Augsburger Allgemeine Zeitung .
Mit allerhöchsten Privilegien .
Montag
Nr. 83.
23 März 1840 .
Portugal .
( M. Herald . ) „ Lissabon , 9 März . Die Regierung hat mit Ausführung ihres Planes begonnen , sich eine Majorität bei den neuen Corteswahlen zu sichern . Zu diesem Ende entläßt sie alle Generaladministratoren und sonstigen Localbehörden , die sie im Interesse der Opposition weiß oder vermuthet ; deßgleichen eine Anzahl Officiere der Armee , welche in dieselbe Kategorie fallen . Zu diesen gehört Obrist Fontoura , der sich durch seinen Eifer bei Verfolgung der Guerrilhas in Algarbien ausgezeichnet . Indeß hat man bis jetzt nicht gewagt , den Grafen das Antas von seinem Commando in Oporto und den Nordprovinzen zu entfernen . Während die Minister einerseits dieses Verfahren einhalten , sind andrerseits die demokratischen Ultra und die Miguelisten über eine gemeinsame Taktik überein gekommen . Vorige Woche pflogen Deputationen von den Clubs dieser beiden Parteien mehrere Besprechungen in dem Haus eines sehr einflußreichen Miguelistischen Edelmanns . Das Ergebniß dieser Zusammenkünfte war ein Schutz- und Trutzbündniß gegen die jetzige Regierung insbesondere und gegen die gemäßigte oder Cartistenpartei im Allgemeinen . Diese Ligue ist eine sehr starke , und wenn die Miguelisten im ganzen Land ihr aufrichtig beitreten , so dürfte sie allem und jedem Regierungseinfluß mehr als gewachsen seyn . “
Spanien .
Die Gazette du Languedoc meldet nach einem Brief aus Morella : „ Eine Brigade der aragonesischen Carlisten-Division , aus dem 4ten , 6ten und 7ten Bataillon bestehend , hat ( wann ? ist nicht gesagt ) Monteagudo mit Sturm genommen , und die Besatzung , obgleich sie durch das Fort geschützt war und sich in den befestigten Häusern vertheidigte , völlig überwältigt . Das Fort Santa Barbara wurde mit dem Bajonnet erstürmt . Gegen 500 Gefangene und 40 Pferde fielen den Siegern in die Hände . “
Großbritannien .
London , 16 März .
Das Kriegsbudget , das Hr. Macaulay am 9 März im Unterhaus vorlegte , und dessen Einzelposten am 13 votirt wurden , enthält außer den in Nr. 77 angegebenen noch folgende Data : die Gesammtsumme ist 6,194,068 Pf. ( 3,511,870 Pf. treffen davon auf den Sold und Unterhalt der Linientruppen der verschiedenen Stationen , Ostindien ausgenommen ) , was 30,000 Pfund mehr ist als der Voranschlag des vorigen Jahrs . Der Generalstab kostet 60,148 Pf. , die dienstthuende Generalität 92,000 Pf. , 505,800 Pf. die auf halbem Sold stehenden Officiere ; 142,984 Pf. treffen auf die Pensionen der Officiere und Officierswittwen ; 1,274,639 sind die Kosten der Militärspitäler resp. Invalidenhäuser von Chelsea und Kilmainham ; 92,993 Pf. treffen auf das Freiwilligencorps ; 127,300 sind für Gratificationen an kranke Officiere u. s. w. ausgesetzt ; 16,701 Pf. für Unterhaltung des königlichen Militärasyls und der königlichen Hibernischen Militärschule . Unter den Mehrausgaben ist eine Erhöhung auf 245,000 Pf. für die Truppen in Australien wegen der daselbst herrschenden Theurung ; 200 Pf. zur Anschaffung religiöser Schriften für die Soldaten . Die erwähnte Vermehrung der Truppenzahl betrifft unter Anderm : die Errichtung einer Landwehr auf den Bermudas-Inseln , für welche die dort stehenden Linientruppen als Kern dienen sollen ; die Errichtung eines Veteranenbataillons in Canada zur Verhütung des sehr häufigen Desertirens in die Vereinigten Staaten ; die Vermehrung der Besatzungen in Westindien und auf Malta um je 100 Mann ; überhaupt aber die Verstärkung von 81 Infanteriebataillonen je von 835 auf 900 , und von 22 europäischen Bataillonen in Indien je auf 1103 Mann . Ein Hauptargument für die Vermehrung des numerischen Etats war , außer den politischen Verhältnissen im Aus- und Inland , der schwierige Colonialdienst , der bei geringerer Truppenzahl theils gar keine , theils eine allzu seltene Ablösung gestatten würde . Hr. Macaulay schloß seine Darlegung des Budgets mit den Worten : „ Der berühmte Staatswirthschaftslehrer Adam Smith bemerkt richtig , ein stehendes Heer sey zwar im Allgemeinen gefährlich für die Volksfreiheit , bilde aber auch eine Schranke gegen Zügellosigkeit . Im vorigen Jahr seyen der Regierung zwei Wege offen gestanden : entweder die Armee zu verstärken , oder , wie Pitt und Lord Liverpool gethan , die Habeas-Corpus-Acte zu suspendiren . Wer also für die Armeeverstärkung gestimmt , der habe zugleich gestimmt für die Habeas-Corpus-Acte , für unbeschränkte Preßfreiheit , ohne die alle Repräsentativ-Verfassung ein Unding , für das Recht des englischen Volks , sich zu versammeln und das Benehmen seiner Beherrscher frei , ja bis an den Rand des Aufrührerischen hin , zu erörtern .
( Sun . ) Sir Robert Peels ( früher erwähntem ) Antrag zufolge ist auf den Tisch des Hauses der Gemeinen eine Rechnung niedergelegt worden : über die Zahl der an der spanischen Küste verwendeten brittischen Marinesoldaten , über den Werth des von England an Spanien gelieferten Kriegsmaterials und – der von Spanien dafür geleisteten Abschlagszahlungen . Die Zahl der auf der Küste verwendeten Marinesoldaten war 703 , der an der Küste 50 . Die von der Admiralität , der Stipulation des Quadrupelvertrags gemäß , gelieferten Kriegsvorräthe aller Art hatten einen Gesammtwerth von 6692 Pf. 14 Sh . Vom brittischen Heerpflegamt ward an chirurgischen Instrumenten , Arzneien u. s. w. ein Werth von 572 Pf. abgegeben ; vom Feldzeugmeisteramt Waffen und Kriegsgeräth im Werthe von 567,239 ; – im Ganzen ein Betrag von 574,503 Pf. St . Die dafür geleisteten Abschlagszahlungen sind alle unter Einer Rubrik zusammengefaßt : unter der Rubrik Null . Die für die Zahlung geleistete Sicherheit beruht auf einer Note des Grafen Toreno an Hrn. Villiers d. d. 6 Aug. 1835 , welche auf eine nach Befehl des Herzogs v. Wellington gestellte Anfrage besagte : „ Sobald die Umstände es erlauben , wird die Königin von Spanien sich beeilen , der edlen und uneigennützigen Opfer , welche die großmuthige brittische Nation gebracht hat , würdig zu handeln . “
In der Sitzung des Hauses der Lords am 16 März übergab der Herzog v. Wellington , der sich von seiner letzten Krankheit vollkommen erholt zu haben scheint , eine Petition gegen jede Aenderung der Korngesetze . Graf v. Aberdeen brachte die Patronatsstreitigkeiten in der schottischen Kirche ( s. Nr. 74 der Allgemeinen Zeitung ) wieder zur Sprache , und äußerte die Hoffnung , der edle Viscount , der an der Spitze von Ihrer Majestät Regierung steht , werde die Idus des März nicht in griechische Kalenden verwandeln , sondern dem Hause bald eröffnen , welchen Gang die Regierung in dieser wichtigen Sache einzuhalten gesonnen sey . Lord Melbourne antwortete , die Regierung sey noch zu keinem Entschluß gekommen , doch hoffe er demnächst eine Anzeige darüber machen zu können . Der Marquis v. Londonderry bemerkte , im J. 1824 unter Cannings Administration sey eine ansehnliche Summe Geldes für spanische Flüchtlinge in England bewilligt worden , deren politische Meinungen , wie er glauben müsse , mit denen , die jetzt in Madrid an der Tagesordnung , conform seyen . Eine beträchtliche Anzahl dieser Leute halte sich annoch in England auf und einige derselben genössen englische Pensionen , so daß sie in der That ihr Brod in Müßiggang äßen , anstatt in ihr Vaterland zurückzukehren . Er wünsche die Vorlegung einer specificirten Rechnung über alle seit 1824 an spanische Flüchtlinge gezahlten Unterstützungsgelder und Pensionen . Deßgleichen ein Verzeichniß der in neuester Zeit an Spanien gemachten Geld- und Materialienlieferungen . Lord Melbourne fand gegen das ein und andere Begehren nichts einzuwenden . – Die Gemeinen hielten keine Sitzung , da die erforderliche Anzahl von 40 Mitgliedern nicht zusammengekommen war .
Am 14 März starb , 68 Jahre alt , Graf v. Morley , ein Pair des Vereinigten Königreichs . Die Pairswürde erbt sein im Jahr 1810 geborner Sohn , Viscount Boringdon .
Dem Hampshire Telegraph zufolge hat Contreadmiral Sir James Gordon das ihm zugedachte Commando des brittischen Geschwaders in den brasilischen Gewässern abgelehnt .
( Globe . ) Dem Parlament liegt jetzt eine Bill vor , welche die Errichtung einer Compagnie zum Zweck hat , um dem Meere gegen 150,000 Acres gutes Fruchtland abzugewinnen . Der Schauplatz der beabsichtigten Operationen ist das sogenannte „ Wash “ ( d. h. die breite Meereseinbuchtung mit den weitläuftigen Sandbänken an der flachen , kaum über das Meer erhabenen Küste von Lincolnshire . Wirklich heißt ein Theil dieser aus Marschland bestehenden Grafschaft Holland . ) Dieses große Nationalunternehmen wird viele tausend fleißige Hände beschäftigen , und kann einst vielen hundert Familien von Feldbauern Wohnung und Nahrung gewähren . – In Lincoln , dem alten Lindum Colonia , hat man neuerdings wieder interessante Reste römischer Festungswerke aufgefunden .
Von „ II. B. “ ist eine neue Caricatur erschienen , die viel Lachen erregt . Sie heißt „ Ulysses und die Sirenen . “ Sir Robert Peel ( Ulysses ) ist in einem Schiff , dessen Vordertheil einen Gänsekopf darstellt ; seine Gefährten : Sugden , die Recorders von London und Dublin nebst einigen andern Tories , binden ihn an den Mast , während Lord J. Russell , O' Connell und Wakley als Sirenen im Schilf am Ufer mit dem possierlichsten Ausdruck Flöte und Harfe spielen und singen .
Frankreich .
Paris , 18 März .
Der neueste Moniteur enthält in seinem amtlichen Theil einen Bericht des Ministers des öffentlichen Unterrichts an den König , welcher die Aussetzung von Preisen und Ehrenerwähnungen , die jährlich bei den Rechtsfacultäten des Königreichs vertheilt werden sollen , vorschlägt . Diesem Berichte folgt eine k. Ordonnanz , welche diesen Vorschlag sanctionirt .
* In der Sitzung der Deputirtenkammer am 18 März kam die Tagesordnung an Erörterung des Getzesentwurfs zur Eröffnung von Crediten zur Ausstattung der Rücktrittscassen bei den Ministerien der auswärtigen Angelegenheiten und der Finanzen im Betrage von 5,500,000 Fr . Bei Abgang der Post waren mehrere Artikel angenommen . – Vor dieser Sitzung hatte sich die Deputirtenkammer in ihren Bureaux versammelt . Die Minister des Innern , der Justiz und der öffentlichen Arbeiten waren anwesend . Es waren drei Vorschläge an der Tagesordnung : 1 ) der Vorschlag zu Gunsten der Vertheidiger von Masagran . Dieser ward von allen Bureaux verworfen . Man war der Ansicht , daß die Initiative der Regierung überlassen werden müsse ; 2 ) der Vorschlag des Hrn. Larabit in Betreff der rückständigen Gehalte der Legionäre ward in fünf Bureaux angenommen ; 3 ) ein ebenfalls die Legionäre betreffender Vorschlag des Obristen l' Espinasse , der aber nur von dem dritten Bureau angenommen ward . – Man wiederholte in der Kammer , General Bugeaud sey zum Generalgouverneur von Afrika ernannt . Man bemerkte , daß Hr. Thiers sich in den Gängen der Kammer lange mit Hrn. Odilon Barrot unterhielt .
( Revue de Paris . ) Ein Journal sagt , das Cabinet vom 1 März sey das Ministerium Martignac der Revolution von 1830 . Wir geben diese Analogie nicht zu , weil es vor dem Ministerium des Hrn. Thiers kein Ministerium des Hrn. v. Villèle gegeben hat , so wie es nach ihm kein Ministerium des Fürsten Polignac geben wird . Man geht nicht einer Revolution entgegen , sondern man sucht nach den Bedingungen einer Transaction .
