Frankreich .
Paris , 4 März .
Dem Nouvelliste zufolge soll die Vermählung des Herzogs von Nemours am 25 März in St. Cloud gefeiert werden .
Dem Commerce zufolge will Hr. Thiers das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten erst nach Bewilligung der geheimen Fonds beziehen . Graf Jaubert scheine in keinem Fall die Wohnung verlassen zu wollen , die er in dem vormaligen Hotel Talleyrand , Rue St. Florentin bewohne . Er gehe von da täglich in das Ministerium .
( La Presse . ) Die Freunde des Hrn. Dessaure kündigten diesen Abend ( 3 ) an , daß er dem Beispiel seiner ehrenwerthen Freunde , der HH . Quenault und Paganel gefolgt sey , und seine Entlassung als Generaldirector der Culte eingereicht habe . – Wir können versichern , daß Marschall Soult einige Tage vor seinem Abgang von dem Ministerium dem Hrn. v. Barante , unserm Botschafter in St. Petersburg , den Befehl zugeschickt hat , nach Paris zurückzukommen , und sich durch einen bloßen Geschäftsträger ersetzen zu lassen , wenn Hr. v. Pahlen , der russische Botschafter in Paris , nicht unverzüglich auf seinen Posten zurückkomme . – Es heißt , Hr. v. Appony , der österreichische Botschafter , habe bei seiner Regierung einen Urlaub nachgesucht und sey im Begriff Paris zu verlassen . – Diesen Abend sagte man , Hr. Billault habe den Titel als Unterstaatssecretär des Handels angenommen . Wir möchten dieß bezweifeln , denn es stimmt nicht mit der witzigen Antwort des Hrn. Billault überein . Hr. Gouin hatte ihm nämlich die Stelle als Unterstaatssecretär seines Departements angeboten . „ Ich danke Ihnen sehr , lieber Hr. College , antwortete Hr. Billault , es freut mich zu sehen , daß Sie in mich dasselbe Vertrauen setzen , wie ich in Sie , denn ich hatte im Sinn , Ihnen denselben Vorschlag zu machen . “
Der Courrier de Bordeaux citirt folgende Aeußerung des Hrn. Thiers über Hrn. Dufaure : „ Man hatte mir gesagt , daß Hr. Dufaure ein Mann von großem Talente und kleiner Tugend sey . Ich habe lange gedacht , daß er ein Mann von kleinem Talent und großer Tugend sey . Wir täuschten uns alle , und ich sehe jetzt ein , daß Hr. Dufaure ein Mann von kleinem Talent und von kleiner Tugend ist . “
Hr . Cousin hat erklärt , daß er nicht gesonnen sey , den Kammern den Gesetzesentwurf über die Freiheit des Secundär-Unterrichts , der von Hrn. Villemain verfaßt ist , und zur Vorlage ganz bereit war , vorzulegen .
K. Ordonnanzen ernennen Hrn . Leon de Maleville , Deputirten , zum Unterstaatssecretär des Innern , den Baron Thenard , Pair von Frankreich , zum Vicepräsidenten des k. Conseils des öffentlichen Unterrichts , und Hrn. Jouffroy , Mitglied des Instituts , und Professor der Philosophie bei der Faculté des Lettres zu Paris , zum Rath bei dem k. Conseil des öffentlichen Unterrichts. Hr. Dubois , Mitglied des Conseils des öffentlichen Unterrichts , ist zum Director der Normalschule von Paris ernannt ; Hr. Poisson zum Decan der Facultät der Wissenschaften an die Stelle des Baron Thenard , und Hr. Dumon , Staatsrath , zum Vicepräsidenten des Comité's der Gesetzgebung an die Stelle des Hrn. Vivien .
Obristlieutenant Bourjade ist an die Stelle des Hrn. Cersberr zum Cabinetschef des Kriegsministers ernannt .
* In der Sitzung der Pairskammer am 4 März wurden die neuen Minister , Hrn. Thiers an ihrer Spitze , eingeführt .
Hr. Thiers hielt bei tiefster Stille folgende Rede : „ Meine Herren , der König hat uns mit seinem Vertrauen beehrt , und uns die schwere Last der Staatsverwaltung übertragen . Wir kündigen dieß der Kammer an ; einer schwierigen Lage gegenüber zurückzutreten , würde eine Schwäche , eine Hintansetzung unserer Pflichten gewesen seyn . Indem wir im Schooße der Kammer einen thätigen Theil an den Staatsangelegenheiten genommen , hatten wir die Verpflichtung eingegangen , den Wünschen der Krone zu entsprechen , wenn sie uns zur Ausübung der Staatsgewalt berufen sollte . Dieß thaten meine Collegen und ich . Was mich insbesondere betrifft , der ich vor drei Jahren aus dem Ministerium getreten bin , so habe ich ehrfurchtsvoll die Ehre des Wiedereintritts so lange abgelehnt , als eine Nichtübereinstimmung über gewisse Punkte mir zur Pflicht machte , mich von dem Cabinet entfernt zu halten . Jetzt war ich so glücklich , meine persönlichen Ueberzeugungen im Einklang mit den Gesinnungen der Krone zu sehen , und so habe ich nicht länger gezaudert . Meine Collegen haben ebensowenig Anstand genommen , wie ich , und wir haben die uns durch das freie Vertrauen des Königs angebotene peinliche ( pénible ) Aufgabe angenommen . Wir waren so glücklich , Sr. Maj. in wenigen Tagen die Spannung , die von jeder ministeriellen Krise unzertrennlich ist , endigen zu helfen . Wir haben uns die Schwierigkeiten einer Lage nicht verborgen , die ernst ist im Innern wegen der Spaltung der Gemüther , und ernst nach außen wegen der Größe der in Verhandlung befindlichen Fragen . Diese Schwierigkeiten nehmen unsere ganze Thätigkeit in Anspruch , ohne uns einzuschüchtern . Wir haben deren Umfang erwogen , und wollen versuchen , sie zu überwinden . Der Augenblick wird bald kommen , uns vollständig über alle Punkte auszusprechen . Inzwischen erlauben Sie uns einige Aeußerungen über die allgemeine Leitung , die unserer Ansicht nach jetzt dem Gang der Regierung gegeben werden sollte . Die materielle Ordnung scheint uns nicht bedroht ; könnte sie es je werden , so würde sie schnell und energisch hergestellt werden . Die Kammern werden nicht vergessen , daß Männer unter uns sind , die früher dazu beigetragen haben , sie in gefährlichen Tagen aufrecht zu halten . Es genügt nun aber nicht an der materiellen Ordnung ; man bedarf auch der moralischen Ordnung , das heißt einer Eintracht der Gemüther , ihrer Hinneigung zu einem und demselben Ziel , denn ohne diese Eintracht gibt es keine Majorität in den Kammern , keine Harmonie zwischen den Kammern und dem Königthum , und ohne Majorität , ohne Harmonie zwischen den Staatsgewalten ist die Repräsentativregierung unmöglich . Wir haben uns nicht verborgen , daß darin der schwierigste Theil unserer Aufgabe liege . Die gegenwärtig der Regierung aufgelegte Mission ist die Vereinigung der Gemüther zu einem gemeinschaftlichen Ziele . Wir haben es für unsere Pflicht gehalten , sie zu versuchen , nicht als ob wir uns angemaßt hätten , fähiger als Andere zu seyn , sondern weil unsere politische Lage in Bezug auf die Parteien uns günstiger erschienen ist , um sie zu vereinigen und sie die Sprache der Mäßigung und der Eintracht hören zu lassen . “ – Hierauf wird über die 100,000 Frc . für das Denkmal Molières discutirt und dasselbe mit 108 weißen gegen 11 schwarze Kugeln , so wie ein Zuschuß für allgemeine Unterstützungen mit 105 weißen gegen 4 schwarze Kugeln angenommen .
* An den äußeren Thoren der Deputirtenkammer war am 4 März großer Zudrang . Alle Galerien waren voll besetzt , auch von Damen . Die Deputirten trafen lange nicht ein ; es hieß , weil viele in die Pairskammer gegangen seyen . Hr. Dugabé wollte die neue Verwaltung über die Unruhen im Arriège interpelliren . In diesem Augenblick traten die neuen Minister in den Saal . Der Präsident erklärte , daß der Präsident des Conseils das Wort habe . Darauf trat Stille ein . Hr. Thiers hielt nun die schon in der Sitzung der Pairskammer erwähnte Rede . Nach ihr ward die Sitzung einen Augenblick unterbrochen . Hr. Abatucci erstattet Commissionsbericht über Flußfischfang. Hr. Dugabé verlangt Festsetzung eines Tags , wo er die Minister über die Vorfälle im Arriège interpelliren könne . Die Kammer setzt den Samstag fest . Darauf ward der Gesetzesentwurf über den Tabak erörtert , und mit großer Majorität angenommen .
