Großbritannien.
Am 9 April hielt die Königin ihr erstes Drawing-Room (für beide Geschlechter gemeinsamen Hofcirkel) in dieser Saison, das ungemein glänzend ausfiel. Die Beschreibung der weiblichen Toiletten füllt ganze Spalten der Londoner Zeitungen. Der Hof wird in einigen Tagen das Windsorschloß beziehen.
Fortsetzung der Unterhausverhandlungen über China.
Sir Robert Peel zeichnete im Verfolg seiner Rede ein ziemlich günstiges Charakterbild der Chinesen, wozu er die vorliegenden amtlichen Depeschen ebenfalls als Belege benützte. So schrieb einmal Capitän Elliot an Lord Palmerston: „Ich ersuche Ew. Lordschaft dem Gouverneur von Canton in einem Schreiben den Dank der brittischen Regierung für die sehr edelsinnige Behandlung fünfzehn englischer Matrosen auszusprechen, die an der Küste von China gestrandet. Sie wurden von den Chinesen gut genährt, beherbergt und gekleidet, und bei ihrer endlichen Abreise von Foochow-Foo empfing jeder derselben ein Geschenk in Silber, 50 Schilling im Werth. Die Hälfte ihrer Reise nach Canton legten sie in Tragsesseln zurück.“ Sir Robert fragte, ob Lord Palmerston der Empfehlung dieses Briefs gemäß gehandelt und versucht habe, die gereizte Stimmung der chinesischen Behörden durch eine freundliche Anerkennung jener Handlung der Menschlichkeit zu mildern. In Bezug auf die allgemeine Stellung der Engländer in China bemerkte Elliot an einem andern Ort: „Bis in die neueste Zeit gab es kein Land der Welt, wo der Fremde seine Rechte und sein Eigenthum sicherer fühlen konnte, als in China.“ Und wieder: „Ich bin überzeugt, die Chinesen setzen in die Redlichkeit der Europäer großes Vertrauen, und sie sind in vielen wichtigen Punkten die bescheidensten und billigstdenkenden Menschen auf dem ganzen Erdenrund.“ (Hört!) Und dieses Zeugniß, bemerkte Peel, habe Capitän Elliot nach allen neuerlichen gegenseitigen Animositäten und Collisionen ertheilt. „Darum, fuhr er fort, bitte ich die Regierung jetzt, wo sie diesen Schlag gegen China beabsichtigt, ihn nicht in einem rachsüchtigen Geiste zu führen; vor Allem aber, da ich weiß, daß ein Krieg, wenn er überhaupt stattfinden soll, auf eine der Größe und Macht Großbritanniens würdige Weise geführt werden muß, beschwör' ich sie, um Gottes willen nicht zu vergessen, daß diese Feindseligkeiten gegen ein zwar unkriegerisches, aber zugleich 350,000,000 Seelen umfassendes Volk gerichtet werden sollen. Die Chinesen sind ein unkriegerisches Volk, das bisher für die Erzeugnisse der brittischen Industrie einen trefflichen Kunden abgab; bedenken Sie, der bevorstehende Kampf ist von so unheilvoller Art, daß jeder Streich, den wir auf die Chinesen führen, auf uns zurückfallen kann. Kein Dorf in China können wir verheeren, ohne gewissermaßen zugleich in einer Manufactur unsers eigenen Landes Verwüstungen anzurichten. (Hört!) Ich unterschätze nicht die Macht unsers Landes; ich weiß, daß in jedem Kampfe mit den Chinesen England die Oberhand gewinnen muß. Liest man die Details des Gefechtes, wo die englische Fregatte längs der Linie der chinesischen Dschunken hinsegelte und fast jede derselben kampfunfähig machte, so stellt dieses eine Factum unsere Kriegsüberlegenheit außer Zweifel. Aber verhehlen wir uns darum nicht die gefährliche Natur des Kampfes, in welchen wir uns einzulassen im Begriff stehen. Der Aufruf an Millionen kann eine neue Macht, eine schlummernde Volkskraft ins Leben rufen, die geweckte und gestachelte Nationalehre könnte die Hand der Chinesen mit neuen Waffen bewehren, und so der Ausgang des Kriegs dennoch zweifelhaft, oder selbst der Sieg für unser Land verderblich werden. Oder unser Sieg könnte Revolution und Anarchie unter einem Volke von vierthalbhundert Millionen herbeiführen. Wir rächten bei Plassey die Gräuel der „schwarzen Höhle,“ aber wie wenig ahnten wir damals die unermeßlichen Resultate! Im J. 1757 rückte Lord Clive an der Spitze von 700 Mann Britten und 1500 Eingebornen aus, und errang einen Sieg, dessen Folge eine außerordentliche Umwälzung binnen vierzehn Tagen war. Aehnliche Ursachen könnten zu ähnlichen Ergebnissen in China führen; eine Reihenfolge von Ereignissen könnte eintreten, welche uns nöthigte, ein brittisch-chinesisches Reich zu gründen, wie wir ein indobrittisches
gründen mußten. (Hört!) Erinnern wir uns auch, daß es noch andere Mächte gibt. (Hört!) Im Verlauf eines Kampfes mit einem Handelsvolke, das mit so vielen mächtigen Staaten in Verbindungen steht, müssen wir uns auf den möglichen Fall von Collisionen mit diesen gefaßt halten. Man hatte gehofft, andere Nationen würden mit uns gegen die Chinesen gemeinsame Sache machen, um ihnen gemeinsame Handelsvortheile abzunöthigen. Es war eine Täuschung, der wir uns nicht weiter hingeben dürfen. Mir ist es nicht so recht klar, wie es gekommen, daß Capitän Elliots Blokade des Hafens von Canton nach fünf Tagen schon wieder aufgehoben wurde. Die Blokade ward am 11 Sept. v. J. verhängt, am 16 hörte sie auf. Man verhängte sie, weil ein brittisches Boot vermißt wurde; man hob sie auf, als das Boot sich wieder vorfand. In diese fünf Tage fällt aber ein anderes Factum, dessen die bezügliche Depesche nicht erwähnt: die Protestation gegen die Blokade, welche die amerikanischen Kaufleute dem Capitän Smith einhändigten. Die Amerikaner erklärten, die Blokade sey rechtswidrig, und sie betrachteten den brittischen Oberaufseher als verantwortlich für ihre Folgen. Welche Wirkung das haben mochte, weiß ich nicht, kann mich aber kaum des Gedankens erwehren, daß die Protestation zur Aufhebung der Blokade mehr beitrug, als die Wiederkunft des vermißten Boots. Haben Sie die neuerlichen Debatten des Washingtoner Congresses gelesen? Sie sind wohl geeignet, die Illusion, daß die Amerikaner mit uns gegen China gemeine Sache machen würden, zu zerstören. Einer der amerikanischen Redner citirte eine Depesche des brittischen Admirals Owen, der lange an der Küste von China stationirt war. Owen erinnert darin an den Unterschied zwischen der jetzigen Stellung der Engländer zu China und derjenigen während des letzten großen Kriegs. Er sagt: „„Wir beherrschten damals die Meere ausschließlich, es stand in unsrer Macht, China Gesetze vorzuschreiben; jetzt hat sich das geändert, neue Verbindungen sind ins Leben getreten. Rußland, Amerika und andere Länder treiben Handel mit China, und würden jede Störung dieses ihres Handels sehr übel vermerken. Weit entfernt, mit England vorkommenden Falles sich gegen China zu vereinigen, würden sie vielmehr den chinesischen Behörden auf alle Weise glaubhaft zu machen suchen, daß es für die Chinesen vortheilhafter sey, mit ihnen, den für die chinesischen Gesetze Willfährigen, als mit den Engländern zu handeln?““ Daß Owen Recht hatte, lehrt jetzt die Erfahrung. Darum spreche ich aber- und abermals zu Ihrer Maj. Regierung: beginnt diesen Krieg mit geziemendem Ernste, einem Ernste, wie er dem Charakter und Namen Englands zukommt, aber vergeßt nicht die eigenthümliche Art des Volks, mit dem ihr zu thun habt, und fügt und mildert eure Maaßregeln dergestalt, daß nach Erreichung eures vorgesteckten Ziels so wenig des Uebels zurückbleibe als immer möglich. In Ermangelung alles Vertrauens in Ihrer Maj. Regierung, in Ermangelung jedes andern Trostes halte ich mich an den, welchen die Frömmigkeit des ehrenwerthen Mitglieds für Edinburg (Macaulay) angedeutet hat. Ich vereinige mich mit ihm zu einem brünstigen Gebet an Ihn, den Geber alles Guten, daß er die Herzen unseres Volks lenken wolle zum Erbarmen, daß er uns auf dem Pfade der Gerechtigkeit führe, damit wir den guten Namen unseres Landes zwar kräftig und würdig bewahren, zugleich aber auf eine solche Weise, die zu einer baldigen Versöhnung und Wiederherstellung freundlicher Verhältnisse mit jenem fernen Volke führe, gegen das wir das Schwert zu zücken im Begriffe sind. Möge Gott von uns abwenden die Trübsale des Kriegs und alle jene Uebel, welche, ich muß es sagen, die Saumsal und Unfähigkeit unserer Regierenden, nach dem menschlichen Zusammenhang der Dinge, nur allzu verdientermaßen über uns herbeiziehen könnten.“ (Lebhafter Zuruf der Tories.)
(Beschluß folgt.)
Frankreich.
Paris, 14 April.
Man schreibt von Fontainebleau, der König und seine Familie werden zwischen dem 15 und 20 Mai dort eintreffen, und gegen 14 Tage daselbst verweilen.
Der russische Botschafter, Graf Pahlen, ist am Sonntag Abend in Paris angekommen.
Ebenso ist der Herzog von Devonshire in Paris eingetroffen.
Der König hat den Schiffscapitän Val d'Ailly zum Gouverneur von Martinique an die Stelle des Gegenadmirals v. Moges, der auf seine Bitte nach Frankreich zurückberufen ist, ernannt.