Die wichtigste der französischen Monatsschriften , die Revue des deux Mondes , ist dem Beispiel der dynastischen Tagsblätter , die sämmtlich in Opposition gegen das Ministerium verfallen , nicht gefolgt , sondern tritt als dessen Vertheidigerin auf , ungeachtet sie immer als ein Organ Molé's gegolten hatte . Sie sagt in ihrer letzten politischen Uebersicht unter Anderm : „ Das Ministerium des 1 März besteht noch keine vierzehn Tage , und hatte noch keine Gelegenheit , ein Wort von Bedeutung zu sagen ; dennoch ist es schon von Feinden umgeben , mit
Wuth angegriffen , mit Tod bedroht . Man bereitet ihm , heißt es , einen Gegenstoß , einen schimpflichen Sturz , man will an ihm Rache nehmen für die stillschweigende Erdrosselung des 12 Mai . Diese Projecte sind keineswegs Chimären , die Gefahr besteht wirklich , und die Existenz des Cabinets ist ernstlich bedroht . In dieser Lage fällt uns ein Umstand ungeheuer auf : der Muth und die Geistes- und Gemüthsruhe jener Männer , für welche das parlamentarische Spiel nichts Unbekanntes hat . Diese können doch unmöglich die Gefahren übersehen , noch über die möglichen ernsten Folgen dieser Lage sich täuschen . Sie wissen , wie wir , daß seit 1830 unser Zustand noch nie bedenklicher , die Gefahr nie wirklicher , das Mittel dagegen nie ungewisser und gewagter war . Allerdings wurde von 1830 bis 1835 die durch die Juliusrevolution eingesetzte Regierung häufig offen bedroht , gewaltsam angegriffen ; aber alle Regierungskräfte waren damals vereinigt , alle Männer , welche einigermaßen die Bedingungen der Staatsgewalt begriffen , reichten sich die Hand . Die Anarchie heulte vor den Thoren des Parlaments , des Ministerraths , der Staatsgewalt , aber sie überschritt diese Schwelle nicht . Zahlreiche , einmüthige , intelligente , ergebene Vertheidiger fehlten damals nicht ; daher legten sich auch jene Stürme , ein festerer Zustand kehrte wieder , und Alles schien eine Zukunft anzudeuten , in der auch die leisen Erschütterungen , welche bei jeder neuen Organisation unvermeidlich sind , verschwinden würden . Wie hat sich nun unsre Sache gestaltet ? Die Anarchie ist entwaffnet , ermüdet durch ihre Niederlagen . Frankreich könnte stark , ruhig , glücklich seyn , könnte der Gegenwart sich freuen , und eine glänzendere Zukunft hoffen . Nun aber entmuthigt die Gegenwart ; die Zukunft erschreckt ; Jedermann fragt sich , wohin man geht , was man will ; Niemand weiß es . Alles Vertrauen ist verschwunden ; man ist ungewiß über alle Dinge , skeptisch über alle Principien , und was die Personen betrifft , so waltet in deren gegenseitigen Beziehungen kein Gefühl der Ehre und Würde mehr vor . Das einzige Band ist nur noch der gemeinsame Haß , das einzige Pfand der Treue nur die gleichen persönlichen Interessen ; man gebraucht nur noch ein gemeinsames Mittel der Thätigkeit , nämlich seinen Gegner anzuschwärzen , zu verleumden , ihn niederzuwerfen , seinen Platz wegzunehmen . Die Verwirrung der Geister ist in die Regierung selbst eingebrochen . Es gibt keine Majorität in der Kammer mehr , und die Ministerien werden von Majoritäten des Augenblicks , von Majoritäten ad hoc über den Haufen geworfen ; sie bilden sich heute und stürzen ein Cabinet ; morgen existiren sie nicht mehr . Sie gleichen der Explosion einer Mine , man sieht den Boden geborsten – wo aber ist das Pulver , das die Zerstörung verursacht hat ? Es ist eine Armee von kampflustigen Freiwilligen ; sie zertrümmert die Thore eines Forts und läuft dann auseinander ; sie wird zum Angriff wiederkehren , sobald eine neue Besatzung die ermordete ersetzt hat – es ist der Krieg um des Krieges willen . Bei diesem Zustand ist die Repräsentativregierung in ihrer Grundfeste angegriffen . Eine Kammer , die nur eine Majorität zum Umsturz , keine zum Regieren hat , eine Kammer , die demnach nur ein Hinderniß aller Verbesserungen wäre , welche das Land mit gerechter Ungeduld erwartet , eine solche Kammer würde eine ungeheure moralische Verantwortung auf sich laden . Will man etwa Frankreich beweisen , daß die Repräsentativregierung mit unsrer gesellschaftlichen Ordnung unverträglich ist ? Nein , Frankreich weiß , daß diese Regierung möglich , sogar leicht ist , wenn die Menschen sich nicht ganz von ihren kleinen Leidenschaften beherrschen lassen , und vor dem allgemeinen Interesse nicht die Augen schließen . “ Nach dieser wenig tröstlichen allgemeinen Skizze der französischen Zustände geht die Revue des deux Mondes auf die Stellung des gegenwärtigen Ministeriums und der Kammer ein . Die Schuld an dem Sturz des letzten Cabinets trügen , meint die Revue , die 221 . Auf ihre Stimmen habe das Ministerium Soult , als es den Dotationsentwurf vorgelegt , gerechnet und mit Einschluß der Freunde der HH . Dufaure und Passy , so wie der Dectrinäre würde ihnen auch die Majorität geblieben seyn ; es hätten sich aber „ Sachsen “ in ihren Reihen gefunden und durch ihren Abfall , durch ihre Weigerung , einem französischen Prinzen eine Aussteuer zu geben , sey das Ministerium Soult getödtet worden . „ Nach dessen Rücktritt – fährt die Revue fort – war die Erhebung des Hrn. Thiers so vorgezeichnet , so nothwendig , daß Niemand ernstlich an ein Ministerium ohne ihn dachte , und man fragte sich nur , welche Männer , welche Fractionen der Kammer mit ihm zur Bildung der neuen Verwaltung berufen würden . Das Cabinet war ziemlich schnell gebildet . Sollten nun dieselben Männer , welche durch ihr Votum gegen die Dotation die Ernennung des Hrn. Thiers unumgänglich nothwendig gemacht , das neue Ministerium wegen seiner Entstehung stürzen , an ihm die Streiche rächen wollen , die sie selbst gegen das Ministerium Soult geführt ? Und die Männer des 12 Mai sollten , noch verwundet von ihrem Sturz , denen die Hand bieten , die sie gestürzt haben , um ihrerseits das einzige Cabinet , das heute noch möglich ist , über den Haufen zu werfen ? ... Man sagt , Hr. Thiers bereite den Eintritt der Linken ins Ministerium vor , er wolle uns zur Constitution von 1791 führen . Aber dieß ist nur die Sprache des Parteigrimms . Niemand glaubt ernstlich daran . Wie ? Hr. Thiers sollte uns zum Zustand von 1791 zurückführen ? Er hat also alle seine Antecedentien , das Ministerium vom 11 Oct. und vom 22 Febr . vergessen ; er hat seinen positiven Geist , seinen bewundernswürdigen Scharfsinn , sein Regierungsgenie verloren , welches sicherlich eher der Freiheit einige Besorgniß , als der Licenz die geringste Hoffnung geben könnte ? Er erklärte sich gestern bereit , einem Cabinet unter der Präsidentschaft des Hrn. v. Broglie beizutreten , und sollte morgen das Staatsruder Frankreichs in die Hände der Linken geben , sich zum Werkzeug ihrer Utopien und dann zum Opfer ihrer Uebertreibungen machen wollen ? Und in dieser Absicht , glaubt man , habe er gemäßigte , kluge , sogar schüchterne Männer , welche als „ Männer des Widerstands “ allgemein bekannt sind , sich beigesellt ? Um den Geist der Revolutionen zu entfesseln , habe er Männer ausersehen , wie die HH . Rémusat , Cubières , Cousin , Jaubert ? Wir wollen hier nur einen kurzen Rückblick auf die Stellung des Hrn. Thiers in den letzten Jahren werfen . Nach seinem Rücktritt von der Gewalt fand er sich ganz natürlich der Linken näher als zuvor . Die Männer des linken Centrums und der Linken , ihre Freunde , ihre Journale nahmen Hrn. Thiers mit offenen Armen auf , sich glücklich schätzend , von einem so schönen Talent sagen zu können : er ist einer der Unsrigen ! Hr. Thiers , der als Staatsmann vor Allem nicht isolirt stehen wollte , ließ sie reden . Was hat er selbst aber seitdem gesprochen oder gethan , das die Behauptung rechtfertigen könnte , er sey das Gegentheil eines Conservativen ? Er beobachtete Stillschweigen , war in den Pyrenäenbädern , besuchte Italien und begann zwei historische Werke . Hat er deßhalb die Linke getäuscht ? Gewiß eben so wenig , als Hr. Barrot die Doctrinäre während der Coalition getäuscht hat . Ohne gerade von der Linken zu seyn , war Hr. Duvergier de Hauranne weniger fern von ihr als Hr. J. Lefévre , und Hr. Thiers , ohne der Linken anzugehören , stand ihr näher als Hr. Martin du Nord . “ Die Revue des deux Mondes tritt dann der Meinung fast aller Preßorgane bei , daß keine der großen Fractionen der Kammer die Mehrheit für
sich habe , und daß die Doctrinäre , zwischen den beiden Hauptparteien stehend , den Ausschlag geben könnten , wenn sie einig wären . Die 221 , meint die Revue , könnten Hrn . Thiers demnach keine Majorität versprechen , und wenn sie ihn zu sich herüber zu locken suchten , so sey dieß nur falsches Spiel , denn diese Partei wolle um jeden Preis den Sturz des Ministeriums und eine neue Krise , um dann sagen zu können : Hr. Thiers ist Schuld an Allem , weil er unserm Rath nicht folgte . Nichts sey übrigens leichter , als eine neue Ministerkrise herbeizuführen . Die HH . Duchatel , Dufaure , Passy dürften zu diesem Zweck nur den Jacqueminotisten die Hand geben . Wenn aber diese häufige Wiederkehr der Ministerkrisen ihnen bedenklich vorkomme , sey es rathsamer für sie , erst die Handlungen des Ministeriums abzuwarten , ehe sie eine Coalition zu seinem Sturze bilden . Ein bedeutender Mann habe die den Conservativen geziemendste Rolle sehr gut mit den Worten bezeichnet : sie sollten das Ministerium unterstützen und im Zaum halten ; dieß heiße so viel , als : die Conservativen sollten das Cabinet unterstützen und es beobachten . Eine solche Rolle wäre allerdings für die Conservativen mehr schwierig als glänzend , und ein kühnerer , einfacherer Schritt würde der directe Angriff gegen das Ministerium seyn , dem dann unmittelbar eine Auflösung der Kammer folgen müßte . „ Von wem aber – fährt die Revue fort – und zu wessen Gunsten soll die Auflösung geschehen ? Man antworte , wie man will , so bleibt die Gefahr jedenfalls unermeßlich , ist noch drohender , wenn die Auflösung gegen Hrn. Thiers , als wenn sie für ihn geschieht . Geschieht sie gegen ihn , so muß sie die Wahlen all' den ungeordneten Parteieinflüssen überlassen , die sich für Hrn. Thiers erklären . Wird die Auflösung durch Hrn. Thiers ausgesprochen und geleitet , so glauben wir nicht , daß er , im Besitz des Regierungseinflusses sich willig zum servilen Werkzeug einer Partei hergeben werde , welche , sobald sie als Majorität in der Kammer auftritt , ihn bei dem geringsten Widerstreben gegen irgend einen ihrer Ansprüche stürzen würde . Wohl könnte es kommen , daß einige Kammermitglieder nicht wieder gewählt würden . Die Regierung würde ihre Wiedererwählung nicht unterstützen , sondern suchen , glauben wir , sie durch gemäßigte Männer zu ersetzen . Wie dem nun sey , so weisen wir jedenfalls die Idee der Auflösung , von welcher Seite sie auch kommen mag , kräftigst zurück , und werden nie jenen beistimmen , welche die Zukunft des Landes auf einen Würfelwurf wagen wollen . Die Auflösung kann nur vermieden werden , wenn man das Ministerium unterstützt und ohne Groll und Bitterkeit sich bemüht , es innerhalb der Gränzen , welche Hr. Thiers in den Ministerien vom 11 Oct. und 22 Febr . sich selbst gesteckt hat , zu halten . “
Paris , 18 März . Die vorgestrige Verhandlung der Deputirtenkammer über die zum höchsten Nachtheil von Frankreich so sehr übertriebenen Einfuhrzölle auf fremdes Schlachtvieh haben wieder einmal gezeigt , wie weit in Sachen der politischen Oekonomie diese Kammer immer noch zurück ist . Ich will damit weder die französische Nation im Allgemeinen , noch die gebildeten Classen derselben eines Mangels an Einsicht zeihen – ein solches Urtheil wäre ungerecht ; ich beschränke meinen Tadel auf die Majorität der Deputirtenkammer . Auch bin ich sehr geneigt zu glauben , daß es den meisten Mitgliedern der Majorität , die vorgestern so großen Nationalhaß gegen das deutsche Hornvieh an den Tag gelegt , nicht sowohl an Verstand als an gutem Willen fehlt , der Wahrheit auf den Grund zu kommen . Die meisten dieser Leute sind entweder selbst im Ackerbau interessirt , oder vertreten ackerbautreibende Districte . Je weniger diese Volksvertreter in den der Individualität ihrer Committenten minder nahe liegenden und ungleich wichtigern Fragen auf das allgemeine Beste Rücksicht nehmen , um so eifriger benützen sie Fragen wie die vorliegende , um ihren Districten zu beweisen , wie gewissenhaft sie in Erfüllung ihres Berufes sind . Diese Frage , obgleich sie nur den Einfuhrzoll auf Schlachtvieh betrifft , ist in Beziehung auf Theorie und Praxis der politischen Oekonomie eine interessante , und ich glaube um so mehr sie Ihren Lesern auseinander setzen zu müssen , als es sich dabei zum Theil auch um deutsche Interessen handelt . Das östliche und südöstliche Frankreich hat in frühern Zeiten ( vor 1822 ) eine bedeutende Anzahl von Ochsen und Schafen aus Deutschland bezogen . Zum Theil kamen sie in magerm Zustand über die Gränze und wurden hier gemästet . Ein Theil davon kam bis auf den Pariser Viehmarkt in Passy . Im J. 1822 fand aber die Regierung diese Einfuhr der Wohlfahrt Frankreichs nicht entsprechend , und der Einfuhrzoll ward unmäßig erhöht . Namentlich mußte von den Ochsen ohne Rücksicht darauf , ob sie fett oder mager waren , 55 Fr. per Stück statt der frühern 3 Fr. bezahlt werden . Dieser Zoll wirkte auf das Elsaß , auf Lyon , überhaupt auf die Länder längs der deutschen und savoyischen Gränze , ja bis Paris sehr nachtheilig . Das Fleisch stieg überall im Preis um 3 bis 4 Sous per Pfund , ohne daß der Arbeitslohn sich erhöhte . Die Consumtion verminderte sich ( oder vermehrte sich doch nicht in dem frühern Verhältniß ) zum Nachtheil des Wohlbefindens , der Arbeitskraft und der Gesundheit der arbeitenden Classen . Deutschland , das früher den Betrag seiner Viehlieferungen in französischen Weinen bezogen hatte , beschwerte diese Ausfuhren mit höhern Eingangszöllen . Es ist klar , daß aus diesen Schutzzöllen Niemand Vortheil zog , als die großen Güterbesitzer , und daß diesen auf Kosten des ganzen übrigen Frankreichs ein Monopol eingeräumt ward . Auch war dieß bei Erhöhung des Einfuhrzolles in der That beabsichtigt worden . In den Debatten ist mit guten Gründen behauptet und von Niemanden widerlegt worden , daß die Restaurationsregierung mit dieser Zollerhöhung die güterbesitzenden Mitglieder der Kammer gleichsam bestochen hat . Dieser Uebelstand ist seit 1830 fast jedes Jahr zur Sprache gebracht worden , aber immer haben die Privatinteressen gegen das Gemeinwohl den Sieg davon getragen . Dießmal kam die Frage in Folge von gründlich abgefaßten Petitionen der Schlächter von Straßburg , Lyon und Paris zur Discussion . Die Commission ging darauf ein und stellte den Antrag : die Petitionen an den Finanzminister abzugeben ; die Kammer aber beschloß zur Tagesordnung überzugehen . Die Repräsentanten von Lyon und vom Elsaß thaten ihr Möglichstes , das Unsinnige dieses Zolles ins Licht zu stellen ; sie bewiesen , wie sehr die Einfuhr an deutschem Schlachtvieh zum Nachtheil der Ausfuhr an französischen Producten und Manufacturwaaren sich vermindert habe ; sie zeigten , wie andrerseits die Ausfuhr an französischem Schlachtvieh nach Belgien und England im Zunehmen sey . Besonders zeichnete sich Hr. v. Golbery durch seine gründlichen Argumente aus : andrerseits ward purer Unsinn beigebracht . Ein Obrist Sevret behauptete unter Anderm , alles deutsche Schlachtvieh , das über den Rhein nach Frankreich gebracht werde , komme aus Ungarn und der Walachei , und werde in Deutschland nur gemästet . Ein solcher Ochse komme den Deutschen nur auf 90 Franken zu stehen . Der bekannte General Bugeaud sagte , er wollte lieber die Armeen von Rußland und Oesterreich als die deutschen Ochsen über den Rhein passiren sehen . Mit Einem Wort , diese Discussion hat ans Licht gestellt , daß die deutsche Handelsunion nur , wenn sie Frankreich mit einer weitern Belastung seiner Producte bedroht , diese Kammer zur Vernunft bringen kann .
Belgien .
Brüssel , 16 März . Noch hat der König die Entlassung der Minister nicht angenommen . Einstweilen ist die Repräsentantenkammer heute zusammen gekommen , um über einen Gesetzentwurf wegen des provisorischen Credits , welchen General Willmar , der Kriegsminister , eingebracht , zu verhandeln . Dieser erklärte zugleich , daß er in Folge der letzten Abstimmung die Verhandlung des Kriegsbudgets nicht mehr vornehmen könne ; damit aber die Umbildung des Ministeriums erleichtert werde , und um den Gang des öffentlichen Dienstes nicht ins Stocken gerathen zu lassen , komme er , um einen provisorischen Credit von 3 Millionen für das Kriegsdepartement zu verlangen . Die Kammer hat sofort einstimmig diesen Kredit zu bewilligen beschlossen nach vorgängiger Prüfung durch die Centralsection . Die Kammer vertagte sich hierauf bis nach der Bildung eines neuen Cabinets . – Es heißt , Hr. Lebeau würde mit der Bildung des neuen Ministeriums beauftragt . Folgendes sind die Namen der muthmaßlichen neuen Minister : Ausw . Angelegenheiten : Hr. Lebeau ( Gesandter am deutschen Bundestage ) ; das Innere : Hr. Rogier ( Statthalter von Antwerpen ) ; öffentliche Staatsarbeiten : Baron v. Huart ; Finanzen : Hr. Duvivier ( Staatsminister ) ; Justiz : Hr. Dolez ( ausgezeichneter Jurist ) ; Kriegswesen : General Nypels ( Flügeladjutant des Königs ) . ( K. Z. )
Niederlande .