Das Journal des Débats beginnt seinen gestern erwähnten Artikel , mit der Erklärung , daß wenn es bloß den Jubel , die Hoffnungen beachten wollte , mit welchen das Ministerium von der Opposition begrüßt werde , es das neue Cabinet auf Tod und Leben bekämpfen müßte . Indessen wolle es so billig seyn , seine Handlungen abzuwarten . Dann fährt es fort : „ Die Minister des 2 März werden viel Schlimmes wieder gut zu machen haben ! Die Staatsgewalt ist geschwächt ; die Anarchie erhebt ihr Haupt wieder ; das monarchische Princip blutet noch an dem furchtbaren ihm durch die schmachvolle Weigerung , das Dotationsgesetz zu discutiren , versetzten Schlage ; die Kammer ist gräßlich gespalten ; die verhängnißvolle Leichtigkeit , Coalitionen auf einen Tag zur Befriedigung der Leidenschaft des Augenblicks zu bilden , und das heute bestehende Ministerium zu stürzen , ohne sich um das Ministerium von morgen zu kümmern , hat die Bildung einer soliden Majorität fast unmöglich gemacht ; man befreundet sich , wenn es nur gilt , ein Ministerium umzuwerfen ; man befeindet sich wieder , so wie man sich zur Zusammensetzung eines andern verständigen soll ; die gescheidtesten Männer sind erbittert oder entmuthigt ; Verwirrung und Mißtrauen liegt in allen Gemüthern . Dieß sind , wir müssen es bekennen , für ein auch noch so gut gesinntes und geschicktes Ministerium furchtbare Hindernisse ! Frankreich würde dieß sehr gern dem neuen Ministerium vom 2 März zu gut schreiben , wenn nicht die meisten der Männer , die es bilden , selbst diese Hindernisse mit herbeigerufen hätten . Diese Lage ist ihr Werk ... Die Minister vom 2 März sind unter Bedingungen zur Staatsgewalt gelangt , welche sie hundertmal selbst als die Bedingungen der parlamentärischen Regierung erklärt haben . Die Krone würde sie nicht haben wählen wollen , wenn sie nicht zu deren Annahme durch ihre Klugheit , und um ihre gefährliche Lage nicht noch mehr zu verschlimmern gezwungen worden wäre . Hr. Thiers wollte Gebieter seyn , und er ist es , natürlich mit Vorbehalt seiner Verantwortlichkeit dem König und der Kammer gegenüber . Er wollte die Seele , der einzige Wille des Cabinets seyn ; sicher wird ihm keiner seiner Collegen den Vorrang streitig machen . Hr. Thiers wollte in der Wahl der Mitglieder für sein Ministerium freie Hand haben ; er hatte sie . Er umgab sich mit Männern , von denen einige allerdings geistvolle Leute sind , von denen aber keiner daran denken kann , seinen Einfluß dem des Hrn. Thiers entgegenzustellen . Von heute an regiert Hr. Thiers . Drei in der Opposition zugebrachte Jahre haben ihn siegreich wieder ans Ruder zurückgeführt . Die Linke rechnet , wie wir gar nicht verbergen wollen , sehr auf Hrn. Thiers . Sie hofft , der Minister werde ein Mann der Opposition bleiben . Wir für unsern Theil wollen nicht vergessen , daß Hr. Thiers auf einem andern Wege in das Ministerium vom 11 Oct. gelangt ist . Hr. Thiers hat jetzt zwischen seinen zwei Vergangenheiten zu wählen . Seit zehn Jahren waren zwei Menschen in ihm ; er mag nun sehen , welcher von beiden er seyn will . Der Minister des 11 Oct. hatte durch sein Talent und seinen Muth zur Herstellung der Ordnung , zur Wiederaufrichtung der Monarchie , zur Verdrängung
der Factionen , zur Herstellung der Autorität in den Gesetzen , zur Bildung einer Majorität beigetragen , die im Stande war , einer energischen Regierung als Grundlage zu dienen . Der Mann der Opposition hat das Werk des Ministers und des jungen glänzenden Redners unter Casimir Perier , wo nicht zerstört , so doch erschüttert ! Welche Wahl jetzt auch Hr. Thiers treffen mag , so wird er wenigstens Niemand wegen der Folgen einen Vorwurf machen können . Mißlingen oder Erfolg , Ruhm oder Demüthigung wird sein Werk seyn . Die Verantwortlichkeit der Regierung concentrirt sich fast in ihm allein . Er ist Minister , weil er es gewollt , und wie er es gewollt hat . “
In einem zweiten Artikel sagt das Journal des Debats : „ Es ist billig , daß die Opposition für Hrn. Thiers Wohlwollen zeigt , und wir wundern uns gar nicht darüber , denn Hr. Thiers hat unter der Fahne der Opposition gekämpft ; ja , wir müssen mit Bedauern sagen , seine Opposition hatte immer einen besonderen Charakter , den er hoffentlich vergessen zu machen sich beeilen wird . Wir meinen damit jene Art von fast persönlichem Kampf , in welchen Hr . Thiers mit der Krone sich öfters einlassen zu wollen schien . Vielleicht sind jene schändlichen Anschuldigungen gegen die persönliche Regierung , welche manche Gemüther erbittert und irre geleitet haben , die Folgen einiger unklugen Aeußerungen des Hrn. Thiers . Wenn diese Beschuldigungen zur Verstärkung der Oppositionspartei beigetragen haben , so verdankt ihnen Hrn. Thiers auch einigermaßen seinen Sieg . Möge er sich aber beeilen , das Unheil , welches dieselben angerichtet , wieder gut zu machen ; denn er wird wohl fühlen , daß die Schwächung des Königthums nicht die Stärke eines Ministers ausmachen kann ; er wird einsehen , daß je mehr die Parteien geneigt sind , es ihm zum Verdienst anzurechnen , daß er mittelst einer Beleidigung der Krone zur Gewalt gelangt ist , desto mehr sein Interesse , wir wollen nicht sagen seine Pflicht , denn dieß könnte Hrn. Thiers empfindlich machen , – erheischt jene erbärmliche Popularität , bei welcher Hr. v. Cormenin mit ihm wetteifert , ja ihn übertrifft , von sich zu werfen . “
Zwischen dem Constitutionnel und dem Courrier français entsteht bereits einiger Hader über die Stellung des neuen Cabinets gegenüber den Anhängern der Politik des Hrn. v. Molé und der Linken . Der Constitutionnel , das entschiedene Organ des Hrn. Thiers , meint , dessen Aufgabe sey , eine Majorität der Transaction zwischen den ehemaligen 221 und der Linken aus den gemäßigten Nüancen beider Parteien zu bilden . Das Ministerium des Marschalls Soult habe dieß versucht , sey aber dabei gescheitert , weil sein Ursprung kein Vertrauen eingeflößt habe , und seine Mitglieder nicht tüchtig genug gewesen . Der Courrier erwiedert , der Rath des Constitutionnel sey schlecht , Hr. Thiers dürfe mit den ehemaligen 221 des Hrn. v. Molé keinen Vergleich eingehen , sondern müsse selbstständig auftreten und consequent bleiben . Die Stellung des Cabinets werde nicht stärker , wenn es Aemter an verschiedene Parteien und an seine Gegner austheile . Ein Ministerium , das Männer von zwei Farben habe , sey genöthigt , eine doppelzüngige Sprache zu reden .
Deutschland .
München , 6 März . Von den dreizehn Artikeln des Gesetzesentwurfs über den Nachdruck etc. hat heute die Kammer der Abgeordneten in einer mehr als fünfstündigen Sitzung nur die ersten drei erledigt . Zu dem Art. I , welcher nach dem Entwurfe lautet : „ Werke der Litteratur oder der Kunst dürfen ohne Einwilligung des Urhebers , seiner Erben oder Rechtsnachfolger weder veröffentlicht noch nachgebildet , oder auf mechanischem Wege vervielfältigt werden . Zu jeder neuen Auflage ist eine neue Bewilligung erforderlich , “ waren von den beiden Ausschüssen vier Modificationen begutachtet und bei der heutigen Berathung wurden noch sechs eingebracht . Der Art. I lautet nun mit den genehmigten Modificationen vorläufig so : „ Erzeugnisse der Litteratur oder der Kunst dürfen ohne Einwilligung des Urhebers , seiner Erben oder sonstigen Rechtsnachfolger weder veröffentlicht , noch nachgebildet , noch auf mechanischem Wege vervielfältigt werden . Als Erzeugnisse der Litteratur sind auch mündliche Vorträge anzusehen , welche absichtlich zum Zwecke der Belehrung oder des Vergnügens gehalten werden . – Zu jeder neuen Auflage ist eine neue Bewilligung erforderlich , wenn nicht vertragsmäßig hierüber etwas Anderes bestimmt worden ist . “ – Der Art. II nach der Fassung des Entwurfs besagt : „ Ausgenommen von der Bestimmung des Art. I sind : 1) Werke der Baukunst in ihren äußern Umrissen , dann die an öffentlichen Plätzen aufgestellten Denkmale , vorbehaltlich jedoch der bezüglich ihrer Nachbildung etwa zu treffenden Anordnungen , dann der Einwilligung derjenigen , deren Eigenthum etwa zum Behufe solcher Nachbildung betreten werden will , wo , um solches zu betreten , es gehört , daß Erlaubniß gegeben sey . 2 ) Druckschriften , auf welchen weder der Name des Urhebers , noch jener des Verlegers angegeben ist . 3 ) Die Aufnahme einzelner früher schon gedruckter Aufsätze , Gedichte etc. in litterarische Zeitschriften , Sammlungen , Chrestomathien und Almanache . “ – Vier Modificationen hatten die beiden Ausschüsse hiezu begutachtet , und nicht weniger als zehn wurden heute noch vorgelegt . Von den letztern hatte Freiherr v. Thon-Dittmer beantragt , statt „ Druckschriften “ ( vid. Nr. 2 ) zu setzen : „ im Drucke erschienene Erzeugnisse der Litteratur und Kunst aller Art , an welchen “ etc . ; dann Hr. Dr. Schwindl die Beisätze a ) als Nr. 4. „ Nachrichten , Auszüge , Aufsätze und Abhandlungen , welche in politischen Zeitungen oder in den allgemeinen öffentlichen Blättern erscheinen ; b ) als Nr. 5. „ Uebersetzungen litterarischer Werke “ – mit Hinweglassung des von den vereinigten Ausschüssen in Beziehung auf diesen Satz weiters begutachteten Beisatzes : „ wer jedoch ein von dem Verfasser in einer todten Sprache bekannt gemachtes Werk in die deutsche übersetzen will , bedarf hiezu der Einwilligung desselben . “ – Diese bemerkten Motionen mit Verwerfung des eben bezeichneten Beisatzes fanden die Annahme der Kammer , eben so wie die drei weitern Amendements der beiden Ausschüsse . Der Art. II gestaltete sich demnach vorläufig so : Ausgenommen von der Bestimmung des Art. I sind : 1) Werke der Baukunst – ( etc. wie im Entwurfe ) – Erlaubniß gegeben sey . 2 ) Kunstwerke anderer Art , wenn sie bereits vervielfältigt und veröffentlicht sind , insofern die Nachbildung in einer Weise geschieht , durch welche die Rechte des Urhebers oder seiner Nachfolger nicht gefährdet werden . 3 ) Im Drucke erschienene Erzeugnisse der Litteratur und Kunst aller Art , auf welchen weder der Name des Urhebers , noch jener des Verlegers angegeben , oder auf welchen das Jahr des Erscheinens nicht angezeigt ist ; jedoch soll der Mangel der Zeitbestimmung bei bereits vor der Promulgation dieses Gesetzes erschienenen Werken den Verlust des Schutzrechts nicht zur Folge haben . 