu Tage der Krieg der Meinungen weniger um die Form der Dinge , und ist man weiter gekommen in der ruhigen Beurtheilung ihrer Wesenheit , als zu Pope's Zeiten ? Schwerlich ! – Vielmehr hat sich hierzu noch eine babylonische Sprachverwirrung gesellt , die sich nachgerade aller Begriffe bemächtigt , die natürliche Deutung des Ausdrucks durch willkürliche und völlig unwahre Unterstellungen verfälscht , und eine Unzahl unhaltbarer Behauptungen festgestellt , die das ganze Wesen der Dinge unter einen verschobenen Gesichtspunkt gebracht , und in politischer und socialer Beziehung Meinungen Anhang verschafft haben , die auch nicht auf einer klaren Anschauung beruhen . Welcher Mißbrauch ist nicht mit den Worten „ Monarchie , Legitimität , Absolutismus , Reform , Conservatismus , Liberalismus “ getrieben worden ? Hat ein einziges im Gährkessel des Parteikampfes wohl seine ursprüngliche Geltung behalten ? Wäre es nicht an der Zeit , diese Worte wieder auf ihre eigenthümliche Bedeutung zurückzuführen , und so wieder zu richtigerer Würdigung der Begriffe zu gelangen ?
Auf der Linie , auf der die Regierungsformen neben einander stehen , nimmt der absolute , über das Gesetz sich erhebende Einzel wille , und der eben so absolute kein Gesetz achtende
Volks wille , die Pole des Staates ein . Absolutismus in seiner letzten Consequenz , und Demagogie in ihrer vollsten Entwicklung , sind vollkommen gleiche Größen , gleich schlecht , gleich gefährlich . Hinter beiden steht unmittelbar die Anarchie . Inmitten dieser Pole aber steht die geordnete Herrschaft des Gesetzes , unter verschiedenen Formen , so aber , daß immer das Gesetz der höchste Factor ist und den Willen jedes Einzelnen überragt . Die Garantien liegen daher für alle Staaten allein in der Art wie die Gesetze gemacht , und wie sie vollzogen und beobachtet werden . – In constitutionellen Ländern wird ein Entwurf vorgelegt , in den Kammern debattirt , verworfen , oder angenommen , und hierauf von der Regierung zum Gesetz erhoben . Er geht durch die Discussion beider Kammern , in denen jedes Mitglied seine Meinung abgibt , durch den Ministerrath , und letztlich beleuchtet auch noch die freie Presse den Gegenstand von allen Seiten . Gewiß eine vollkommen unbeschränkte Erörterung , bei der alle Stände vertreten sind , jede Ansicht gehört wird . Sind hier nicht alle denkbaren Garantien für die Wahrnehmung der Landesinteressen vorhanden ? Und dennoch sehen wir bei einer solchen Procedur jedesmal die Hälfte des Landes mit dem selbstgeschaffenen Gesetze unzufrieden , und kaum geboren , versucht die Opposition das Kind im ersten Bade zu ertränken . Auf der andern Seite sehen wir patriotische Anstrengungen für das allgemeine Beste des Volks durch die entgegengesetzten speciellen Interessen mancher seiner Vertreter hintangesetzt . Wir sehen z. B. in Frankreich die Schutzzölle nur Einzelne schützen , und eine künstliche Theuerung unzähliger Artikel für die Nation hervorbringen ; dennoch werden diese Artikel nicht freigegeben , diese schädlichen Zölle nicht aufgehoben ; wir sehen , daß Frankreich seine Rentenconversion noch nicht ins Werk setzen konnte , und daß es fünf Procent Zinsen fortbezahlen muß , während es Geld genug um vier bekommt ; wir sehen , daß es das Haarseil seiner Algier'schen Eroberung , das dem Mutterlande die besten Kräfte abzieht , nicht abschütteln kann , ja daß es nicht einmal wagen darf , davon zu reden ! Woher mag das kommen ? Daher , daß die Ueberzeugung der Klügsten , Ehrlichsten , Unbefangensten , gegen eine irregeführte Volksmeinung nicht aufkommen kann , und unter zwanzig Fällen nicht Einmal die Entscheidung herbeizuführen vermag , die in der Regel von hundert andern Dingen abhängig ist . Ein glänzender Redner bewältigt die Menge , reißt die Mehrzahl gegen ihre bessere Einsicht fort , indeß die gewichtigste , gründlichste Untersuchung ohne Eindruck verhallt , weil sie der Schmeichelkünste eines beredten Vortrags entbehrt . Alle partiellen , persönlichen oder Localinteressen , werden gegen die Gemeininteressen geltend gemacht ; die Gewählten sind von ihren Wählern abhängig , die Angestellten von den Ministern , die Minister von der Gunst oder Ungunst des Augenblicks , der sie einsetzt und amovirt ; die Presse verfolgt gewissenlos ihre Parteizwecke , und die freie Manifestation einer unabhängigen Meinung wird überall durch unüberwindliche Hindernisse paralysirt . Wir behaupten nicht , daß dieß immer der Fall sey , noch viel weniger daß mit der constitutionellen Praxis nicht genug gute Gesetze gemacht wurden : wo aber ist die Garantie , daß keine schlechten gemacht werden können ; sind keine gemacht worden ? – Wir sehen , in der Form der Gesetzgebung liegt diese Panacee nicht ! Die Gewährleistungen , die einerseits allerdings vorhanden sind , werden durch eben so viele Hemmnisse aufgewogen , und das constitutionelle System ist an und für sich kein Vorbeugungsmittel für mögliche Uebel .
Sehen wir nun , ob auf der andern Seite eine rein monarchische Regierungsform den Regierten gar keine Garantien gewähre ? Wenden wir uns zu diesem Ende zu einem rein monarchischen Staate , zu einem solchen , der , wiewohl mit Unrecht , für einen , jedem constitutionellen System abholden , gehalten wird . Wie werden z. B. in Oesterreich die Gesetze gemacht ? Willkürlich ? ohne Beiziehung der öffentlichen Meinung ? motu proprio ? Wird Niemand repräsentirt , wird nur die Convenienz der Regierung in Bedacht gezogen , nicht die der Regierten ? Wir wollen sehen ! – Wenn ein neues Gesetz , oder die Umwandlung eines alten nöthig erachtet wird , kommt zuvörderst diese Nothwendigkeit bei der dabei speciell betheiligten Stelle zur vollkommenen Berathung . Diese berichtet , und der Staatsrath untersucht die Nothwendigkeit , indem die Referenten aller administrativen und juridischen Sectionen , die ihn bilden , die aus dem Standpunkte ihrer einzelnen Branchen entspringenden Erwägungen unterlegen . Nach dem Berichte des Staatsraths entscheidet der Kaiser . Fällt diese Entscheidung affirmativ aus , so wird die Ausarbeitung des fraglichen Gegenstandes von der betreffenden Stelle demjenigen ihrer Hofräthe zugetheilt , der für denselben der geeignetste scheint . Ehe aber an diese Arbeit gegangen wird , werden die Gutachten , Daten und Erhebungen aller einzelnen Länderstellen eingeholt , die ihrerseits wieder von den Magistraten , Kreisämtern , und diese von den einzelnen Dominien alle besondern Nachweisungen fordern und erhalten . Wir sehen , daß auf diese Weise gleichfalls alle Interessen repräsentirt sind , und alle Stände ; daß jeder Theil des Gemeinwesens hier eben so seine Vertretung findet , wie in einem constitutionellen Staate , nur auf anderm Wege . – Sind alle diese Vorbereitungen geschehen , die Enquêten vollständig , die Voracten geschlossen , dann schreitet der erwählte Mann des Faches an die Verfassung seines Operates . Dieses macht dann wieder denselben Weg durch alle betreffenden Hofstellen , den Staatsrath und durch die Ministerconferenz , bis es nach diesem vielfachen Scrutinium endlich die Sanction des Kaisers erhält . In Aeußerung der individuellen Meinung ist der Freiheit des Urtheils durchaus keine Schranke gestellt : jedes Votum wird motivirt und ist vollkommen unabhängig , denn kein Beamter kann ohne gerichtliche Untersuchung seines Platzes entsetzt werden . Mit welcher Gewissenhaftigkeit die Gegenstände geprüft , mit welcher Sorgfalt und Gründlichkeit sie erwogen werden , dafür diene zum Beispiel , daß bei einem neu zu erscheinenden Taxgesetz vier Entwürfe beseitigt , und erst der fünfte gutgeheißen wurde . Wir wollen sicher nicht , im Widerspruche mit der constitutionellen Praxis , behaupten , auf diesem Wege sey man vor jedem Mißbrauche gesichert ; was aber die Garantien für eine gute Gesetzgebung anlangt , so fragen wir , ob solche größer oder in liberalerem Geiste auf der andern Seite vorhanden , und ob hier der Willkür des Einzelnen oder dort der Willkür der Menge sicherer Schranken gesetzt seyen ? Wir fragen , ob die Gesetze in den rein monarchischen Ländern Oesterreichs minder gründlich , minder gewissenhaft , minder freisinnig und vor Allem minder fördernd für die Wohlfahrt des Landes verfaßt werden , als z. B. gleich nebenan , im constitutionellen Ungarn , auf dem Wege öffentlicher Berathung ?
Wir sehen daher , daß die liberalen Garantien nicht in der Form liegen , und die rein monarchische sie durchaus nicht ausschließe . – Was nun die zweite Gewährleistung , die Befolgung und Ausführung der Gesetze betrifft , so hat zuverlässig die reine Monarchie die größere Concentration der Executivgewalt für sich ; da aber am Ende die Ausführung immer von dem Pflichtgefühle und der Thätigkeit der beaufsichtigenden und vollziehenden Beamten abhängt , so dürfte die Wage sich hier ziemlich gleich , schwerlich aber zum Nachtheile rein monarchischer Länder stellen . Frägt man , welche Garantien in monarchischen Staaten gegen die Uebergriffe oder die Willkür des
Regenten selbst vorhanden sind , so antworten wir : das Gesetz und die öffentliche Meinung , die eine eben so große Potenz in rein monarchischen , wie in constitutionellen Ländern ist , deren Manifestationen selbst nicht der obscurste Censurzwang , und nicht die ungebührlichsten Repressivmaaßregeln aufzuhalten vermöchten ; abgesehen davon , daß einem gewissenhaften Monarchen vorsätzliche Verletzungen der Gesetze wohl schwerlich in den Sinn kommen dürften . Wie das Gesetz auch selbst gegen den Monarchen zu schützen vermag , sehen wir an so vielen verlornen Processen des Fiscus in allen Ländern . „ Tel est mon plaisir , “ spricht heute kein Herrscher in Europa aus . Will man uns auf den Despotismus und die frühere Willkürregierung von Staaten , w. z. B. Spanien , Portugal etc. hinweisen , so zeigt sich gerade in diesen der Unterschied zwischen reiner Monarchie und Absolutismus eben so abschreckend als belehrend : die Revolution ließ nicht lange auf sich warten !