(Moniteur.) Telegraphische Depeschen. Toulon, 12 April. Der Unterpräfect von Toulon an den Minister des Innern. Ein glaubwürdiger Brief von Philipppeville vom 3, durch ein Handelsschiff gebracht, meldet, daß ein Lieutenant Abd-El-Kader's, der zu einem Angriff gegen uns nach Setif zog, in den Hinterhalt eines uns verbündeten Scheiks gefallen ist, der ihm 500 Mann getödtet und zwei Fahnen genommen hat.“
Toulon, 13 April. Der Seepräfect an den Seeminister. Ein italienischer Handelscapitän schreibt aus Philippeville am 3: „Ein Lieutenant Abd-El-Kaders, der auf der Seite von Setif zu einem Angriff gegen uns sich zeigte, ist dem Scheik El Arad mit einem Bataillon regelmäßiger Infanterie, vieler Cavallerie und zwei Kanonen in die Hände gefallen. Dieser uns verbündete Scheik ließ ihn sein Pulver verschießen, und als er alle seine Munition erschöpft sah, drängte er ihn an das Gebirg, tödtete ihm 500 Mann, deren Ohren er dem General Galbois überschickte, nahm ihm zwei Fahnen, zwei Trommeln und das ganze Gepäck. Nur die Cavallerie hat sich gerettet.“
Das Journal des Débats begleitet diese lediglich auf Schifferaussagen beruhende Nachricht mit einem pomphaften Commentar, der nur ein neuer Beleg ist von der großen Unwissenheit der französischen Blätter hinsichtlich aller Vorgänge in Frankreichs nordafrikanischen Besitzungen. Das Journal des Débats schreibt obige Heldenthat dem „berühmten Scheik-el-Arab Farhat“ zu, und malt dieselbe mit wunderbarer Einbildungskraft aus: „Farhat – schreibt es – war lange Abd-El-Kaders Gefangener. Als er sah, daß wir einen ernstlichen Krieg gegen den Emir führen würden, fühlte er, daß die Stunde der Rache geschlagen habe. Ein reguläres Bataillon und die Cavallerie Abd-El-Kaders machten einen Versuch gegen die Provinz Constantine. Farhat, der davon Kenntniß hatte, lauerte auf seine Beute, ließ den Lieutenant des Emirs die eisernen Thore, die Ebene Medschana überschreiten und als er ihn im Innern des Landes sah, überfiel er ihn unversehens, drängte ihn gegen steile Gebirge und wusch ohne Erbarmen den Schimpf seiner Gefangenschaft mit Blut aus. Die Rache Farhat's war vollständig und schrecklich; es war die Rache eines Arabers!“ Man könnte das Journal des Débats fragen, woher es wohl all' diese Details erhalten, die es in so pathetischer Sprache erzählt? Der Telegraph meldet mit keiner Sylbe, welchen Weg der Lieutenant Abd-El-Kader's genommen, noch daß der Held dieses Ueberfalls der berühmte Farhat gewesen. Das Journal des Débats kann doch wohl unmöglich Briefe aus Toulon in Einem Tage erhalten haben? Der Verfasser des hochtrabenden Commentars wußte zweifelsohne, daß Farhat vor
mehreren Jahren Scheik-El-Arab gewesen, vergaß aber, daß er diese Würde längst nicht mehr bekleidet, und an seiner Stelle Bu-Asis-ben-Gana ernannt worden. Er ignorirte ferner, daß Farhat sich längst von den Franzosen losgesagt hat, daß er seit zwei Jahren allen Einfluß im Lande verloren, daß er endlich gar nicht in der Gegend von Setif, oder der Medschana wohnt, sondern ein Häuptling der Sahara ist und über hundert Stunden südlich von Setif, bei Ulad-Dschelal residirt; folglich von dem Anmarsch der Truppen Abd-El-Kaders, wenn diese durch die eisernen Thore gekommen, unmöglich Kenntniß haben konnte. Es ist wohl auch ein Irrthum des Moniteurs, in der zweiten telegraphischen Depesche, daß es der Scheik-el-Arab (Ben-Gana) gewesen, der diesen Sieg erfochten, denn dieser Scheik-el-Arab befehligt nur die an die Provinz Constantine gränzenden Stämme der Sahara und ist weit von Setif entfernt. Wenn es mit dem erwähnten Ueberfall seine Richtigkeit hat, so kann es nur der Chalifa der Medschana, El-Mokrani, der in Setif residirt, gewesen seyn, welcher die Abd-El-Kader'schen Truppen geschlagen; denn außer ihm wohnt kein den Franzosen ergebener bedeutender Häuptling in der Nähe. Man wird an dergleichen Irrthümer, an unaufhörliche Verwechselungen der Namen von Personen und Localitäten in Algier, freilich auch im Moniteur mehr und mehr gewöhnt.
(Moniteur.) Einige Journale haben nach einer Correspondenz der M. Post gemeldet, „daß die spanische Regierung eine Anleihe von 125 Millionen unter der Garantie der französischen Regierung contrahiren würde.“ Wir sind ermächtigt zu erklären, daß der letzte Theil dieser Angabe durchaus unbegründet ist.
Die Journale der Linken, welche das Ministerium unterstützen, sind mit dem Bericht des Herzogs von Broglie über die geheimen Fonds nicht sehr zufrieden, und meinen, es sey zwischen diesem Bericht und den Erklärungen des Hrn. Thiers in der Deputirtenkammer eine beträchtliche Differenz. Letzterer Ansicht ist auch die Presse, die aber eben aus dieser Ursache mit dem Bericht des Herzogs vollkommen einverstanden ist. Sie sagt: „Der Herzog von Broglie desavouirt die Doctrinen der Coalition. Die Mitwirkung beider Kammern ist, bemerkte er, in gleichem Grade nothwendig, sämmtliche Staatsgewalten stehen zu einander auf dem Fuße völliger Gleichheit; keine kann rechtmäßiger Weise das Uebergewicht, die Präeminenz in Anspruch nehmen. Als Entschuldigung für das Cabinet führte der Herzog die „tumultuarischen“ Umstände an, welche stets im Gefolge ministerieller Krisen seyen. Endlich bittet er die Kammer, das Cabinet nicht nach den „tollen Hoffnungen“ zu beurtheilen, welche seine Bildung erregt habe. Das waren harte Worte für die Linke! Nachdem sie die geheimen Fonds votirt, nachdem sie bei ihren Gegnern sich lächerlich, bei ihren alten Freunden verdächtig gemacht, nachdem sie mit unglaublicher Bereitwilligkeit alle von ihr geforderten Opfer gebracht hat, behandelt man die Entschädigungen, auf welche sie rechnete, als tolle Hoffnungen“ – „Der Bericht des Herzogs von Broglie, sagt das Journal des Débats, ist ein Ereigniß. Er läßt die Politik der Regierung aus dem Nebel treten, in den sie sich eingehüllt hatte. Wir stimmen dem Programm des Ministeriums, so wie es der Herzog von Broglie in der Pairskammer vorgelegt, vollkommen bei, und sind überzeugt, daß das Ministerium nicht umhin kann, dasselbe zu befolgen. Die Artikel dieses Programms lauten: Transaction hinsichtlich der Personen, keine Transaction hinsichtlich der Principien – dieß ist das alte Wort des Hrn. Thiers: die Menschen ohne die Dinge. Früher sagte Hr. Thiers dieß zur Rechten; jetzt sagt er es durch den Herzog von Broglie zur Linken; letzteres ist uns lieber. Wir werden um so größeres Vergnügen empfinden, die Principien der conservativen Partei durch die Männer der Linken angewendet zu sehen, als die Männer der Linken dabei, wie wir nicht zweifeln, den ganzen Eifer von Neophyten zeigen werden. Keine Aenderung in unsern Fundamentalinstitutionen, unbestimmte Vertagung jeder Wahlreform; Aufrechthaltung der Septembergesetze; keine politischen Absetzungen. Wir überlassen den Journalen der Linken über diese Artikel des ministeriellen Programms in der Pairskammerausgabe ihr Urtheil zu fällen. Was uns betrifft, so haben wir für den Augenblick keine Opposition zu machen; denn gegen wen wollten wir opponiren? Wir stimmen der Ansicht der Minorität der Commission in der Pairskammer bei, daß es in Folge der vom Ministerium gegebenen Erklärungen und eingegangenen Verpflichtungen zweckmäßig sey, die geheimen Fonds zu votiren. Dieß zieht noch keineswegs ein Votum des persönlichen Vertrauens nach sich; denn gar manche Schatten des Mißtrauens können und müssen noch in den Gemüthern bleiben. Die Plötzlichkeit dieser übrigens sehr befriedigenden Versicherungen selbst kann dergleichen Mißtrauen erwecken. Indessen müssen wir anerkennen, daß wir einen Schritt vorwärts gethan haben, indem wir vom Ministerium in der Pairskammer erlangten, was die conservative Partei in der Deputirtenkammer von ihm nicht hatte erlangen können.“
Der Courrier français meint, trotz allem, was das Journal des Débats über Broglie's Rede sagen möge, sey es nichts desto weniger wahr, daß der Sieg des parlamentarischen Princips damit bestätigt werde: Hr. v. Broglie erkenne in dem Ministerium den offenbaren Ausdruck der Opposition, welche im Wahlkampfe gesiegt; der Herzog habe ferner den Principien des Ministerpräsidenten seinen Beifall gegeben, und so vor der Pairskammer zu sprechen, zeuge immer von einigem Muth. Tadelnswerth an dem Bericht findet der Courrier, daß er in dem Tone eines Vormunds gegen das Cabinet abgefaßt sey, und der unabhängigen Presse nicht hinreichende Gerechtigkeit widerfahren lasse. „ Wir bemerken ferner – sagt jenes Blatt – daß das Programm des Ministeriums, so wie es der Herzog v. Broglie versteht, gar leer und nichtig wäre; denn man wird sich doch wohl nicht einbilden, daß wir die Politik der Transaction für ein System halten; höchstens wäre dieselbe nur der Eingang zu einem System. Wenn man so gefällig die veralteten Fragen der Reihe nach herzählt, wäre es wohl auch passend, die Fragen, die jetzt beginnen und die Principien, welche herrschen werden, anzudeuten.“
In der Pairskammer waren am 14 April die Galerien lange vor Eröffnung der Sitzung angefüllt. In den Gängen drängten sich eine Menge Deputirte. Zuerst ward der in der vorigen Sitzung bewilligte Credit von 800,000 Fr. für Arbeiten in der Pairskammer mit 103 weißen gegen 2 schwarze Kugeln votirt. Bei der darauf folgenden Discussion über die geheimen Fonds bestieg der Conseilpräsident Hr. Thiers die Tribune. Man frage (sagte er unter Anderm) was das Wort parlamentarische Regierung bedeute, was die Politik des Cabinets sey, das sich in eine falsche Bahn einzulassen scheine. Er werde in keinen kindischen Wortstreit eingehen. Man möge auf das Zustandekommen und die Zusammensetzung des Cabinets blicken, und das Wort parlamentarisch werde erklärt seyn. Er und seine Freunde hätten sich lange in der Opposition, in schwerem Widerstreit mit der Regierung gefunden; es seyen ihnen oft Vorschläge