Holländische Blätter schreiben aus dem Haag vom 15 März : „ Die allgemein umlaufenden Gerüchte über die nahe Vermählung des Königs scheinen täglich mehr Boden zu gewinnen . Sowohl der Staatscourant als das Journal de la Haye beobachten darüber das tiefste Stillschweigen , was man als Bestätigung des Gerüchts auslegt . Wirklich versichert man auch , daß die Heirath im Monat Mai in Loo vollzogen werden soll , daß mehrere Oberofficiere aus dem Stabe des Königs dabei anwesend seyn , die Gräfin den Titel Prinzessin von Nassau bekommen werde etc . Ferner behauptet man , daß im Anfang des Monats Mai die Kronprinzessin nach St. Petersburg , der Prinz und die Prinzessin Friedrich von Oranien nach ihren Landgütern in Schlesien , der Erbprinz und die Erbprinzessin von Oranien nach Stuttgart abreisen sollen . “
Deutschland .
München , 20 März . Heute erstattete Pfarrer Neuland der Kammer der Abgeordneten Vortrag über die Anträge des Hrn. Weinzierl , resp. Sukart und Zarbl , den Abzug der Armen- und Schulquarten von allen frommen Stiftungen und Vermächtnissen betreffend . Der Berichterstatter begutachtete , „ es möge an Se. königl. Maj. die ehrfurchtsvollste Bitte gebracht werden , alle Verordnungen über den Abzug aller Armen- und Schulquarten von allen frommen Vermächtnissen in allen Provinzen des Reichs außer Kraft und Anwendung zu setzen . “ Im ersten und dritten Ausschusse waren sieben Stimmen für die Aufhebung , zwei unbedingt dagegen , und zwei gegen die Aufhebung unter besonderen Modificationen . Letztere eignete sich der combinirte Ausschuß nicht an , und die Majorität erscheint hiernach dem Antrage auf gänzliche Aufhebung der Schul- und Armenquarten in Ansehung frommer Stiftungen und Vermächtnisse als beitretend . – Ferner wurden noch Vorträge erstattet aus den speciellen Referaten zu den einzelnen Abtheilungen der vorgelegten Nachweisungen über die Verwendungen der Staatseinnahmen in den Jahren 1835/36 , 1836/37 und 1837/38. Freiherr v. Welden berichtete dann über sieben Petitionen . Am Schlusse endlich verlas , in Abwesenheit des Referenten Kolb , Dr. Gack im Namen des erstern , dessen Bericht über den Antrag des Frhrn . von Kreß v. Kressenstein , Straßenbauwesen , resp. Erhebung der Districtsstraßen in die Classe der Staats- und Kreisstraßen betreffend . Der Referent , in Erledigung dieser und mehrerer anderer eingekommenen Vorstellungen ähnlichen Betreffs , begutachtete mit der Majorität des Ausschusses folgende Anträge : 1 ) daß zur Erhebung der von der Regierung dazu bestimmten oder noch zu bestimmenden Districtsstraßen in die Classe der Staats- und Kreisstraßen eine jährliche Summe von 300,000 fl. von den Erübrigungen der dritten und vierten Finanzperiode , und zwar sowohl zur Unterhaltung der bereits gebauten , als zum Neubau der noch unvollendeten Straßen zu verwenden sey ; 2 ) daß den Ständen des Reichs nach vorgängiger Vernehmung und Begutachtung der Landräthe ein Gesetzesentwurf über die Classification und Eintheilung der Straßen in Staats- , Kreis- und Districtsstraßen vorgelegt , und so das aufgestellte Straßennetz einer Revision unterworfen werde ; 3 ) daß zur Vermeidung von Ueberbürdungen und ungleicher Lastenvertheilung die Districtsstraßen gänzlich zu supprimiren , und dagegen Staatsstraßen erster und zweiter Classe , dann Kreisstraßen zu creiren seyen ; 4 ) daß a ) alle bereits bestehenden , oder im Bau begriffenen Straßen , auf welche nach der durch allerhöchste Verordnung vom 18 Febr . 1835 angeordneten Classification der Begriff einer Staats- oder Kreisstraße erworben sey , den zur Zeit damit ganz oder theilweise belasteten Districten und Gemeinden abzunehmen seyen , b ) die Regierungen sich für die Folge streng an den Grundsatz zu halten haben , die Bau- und Unterhaltungslast solcher Staats- und Kreisstraßen niemals einzelnen Districten oder Gemeinden aufzubürden .
Frankfurt a. M. , 18 März . Die Bahnstrecke von hier nach Hattersheim , also eine Entfernung von zwei Meilen , wird in 19 bis 25 Minuten zurückgelegt . Die Länge der Bahn von Castel nach Wiesbaden beträgt bei weitem nicht den dritten Theil , und doch wird regelmäßig mehr Zeit zur Befahrung erfordert . Das Terrain erhebt sich etwas zwischen Castel und Wiesbaden : die gesammte Steigung mag etwa 70 Fuß betragen , auch hat die Bahn einige Biegungen . Dieser Terrainhindernisse ungeachtet scheint der Zeitaufwand aber doch zu groß , wenn , wie es vorgekommen ist , die Fahrt 28 Minuten dauert . Die Rückfahrt wird in etwas kürzerer Zeit zurückgelegt . Der Grund dieser beispiellosen Langsamkeit kann nicht in der Construction der Bahn gesucht werden , die nach den sachverständigsten Urtheilen mit großer Sorgfalt ausgeführt ist , und in der bisher nur ganz unbedeutende Verdrückungen in Folge der Witterung und des Gebrauchs wahrzunehmen waren , die aber alsbald wieder hergestellt wurden . Es ist daher anzunehmen , daß man entweder der Solidität der Locomotive , oder der Erfahrung der Beamten nicht unbedingt traut , und Bedenken trägt , gleich beim ersten Anfange das Unternehmen zu depopularisiren , was wahrscheinlich nicht ausbliebe , wenn auch hier , wie auf der Strecke von Frankfurt nach Hattersheim sich ein Unglücksfall ereignen sollte . Ob aber in der Langsamkeit der Beförderung gerade das Sicherungsmittel zu suchen ist , das ist doch noch eine große Frage . Denn da die Friction durch die größere Geschwindigkeit der Bewegung nicht vermehrt wird , und die volle Anwendung der Dampfkraft der Locomotive bei weitem nicht erforderlich seyn würde , um den Weg viel schneller zurückzulegen , so kann die langsamere Bewegung nur insofern nützen , als sie den Führern Zeit läßt , das , was sie zu thun haben , zu überlegen . Nun gehört aber zu diesem Geschäfte doch nichts Anderes , als große Pünktlichkeit , und es dürfte daher eine genaue Auswahl im Personal , und eine strenge Disciplin allein und am sichersten Erfolge versprechen . – Der Vorstand unserer Nachbarstadt Mainz hat ein Publicandum über die Säcularfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst erlassen . Die Festlichkeiten werden sich von denen an andern Orten nicht unterscheiden : Aufzüge , Reden , Concert , Mittagessen , Ball , Illumination werden die Festtage ausfüllen . Hier wird bei größeren Kräften hoffentlich noch mehr geleistet werden ; an Sinn dafür fehlt es nicht , und es wird nur darauf ankommen , auf geschickte , der Eigenthümlichkeit des hiesigen Publicums zusagende Weise die vorhandenen Mittel in Bewegung zu setzen .
– In manchen höhern Cirkeln zweifelt man nicht an dem nahe bevorstehenden Falle des französischen Ministeriums vom 1 März , und glaubt sogar , daß man desselben bei seiner Creirung gewiß gewesen sey . Es scheint um die Beweisführung zu thun gewesen zu seyn , daß die Opposition , welche eine dauernde Thätigkeit der den Sympathien und Ansichten des Cabinets entsprechenden Ministerien nicht gestattet hat , außer Stand sey , selbst das Ruder zu führen , und ihre Leiter für alle Zeiten abzunutzen und zu compromittiren . Diese Meinung ist die verbreitetste . Es lassen sich aber auch Stimmen hören , welche den Präsidenten des Ministerraths für einen viel zu guten Rechner halten , als daß er die Mission zur Bildung eines Ministeriums übernommen haben würde , ohne die parlamentarischen und andere Kräfte zu zählen , auf welche er rechnen kann .
Dresden , 19 März . JJ . MM . der König und die Königin sind von ihrer Reise nach Wien vorgestern Nachmittag im besten Wohlseyn wieder hier eingetroffen . – Unsre Regierung hat gestern früh durch den in seinem 67sten Jahre an Kopfgichtleiden erfolgten Tod des Staatsministers ( des Cultus ) v. Carlowitz eines ihrer fähigsten Mitglieder verloren .
Braunschweig , 16 März . Der Herzog wird der Feier der fünfzigjährigen Kriegsdienstzeit des Königs von Hannover beiwohnen , wozu sich auch außer den Officieren seines Gefolges noch andere zur Vertretung des hiesigen Corps in allen seinen Rangstufen dahin begeben . Se. Maj. der König von Bayern hat so eben die Büste von Schill hieher senden lassen , welche von Stiglmaier nach der Todtenmaske des männlich schönen , Kraft und Festigkeit ausdrückenden Antlitzes in Erz gegossen worden . Das königliche Geschenk ist ein classisches Kunstwerk , und nach dem Zeugniß der Bekannten von Schill sind seine Züge treu und lebendig in dem starren Erze von der Meisterhand dargestellt . Diese Büste in halbkolossaler Größe wird auf drei Kanonenröhren ruhend , neben den lebensgroßen Brustbildern des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braunschweig , des Erzherzogs Karl und des Sandwirths Andreas Hofer , umgeben von den Namen und Wappen der Schill begleitenden Officiere in der Capelle aufgestellt werden , welche zum Denkmal dafür mit einem Invalidenhause hier bei St. Leonhard erbaut worden . Die Umgegend wird ein kriegerisches Ansehen durch den Aufwurf von Batterien zu den jährlichen Uebungen erhalten .
Hannover , 16 März . Das Fest des Militärjubiläums Sr. Maj. wird morgen von einer glänzenden Versammlung einheimischer und fremder Officiere begangen , und es wird Alles aufgeboten , was Pracht und Geschmack zum Schmuck des Festmahles zu leisten , und was der Bedeutung des Festes zu entsprechen vermag . Es folgt demselben am 19 die Wiedereröffnung der Ständeversammlung , welche sich vollständiger als zuvor , aber nicht so vollständig gestaltet , als es von ihr und für sie gewünscht worden .
Hannover , 17 März . Statt im October v. J. den Bundesbeschluß vom 5 September im Rücken den Bitten des Landes gemäß die jedenfalls ganz unvollständige Ständeversammlung aufzulösen , Vertrauen zu zeigen und Vertrauen zu gewinnen , versuchte die Regierung die Corporationen zur Ergänzung jener Kammer heranzuziehen , und sieht nun nach einem neuen beinahe sechsmonatlichen Kampfe ein , daß sie auf diesem Wege nicht weiter kommt . Sie hat damit nicht bloß Zeit verloren ( und ein solcher Verlust ist für unsre Regierung von Bedeutung ) , sondern sie hat auch den Vertheidigern des Staatsgrundgesetzes das Bewußtseyn eines gewonnenen Sieges gegeben . – Die Wahlen werden jetzt meist zu Ende seyn , mehr als drei hat die Hannover'sche Zeitung aber noch nicht gemeldet , während der Hamburger Correspondent täglich von verweigerten Wahlen berichtet . Uebermorgen sollen die Sitzungen beginnen : vielleicht wird man die ersten Tage nicht einmal die zu Beschlüssen nöthigen Siebenunddreißig haben , und die Zahl Fünfzig wird die Versammlung gewiß nicht erreichen . Wenn nun auch die Regierung in ihrer bisherigen Consequenz einer so unvollständigen Versammlung zumuthen wird , den neuen Verfassungsentwurf zu berathen , so ist doch mit ziemlicher Sicherheit vorauszusehen , daß die Versammlung ( zumal der festen Haltung gegenüber , welche das Land bewahrt ) nicht den Muth haben wird , eine neue Verfassung zu machen ; sie wird ( da alle Mittel , diese Kammer zu complettiren , nichts halfen ) , die Regierung ihrerseits um Auflösung und Berufung einer neuen Versammlung bitten , und die Regierung wird nicht umhin können , diesen Wunsch zu erfüllen . Dann wäre ( falls sich die Regierung wirklich zu den Concessionen verstehen will , welche ihre Organe im Hamburger Correspondenten dem neuen Verfassungsentwurfe nachrühmen oder vielmehr vor rühmen ) mit einer neuen Ständeversammlung auf den Grund des Bundesbeschlusses vom 5 Sept. vielleicht eine Vereinbarung möglich , die wirklich den traurigen Wirren ein Ziel setzte . – Von den Festlichkeiten , welche zur Feier des Jubiläums in diesen Tagen stattfinden werden , wird die Hannover'sche Zeitung ausführlich berichten , weßhalb wir uns hier einer Beschreibung derselben enthalten können ; von Seite der Unternehmer der bekannten letzten Petition an das Bürgervorstehercollegium haben auch bei dieser Gelegenheit einige Demonstrationen stattgefunden , z. B. sind fünf oder sechs derselben heute Morgen vor dem Palais Sr. Maj. des Königs erschienen , und haben Blumen gestreut . Die dort versammelte Menge nahm keinen Theil daran . Der Magistrat hat beschlossen , das Rathhaus zu illuminiren , um zu zeigen , daß man sehr wohl die dem Landesherrn schuldige Ehrerbietung mit standhafter Verfechtung der eigenen Rechte vereinigen kann .
Preußen .