Mit größerm Gewicht läßt sich einwerfen , daß bei dem Wechsel der Regenten durch den Tod die Zukunft ohne Garantien gelassen werde . Aber auch dieser Einwurf ist mehr scheinbar als wirklich . Der Ministerwechsel in constitutionellen Staaten und der gewöhnlich damit verbundene der Beamten zieht weit häufiger einen Systemwechsel nach sich , als der Thronwechsel in rein monarchischen Staaten , wo die Grund-Maximen der Politik meist auf bestimmter überkommenen Basis beruhen , und unter allen Umständen gegeben sind . Gehen wir hier wieder auf Oesterreich zurück . Der Tod Kaisers Franz I war gewiß ein Ereigniß , geeignet , die Stabilität der Institutionen , wie die Festigkeit der inneren Bindemittel des Staats auf die Probe zu stellen . Was erblicken wir ? dieselben Verhältnisse , dieselben Grundsätze , dieselben Personen ! Und diese Stätigkeit hat den nothwendigen , in der Zeit , und durch sie bedingten Fortschritt nirgends aufgehalten . – Kaiser Franz hatte sich in der Person seines Bruders des Erzherzogs Ludwig einen Gehülfen anerzogen , auf dessen Schultern er getrost einen Theil der Regierungssorgen legen konnte , der in seinen alten Tagen seine treueste und gewohnteste Stütze gewesen . Dieselbe Stütze ist der erlauchte Prinz dem Nachfolger ; was er dem Vater gewesen , ist er dem Sohne geblieben . Dieselben Männer des Vertrauens , die Kaiser Franz noch sonst zu Rath und That berufen hatte , sind die Beistände des Sohnes ; ihre Stellung hat sich nicht um ein Haar geändert , sie ist dieselbe wohlthätige , erprobte geblieben , die sie früher war , und vor wie nach liegt der Schlußstein der Monarchie in der Person des Monarchen , so wie die letzte Entscheidung in seinen Händen . Dieß ist der Stand der Verhältnisse in jenem Lande ; keine andern gibt es . Dieses Sachverhältniß , das Niemand , dem irgend ein Blick in das innere Getriebe der Maschine gestattet ist , in Abrede stellen wird , zeigt klar , daß auch im Fall eines Regentenwechsels die Garantien der öffentlichen Wohlfahrt in einem monarchischen Staate weit weniger in Frage gestellt sind , als es auf den ersten Blick den Anschein hat . Hier leistet eine lang durchgeprobte , durch den Erfolg bewährte , festgestellte Methode dasselbe , was das Grundgesetz constitutioneller Länder leistet . Nicht die Form also ist es , um die es sich handelt , wenn von der besten Verwaltung die Rede ist . Wie die Form verschieden , und nach ihren inneren Bedingungen in der Natur zur Erscheinung kommt , wie sie in Werken des Geistes , in Leistungen der Kunst ein , aus der Eigenthümlichkeit des inneren Wesens Hervorgegangenes seyn muß , kann sie weder eine willkürliche , noch eine und dieselbe für alle Staaten seyn . Jeder Staat ist berufen , seine Aufgabe nach seinen gegebenen Prämissen zu lösen . Löst er sie im Geiste einer würdigen Freiheit , im Geiste der Gerechtigkeit , im Geiste fortschreitender Entwickelung aller ihm gegebenen Elemente , ist die Wohlfahrt der Staatsgesellschaft erhalten , vermehrt , gesichert – dann hat Pope's angeführter Vers seine vollkommene Geltung erlangt .
Türkei .
Das Journal Sud schreibt aus Konstantinopel vom 27 Jan. : „ Ich melde Ihnen einen Vorfall , der nicht sehr geeignet ist , die Allianz , die zwischen Rußland und England geschlossen seyn soll , fester zu knüpfen , nämlich die Verhaftung eines Polen im Hause eines englischen Unterthanen zu Konstantinopel und dessen Ablieferung an die russische Botschaft. Hr. Bell , der bereits durch die Sache des Vixen bekannt ist , kam vor einiger Zeit aus Tscherkessien zurück , wo er sich zwei Jahre aufgehalten hatte . Er hatte einen Polen bei sich , der in seinem Dienste gewesen seyn , aber einen thätigen Theil an dem Kriege der Tscherkessen gegen die Russen genommen haben soll . Die russische Gesandtschaft wandte Alles an , um sich dieses Mannes zu bemächtigen , und vor zwei Tagen benützte sie den Umstand , daß Hr. Bell dem Lord Ponsonby einen Besuch in Therapia machte , und ließ durch Vermittlung der Pforte vier Janitscharen in sein Haus schicken , die sich des Polen bemächtigen und ihn an die russische Gesandtschaft ablieferten . Was wird nun Lord Ponsonby bei einer solchen Wohnungsverletzung und Entführung eines Individuums thun , das im Dienste eines Engländers war ? – Von der Botschaft des Hrn. v. Sercey hat man sehr gute Nachrichten , Er ist in Erzerum angekommen , wo er von allen unsern Landsleuten mit der größten Auszeichnung empfangen ward . Hafiz Pascha hat dem Botschafter das Pferd , das er in der Schlacht von Nisib geritten , geschenkt . Die Botschaft hat ihre Reise fortgesetzt , und bei der milden Witterung läßt sich hoffen , daß sie schnell am Ort ihrer Bestimmung eintreffen wird . “
Handelsverhältnisse und Bankwesen in Frankreich .
Paris , 15 Febr . Die Bedingungen des Handelsvertrags mit England werden nach und nach bekannt , und man erfährt , daß die Wälderbesitzer ihren Proceß gewonnen und verhindert haben , daß der Zoll auf Eisen herabgesetzt werde ; damit ist jede irgend bedeutende Veränderung im Tarif zum voraus abgeschnitten . Die Hauptstipulationen von englischer Seite sind eine Herabsetzung des Zolls auf Wein und Branntwein , von französischer das Versprechen , den Zoll auf Linnengarn nicht über eine gewisse Höhe zu treiben ; der Rest ist unbedeutend . Dagegen wird Liverpool indirect einen nicht unbeträchtlichen Vortheil von dem Handelsvertrag mit Holland ziehen , wenn dieser hier und im Haag bestätigt wird . Es ist nämlich darin stipulirt , daß künftig auf dem Rhein Colonialwaaren unter Bezahlung des Zolls , der in den Seestädten auf ihnen liegt , wenn sie aus fremden Entrepots kommen , eingeführt werden dürfen . Es ist eine fast unglaubliche Bestimmung des französischen Douanengesetzes , daß seit 1817 die Einfuhr der Colonialproducte auf dem Rhein verboten war . Dieses Verbot war zu einer Zeit gegeben worden , wo die Seehäfen keine Schiffe und keinen Handel hatten , und wo man ihnen daher nicht Vortheile genug anbieten zu können glaubte , um die Capitalien auf den Seehandel zu leiten . Die Mißbräuche , zu denen dieses Monopol in den Seestädten geführt hat , sind sehr groß : Uebertreibung der Spesen , systematischer Diebstahl aus den Collis von Zucker und Kaffee u. s. w. , am meisten aber hat es auf dem Baumwollenhandel gelastet . Der ganze Handel mit amerikanischer Baumwolle ist in Havre concentrirt , von wo sich Rouen , Lille und das Elsaß damit versehen . Da aber der Platz von Havre nicht so bedeutend ist , daß nicht leicht Combinationen einiger Häuser sich bilden könnten , um eine besondere Waare aufzukaufen und die Preise hinaufzutreiben , so entstanden Schwindelspeculationen dieser Art in Menge , gegen welche der Fabricant keine Hülfsmittel hat . Denn so wohlfeil auch die amerikanische Baumwolle in Liverpool und die ägyptische in Triest seyn mag , so muß der Fabricant in Havre und in Marseille kaufen oder seine Maschinen ruhen lassen . Ein anderer sehr großer Nachtheil entstand daraus , daß der Fabricant , welcher weit vom Markt wohnt , nothwendig eine größere Masse von rohem Material im Magazin halten muß , als wenn er sich jederzeit und nach seinem Bedürfniß direct versehen könnte ; endlich ist er Commissionären überlassen , anstatt direct einkaufen zu können . Daher haben die Fabriken im Elsaß die Regierung und die Kammern mit Bittschriften bestürmt , um sich die Einfuhr auf der Landgränze eröffnen zu lassen , und in Straßburg ein Entrepot für Baumwolle zu erhalten , aber bis jetzt war der Einfluß der Seehäfen zu groß . Zum Glück für sie war der Commissär für den Vertrag mit Holland lange Rheinschifffahrtscommissär gewesen , und kannte diese Verhältnisse genau , aber es ist noch keineswegs gewiß , daß die Kammer diese Stipulation ratificiren wird , obgleich nach ihr die Baumwolle , die auf dem Rhein eingeführt würde , anstatt wie in den Seehäfen 20 Fr. per Centner , 30 Franken bezahlt , was ihre Einführung nur erlaubte , wenn die Speculation in Havre sie über alle Maaßen vertheuerte . Es würde daher gänzlich von dem Handelsstand in Havre abhängen , ob es eine bloße Drohung bliebe , oder zu einer radicalen Aenderung des Waarenzugs führte .