gemacht worden, die sie zurückgewiesen haben, bis ihre Ueberzeugung ihnen die Annahme gestattet habe. Das Cabinet sey also der Opposition entsprungen, das Ministerium ein constitutionelles, parlamentarisches, bereit, vor einer feindlichen Majorität sich zurückzuziehen. Man finde seine Position schwierig, und ihm selbst scheine die Last schwerer als je, und doch hätten die Männer des jetzigen Ministeriums sie annehmen müssen, weil eine Ablehnung für die Gewalt bedenklich gewesen wäre. Was die Wahlreform betreffe, so glaube er, daß die Gewalt einer Erweiterung des Wählerkreises so lange widerstehen müsse, bis eine solche Einstimmigkeit der Forderung entstehe, daß man das Zugeständniß ohne Gefahr nicht länger verweigern könne. Die Septembergesetze sollen erhalten, nur die Definition Attentat geändert werden. Der Redner vergleicht dann die Ruhe in der Pairskammer mit der Schwierigkeit, die Majorität in der andern Kammer zu erhalten. Das Ministerium habe absichtlich das geheime Fondsgesetz als Probe vorangestellt. Er glaube nicht, daß es Menschen gebe, welche den Staat absichtlich in Gefahren stürzen wollten; aber manche wollen böswilligerweise (malicieusement) das Cabinet aufs Aeußerste treiben, um es mit dieser oder jener Partei zu entzweien. Man möge nun gestatten, daß das Cabinet seinen Weg auf seine eigenthümliche Weise zu gehen suche. Er sey überzeugt, daß es mit der Zeit gelingen werde, die Verständigen und Gemäßigten aller Parteien um sich zu vereinen. Die Agenten der Regierung sollen unbelästigt in ihrer Stellung bleiben; zwar hätten die Minister mehr als Eine Beleidigung zu rächen, aber sie hätten es nicht gethan, und würden es nicht thun. Sollte aber nun ein Agent seine Mission nicht verstehen, so habe er aufzuhören, der Verwaltung zu dienen. (Beifall.) Zu der auswärtigen Politik übergehend berührte der Minister zuerst mit wenigen Worten die Oppositionsrede, welche der legitimistische Herzog v. Noailles vor ihm gehalten hatte, und sagte dann im Wesentlichen: „Ich habe nie mißkannt, daß wir in Bezug auf Konstantinopel und Aegypten mit England nicht einig sind. Ich glaube indessen nicht, daß die Russen und Engländer in diesem Augenblick gesonnen sind, jene in Konstantinopel, diese in Aegypten einzufallen. Dieß hieße die Welt in eine jener Umwälzungen stürzen, die Jedermann fürchtet. Selbst wenn es auf irgend einem Throne einen Souverän gäbe, der ein solches Wagstück unternehmen möchte, so würde sein Interesse sich dagegen setzen. Die Dinge gehen in der Wirklichkeit nicht so rasch vor sich, wie in den Köpfen derer, die sich mit Politik beschäftigen. Die Gefahr ist für den Augenblick weder für Konstantinopel noch für Aegypten vorhanden, ich bestreite sie aber nicht für die Zukunft. Der bedrohteste Punkt ist Konstantinopel, bedroht aber erst in der Ferne (dans l'éloignement). Es war sonach natürlich, daß wir unserer alten Allianz mit England getreu blieben. Ich glaube auch, daß man das Interesse, das England hat, sich Aegyptens zu bemächtigen, übertreibt. Frankreich will das türkische Reich aufrecht erhalten, dieß will aber keineswegs sagen, daß man ihm die davon abgerissenen Glieder zurückgeben solle. Frankreich hat geglaubt und glaubt fortwährend, daß die dem Pascha von Aegypten unterworfenen Provinzen sich angemessener in seinen als in den Händen des Sultans befinden, dem sie früher nur viel gekostet haben, während sie ihm jetzt als Nachhut dienen können. Frankreich hat Niemanden ein Geheimniß aus dieser Gesinnung gemacht. Es würde die Staaten des Sultans nicht zerstückelt haben; aber von dem Tage an, wo das Geschick die Trennung Aegyptens entschieden hatte, wollte es, daß der neue Staat geachtet werde. Würde es denn auch so leicht seyn, dem mächtigen Vasallen seine Eroberungen zu entreißen? Frankreich sagte: wir glauben, daß, nachdem der Pascha gewußt hat, Aegypten und Syrien zu erobern und zu regieren, es besser seyn wird, ihm diese Länder zu lassen, als einen selbst für das türkische Reich gefährlichen Brand herbeizuführen. Es wäre höchst bedenklich, unter dem Vorwande der Beschützung des türkischen Reichs irgend eine Macht in sein Inneres einrücken zu lassen. Frankreich würde auf eine Allianz, so sehr es auch an derselben hängt, zu verzichten wissen, so wie seine Interessen dieß fordern. (Beifall.) Will man etwa das Cabinet injuriren, bevor es noch gehandelt hat! ... Ich wiederhole, wenn eine Allianz gebrochen werden muß, die unsere Interessen zu gefährden drohte, so werden wir sie brechen! Zuvor aber blicken Sie auf die Vortheile, die daraus hervorgegangen sind, indem alle politischen Fragen sich friedlich entwickelt haben, was man bloß der Kraft der zwei auf solche Weise verbündeten großen Mächte verdankte.“ Der Minister durchgeht dann alle Gelegenheiten, wo die Allianz Englands für Frankreich günstig gewesen. „Man will uns, fuhr er fort, mit dem Ehrgeiz Englands in Schrecken jagen; aber in England spricht man ebenfalls von unserem zügellosen Ehrgeiz; man sagt, wir bedrohen Marokko, Tunis, wir besitzen Afrika u. s. w. Die verständigen Engländer lächeln zu solchen Declamationen, gerade wie Sie, meine Herren.“ Hr. Thiers erklärte schließlich, daß mit dem Tage, wo der Friede nicht mehr mit der Ehre verträglich wäre, er der erste seyn würde, einen Aufruf an das Land ergehen zu lassen, um jenes Gefühl der Nationalgröße wieder zu wecken, das der Friede zwar zur Ruhe wiegen, aber niemals verlöschen könne. (Die Debatten dauerten beim Abgang der Post noch fort.)
Der Herzog v. Luynes, Mitglied der Akademie der Inscriptionen und schönen Wissenschaften, ist am 11 April nach Italien abgereist, wohin ihn archäologische Studien rufen.
Paris, 14 April. General Athalin, einer der Vertrauten und Adjutanten des Königs, ist sehr gefährlich krank; man zweifelt an seinem Aufkommen. – Morgen beginnen die Debatten über den Entwurf der Rentenconversion; nach der allgemeinen Ansicht der linken Seite werden zwar diese Debatten einige Tage wegnehmen, indessen wird die Kammer den Entwurf mit den Amendements der Commission annehmen. Eben so allgemein glaubt man, die Pairskammer werde ihn wiederum verwerfen, so daß die Maaßregel auch in diesem Jahr nicht zur Ausführung käme.
Italien.
Ein neapolitanisches Blatt, der Interprete commerciale, enthält folgendes zum Schein aus London datirtes Sendschreiben an Lord Palmerston, worin das Benehmen der neapolitanischen Regierung in der Schwefelfrage vertheidigt wird gegen frühere Angriffe des Lords Lyndhurst im Oberhause, namentlich gegen den Vorwurf, als habe jene Regierung einen mit England im Jahre 1816 geschlossenen Vertrag verletzt, dem zufolge die brittischen Unterthanen in jeder Hinsicht wie die Unterthanen der begünstigsten Nation behandelt werden sollten. „Jeder unabhängige Staat – heißt es in diesem Schreiben – hat offenbar das Recht, den Gang seines innern Handels so zu reguliren, wie es ihm am vortheilhaftesten dünkt, vorausgesetzt, daß dadurch die mit andern Staaten bestehenden Verträge keine Beeinträchtigung erleiden. Mit dem Vertrag von 1816 sind die Handelsverbindungen Englands mit Sicilien auf denselben Fuß gestellt, wie mit den begünstigtsten Nationen. Der mit der Compagnie geschlossene Contract hat daran nichts geändert. Die Compagnie, welche aus Individuen verschiedener Nationen, keineswegs ausschließlich aus Franzosen besteht, wie Lord Lyndhurst fälschlich behauptet hat, verkauft ihren Schwefel an den Meistbietenden. Ihr ist es ganz gleichgültig, ob die Acquirenten eines solchen Artikels Franzosen, Engländer oder Deutsche seyen. Nie zeigte die Compagnie eine Parteilichkeit für irgend eine Nation, oder wenn dieß geschah, so war es nur
für die Nation, an der sie ihren besten Abnehmer hatte. Also ist der Vertrag von 1816 in diesem Punkt durchaus nicht verletzt worden. Die Engländer genießen fortwährend der gleichen Privilegien und Erleichterungen, wie die Unterthanen der begünstigtsten Nationen. Es gibt ein altes Sprüchwort, welches sagt, daß die, welche gläserne Häuser bewohnen, nicht die ersten seyn dürfen, die mit Steinen werfen. Ich zweifle stark, ob die Engländer mit ihren Korngesetzen und andern Handelsbeschränkungen das Recht haben, von einem andern Staat mit so wenig Artigkeit als möglich zu fordern, er solle von seinen beschränkenden Verordnungen ablassen. Die neapolitanische Regierung könnte auf eine solche Reclamation vielleicht mit mehr Recht erwiedern, daß der Contract mit der französischen Compagnie für das Wohl Siciliens eben so nothwendig sey, als für Großbritannien die Beibehaltung der Korngesetze. Sie könnte sagen, daß sie außer der Abgabe von 400,000 Ducati von der Compagnie alljährlich eine beträchtliche Summe erhält, welche zu Straßenbauten verwendet werden. Man könnte ferner sagen, daß bevor der Contract abgeschlossen worden, der Schwefel in Folge des freien Handels zu einer einfachen Drogueriewaare auf dem Markt geworden war, daß deßhalb mehrere Mineneigenthümer aufgehört hatten, Schwefel bearbeiten zu lassen, daß die Minenarbeiter in Folge ihrer prekären Lage öfters wegen Mangel an Beschäftigung ins äußerste Elend geriethen, und von Noth getrieben die größten Excesse begingen, wodurch Leben und Eigenthum in Gefahr kamen. Wenn die neapolitanische Regierung all dieß gesagt hätte, würde sie nur die reine Wahrheit gesprochen haben. Der Hauptgrund, der sie bewogen, den Contract abzuschließen, war, die Wiederkehr jener schrecklichen Uebel zu verhindern. Wenn die Reclamanten, deren Bittschrift Lord Lyndhurst vor dem Oberhaus unterstützte, durch jenen Contract leiden, so ist dieß ihre eigene Schuld, denn sie weigerten sich gleich anfangs mit der Compagnie in Verkehr zu treten, in der Hoffnung, sie dadurch zu Grund zu richten. In Folge dieses Verfahrens sah die Compagnie sich genöthigt, selbst ihren Schwefel auszuführen, was anfangs nicht ihre Absicht gewesen. Die Reclamanten verlangen nun vom Parlament, daß man sie für die erlittenen Verluste entschädige, an denen nur ihre Thorheit und Hartnäckigkeit Schuld gewesen. Ich dächte, wenn Ew. Herrlichkeit um einiger mißvergnügten Speculanten willen das Volk und die Regierung von England zu einem Kreuzzug wider die auswärtigen Handelsbeschränkungen bewegen wollen, so wäre es besser, bei den mächtigsten Staaten anzufangen. Ein Riese, wie Großbritannien, sollte in einer so heiligen Sache seine jungfräuliche Lanze nicht gegen einen Zwerg zücken, sondern zu seinem ersten Gegner einen Riesen sich auswählen, so stark wie er selbst ist. Dann wäre bei einem solchen Streit wenigstens Ruhm zu gewinnen; anders würde es in ersterem Falle seyn. Welche Sprache würde Ew. Herrl. wohl zum deutschen Zollverein bei einem ersten Versuch führen? Einen solchen Bund umzuwerfen, der in einem dem brittischen Handel durchaus feindseligen Geiste geschlossen worden – dieß wäre ein Unternehmen, würdig Ihrer diplomatischen Tapferkeit. Gegen Neapel hingegen würde auch der größte Erfolg, wie Sie wohl selbst überzeugt sind, weder die Würde Ihrer Stellung noch den Ruhm Ihres Landes vermehren.“
Rom, 9 April. Vorgestern hat der außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister von Belgien beim heiligen Stuhl, Graf d'Oultremont, beim Papst seine Abschiedsaudienz gehabt, indem er sich von hier auf einige Zeit entfernen wird. Unverbürgte Gerüchte sagen, dieser Urlaub laute auf unbestimmte Zeit, und der Graf werde wahrscheinlich ein Portefeuille zu Brüssel annehmen. In Betreff der projectirten Verbindung seiner Schwester, der Gräfin Henriette d'Oultremont, mit dem König von Holland wird hier aus zuverlässiger Quelle versichert, daß auf diese Verbindung ganz verzichtet sey, womit ein Artikel in den heutigen Notizie dell Giorno, datirt Amsterdam 25 März, zusammen trifft, der als ganz bestimmt meldet, die Verbindung sey wegen der Verschiedenheit der Religion, welche die Gräfin nicht habe beseitigen wollen, vom Könige gänzlich aufgegeben. Die Gräfin selbst befindet sich fortwährend hier; sie scheint Rom nicht so bald verlassen zu wollen. – Aus Ancona wird berichtet, daß während die Engländer bei dem kürzlich gemeldeten Vorfall durch Anerkennung der Bestrafung eines ihrer Matrosen sich den Landesgesetzen fügten, nunmehr der französische Consul daselbst die Wegnahme von Contrebande (mehrere Schweine) und die Verhaftung einiger französischen Matrosen, die mit dem Corpus delicti von den Zollwächtern eingefangen wurden, zu einer Staatsangelegenheit machen wolle, und von der päpstlichen Behörde Genugthuung für die der französischen Flagge zugefügte Beleidigung verlange. – Aus den Annali delle Seienze Religiose ist hier besonders abgedruckt erschienen: Esame d'una diatriba contro il R. P. Perrone della Compagnia di Gesu, scritta da un Pseudo Lucio sincero vero Ermesiano.