Berlin , 17 März . Wahrscheinlich um dem neuen Premierminister ein größeres Relief zu verleihen , haben die bisherigen französischen Oppositionsblätter erzählt , die preußischen Festungen an den Gränzen Frankreichs und Belgiens würden jetzt neu verproviantirt und in Vertheidigungszustand gesetzt . Dieß ist jedoch so wenig der Fall , daß vielmehr gesagt werden könnte , es sey seit dem Eintritt des Winters eine Verminderung in der Fortificationsthätigkeit eingetreten . Denn seitdem die Schifffahrtsverträge mit Holland dieß gestatten , wird das Kriegsmaterial aus den preußischen Centraldepots nach den Rheinfestungen auf dem Seewege über Stettin durch den Sund und über Rotterdam an seine Bestimmungsorte geschafft . Natürlich muß also jetzt wohl eine geringere Thätigkeit in dieser Beziehung herrschen , als in den Jahreszeiten der Schifffahrt . Auch wüßten wir in der That nicht , wodurch so ängstliche Besorgnisse , wie sie einige französische Blätter dem Auslande in Bezug auf das Thiers'sche Ministerium andichten , gerechtfertigt werden könnten . Frankreich hat in diesem Augenblick der innern und der äußern Verwickelungen schon zu viel , als daß es auch noch die eines Krieges mit seinen nächsten Nachbarn herbeiziehen sollte . Daher wird nicht bloß Thiers , sondern würden sogar auch Mauguin und Cormenin , an die Spitze der Verwaltung gestellt , keine Miene machen , das Mährchen von der Rheingränze realisiren zu wollen . – Mit dem Befinden unsers Kriegsministers bessert es sich , und dieser wird daher die Freude haben , das halbe Jahrhundert , das er nunmehr bald im Militärdienste zugebracht , im Kreise seiner Kriegsgefährten zu beendigen . – Bei unserer Armee haben , wie heute
auf der Parade bekannt worden , neuerdings mehrere Pensionirungen , namentlich von einem Obristen ( dem zweiten Commandanten von Posen ) , drei Obristlieutenants und sieben Majors stattgefunden . – Der Großfürst Thronfolger von Rußland wird jetzt von einigen Seiten schon am 23 d. M. hier erwartet , und zwar auch deßhalb , weil ein großes Fest , das der Kronprinz am 21 in den Räumen des Concertsaales und der Nebensäle geben wollte ( es sind über 700 Personen geladen ) bis zum 24 März verschoben worden . – Friedrich v. Raumer , dessen akademischer Vorlesung über die italienischen Staaten kürzlich in der Allg. Zeit . ausführlich gedacht wurde , hat jetzt diese , so wie seine Beobachtungen des heutigen Staats- und Städtelebens und der Kunst auf der apenninischen Halbinsel , in zwei Bänden unter dem Titel : „ Italien , “ im Druck erscheinen lassen . Nicht minder interessant sind die vor wenigen Tagen hier ausgegebenen Vorlesungen „ über Rosetti 's Auffassung des Dante , “ die bei gründlicher und neuer Darstellung des Gegenstandes Theilnahme erwecken , obgleich sie nicht von einem Gelehrten von Fach , sondern von einem Bankier , dem Chef eines unserer ersten Handlungshäuser , verfaßt sind . – Die Actionnäre der Berlin-sächsischen Eisenbahn , die gestern eine Generalversammlung hielten , haben den Beschluß gefaßt , die Benennung „ Berlin-sächsich “ in „ Berlin-anhaltisch , “ als der Sache mehr entsprechend , zu verwandeln . In der That thun die beiden Herzoge von Anhalt , durch deren Gebiet die Bahn geht , so viel für das Unternehmen , daß es nicht mehr als billig scheint , auch durch den Namen an sie zu erinnern . Die Actionnäre haben der Direction in Bezug auf die noch festzustellenden neuen Ausgaben ein Vertrauensvotum bewilligt , das diese in vollem Maaß verdient hat ; denn alle bisherigen Geldverwendungen sind so weit unter den ursprünglichen Kostenanschlägen verblieben , daß gewiß noch ein Ansehnliches gegen den ersten Entwurf erspart würde , wenn nicht die jetzt erst eintretenden Erwerbungen von Grundstücken dicht bei Berlin und namentlich die des bekannten Exercierplatzes mit außerordentlichen Opfern verbunden wären , von denen indessen die Regierung , wie man Ursache hat zu hoffen , aus Rücksicht auf die Gemeinnützigkeit der Sache , Einiges noch mildern wird . Bei der Festung Wittenberg ist der Gesellschaft , eben so wie der Rheinischen bei Köln , die Verpflichtung auferlegt worden , zwei neue Pulvermagazine statt derjenigen zu erbauen , die , in der Nähe der Eisenbahn gelegen , durch das Funkensprühen der Dampfwagen leicht gefährdet werden könnten . Ein Theil der Bahn , die übrigens rascher gebaut wird , als bisher irgend eine Chaussée von gleicher Länge , wird noch in diesem Jahre eröffnet werden , und zwar im August der Tract zwischen Dessau und Cöthen , und im October der zwischen Berlin und Jüterbog .
Dänemark .
Kopenhagen , 13 März . Se. Maj. der König hat unterm 9 d. ein Patent erlassen , wodurch die Stände des Herzogthums Holstein auf den 15 Jul. einberufen werden , mit dem Beifügen , daß die Verhandlungen spätestens nach zwei Monaten geschlossen werden sollen . „ Wir versehen Uns ( heißt es am Schlusse des Patents ) zu sämmtlichen Mitgliedern der ständischen Versammlung , daß sie , immer eingedenk der landesväterlichen Absichten , in welchen die Provincialstände eingeführt sind , sich die Erreichung derselben angelegen seyn lassen , dazu ihrerseits möglichst beitragen , und dadurch dem in sie gesetzten Vertrauen entsprechen werden . “ – Zum Commissarius ist Graf Reventlow-Criminil ernannt . – Ein im Wesentlichen gleichlautendes Patent beruft die Provincialstände der dänischen Inseln auf denselben Tag nach Roeskilde . Dort ist der Generalprocureur Oersted wiederum zum königlichen Commissarius ernannt . – Die Verhandlungen dieser beiden ständischen Versammlungen werden wahrscheinlich interessant genug werden , wenigstens erwartet man allgemein , daß die Frage wegen einer durchgreifenden Veränderung in der Verfassung des dänischen Staats zur Sprache kommen werde . – Das früher besprochene Arrangement mit der schleswig-holsteinischen Ritterschaft wegen Aufgebung ihrer Zollprivilegien ist nun dahin zu Stande gekommen , daß der Ritterschaft eine Aversalsumme von 675,000 Reichsbankthalern zugestanden worden ist , welche zu gemeinnützlichen Zwecken für die Herzogthümer bestimmt sind .
Rußland .
St. Petersburg , 12 März . Die hiesigen Blätter enthalten folgende Nachrichten über die Expedition nach Chiwa : „ Der Generaladjutant Perowskij berichtet vom 30 Januar ( 11 Februar ) über die Ankunft des Detaschements in der Befestigung Ak-Bulak bis Ust'-Jurt . Bald nach dem Ausrücken aus der Befestigung an der Emba legten die strenge Kälte , welche mit der größten Heftigkeit fortwährte , die starken Steppenstürme mit Schneegestöber , und insbesondere der außerordentlich tiefe Schnee , in welchem die Kamele , kaum fortkommend , unter ihrer Last sehr entkräftet wurden , dem Marsche des Detaschements große Hindernisse in den Weg . Nach eingezogenen Nachrichten standen eben solche und an einigen Stellen noch größere Hindernisse dem Detaschement bei Ust'-Jurt bevor , wegen der ungeheuern dort aufgehäuften Schneemassen . Unter diesen Umständen hätte ein weiteres Vorrücken des Detaschements dasselbe der Gefahr ausgesetzt , den größten Theil der Kamele aus Entkräftung zu verlieren , und des einzigen Mittels zur Fortschaffung seiner schweren Bagage beraubt zu werden . Deßhalb entschloß sich der Generaladjutant Perowskij , gemäß der ihm vorläufig für einen solchen Fall ertheilten Vollmacht , sein Detaschement bei der Befestigung an der Emba , bei den auf diesem Punkte befindlichen Vorräthen , zu concentriren . Hier wird er den Eintritt einer günstigern Witterung zur Erreichung des beabsichtigten Zieles abwarten . – Die ungewöhnlichen Beschwerden des Marsches nach Ak-Bulak haben keinen schädlichen Einfluß auf die Gesundheit der Truppen gehabt , die überhaupt befriedigend ist . – Nach dem unbedeutenden Scharmützel mit einem Reitertrupp von Chiwaern , welches aus den früher mitgetheilten Nachrichten bekannt ist , hat sich der Feind nirgends gezeigt , und dem Detaschement sind nicht einmal Gerüchte über denselben zugekommen . “
Türkei .
In dem gestern erwähnten Schreiben des Sémaphore aus Konstantinopel vom 27 Febr . heißt es , Hr. v. Pontois habe auf die Klagen Reschid Pascha's über die Politik Frankreichs aufs neue erwiedert , die Pforte könne nichts Klügeres thun , als mit Mehemed Ali direct einen Vergleich einzugehn ; es sey dieß viel ehrenwerther , als unter die Vormundschaft der fremden Mächte sich zu stellen . „ Es wird ein Tag kommen – soll Hr. v. Pontois beigefügt haben – wo ihr einsehen werdet , daß Frankreich allein in dieser Sache uneigennützig und der beste Freund der Türkei gewesen . Dann aber wird es zu spät seyn und ihr werdet , weil ihr Frankreichs Rath nicht beachtet , unwiderstehlichen Schwierigkeiten gegenüber stehen . Frankreichs Beistand allein kann euch retten ; denn ihr selbst vermöget gar nichts . Glaubt nicht , daß die heimlichen Umtriebe der Diplomatie mir unbekannt geblieben , obwohl ihr mich entfernt gehalten . Ich mußte nur , den Befehlen meiner Regierung gemäß , die Ereignisse abwarten , um dann darnach meine Maaßregeln zu ergreifen . Da ihr mir nun selbst Gelegenheit bietet , mich offen auszusprechen , so sage ich euch ohne Umschweife , daß man euch , indem man einen Vergleich zwischen euch und dem
Vicekönig hintertreiben will , in eine Schlinge zu locken sucht . Ich hoffe aber , ihr werdet so verderblichem Rath nicht folgen . “ Hierauf soll der französische Botschafter die gestern erwähnte Drohung ausgesprochen haben , im Fall des bewaffneten Einschreitens einer europäischen Macht seine Pässe zu verlangen . Auf Reschid Pascha habe diese Erklärung bedeutenden Eindruck gemacht . – Der Schluß des obigen Schreibens lautet : „ Thatsache ist , daß bis heute noch kein Vertrag unterzeichnet worden . Jedoch behauptet man , Rußland habe der Pforte 30,000 Mann angeboten , welche mit der türkischen Armee gemeinschaftlich operiren sollten und fügt sogar bei , Lord Ponsonby unterstütze das Erbieten der russischen Regierung ; es klingt dieß aber ganz unwahrscheinlich . “
Konstantinopel , 4 März . Meine früher ausgesprochene Vermuthung , daß die Angelegenheiten des griechischen Patriarchen sich in die Länge ziehen werden , hat sich nicht bestätigt . Der Patriarch ist bereits abgesetzt , und die griechischen Metropoliten der Provinzen werden alsbald zu einer neuen Wahl schreiten . Man glaubt , daß die Pforte dießmal einen größern Einfluß auf die Leitung des Wahlacts zu üben gesonnen sey , als es in frühern Zeiten der Fall war . In wie weit es ihr gelingen werde , kann nur der Erfolg beweisen . Die Wünsche der Pforte und jene Großbritanniens treffen in der Person des gegenwärtigen Metropoliten von Nicomedien zusammen . Es ist dabei nicht zu übersehen , daß die Sache in den letzten Jahrzehnten eine große politische Bedeutsamkeit durch die Einwirkung erlangt hat , die von einer großen Macht auf die Gemüther der Bevölkerungen von griechischer Religion angestrebt und zum Theil geübt wurde , bei welcher der Patriarch als der große Mittelsmann figurirte . Es wird diese Angelegenheit daher Alles in Bewegung setzen , und mit Spannung sieht man dem Ausgang eines kaum sichtbaren , aber nichtsdestoweniger heftigen Kampfes entgegen . Ich füge noch beiläufig hinzu , daß die Sache des abgesetzten Patriarchen anfangs nicht so schlecht stand , daß ihm indessen die Erlassung des letzten Hirtenbriefs an die Priesterschaft der jonischen Inseln , so wie der heftige Antheil , den die hiesigen Griechen an der Sache des Patriarchen nahmen , am meisten Schaden gebracht hat . – Das Project wegen der Errichtung einer Staatsnationalbank schreitet mit raschen Schritten vor . Die Emission des neuen Papiergeldes beginnt schon mit dem Eintritt des mohammedanischen Neujahrs ! Fürwahr eine Maaßregel , die bei ihrer Wichtigkeit wohl verdient hätte , einer reifern Erwägung unterworfen zu werden . Das Papiergeld wird unter der Benennung von Bankbillets erscheinen und wie gesagt alsbald in Curs gesetzt werden .
Syrien und Aegypten .
Der Sémaphore schreibt aus Beirut vom 21 Febr . : „ Unter der christlichen Bevölkerung der Stadt Damascus herrsche große Aufregung über das Verschwinden des Paters Thomaso , Prior des spanischen Klosters , und seines Bedienten , welche wegen einer Impfung ins jüdische Quartier sich begeben hatten , und nicht mehr zurückgekehrt waren . Man fürchtete , daß beide heimlicherweise ermordet worden , und der Verdacht fiel auf die Juden , weßhalb Sheriff Pascha 64 Juden einkerkern ließ . Bis jetzt sind aber alle Versuche , eine Spur des Verbrechens zu entdecken , vergeblich gewesen . “
Alexandria , 23 Febr . Unsere Stadt war vor einigen Tagen in Allarm . Personen , die sich für gut unterrichtet ausgeben , behaupteten durch ihre europäischen Correspondenten zu wissen , daß die englisch-russische Allianz geschlossen sey , daß 25 bis 30,000 Russen , ehe ein Monat vergangen , am Taurus seyn würden , daß eine englische Flotte im Begriff sey , die Küsten Aegyptens und Syriens zu blokiren und zu versuchen , an einigen der wichtigsten Punkte Truppen auszuschiffen , um die Bevölkerung zum Aufstand zu bewegen . Einige türkische Schiffe , fügten jene Personen bei , würden den Engländern sich anschließen , während die osmanische Armee die russischen Truppen begleitete . Diese Gerüchte schienen durch den Umstand bestätigt , daß Lord Ponsonby in Konstantinopel das Gleiche versichert , und der hiesige englische Consul , Obrist Hodges ( vielleicht scherzweise ) , gesagt hatte , er werde bald nach der Insel Rhodus abreisen . Mehrere europäische Familien zeigten die Absicht , das Land zu verlassen . Mehemed Ali ordnete seinerseits alle Vertheidigungsmaaßregeln an , weil das Ausbleiben neuerer Nachrichten aus Europa die Regierung in Dunkelheit gelassen hatte . Ohne den Gerüchten geradezu Glauben zu schenken , mußte Mehemed Ali sich auf jedes Ereigniß gefaßt machen . Die Nationalgarde von Alexandria versammelte sich , die Hafenbatterien wurden verstärkt , die Mannschaften beider Flotten in Landregimenter umgewandelt , und im Augenblick der Gefahr hätte man wahrscheinlich Osmanen und Aegyptier in den Regimentern unter einander gemischt . Hinsichtlich der Kriegsschiffe beschloß man , sie nicht dem Feuer der englischen Brandraketen auszusetzen , sondern sie zu entmasten , ihr Material ans Land zu schaffen , die abgetakelten Wraks dann auf einem sandigen Grund zu versenken , und sie wieder flott zu machen , sobald die Gefahr vorüber seyn würde . Die Eingänge des Hafens sollten durch das Versenken von einigen alten mit Steinen beladenen ägyptischen Transportschiffen versperrt werden . Alles sah wie am Vorabend eines Krieges aus . – Was uns betrifft , so gestehen wir , daß wir an einen Krieg nicht geglaubt haben würden , selbst wenn man uns den Vertrag mit Lord Palmerstons und Baron Brunnows Unterschrift vor die Augen gelegt hätte . – Endlich traf das englische Paketboot mit Depeschen für Ostindien ein , und brachte aus London Briefe und Journale bis zum 5 Febr. Kein Wort von dem wirklichen Abschluß einer englisch-russischen Allianz gegen Mehemed Ali . Indessen sucht man den Vicekönig zu neuen Concessionen zu bewegen , und wendet zu diesem Zweck bald Drohungen , bald Liebkosungen an . Mehemed Ali wird aber nicht weiter gehen . England hat unter allen Mächten am meisten Interesse , Aegypten zu schonen und es stark zu machen . Seit vielen Jahren ringt England in Konstantinopel , um die Pforte aus den Händen Rußlands zu reißen . Sein Bemühen war fruchtlos und wird fruchtlos bleiben , so lange England nicht das rechte Mittel anwendet . Dieses Mittel ist : die Pforte mächtig und unabhängig zu machen , nicht durch Hinzufügung einer Provinz , sondern durch eine Versöhnung Mehemed Ali 's und des Sultans . England sollte Mehemed Ali aufmuntern , daß er der Regeneration des osmanischen Reiches seine ganze Sorge widme , wie er versprochen . Auf diese Weise würde England seinen Zweck erreichen , in kurzer Zeit , ohne Opfer und ohne gewaltsame Erschütterung .