4 ) Nachrichten , Auszüge , Aufsätze und Abhandlungen , welche in politischen Zeitungen oder in allgemeinen öffentlichen Blättern erscheinen . 5 ) Die Aufnahme einzelner früher – ( etc. wie im Entwurf Nr. 3 ) – Almanache . 6 ) Uebersetzungen litterarischer Werke . – Nach Art. III des Entwurfs ist bemerkt : „ Das nach Art. I den Urhebern , ihren Erben und Rechtsnachfolgern zustehende ausschließende Recht bezüglich der mechanischen Vervielfältigung veröffentlicher Werke der Litteratur oder Kunst erlischt : 1 ) wenn der Urheber eine physische Person ist , mit dem Ablaufe von dreißig Jahren von dem Sterbetage desselben an zu rechnen ; 2 ) wenn der Urheber eine juristische Person ist , mit dem Ablaufe von dreißig Jahren von dem Erscheinen des Werkes an zu rechnen . – Besteht in den unter Ziffer 2 und 3 bezeichneten Fällen das Werk aus mehrern , eine einzige Aufgabe zusammenhängend behandelnden Bänden , so fängt der 30jährige Termin erst von dem Erscheinen des letzten Bandes zu laufen an , soferne nicht zwischen dem Erscheinen einzelner Bände ein mehr als dreijähriger Zwischenraum verflossen ist . Wenn dagegen die mehreren Bände nur als fortlaufende Sammlungen von Aufsätzen und Abhandlungen über verschiedene Gegenstände anzusehen sind , so soll jeder einzelne Band bei der Berechnung des 30jährigen Termins als ein für sich bestehendes Werk behandelt werden . “ – Zu den drei Modificationen hierüber von Seite der beiden Ausschüsse wurden heute noch drei eingebracht von Kammermitgliedern ; indeß erfreute sich unter den letztern nur der Redactionszusatz
des Hrn. Baron v. Welden , dahingehend , daß am Eingange dieses Art. nach „ Erben und “ gesetzt werde „ sonstigen “ der Annahme . – Der Art. III gestaltete sich sofort vorläufig so : Das nach Art. I den Urhebern , ihren Erben und sonstigen ( etc. wie im Entwurf ) – erlischt : 1 ) wenn der Urheber eine physische Person ist , mit dem Ablaufe von dreißig Jahren nach dem Tode desselben ; das Kalenderjahr , in welchem der Urheber gestorben ist , wird jedoch in den 30jährigen Zeitraum nicht eingerechnet . 3 ) Wenn der Urheber eine juristische Person oder ein erlaubter Verein ist , mit dem Ablaufe – ( etc . bis zum Ende ganz wie der Entwurf ) – für sich bestehendes Werk behandelt werden . – Das Kalenderjahr , in welchem das Werk erschienen ist , wird übrigens in den 30jährigen Zeitraum nicht eingerechnet .
Wiesbaden , 4 März . Der Herzog von Nassau ist heute Vormittag von hier nach Berlin abgereist , wo er zehn bis vierzehn Tage verweilen wird . – Die von mir gemeldete , in höherem Auftrage erfolgte Abreise des Geheimenraths v. Fabricius nach Holland kann ich , des erhobenen Widerspruchs ungeachtet , nur bestätigen .
Dresden . ( Die Fortsetzung der Ständeverhandlungen über die hannover'sche Verfassungsangelegenheit , aus sächsischen Blättern entnommen , findet sich in der heutigen Beilage . )
Göttingen , 5 März . Zur Wahl eines Deputirten für unsere Stadt war auf heute Nachmittag 4 Uhr das Wahlcollegium zusammenberufen . Zuerst wurden demselben mehrere Rescripte des Cabinets und des Justizministeriums eröffnet , betreffend die Urlaubsverweigerung des Justizraths Conradi , und die bekannte Verfügung vom v. J. , welche die nicht erscheinenden Deputirten für resignirend erklärte , so wie schließlich eine förmliche Resignation dieses Deputirten . Die Wählenden , welche auf etwas Derartiges vorbereitet waren , gingen also von ihrem ursprünglichen Plane , den Justizrath Conradi wieder zu erwählen , ab . Es ergab sodann die Wahlurne , daß von 33 Wählenden ( ein Magistratsmitglied fehlte , ein Wahlmann war nicht erschienen , und von den Bürgervorstehern war der zuletzt gewählte ausgeloset ) 26 ihre Stimmen dem Dr. jur. und Advocaten Wachsmuth zu Hannover , 7 dagegen ihre Stimmen dem Magistratsdirector Ebell gegeben hatten . Der Sinn der Wahl erhellt am besten daraus , daß gerade alle diejenigen , welche sich im vorigen Jahr der Wahl enthalten , einstimmig den Advocaten Wachsmuth wählten , der , obgleich Consistorialsecretär und Kirchenanwalt , doch als ein unabhängiger , dem Staatsgrundgesetz von 1833 zugethaner Mann bekannt ist . Ein Räthsel bleibt bei dieser Stimmenvertheilung , wohin die Stimme des Magistratsdirectors gefallen , da es beinah eben so unglaublich ist , daß er , der wegen seiner Loyalität erst vor einem halben Jahre mit dem Guelphenkreuz Belohnte , den Oppositionscandidaten , als daß er sich selbst gewählt habe ; tertium non datur . Die Opposition triumphirt über das Resultat der Wahl , denn eine Ablehnung derselben von der Majorität würde sofort eine Minoritätswahl nach sich gezogen haben , und die Gilden- und Zunftmänner sind aufgebracht , daß alle ihre Mühen vergeblich gewesen und sogar ein Deputirter aus dem dem Cabinet so verhaßten Advocatenstande gewählt sey . Eine derartige Stimme wurde nach kaum beendigten Wahlverhandlungen laut , indem der Tischler Strube bitter beklagte , daß nicht ein Göttinger und nicht der Magistratschef gewählt sey , worüber er sogar vom letztern zur Ruhe verwiesen werden mußte . – Vom Justizrath Bothmer zu Relhem ist eine officielle Nachricht , daß er die Wahl der Universität angenommen , noch nicht angelangt , nach Privatnachrichten aber soll er sie angenommen haben . – Der Hofrath Ritter , welcher von den drei vorgeschlagenen Candidaten schon früher zum Prorector ernannt war , hat mit dem 1 d. M. sein Prorectorat angetreten . – Die hiesige Justizkanzlei hat dem Gesuche Wehners um Schutz gegen die Polizeimaßregel nicht deferirt , weil Verstrickung auch im polizeilichen Wege erkannt werden könne und dagegen nur Recurse zulässig seyen . Wehner hat dagegen das Rechtsmittel der Appellation eingewendet . – Die Vernehmungen der Wahlmänner über die Wahl der Deputirten für den Göttinger Bauernstand dauern noch immer fort und sollen für den Magistrat in Hannover sehr günstige Resultate liefern , wenigstens nach den außergerichtlichen Erzählungen der Zeugen . – Mühlenbruch hat einen Ruf als Oberappellationsrath nach Rostock abgelehnt .
Hannover , 2 März . Der König ist von der herrschenden Kränklichkeit nicht verschont geblieben , deren Aufhören nach den heftigen Stürmen und von der darauf eingetretenen Kälte vergeblich gehofft worden . Auch in der hiesigen Gemüthsstimmung verschwinden die Mißklänge nicht , sondern verschärfen sich noch . Daß übrigens der Wohlstand im Steigen ist , beweisen , wenn nicht die steigenden Miethpreise , so doch das rasche Fortschreiten der Neubauten und der Bevölkerung . Das Königreich zählt 1,722,000 Einwohner mit mehr als 3300 neuen Wohnhäusern , und sein Verwaltungsbild ist erfreulich . Die Hoffnung gewinnt auch täglich mehr Grund , daß die Ständeversammlung vollständiger als früher auftreten und ihrem Berufe entsprechen werde . Nicht auf die streitigen Meinungen selbst , aber auf ihre Bethätigung und die Art und Weise des Verfahrens ist der Spruch des Oberappellationsgerichts in Celle für die richterliche Befolgung der in richtiger Form erlassenen Verordnungen von entscheidendem Einfluß gewesen . Er ist denen unerwartet gekommen , welche aus der Geschichte wissen , wie verletzte Gerichte sich zu benehmen pflegen . Sie erwarteten deßhalb , daß es zu Gunsten des Staatsgrundgesetzes sprechen , und daß bei der hohen Achtung , worin es im Lande steht , sein Urtheil als der wahre und unzweifelbare Ausspruch der allgemeinen Rechts- und Willensmeinung gelten und die vollkommenste Folge finden würde . Die nächste Folge wäre überall Verwirrung gewesen : die alten Wahlen und die Ständeversammlung wären nichtig , die Aufregung für die neuen Wahlen schrankenlos und der Ungehorsam herrschend geworden . Diesen Gefahren wird das Oberappellationsgericht begegnen , meinten die , welche sein Verfahren beobachtet hatten , wenn sie auch mit den Gesinnungen und Aeußerungen seiner Mitglieder und der Stimmenberechnung nicht vertraut waren : es hat das Recht nicht nach einem , „ mag die Welt darüber untergehen , “ sondern , wie auch Aristoteles räth , so genommen und gestellt , daß es zu Zeit und Umständen am angemessensten sich verhält . Dem Unfrieden ist so nach Möglichkeit Einhalt geschehen , gleichviel , ob er durch Mißbräuche oder durch Mißbetragen veranlaßt worden , und das Vertrauen im Lande besonders durch die Kunst erworben , die Ausgleichung der Mißverhältnisse zu vermitteln , und in verwirrten Dingen den Weg zu zeigen , der hinaus und nicht wieder in noch größere Verirrung führt . Hätte das Gericht sich von Hochmuth und Eitelkeit leiten lassen , so würde es sich auf seinen von dem Reichskammergericht entlehnten Eid und seine bundesgesetzlich das Reichsgericht gewissermaßen vertretende Stellung berufen , den Rechtsschutz wider Willkür und Gewaltmißbrauch vorangestellt , und in Ermangelung des landständischen Beiraths zu dem Patente , die Form desselben mangelhaft gefunden haben . Statt dessen erklärt es sich schlechtweg als Landesgericht , und als solches nicht für befugt , über die Verordnungen zu urtheilen , wodurch aber der Beruf dazu keinem andern Berechtigten , weder gegenwärtigen noch zukünftigen , abgesprochen wird . Seit Erlassung dieses Erkenntnisses sind die Wahlen zu der Ständeversammlung in Gang gekommen , welche bis jetzt auch nach Veröffentlichung des Bundesbeschlusses
vom September unterlassen waren , und die Erwartung auf die landständischen Verhandlungen wird täglich lebhafter . Uebrigens kommen Erscheinungen vor , an welche man am wenigsten gedacht hatte . Die Zünfte , die man für verschollen hielt , sind mit frischen Zeichen und mannhaftem Worte wieder da . Die Geistlichen gehen an Hof und die Hofleute auf das Land . Die Gasthöfe füllen sich mit vornehmen Fremden zur Feier des bevorstehenden Geburtstages . Die Vermählungsfeier der Königin von England hat , dem Vernehmen nach , die Absendung eines Andenkens , 40,000 Thlr . an Werth , veranlaßt , und von dem großen Kuchen ist den Engländern , welche sich hier aufhalten , ein homöpathisch abgemessener Theil zugekommen .