Die Erneuerung des Privilegiums der Bank hat zu großen Discussionen geführt , welche eine allgemeine Ueberzeugung herbeigeführt haben , daß die Bank in Regulirung und Feststellung des commerciellen Credits , in Vermeidung der Krisen , in Gewöhnung des Publicums an Papiergeld Alles gethan hat , was ihre beschränkten Statuten ihr erlaubten , daß sie aber in Ausdehnung des Credits weit unter dem geblieben ist , was sie hätte leisten sollen , und daß ihre gegenwärtige Verfassung ein großes Hinderniß der Ausbreitung ihrer Nützlichkeit ist . Denn die Regenten der Bank sind selbst Bankiers , sie haben daher die Bank zu nicht viel mehr gemacht , als der Reservecasse der Privatdiscontbanken , und dieß war ihnen leicht vermöge des organischen Gesetzes , das verlangt , daß die Bank nur Papier mit drei Unterschriften annehmen darf . Diese Unterschriften sind natürlich die des Käufers , des Verkäufers oder Fabricanten , und die dritte die eines Bankiers , welcher sich dafür zwei bis drei Procent bezahlen läßt . Dieses System hat freilich die Bank gegen jeden Verlust so gesichert , daß es Jahre gegeben hat , wo die Bank nicht einen Heller durch Proteste verloren hat , allein es hält zum größten Schaden des Handels den Discont , der nominell auf vier Procent steht , reell auf 6 bis 7 Procent . Man wünscht daher , daß die Bank in directere Verbindung mit dem Handelsstand trete , und unläugbar solvente Häuser von der dritten Unterschrift befreie . Allein dieß ist gegen das Interesse der Bankiers , welche die Bank regieren , und wenn man auch der Bank die gesetzliche Erlaubniß geben würde , so wäre der Gebrauch , den sie davon machte , wahrscheinlich sehr beschränkt . Sie sollte ferner versuchen , ihre Banknoten zu den einzigen in Frankreich zu machen , und es zum Interesse der Localbanken von Havre , Lyon , Marseille u. s. w. machen , sich ihrer zu bedienen , anstatt ihrer eigenen , welche doch nie eine große Circulation haben können . Aber dieß würde den Gebrauch der Wechsel im Innern des Landes beschränken , und die Regenten der Bank sind selbst Bankiers . Dieß ist das Grundübel , auf das man immer zurückkommt , sobald man untersucht , warum die Bank nicht größere Fortschritte gemacht hat , und es kommt daher , weil zur Zeit , wo die Bank errichtet wurde , Niemand als Bankiers etwas vom Papiergeld und vom Credit verstanden ; man mußte ihnen daher die Bank anvertrauen , und so hat die ganze Anstalt ihre Richtung und ihren Geist erhalten . Es ist auch nicht plötzlich zu ändern , aber das Gesetz sollte der Bank , welche durch nichts als zu große Beschränktheit in ihren Operationen fehlt , die Hände freier lassen , als sie selbst will , weil dann das Interesse des Handels den engen Kreis nach und nach erweitern und die Bank zu größerer Leichtigkeit in ihren Verhandlungen zwingen wird , als sie geneigt ist , selbst zuzugestehen . Man macht der Bank einen sonderbaren Vorwurf , daß sie 53 Millionen ihres Capitals in Staatspapieren angelegt habe , aber man sollte ihr im Gegentheil vorwerfen , daß sie nicht weit mehr auf diese Art verwendet ; sie hat gewöhnlich so viel baares Geld in ihren Gewölben , als sie Billete in Umlauf hat , während ein Drittel vollkommen hinreichend wäre . Sie sollte von den 200 Millionen , die sie auf diese Art immobilisirt hat , wenigstens 130 in Tresorscheinen anlegen , was ihr die Mittel geben würde , Comptoirs in den Provinzen enzulegen , und den Verlust , den diese in den ersten Jahren geben , zu ertragen . Hätte sie dieß seit 20 Jahren gethan , so wäre jetzt Frankreich mit einem Netz von Creditanstalten überzogen , welche der Bank nach und nach ihren ersten Verlust reichlich ersetzt , die Circulation ihrer Billete verzehnfacht und den Verkehr überall verdoppelt hätten . Ich hatte vor einiger Zeit 2000 Franken
nach Marseille zu schicken , und ging zu Rothschild , um einen Wechsel zu nehmen , aber man sagte mir dort : „ Machen Sie es , wie wir selbst , und schicken Sie das Geld in einem Sack durch die Diligence . “ Dieß sollte in einem Lande , wo eine Staatsbank ist , offenbar nicht vorfallen , aber die allzu große Aengstlichkeit der Bank hat ihre Wirkung beschränkt , und dagegen sollte das neue Gesetz vorbauen . In Amerika und England kann das Gesetz nicht genug gegen die Unvorsichtigkeit der Banken vorbauen , aber hier bedürfen sie eines Stachels .
Das Carnevalsfest der Künstler in München .
München , 18 Febr . Das große Fest , das unsere Künstler der Stadt München und sich selbst bereitet , ist vorüber , und unter activen wie passiven Theilnehmern herrscht nur eine allgemeine Stimme vollkommener Befriedigung . Man sagt es sich und Andern , daß man ein ähnliches Schauspiel noch nicht erlebt , und daß man es auch in der That in solcher Ausdehnung und Ausführung nur hier erleben kann , wo es unbedingt als eine Aeußerung , ja als ein Ergebniß von Kunstbestrebungen und Leistungen , und wohl noch mehr von dem Zusammenwirken künstlerischer Kräfte anzusehen ist , wie sie gegenwärtig nicht leicht in solcher Anzahl und Bewegung angetroffen werden . Schon an der Quelle des Unternehmens , am ersten Gedanken dazu , treffen wir auf die Bestätigung des Gesagten . Wer in München längere Zeit , und gar wer als Künstler in München sich aufhält , dem tritt Wesen und Werth des Kunstlebens , seine Bedeutung fürs öffentliche Wohl , ja für Privatinteressen und selbst seine industrielle Bedeutsamkeit klar ins Bewußtseyn , und er fühlt sich in der Steigerung aller geistigen und materiellen Kräfte selbst gehoben . München darf nur sich mit sich selbst , mit seinem fünfzehn Jahre jüngern Bild vergleichen , um über das jetzige Befinden und dessen Ursachen Gewißheit zu erhalten . Wer die höchsten Interessen der Menschheit fördert , der fördert sie alle ; es heißt mit Recht hier : trachtet zuerst etc. , so wird euch Alles andere von selbst zufallen . Nicht so , wo materielle und industrielle Zwecke die Kräfte und deren Bewegung ausschließlich leiten . Wenn daher die Stände des Königreichs Sachsen aus mißverstandenem Eifer dem Aufbau eines Museums widerstreben , um die Staatscassenüberschüsse zu erhalten , und lieber einen Schatz preisgeben , um den die Welt das kleine Land beneidet ; wenn sie lieber die erste , schönste und großartigste Gemäldesammlung dem erweislichen Verderben aussetzen , als einige Hunderttausende opfern wollen , so werden sie zur Bereicherung ihres Volkslebens wenig beitragen , sondern vielmehr einer Periode der Glanzlosigkeit vorarbeiten , in der ihre Hauptstadt , die in der Ferne mit der „ Galerie “ fast gleichbedeutend klingt , aufhören wird , Fremde anzuziehen und zu fesseln . Wie anders ist das hier , wo der Kunst eine Heimath gegründet worden , in der sich Alles froh bewegt und schaffend regt , und wohin Neues von allen Seiten zuströmt ! Der größere Theil unserer Künstler gehört dem mittlern und nördlichen Deutschland an , allein sie alle bekennen es einmüthig , daß sie erst hier ihren wahren nährenden Boden , die eigentliche Lebenslust , gefunden haben .
Nicht die gewöhnliche Lust , Vergleiche anzustellen , sondern das poetische Bedürfniß des Menschen , für Erlebtes und Gegenwärtiges ein bezeichnendes Symbol zu finden , leitete die Phantasie unserer Künstler auf die Zeit des Kaisers Maximilian , der , wie er bis ins Kleinste Künstler ehrte und schätzte , so im Großen ein edelsinniger Beförderer der Kunst im Allgemeinen war , und einen großen Theil des Ruhmes rägt , den die deutsche Kunst zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts errungen . Wie nahe steht unsere Zeit der damaligen ! und wie mußte ein großes , lebendiges Bild davon , in dem man die Gegenwart verklärt erkennen würde , ansprechen ! – Hieraus müssen wir uns die Idee abgeleitet denken , das Zeitalter Maximilians in Sitte und Tracht und nach den Gliederungen der Stände und Gewerbe in eigener Person darzustellen , es gewissermaßen zu erleben . Um nun den rechten Gesichtspunkt nicht aus den Augen zu verlieren , setzte man sogleich zwei weitschimmernde Male : den Kaiser Maximilian als Schutzherrn und Albrecht Dürer als Repräsentanten der deutschen Kunst . Hülfreich kam die Sage entgegen , daß der Kaiser dem Künstler in Nürnberg ein Wappen verliehen , und daß bei der Gelegenheit die Stadt große Festlichkeiten veranstaltet . Nun hatte man die Hauptpersonen und den Schauplatz der Handlung , selbst die Freiheit größter Ausdehnung , und es bildeten sich die Abtheilungen des städtischen oder Bürgerzugs , des Kaiserzugs und endlich der Lustbarkeiten zur Ergötzung des Kaisers . Der erste mußte das ganze gewerbliche , künstlerische , gelehrte Leben einer Stadt , mit seiner Verwaltung und seinem Adel , der andere das kriegerische und reichsherrschaftliche Wesen darstellen ; im dritten hatte die Phantasie freien Lauf . – Das Ziel der ganzen Unternehmung war ein Bankett , an dem man in der erwählten Rolle sich nach bestem Vergnügen um drei Jahrhunderte jünger denken , dichten , im Nothfall trinken wollte . Indeß gewann auch der Vorschlag sehr bald Eingang , in dieser Gestalt dem Publicum sich zu zeigen , und so entstand der Festzug , dessen Beschreibung schon hinreicht , die Gründlichkeit und den Umfang der Anordnung zu bescheinigen .