Kymrisch - wallisische Preisfrage und Aufforderung an die Gelehrten des Festlandes .
Aus England . Erlauben Sie mir , daß ich mich an Ihr verbreitetes Blatt wende , um die gelehrten Forscher des Festlandes auf eine vielfach anziehende und wichtige wissenschaftliche Aufgabe aufmerksam zu machen , die vielleicht , trotz einiger früheren Ankündigungen , dort nicht so allgemein bekannt geworden ist , wie sie es verdient . Während auf dem Festlande , durch die ruhmvolle Begründung und Ausbildung der germanisch-skandinavischen Philologie , der dunkeln Untersuchung über Ursprung und Verbreitung der Sagen der romantischen Dichtkunst neue Wege erschlossen sind , hat unter den Nachkommen Arthurs die davon untrennbare Frage von dem Antheile der Kymri-Bevölkerungen in Wales und in der Bretagne an jenem gemeinsamen Schatz eine neue und sehr allgemeine Anregung erhalten . Gleichzeitig mit der schönen , an Humboldt , Bopp und Grimm sich anschließenden Entdeckung des berühmtesten englischen Schriftstellers aus Kymristamme , des Doctor Prichard ( Verfassers der auch ins Deutsche übertragenen Forschungen über Aegypten und des großen Werkes über die Menschenstämme , welches zuerst in Europa die Ergebnisse der Physiologie mit den sprachlichen und geschichtlichen Forschungen gründlich und fruchtbar vereinigt hat ) , von der Einheit des kymrisch-galischen und des indo-germanischen Stammes , haben die Untersuchungen des Gründers der neueren angelsächsischen Geschichtsforschung , Sharon Turners ( in seinem Werk über die Aechtheit der Gedichte Taliesins' und der übrigen Dichter des sechsten Jahrhunderts ) , weitere Forschungen , und namentlich die des scharfsinnigen , noch anonymen Verfassers der Britannia ( oder Schilderung Englands nach dem Abzug der römischen Legionen : 1ster Band , 1838 . 4. ) zur Folge gehabt . Erst in dem verflossenen Jahr hat eine durch Geburt und Schönheit ausgezeichnete Dame begonnen eine Reihe der wallisischen Kindermährchen ( Mabinogion ) aus dem Kreise der Arthursage mit einer anmuthig einfachen Uebersetzung und lehrreichen Erklärungen herausgegeben . Die Stammgenossen jenseits des Meeres werden ihrerseits bald in der Sammlung bretonischer Volkslieder des Grafen Villemarque eine erstaunenswerthe und in ihrer Art einzige , vielleicht mehr als tausendjährige Reihe noch jetzt lebender Erinnerungen des ausgewanderten Kymrivolkes zu Tage fördern – eine Sammlung , welche sogar auf die allgemeine und große Frage der Entstehung und Erhaltung von Volksdichtungen ein neues und überraschendes Licht werfen möchte . Endlich sind auch die herrlichen Gesangweisen des Kymrivolkes – nach welchen der Schäfer des Snowdon und der Bauer der reizenden Thäler des Usk und der Saverne noch jetzt , des Tags auf den Feldern und Abends in der Hütte , so wie an den jährlichen Nationalfesten der Barden und Kymrikundigen ( Eisteddfod y Cymreigyddion ) die Begeisterung des Augenblicks aushaucht – im verflossenen Herbst von Parry , auch einem Sohne Gwants , neu herausgegeben . In allen Theilen von Wales , ja neulich selbst in Liverpool , haben sich jene Vereine für die volksthümliche Poesie gebildet , die jährlich , oder nach längeren Zwischenräumen , ihre öffentlichen Versammlungen halten . Da ringen blinde , greise Harfner und jugendliche Harfnerinnen untereinander um die Palme des Spieles und des Gesanges ; da erklingen unter dem Jubel des Volks jene Improvisationen , zu welchen der herausfordernde Harfner den an künstliche Formen der Dichtung gebundenen Sänger aufruft . Da auch werden künstlerischen und wissenschaftlichen Aufgaben Preise gestellt , und die Preise für die gelungene Lösung früherer in glänzender Versammlung vertheilt . Es ist hier der Herd , an welchem das heilige Feuer der alten bardischen Begeisterung , das selbst in den Jahrhunderten blutiger Verfolgung nicht erlosch , von Hohen und Niedrigen gepflegt und geschürt wird : ein , wenn gleich demüthiges und schwaches , doch einziges Nachbild der unsterblichen geistigen Kampfspiele von Hellas . Einer der thätigsten dieser Vereine , welcher auch die edle Herausgeberin der Mabinogion angehört , und welchem die liebenswürdige „ Biene von Gwant “ , Lady Hall , des Bardengesangs Gönnerin ihre unermüdliche Fürsorge zuwendet , ist der von Abergavenny in der Grafschaft Monmouth . Wir dürfen von ihm bald eine neue , kritisch gereinigte und für den europäischen Horizont bearbeitete Ausgabe der alten wallisischen Dichter erwarten , nach dem Muster der kürzlich erschienenen classischen Bearbeitung eines Kymri-Dichters des vierzehnten Jahrhunderts von dem Barden Tegid ( Reverend John Jones ) : eine lehrreiche Sammlung von Urkunden und Nachrichten des Liber Landavensis , von dem gelehrten und bescheidenen Reverend Price von Crickhowel , wird , auf Kosten des Ausschusses jenes Vereins , bald vollständig gedruckt erscheinen . Dieser Verein von Abergavenny hatte bereits im Jahr 1836 als erste Preisaufgabe die Frage gestellt : „ welches ist der Einfluß der Kymrisagen auf die Litteratur Europa's gewesen ? “ Der Preis ward , im Herbst 1838 , von unserm berühmten Geschichtsforsche Hallam einem aus Wales gebürtigen jungen Rechtsgelehrten in London , Hrn. Hardinge zuerkannt , dessen Aufsatz noch nicht veröffentlicht ist . Der Ausschuß wünscht nun eine Aufgabe zu stellen , welche geeignet wäre , die besondere Theilnahme der Gelehrten des Festlandes in Anspruch zu nehmen . So entstand die schon im verflossenen Jahr in einigen deutschen Blättern bekannt gemachte Preisfrage für das Cymreigyddionfest des nächsten Octobers . Wir wiederholen und vervollständigen hier diese Ankündigung : „ Ein Preis von achtzig Guineen ( etwa 2100 Franken , einschließlich eines goldenen Siegelringes von zehn Guineen Werth ) für den besten Aufsatz über den Einfluß , welchen die wallisischen Ueberlieferungen ( traditions ) auf die Litteratur von Frankreich , Deutschland und Skandinavien gehabt . Der Aufsatz kann in wallisischer , englischer , deutscher oder französischer Sprache verfaßt seyn ; doch wird bei wallisischer oder deutscher Abfassung die Hinzufügung einer englischen oder französischen Uebersetzung erwartet . Der Aufsatz wird durch einen Sinnspruch bezeichnet , des Verfassers Name versiegelt beigeschlossen . Nur der zur gekrönten Schrift gehörige Name wird entsiegelt , und zwar in der öffentlichen Versammlung der Cymreigyddion-Gesellschaft im October 1840 . Die Preisbewerber werden ersucht ihre Schriften bis zum ersten August dieses Jahres nach Bern an den dortigen Gesandten Sr. Maj. des Königs von Preußen , Hrn. Geheimerath Bunsen , gelangen zu lassen , welcher auf wiederholtes Ersuchen des Ausschusses das Richteramt übernommen hat . Sollte keine Preisschrift oder keine befriedigende eingehen , so wird der Preis bis October 1841 verlängert . Dem Verfasser der gekrönten Schrift bleibt das volle Eigenthums- und Verlagsrecht ausdrücklich vorbehalten . “ Indem wir alle Blätter , denen Volksdichtung und die Geschichte des menschlichen Geistes einen Werth hat , ergebenst um Verbreitung dieser Preisfrage ersuchen , geben wir uns gern der Hoffnung hin es werden die Forscher des Festlandes den Wünschen des Kymrivolkes
entsprechen , und dadurch das Band geistiger Verbrüderung , welches dasselbe an die germanischen und romanischen Völker knüpft , fester schlingen , zugleich auch eine der wichtigsten und anziehendsten Fragen der Geschichte der Poesie ihrer vollständigen Lösung näher bringen wollen . Möchten doch geistreiche Forscher dadurch auch ermuntert werden , an Ort und Stelle die noch lebende Kymrisprache und Poesie kennen zu lernen : sie würden Arthurs Volk gastfreundlich finden , wie zu den Zeiten der Tafelrunde !
Leon Roches über Abd - El - Kaders Plane .
Algier , 7 März . Es geht in Algerien nichts von großer Bedeutung vor . Der Osten ist ziemlich ruhig ; die Stämme im Centrum und in der westlichen Provinz werden von Abd-El-Kader in fortwährender Aufregung gehalten , haben aber doch noch keine sehr ernstlichen Angriffe unternommen . Zwar vergeht kein Tag , an dem nicht irgend eine Raub- oder Mordthat vorfiele ; im Allgemeinen aber verhält sich der Feind seit der großen Schilderhebung zu Ende des Ramadans defensiv . Hat diese Unthätigkeit irgend einen geheimen Grund , oder wollen die Araber , des Krieges schon müde , wieder Frieden schließen ? Die Lösung dieser Frage findet sich , glaube ich , in einer Broschüre , welche demnächst erscheinen wird , und die mir in Manuscript von den Verfassern , den HH . Leon Roches , ehemaligem Secretär Abd-El-Kaders , und Berbrugger , correspondirendem Mitglied des Instituts , mitgetheilt wurde . Der Plan , welchen Abd-El-Kader gegenwärtig verfolgt , scheint mir klar in folgender Stelle der Broschüre erläutert zu seyn : „ Die Angriffs- und Vertheidigungsmittel Abd-El-Kaders stehen auf drei mit dem Litoral parallel laufenden Linien . Die erste Linie , die nächste an der Küste , besteht aus Stämmen , welche gegen die Niederlassungen unserer Colonisten und gegen unsere militärischen Posten einen systematischen Räuberkrieg führen ; die zweite Linie bilden die vier Städte Tlemsan , Mascara , Miliana und Medeah ; die dritte Linie endlich besteht aus neuen Etablissements noch tiefer im Innern , wie Tsafrauts , Saïda , Taza , Borhar , welche den Bevölkerungen obiger vier Städte im voraus als Zufluchtsorte angewiesen sind ; das Centrum dieser dritten Linie ist Tekedemt , zugleich das Hauptdepot des Mundvorraths und der Kriegsmunition Abd-El-Kaders . Die erste Vertheidigungs-Linie , welche dicht an unsere Niederlassungen stößt , wird gleich am ersten Marschtag von unsern Truppen überwältigt werden ; die zweite Linie wird sicherlich nicht mehr Widerstand leisten , da Abd-El-Kader bereits seine Vorkehrungen getroffen hat , um jene vier Städte zu räumen , und auf seine dritte Linie sich zurückzuziehen , sobald die französischen Truppen sich zeigen werden . Dort , auf jener äußersten Linie , hofft er uns mit Vortheil zu bekämpfen , oder er denkt vielmehr , daß wir ihn dort wegen der Entfernung gar nicht angreifen werden . “ Ich bedauere , die auf diesen Gegenstand bezüglichen Stellen nicht weitläufiger ausziehen zu können , da der Raum eines Briefs dieß nicht gestattet . Nachdem die Verfasser die Plane Abd-El-Kaders enthüllt und die Mittel aufgezählt haben , um ihnen entgegenzuwirken , entwickeln sie ihre Ansichten über die Organisation , die für die Araber am passendsten wäre , über die Politik , welche man gegen sie in Anwendung bringen sollte . Die so wichtige Frage der Colonisation ist in dieser Broschüre gleichfalls ausführlich behandelt . Die Verfasser schlagen deßhalb vor , das Land in zwei Theile zu sondern , das eine Gebiet unter indirecter , das andere unter directer Herrschaft Frankreichs . Auf letzterm ollten oviel als möglich nur Europäer zugelassen werden , um die unvermeidliche Collision zwischen einer Bevölkerung von Agriculturisten und einer Hirtenbevölkerung zu hindern . Ich citire zum Schluß noch einen der Abschnitte des Werks über diese wichtige Frage . „ Aber , wird man sagen , ihr wollt demnach die Araber in die Wüste zurückdrängen ? – Wir wollen dieß keineswegs , sondern wir wünschen nur , daß die Erde , welche von der Vorsehung dem Menschen zur Ernährung angewiesen , in Afrika nicht wüste bleibe ; während in Europa Tausende von Armen keinen Fleck mehr zu cultiviren finden . Wollen die Araber sich mit uns zu diesem Werk vereinigen , so ist es um so besser ; denn es gibt in diesem Land Platz für alle . Die Eingebornen betragen kaum zwei Millionen Individuen , welche über einen Raum zerstreut wohnen , der dreißig Millionen ernähren kann . Wenn die Araber aber hiermit nicht einverstanden sind , sollen wir deßhalb vor ihrer Trägheit und Böswilligkeit weichen und ein so schönes Unternehmen aufgeben ? Man sage dann nicht , daß wir sie verdammen , denn sie verdammen sich durch ihren Widerstand gegen die Colonisation selbst , oder besser vielleicht könnte man die Vertreibung der Araber einen Richterspruch Gottes nennen , der in seinen unbegreiflichen Rathschlüssen manche Völker erhebt und andere wieder vom Buche der Menschheit streicht . “ ....
Spanien .