Hannover , 4 März . Das Wahlcollegium der Residenz hat heute Morgen mit 32 gegen 4 Stimmen die Wahl eines Deputirten zur gegenwärtigen Ständeversammlung abgelehnt . – Das Cabinet hielt die Vornahme der Wahl von Seite der Residenz für ganz entschieden , und schien zu glauben , daß allenfalls nur die mehr oder minder entschiedene Gesinnung des zu Wählenden in Frage kommen könne ; man hatte den Bürgern als passenden Deputirten den Landdrost Dachenhausen vorgeschlagen . Um so unerwarteter wird dem Cabinet ( keineswegs der Stadt und dem Lande ) die mit so überwiegender Majorität beschlossene Verweigerung der Wahl kommen .
Die gegenwärtige Krisis von Frankreich .
( Zweiter Artikel . )
Die erste Ursache der neuen französischen Krisis fanden wir darin , daß der Juliusthron , aus Verkennung oder Mißachtung seines Verhältnisses zu der vorherrschenden französischen
Meinung über das Königthum , seine Familieninteressen nicht dieser unterzuordnen weiß , sondern mit ihnen sich in die Gewohnheiten und Forderungen der feudalen Monarchie pflanzt .
Die zweite und ebenso wichtige Ursache der Verlegenheit liegt in dem Verhältnisse des Königs zu seinem Ministerium , in der Art und Weise nämlich , in welcher der König dieses auffaßt und zu behaupten sucht .
Es widerstrebt der innersten Natur jeder wahren und von Gewalt wohl zu unterscheidenden Macht , am meisten einer im Wesen demokratischen , daß sie bei größerem Umfange nach dem Willen Eines und nicht nach Einem Willen geht , demjenigen nämlich , welcher sich als die Meinung der verständigen und hochbegabten Individuen ausspricht und durch ihre Vereinigung in der obern Verwaltung vertreten und geltend gemacht wird . Die Befriedigung des öffentlichen Wunsches , die Sicherung der gemeinsamen Interessen , der Wohlfahrt und Größe einer so gegliederten Nation sind bei solcher Vereinbarung auf das innigste betheiligt , die jedem edlen Ehrgeiz ein hohes Ziel und jeder größern Thätigkeit ein ihr würdiges Feld eröffnet , während die Zurückweisung der Ehre und der Thatkraft auf untergeordnete Dienstbarkeit die Ausbreitung und freie Bewegung der den Demokratien inwohnenden Spannkraft hemmt und zu Explosionen führt , deren zerstörende Gewalt , wie man weiß , Throne und Völker durch einander wirft . Man weiß aber , was gegenüber diesen Anforderungen die Juliusdynastie gethan . Man kennt die Anklagen des gouvernement personnel und die Klagen über diese Anklagen von Seite der Schutzredner des Thrones , die geltend machen , daß ja der vorherrschende Wille des Königs die einzige Gewähr des Landes gegen Verwirrung und Rathlosigkeit in einer Lage sey , die jedes Jahr neue Ministerien und mit ihnen neue Ansichten , Bestrebungen und Absichten zur Theilnahme an der Macht rufe . Das ist aber ein wahres Hysteron Proteron . Der beständige Wechsel ist eingetreten , weil die „ pensée immuable “ die unabhängige Ansicht selbstständiger Staatsmänner als eine Nebenbuhlerei bricht oder von sich entfernt , und „ das beharrliche System “ ist nicht der Schutz gegen die Unbeständigkeit der ministeriellen Principien , sondern das Hinderniß ihrer Beständigkeit . Es hat gemacht , daß sich außer der Sphäre seines Willens eine sichere , in sich begründete Ansicht ehrenhafter Staatsmänner und ein fester Charakter einer geordneten Verwaltung nicht bilden konnte . Warum ist der Duc de Broglie , warum ist Hr. Thiers aus der Macht geschieden , und warum erklärt Hr. Thiers , daß er sehr bereit sey oder gewesen sey , unter dem Herzog in das Cabinet zurückzukehren , dem er nach ihm als Chef vorgestanden ? Warum ist noch jetzt eine Combination von Broglie , Thiers und Duchatel , welche sich gegenseitig ergänzten und trugen , unmöglich ? Das Alles ist nicht ohne tiefe Bedeutung ; und ist es die Krone , welche die Ministerien macht , so ist sie es zuletzt auch , welche sie auflöst und so zu sagen die eckichten mit den runden vertauscht : Destruit , aedificat , mutat quadrata rotundis . Daß dabei die Beweglichkeit der französischen Meinung , daß die Intriguen der Coterien ihren Theil an diesem Spiel haben , und einen beträchtlichen , wer wollte das läugnen ? Aber jene Beweglichkeit und diese Intriguen reichen nicht hin eine Coalition zu erklären , wie wir sie im vergangenen Jahr gesehen , und noch weniger ihren Triumph in der Wahlschlacht . Was aber hatten die Persévérance , die pensée immuable , die raison élevée dieser Coalition und ihrem Erfolg entgegenzusetzen ? Sie hatte das deutsche Sprüchlein in das Französische zu übersetzen , welches lautet : „ In das Garn , in das Netz war gerathen die Maus ; doch sie hatt' gute Zähne und biß sich heraus . “ Das ist das Thema , über welches die Variationen der Ministerkrise , die sechs Wochen von dem 12 Mai im Schlosse gespielt wurden , bis sie in dem Tumultuoso des Straßenauflaufs ein Finale mit Schrecken nahm und die Fehlgeburt des letzten Ministeriums an das Licht setzte , das nicht leben konnte , weil es immer noch zu früh auf die Welt kam . Was hat man durch den Sturz des 11 October und die Entfernung seiner compacten Intelligenz und Thatkraft gewonnen ? Man hat im Einzelnen seinen Willen gehabt , ist in Augenblicken persönlich stark gewesen , um im Ganzen politisch schwach zu werden , und ist von Stufe zu Stufe endlich zu der Erfahrung gekommen , daß die letzten Minister der Krone in einer Sache , die ihre Ehre und Geltung betraf , nicht einmal ein billiges Gehör – a fair trial – zu verschaffen wußten . Hier haben sich deutlicher als irgendwo die zwei Eigenschaften jener Ministerien enthüllt , die unter der Herrschaft eines solchen Systems allein bestehen können : Furcht und Schwäche ; jene , entsprungen aus den Manifestationen der öffentlichen Meinung , diese aus der Unfähigkeit , ihr , der Meinung , zu widerstehen . Beides aber ist das gerade Gegentheil der Bedingungen , unter denen , wie überall , so in Frankreich , und hier ganz vorzüglich , die Macht steht : des Muthes und der Kraft ; des Muthes , der aus dem Bewußtseyn entspringt , daß man ein klar und als heilsam erkanntes Ziel verfolgt , und der Kraft , welche man aus jenem Bewußtseyn schöpft , der Meinung der Andern überall mit Nachdruck zu widerstehen , wo , unklar oder irregeleitet , sie , den Staatsmann von dem Wege nach jenem Ziel abzudrängen , in eine wenn auch noch so stürmische Bewegung kommt , und die wahre öffentliche Meinung übertäubt , die nicht immer die Meinung der Menge , wohl aber in jedem Falle die Meinung der Verständigern ist . Damit aber ist dieses System auch an sein Ende gekommen , denn eine Macht kann nicht durch bloße Schlauheit , Zögerung und List , kann nicht gegen die Bedingungen behauptet werden , unter denen sie steht und besteht ; sie muß in sich verkommen , wo ihr Muth und Kraft ausgehen , oder sie muß sich jenen Bedingungen ihrer Existenz unterwerfen . Beides ist fast gleich schlimm , gleich gefährlich : ersteres als ein normal gewordener Zustand socialer Krankheit , der zur Auflösung führt , letzteres weil man nicht gleich , wie man will , jenen Inbegriff von Intelligenz und Kraft in eine Ministerliste vereinigen kann , die man braucht , um der Lage Herr zu werden . Solche Vereinigungen werden leichter aufgelöst als wiederhergestellt , und man ist genöthigt , sich ein reines Cabinet Thiers gefallen zu lassen , das keine Elemente darbietet , wie jenes vom 11 October , durch welche das oscillirende , leichtfertige und übermüthige Wesen dieses hochbegabten , aber inconsistenten Mannes ermäßigt und in eine festere Einheit verschmolzen würde . Darin aber liegt für den Augenblick die Gefahr , welche bei der gegenwärtigen Weltlage eine große und dringende ist . Hr. Thiers hat schon in ruhigern Zeiten , wo nur die Schwierigkeiten mit der Schweiz und der pyrenäischen Halbinsel sich seiner ungeduldigen Beweglichkeit entgegenstellten , während seiner kurzen Präsidentschaft vom 22 Febr . , das Feuer in alle Ecken gelegt , und der besonnene , staatsmännliche Molé hatte Mühe genug , es nach dem 16 April wieder zu löschen ; und was wird jetzt werden , wo bei dem unaufhaltsamen Hinscheiden der Pforte eine Erbschaft im Orient sich öffnet , größer als weiland die spanische , und wo schon jetzt jeder unter sich den Boden zittern fühlt ?