In die innern hellerleuchteten Räume des großen Schauspielhauses , vor den versammelten Hof und das Publicum trat dieses lebendige , vielgegliederte Bild vergangener Zeit unter dem Voraustritt einer eigens zu dem Zweck und im Charakter der Zeit von H. Kunz componirten Festmusik . Der erste oder Bürgeraufzug , dem zwei Zugführer vorangingen , bestand aus der niedern und höhern Bürgerschaft von Nürnberg , voran die Zünfte mit ihren Standarten , Werkzeugen , Fabricaten etc. , überall Lehrbuben , Gesellen und Meister , und zwar , wo die Geschichte bedeutende Namen aufbewahrt , überall namhafte Männer eines jeden Gewerbes . Die erste Zunft war die freie der Meistersänger mit ihrem Altmeister Hans Sachs ; Junge und Alte mit Cithern und Gesängen , dazu mit Gedichten in Hans Sachsens Weise , die sie unter das Publicum vertheilten , davon das eine : „ Wie Hans Sachs nach München kam “ , an dessen Besuch dieser Stadt im Jahr 1514 erinnert , das andere : „ Wie Hans Sachs wieder Abschied nahm “ , die Verwandtschaft der Jetztzeit mit der des sechzehnten Jahrhunderts hervorhebt . Nach diesen folgten paarweise die Zünfte der Doctoren und Bader ( mit Kaspar Rosenblüt gen . Schnepperer und dem Bader Hans Folz , Trauerspieldichter ) ; ferner : die Schäffler und Bräuer , die Metzger und Bäcker , die Wachszieher und Lebküchner , die Schuster und Schneider , die Damast- und Tapetenwirker ( mit Bernhard Müllner , Damastwirker ) , die Schreiner und Dreher ( mit Sebald Beck , Hieronymus Gärtner und Wolf Weißkopf ) , die Wagner und Hufschmiede , die Schwertfeger und Waffenschmiede ( mit Georg Hartlieb , Sübenbürger , Kunz Lachner , Wilhelm von Worms ) , die Armbrust- und Büchsenmacher ( mit Hans und Wolf Danner ) , die Uhrmacher und Schlosser ( mit Andr . Heinlein , Georg Heuß , Hans Heele , dem Erfinder der Taschenuhren , und Hans Bullmann ) , die Buchdrucker und Formschneider ( mit Joh . Petrejus und Hans Schäuffelein , Ant . Koburger und Hieronymus
Rösch ) , die Silber- und Goldschmiede ( mit Ludwig und Melch . Bayr , Hans Krug und Hans Glimm ) , die Kupfertreiber und Ornamentschneider ( mit Seb . Lindenast , dem bösen Böltz , Hans Frey , Dürers Schwiegervater , und Veit Stoß ) , die Gelb- und Rothgießer ( Peter Vischer mit seinen fünf Söhnen , eine besonders charakteristische Gruppe ) , die Maurer- und Zimmermeister ( mit Paul und Hans Behaim dem Aelt . , Georg Weber und Georg Stadelmann ) , die Maler u. Bildhauer ( mit Hans Spring in Klee , und Hans Behaim dem Jüng . ) . Nun folgte hinter einem Edelknaben , der das vom Kaiser dem Albrecht Dürer verliehene Wappen ( drei silberne Schilde im blauen Felde ) trug , der genannte Meister selbst zwischen seinem Lehrer Mich . Wohlgemuth und dem Bildhauer Adam Kraft . Wenn alle Gewerbe sich durch eine bezeichnende Darstellungsweise der Embleme etc. , durch glückliche Wahl der Charaktere auszeichneten , so fesselte die Gruppe der drei Künstler , die sämmtlich in Uebereinstimmung mit den Originalgemälden repräsentirt waren , jedes Auge mit andauerndem Reiz , und man sah mit innigem Vergnügen die einfach edle und schlichte Gestalt Dürers zwischen dem würdigen Greis und dem fein und reich , obschon durchaus prunklos gekleideten Bildhauer . Nach den Zünften trat die Noblesse von Nürnberg ein , die Patricier ; voran jedoch der Träger des Stadtwappens , der Stadthauptmann , die beiden Bürgermeister , der Syndicus , Rathsherren und Rathsschreiber . Die reichgekleideten Edeln und Bürger Nürnbergs mit ihren Frauen , ein langer prächtiger Zug , schlossen diese Abtheilung .
Ein zweites Musikcorps ging dem Kaiserzug voran , den drei Zugführer eröffneten . Die Landsknechte , deren beide Rotten anfänglich zu Anfang und Ende des Zugs gehen sollten , waren als Wache an den Eingang des Festsaales gestellt , und erschienen in seiner Mitte erst beim dritten Umzug , was eine besonders gute Wirkung machte . Vier Edelknaben trugen die Wappenschilde von Burgund , Holland , Flandern und Oesterreich , vier Ritter die Paniere von Steyer , Tyrol , Habsburg und das des Kaisers . Darnach folgten ein Schwertträger , zwei Herolde , der kaiserliche Herold , die Leibwachen des Kaisers , Jäger , Falconiere , der Oberjägermeister , Pagen und endlich von Fackelträgern umgeben der Kaiser Maximilian . Treue des Costume's und so viel möglich der Persönlichkeit hatte man überall im Auge behalten ; im Kaiserzug mußte die Pracht mit der Nähe des Kaisers sich mehren ; er selbst war in Goldstoff mit Schwarz und Weiß gekleidet , und sein Antlitz – wenn ihm auch noch die Jahre des Schutzherrn deutscher Kunst abgingen – trug doch ganz die habsburgischen Züge . Nach dem Kaiser kamen sein lustiger Rath Kunz von der Rosen , sein Vertrauter Sigmund von Dietrichstein , der Herzog Erich von Braunschweig und Matthias Lang von Wellenburg . Hierauf erschienen in schwerer Rüstung , in durchaus ächten und schönen Waffen des sechzehnten Jahrhunderts , an denen noch die Spuren alter Kämpfe zu sehen waren , des Kaisers Kriegsoberste und Feldhauptleute , ein imponirender Anblick , bei dem man der freudigen Ueberzeugung sich nicht erwehren konnte , daß es doch noch Gestalten und Physiognomien in unsern Tagen gebe , die in den Ernst jener Zeit und zu dem Waffenschmuck derselben passen . Ritter wie die nun auftretenden : Ulrich von Schellenberg , Georg von Freundsberg , Andreas von Sonnenburg , Wilhelm von Roggendorf , Georg von Emmershofen , Hans Ilsing , Albrecht von Landenburg , Franz von Sickingen und Marx Sittich von Hohenems , charakterisirten vollständig das streitbare und streitlustige Zeitalter . Jeden Ritter begleiteten ein paar Knappen , so daß auch von dieser Gattung ein eignes Corps sich bildete . Den Schluß des Kaiserzuges machten die Räthe und Gelehrten : Willibald Pirkhaimer , Manlius von Freiburg , der Historiograph , Melchior Pfinzing , der Dichter des Theuerdank Marx Treizsauerwein , der Dichter des Weißkunig , endlich unbenannte Ritter , Edle und Frauen .
War auf diese sinnige Weise die ganze Scala der Stände durchlaufen , so konnte nun passend ein Bild heiterer Zerstreuung sich anschließen , um so mehr , als die gewählte dem Charakter der Zeit und den Neigungen des Kaisers entsprach . Ein Zug der Venus , die in einem Rosenlaubenwagen , von Amoretten umspielt , auf Rosen ruhte und von einem bunten Gefolge von Dienern und Verehrern alles Alters , Ranges , Volkes gezogen wurde , eröffnete unter höchst origineller Musik ( gleichfalls von Kunz ) und dem Voraustritt des Mummereimeisters Peter von Altenhans den Mummenschanz . Eine Menge Narren umgaben und durchliefen den Zug in heitern , lächerlichen Bewegungen , Gebärden und Sprüngen . Nach der Siegesfahrt der Venus kam die des Bacchus der auf einem Fasse saß unter Rebenlauben und von Winzern , Faunen , Schenken und sonstigen Freunden seiner Gaben gezogen und begleitet wurde . Den dritten Wagenzug bildete Diana , auf einem Baumstamm sitzend mit einem Gefolge von Jägern und Waldmenschen , die ganze Baumstämme und Bäume mit allerhand Waldvögeln trugen . Endlich kam auf einem von Bergknappen gezognen Wagen der Bergkönig mit Gnomen und Kobolden , welche Erzstufen gruben und Münzen prägten . Ein Drachenkopf spie letztere in ein Becken , aus dem sie vom Säckelmeister durch zwei Pagen ( Silber und Gold vorstellend ) unter die Menge vertheilt wurden . Die Münze enthält einerseits das dem Albrecht Dürer verliehene Wappen , das als allgemeines Künstlerwappen hier angenommen ist , und auf der andern Seite die Worte : Der Künstler Maskenzug 1840 . Der Narr Gülichisch schloß unter Vorweisung des leeren Beutels den ganzen Zug .
Zweimal bewegte sich dieser durch den Saal , in welchem er auf Umwegen durch die Corridore des Gebäudes immer zurückkehrte ; beim dritten Mal stellte sich die ganze Masse , an 600 Personen , allmählich im Innern auf , sang ein von Hrn. Felix v. Schiller gedichtetes , von Hrn. Capellmeister Lachner componirtes Festlied , dessen Motiv der Ruhm Albrecht Dürers und der Glanz der Kunst in Bayern ist , brachte unter freudiger Zustimmung dem König Ludwig von Bayern ein dreimal dreifaches Lebehoch und zog in vollkommener Ordnung durch den Logensaal des Königs , vor der königlichen Familie vorüber durch die Säle und Corridore der Residenzen nach dem Bazar und von da ins Odeon zum Banket , und zwar unter der lebhaftesten Theilnahme des auf dem ganzen Weg in dichten Reihen aufgestellten Publicums . Im Odeon stellten sich allmählich alle einzelnen Abtheilungen zwischen den Tafeln auf , bis das Zeichen zum Mahl gegeben wurde , zuerst der Kaiser und Hof an der reich mit Silber geschmückten erhöhten Tafel Platz nahm und sodann Alles nach den Abtheilungen sich setzte . Heitre Unterhaltung gewann hier bald vor jeder allgemeinen Handlung oder Darstellung die Oberhand . Des Kaisers Lebehoch , eingeleitet durch eine Anrede des alten Hans Sachs , und das von Hrn. v. Schiller gedichtete und von Hrn. Capellmeister Stunz componirte Banketlied vereinigten noch einmal die Stimmen ; dann entwickelte sich nach individneller Lust und Behaglichkeit da und dort die Geselligkeit . Auch an Tanz fehlte es nicht , obschon die Strapazen des Zugs manche Füße hinlänglich angestrengt hatten .