Geologische Briefe.
Dritter Brief.
Werner.
Werners Arbeiten und ihr entscheidender Einfluß, wie wir sie am Schlusse des vorigen Briefes bezeichnet, bleiben einer der schönsten Triumphe des deutschen Geistes. Werner gab den Gebirgsforschern aller Länder das wesentliche Organ, dessen sie bisher entbehrt: eine gemeinsame Sprache; er riß aber auch fast alle in den großartigsten Irrthum über die Entstehung und Constitution der Erdrinde hin, und selbst seine begabtesten Schüler, wie Leopold v. Buch und Alexander v. Humboldt, bedurften, neben dem Genie, der umfassendsten Naturanschauung, um den Bann zu lösen, in den das Wort des Meisters sie geschlagen.
Werner schöpfte seine Vorstellungen über die Bildung der Erdrinde und ihrer Unebenheiten zunächst aus der Betrachtung eines Landstrichs, wo der Gegensatz zwischen neptunischer und vulcanischer Thätigkeit verhältnißmäßig nur selten und unbedeutend zu Tage tritt, wo die Gebilde des Wassers in weiter Erstreckung ruhig und einförmig hingelagert sind. Er kannte aus unmittelbarer Anschauung nicht viel mehr als das Erzgebirge, und so wurde sein System ein consequenter, aber völlig einseitiger Neptunismus. Nach ihm sind alle Gebirgsarten, welche die für uns bloßgelegte Erdrinde zusammensetzen, also alles vom Granit an aufwärts, und am Ende der ganze Erdkörper aus dem Wasser hervorgegangen. Die Schichtung ist nach ihm ein ganz durchgreifendes Verhältniß; er schrieb sie nicht nur den Gebilden zu, bei denen sie mehr oder minder augenfällig ist, er setzte sie auch bei denen voraus, welche überall die Unterlage des Geschichteten und den Kern der Gebirge ausmachen, bei den jetzt sogenannten plutonischen Gesteinen, und sie waren ihm aus Wasser niedergeschlagene Krystalle, an welche sich die spätern, theils chemischen, theils mechanischen Bildungen anlehnten. Im Großen – dieß ist Werners zweiter Hauptsatz – hat das Wasser Alles gerade so zurückgelassen, wie wir es jetzt vor Augen sehen: wie die Schichten in den Gebirgen gegenwärtig daliegen, in derselben relativen Höhe, in derselben Richtung sind sie ursprünglich gebildet worden. Die alten Vorstellungen von Verrückungen ganzer Gebirgsmassen, von Erhebungen ganzer Länder über den Spiegel des Meeres wies er völlig von sich. Das willkürliche, tumultuarische Walten des Hephästos schien ihm ein Mährchen: er übertrug alle Gewalt auf Erden dem ruhig waltenden Poseidon; er konnte aber den Gang desselben in der Erdbildung nur dadurch erklären, daß er den Gott sein bedächtiges Werk durch Katastrophen unterbrechen ließ, die noch weit willkürlicher waren, als die tollsten Strudeleien des Hephästos.
War Alles in der Erdrinde ungefähr so, wie es sich ursprünglich gebildet, und an demselben Flecke, so mußte einst das Meer die höchsten Berge bedeckt haben. Es sprang aber in die Augen, daß sich die geologischen Phänomene, wie sie vorliegen, durch ein allmähliches Sinken des Meeres nicht erklären ließen. Das relative Alter der verschiedenen Gebirgsglieder und die Höhen über dem Meeresspiegel, in denen sie, wenn auch nur stückweise, vorkommen, sind keineswegs, nicht einmal annähernd, proportional. Im Gegentheil bilden Schichten, die man nothwendig für sehr jung erklären muß, die Gipfel oft der bedeutendsten Gebirge, oder reichen doch an den Flanken derselben sehr hoch hinauf. Um daher die Entstehung der Continente zu erklären, um namentlich der Thatsache verschiedener, einander ablösender organischer Schöpfungen Genüge zu thun, mußte Werner, als reine Hypothese, ein wiederholtes Steigen und Fallen des Meeres annehmen, zu welcher Annahme er lediglich keinen andern Grund hatte, als eben das Factum, daß das in verschiedenen Zeiten Gebildete in verschiedenen Höhen über dem jetzigen Meere gelagert ist. Nach einer längern oder kürzern Periode der Ruhe, in welcher das Meer die in ihm aufgelösten oder in ihm suspendirten Mineralien niederschlug, und in der sich eine neue Thier- und Pflanzenschöpfung entwickelte, stieg wieder auf einmal der allgemeine Ocean, zerstörte einen Theil der frühern mineralischen Gebilde, schlug neue nieder, und nach seinem Rückzug bedeckte sich die pacificirte Erde wieder mit einer ganz frischen organischen Schöpfung. Nach den Niveauverhältnissen der verschiedenen Gebirgsarten im Erzgebirge bildete er ein System von fünf solchen auf einanderfolgenden Meeresbedeckungen, von denen zwei auf die sogenannte Urzeit, eine auf die Uebergangszeit und zwei auf die Flötzzeit kommen, und wobei das Wasser jedesmal nur eine bestimmte Höhe sollte erreicht und die betreffenden Gebilde niedergeschlagen haben. Die letzte dieser Ueberschwemmungen ließ die Festländer ungefähr in dem Zustande und mit den Umrissen zurück, wie sie jetzt vorliegen, und das heutige Meer ist der Ueberrest der Bildungsflüssigkeit, aus der sich alles Feste auf Erden rascher oder langsamer niedergeschlagen. Die Veränderungen, welche die Vulcane hervorbrachten und noch hervorbringen, waren ihm rein örtliche Erscheinungen. Er leitete sie von der Entzündung von Lagerstätten brennbarer Mineralien, besonders der Steinkohlenflötze her; er mußte daher consequent ihre Wirksamkeit auf Schichten beschränken, welche bereits organische Körper einschließen. Die Vulcane waren ihm gleichsam Geschwüre in der Oberhaut des Planeten, und er glaubte, daß man bei der Construction der Erdrinde im Großen von den Vulcanen völlig absehen könne.
Nach Werners Grundsatz, daß sich im Allgemeinen sämmtliche Bildungen in der Lage befinden, in der sie ursprünglich entstanden, müssen alle Schichten, als Niederschläge aus dem Wasser, nothwendig horizontal liegen, oder können doch nur wenig geneigt seyn. Er setzte daher voraus, daß es nirgends einen herrschenden Schichtenfall von mehr als 45 Graden gebe; schon bei 30 Grad glaubte er Störungen des ursprünglichen Lagerungsverhältnisses annehmen zu müssen; er begriff aber diese Störungen als rein locale Phänomene, wie durch Einsturz von Höhlen und dergl., ohne Einfluß auf den Schichtenzusammenhang im Großen. Dabei war nun aber die überall auf der Erde in tausendfacher Gestalt sich wiederholende Erscheinung von Höhen und Tiefen, von Berg und Thal zu erklären. Werner konnte dieß nur, indem er, im Großartigsten wie im Kleinsten, das vom Wasser Gebildete wieder durch Wasser zerstören ließ. Die Unebenheiten des Bodens, groß und klein, sind nach ihm reine Oberflächenerscheinungen, ganz unabhängig vom innern Bau der Erdrinde. Die horizontalen Schichten sind vorzüglich durch den jedesmaligen allgemeinen Rückzug der Gewässer, dann aber durch locale Strömungen, durch den Ausbruch aufgestauter Seen, durch die langsam nagende Gewalt des Wassers vielfach abgerissen und durchfurcht worden. Dadurch haben sich Berge und Thäler gebildet, und die Wände der letztern müssen daher, der Theorie nach, im Allgemeinen und Wesentlichen aus den abgerissenen Rändern correspondirender Schichten bestehen.