Deutschland .
Dresden . 24 Febr . ( Fortsetzung der Verhandlungen der zweiten Kammer über die hannover'sche Verfassungsangelegenheit . ) Abg. Braun äußerte im Verfolg seiner sehr umfassenden Rede unter Anderm : „ Ist der hohe Bund incompetent zur Schlichtung derartiger Wirren , so entsteht die Frage : gibt es keine andere verfassungsmäßige Macht in Deutschland , die diesem Berufe zu genügen gewilligt und berechtigt sey ? Wir müssen ein Nein ! antworten , ein Nein , das uns um so schmerzlicher ist , als darin zugleich die Affirmative liegt , daß Störungen des öffentlichen Rechtszustandes , wenn sie des nämlichen Ursprungs , wenn sie die nämlichen nach Inhalt , Zweck und Richtung wie die in Hannover sind , auf verfassungsmäßigem Weg in Deutschland nicht ausgeglichen werden können . Es fehlt nach dem in der eigenen Entscheidung des hohen Bundes über die hannover'sche Frage liegenden Princip das competente Tribunal einer helfenden , einer restituirenden Macht . Kann aber dieser Zustand der Dinge dem Freunde des deutschen Vaterlandes gleichgültig seyn ? Kann es insonderheit den constitutionellen Völkern gleichgültig seyn , wenn in dem Buch ihres Staatsrechts das Blatt fehlt , das in den Fällen von Störungen des öffentlichen Rechtszustandes von oben her über die dagegen anzuwendenden gesetzlichen Mittel handelt , zumal ja den Störungen der nämlichen Art von unten in den weitläufigen Capiteln über Hochverrath etc. eine genaue und feste Norm gebende Behandlung zu Theil geworden ist ? Wäre ihnen dieser Zustand gleichgültig , hätten die Nationen , oder was dasselbe ist , ihre Vertreter , kein Recht der Mitsprache darüber , kein Recht des Verlangens nach Abhülfe , nun , so müßte ihnen auch ihre rechtliche Existenz gleichgültig seyn , so müßten sie auch keine Befugniß haben , sich gegen Versuche der Beendigung dieser Existenz zu erklären .... Daß , so lange die Reichsgerichte in Deutschland nicht ersetzt sind , es an einer wahren Garantie des Rechts fehle , dieß erkannte auch , neben den von dem vorigen Sprecher angeführten Autoritäten , eben bei Beleuchtung der hannover'schen Verhältnisse ein Mann an , der vorzugsweise darüber zu sprechen befähigt ist , dieß sprach auch Stüve in seiner Schrift über den gegenwärtigen Zustand Hannovers aus .... Uebrigens spreche ich die vertrauensvolle Ueberzeugung aus , daß aus dem gegenwärtigen Kampfe zwischen zwei feindlichen Principien siegreich das Recht hervorgehen werde , indem , wenn auch die Frucht dieses uns gewiß gemeinsamen Wunsches nicht zeitigen wird unter der Sonne , die in den nächsten Sommern scheint , doch , ist auch das Wann ungewiß , das Daß sie reifen werde , in Gewißheit ruht . Denn sie wächst ja an dem Baume des Erkenntnisses , der trotz den Stürmen , die durch seine Wipfel ziehen , sicher steht auf deutschem Boden und mehr und mehr erstarkt ; an dem Baume , der , wie er einst die Blüthe der Kirchenreformation getragen , so auch den Keim der politischen birgt ; an dem Baume , unter dem die Geisterwelt verkehrt , und der nur von Aberglauben , sey er ein freiwilliger oder ein unfreiwilliger , als Geisterspuk bezeichnet und geflohen wird . “
Secretär Hänsel äußerte unter Anderm : „ Ich ehre den vorliegenden Bericht wegen seiner Gründlichkeit und ruhigen Haltung ; doch bedaure ich , daß er in gewissen Beziehungen den Schleier nicht lüftet , daß er uns namentlich das vorenthält , was über das allerdings feste und unerschütterliche Vertrauen zu unserer Regierung einen neuen Glanz verbreiten würde . Doch ich fühle mich als Beamter noch zu einer Art von Vorwurf gegen den Bericht hingezogen . Er hebt nur das große Beispiel der sieben Göttinger Professoren heraus und berührt es kaum , daß abhängigere Männer , daß untere Beamte jede blutlose Waffe ergriffen und Alles aufgeopfert haben , um ihrem Vaterlande das höchste und heiligste Gut , das Recht , zu erhalten . Solchen Männern gebührt in unserer Kammer gleiche Anerkennung . Darum wünsche ich , daß die Deputation im Laufe der Debatte sich auch in dieser Beziehung rechtfertigen möge . “
Abgeordnete Todt hielt eine Rede , welche viele Anfechtungen erlitt . Wer heben nur Folgendes aus , um den Gang der Debatten zu bezeichnen : „ Um den Bericht zu vertheidigen , ist meine schwache Rede um so weniger erforderlich , als ein Angriff noch nicht erfolgt ist und wohl auch schwerlich erfolgen wird . Oder sollte ich mich irren , wenn ich mich der Hoffnung hingebe daß , wenn je ein Deputationsgutachten in einer hochwichtigen Angelegenheit in dieser Kammer einstimmig durchgegangen ist , es bei dem vorliegenden der Fall seyn werde ? Wenn wir früher verschiedener Ansicht über den vorliegenden Gegenstand waren , so lag es darin , daß das traurige Ereigniß noch nicht so weit gediehen war , wie es gegenwärtig der Fall ist . Das Schreckliche ist geschehen ! Ein in anerkannter Wirksamkeit bestandenes Staatsgrundgesetz ist zertrümmert , und unter den unheilvollen Schlägen dieses Wagnisses bebt ein bejammernswerthes Volk . Was im Gefolge eines solchen Umsturzes sich nur immer befinden kann , das tritt in unübersehbarer Reihe , wie ein großes Leichenbegängniß , vor unsern Blick . Deputirtenwahlen , durch bis zum Lächerlichen zusammengeschrumpfte Minoritäten – hervorgerufene ungesetzliche Landtage von einer Handvoll erkaufter Kammermitglieder – servile Adressen , die man , wenn man sie nicht erschleichen kann ... “
Staatsminister v. Zeschau : „ Wenn diese Rede , wie sie dermalen begonnen , ihren Fortgang nimmt , so muß das Ministerium darauf antragen , daß die fernere Verhandlung in geheimer Sitzung stattfinde . “
Abg . Todt : „ Es thut mir leid , dieß vernehmen zu müssen ; ich glaube aber nicht , daß ich über die in der Verfassungsurkunde und Landtagsordnung mir gezogenen Schranken hinausgetreten bin . Um jedoch die angefangene Schilderung , wenn solche Schranken gezogen seyn sollen , zu unterbrechen , bemerke ich nur im Allgemeinen noch , daß in Hannover ein Zustand der Rechtlosigkeit eingetreten ist , der keine Beschreibung zuläßt . Was hat nun aber das Volk gethan , daß man ihm auf diese
Weise begegnet ? Hat es Veranlassung gegeben zu diesen Schritten ? Ist es abgewichen von der deutschen Treue , und was thut es , um zu dem ihm entzogenen Rechte wieder zu gelangen ? Tritt es mit Gewalt auf , um es wieder zu gewinnen , was man ihm genommen ? Ist es entbrannt in wildem Aufruhr ? Nein ! Ruhig , in den Schranken des Gesetzes , durch das bescheidene Mittel der Bitte sucht es Wiedereinsetzung in den vorigen Stand . Und doch ist sie ihm nicht gewährt worden . Das kann unmöglich zum guten Ende führen . Eben darum aber erzittert der Nothschrei des Entsetzens durch das ganze deutsche Land , und keiner Ständeversammlung , die noch reden darf , mag es verargt werden , wenn sie redet . Ja , es ist für jede Kammer eine heilige Pflicht , Alles aufzubieten , was in ihrer Kraft steht , um den gestörten Rechtszustand von Hannover und mittelbar von ganz Deutschland wieder herstellen zu helfen . Die unsrige steht eben im Begriff , dieß zu thun . Wohl halten Manche dieß für ein nutzloses Beginnen , für ein deutsches Brudervolk in die Schranken zu treten ; wohl sprechen viele : was kann es helfen , daß die Ständeversammlung z. B. von Sachsen Anträge stellt , wie sie von der Deputation vorgeschlagen sind ? Ich theile diese Ansicht nicht . Anträge zu stellen steht uns verfassungsmäßig zu . Wir stellen sie an unsere Regierung , die bei dem deutschen Bunde repräsentirt ist wie jede andere deutsche Regierung . Wollten wir also bezweifeln , daß unsere Anträge nicht befördert und berücksichtigt würden , so müßten wir den constitutionellen Sinn unserer Regierung bezweifeln , was mir bei den unzweideutigen Zeichen , die sie namentlich auch in dieser Sache an den Tag gelegt hat , nicht in den Sinn kommen soll . Warum also zweifeln an dem Erfolge ? Was wir thun , werden alle deutschen Volkskammern thun . Und thun sie es , wird da die hohe Bundesversammlung zu Frankfurt den Wünschen der Völker Gehör versagen ? Sie wird es nicht , sie kann es nicht . Thäte sie es , so würde erstens der Rechtsboden von Deutschland unsicherer , als er je gewesen ist , schon weil dadurch eine Basis des Rechts , die Heiligkeit des Eides , hinweggenommen wäre . Was bindet den Schwachen an seine Pflicht ? Der von ihm geleistete Eid . Blickt man aber auf jenes Land , wo man dessen , was man gestern beschworen hat , heute wieder entbunden wird , kann dieser Blick , dieses Beispiel den Werth des Eides erhalten ? Aber werden nicht von oben Dämme gebaut , um dem Strom Einhalt zu thun ; werden von den Mächtigen dieser Erde die Dämme selbst noch durchbrochen , was will da das Volk thun ? Ist nicht das Beispiel der Großen gewöhnlich das Signal für die Kleinen ? Wenn aber Eide beliebig aufrecht erhalten werden können ; wenn von dem , was vor wenigen Monden beschworen worden ist , bald das Gegentheil gilt ; wenn mir mein Oberer den Glauben aufnöthigen darf , daß ich an mein eidlich gegebenes Wort nicht gebunden sey , wo ist da die Heiligkeit des Eides ? und wenn sie nicht mehr ist , wo will da das ewige Recht noch halten ? – Hiernächst aber glaube ich , ist auch aus einem zweiten Grunde nicht zu befürchten , daß unsern Anträgen keine Folge gegeben wird . Geschähe es , schwiege man zu offenbarem Unrechte noch länger , so glaube ich , würde das Vertrauen der Völker zu dem hohen deutschen Bunde geschwächt werden . Ohnehin hat solches , wie nicht zu verkennen ist , schon manchen Stoß erlitten , weil Vertrauen nur durch Oeffentlichkeit gewonnen und erhalten wird . Was aber bei der hohen Bundesversammlung zu Frankfurt verhandelt wird , geschieht in Nebelregionen des Geheimnisses .... “