Madrid , 9 März . Die Exaltirten haben im Congreß eine neue Niederlage erlitten . Als gestern die Wahlen mehrerer Deputirten für gültig erklärt waren , und die Reihe an den Grafen Toreno kam , erhoben sich mehrere von der exaltirten Partei gegen dessen Zulassung , und Hr. Laborda ( Deput. für Saragossa ) erinnerte daran , daß der General Seoane in den Cortes eine förmliche Anklage gegen den Grafen Toreno in Betreff dessen Finanzverwaltung von 1834 und 1835 erhoben , und dieser sich noch nicht dagegen vertheidigt habe . Obgleich nun kein Gesetz vorhanden sey , um dieses Umstandes wegen dem Grafen den Eintritt in den Congreß zu verweigern , so gebe es doch ein unauslöschliches Gesetz in den Herzen aller Ehrenmänner , welches in diesem Falle zur Anwendung zu bringen sey . Er berief sich darauf , daß einst ein Mitglied der Cortes ( Hr. Burgos in der Kammer der Proceres ) förmlich ausgeschlossen worden wäre , bloß weil man es mündlich als einen schlechten Verwalter des öffentlichen Gutes bezeichnet hätte . Man möchte deßhalb die Zulassung des Grafen Toreno auf so lange verschieben , bis er sich wegen der gegen ihn erhobenen Anklagen gerechtfertigt habe . Der Graf Toreno erwiederte mit großer Kaltblütigkeit , er freue sich , daß man ihm aus seiner ganzen Verwaltung nichts anderes zur Last legen könne , als den mit dem Rothschild'schen Haus abgeschlossenen Quecksilbercontract , da es ihm ein Leichtes sey , sich wegen desselben aufs vollständigste zu rechtfertigen . „ Als ich mich , sagte er , im Congreß befand , bereit auf alle Beschuldigungen zu antworten , schwieg mein Ankläger ( der General Seoane ) , und erst als ich abwesend war , und er wußte , daß ich nicht erscheinen konnte , erhob er seine Stimme gegen mich . Auf Journalartikel antworte ich nicht , weil sie nicht von achtungswürdigen Personen unterzeichnet sind . Das Morning Chronicle erhob eine schwere Beschuldigung gegen mich , und nahm diese selbst zurück , als ich mit einer Injurienklage drohte . Jetzt bin ich hier , bereit mich gegen den Mann , der mich im Congreß anklagte , zu vertheidigen ; erscheint er aber als Verleumder , so falle die Strafe auf ihn . Ich verlange , daß man eine Commission ernenne , um meine ganze Verwaltung zu
untersuchen . Gewiß hat es keinen Finanzminister gegeben , dessen Hände reiner wären als die meinigen . “ Nachdem darauf die von dem General Seoane aufgestellte Anklage verlesen worden war , suchte Hr . Cortina diesen gegen die Beschuldigung , als ob er den Grafen Toreno während dessen Abwesenheit angegriffen hätte , zu rechtfertigen , und verlangte ebenfalls , daß die Zulassung des letztern aufgeschoben werde . Hr. Alcalá Galiano vertheidigte den Grafen in einer glänzenden Rede , und zeigte , wie despotisch es seyn würde , wenn man einen bloßen Antrag sogleich in eine förmliche Anklage verwandeln wollte . „ Bei der Lage , in der wir uns befinden , “ rief er aus , „ müssen wir nicht Oel , sondern Wasser ins Feuer schütten . Man spricht von der öffentlichen Meinung ; allein es gibt Meinungen , die sich in Verleumdungen verwandeln , und die Verleumdungen werden zu Dolchstichen . Auf diese Weise erscholl vor 14 Tagen die sogenannte öffentliche Meinung vermittelst verborgener Dolche und Pistolen vor der Thüre des Congresses . Soll sich dieser selbst zu ihrem Wiederhall machen ? “ Hr . San Miguel griff darauf den Grafen Toreno sehr heftig an , und machte ihm zum Vorwurf , daß er sich während seiner Abwesenheit aus Spanien nicht in den öffentlichen Blättern vertheidigt hätte . „ Ich muß daher glauben , “ sagte er , „ daß entweder das Gewissen des Grafen sich nicht frei von Vorwürfen fühlt , oder daß er die größte Verachtung gegen die öffentliche Meinung hegt . Wenn ich wüßte , daß man in China etwas gegen meinen guten Ruf druckte , so würde ich nach China gehen , um meine Ehre zu retten . “ Da nun abgestimmt werden sollte , ob die Discussion erschöpft wäre , und deßhalb Toreno sich anschickte , den Saal zu verlassen , rief Hr. Olozaga aus : „ Ehe der Graf Toreno den Saal verläßt , verlange ich , daß er auf die Beschuldigung , er werde in ganz Europa für einen unredlichen Mann ( hombre impuro ) gehalten , antworte . “.. . Bei dem großen Lärmen , der sich nun erhob , konnte man nicht vernehmen , was der Graf mit augenscheinlicher Erbitterung erwiederte . Mit 70 Stimmen gegen 64 wurde beschlossen , die Discussion fortzusetzen . Hr. Domenech sprach gegen die Zulassung des Grafen , Hr. Pidal ( Dep. für Oviedo ) aber mit großem Eifer zu Gunsten desselben . „ Die Minorität beruft sich , sagte er , au die öffentliche Meinung . Wollen die Herren von der Minorität etwa hören , was die öffentliche Meinung von ihnen sagt ? Hunderte von Anklagen stellen die öffentlichen Blätter gegen gewisse Mitglieder der Minorität auf , gegen welche diese sich nie vertheidigt haben . Wenn der Umstand , daß irgend ein Deputirter eine Anklage gegen einen abgetretenen Minister erhebt , hinreichen soll , um letztern von diesen Bänken auszuschließen , so wird sich die Opposition bald in den Fall gesetzt sehen , den Debatten nicht mehr beiwohnen zu können . “ Endlich schritt man zur Abstimmung , und 96 Stimmen entschieden gegen 33 die Zulassung des Grafen . – Die Minorität hat mit ihrer gewöhnlichen Verblendung gehandelt , indem sie diese Angelegenheit schon jetzt zur Sprache brachte , wo sie nur als eine von der Parteiwuth eingegebene Waffe erscheint , während späterhin eine geschickte und wohlüberlegte Auffassung derselben den Gegnern Toreno's eine drohende Stellung hätte verschaffen können . Jetzt ist das Schicksal der Anklage selbst im voraus entschieden , da natürlich dieselben , welche für die Zulassung Toreno's stimmten , nicht sehr geneigt seyn können , ihn durch Anerkennung der gegen ihn erhobenen Anklage wieder aus der Mitte des Congresses zu entfernen . Uebrigens ist , wie ich höre , der General Seoane der politischen Intriguen so sehr überdrüssig , und über die Umtriebe der Exaltirten so beschämt , daß er alle Bemühungen , ihn zum Deputirten zu wählen , nachdrücklich zurückgewiesen hat , und daher seine gegen Toreno erhobene Anklage nicht im Congreß erneuern kann . – Die Nachrichten aus den Provinzen lauten sehr beruhigend . In Sevilla war bis zum 3 die Ordnung nicht unterbrochen worden , und dort , so wie in Valencia , wachten die Behörden über die Aufrechthaltung derselben .
Großbritannien .
London , 14 März . George Byng Esq. , dem am 11 März Abends das in Nro. 79 der Allg . Zeitung kurz erwähnte , glänzende Diner zur Feier seines halbhundertjährigen parlamentarischen Jubiläums im Drurylane-Theater gegeben wurde , ist ein jüngerer Bruder Lord Straffords und Abkömmling des berühmten , im Jahr 1649 enthaupteten Grafen v. Strafford , Ministers Karls I. Hr. Byng wurde zuerst im Jahr 1786 für die große Grafschaft Middlesex ins Unterhaus gewählt , und vertritt sie seitdem bereits im fünfzehnten Parlament . ( Ein Neffe desselben , Capitän G. St. Byng , ältester Sohn Lord Straffords , sitzt für Chatam im Hause . ) Fast die ganze whiggische Nobility und Gentry von London und der Umgegend , sehr viele Mitglieder beider Parlamentshäuser und ein großer Thei der Wählerschaft von Middlesex waren im Theater anwesend . Bühne und Parterre waren verbunden , und mehr als 1200 Gäste nahmen an sechs langen Tischreihen Platz , während alle Logen mit eleganten Damen besetzt waren . Im Hintergrund der Bühne flammten die transparenten Namenszüge der Königin und des Prinzen Albert . Der Gefeierte erschien zwischen Lord Ch. J. Fox Russell und dem Herzog v. Bedford , gefolgt von Lord Holland und dem Grafen v. Albemarle , während das Orchester die Melodie spielte , womit sonst der Herzog v. Wellington bei solchen Gelegenheiten empfangen zu werden pflegt : „ Sieh , der Held und Sieger naht . “ ( Ein Umstand , über den die Toryblätter , wie überhaupt über das ganze Fest , großes Gespötte treiben . ) Der Empfang der Versammlung war enthusiastisch . Nach beendigter Mahlzeit folgten die Toasts , voran die Gesundheit der Königin . Beifallssturm ; alle Damen erheben sich und schwenken die Taschentücher . Bei Absingung des God save the Queen wurde besonderer Accent auf die beiden Zeilen gelegt : „ Confound their politics , frustrate their knavish tricks “ ( d. h. „ beschäme , o Gott ! ihre – der Tories – Politik , vereitle ihre schnöden Tücken “ ) . Mit gleicher Begeisterung wurden die Toasts auf Prinz Albert und sämmtliche in England anwesende Mitglieder des königlichen Hauses aufgenommen . Als dann mit den Worten des Dichters : „ der biedre Patriot und Ehrenmann ! “ die Gesundheit Georg Byng Esq. ausgebracht worden , erhob sich dieser , um in gerührten Worten zu danken . Einen Rückblick auf seine parlamentarische Laufbahn werfend , äußerte er : „ Die erste Erprobung meiner Grundsätze , als ich , nach meinem Vater , die Ehre hatte , von Ihnen gewählt zu werden , geschah in Folge jenes gewaltigen Ereignisses , der französischen Revolution . Das war für mich ein Triumph der Ueberzeugung und des Gefühls , so jung ich noch war . Ich fand mich dadurch geschieden von neun Zehnteln meiner eigenen Partei . Meine nächsten und theuersten Freunde traten von mir zurück , – der einzige Mann von Gewicht , der damals mir zur Seite stand , war mein unvergeßlicher Vetter , der Oheim der edeln Lords , die an meiner Seite sitzen : Francis Herzog v. Bedford . ( Zuruf . ) Im Hause der Gemeinen saßen wir in unserer Partei so verwaist , daß Hr. Pitt uns einmal höhnend sagte , wir Gönner der französischen Staatsumwälzung könnten in zwei Mithkutschen heimfahren . Er irrte sich , denn wir hätten vier Miethkutschen gebraucht . ( Gelächter. ) Indeß , meine Herren ! der französischen Revolution hatte ich mein inniges
und unwandelbares Freundschaftsbündniß mit Charles James Fox zu danken , diesem warmen Freund aller Menschen , was auch ihr Rang oder Stand , ihre Hautfarbe oder ihre Religion seyn mochte . Diesen Mann so innig geliebt zu haben , ist mir ein freudiges und tröstliches Bewußtseyn , denn ich fühle , um einen so guten Menschen lieben zu können , muß man selbst einigen Keim des Guten in sich tragen . ( Beifall. ) Doch noch viele Jahre nachher blieb die französische Revolution ein solcher Popanz in England , daß schüchterne Gemüther schon vor dem Namen der Freiheit erschraken und vor ihm flüchteten , die Einen in irgend ein Aemtchen , die Andern in einen Baronetstitel . ( Gelächter . ) “ Hr . Byng berührte dann die großen Aenderungen , die nicht ohne Causalzusammenhang mit der französischen Revolution in England eingetreten . „ Die Parlamentsreform hat die Constitution unseres Landes geändert , aber noch viel ist zu thun übrig . Wir müssen die Reformbill verbessern , namentlich was die Registration der Wähler betrifft . Für Volkserziehung muß weit mehr geschehen , als bisher , und zwar ohne Rücksicht auf confessionellen Unterschied . In Folge gesteigerter Volksbildung kann und muß dann auch das Wahlrecht ausgedehnt werden . Die Katholikenemancipation ist durchgesetzt , aber ich werde diese Maaßregel nimmermehr als vollständig betrachten , bis erst Irland volle Gerechtigkeit erlangt hat . Wie leicht es ist , das gutherzige irische Volk zu beruhigen , das beweisen die paar Jahre , in denen man angefangen hat , es gerecht und freundlich zu behandeln . Und daß Irland ruhig ist , das haben wir Hrn. Daniel O' Connell zu danken , der leider hier nicht anwesend seyn konnte . ( Beifall , mit einigem Zischen untermischt . ) Es thut mir leid , wenn einige Anwesende anderer Meinung sind , aber ich spreche meine Ueberzeugung aus . O' Connell hat die gefährlichen Gewerbsvereine in Dublin beseitigt , er hat , ohne Hülfe des Militärs , den Chartismus in Irland darnieder gehalten , Frieden und Ruhe in seiner Heimath hergestellt . Dieß Exempel hat dieser große Mann uns gegeben , und möge England sich daran spiegeln . “ Hr . Byng schloß mit der Gesundheit der ganzen Gesellschaft . Der Herzog v. Bedford erwähnte , wie er schon als Schulknabe in der Westminsterschule von den Namen der Volksfreunde Byng und Burdett begeistert worden sey , die damals der übermächtigen Regierung Pitts mit felsenfester Treue Widerstand geleistet . ( Der Name Burdett , der im Verlauf des Abends mehrmals genannt ward , veranlaßte jedesmal entsetzliche „ groans. “ ) Nachdem Lord J. Russell den Gefeierten becomplimentirt , brachte Hr . Shiel dem „ Nestor der Reform “ in sehr beredten Worten seinen Glückwunsch dar . Er pries ihn glücklich , der Zeitgenosse und Mitstrebende jener großen und tugendhaften Staatsmänner , Fox , Grattan , Whitbread , Romilly , gewesen zu seyn . „ Diese Edeln , sprach er , die dem Ziele der Freiheit entgegenstrebten in der Wüste , erreichten zwar nicht selbst das Land der Verheißung , aber , wie Mose vom Berg Nebo , sahen sie das heißersehnte von fern , und einen Genossen haben sie im Leben zurückgelassen , der Zeuge sey des Gedeihens ihrer Saat . Die Freunde der Jugend überleben und die Gefährten der männlichen Jahre , in der Westminsterabtei wandeln unter den Gräbern , in denen der Staub jener Herrlichen ruht , das weckt in der Brust des Zurückgebliebenen Gefühle der Wehmuth , aber , ehrwürdiger Greis ! es war der Mühe werth , so lange zu leben . Es war der Mühe werth , den Sieg der Freiheit , den Triumph des heiligen Rechts , den Tag der Verwirklichung der Grundsätze zu erleben , für die Ihre großen Freunde gestrebt und gekämpft haben bis an ihren Tod . “ Ueber die Katholikenemancipation bemerkte Hr . Shiel : „ Es gibt Leute , die durch das Ergebniß dieser großen Maaßregel in ihrer Erwartung getäuscht worden sind ; sie hatten gemeint , ihre politische Obergewalt würde , wenn auch unter einigen Modificationen , fortbestehen , und wir ( die katholischen Irländer ) würden gemein und niedrig genug denken , uns derselben zu unterwerfen , uns mit dem Schatten und Namen der Emancipation zu begnügen . Sie haben sich getäuscht . Aber ich will Ihnen sagen , wer sich nicht getäuscht hat . Diejenigen haben sich nicht getäuscht , die da erwarteten , ein vermehrtes Maaß der Gerechtigkeit für mein Heimathland werde den Charakter des irischen Volks heben und eine große moralische und politische Wiedergeburt desselben vorbereiten . ( Zuruf. ) Noch vor zehn Jahren schwankte und flatterte Irlands Ruhe und Sicherheit im Wind ; jetzt , seit der Annahme jener großen Maaßregel , ist sie fest und dauerhaft begründet . Loyalität wohnt in den irischen Herzen , und England soll an ihr in jeder Noth und Gefahr einen Thurm der Stärke finden . Diese große Aenderung , aus dem Stande der Knechtschaft zur Freiheit , Gesetzlichkeit und Ruhe , danken wir der jetzigen Regierung und unserer Fürstin , welche , so jung sie ist , das Scepter mit einer festen und duldungsvollen Hand gefaßt hat , welche weise und tugendhaft ist , um zu wissen und zu fühlen , daß Gleichheit in Recht und Gesetz für alle ihre Unterthanen ihres Thrones sicherste Stütze ist . Möge der Allmächtige sie segnen mit jedem königlichen Glück ! Möge er ihr jeden häuslichen Segen einer Frau und Gattin zulegen ! Und möge uns ein drittes Gebet erhört werden , daß , bevor noch ein Jahr ihrer wohlthätigen und glorreichen Regierung verfließt , wir sie strahlen sehen von mütterlichem Entzücken ! “ ( Jubelnder Zuruf . ) Ein Toast auf „ Mistreß Byng und die Damen von Middlesex “ beschloß das Fest .
Frankreich .