Dieses von Werner generalisirte Bild der Unebenheiten der Erdoberfläche paßt allerdings auf manche Landstriche. Namentlich entsprechen demselben häufig die Thäler in den neuesten oder sogenannten tertiären Gebirgen; dasselbe ist aber auch bei verschiedenen größeren Unterbrechungen des Zusammenhangs deutlich ausgeprägt. So beobachtet man z. B., daß der Canal zwischen England und Frankreich aus Thalwänden besteht, in denen die nahezu wagerechten Schichten der Kreide einander gegenseitig entsprechen; vom Bosporus und mehreren Durchbrüchen der Art scheint dasselbe zu gelten. Aber diese Vorstellung ist offenbar auf die größeren Gebirge nicht anwendbar, ob man nun ihre allgemeine Form oder ihre innere Structur betrachtet. Unsere Alpen können als Typus der bei weitem meisten Gebirge der Erde dienen. Die Alpen streichen nun aber vom Mittelmeer bis nach Ungarn über 130 Meilen lang, bei verhältnißmäßig sehr geringer Breite, ununterbrochen fort, und sie steigen überall wie eine Mauer, mit steilem Abfall gegen Süden und gegen Norden, aus der Ebene auf. Schon dieses Dammartige der Gebirge widerspricht der Werner'schen Annahme; denn nach dieser müßte ja die ganze ungeheure Lücke zwischen den Gipfeln des Gebirgs und den anstoßenden Ebenen einst mit denselben Massen, aus denen das Gebirge selbst besteht, erfüllt gewesen seyn; die an den Alpen hoch aufgehobenen Flötzschichten z. B., und die ihnen etwa entsprechenden Glieder in den skandinavischen Hochgebirgen wären nur Reste einst zusammenhängender Flötze, und ganz Deutschland sammt den nördlichen Meeren nur ein vom Wasser wieder eingerissener Thalgrund. Aber noch stärker, unabweislicher wird der Widerspruch, wenn man den innern Bau des Gebirges betrachtet. Werners Voraussetzung, daß sämmtliche Schichten der Erdrinde im Großen nur in geringen Winkeln fallen, wird hier überall vom Augenschein widerlegt: sanfter Schichtenfall kommt hier gerade nur ausnahmsweise und local vor; fast alle Schichten zeigen sich durch die ganze Kette hindurch steil und senkrecht aufgerichtet, verbogen, zerknickt, übergestürzt. Es ist eine ganz allgemeine Beobachtung, daß die Schichten an beiden Abfällen da, wo das Gebirge anfängt, sich überall steil aufrichten und gegen das Innere des Gebirgs einfallen. Dieses Verhältniß, das in Hochgebirgen, wie den Alpen und den Pyrenäen, überall aufs augenfälligste entgegentritt, ist auch bei den meisten niedrigern Bergketten mehr oder weniger auffallend angedeutet. Ueberhaupt steigen die allermeisten Gebirge mit scharfen Gränzen aus der Ebene auf, und die langgestreckte Kettengestalt ist die gewöhnlichste Form derselben. Dabei sind aber volle drei Viertheile von Europa, und wahrscheinlich auch der andern Continente, allerdings aus nahezu wagerechten Schichten gebildet; das eben oder fast eben Hingestreckte nimmt überall, mit Ausnahme weniger Landstriche, unendlich mehr Raum ein, als das Emporgethürmte. Sänken alle Continente gleichmäßig nur um tausend Fuß, so erschienen sie alle als Inselgruppen in einer ungeheuern See; und der Grundunterschied zwischen neptunistischer und vulcanistischer Betrachtungsweise läuft im Allgemeinsten darauf hinaus, ob man die aus dem allgemeinen Niveau aufspringenden Dämme sich durchaus als Reste früherer, in der Höhe der Berge aufgeschichteter Wasserbildungen vorstellt, oder ob man sie als stehengebliebene Auftreibungen des geschichteten Meeresbodens mit vulcanischen Kernen begreift.
Wenn sich aus dem Wasser niedergeschlagene Substanzen auf dem Grunde des Wassers aufhäufen, so müssen sie, wie auch der Boden gestaltet sey, nach den ewigen Gesetzen der Schwere eine Fläche bilden, welche von der Ebene des Horizonts nur wenig abweichen kann. Nun sind aber alle deutlich geschichteten Gebirgsglieder offenkundig nichts Anderes als mechanische Niederschläge aus dem Wasser; steil und senkrecht stehende Schichten können sich somit unmöglich in dieser Lage ursprünglich gebildet haben. Könnte darüber noch der geringste Zweifel obwalten, so würde er gleich durch die Betrachtung zerstreut, daß alle fremdartigen, in den Schichten eingeschlossenen Körper von bestimmter Figur darin immer genau so liegen, wie sie in der Voraussetzung der ursprünglich horizontalen Lagerung nach den mechanischen Gesetzen liegen müssen. Wo sich z. B. in senkrecht aufgestellten Schichten Muschelbänke finden, welche naturgemäß auf dem Meeresboden horizontal gelagert waren, wo Korallenstämme darin vorkommen, welche vertical wachsen mußten, da zeigen sich jene senkrecht, diese horizontal gestellt. Dasselbe gilt von den dünnen, scheibenförmigen Fragmenten älterer Gebirgsarten, welche häufig in jüngern Conglomeraten eingeschlossen sind: solche Stücke müssen sich im Schlamm, aus dem die Schicht ursprünglich bestand, nothwendig auf ihre breite Seite niedergelegt haben, und sie liegen auch immer der Auflagerungsfläche der Schichten parallel, ob nun letztere horizontal oder in irgend einem Winkel aufgerichtet sind.
Der Annahme eines periodisch wiederholten Anschwellens und Zurückziehens der Gewässer über die ganze Erde, als Ursache der Bildung der Gebirge, widerspricht also die Structur dieser Gebirge im Großen, und noch mehr im Einzelnen, und der sinnliche Augenschein protestirt durchaus dagegen. Diese Hypothese empört überhaupt die Einbildungskraft, sofern es gar nicht begreiflich zu machen ist, wo jedesmal die ungeheure Wassermasse hergekommen und was wieder aus derselben geworden seyn soll. Die größte Schwierigkeit dabei bietet aber gerade der Punkt, der sichtbar Wernern zu seiner ganzen Theorie verführt hat. Er konnte sich nämlich nach den chemischen Begriffen seiner Zeit nicht überzeugen, daß die dichten, krystallinischen Gebirgsarten, welche überall die Unterlage der geschichteten bilden oder sich zwischen die letztern eindrängen, daß Granite, Porphyre, Grünsteine, Basalte erstarrte Producte der feurigen Auflösung, der Schmelzung seyen, wie von jeher die gemeine Vorstellung wenigstens von vielen derselben vorausgesetzt. Er erklärte sie durchaus für Krystallisationen aus dem Wasser. Diese Gesteine sind nun im jetzigen Meerwasser völlig unauflöslich; er mußte nichtsdestoweniger annehmen, daß einst ihre Elemente im allgemeinen Gewässer aufgelöst gewesen und sich aus demselben als Krystalle niedergeschlagen haben, und so blieb ihm nichts übrig, als ganz willkürlich den alten Meeren neben einer unendlich größern Masse eine ganz andere chemische Beschaffenheit zuzuschreiben, als dem heutigen zukommt. Es stand im nächsten Zusammenhang mit diesen Ideen, wenn Werner, wie schon oben erwähnt, alle Vulcane nur für große Erdbrände hielt, für Erscheinungen, welche mit der Erdbildung im Großen nichts zu schaffen haben. – Und dieß ist nun der Punkt, den nach ihm die Forschung zuerst berichtigt hat, und von dem aus sie schnell zu einem einfachern und der sinnlichen Anschauung entsprechenderen Begriff von der Bildung der Erdrinde zurückgekehrt ist. Es wurde erwiesen, daß die Vulcane die ältesten bekannten Gebirgsarten durchbrechen; es unterlag nicht länger einem Zweifel, daß die Erdbeben nur Symptome ihrer Wirksamkeit sind, und daß tief unter der Oberfläche die ausgedehnten Herde vulcanischer Thätigkeit liegen müssen. Die vulcanische Natur jener oben genannten Gebirgsarten, der Granite, Basalte u. s. w. ließ sich nicht länger verläugnen; auch protestirte die allermittelst fortgeschrittene Chemie nicht mehr dagegen, und die mannichfachsten Beobachtungen machten die Annahme unadweisbar, daß sich in allen Perioden der Erdbildung vulcanische Gebirgsarten aus dem Innern der Erde gewaltsam hervorgedrängt haben,
und daß sich alle Unebenheiten der Erdoberfläche im Großen, alle Erhebung des Landes über die See, gerade nur aus diesem Moment erklären.
Die herrschenden und leitenden Begriffe der neuern Geologie sind demnach folgende: sämmtliche geschichtete Gebirgsarten sind nach einander auf dem Boden des Meeres im Ganzen und Großen gerade so entstanden, wie sich noch jetzt daselbst aus dem Abfall des Landes, den die Flüsse in die See führen, oder den diese selbst von den Küsten abreißt, Lager von Sand, Thon und Kalk bilden, mit denen sich die Knochen und Gehäuse der im Meer wohnenden oder in dasselbe geschwemmten Geschöpfe vermischen. Zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Stellen ist diese Steinkruste der Erde durch vulcanische Kräfte zersprengt und die Ränder der Spalten durch die austretenden vulcanischen Massen aufgetrieben oder in Stücken aufgehoben worden. Nach durchgreifender Erfahrung besteht daher die Längenachse aller Gebirge aus ungeschichteten, niemals Reste organischer Körper einschließenden, aus feurigem Fluß erstarrten Gesteinen, wie Granit, Sienit u. s. w., und alle, an diesen plutonischen Kern unter den verschiedensten Winkeln angelehnten, aus Wasser schon längst vorher gebildeten und meist Versteinerungen führenden Schichten sind emporgerissene Stücke des alten Meerbodens. Auf diese Weise ist überall das früher sogenannte Urgebirge nicht, wie in der rein neptunistischen Vorstellung, das präexistirende Gerippe, an das sich spätere, jüngere Bildungen anhängten, es ist im Gegentheil das zuletzt an die Oberfläche Getretene. – Vorausgesetzt, daß nicht alle Gebirge zugleich, sondern in der Zeit nach einander entstanden, leuchtet ein, daß immer je die ältern Auftreibungen des Meeresgrundes das Material lieferten, aus dem das Meer und die Flüsse auf dem Boden der See und vorzüglich rings um das jedesmalige Festland neue, jüngere Schichten zusammensetzten, bis auch diese ihrerseits theilweise durch neue Ausbrüche über das Wasser gehoben wurden. Wir sehen somit in den Gebirgen und überhaupt im festen Land, wie es gebildet daliegt, nichts vor uns als Stücke der successiven Niederschläge des Meers, welche in verschiedenen Zeiten durch unterirdische Kräfte emporgerückt worden. Es ergibt sich damit von selbst, daß ein Gebirg desto jünger seyn muß, je mehr und je jüngere Schichten es an seinen Flanken verrückt oder mit sich emporgehoben hat, und umgekehrt desto älter, je ältere Flötzglieder sammt den darüber gelagerten in ungestörter, wagerechter Lagerung zu Füßen des Gebirges liegen. Man sieht sogleich, daß mit diesem Begriff auch die Voraussetzungen Werners hinsichtlich der Masse und der auflösenden Kraft des alten Oceans beseitigt sind: die allgemeine Flüssigkeit kann nach Niveau und chemischer Beschaffenheit von jeher im Wesentlichen dieselbe gewesen seyn wie jetzt.