Präsident Dr . Haase : „ Ich bitte den Sprecher , in seiner Rede dergleichen Bilder wegzulassen , welche zu unangenehmen Mißverständnissen führen möchten . Dasselbe , was er auf die von ihm gewählte Weise , allem Anscheine nach , jetzt der Kammer bemerklich machen will , läßt sich mit den Worten der Deputation in ihrem Berichte ganz einfach darauf zurückführen , daß die Protokolle der Bundestagsverhandlungen in der Regel nicht veröffentlicht werden . Ich ersuche den Sprecher , diese Erinnerung im Fortgange seiner Rede vor Augen zu behalten . “
Abg . Todt : „ Ich muß bekennen , daß ich nicht im mindesten befürchtet habe , bei dieser Redeweise anzustoßen , da das , was ich sagte , auch bereits gedruckt vorliegt ; denn wenn ich es auch auf andere Weise ausgedrückt habe , so ist es doch im Grunde dasselbe . Wenn aber Bedenken vorliegen , namentlich wenn ich schuld seyn sollte , daß die jetzige Sitzung in eine geheime übergehen müßte , so will ich mich gern der weitern Ausführung dieses zweiten Punktes enthalten , muß aber dann nur um Nachsicht bitten , daß ich in der Ausführung meiner Gründe nicht gewähren kann , was ich wohl hätte gewähren müssen , wenn ich einen vollgültigen Beweis führen soll . Ich schließe also damit , daß ich noch auf die ernsten Folgen aufmerksam mache , die aus dem Ereigniß entstehen können , und ich glaube , dieß eben ist ein dritter Grund , weßhalb nicht zu befürchten steht , daß unsern Anträgen keine Folge werde gegeben werden . Wenn das loyale Benehmen eines verlassenen Volkes nicht Hülfe findet da , wo es allein sie finden kann und bis jetzt vertrauensvoll gesucht hat , so dürften leicht Ereignisse eintreten , die der Patriot weit entfernt wünscht . Wenn aber der Bogen zu sehr angespannt wird , so springt er leicht , und es ist ein wahres Wort , was einer unserer gefeiertsten Dichter ( Schiller durch die Worte Stauffachers in „ Wilhelm Tell “ ) sagt :
„ Wenn der Gedrückte nirgends Recht kann finden ,
Wenn unerträglich wird die Last , greift er
Hinauf getrosten Muthes in den Himmel ,
Und holt herunter seine ew'gen Rechte ,
Die droben hangen unveräußerlich
Und unzerbrechlich , wie die Sterne selbst –
Zum letzten Mittel , wenn kein andres mehr
Verfangen will , ist ihm das Schwert gegeben – “
Vor solch einem Zustande “ ... – Präsident Dr . Haase : „ Der Sprecher hat meine frühere Erinnerung unbeachtet gelassen , und nöthigt mich dadurch , ihm die Fortsetzung seiner Rede nicht weiter zu gestatten . “ – Staatsminister v. Zeschau : „ Ich glaube , die Rede hat eine Wendung genommen , daß man sie mit Wahrheit einer revolutionären vergleichen kann , und in der That , meine Herren , besorge ich , daß die sächsischen Kammern , wenn in ihnen derartige Reden gehalten werden , den Ruf , welchen sie bis jetzt bewahrt haben , gänzlich verlieren werden . Das Ministerium muß erklären , daß , wenn nicht entweder in öffentlicher Sitzung den Reden eine zweckmäßigere oder bessere Haltung gegeben wird , es auf geheime Sitzung anzutragen hat , oder überhaupt fernern Discussionen über diesen Gegenstand gar nicht beiwohnen kann . “
Abg . Todt : „ Ich werde unter diesen Umständen meine Rede schließen . Nur muß ich gegen die Aeußerung des Ministeriums protestiren , als wenn meine Rede revolutionär gewesen wäre . Hätte man mich aussprechen lassen , so würde ich hinzugesetzt haben , was hinzuzusetzen war . Es sey fern von mir , den von mir geschilderten Zustand herbeiführen zu wollen ; ich habe im Gegentheil hinzusetzen wollen , daß ich ihn fürchte und verabscheue . Meine Rede ist geschlossen . “ Staatsminister v. Zeschau : „ Ich kann meine Erklärung nicht zurücknehmen , daß ich diese Rede für revolutionär und aufregend halte . Jeder , der sie unbefangen hört und liest , wird diese Ansicht theilen . “
( Fortsetzung folgt . )
[ 803 ]
Staats-Ministerium des königl. Hauses und des Aeußern ,
dann des Innern .
Das Hof- und Staatshandbuch für das Jahr 1840 wird mit einem vollständigen alphabetischen Register versehen , in einer hinlänglichen Anzahl von Exemplaren , worunter 400 auf Post-Velinpapier , unverweilt erscheinen .
Der Preis eines Exemplars auf Median-Druckpapier ist auf 1 fl. 15 kr. und auf Postvelinpapier auf 1 fl. 40 kr. bestimmt , und der Debit bleibt den k. Postbehörden gegen die bisherige Provision von 10 Proc . übertragen .
Alle Stellen , Aemter und Private , welche hievon ein Exemplar zu erhalten wünschen , haben dieses den ihnen zunächst liegenden k. Postämtern oder Postverwaltungen anzuzeigen , welche hierauf ihre Bestellungen bei der k. Oberpostamts-Zeitungsexpedition in München machen , und diese wird für die unverzügliche Versendung nach der Reihenfolge der Bestellungen geeignete Sorge tragen .
Diejenigen Abnehmer , welche nicht am Sitz einer Postexpedition wohnen , haben in ihren Bestellungen jene zu benennen , bei welchen sie die Exemplare abholen lassen wollen .
Die Abgabe kann nur gegen gleichzeitige Bezahlung des Preises erfolgen , welcher von den Stellen und Aemtern aus ihrem Regie-Maximum oder Aversum zu leisten ist , wogegen die Versendung durch die Fahrposten unentgeltlich geschieht .
München , den 5 März 1840 .
Auf Sr. Majestät des Königs allerhöchsten Befehl .
Frhr. v. Gise .
v. Abel .
An die k. General-Postadministration .
Das Hof- und Staats-Handbuch für 1840 betreffend .
Durch den Minister der Generalsecretär .
In dessen Verhinderung der Geh . Secretär : Gossinger .
[ 740 ]
Antikritik .
Die ersten Bogen des ersten Heftes der dießjährigen Heidelberger Jahrbücher der Litteratur enthalten einen , den Bentinck'schen Successionsstreit behandelnden Aufsatz , dem der Titel der Schrift :
Die Gewissensehe , Legitimation durch nachfolgende Ehe und Mißheirath etc. , dargestellt von
Dr. Karl Friedrich Dieck , ordentl. öffentl. Lehrer etc. Halle 1838 .
vorgedruckt ist . Als Verfasser dieses Aufsatzes hat der Hr. Geheimrath Zachariá in Heidelberg denselben unterzeichnet , wie denn auch Hr. Geheimerath Zachariá in einem dem Hrn. Reichsgrafen Gustav Adolph Bentinck in Original mitgetheilten Schreiben vom 12 Januar d. J. , dem ein Exemplar des Aufsatzes beigelegt war , angegeben hat , „ daß er denselben so eben in die in Heidelberg erscheinenden Jahrbücher der Litteratur habe einrücken lassen . “ In dem Aufsatze wird jene Schrift des Hrn. Professors Dieck als Parteischrift bezeichnet , und da nun wohl Niemand voraussetzen dürfte , daß der in dem Aufsatze als deren Recensent aufgetretene Hr. Geh. Rath Zachariá Rechtsbeistand oder Rathgeber der Gegenpartei sey , so glaubt der Hr. Reichsgraf Gustav Adolph Bentinck es sich und der hier in Rede stehenden , allerdings in jeglicher Beziehung wichtigen Rechtssache schuldig zu seyn , durch eine öffentliche Anzeige zur Kunde derer , die den Aufsatz lesen , zu bringen : daß dessen Verfasser , Hr. Geheimerath Zachariá in Heidelberg , schon früher für die Gegenpartei in dem Bentinck'schen Successionsstreit geschrieben hat und im vorigen Jahre von neuem aufgefordert wurde , für dieselbe zu schreiben . Die eigenen Worte des Hrn. Geheimeraths Zachariá in einem dem Hrn. Reichsgrafen Gustav Adolph Bentinck gleichfalls in Original mitgetheilten eigenhändigen Schreiben vom 23 Junius 1839 lauten also :
„In der bewußten gräflich Bentinck'schen Sache erhielt ich vor einigen Wochen von neuem den Antrag , für den Kläger zu
„schreiben . Ich muß gestehen , daß ich ungern in derselben Sache zweimal die Feder ergreife . Ich kam daher , ganz aus eigener
„Bewegung ( trauen Sie meinem Wort ) , auf den Gedanken , bei meinem Hrn. Clienten anzufragen , ob er vielleicht geneigt
„wäre , in Vergleichsunterhandlungen mit seinem Gegner zu treten . – – Jetzt zu diesem Schritte ermächtigt etc . “
Varel , am 10 Februar 1840 .