Die Unternehmer und Leiter dieses Festes , denen alle Theilnehmer so wie das ganze Publicum wahrhaft verpflichtet sind – was jeder , der irgend einmal einem ähnlichen Geschäft sich unterzogen , zu würdigen wissen wird – sind die Maler Jos . Petzl , D. Monten , Ph . Foltz , C. Braun , Bernhard , Tröndlin , Seibertz und Wyttenbach . Das vollkommene Gelingen , die allgemeine Freude , die herzliche Theilnahme , so wie der überraschende und ergreifende Eindruck des Ganzen wird sie die Mühe , die sie gehabt haben mögen , vergessen lassen .
Wiener Briefe .
Wien . Die Allg . Zeitung hat in letzter Zeit einige kurze Umrisse über geistiges und materielles Leben in Wien mitgetheilt , je nach dem Interesse des Gegenstandes mehr oder minder ausführlich . Es sollte dabei mehr um einen Beitrag zur allgemeinen Charakteristik hiesiger socialer Zustände zu thun seyn , als einzelne Materien besonders herauszuheben . Ich will diese Notizen fortsetzen und von Zeit zu Zeit ein Resumé des Erlebten , ein kurzes Review geistiger Leistungen , wie materieller Beziehungen mittheilen . Ich werde lediglich constatiren , was wirklich existirt und vorliegt , und es den Lesern überlassen sich das Facit selbst zu ziehen . Auf diese Weise wird wenigstens der Gesichtspunkt festgehalten werden und sich ein richtigeres Bild gestalten , als es sonst , bei der Unkenntniß möglich ist , die über hiesige Verhältnisse unbegreiflicherweise noch so sehr obwaltet – eine Unkenntniß , die weder durch die vielen seichten Tractätchen über Oesterreich , noch durch Artikel wie die des National , auch nur entfernt gehoben wird . Es bedarf auch in der That nicht , Schwarz weiß , und Weiß schwarz zu nennen , um ein höchst freundliches Bild unserer Zustände zu entwerfen . Auch ist es gar nicht nöthig , zu diesem Ende unsere Mängel , insofern sie wirklich vorhanden sind , in Abrede zu stellen : solche fehlen bei uns so wenig als anderwärts ; dennoch dürften wir bei genauer Würdigung der Verhältnisse nicht versucht seyn , die unsrigen gegen die gepriesensten fremden en bloc zu vertauschen , wie Manches im Einzelnen wir dort auch viel besser als bei uns finden möchten . Betrachten wir zuerst den Stoff , d. h. das Volk , so müssen wir diesen vortrefflich nennen , und die besonnene Verwaltung überwacht ihn mit Klugheit und Milde , und sorgt nur dafür , daß sein Gehalt sich nicht vermindere . Uebrigens überläßt sie ihn der freien Entwickelung , die den Umschwung der Geister hier nicht minder wie anderwärts , in manchen Dinger schneller , in manchen langsamer bewirkt . Sie wacht , daß der Fortschritt ein ruhiger , wohlthätiger , nachhaltiger sey ; sie treibt weder , noch hemmt sie zur Ungebühr . Dieß wenigstens sind die Principien . Was aus individueller Ansicht auf einer oder der andern Seite zu viel oder zu wenig gethan scheint , oder ob diese Principien in der Praxis in den untergeordneten Sphären immer gehörig festgehalten werden , darüber wollen wir nicht rechten , es weder vertreten noch tadeln , eben weil es individueller Ansicht und individueller Praxis anheim fällt , und wir es hier nur mit den Maximen im Großen zu thun haben , auch von einem Centralpunkt ausgehend nur diese allein Geltung finden können . Was indeß unläugbar als Thatsache heraustritt , ist jedenfalls der Fortschritt selbst , den wir später auch auf statistischem Wege constatiren wollen . Da nun der Effect nicht ohne wirkende Ursache seyn kann , so wird die Verwaltung im Großen und Ganzen darin ihre Bewährung und Rechtfertigung finden , so wie sie was im Einzelnen gerechter Rüge unterliegt , fortwährend in den Kreis ihrer Verbesserungen zieht .
Daß das Volk der Gegenwart froh ist und die Zukunft unter diesen Umständen mit gutem Vertrauen erwartet , zeigt sich im bewegten Leben des Faschings , wohin man nur immer blickt . Wie der Fall des Tropfens im Wasserspiegel ringt sich die Bewegung von dem engsten bis in die weitesten Kreise ; man kann kaum wahrnehmen , wo sie aufhört . Vom Palast bis zur Guinguette , von den Säulen der Hofburg bis in die niedere Tanzstube fordert und erhält die Zeit der Lust ihr angestammtes Recht , tönt der Reigen ; und wahrlich , in Wien weniger als irgendwo leben Menschen , denen nicht eine Pforte offen stände , wo auch sie ihr angemessen Theil an der gemeinsamen Fröhlichkeit finden könnten . Dabei geht der Erwerb und die Betriebsamkeit in gleich rascher Bewegung und erzeugt hier neue Bedürfnisse , dort neue Quellen . Die zahlreichen Fabriken im Lande haben seit längerer Zeit bedeutend auf die Theuerung des Holzes gewirkt , und nachgerade fing man an , für den künftigen Bedarf besorgt zu seyn . Der Betrieb der Eisenbahnen und Dampfschiffe hat indessen die Steinkohlen , ein – seltsam genug – in Wien fast gar nicht gebrauchtes Material , herbeigezogen , und schon diesen Winter fängt man viel damit zu heizen an , und im nächsten dürfte dieß in erweitertem Maaßstabe geschehen . So hängt die Industrie einen Ring an den andern , und der Aufschwung eines Zweiges , einer Erfindung treibt neue Schößlinge oft in weiter Entfernung hervor . Wie sehr man hier von dieser Ueberzeugung durchdrungen ist , beweist die Errichtung des Gewerbvereins , der , höchsten Orts sanctionirt , sich nun vollkommen constituirt hat und seine Wirksamkeit beginnt . Seine Statuten sind ziemlich dieselben , wie bei andern Instituten dieser Art , ebenso sein Zweck und seine Organisation . Der Erzherzog Franz ist Protector , Graf Kolowrat Curator ; der Erzherzog Johann , Fürst Metternich und Graf Mittrowsky sind bis jetzt die einzigen Ehrenmitglieder des Instituts , an die sich noch zwei Gelehrte des Auslandes anschließen sollen . Kaum errichtet , gebietet es schon über ein jährliches Einkommen von mehr als 15,000 fl. C. M. und die Zahl seiner Theilnehmer , mithin seine Mittel , wachsen täglich . Der offenliegende Nutzen der Anstalt braucht nicht berührt zu werden , wohl aber muß angedeutet werden , daß nebstbei dem Staate daraus ein Institut erwächst , ganz geeignet , wie die Handelskammer an andern Orten , der Verwaltung alle ihr nöthigen Aufklärungen auf jede , den Handel und die Gewerbe betreffende Anfrage zu geben , und alle speciellen Enquêten in diesem Bereiche nach ihrem Auftrag zu übernehmen . Die Masse neuer Daten und noch nicht gekannter Resultate , die dadurch den Behörden zur Kenntniß gebracht wird , muß diesen bei allen zu nehmenden Entschlüssen von ungeheuerm Vortheil seyn ; denn zum Glück ist die gute Zeit vorüber , wo die Amtsehre es bedenklich gefunden hätte , nicht Alles selbst und am besten zu wissen , und anderwärtig Erkundigungen einziehen zu sollen .
Der Tod des Freiherrn v. Jaquin hat eine bedeutende Lücke , sowohl in den Lehrkörper der Universität , als auch in den Kreis aller Freunde der Wissenschaft gebracht . In beiden Beziehungen , als anregender Geist und als ein Vereinigungspunkt litterarischer Interessen , wie als Mann vom Fache , wird er tief bedauert . In letzterer Beziehung hat die Universität indeß einen vollen Ersatz in der Ernennung des gelehrten Custos des Naturaliencabinets , Dr. Endlicher , gefunden . Endlicher hat einen , in der Botanik wie in der Philologie , mit Recht berühmten Namen . Seine zahlreichen Werke in beiden Fächern , fast sämmtlich in lateinischer Sprache , und unter diesen , die : Ceratotheca , die Genera plantarum , die Enumeratio plantarum quas in nova Hollandia collegit L. B. Ca.
rolus Hügel ; die Prisciani carmina , die Fragmenta theodisca , die mit Eichenfels herausgegebenen analecta grammatica , sein Verzeichniß der chinesischen und japanischen Münzen des k. k. Münzcabinets zu Wien etc. , haben ihm einen ersten Platz unter den lebenden deutschen Gelehrten angewiesen . Was aber seiner Anstellung in anderer Beziehung für Oesterreich eine besondere Wichtigkeit gibt , ist , daß dieselbe nicht im gewöhnlichen Concurswege , sondern durch ein eigenes Handbillet des Kaisers erfolgt ist . Möchte doch diese erste Ausnahme von der Regel bald die Regel selbst werden , wenigstens in den speculativen Wissenschaften ! Unter allen Mitteln über die Tüchtigkeit eines Lehrers für eine Universitätsstelle zu entscheiden , ist das Examen des Concurses das ungeeignetste , obgleich man es , allerdings aus einem Gefühl für Unparteilichkeit und zur Vorbeugung alles Nepotismus , angenommen hat . Aber der Nepotismus wird dadurch keineswegs hintangehalten , und zur Beurtheilung der Tauglichkeit der Individuen für höhere Lehrkanzeln ist ein solches Examinatorium , wie der Concurs , durchaus keine Gewähr . Gelehrte , wirkliche Gelehrte , die bereits etwas geleistet haben und sich fühlen , werden , wenn nicht der Hunger sie treibt , sich keinem solchen Concurs unterziehen , mithin werden gerade die tüchtigsten und geeignetsten Männer ganz außer der Concurrenz bleiben . Ferner ist der Concurs wenig geeignet , die höhern Potenzen , die geistige Befähigung heraustreten zu lassen ; er gibt vielmehr der unbelebten Materie , dem todten Buchstaben die höchste Geltung , und die freie Forschung , die nicht in verba magistri schwört , die neue Bahn bricht , verbessert , erfindet , das Selbsterschaffene , wird in solchen Concursen jedesmal gegen rein empirisch Erlerntes den Kürzern ziehen . Wir sprechen hier natürlich nur von den höhern Lehrkanzeln der Universität , wo nur der Geist und nicht das Wort lebendig macht und weiter fördert . Und wie steht es dann mit dem Concurse , wenn etwa die Kenntnisse des Examinanden weit über die Kenntnisse der Examinatoren hinausreichen ? Endlich gibt ein solches Examen allein noch keine hinlängliche Gewähr für die Lehrfähigkeit , den Vortrag , die Gabe geistiger Befruchtung und Anregung . Es wird daher wohl immer am sichersten seyn , nach schon vorhergegangenen Leistungen zu wählen , als die Wahl vorangehen und die Leistungen nachfolgen zu lassen . Würde auf dem Wege des Concurses Endlicher wohl Professor der Universität geworden seyn , und welcher Würdigere hätte es werden können ?