Die Erhebung der Gebirge durch vulcanische Kräfte ist, wie wir im vorigen Briefe gesehen, der Gedanke, der sich seit dem Alterthum so vielen Beobachtern durch den sinnlichen Augenschein aufdrängte. Aber wirklich wissenschaftlich gefaßt und begründet konnte er erst in der neuesten Zeit werden, und dieß wurde vorzüglich nur durch Werners umfassende und geniale Leistungen möglich. Seine Synthese ist ein kolossaler Fehlschluß, aber seine analytischen Arbeiten sind die feste Grundlage aller neuern Gebirgsforschung, und sein großer Schüler brauchte nur, auf letzterer fußend, sich von jener loszumachen, um allerdings, wie Goethe sagt, die Welt geologisch auf den Kopf zu stellen, aber eben damit die von jeher geahnte Naturwahrheit zur wissenschaftlichen Ueberzeugung zu erheben.
(Fortsetzung folgt.)
Die Lage der Engländer in Indien.
Alle Berichte aus Indien, namentlich die aus den Hauptstädten, sprechen eine unbestimmte Besorgniß über den jetzigen Stand der Dinge aus, und je weniger die Mehrzahl der Berichterstatter den ganzen Zusammenhang der innern und äußern Politik der ostindischen Compagnie zu überschauen vermag, desto mehr hängen sich die Besorgnisse an einzelne Gegenstände, die bei näherer Besichtigung sich als keineswegs so furchtbar zeigen. Wenn aber auch die Besorgnisse vor einzelnen, bestimmt bezeichneten Feinden sich auf diese Weise beschwichtigen lassen, so fühlt man doch unwillkürlich, daß man auf einem hohlen Boden wandelt, und daß Englands Macht auf keinem Punkte einen wesentlichen Unfall erleiden darf, wenn nicht allenthalben die Feinde wach werden sollen. Es ist in den angloindischen Blättern viel von russischen Intriguen die Rede, die an mehreren Punkten thätig seyn sollen, und nachstehender Vorfall mag bis zu einem gewissen Punkte diese Gerüchte erklären. Vor etwa zehn Jahren erschien in Bombay mit einem Mal ein gewisser Graf Barowski, ein vollendeter Reiter, Fechter und Zeichner, gewandt in vielen Sprachen, und mit der Bildung und dem Benehmen eines Mannes von Welt. Er gab sich für einen verbannten Polen aus, der im Kampfe mit Rußland sein Vermögen verloren habe, und trug auch stets eine heftige Erbitterung gegen Rußland zur Schau. Diese Erscheinung gab damals viel zu reden: einige hielten ihn für einen Betrüger, andere für einen Spionen, sein Benehmen und seine Gewandtheit aber gaben ihm Eintritt in jede Gesellschaft, und die Keckheit, mit der er bei einigen Beleidigungen den Handschuh aufnahm, sicherte seine Stellung. Obgleich er sich für einen zu Grunde gerichteten Verbannten ausgab, so schien es ihm doch nie an Geld zu fehlen: er trieb sich bald da, bald dort herum, nahm alles in Augenschein, war der Landessprache völlig kundig, ging unter dem Vorwand, eine Magnanerie zu betreiben, nach Punah, wo er sich bald in den militärischen Cirkeln so heimisch machte, wie in Bombay. Kurze Zeit darauf aber gab er seine Seidenspeculation wieder auf, ging nach Bombay zurück, und von da nach Persien mit der ausgesprochenen Absicht, diesem Lande seine Dienste gegen Rußland anzubieten: man findet ihn nach einigen Jahren als Oberst, dann als General in persischen Diensten, wo er bei einem Sturm auf Herat verwundet wurde. Diese und einige ähnliche Erscheinungen haben manche angloindische Blätter zu dem Glauben verleitet, es bestehe gleichsam ein russisches Comité in Indien, welches das Benehmen der einheimischen Fürsten leite. So übertrieben und unwahrscheinlich auch eine solche Idee ist, so muß man doch gestehen, daß die indischen Fürsten gegen England ein Benehmen beobachten, das unter den vorwaltenden Umständen nicht feindseliger und nachtheiliger seyn könnte. Bald da, bald dort brechen kleine Unruhen aus, irgend ein einzelner Fürst erhebt das Haupt, und wenn endlich die Engländer kommen, so ist zwar die Kriegsarbeit bald gethan, aber man stößt auf feindliche Verabredungen, denen man nicht einmal recht nachspüren darf, wenn man sich nicht in ein Labyrinth verlieren will. Das auffallendste Beispiel der Art war im vorigen Jahre der Radscha von Kurnul, ein Fürst, der aus eigenen Mitteln keine tausend Mann hätte unterhalten können, und bei dem man Kriegsvorräthe für mehr als hunderttausend Mann fand. Eine Andeutung über die Verzweigung der hier zu Grund liegenden Verschwörung gibt die Verhaftung eines Prinzen von Heiderabad. Der Nizam dieses Landes ist ein weichlicher, durchaus unfähiger Fürst, sein Bruder aber, Schireddaulah, soll ein rüstiger Fechter seyn, der vielleicht im Trüben fischen und bei einer Verwirrung in Südindien
sich auf den Thron zu schwingen gedachte. Im Mai oder Junius vorigen Jahrs ward er verhaftet und auf eine Feste gebracht: eine Anzahl Rohilla-Afghanen, welche sich in Heiderabad insolent gegen die Engländer benommen hatten, deßhalb ausgewiesen wurden und zum Radscha von Kurnul gingen, scheinen die Engländer hauptsächlich auf die Fährte gebracht zu haben. Zu gleicher Zeit deuteten einzelne Bewegungen im eigentlichen Mahrattenlande, namentlich in Punah, der ehemaligen Residenz des Peischwa, auf Einverständnisse mit den Bewegungen im Süden hin. Aehnliche Verhältnisse walten in Malwa vor: bald ist der eine, bald der andere Fürst in Waffen, sey es um einen angeblichen Aufstand zu unterdrücken, sey es um irgend ein Recht in Anspruch zu nehmen; die Folge davon ist, daß man sich englischer Seits gefaßt halten muß, damit nicht allenfalls eine solche Armee unversehends gegen sie gewendet werde. Diese Lage der Dinge, die sich mit einem unendlichen Detail von Nachrichten belegen läßt, macht es allein erklärlich, warum angloindische Officiere erklären, wenn die Sicherheit des indischen Reichs gewahrt werden solle, dürfe kein indischer Fürst mehr eine Armee halten, die nicht von englischen Officieren commandirt wäre. Zugleich müßte die angloindische Armee vermehrt und ständige Corps in Radschputana, am Setledsch (gegen die Sikhs), zu Dinapur (gegen Nepal) und zu Dschittagong gegen Birma aufgestellt werden. Der Streit mit Birma, sagt ein Officier in der Naval and Military Gazette, darf nur mit der dauernden Besetzung von Rangun (welches in militärischer und commercieller Beziehung der Schlüssel des ganzen Landes ist), und die Züchtigung Nepals nur mit der dauernden Besetzung von Khatmandu durch ein englisches Corps und die Anlegung einer Militärstraße nach dieser Hauptstadt endigen. Solche Maaßregeln setzen aber eine gänzliche Umwandlung der angloindischen Regierung in eine Militärherrschaft voraus, und ob man sich hiezu entschließen wird, und zwar so lange es noch Zeit ist, das möchte eine nicht leicht zu beantwortende Frage seyn. Die Verhältnisse mit Birma werden immer unangenehmer, und das Benehmen des Königs, Tharawaddie, zeigt eine, man möchte sagen, boshafte Berechnung. Er tritt nicht offen gegen den Frieden von Yandabu auf, der Birma im Jahr 1826 aufgenöthigt wurde, und ihm die Abtretung einiger Provinzen und die Annahme eines Residenten in der Hauptstadt Amerapura auferlegte. Der König bricht den Frieden nicht, er weist auch den Residenten nicht fort, aber er behandelt ihn mit solcher studirter Nichtachtung und solcher Chicanerie, daß der Resident gehen muß, wenn er nicht seine eigene Würde, und die des Reichs, welches er repräsentirt, aufs Spiel setzen will; so ist Oberst Burney, so Oberst Benson gegangen, so hat auch jetzt Capitän M'Leod sich entfernt. Dadurch muß indeß bei den Birmanen selbst und in den benachbarten Ländern und Völkern die Achtung und die Furcht vor den Engländern, die sich ungestraft auf solche Weise behandeln lassen, nothwendig sinken. Sollen aber die Engländer gleich mit dem Schwerte darein schlagen, weil der Gesandte unhöflich behandelt wurde? Hier liegt der Knoten. Wenn man sich auch dazu entschließt, trotz des noch nicht beendigten Krieges mit Afghanistan, trotz des neu beginnenden mit China, so ist zu befürchten, daß Nepal dasselbe Spiel beginnt, sobald man Truppen gegen Birma marschiren läßt. Kurz aus dem Netz, das sich um das englische Ostindien herumgesponnen, sieht man noch kein Entkommen, und fängt nun aufs neue an zu überlegen, ob der Marsch nach Afghanistan trotz seines bisherigen Gelingens nicht ein großer politischer Fehler gewesen.
[93]
Titel und Register dieser Zeitung.
In der Unterzeichneten ist erschienen und durch alle Postämter und Buchhandlungen zu beziehen:
Alphabetisch-chronologisches Namen- und Sachregister nebst Titelblatt für den Jahrgang 1839 der Allgemeinen Zeitung.
Preis 45 kr.
Stuttgart u. Tübingen.
J. G. Cotta'sche Verlagshandlung.
[1411]
Beschluß.
Auf die nachstehenden Depositen hat ungeachtet der öffentlichen Ausschreibung vom 22 August v. J. innerhalb der gegebenen Frist von 6 Monaten Niemand ein Recht geltend anher gemacht, als:
1) des Martin Maier auf dem Forsthofe ad 33 fl. 28 1/2 kr.
2) des Lorenz Späth ad 33 fl. 50 kr.
3) des Propst'schen Inventars ad 5 fl. 25 kr.