Im Auftrage des Hrn. Reichsgrafen Gustav Adolph Bentinck .
Barnstedt , Amtmann in Varel .
[ 768 ]
Neu-Seeland-Compagnie in London .
Präsident : der Graf v. Durham .
Vicepräsident : Hr. Joseph Somes .
Directoren :
Lord Petre , Mitglied des Oberhauses .
Hr. Francis Baring , Parlamentsmitglied .
Hr. John Ellerker Boulcott .
Hr. John William Buckle .
Hr. Russell Ellice .
Hr. James Brodie Gordon .
Hr. Thomas Alers Hankey .
Hr. William Hutt , Parlamentsmitglied .
Hr. Stewart Marjoribanks .
Sir William Molesworth , Baronet , Parlamentsmitglied .
Hr. Alexander Nairne .
Hr. John Pirie , Alderman .
Sir George Sinclair , Baronet , Parlamentsmitglied .
Hr. John Abel Smith , Parlamentsmitglied .
Hr. William Thompson , Alderman , Parlamentsmitglied .
Sir Henry Webb , Baronet .
Hr. Arthur Willis .
Hr. George Frederick Young .
Bedingungen bei Ankäufen von Land in den Niederlassungen der Compagnie und die dabei festgestellten Grundsätze .
Die Compagnie hat bereits sehr ansehnliche Landstriche in der nördlichen Insel von Neu-Seeland an sich gebracht und zwei Expeditionen zu ferneren Ankäufen von Land ausgesandt , so wie um die geeignetsten Districte für die erste und Hauptniederlassung auszusuchen .
Die Compagnie bot zuvörderst 99,000 Acres zum Feldbau und 990 Acres zum Stadtbau in ihrer ersten und Hauptniederlassung aus , nachdem sie bestimmte Theile darunter für den speciellen Gebrauch der Eingebornen reservirte . Diese Grundstücke wurden zu 1 £. Sterling der Acre verkauft , * ) Ein englischer Acre = 285 1/2 rhein. Quadrat-Ruthen . wodurch die Compagnie einen Landfonds von 99,990 £. erhielt . Die Priorität der Käufer zur Auswahl der Grundstücke in der Niederlassung ist durch das Loos bestimmt worden .
Die Directoren sind jetzt bereit , Anmeldungen zum Ankaufe von Land bis zu 50,000 Acres , wovon bis Ende Decembers bereits 7000 Acres verkauft sind , in Sectionen von 100 Acres zum Preise von 100 £. die Section oder 1 £. den Acre entgegen zu nehmen , die gegen die Auswechslung von Landanweisungen zu voll bezahlt werden müssen , welche Anweisungen die Inhaber oder deren Bevollmächtigte
berechtigen , Land-Sectionen entweder in der Hauptniederlassung der Compagnie oder zu Hokianga , Kaipara , Manukau , so wie auf den Inseln Waiheke und Paroa , an den Ufern der Themse , oder in irgend einem sonstigen Theile der gegenwärtigen oder künftigen Territorien der Compagnie so bald zu empfangen , als die nöthigen Land-Messungen vollendet seyn werden . Es wird daher den Inhabern freistehen , in allen Ländereien der Compagnie , welche zur Zeit als Feld-Sectionen aufgenommen seyn werden , für jede Landanweisung eine Section von 100 Acres zu wählen , und zwar nach der Folge , in welcher diese Landanweisungen dem in Neu-Seeland sich befindenden Beamten der Compagnie präsentirt werden .
Die Landanweisungen sind nach dem Belieben der Inhaber übertragbar . Sowohl in dem Bureau der Compagnie zu London , als in der Niederlassung wird eine Registratur zur Eintragung und Inrollirung aller Original-Landanweisungen , als auch aller Uebertragungen derselben gehalten .
Aus den Geldern , welche der Compagnie von den Käufern gezahlt werden , wird von ihr nur 25 Proc . für Localausgaben und sonstige Zwecke zurückbehalten . Den übrigen Theil , folglich 75 Proc . , verwendet die Compagnie für den ausschließlichen Nutzen der Käufer , indem sie die Kosten der Auswanderung nach der Niederlassung trägt , und dadurch dem verkauften Boden seinen Werth gibt .
Die Original-Käufer von Landanweisungen , welche selbst auswandern wollen , haben das Recht , aus dem Emigrationsfonds für die freie Ueberfahrt , jedoch mit der Unterwerfung unter die Anordnungen der Compagnie – für sich selbst , ihre Familien und ihre Dienstboten von der Compagnie eine Ausgabe bis zu dem Betrage von 60 Proc . ihres Kaufgeldes zu fordern . Käufern von wenigstens 300 Acres , welche noch nicht selbst auswandern wollen , wird in besondern Fällen auch erlaubt , ihre Landagenten zu ernennen , und wird eine freie Cajütenpassage für sie dann bewilligt .
Der übrige Theil des Emigrationsfonds wird von der Compagnie auf die freie Passage von Personen aus den arbeitenden Classen und zwar so viel wie möglich auf beide Geschlechter in gleichen Verhältnissen verwendet .
Die Arbeiter , welche von den Käufern selbst zur freien Ueberfahrt ausgewählt werden , sind der Genehmigung der Compagnie in Bezug auf Alter , Geschlecht und gute Aufführung unterworfen .
Die Passagekosten für Original-Käufer , denen 60 Proc . von ihrem Kaufgelde vergütet wird , sind gegenwärtig , wie folgt , angesetzt : Cajüten-Passagiere mit Diät Nr. 1 £. 75 pr . Kopf , Diät Nr. 2 £. 50 , Verdeckspassagiere £. 18 15 Sh. , Kinder unter 15 und über 9 Jahre die Hälfte , unter 9 und 1 Jahr ein Drittheil .
Die Preise , welche die Compagnie im Verhältniß zu dem Kaufgelde der Landanweisungen für die Cajüten- und Verdeckspassage feststellt , werden von Zeit zu Zeit bestimmt und angesetzt .
Die Landanweisungen gelten als hinlängliche Uebertragung und sind als conclusive Beweistitel des Eigenthumsrechtes der Compagnie anzusehen ; so wie auch das Certificat von dem zu diesem Endzweck in der Niederlassung der Compagnie autorisirten Beamten ausgestellt , worin die auf jede Landanweisung durch das Loos ausgesetzte oder sonst zugewiesene Section Landes angegeben wird , als ein hinreichender Beweis hierüber und als eine wirkliche Besitzeinsetzung in die in sothanem Certificate erwähnte Section Landes angenommen werden muß . Die Compagnie garantirt den Besitztitel nur insofern , als es ihre eigenen Handlungen oder die Handlungen der Personen betrifft , die ihren Rechtstitel von ihr selbst herschreiben oder ( in trust ) als Fidejuciare für sie handeln .
Im Auftrage der Direction : John Ward , Secretär .
Bei allen schriftlichen Anfragen hat man sich in Briefen , franco Gränze , an den Secretär , Adresse : John Ward , Esqr . Secretary , at the New Zealand Company's Office Nr. 9. Broad Street Buildings , London , zu wenden .
Die Bestimmungen in Bezug auf Auswanderer erfolgen in der nächsten Beilage der Allg. Zeitung .
[674- 75 ]
Bekanntmachung
für die Actionnäre der würtembergischen Gesellschaft für Zucker-Fabrication .
Nachdem die unterzeichnete Direction in der am 11 Januar d. J. abgehaltenen General-Versammlung der Actionnäre der würtembergischen Gesellschaft für Zucker-Fabrication ermächtigt worden ist , im Laufe dieses Jahres weitere 15 Proc . von dem Nominalbetrage jeder Actie einzufordern , so haben wir beschlossen , von den 15 Procenten vorerst nur 10 Proc . einzufordern .
Wir ersuchen demnach die HH . Actionnäre , die besagten 10 Proc . oder 50 fl. für jede Actie
auf den 1 April d. J , und zwar :
a ) in Stuttgart an den Gesellschafts-Cassier , Hrn. Bergraths-Revisor Clemm , und
b ) in Karlsruhe an das Bankierhaus , HH. S. v. Haber & Söhne ,
gegen Empfangnahme der Interimsscheine kostenfrei einzuzahlen .
Die Verhandlungen bei der letzten General-Versammlung werden den HH . Actionnären in kurzer Zeit zugesandt werden .
Karlsruhe , den 24 Februar 1840 .
Direction der würtembergischen Gesellschaft für Zucker-Fabrication .
[ 782 ]
Bekanntmachung .
Johann Friesenegger , Ziegelknechtssohn von hier , geboren am 27 December 1769 , landesabwesend , oder dessen allenfallsige Descendenten werden aufgefordert ,
binnen 3 Monaten a dato
um so gewisser bei diesseitigem Gerichte sich zu melden , widrigenfalls Johann Friesenegger für todt erklärt , und über dessen Vermögen pr. 32 fl. rechtlicher Ordnung nach verfügt werden wird . – Augsburg , am 28 Februar 1840 .
Königlich bayer. Kreis- und Stadtgericht .
Lic. Kellerer , Director .
v. Hartlieb .
[778- 80 ]
Gläubiger-Vorladung .
In der Debitsache der Weber Paul Kastl'schen Eheleute zu Ergolsbach wurde das gemeinschuldnerische , im Executionswege verkaufte Anwesen dem Handelsmann Seligmann Held zu Regensburg als Meistbietendem adjudicirt , und solcher , nachdem er den Kaufschilling zu 1305 fl. am 11 September l. J. erlegt hat , am 17 dieß in den Besitz desselben durch Expulsion der Paul Kastl'schen Eheleute gerichtlich immittirt .