Vom Ernsten zum Schönen und Gefälligen übergehend , muß ich zuerst der Musik erwähnen , und bei dieser wieder der Concerte der Mad. Pleyel . Nach Liszts wiederholten Productionen und nach dem unglaublichen Enthusiasmus , den sie erregten , hätte man nicht mehr glauben sollen , daß noch irgend eine Leistung in dieser Art bedeutenden Erfolg haben könnte . Die Wiener haben aber immer in dieser Beziehung noch etwas im Grunde des Säckels , wenn sie auch schon ihr ganzes Vermögen ausgegeben zu haben scheinen . So hat sich auch für Mad. Pleyel noch ein hinlänglicher Fonds von Begeisterung gefunden , um auch den gespanntesten Erwartungen genügen zu können . Namentlich ist es die elegante Welt , und unter dieser ganz vorzugsweise der männliche Theil , der für die angenehme und reizende Frau schwärmt – ein Tribut , den wir natürlich finden und keineswegs zu schmälern gedenken , was bei so viel selbstständigem Verdienst auch in der That ungerecht wäre , denn auch von Seite des Talents ist hier Ungewöhnliches geboten . Miß Bowena Laidlaw würde zu anderer Zeit hier bedeutender erschienen seyn ; jetzt war der Zeitpunkt , ihr volle Gerechtigkeit widerfahren zu lassen , ungünstig gewählt .
Von unsern neuesten Erzeugnissen der Malerei will ich vorläufig nur zwei Landschaften nennen . Eine ist von Steinfeld ( Vater ) , stellt eine Partie des Wirker-Sees vor und gehört zu Steinfelds besten Bildern . Namentlich thut der freundliche , heitere Ton wohl , den man sonst oft an Steinfelds Bildern vermißt . Ein Bild aber , welches das Entzücken aller Beschauer macht , ist eine Landschaft von Gauermann : felsige Waldgegend bei Berchtoldsgaden mit Wasser , rechts eine Fernsicht auf einen Schneegletscher , im Vordergrund ein Ochsenwagen , auf den ein auf dem Boden liegender Hirsch geladen werden soll , um den Jäger , Treiber und Hunde gruppirt sind . Ein dicker Förster zu Pferd scheint das Geschäft zu überwachen , während ein kräftiger Waidmann das Messer bereit hält , den Hirsch aufzubrechen . – Es wurde jüngst in diesen Blättern über Gauermanns Leistungen der neueren Zeit mit wohlgemeintem und verdientem Tadel gesprochen , immer aber seinem weithervorragenden Talent im Ganzen volle Anerkennung spendend . Mit wahrer Herzensfreude kann von diesem Bilde mit Fug behauptet werden , daß es an keinem der gerügten Fehler leidet , und daß der Künstler darin einen Schwung genommen , der ihn selbst über seine früheren besten Leistungen weit hinausträgt . Mag man nun die vortreffliche Anordnung dieser überreichen Staffage , die für sich allein schon ein herrliches Genrebild gäbe , die ungemeine , bis in die kleinsten Züge gehende Wahrheit der Details , die vortreffliche Ausführung und ihre vollkommen natürliche , ungesuchte Auffassung , oder die grandiose Behandlung der Landschaft betrachten – Alles erregt Staunen . Diese Felsen sind nie mit genialerer Treue dargestellt worden ; man möchte das grüne , stehende Wasser , in dem sie sich reflectiren und in das sie lange Schatten schlagen , mit einem Senkblei messen : man sieht seine Tiefe . – Bäume , Himmel – Alles lebt ; Alles , Alles ist vortrefflich , so einfach , klar ; nicht ein gesuchtes Motiv , kein gehaschter Effect in Farbe noch Licht , keine Porcellanmalerei , jede Tinte der Natur entnommen . Es ist Schade , daß dieses Bild nicht die Ausstellungen des Auslands besucht , oder einer öffentlichen Galerie angehört ; es würde dem Rufe des Künstlers einen ungemeinen Zuwachs geben . Der Meister Gauermann , wie jedes wahre Verdienst , kann die strengste Stimme der Kritik mit Ruhe und Nutzen hören ; flache Gesellen werden davon vernichtet , und schreien über jedes Wort des Tadels wie geschlagene Kinder , denn ihnen gilt die Kunst wenig , die Eitelkeit Alles .
( Beschluß folgt . )
[ 579 ]
Bekanntmachung .
Maria Margaretha Simon ledig , geboren den 30 Julius 1763 zu Nordhalben , ist in ihrem 43sten Lebensalter bei dem Durchmarsch der französischen Armee im Jahre 1806 mit einer Marketenderfamilie als Magd von hier fortgezogen , und seit dieser Zeit keine Nachricht über ihr Leben oder Tod eingegangen .
Da nun ihre Bruderskinder auf Todeserklärung und Vermögens-Ausantwortung an sie angetragen haben , so wird Maria Margaretha Simon oder deren allenfallsige Leibeserben hiermit aufgefordert , sich
binnen sechs Monaten a dato
bei hiesigem Gericht zu melden , außerdem Simon für todt erklärt , und ihr in 234 fl. 45 1/2 kr. bestehendes Vermögen an obengenannte nächste Erben ohne Caution ausgehändigt wird .
Nordhalben , den 3 Februar 1840 .
Königlich bayer. Landgericht Nordhalben in Oberfranken .
Tünnenmann , Landrichter .
[ 511 ]
Ulm. Rechtenstein .
Ausschluß-Bescheid .
Der Graf Karl Victor Reuttner von Weyl in Achstetten stellte aus Veranlassung des Verkaufs des in dem Oberamt Ehingen gelegenen Ritterguts Rechtenstein im März 1836 das Ansuchen , alle diejenigen , welche dingliche Ansprüche oder sonstige Rechte auf diese Herrschaft geltend machen zu können vermeinen , und welche diese Ansprüche und Rechte nicht bereits auf den in Folge der Pfandgesetzgebung vom Jahr 1825 ergangenen Aufruf des königl. würtembergischen Obertribunals vom 4 Junius 1825 und der königl. Hypotheken-Commission vom 11 December 1832 bei dem königl. Gerichtshofe in Ulm angemeldet haben , unter Androhung des Präjudizes des Ausschlusses öffentlich aufzufordern , ihre Ansprüche anzumelden und geltend zu machen , und es ist auch diesem Ansuchen durch die veröffentlichte
Edictal-Ladung vom 19 März 1836 unter Anberaumung einer Frist
von 60 Tagen
entsprochen worden . Auf das weitere Ansuchen des Grafen vom 25/27 v. M. wird der geschehenen Androhung gemäß der Ausschluß der oben bezeichneten nicht angemeldeten Ansprüche hiemit ausgesprochen .
So beschlossen im Civil-Senat königlichen würtembergischen Gerichtshofs für den Donaukreis . – Ulm , den 8 Februar 1840 .
Reinhardt .
[380- 81 ]
Bekanntmachung
hinsichtlich des Baues von Flachsspinn-Maschinen .
Die unterzeichnete Anstalt – welche für das Königreich Sachsen das ausschließliche Privilegium zum Bau von Flachsspinnmaschinen besitzt – sieht sich in Folge mehrerer Anfragen veranlaßt , hiermit ergebenst bekannt zu machen , daß sie sich unter Leitung eines theoretisch und praktisch gebildeten englischen Maschinenbauers , welcher erst vor kurzem aus England zurückgekehrt ist , wo er sich wieder mit den neuern Erfindungen in dieser Branche der Mechanik bekannt gemacht hat , unausgesetzt mit dem Bau von Flachs- und Wergspinn-Maschinen nach den zweckmäßigsten Systemen beschäftigt .
Die Anstalt ist in Stand gesetzt , jede Bestellung , von welchem Umfange sie auch sey , bestens auszuführen ; sie sichert den Bestellern , mag der Auftrag groß oder klein seyn , die prompteste , reellste und billigste Bedienung zu und übernimmt nach Uebereinkunft die Garantie für die gelieferten Gegenstände .
Zugleich erlaubt sie sich hiermit auf ihr Lager von bereits fertigen , theils in England , theils in der Anstalt selbst nach einem ganz vorzüglichen Systeme gefertigten Flachsspinnmaschinen aufmerksam zu machen , und sie wird bei dem Ankauf dieser Maschinen die möglich billigsten Preise stellen .
Die Maschinenbau-Anstalt zu Schloß Urbigau bei Dresden .
[ 565 ]
Im Verlage von Theod . Bläsing in Erlangen ist kürzlich erschienen und in allen Buchhandlungen Deutschlands , der Schweiz zu haben :
Stahl , Prof . Dr. jur. Friedr. Jul. , die Kirchenverfassung nach Lehre und Recht der Protestanten. Gr. 8. 1 Rthlr . 8 gGr. oder 2 fl. 24 kr .
[ 549 ]
Für Aerzte .