4) des Soldaten Gg. Fieger ad 6 fl. 41 1/2 kr.
5) des Gg. Göbel von Attenfeld ad 1 fl. 30 kr.
6) des Blutzehnts ohne Bestimmung des Eigenthümers 2 fl. 58 kr.
7) der Bartlmä Kreutl'schen Vormundschaft ad 10 fl. 21 1/2 kr.
8) der Eva Koch ad 1 fl. 17 kr.
9) der Eva Maier von Weichering ad 15 fl. 45 kr.
10) der Gotteshammer'schen Relicten ad 29 fl. 33 kr.
11) der Erhard'schen Masse ad 51 fl. 55 kr.
12) des Soldaten Wollenwinder ad 10 fl. 33 3/8 kr.
Diese Bestände werden demnach als herrenloses Gut angesehen, und dem k. Fiscus ausgeantwortet.
Neuburg, am 7 April 1840
Königliches Landgericht.
Ott.
[1396-98]
Verschollenheitserklärung.
Nachdem der sechsmonatliche Termin ausgelaufen ist, inner welchem sich Franz Anton Gloner, Maurermeisterssohn von Burghausen, weder persönlich, noch durch seine allenfallsige Leibeserben gemeldet hat, so wird derselbe oder allenfallsige Erben desselben in Folge der in den öffentlichen Blättern am 27 Julius 1839 ausgeschriebenen Vorladung für verschollen erklärt, und dessen Elterngut ad 2000 fl. an dessen Erben gegen Caution verabfolgt.
Am 8 April 1840
Königl. bayer. Landgericht Burghausen.
Appel.
[1142-44]
Bekanntmachung.
Alle diejenigen, welche aus irgend einem Rechtsgrunde Forderungen an die Verlassenschaftsmasse der im November 1839 verlebten k. Triftamts-Inspectors-Gattin Marianne v. Krempelhuber, gebornen Feryin v. Dürsch, machen zu können glauben, werden eingeladen, solche mit den geeigneten Belegen
binnen zwei Monaten
bei der unterzeichneten Testaments-Executorschaft anzumelden, widrigenfalls ohne weitere Berücksichtigung die Verlassenschaft beendigt werden würde. – München, am 25 März 1840
G. v. Dessauer, k. Hofrath und Advocat.
Kaufingergasse, Nr. 33/2.
[1414-16]
Baindt bei Ravensburg (im Königreich Würtemberg.)
Klostergebäude-Verkauf.
Das unterzeichnete Rentamt ist beauftragt, den größern Theil des ehemaligen Klostergebäudes dahier zum Verkauf zu bringen. Der zu verkaufende Theil besteht aus zwei Flügeln, wovon der eine 300´ lang und 60´ tief, der andere 105´ lang und 46´ tief ist, und welch beide so mit einander verbunden sind, daß der kleinere von der Mitte des größern ausläuft. Das ganze Gebäude ist massiv von Steinen erbaut und in sehr gutem Zustande, der größere Flügel zwei und der kleinere ein Stock hoch, und in den den Erdgeschoßen befinden sich vorzügliche Keller und Gewölbe. Das Ganze dürfte sich vorzüglich und um so mehr zu einem Fabrikgebäude eignen, als hart an dem größern Flügel seiner ganzen Länge nach ein Bach hinfließt, der aus acht Weihern gespeist wird, nächst unter dem Kloster eine Mahlmühle treibt und zum Fabrikbetrieb benützt werden kann.
Die zu Betreibung eines Fabrikgeschäftes benöthigten Arbeiter dürften sowohl in Baindt selbst als in den nahe gelegenen Ortschaften Baienfurth und Altdorf-Weingarten und Umgegend hinlänglich zu finden seyn.
Auf portofreie Anfragen wird Unterzeichnetes nähere Auskunft ertheilen.
Baindt, den 11 April 1840
Fürstlich Salm-Reifferscheid-Dyk'sches Rentamt.
Rechtsconsulent Stapf.
Wohnhaft in Ravensburg.
[1286]
Bei Gebrüder Reichenbach in Leipzig erschien so eben, und ist in allen Buchhandlungen zu haben, Augsburg und Lindau bei Matth. Rieger:
K. L. v. Knebels
litterarischer Nachlaß und Briefwechsel.
Herausgegeben von K. A. Varnhagen v. Ense und Th. Mundt.
Zweite Ausgabe.
3 Bände, mit 1 Stahlstich und 1 Lithographie. 86 Bogen. gr. 8. Velinpap. brosch.
Preis: 2 Thlr. 20 gr.
Inhalt: Knebels Leben. – Knebels ausgewählte Gedichte. – Briefe von Karl August (Großherzog), Amalie und Luise (Herzogin und Großherzogin von Weimar), von F. H. v. Einsiedel, K. v. Dalberg, Ramler, Gleim, Fr. Jakobi, Boie, Wieland, Herder und dessen Gattin, Lavater, H. Meyer, Jean Paul, Matthisson, Hegel, J. D. Falk, J. H. Voß, Fz. Passow, Oken, Z. Werner, F. A. Wolf u. A. an Knebel. – Knebels Briefe an Böttiger, Kanzler v. Müller, geh. Staatsminister v. Altenstein u. A. – Knebels vermischte Schriften, als: Schweizerwanderungen, Phantasien, Fabeln, philosophische und ästhetische Aufsätze, Fragmente, Tagebuchsblätter.
Knebels Nachlaß gehört nach dem Urtheile, welches sich bereits bei Erscheinen der ersten Ausgabe in der regsten Theilnahme der Gebildeten und durch alle kritischen Organe aussprach, mit unbestrittenem Rechte den classischen Werken unserer Litteratur zu und zeichnet sich vor ähnlichen Veröffentlichungen durch strenge Ausscheidung minder interessanter Mittheilungen und durch bleibenden litterar-historischen Werth aus. Es bietet dieß Werk das vollständigste und interessanteste Bild dar nicht minder von der, die Trefflichsten seiner Zeitgenossen mächtig anziehenden Persönlichkeit Knebels, als auch von der eigensten Individualität jener ausgezeichneten Männer, die sich gerade gegen ihn in ihrer ganzen Wesenheit aussprachen. – Diese neue, sehr elegante und dabei außerordentlich billige Gesammtausgabe ist daher allen Bibliotheken national-classischer Werke mit Recht zu empfehlen.
[1297]
Bei uns sind erschienen, und an die Subscribenten versandt:
Tobias Smollets
humoristische Romane.
Aus dem Englischen übersetzt von Eduard Keller.
Im Format der zwölfbändigen Taschenausgabe von Schiller.
III. und IV. Band, enthaltend: Roderich Random 3ter und 4ter Band.
16. brosch. 6 gr. oder 27 kr. das Bändchen.
Vorliegende 2 Bändchen, welche beinahe noch so stark als die vorhergehenden ausfielen, bilden den Schluß des an unübertrefflicher Laune und Jovialität so reichen, ja unvergleichlichen Romans „Roderich Random.“ Smollet läßt an körnigem Witz, reichem Humor, wie nicht weniger gründlicher, wissenschaftlicher Bildung die neueren Humoristen Englands weit hinter sich, und verdient ebenso der Liebling Deutschlands zu werden, als er schon längst der Englands ist.
Stuttgart.
Hallberger'sche Verlagshandlung.
[1312-14]
Bei Gustav Heckenast, Buchhändler in Pesth, ist so eben erschienen und in allen soliden Buchhandlungen zu haben:
(Preise in Conv.-Münze.)
Jósika Nikolaus, v.,
die Bóhmen in Ungarn.
Historisches Gemälde aus dem Zeitalter Matthias des Ersten.
Aus dem Ungarischen übersetzt von H. Klein.
gr. 12. Pesth 1840 4 Bände in Umschlag geheftet 5 fl. 20 kr.
Auch unter dem Titel:
Nikolaus Jósika's
sämmtliche Werke.
9ter bis 12ter Band.
Im vorigen Jahre erschienen von demselben Verfasser in obigem Verlage:
sämmtliche Werke 1ster bis 8ter Band und enthalten:
1ster bis 3ter, der letzte Bátori, historischer Roman aus dem Ungarischen übersetzt von V. Schwarz. 4 fl.
4ter, Novellen und Erzählungen, aus dem Ungarischen übersetzt von H. Klein. 1 fl. 20 kr.
5ter bis 6ter, Abafi, aus dem Ungarischen übersetzt von H. Klein. 2 fl. 40 kr.
7ter, die Leichtsinnigen. 2 Theile in 1 Band, aus dem Ungarischen übersetzt von H. Klein. 2 fl.
8ter, Zólyomi, aus dem Ungarischen übersetzt von H. Klein. 1 fl. 20 kr.
[1267-68]
Bei Peter Rohrmann, k. k. Hofbuchhändler in Wien, sind erschienen:
Anleitungen für das praktische Leben, herausgegeben von de Laing, pens. k. k. Hauptm. 4 Thle. 12. 1839, brosch. 3 fl. 12 kr., jeder Theil einzeln 48 kr.
Inhalt. 1ster Theil: Gebrauch der Zeit. 2ter Theil: Mäßigkeit. Mäßigung 3ter Theil: Genügsamkeit. 4ter Theil: Spiel, Geistesgegenwart, Kaltblütigkeit, Festigkeit, Klugheit, Freundschaft und Freunde.
Annalen des Wiener-Museums der Naturgeschichte, herausgegeben von der Direction desselben. I. Band., Abtheilung mit 16 Kupfertafeln. gr. 4. 1835. 25 Bog. Velinpapier. 13 fl. 40 kr.
– II. Band. I. u. II. 9 fl. 55 kr.
Arneth, J., Synopsis numorum antiquorum qui in Museo Caesareo Vindobonensi adservantur. Pars I. Numi graeci. 8. maximo, 1837. brosch. 2 fl. 50 kr.
Auszug aus dem k. k. Linien- und Gränz-Infanterie Exercier-Reglement, mit Berücksichtigung des Allerhöchst sanctionirten Anhanges zum Exercier-Reglement. Von einem Officier der k. k. Armee. 8. oblong. 1838. brosch. 2 fl.
Bartsch, Fr. v., Chronologie der griechischen und römischen Künstler bis zu Ablauf des fünften Jahrhunderts nach Christi Geburt. Nebst vorangehender Uebersichtstafel der ägyptischen Kunst. Folio 1835. 1 fl. 30 kr.
Charanza, Dr. J., theoretisch-praktische spanische Grammatik. Kritisch bearbeitet zum Selbstunterrichte. gr. 8. 1839. brosch. 2 fl. 10 kr.
Chmel, Jos., Regesta, oder Auszug aus den im k. k. Archiv zu Wien sich befindlichen Reichsregistraturbüchern etc., vom Jahre 1440-1495, nebst Auszügen aus Originalurkunden, Manuscripten und Büchern. 2 Bde. gr. 4. 1838. brosch. 14 fl. 30 kr.