Da nun nebst dem Handelsmann Emanuel Aub aus Fürth , dem k. Advocaten Schoen zu Deggendorf und dem Landgerichtsoberschreiber von da , welche die Execution erwirkt haben , auch noch mehrere Hypothekar- und Chirographargläubiger nach den Debitacten Ansprüche an die Paul Kastl'sche Debitmasse und resp. den dahier in deposito befindlichen Anwesens-Kaufschilling zu machen haben , so werden sowohl die nach den Acten bekannten Gläubiger , als wer sonst noch immer etwas an die Debitmasse der Paul Kastl'schen Eheleute zu Ergolsbach zu fordern hat , vorgeladen ,
am 6 April k. J.
entweder selbst oder durch gehörig Bevollmächtigte dahier zu erscheinen , und ihre Forderungen an die Debitmasse geltend zu machen . Da mit der Liquidationsverhandlung zugleich ein Versuch verbunden werden soll , die Debitsache zur Vermeidung eines kostspieligen Concurses im Vergleichswege zu beendigen , und hiernach die Auszahlung des nach Abzug der Gerichtskosten noch verbleibenden Kaufschillingsrestes zu beschäftigen , so werden die Gläubiger zu dieser Tagsfahrt unter dem Rechtsnachtheile vorgeladen , daß die Nichterschienenen als dem Beschlusse der Mehrheit beitretend erachtet werden .
Rottenburg , am 28 December 1839 .
Königliches Landgericht Rottenburg .
Galler , Landrichter .
[ 770 ]
Edictal-Ladung .
Johann Michael Seufert aus Sondheim im Grabfelde verließ im Jahre 1812 mit den großherzoglich würzburgischen Truppen als gemeiner Infanteriesoldat sein Vaterland , und nahm an dem Feldzuge gegen Rußland Theil . Da nun wegen mehr als 25jähriger Abwesenheit und Unbekanntseyns seines Lebens die Verwandten den Antrag auf Todeserklärung und Aushändigung seines etwa in 1000 fl. bayer. R. W. bestehenden Vermögens ohne Caution gestellt haben , so wird Johann Michael Seufert oder dessen Erbe , und wer bei dessen Nachlaß betheiligt zu seyn glaubt , aufgefordert , sich
binnen 6 Monaten
mit seinen Ansprüchen dahier zu melden , widrigenfalls Johann Michael Seufert als todt erklärt und sein Vermögen den sich meldenden legitimirenden nächsten Verwandten gesetzlicher Ordnung nach und ohne Caution verabfolgt wird .
Mellerichstadt , den 22 Februar 1840 .
Königlich bayer. Landgericht .
Werner , Landrichter .
Weiß .
[ 731 ]
Bei A. Förstner in Berlin ist so eben erschienen :
Johann Peter Franks
specielle
Pathologie und Therapie .
Nach der lateinischen Urschrift
von
Dr. J. F. Sobernheim .
Dritte Ausgabe .
In einem Bande .
gr. Lex. 8. 1ste Lief. 11 gr .
Das Werk erscheint in Lieferungen , von denen die 1ste 11 gr. , die 2te 13 gr. , die 3te 12 gr. , die 4te 8 gr. etc. kostet , und wird demnächst ferner alle Monate 1 Lief. von circa 8 Bogen ausgegeben . Der Preis des vollständigen Werks wird 6 Rthlr . seyn .
Handbuch
der angewandten
medicinischen Chemie
in zwei Bänden
von
Dr. J. Franz Simon .
gr. 8. Band I. Lief. 1. – 16 gr .
Vollständig wird das Werk eines 60-70 Bogen umfassen , und enthält der 1ste Band die medicinisch-analytische Chemie , der 2te die Chemie des menschlichen Organismus im gesunden und kranken Zustande .
[ 739 ]
Anfang Februar wurde ausgegeben :
Das pittoreske Oesterreich ,
oder
Album der österreichischen Monarchie .
Mit Karten , Ansichten der Städte , Gegenden , Denkmale und Trachten in Farbenbildern .
Von einer Gesellschaft Gelehrter und Künstler .
Vierte Lieferung .
Der Rakonitzer Kreis im Königreich Böhmen .
Dargestellt von Franz Klutschak .
Mit einer topogr. Karte und fünf Chromolithographien .
Nach den Originalzeichnungen von J. Fischbach , J. Alt und W. Kandler .
Monatlich erscheint eine Lieferung . Subscriptionspreis für die Lieferung 2 fl .
30 kr. C.-M. oder 1 3/4 Thlr .
Ausführliche Prospecte sind in allen Buch- und Kunsthandlungen zu haben , woselbst auch Subscription angenommen wird .
H. F. Müller , Kunsthandlung in Wien .
[787- 89 ]
Bekanntmachung .
Die Restaurationswirthschaft nebst Conditorei – vereinigt oder getrennt – auf dem herzogl. großen Restaurationsgebäude an den Eisenbahnhöfen bei Cöthen , da , wo die Magdeburg-Cöthen-Halle-Leipziger mit der Berlin-Sächsischen Eisenbahn zusammentrifft und ein doppelter Stationspunkt stattfindet , soll an den Meist- und Bestbietenden auf ein oder mehrere Jahre nach Wahl und Eigenschaft der Pächter verpachtet werden , und ist dazu
der 16 Mai , Vormittags 10 Uhr ,
von der unterzeichneten Commission auf dem Locale der herzogl. Rentkammer terminlich anberaumt worden .
Die Pachtbedingungen können schon sechs Wochen vor dem Termin ebendaselbst eingesehen , auch gegen Erlegung der Copialien portofrei erbeten werden , und wird hier nur bemerkt : daß Pächter eine angemessene Caution zu stellen , und sich über seine Vermögensverhältnisse und sonstige Qualification durch genügende Atteste auszuweisen hat , dergleichen , daß außer dem , als eisern zu übergebenden beweglichen Inventarium von dem Wirthe bei Großartigkeit der Unternehmung noch ein bedeutendes Inventarium an Utensilien und Vorräthen zu beschaffen ist .
Cöthen , den 28 Februar 1840 .
Herzogl . Immediat-Eisenbahn-Commission .
A. v. Behr . Estätsch . Ulbricht .
[ 661 ]
So eben ist erschienen und in allen Buchhandlungen , Augsburg bei Kollmann , Stuttgart bei Neff , München bei Palm , Prag bei Calve , Wien bei Gerold , zu haben :
Von
dem rechten Gebrauch
des Arztes .
Für Gesunde und Kranke .
Von
Dr. S. F. Stiebel .
Fürwahr wir suchen zu gefallen ,
Drum lügen wir und schmeicheln allen ;
Die Kranken sind wie Schwamm und Zunder ,
Ein neuer Arzt thut immer Wunder .
Goethe , Jahrmarkt zu Plundersweiler .
8. Frankfurt a. M. , 1840 .
Verlag von Karl Jügel .
Preis 1 fl. 30 kr .
Viel ist geschrieben worden über Krankheiten , Heilverfahren und Arzneigebrauch ; aber über den rechten Gebrauch des Arztes gibt es , so viel uns bewußt , nur noch sehr wenig Belehrungen , obgleich derselbe bei dem Heilungsprocesse eine Hauptrolle übernimmt , und also auch mit ganzem Recht Gegenstand unserer vielseitigsten Betrachtungen zu seyn verdient . – Der rechte Gebrauch des Arztes ist oft wichtiger als das Uebel selbst was er heilen soll .
Ein Stoff der Art , für dessen geistreiche und würdige Auffassung der bekannte Name des geachteten Verfassers spricht , ist gewiß ganz geeignet , die Aufmerksamkeit und das Interesse des Publicums in hohem Grad in Anspruch zu nehmen , und wir glauben mit Zuversicht , daß Leidende und Gesunde aus dem obigen Werkchen jedenfalls mehr Nutzen für sich ziehen werden , als aus den vielen gegenwärtig zu Tage kommenden Abhandlungen , sich von diesem oder jenem Uebel selbst zu curiren , die , zu Tausenden verbreitet , mit vieler Begierde gelesen werden , aber für den Kranken selten mehr als einen nur verwirrteren Begriff über seinen Zustand zurücklassen .
Das hier angekündigte Werkchen wird Manchem die Augen öffnen – Vielen auf den rechten Weg helfen und in keinem Fall etwas verderben .
[ 765 ]
In allen Buchhandlungen ist zu haben :
Wie fünf Mädchen jämmerlich im Branntwein umkommen . Eine merkwürdige Geschichte von Jeremias Gotthelf . Preis 20 kr .
Diese Schrift enthält eine äußerst merkwürdige Zusammenstellung wirklicher Begebenheiten . Sie ist von der Meisterhand des Verfassers des „ Bauernspiegels , “ was hinlänglich zu ihrer Empfehlung dient .
[ 741 ]
So eben erschien :
Strahl , A. , Wasili u. Aglaë , oder die neue Helena . Erzählung aus der neuesten Geschichte des Orients für gebildete Leser. Gr. 16. auf Masch . Velin. 15 gr. pr. C .
Fr. Volke's Buchhandlung in Wien .
[800-2 ]
Zu vergebende Stelle .
Für eine bedeutende Baumwollspinnfabrik in Süddeutschland wird ein junger Mann gesucht , der sich im Spinnfach in einer renommirten Spinnerei bereits hinlängliche Kenntnisse und Erfahrungen erworben hat , um der Spinnerei-Manipulation in allen ihren Abstufungen unter Leitung des Directors der Fabrik vorstehen zu können , und der demnach vollkommen der Aufgabe gewachsen seyn muß , die Spinnerei bei zeitweiliger Abwesenheit des Directors selbstständig führen zu können . Man bittet die dießfälligen Anträge an die HH . Eichthal , Frommel und Comp in Augsburg mit J. K. bezeichnet gelangen zu lassen .
Zugleich wird versichert , daß von denselben der bescheidenste Gebrauch gemacht , und die Correspondenz dann mit dem Bewerber direct gepflogen werden wird .