So eben ist erschienen und versendet :
Allgemeines Repertorium der gesammten deutschen medicin . chirurg. Journalistik , mit Berücksichtigung des Neuesten und Wissenswürdigsten aus der ausländischen medicinisch-chirurgischen Journal-Litteratur . In Verbindung mit mehreren Aerzten fortgesetzt und redigirt von Dr. H. W. Neumeister . Zweites Decennium IVter , der ganzen Reihe 14ter Jahrgang . 1840 Januar . 12 Hefte ( circa 160 Bogen . ) Leipzig , Ch. E. Kollmann. 7 Thlr.
Der nach des Hrn. Dr. Kleinert Tod in die alleinigen Hände des Hrn. Dr. Neumeister übergegangenen Redaction des Repertoriums ist es gelungen , das Journal so weit vorwärts zu bringen , daß anstatt sonst gemeiniglich im März , das Januarheft schon im Januar selbst ausgegeben werden konnte . Eine Bereicherung desselben mit der Journalistik des Auslands ist dem gegenwärtigen Jahrgange ( siehe die Vorrede ) zugedacht , und wenn dadurch auch eine Vermehrung der Bogenzahl nothwendig eintreten muß , so ist der Verleger entschlossen , deßhalb den Preis keineswegs zu erhöhen .
[ 526 ]
Im Verlage von Montag & Weiß in Regensburg erscheint und ist durch alle Buchhandlungen und Postämter zu beziehen :
Gotteskästlein
für Geistliche und Weltliche .
Katholisch altkirchliche Monatschrift , im Verein mit Priestern und Laien herausgegeben von Dr. Karl Müglich . Erster Jahrg. 1840 . 12 Hefte ( à 120 Druckseiten . ) gr. 12. Velinp. 5 fl. 24 kr. oder 3 Thlr. 8 gr .
Inhalt vom Januarheft 1840 .
(I ) Lebensbilder . An König Ludwig . Der geistliche Stand . ( II ) Schriftenheerschau . F. L. Graf zu Stolberg im gothaischen Ehrentempel . Litterarisches Observatorium : 18 Nummern . ( III ) Monatszeitung . Das Jahr 1840 . Von S. W. Repertorium der Tagsereignisse : 15 Kategorien .
[567- 69 ]
NEU-ABONNEMENT
auf
MEYERS UNIVERSUM .
NEUE Theilnehmer treten JETZT mit Beginn des VII. Jahrgangs ein .
Vom Verlagsinstitut erhält das Publicum die einfache Zusage , daß der Preis * ) ☞ Preis des Universums für jede Monatslieferung ( deren 12 einen Band bilden ) , mit 4 Stahlstichen , nur : 5 1/3 Groschen sächs. – 24 Kreuzer rhn. – 7 Silbergroschen preuß. Cour. – 22 Kreuzer Con.-M. – 12 Schillinge Hamb . Cour . – Für Sammler auf 10 Exemplare ein Frei-Exemplar . , die künstlerische und äußere Ausstattung unverändert bleiben . Der artistische Ruhm des Werkes ist unübertroffen ; über die Trefflichkeit des Textes ist längst nur eine Stimme , und unsere Sorgfalt , dem in zwölf Sprachen erscheinenden Unternehmen universellen Beifall zu erhalten , wird immer die nämliche seyn .
Der siebente Band wird mit einem gestochenen Haupttitel geziert ; er erscheint mit der siebenten Lieferung .
Als
☞ PRAEMIE ☜
zum siebenten Bande erhält jeder Empfänger desselben unentgeltlich
ein großes und kostbares
Kunstblatt ,
das lieblichste Bild Raphaels .
DIE HEILIGE FAMILIE AM SEE
( LA MADONNA DEL LAGO ) ,
vom berühmten E. Müller in Stahl gestochen .
Für sich ist der Preis dieses Blattes
drei Thaler sächs .
Ausgegeben wird es mit der zwölften Lieferung .
Hildburghausen , im Februar 1840 .
Bibliogr. Institut .
[ 558 ]
In allen Buchhandlungen sind vorräthig :
Militär-Conversations-Lexikon .
I-VIII. Band . 2tes Heft .
Taktik
für Subalternofficiere der Infanterie und Cavallerie ,
von Pz .
Terrainrecognoscirung
für Subalternofficiere aller Waffen ,
von Pz .
Adorf , im Januar 1840 .
Verlags-Bureau .
[ 484 ]
Für gebildete Israeliten .
Von der Synagoge , einer jüdisch-religiösen Zeitschrift zur Belehrung und Erbauung von Dr. Adler , die sich sowohl der größten Theilnahme der Israeliten als auch der Christen erfreut , ist so eben des 2ten Jahrgangs 5te Lieferung versandt worden . Preis einer jeden Lieferung 4 gr. oder 18 kr .
München .
E. A. Fleischmann .
[ 48 ]
In der Unterzeichneten ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen :
Gerichtsärztliche Arbeiten
von
Karl Friedrich Burdach ,
k. preuß. Geh. Medicinalrathe , Dirigenten des Medicinal-Collegiums und Prof. zu Königsberg .
Erster Band .
Gr. 8. Preis 3 fl. od. 1 Rthlr. 20 gr .
Die cameralistische Zeitung für die k. preuß. Staaten äußert sich über diese Schrift , wie folgt
„ Die doppelte Stellung als Dirigent des Medicinal-Collegiums und öffentlicher Lehrer der gerichtlichen Arzneiwissenschaft , legte dem Hrn. Verfasser die besondere Verpflichtung auf , gleich seinen berühmten Vorgängern Metzger und Büttner den litterarischen Beweis seiner rühmlichen Thätigkeit auch in diesem Fache zu führen , und wir verdanken diesem löblichen Drange das Entstehen dieser Arbeit , deren Inhalt , gleich den übrigen Schriften des Hrn. Verfassers , an Gründlichkeit der Untersuchung , Klarheit und Bestimmtheit des Urtheils , gediegener Auffassung sich auszeichnet , und bei dem Festhalten an ältern geprüften Wahrheiten alle der neuesten Zeit anheimfallenden Bereicherungen der Wissenschaft berücksichtigt . Das Materiale dieser Schrift umfaßt theils vom Medicinal-Collegium zu Königsberg eingeholte Superarbitria über einzelne bei den Gerichten verhandelte Verbrechen , theils freie Aufsätze über Gegenstände der gerichtlichen Arzneikunde , deren sorgfältige Erörterung eine zeitgemäße Aufgabe bilden , und in welchen der Hr. Verfasser auf die in der neuesten Zeit laut gewordenen Abweichungen aufmerksam macht , und insofern er diese als aus Mangel fester Begriffsbestimmung hervorgegangen betrachtet , die genau zu befolgende Bahn vorschreibt , und zur Nacheiferung auffordert . Insbesondere eifert er gegen die falsche Humanität , deren Einfluß auf das Urtheil der Aerzte sich in der jüngsten Zeit mit Hintansetzung der bekannten wissenschaftlichen Lehrsätze und mit Uebung dialektischer Fertigkeit auf eine Weise geltend zu machen gesucht , die den ganzen ärztlichen Stand in Mißcredit setzen , und alle seine Gutachten verdächtigen muß . Diesen wichtigen Gegenstand erörtert er , von allen Seiten beleuchtend , auf interessante Weise mit der ihm zu Gebote stehenden Beredsamkeit und Gründlichkeit in dem ersten Aufsatze „ über die Advocatur der Aerzte . “
Der zweite Aufsatz „ über den Beweis der Vergiftung “ soll uns darthun , daß wenn vollkommen überzeugende Gründe vorhanden sind , die eine hinreichende Gewißheit einer Vergiftung constatiren , die sinnliche Anschauung der äußern Thatsache , d. h. die Gewißheit der Beibringung des Giftes unnöthig ist . Die vier hier mitgetheilten Fälle sind sehr instructiv , namentlich zeichnet sich das erste Gutachten durch Gründlichkeit und Vollständigkeit aus . Um die Frage zu erörtern , ob Mord oder Selbstmord an einem Tode schuld sind , sind drei gut erzählte Fälle mitgetheilt . Am ausführlichsten wird zuletzt die Untersuchung der nähern Bestimmung der Tödtlichkeit einer Verletzung abgehandelt , und der Hr. Verfasser sucht das bisherige Chaos , welches in dieser Hinsicht fast in allen Handbüchern der gerichtlichen Arzneikunde über dieses Capitel herrscht , durch genaue Eintheilung und deutsche Ordnung zu lichten . Folgendes Schema stellt er für die methodische Untersuchung der Tödtlichkeit der Verletzungen auf , und belegt jede einzelne Abtheilung mit interessanten Datis : A. Tödtliche Verletzungen. I . Nothwendige Tödtlichkeit : 1 ) unbedingt nothwendige Tödtlichkeit , 2 ) bedingt ; a ) überhaupt bedingt , b ) durch Individualität bedingt . II. Zufällige Tödtlichkeit : 1 ) negativ zufällige Tödtlichkeit , 2 ) positiv zufällige Tödtlichkeit . B . Nicht tödtliche Verletzungen .
Nach dem , was vorstehend über diese Schrift mitgetheilt , glaubt Ref. die Begier zur näheren Kenntniß derselben bei den Medicinalbeamten angeregt zu haben , und hofft , daß keiner die Anerkennung , welche das Werk gefunden , ungerecht finden wird . “
Stuttgart und Tübingen , im Januar 1840 .
J. G. Cotta'sche Buchhandlung .
[ 561 ]
Bei J. J. Weber in Leipzig ist so eben erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben :
[ 559 ]
So eben ist erschienen , und in allen guten Buchhandlungen Deutschlands , der österr. Monarchie und der Schweiz vorräthig :
Die Sprüchwörter und Sinnreden des
deutschen Volkes
in alter und neuer Zeit .
Zum erstenmal aus den Quellen geschöpft , erläutert und mit Einleitung versehen
von J. Eifelein ,
weiland Oberbibliothekar der Universität Heidelberg .
gr. 8. brosch. Preis 2 Rthlr. 12 gr. oder 4 fl. rhn .
Freiburg , 1840 .
Fr. Wagner'sche Buchhandlung .