Paris , 16 März . Der erste Versuch Balzac's in der dramatischen Litteratur ist unter der Last eines skandalösen Erfolges begraben ! Vorgestern , Samstag , hatte das Theater der Porte St. Martin die Blüthe der litterarischen und Künstlerwelt zur ersten Vorstellung von Vautrin , Drama in fünf Acten von Hrn. v. Balzac , eingeladen ; die Einladung war um so verführerischer als in diesem Stücke der groteske Schauspieler Frédéric Lemaitre , der incarnirte Robert Macaire , seine Wiedererscheinung auf der Pariser Bühne feiern sollte , und man dem Publicum Wunderdinge davon verheißen hatte . Zudem hatten sich alle Trompeten der Camaraderie vereinigt , um das Machwerk Balzac's als ein überschwängliches Meisterstück zu verkünden . Uns ist namentlich die vorläufige Apologie aufgefallen , die vor 3 oder 4 Tagen in dem Journal „ la Presse “ stand , und die aus der keuschen Feder der Frau Emil Girardin geflossen ist ; freilich „ Gleich und Gleich u. s. w. ! “ Meisterstück ? ja ! Meisterstück des Skandals und des groteskesten Stelzenganges im Gebiete des Bombastes und der Verzerrung . Vautrin gehört seiner Tendenz nach zu der Classe der Lucrece Borgia , des „ le Roi s' amuse , “ des Robert Macaire und der Gesellen gleichen Schnittes : Spott über die Formen der Gesellschaft und der hergebrachten Begriffe von Tugend und Ehre , ein Weg voll Koth und Unflath und auf demselben Arbeiter der Galeere entsprungen , die beide nach einem tugendreichen und ehrenvollen Ziele streben , und Galgendiebe , die im Momente der Auflösung im bengalischen Feuer einer bewunderungswürdigen Aufopferung und Selbstverläugnung glänzen . Anfänglich wußte das Publicum nicht , welches beengende Gefühl ihm auf der Brust laste : die gränzenlose Falschheit der Schilderung und der Personen , die wilde Sprache dieser Leute und die nichtsgleichende Welt , in der sie sich bewegten , erschienen ihm wie in einer betrunkenen Blendlaterne . Endlich aber faßte es den rechten Entschluß : Fratze
für Fratze , laßt uns lachen , da ist Lemaitre ! Und in der That mit dem Auftreten dieser verkörperten Pasquinade aller unserer geselligen Gebrechen und Thorheiten bemächtigte sich des ganzen Saales ein unauslöschliches Lachen , in welchem selbst die gröbsten Verstöße gegen eine anständige Sprache für einen Augenblick einen schützenden Schleier fanden . Allein dem ersten Rausche folgte die Rückkehr zu ruhiger Betrachtung , und jeder sagte sich : die Censur hat schon zu manchen Beschwerden Anlaß gegeben , es scheint , sie will uns die Gelegenheit nicht gönnen , ihr trauriges Amt auch einmal als nützlich zu erkennen , sonst – das Wort war kaum ausgesprochen , als die Antwort schon da war . „ Der Minister des Innern , in Betracht des ärgerlichen Eindruckes , den die Immoralität des gestrigen Drama's , vermehrt noch durch den Ausdruck des Hauptschauspielers , hervorgebracht hat , verbietet die fernere Aufführung . “ Glücklicheres konnte dem Verfasser nicht geschehen . So würde man von einem Schriftsteller sagen , dem der Erfolg , selbst der eines riesenmäßigen Skandals , nicht das Höchste wäre . Bei Balzac aber wäre das übel angebracht ; er hätte eine lange Reihe von Vorstellungen dem schützenden Märtyrerthum vorgezogen ! – In derselben Zeit , wo Vautrin an der Porte St. Martin über die Bühne ging , ward an der großen Oper ein herzzerreißendes , mit Blumen und Guirlanden reich geschmücktes , aber darum nicht minder wirkliches Leichenbegängniß gefeiert . Es war der Tag der außerordentlichen Vorstellung zu Gunsten von Fräulein Falcon , der herrlichen , herzvollen Sängerin , der Jüdin und der Mathilde in den Hugenotten . Je nach dem Erfolg dieses Versuches sollte die Künstlerin wieder in der großen Oper eintreten oder ihre Versuche , die verlorene Stimme wieder zu erlangen , fortsetzen . Das Ergebniß war schmerzlich ; alle Eigenschaften der gefühlvollen Künstlerin , außer dem Gesange , schienen gesteigert , allein die Stimme , der Klang , das Metall , besonders in den mittlern Tönen , waren in einen erstickenden Flor gehüllt , und die herzlichste Sympathie des gefüllten Hauses , sein Zurufen , wie seine Beklommenheit , konnten selbst die gefeierte Künstlerin nicht täuschen . Sie erlag beinahe unter der Aufregung , die ihr dieses peinliche Wiedersehen verursachte . Vielleicht vermögen eine fortgesetzte Ruhe und ein milderes Klima ihr wieder zu geben , was sie so tief beweint und mit ihr das Publicum , das sie als seinen Liebling begrüßte ; allein die Thatsache selbst ist in diesem Augenblicke unläugbar : sie hat ihre Stimme nicht wieder gefunden .
Schweden .
Stockholm , 6 März . Die wiederholten Niederlagen , welche die Opposition im Ritterhaus erfuhr , haben sie veranlaßt , ihren Operationsplan zu ändern . Seit einigen Tagen ist sie im Ritterhause so gut wie verstummt , dagegen tritt sie jetzt im Bauernstande , wo sie ihres Sieges gewiß ist , mit einem Project auf , das , wenn es auch des Erfolges nicht gewiß ist , jedenfalls die Bestrebungen und die Unbeugsamkeit der Opposition zeigt . Diese fühlt ihre Kraft , sie weiß , daß ihr nur veraltete Formen entgegenstehen , um völlig durchzudringen , und ist zum Aeußersten entschlossen : zu einer Art Verweigerung der Steuern . Schon im Plenum vom 26 Febr . hatten Hans Jansson und Per Hausson Motionen zur Abkürzung der Reichstage gemacht , die sich , weil im Laufe von fünf Jahren die Geschäfte sich ungemein häufen , meist sehr in die Länge ziehen . Dagegen sollen die Reichstage eigentlich nur vier Monate dauern , und die Regierung hat es also in ihrer Gewalt , dem Reichstag schnell ein Ende zu machen , sobald nach Bewilligung der Steuern auf fünf Jahre Dinge an demselben vorkommen , die ihr nicht genehm sind . Die beiden am 26 Febr . gemachten Motionen , die hauptsächlich eine Abkürzung des Geschäftsgangs zum Zweck gehabt zu haben scheinen , wurden im nächsten Plenum zurückgenommen , um modificirt zu werden , d. h. um ihnen eine ganz andere Wendung zu geben . Ich theile Ihnen nun Hans Janssons im Plenum vom 4 März gemachten Vorschlag im Auszuge mit , woraus Sie denn die Tendenz desselben am richtigsten selbst entnehmen können . „ Mehrere Vorschläge wurden schon gemacht zur Abkürzung des Reichstags und es ist der allgemeine Wunsch , daß eine solche erreicht werde . Ich halte dieß nicht für unmöglich , wenn man sich über die Bedeutung dieses Reichstags klare Rechenschaft gibt . Soll dieser , wie die vorhergehenden Reichstage sich mit den vorkommenden Fragen und Gegenständen in allen ihren Details beschäftigen , so ist keine Hoffnung verhanden , daß er kürzer daure , sondern noch länger , weil der Gegenstände jetzt mehrere und von größerer Bedeutung sind . Beschäftigt sich aber der Reichstag hauptsächlich mit den großen Fragen , worauf des Landes Erwartung sich heftet , nämlich einer verbesserten Staatsverfasung und Festsetzung einer andern Repräsentation , so kann und muß der Reichstag kürzer dauern als die vorhergehenden . Es ist einleuchtend , daß wenn die Stände nicht auf diesem Reichstag den Grund legen zu einem neuen Staatsgebäude , so müssen sie wieder fünf oder sechs Jahre warten bis zum nächsten Reichstag ; der jetzige Zustand muß inzwischen fortdauern mit allen seinen Unbequemlichkeiten , und ich brauche nicht erst zu sagen , wie wenig wir damit ausrichten , oder auf die Ungewißheit hinzudeuten , ob ein künftiger Reichstag alsbald dem Uebel abhilft , wenn die Annahme der neuen Constitutionsparagraphen von der ungewissen Zustimmung der Regierung abhängt . Diese Zustimmung zu erhalten , so wie den Termin bis zum nächsten Reichstag abzukürzen , muß der Hauptgegenstand der Aufmerksamkeit für die jetzigen Stände seyn . Sie haben freilich nicht die Macht , das eine oder das andere vorzuschreiben , aber sie haben ein Mittel in den Händen , das , verständig und würdig angewandt , zur Erreichung dieses Zwecks zu führen scheint . Dieß Mittel ist die Steuerbewilligung .... Wenn die Reichsangelegenheiten , wie gewöhnlich , in allen Details geordnet werden , und die größere oder geringere Nothwendigkeit der einzelnen Ausgaben untersucht wird , so braucht fürs erste der Staatsausschuß dazu eine längere Zeit , dann kommt die Reihe an die Stände , die verschiedenen Posten gutzuheißen oder zu verwerfen , hierüber soll debattirt werden , ungleiche Meinungen erheben sich unter den Ständen , dann muß man den Staatsausschuß verstärken , darüber können die gesetzlichen vier Monate für die Dauer des Reichstags verfließen , dieser kann aufgelöst werden , die alten Bewilligungen dauern fort , und alle bisherigen Arbeiten über die neuen Bewilligungen sind fruchtlos . Ich wage es deßhalb ein Mittel vorzuschlagen , das , wenigstens meiner Ansicht nach , zum Ziel führen muß , ohne der Würde irgend einer Staatsmacht zu nahe zu treten , und das mit dem Grundgesetz in völliger Uebereinstimmung steht . Dieses befiehlt , daß eine Bewilligung festgestellt werden soll . Nun wohl , die Stände thun dieß , aber zum möglichst niedern Belauf , etwa zur Hälfte des jetzigen , wobei sie als Grundsatz annehmen , daß sie keinen neuen Vorschlag genehmigen . Hiemit haben sie die Vorschrift des Grundgesetzes erfüllt , und können die Einführung der neuen Staatsverfassung abwarten . Die Regierung ist dann selbst in doppelter Hinsicht interessirt , daß die Staatsverfassung und die dann folgende Staatsregulirung so schnell als möglich statt finde , und daß die Stände zu dem Ende alsbald abermals zusammenberufen werden . “ Dieß sind die wichtigsten Stellen aus Hans Janssons Rede . Alsbald traten andere Redner dafür auf , und der oben schon erwähnte Per Hansson meinte , der Vorschlag , nur die Hälfte der Steuern zu verwilligen , sey nur
ein halber Schritt zum Ziel , man solle den Constitutionsausschuß angehen , baldmöglichst Vorschläge zu Veränderungen im Grundgesetz zu machen . Derselbe beschäftige sich jetzt hauptsächlich mit dem Durchlesen der Staatsrathsprotokolle , aber bei weitem minder wesentlich sey es , die Vergangenheit zu kennen , und zu wissen , wie schlecht es bisher ergangen , als dafür zu sorgen , daß es in Zukunft besser gehe . Dieser Vorschlag hängt augenscheinlich mit dem Graf Anckarswärds zusammen , aber er ist weit stärker , und sollte man auch ihn beseitigen oder umgehen können , so darf man sicher seyn , daß nöthigenfalls auch extralegale Schritte erfolgen , denn mit diesem Vorschlag stellt sich die Opposition bereits auf die Gränzscheide der Legalität .
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Für meine Freunde !
Verschiedene Zeitungen haben sich seit einigen Monaten die Mühe gegeben , mich der Welt bekannt zu machen . Nach ihnen bin ich schon oft in Criminal-Untersuchungen gewesen ; habe gewisse Personen „ auf das allerfürchterlichste mißhandelt ; “ spotte der Untersuchungen , denunciire diesen und jenen , erfreue mich hoher Protectionen , bin jetzt aber verurtheilt , bin meines Dienstes als Kirchen-Commissarius entlassen , habe hinterher um Abolition ( ! ) der Sache nachgesucht etc .
Ich war zuerst entschlossen , auf diese Artikel gar nicht zu antworten , sie zu verachten . Das Letztere thue ich auch gewiß . Da indessen mancher meiner Freunde aus meinem beharrlichen Stillschweigen ein Schuldbekenntniß befürchten dürfte , so schreibe ich , jedoch lediglich für sie , diese Nachricht .
In Untersuchung bin ich ( warum sollte ich es verhehlen ? ) nun dreimal gewesen . Das erstemal , 16 Jahre alt , im Jahre 1813 . Meine selige Mutter , eines Hannover'schen Officiers Wittwe , hatte ihre vier Söhne dem Kampfe fürs Vaterland geweihet ; sie mußte Vieles dafür erdulden ! Ich wurde von dem westphälischen Tribunale zu Hannover „ wegen Ueberganges zum Feinde “ in contumaciam zur Vermögensconfiscation verurtheilt . Das Urtheil wurde von einem damaligen westphälischen Richter gefällt , welcher später in der Politik umsattelte , und jetzt auf das Märthyrerthum in derselben Ansprüche macht . ( Zwei meiner Brüder traf ein gleiches Loos ; ein dritter wurde in Kassel zum Tode verurtheilt . Armer Junge ! Die französische Kugel traf ihn , den 18jährigen , bald nachher im Kampfe bei Leipzig . ) – – Nachher bin ich in Ehrensachen zweimal denunciirt . So viel über meine Untersuchungen .
Eine von mir „ auf das allerfürchterlichste mißhandelte “ Person ist hier nicht auszumitteln . Die Person , welche dabei genannt wird , befand sich zwei Stunden nach dem angeblichen Vorfalle in dem Singvereine ; und dahin wäre doch wohl kein Ehrenmann in einer Lage , wie angegeben , gegangen , um den Abend fröhlich zu versingen .
Unsere Zeit will Märtyrer . Wie mancher Mensch , sey er Laie oder Geistlicher , Patriot oder Pietist , oder beides zusammen , möchte doch so gerne , durch Erlangung dieses Titels , bei dem Mangel eines andern , die erste Stufe zum Ruhme ersteigen ! Es hilft Alles etwas weiter , ertheilt einen Heiligenschein und den Namen eines frommen Dulders .
Wenn ich vielleicht etwas dazu hätte beitragen können , daß die Wahl eines Deputirten des Calenberg'schen Bauernstandes im vorigen Jahre zu Stande kam , so sollte mich das in der That herzlich freuen . Ich habe es immer für Poltronerie gehalten , hinterm Ofen sitzend kämpfen zu wollen , und bin der Ansicht , daß ein Deputirter , so gut wie ein Soldat , welcher , anstatt auf demjenigen Platze zu streiten wohin ihn seine Pflicht ruft , fein zu Hause bleibt und sagt : was hälfe mir das ? ich würde ja doch besiegt ! – nichts weiter nütze , als ein Hasenfuß . Das ist so meine Ansicht , mit welcher ich übrigens Niemand zu nahe treten will .
Der Zeitungsartikel ungeachtet , bin ich noch heute Kirchen-Commissarius ; ich bin auch nicht verurtheilt ; und um eine Abolition nachzusuchen , ist mir nicht eingefallen .
Eines mächtigeren Schutzes als desjenigen , welchen jeder ruhige Unterthan genießt , erfreue ich mich leider nicht , ich würde es ja sonst jetzt , nach 27 Dienstjahren , wohl weiter gebracht haben als ich stehe . Mir scheint auch kein Schutz mächtig genug , um heimliche oder indirecte Kränkungen abzuwehren , wie ich deren schon oft und lange in meiner schwierigen dienstlichen Stellung habe erdulden müssen . In solchen Aufreizungen liegt oft mehr , als ein Mann von Ehre ertragen kann , während es der gesetzlichen Wege nicht immer genug gibt , um dagegen zu schützen .
Dieß für meine Freunde . Meine anonymen Feinde dispensire ich von Repliken ; ich schrieb ja nicht an sie . Für sie habe ich nichts als – Verachtung .
Den betreffenden HH . Zeitungsschreibern aber , welche im Publicum doch gewiß gerne für wirklich unparteiisch angesehen werden wollen , gebe ich zu diesem Behufe gehorsamst anheim : sich zuverlässigere Correspondenten anzuschaffen , als die anonymen Einfaltspinsel ♂ aus Hannover und * aus dem Calenberg'schen sind , durch die sie sich und ihre Abonnenten mystificiren lassen . * ) Die Redaction der Allg . Zeitung weiß nicht , welcher Zeitung Correspondenten hier genannt sind ; in der Allgemeinen Zeitung standen diese Artikel nicht .
Neustadt a. R. , am 12 März 1840 .
Dr. August Behne , Bürgermeister etc .
[981- 82 ]
Todes-Anzeige .
Noch tief erschüttert von dem erlittenen Verluste , widmen wir den verehrten Verwandten , Freunden und Bekannten die traurige Kunde , daß Gott unsere innigst geliebte Tochter , Gattin und Schwester ,
Theresia Barbara Müller , geborne v. Hefner ,
Mutter von drei unmündigen Kindern , am 4 März im 34sten Jahre ihres Lebens , im 7ten ihrer glücklichen Ehe , aus der Mitte der Ihrigen zu sich gerufen habe . Nur wer das stille , fromme , edle Wirken der Hingeschiedenen näher gekannt hat , wird die Größe unseres Schmerzes ermessen können . Indem wir die Verklärte dem frommen Andenken empfehlen , bitten wir für uns um Fortdauer des Wohlwollens und um stille Theilnahme . – Aschaffenburg , den 7 März 1840 .
Fr. v. Hefner , königl. bayer. Staatsrath .
Dr. Dan . Ernst Müller , königl. bayer. Forstmeister .
J. v. Hefner , königl. bayer. Professor .
Margaretha Freifrau v. Sensburg , geborne v. Hefner .
[ 995 ]
Dritte Generalversammlung der Leipziger Bank .
Nach Beendigung des ersten Rechnungsjahres der Leipziger Bank , welches den Zeitraum vom Anfange September 1838 bis Ende Februar 1840 umfaßt , laden wir hiemit in Folge des §. 66 der Statuten sämmtliche Actionnäre der Leipziger Bank zu einer im Saale des hiesigen Kramerhauses
Donnerstag den 23 April 1840 , Vormittags halb 9 Uhr ,
zu haltenden Generalversammlung ein . Wir machen auf die Vorschriften der §. 73 u. 74 der Statuten aufmerksam , und haben darnach
die Bestimmung getroffen , daß diejenigen Actionnäre , welche ihre Actien nicht in die Generalversammlung selbst mitbringen wollen , sich bereits als solche
am 22 April d. J.
in den gewöhnlichen Geschäftsstunden auf unserm Bureau in Gemäßheit der Statuten legitimiren können , welchenfalls dieselben auf den Grund der ihnen über die erfolgte Legitimation und den Umfang ihres Stimmrechts zu ertheilenden Bescheinigung , an der Generalversammlung Theil zu nehmen , berechtigt sind .
Die Gegenstände der Tagesordnung werden bestehen :
1 ) in dem Geschäftsbericht des Directoriums ,
2 ) in der Vorlegung des Jahresabschlusses ,
3 ) in der Wahl von vier Ausschußmitgliedern ,
wobei wir bemerken , daß nach §. 52 der Statuten die Reihe des Austritts aus dem Ausschuß durch das Loos
Herrn Wilhelm Seyfferth ,
Herrn Handlungsdeputirten Philipp Schunck ,
Herrn August Moriz Weickert ,
Herrn Gustav Ludwig Preußer ,
getroffen hat , welche jedoch sofort wieder wählbar sind . – Leipzig , den 14 März 1840 .
Das Directorium der Leipziger Bank .
Heinr. Poppe , Vorsitzender .
Fr. Hermann , Vollziehender .
[ 983 ]
Bekanntmachung .
Badischer Bergwerks-Verein .
Den Besitzern von Actien des badischen Bergwerks-Vereins dient zur Nachricht , daß die am 1 Mai d. J. verfallenden Zinsen à 4 Proc . , so wie die in der Generalversammlung vom 21 December 1839 bewilligte Dividende à 4 Proc . , also zusammen acht Procent von dem Betrage der Einzahlungen ,
bei der Central-Casse des Vereins dahier ,
bei den HH. S. v. Haber & Söhne dahier , und
bei den HH. J. Fried . Gontard & Söhne in Frankfurt a. M. ,
gegen Abgabe der Coupons erhoben werden können . – Karlsruhe , den 16 März 1840 .
Direction des badischen Bergwerks-Vereins .
[820- 23 ]
Expedition für Passagiere von Hamburg nach Nordamerika per Dampfschiff über England .
Seit längerer Zeit in diesem Geschäfte gearbeitet , bin ich mit jedem Verhältnisse dieses wichtigen Geschäftszweiges vertraut geworden , und ist mir nicht entgangen , daß diese Expeditionsweise gewiß zu empfehlen , dabei aber strenge Gewissenhaftigkeit und Reellität , so wie die nöthigen Mittel zu einer guten Betreibung dieses Geschäfts Erfordernisse sind .
Hierauf nun in jeder Hinsicht gestützt , habe ich ein Etablissement in dieser Art begründet , und werde ich meine größte Ehre darin suchen , das Vertrauen derjenigen , welche sich an mich wenden , zu verdienen .
Der Preis für diese Fahrt ist von hier bis Amerika per Erwachsenen 7 1/2 Stück Louisd'or , Kinder unter 14 Jahren 4 1/4 Stück Louisd'or incl. Beköstigung und Commutationsgeld ; Säuglinge zahlen nur Commutationsgeld .
Meine gedruckten Berichte besagen alles Nähere in Bezug auf diese Reise , und können diejenigen , welche beabsichtigen , sich meiner Vermittelung zu bedienen , solche prompt von mir erhalten .
Hamburg , im Januar 1840 .
J. H. A. Hintze , Hohebrücke Nr. 3 .
[ 939 ]
Bei W. Einhorn in Leipzig ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen :
Neuestes und gemeinnützigstes
Taschenbuch
für
Pferdebesitzer und Pferdeliebhaber .
Ein
treuer Rathgeber bei Krankheiten , Dressur und gewöhnlicher Behandlung des Pferdes .
Bearbeitet und herausgegeben von einem alten Cavallerie-Officier .
12. Leipzig . 1839 . Verlag von W. Einhorn . In Umschlag mit zwei schönen Lithographien , gebunden . Preis 15 gr. oder 56 kr. C. M.
Dieser kleine aber tüchtige Rathgeber über Pferde-Arznei , Reitkunst und Pferdewartung ist das Beste und praktisch Anwendbarste , was Pferdebesitzer und Liebhaber über die genannten Gegenstände sich anschaffen können ; der Inhalt beruht durchaus auf praktischen Erfahrungen und wird Vielen in Nothfällen die beste Hülfe finden lassen .
[ 829 ]
Für Juristen .
Bei Julius Helbig in Altenburg erschien so eben :
Annalen
der deutschen und ausländischen
Criminal-Rechtspflege .
Begründet von Dr. J. E. Hitzig in Berlin und fortgesetzt von Dr. W. L. Demme in Altenburg und E. Klunge in Zeiß .
Jahrgang 1840 . gr. 8. ( 10r-13r Bd. ) 1s u. 2s Heft . Preis für 12 Hefte
8 Rthlr . netto .
Inhalt des 1sten Heftes : I. Zur Lehre über die Gränzen der Wirksamkeit des Criminalrichters in Beziehung auf die Gutachten der Kunstverständigen . Vom großh . Hofgerichtsrath Dr. Zentner in Mannheim . II. Georg Engelhard , der sich durchlügende Raubmörder , ein Beispiel von den Nöthen des Indicienbeweises . Mittheilungen des Appell.-Ger.-Präs . Mich. v. Weber zu Neuburg a. d. Donau . III. Tambour Emil , der forcirte Rinaldo . Mißlungener Mordanschlag auf die Geliebte , unternommen , um Held einer Schauergeschichte zu werden . Hauptbericht , mitgetheilt vom Verf. , Regim.-Auditeur Graner zu Zwickau .
Inhalt des 2ten Heftes : I. Die Gräuelscenen in Matzdorf . Vorläuf . Bericht über die nähern Umstände der Ermordung des Rittergutsbesitzers Haberland . II. Die mehrfacher Brandstiftung geständige und doch unschuldige Johanna Staats aus Broistedt . Ein neues Warnungsbeispiel für Inquirenten , gegen die Beflissenheit der Untergebenen auf steter Hut zu seyn . Mitgetheilt von dem Verth . der Staats , Advocat Ed.
Gotthard zu Braunschweig . III. Der Priester auf dem Schaffot . Der wegen Tödtung des ( angeblich ) mit seiner Magd erzeugten Kindes hingerichtete M. J. Brehm , gewes . Diaconus zu Reutlingen . Nach den Mittheilungen des Brehm'schen Vertheidigers , Ober-Justiz-Procurators Dr. Holland zu Tübingen , vom Herausgeber .
[ 828 ]
In der F. Beck'schen Universitäts-Buchhandlung in Wien , am Hof Nr. 336 , neben dem Gasthause zur goldenen Kugel , sind nachstehende Werke erschienen :
Anleitung
zur
Pflanzenkenntniss ,
von
Nicolaus Joseph Frhrn. v. Jacquin .
Dritte umgearbeitete und vermehrte Auflage
von
Joseph Franz Frhrn. v. Jacquin .
gr. 12. Wien 1840 . geheftet 21 gGr .
Endlicher , St. , Genera Plantarum secundum ordines naturales disposita . I. bis XII. Heft . Schmal Quart , in Umschlag geh . Jedes 1 Rthlr .
– – Iconographia generum plantarum . Fasc. I-VIII . 4. maj. à 1 Rthlr. 12 gr .
– – Grundzüge einer neuen Theorie der Pflanzenzeugung. gr. 8. 1838. geh. 10 gGr .
– – Prodromus Florae Norfolkicae sive catalogus stirpium quae in Insula Norfolk annis 1804 et 1805 a Ferd . Bauer collectae et depictae , nunc in museo caesareo palatino rerum naturalium Vindobonae servantur . 8. maj. 1832 . 1 Rthlr .
Botanisches Archiv der Gartenbau-Gesellschaft des österr. Kaiserstaates . Heft I. et II . Mit 10 Tafeln illum. Lex. 8. geh. à 1 Rthlr. 20 gr .
Enumera io Plantarum , quas in Novae Hollandiae ora Austrio occidentali ad Fluvium Cignorum et in Sinu Regis Georgii , collegit Carolus liber Baro de Hügel . P. I. Auctoribus G. Bentham , St. Endlicher et E Fenzl . 8. maj. 1837 . 1 Rthlr .
Putterlick , A. , Synopsis Pittosporcarum . 8. maj. 1839. geh. 8 gr .
Unger , F. , Aphorismen zur Anatomie und Physiologie der Pflanzen. gr. 8. 1838. geh. 12 gGr .
– – Beiträge zur vergleichenden Pathologie . Mit 1 Tafel. gr. 4. ( unter der Presse . )
Novarum Stirpium Decades .
I. Edita a museo caesareo palatino Vindobonensi . 8. maj. 1839 . geheftet 1 Rthlr . 6 gr .
Host , N. Th. , Flora Austriaca. 2 Volumen . 8. maj. 1827 bis 1831 . 7 Rthlr . 8 gr .
– – Synopsis plantarum in Austria provinciisque adiacentibus sponte crescentium . 8. maj. 797. 2 Rthlr. 12 gr .
Jacquin , N. J. , Collectanea Austriaca ad botanicam , chemiam et historiam naturalem spectantia . 3 Volumen , 4. maj. cum fig. col. 1786 bis 1796 . 53 Rthlr . 8 gr .
– – Index plantarum quae continentur Linnaei systematis . 4. 1785 . 1 Rthlr . 3 gr .
– – Genitalia Asclepiadearum controversa . Cum tab. co lorat. 8. maj. 1811 . 1 Rthlr .
Ingen-Houß , J. , Versuch mit Pflanzen. 3 Bde . Mit 1 Kupf. gr. 8. 1786-88. 3 Rthlr. 12 gr .
Linné , C. A. , Genera Plantarum c. Haenke. 2 Vol. 8. maj. 1791 . 2 Rthlr .
Plenk , J. J. , Anfangsgründe der botanischen Terminologie. gr. 8. 1798 . 18 gr .
Radda , Sinnbilder aus der Pflanzenwelt . 12. 1824 . 9 gr .
Rupprecht , J. B. , über das Chrysanthemum indicum . 8. 1833 . 1 Rthlr . 4 gr .
[860- 62 ]
Georg Raab ,
in der letzten Zeit Oberkellner im Storchen in Zürich , empfiehlt sich allen resp. Reisenden als nunmehriger Pächter des von Hrn. Delisle von St. Gallen an der Allee in Constanz neu erbauten Gasthofs
zum Hotel Delisle ,
außer der Zolllinie in der Kreutzlinger Vorstadt gelegen .
Dieser ganz neu etablirte und auf das bequemste eingerichtete Gasthof , an der Straße von Freihafen nach Schaffhausen , Zürich und St. Gallen gelegen , bietet den resp. Fremden alle Vortheile durch seine Lage , indem dieselben ohne Mauthuntersuch ihre Reise in die Schweiz fortsetzen können .
Auch verbindet er mit dieser neuen Einrichtung eine Café Restauration nebst Seebäder , und wird durch billige , reinliche und zuvorkommende Bedienung jedem billigen Wunsch zu entsprechen suchen .
Geräumige Stallungen und Remisen sind neu erbaut , und entsprechen jedem Bedarf .
[ 951 ]
Bei J. C. Renard in Köln ist so eben erschienen und kann durch alle Buchhandlungen bezogen werden :
Kölns Carneval , wie er war , ist und seyn wird . Weihegabe für die Kölner und alle Freunde von Volksfesten . Vom Magister loci . 326 S. gr. 12. br. Preis 1 Thlr.
[ 1012 ]
Weinversteigerung
zu Würzburg durch den Ausschuß des fränkischen Weinbauvereins .
Der Ausschuß des fränkischen Weinbauvereins wird die dießjährige , nach den Beschlüssen der Generalversammlung vorzunehmende Versteigerung von geprüften und in jeder Hinsicht ächten Frankenweinen , am
Dienstag den 7 April 1840 ,
Vormittags 9 Uhr ,
anfangend , dahier zu Würzburg in den Limbischen Sälen abhalten .
Bei dieser Versteigerung werden ausgeboten :
Diese sämmtlichen Weine sind aus den besten Lagen Frankens , als Stein , Leisten , Schalfsberg , Hohebug u. s. w. bei Würzburg , dann von Rödelsee , Iphofen und andern ausgezeichneten Orten , endlich aus den vorzüglichsten Weinlagern von Stiftungen und Privaten .
Ein specificirtes Verzeichniß der einzelnen Weinpartien nach der Ordnung der Versteigerung wird bei der Versteigerung selbst vertheilt ( ist auch bei der Expedition der Allg . Zeitung zu haben ) und die Proben selbst bei dem Ausbieten vorgestellt werden .
Die getroffenen Maaßregeln und die Bedingnisse gewähren dem Käufer alle mögliche Sicherheit und Vortheile .
Würzburg , den 4 März 1840 .
Der Ausschuß des fränkischen Weinbauvereins .
In Abwesenheit des Vorstandes .
Dr. P. Ungemach .
[522- 23 ]
Für Fremde in Paris .
Ernst Kees , 7 quai St. Michel , in Paris empfiehlt sein im Mittelpunkte der Stadt gelegenes und wohleingerichtetes Hotel mit Pension bourgeoise verbunden , allen Fremden , die sich längere Zeit in Paris aufzuhalten wünschen , aufs ergebenste . Man findet daselbst für die billigsten Preise Kost und Logie , die beste Bedienung und die Annehmlichkeit , die französische Sprache ohne Kosten zu erlernen , oder sich darin zu vervollkommnen . Er bittet sich schriftlich an ihn zu wenden und wird jede beliebige Auskunft mit Vergnügen ertheilen .
[ 974 ]
Dienst-Offert .
Ein Lithograph , der im Graviren von schönen Schriften und Zeichnungen gewandt ist , kann auf lange Zeit Beschäftigung erhalten . Anträge beliebe man an die Expedition der Allg-Zeitung portofrei einzusenden .
[ 1003 ]
Associé-Gesuch .
Für ein Etablissement in einer der lebhaftesten Residenzen Deutschlands , das alle Zweige litterarischen Verkehrs umfaßt , wird ein Theilnehmer oder Uebernehmer gesucht , der über einen Fonds von 20-35,000 fl. rhn. frei verfügen kann . Nähere Aufschlüsse werden gegen gefällige Adressen unter Chiffre J. W. Poste restante Leipzig gegeben .