[ 507 ]
Im Verlag des Unterzeichneten ist so eben erschienen und die erste Lieferung an die meisten Buchhandlungen Deutschlands versendet worden , namentlich auch an die Matth . Rieger'sche Buchhandlung in Augsburg und Lindau :
Die Erkenntniss und Behandlung
der
Eingeweidebrüche
mit
zwanzig Tafeln Abbildungen in natürlicher Grösse ,
herausgegeben
von A. K. Hesselbach ,
Dr. der Philos. , Med. , Chir . und Geburtshülfe , königl. Professor der Chirurgie , Vorstand der Klinik und Oberwundarzt des allgem . Krankenhauses in Bamberg .
Um auf die Gediegenheit dieses Werkes aufmerksam zu machen , mag es genügen darauf hinzuweisen , dass die Professoren Hesselbach Vater und Sohn der Behandlung der Hernien vieljährige Studien gewidmet und es darin zur allgemeinen Anerkennung gebracht haben . In diesem Werke , welches , unterstützt durch vortreffliche und ganz naturgetreue Abbildungen , das erste dieser Art in Deutschland erscheinende seyn dürfte , sind die Resultate derselben niedergelegt .
Die Verlagshandlung hat ihrerseits Sorge getragen , dass dasselbe in seiner äussern Ausstattung dem innern Werthe entspreche , und wird das Erscheinen und die Versendung in vier Lieferungen stattfinden lassen . Jede Lieferung enthält 5 Tafeln Abbildungen , und circa 10 Bogen Text .
Der Subscriptionspreis derselben ist :
4 Rthlr. sächs. – 7 fl. 12 kr. rhein. oder 6 fl. Conv. M. und verbleibt derselbe bis zum Erscheinen der zweiten Lieferung , welche im März d. J. ausgegeben
werden wird . Von da an tritt der künftige Ladenpreis von 5 Rthlr. sächs. oder 9 fl. rhein. oder 7 1/2 fl. Conv. M. für die Lieferung unabänderlich ein , und kommt bei den getroffenen Vorbereitungen das ganze Werk noch im Laufe des kommenden Sommers in die Hände der verehrl . HH. Subscribenten . Wir ersuchen Sie , Ihre Bestellung bei der Ihnen beliebigen Buchhandlung so bald als möglich zu machen , um Sie mit einem Exemplar mit ganz scharfen und reinen Abdrücken versehen zu können .
Die Namen der verehrlichen HH . Subscribenten werden dem Werke vorgedruckt werden .
Nürnberg , im Januar 1840 .
Bauer & Raspe .
( Julius Merz . )
[461- 63 ]
Librairie de Jurisprudence de CHARLES HINGRAY , 10 , rue de Seine à Paris :
CONCORDANCE
ENTRE LES CODES CIVILS ÉTRANGERS
ET LE CODE NAPOLÉON ,
Ouvrage contenant le texte des Codes :
1. Napoléon .
2. Deux-Siciles .
3. De la Louisiane .
4. Sarde .
5. Canton de Vaut .
6. Hollandais .
7. Bavarois
8. Autrichien .
9. Prussien .
10. Suédois .
11. De Berne .
12. De Fribourg .
13. D' Argovie .
14. De Bade .
15. D' Haiti .
Et les Lois Hypothécaires de 1. Suède ; 2. Wurtemberg ; 3. Genève ; 4. Fribourg .
5. Saint-Gall ; 6. La Grèce .
Par M. ANTHOINE DE SAINT JOSEPH ,
Juge au Tribunal de première instance de la Seine . – Un vol. grand in 4 .
[385- 87 ]
Bei dem Unterzeichneten ist so eben erschienen :
Das Jahr 1839 .
Politisches Taschenbuch
auf das Jahr 1840 ,
von
Wilhelm Fischer .
8. broschirt 1 fl. oder 16 gr. preuß. Courant .
Dieses Taschenbuch ist die Fortsetzung des im vorigen Jahre erschienenen Taschenbuches des Rheinischen Postillon . Die Ereignisse des denkwürdigen Jahres 1839 sind darin für Hoch und Nieder , für Jung und Alt auf die anziehendste Weise geschildert , so daß jeder , der Theil nimmt an den Ereignissen unserer großen Zeit , sich das Jahr gern noch einmal in diesem Spiegelbilde betrachten wird . Auch wird jeder Freund des Fortschrittes dieser Erscheinung gern seine Aufmerksamkeit zuwenden und sie in seinem Kreise weiter zu verbreiten suchen .
Mannheim , 1840 .
Heinrich Hoff .
[516- 19 ]
Bekanntmachung und Anerbieten .
Die häufigen Berührungen und Beziehungen , in welchen Deutschland und die angränzenden Länder mit Paris stehen , veranlassen viele unvorhergesehene Fälle und Ereignisse , in denen es wichtig , wünschenswerth und beruhigend ist , hier einen Mann zu kennen , dem man sein ganzes Zutrauen schenken kann , dessen Geschäftskenntnisse und Thätigkeit zum voraus den Erfolg sichern , und bei dem man auf eine gründliche , solide und prompte Besorgung rechnen kann .
Der Unterzeichnete erbietet sich diesem längstgefühlten Bedürfniß abzuhelfen , und fordert alle diejenigen Personen , die sich in obigem Falle befinden , auf , sich vertrauungsvoll mit ihren Anliegen , welcher Art sie auch seyen , an ihn zu wenden , und deren bester Erledigung fest versichert zu seyn .
Die Einsendung der nöthigen Papiere , Documente , genügenden Instructionen etc. mit genauer Angabe der Namen , Straßen und Hausnummern , erbittet man sich franco .
Auf Verlangen werden achtbare Häuser das vollkommene Zutrauen bezeugen , welches der Unterzeichnete verdient , und welchem er stets entsprechen wird . Alle Anfragen , nach Belieben in deutscher oder französischer Sprache , werden sogleich genügend beantwortet , und man bittet sich der untenstehenden französischen Adresse zu bedienen .
Paris , im Februar 1840 .
Geschäftsbesorgung für Deutschland , Krauß .
Bureau des affaires pour L' Allemagne Nr. 1. rue St. Hyacinthe St. Honoré .
[ 535 ]
Aurikel-Samen .
Stuttgart . Von einem Liebhaber , der eine Sammlung von mehr als 600 Stück vorzüglicher Luiker-Aurikel besitzt , erhielt ich eine Partie Samen , von den schönsten Blumen gesammelt , in Commission zum Verkauf , und kann 100 Körner zu 12 Kreuzer erlassen , deßgleichen gefüllten englischen Pracht-Mohn bei 100 Farben gemischt , die Portion à 6 Kreuzer .
Briefe und Gelder erbittet sich frei
G. Louis Schweitzer ( gegenüber der neuen Caserne ) .
[ 556 ]
H. Berghaus '
Almanach für das Jahr 1840 ,
vierter Jahrgang . Preis 2 Thlr. ,
ist so eben bei Justus Perthes in Gotha erschienen . Dieser inhaltreiche , mit einem Bildniß und zwei Landkarten gezierte Jahrgang bietet den Freunden der Erdkunde in mannichfaltigem Wechsel wichtige und interessante Darstellungen aus dem Gesammtgebiete der Erd- , Länder- , Völker- und Staatenkunde dar .
[ 501 ]
Das
Programm
der k. polytechnischen Schule
in Stuttgart ,
Preis 18 kr. ,
kann durch den Buchhandel bezogen werden von Paul Neff in Stuttgart .
[580- 81 ]
Gemälde-Verkauf .
Eine Sammlung von circa zweihundert sehr gut erhaltener Oelgemälde von verschiedenen Meistern , worunter die vorzüglicheren von Dominichino , v. Blümen , Tintorero , Corn. de Hem , Snyders , P. de Vos , Bourguignon , v. Blümen , Artois , van Goyen , Dav. de Hem , Roos di Tivoli , Frank , Albr . Dürer oder Schüler von Huysam etc. etc. , meistens in vergoldeten Rahmen , ist im Ganzen oder theilweise zu verkaufen .
Näheres ertheilt die Expedition dieses Blattes , an welche sich allenfallsige Liebhaber franco unter Adresse D. S. wenden wollen .
[522- 23 ]
Für Fremde in Paris .
Ernst Kees , 7 quai St. Michel , in Paris empfiehlt sein im Mittelpunkte der Stadt gelegenes und wohleingerichtetes Hôtel mit Pension bourgeoise verbunden , allen Fremden , die sich längere Zeit in Paris aufzuhalten wünschen , aufs ergebenste . Man findet daselbst für die billigsten Preise Kost und Logie , die beste Bedienung und die Annehmlichkeit , die französische Sprache ohne Kosten zu erlernen , oder sich darin zu vervollkommnen . Er bittet sich schriftlich an ihn zu wenden und wird jede beliebige Auskunft mit Vergnügen ertheilen .
[ 530 ]
Aufnahms-Offert .
In der Privat-Heilanstalt für Geisteskranke zu Baireuth , welche , von dem Unterzeichneten in seinem Hause errichtet , seit vielen Jahren ihres Bestehens sich erfreut , sind für zwei weibliche Geisteskranke Aufnahmsplätze erledigt , weßhalb nähere Auskunft ertheilt
Baireuth , den 14 Februar 1840 .
Dr. v. Hirsch , Medic.-Rath .
[586- 87 ]
Stelle-Gesuch .
Ein Mann , in der Mechanik so wie im Maschinenbau gründlich erfahren , sucht eine Stelle als Spinnmeister in einer Schafwollspinnerei oder Kammgarnspinnerei , von wo aus er die besten Zeugnisse besitzt .
Nähere Auskunft auf Anfragen , welche portofrei einzusenden sind , ertheilt die Expedition dieses Blattes .
[582- 84 ]
Bekanntmachung .
Es kamen einem Privatmann zwei k. k. österr. fünfprocentige Metalliques Obligationen Nr. 99,231 vom 1 Mai 1817 , und Nr. 59,803 vom 1 Mai 1831 , jede zu 1000 fl. C. M. , abhanden . Es wird hiemit vor dem Ankauf dieser Obligationen oder deren Coupons gewarnt , da auf gerichtliche Amortisation derselben angetragen wird .
[273- 78 ]
Avertissement .
Ein tüchtiger , vorzugsweise der Landschaftsgärtnerei vollkommen kundiger , und mit Ausführung von Garten-Anlagen im Großen vertrauter Gartenkünstler wünscht eine passende Versorgung .
Unter der Adresse M. Z. werden von der Expedition der Allg . Zeitung portofreie Briefe weiter besorgt .