(Die zweite und letzte Abtheilung ist unter der Presse.)
– Materialien zur österreichischen Geschichte. Aus Archiven und Bibliotheken. I. Bd. gr. 4. 1837. brosch.
– II. Bd. I. Abtheilung. 1838. br. 2 fl. 36 kr.
(Die zweite und letzte Abtheilung ist unter der Presse.)
Glöckner, Joh., Umfassende Lehre der englischen Aussprache und Feststellung des Accentes zur bessern Verständlichung und allgemeinern Nutzanwendung der Wörterbücher von Hilpert, Flügel etc., und auf den Grundpfeilern des Walker erbaut, zum Selbstunterricht, zum Gebrauch für Lehrer, und auch als Nachschlagbuch zu verwenden. gr. 8. 1 fl. 15 kr.
Kaiser Ferdinands Nordbahn. Erste Section von Wien bis Brünn. 30 kr.
Koch, Matthias, die Donaureise von Linz bis Wien. Eine umfassende Darstellung aller auf dieser Strecke befindlichen Merkwürdigkeiten, in historischer, topographischer und artistischer Beziehung, nebst einer ausführlichen Beschreibung des Sehenswerthen in der Haupt- und Residenzstadt Wien. 12. 1838. brosch. 50 kr.
Pablasek, Matthias, tabellarische französische Grammatik, oder neueste Methode, die französische Sprache auf die leichtfaßlichste Art binnen kurzer Zeit gründlich zu erlernen. Mit deutlicher und genauer Bezeichnung der Aussprache, nebst einer Auswahl nutzreicher und unterhaltender Uebungen zum Lesen und Uebersetzen, so wie einer Sammlung der zum Sprechen nothwendigsten Wörter, Gesprächsformeln, Redensarten und Sprüchwörter. Zum Behufe des Schul- und Selbstunterrichtes. 2 Theile. gr. 8. 1839. geh. 2 fl. 6 kr., geb. 2 fl. 10 kr.
Panorama der Donau von Linz bis Wien, gezeichnet in Vogelperspective von K. A. Edlen v. Lilienbrunn. Stahlstich und Vignetten von H. Hummitzsch. 8 Schuhe lang, 11 Zoll breit. Cartonnirt 4 fl. 30 kr. Mit Kochs Beschreibung 5 fl.
Raimund, Ferdinand, sämmtliche Werke in 4 Theilen. 5 fl. 30 kr., Velinpapier 6 fl. 30 kr.
Stelzhamer, Fr., Lieder in obderenns'scher Volksmundart. 12. 1837. br. 1 fl. 12 kr.
Unger, Dr., Ueber den Einfluss des Bodens auf die Vertheilung der Gewächse, nachgewiesen in der Vegetation des nordöstlichen Tyrols. Mit 2 Karten und 6 Tabellen. (Eine von der königl. botanischen Gesellschaft in Regensburg gekrönte Preisschrift.) gr. 8. 1836. 24 1/2 Bogen. Velinpapier 5 fl.
Versuch, die Staatswissenschaft auf eine unwandelbare Grundlage festzustellen; von einem Staatsmanne. gr. 8. 1835. 38 Bogen. 4 fl. 30 kr.
Vogl, Joh. N., lyrische Blätter. 12. 1836. 13 Bogen. 1 fl.
– Novellen, 12. 1837. brosch. 48 kr.
Alle sieben Novellen theilen den Vorzug einer guten Schreibart und die Hinneigung zum Traurigen, Geheimnißvollen, was jedoch in keiner zur tragischen Würde sich erhebt.
(Blätter für litterarische Unterhaltung. 1838. Nr. 5.)
Wolf, F., Floresta de Rimas modernas Castellanas. 2 Vol. gr. 8. 60 Bogen. (Bildet die Fortsetzung der Floresta von Böhl de Faber.) 8 fl. 40 kr.
Ich empfehle noch mein bedeutendes Lager von deutschen, englischen, französischen und italienischen Werken.
[1259]
Bei uns ist so eben erschienen:
System des heutigen römischen Rechts
von Friedrich Karl v. Savigny.
Erster Band. 8. 30 Bogen. 1 2/3 Thaler.
Das ganze Werk wird in sieben Büchern die Rechtsquellen, die Rechtsverhältnisse, die Anwendung der Rechtsregeln auf die Rechtsverhältnisse, das Sachenrecht, das Obligationenrecht, das Familienrecht und das Erbrecht abhandeln. Der erste Band umfaßt das erste Buch und das erste Capitel des zweiten Buches. Der Hr. Verfasser hat uns ermächtigt, eine ununterbrochene Aufeinanderfolge der Bände zu versprechen. Ueber den Standpunkt des Werkes verweisen wir auf die Vorrede.
Berlin, März 1840
Veit & Comp.
[1226]
Bei Th. Bade in Berlin ist erschienen und vorräthig in der M. Rieger'schen Buchhandlung in Augsburg:
Beschreibung eines eigenthümlich dargestellten Hack- u. Häufelpfluges (Pferdehacke) zum Behacken und Behäufeln der Kartoffeln, Runkelrüben und anderer Früchte in Reihen, welcher mit einem Pferde bespannt in einem Tage mehr Land durchackert als dreißig Leute vermögen, das Unkraut vertilgt, ohne dabei die Pflanzen zu beschädigen etc.
von Prochnow, Gutsbesitzer in Pommern.
2te Auflage mit 6 lithographirten Abbildungen. Preis 1 Rthlr. oder 1 fl. 48 kr. rhn.
Der bisher bekannte Hackepflug wurde seines schwankenden und unsichern Ganges wegen nur selten in Anwendung gebracht, er beschädigt häufig die Pflanze selbst, schob die Erde zusammen, oder beschüttet und erstickt die junge Pflanze, man begnügte sich daher mit dem Häufelpfluge. Die Runkelrübe bedingt jedoch die Behäufelung nicht, daher ich es der Mühe werth hielt, einen Hackepflug darzustellen, welcher den Zweck des Behackens und Reinigung des Ackers vollkommen erreicht. Denn 20 bis 30 Menschen können nicht so viel Land durchhacken als mein Pflug mit einem Pferde bespannt, und noch weniger vermag Menschenkraft mit der Handhacke den festen Boden so tief und fein zu pulvern, und dabei das Unkraut mit solcher Genauigkeit zu vertilgen, ohne eine Pflanze zu beschütten oder zu beschädigen, als es mit diesem Werkzeuge geschieht, dabei ist das Instrument so einfach, daß es jeder Schmied oder Schaarwerker für 3 oder 4 Rthlr. herstellen kann, auch ist dieser Hackepflug durch eine leicht anzubringende Veränderung in einen Häufelpflug umzuschaffen. Ich will dieses nützliche Werk gemeinnützig machen, indessen seine vollkommene Darstellung hat mir Kosten verursacht, man wird es daher nicht unbillig finden, wenn ich für den Preis von 1 Rthlr. Zeichnung und Beschreibung davon mittheile, für welches beides in der Buchhandlung von Th. Bade in Berlin unter den Linden 67 zu haben ist. Schließlich noch die Bemerkung, daß nicht ich allein, sondern meine Nachbarn von nah und ferne sich dieses Hack- und Häufelpflugs bedienen.
Prochnow.
[1338-40]
In meinem Verlage ist erschienen und durch alle Buchhandlungen des In- und Auslandes zu beziehen:
ITALIEN, Beiträge zur Kenntniß dieses Landes.
Von Friedrich v. Raumer.
Zwei Theile.
Gr. 12. Geh. 4 Thlr.
In diesem Werke legt der berühmte Verfasser die Resultate seiner Beobachtungen über ein Land nieder, das er durch wiederholten Aufenthalt schon früher kannte, im Jahre 1839 aber unter den günstigsten Verhältnissen aufs neue besuchte.
Leipzig, im März 1840
F. A. Brockhaus.
[1421-23]
Die Eröffnung des Mineral- und Soolbades in Rosenheim findet am 15 Mai statt, und am 1 Junius darauf wird die neu begründete Molkenanstalt die ersten Ziegenmolken von den nahen, üppigen Alpen den sehr geehrten Curgästen darbieten. Die Preise der Wohnungen sind billigst gestellt, für Küche und Keller bestmöglich gesorgt. Die Badebeschreibung, bei Fleischmann in München um 12 kr. zu haben, setzt alles Wissenswerthe genau auseinander. Bestellungen bitte ich doch 14 Tage vorher franco an mich gelangen zu lassen.
Dem besondern Vertrauen empfiehlt die Badeanstalt
Rosenheim, im April.
Dr. Halbreiter, prakt. Arzt und Eigenthümer der Anstalt.
[1392-94]
Veräußerung der Franz Schwarz'schen Tuch- und Wollwaaren-Fabrik und Wohnhaus, nebst 3 Satz-Schaafwoll-Spinnmaschinen und anderer Fabrikseinrichtungen.
Vom Oberamte der vereinten Herrschaften Sokoluitz und Königsgarten wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß
am 30 April I. J., um 9 Uhr Vormittags,
die in die Franz Schwarz'sche Verlassenschaft gehörigen jurisdictionirten Brünner-Vorstadt St. Anna-Grund situirten, auf der Strassengasse gelegenen Häuser und Fabrik Nr. 25 u. 26 an Ort und Stelle werden meistbietend veräußert werden. Die gerichtliche Schätzung des Fabrikgebäudes ist 13,600 fl. C. M. und die des Wohnhauses 11,400 fl. C. M. Diese Häuser können nach Umständen getrennt oder zusammen verkauft werden. Jeder Kauflustige hat ein 10 Proc. Vadium des Schätzungswerthes, und im Erstehungsfalle eines Hauses 3000 fl. C. M.; der beiden Häuser aber 6000 fl. C. M. mit inclusive des Vadiums gleich zu erlegen.
Bemerkt wird, daß diese Häuser 1) 30 Klafter an der Straße, 2) 51 Klafter am hintern Kunstgraben Wasser, 3) mit dem Hofraume bei 1100 Quadrat-Klafter Grundfläche haben, 4) bieten die Locale des Fabrikgebäudes, welches am Kunstcanal (oder Mühlgraben genannt) liegt, und nach der neuen Art erbaut ist, dessen Hauptflanke zu beiden Seiten Fenster hat, den bedeutenden Raum von 318 1/2 Quadrat-Klafter Flächeninhalt.
Die übrigen sehr vortheilhaften Verkaufsbedingnisse können hieramts eingesehen werden. Sollten diese Realitäten am 30 April d. J. keine Käufer finden, so findet am 30 Mai l. J. abermals eine Licitation statt. – Sokolnitz, am 31 März 1840
[1334]
Die MECHANISCHE ANSTALT von E. Bürck in Strassburg empfiehlt sich stets durch die Gediegenheit, Eleganz und billigen Preise seiner Decimal- oder Brückenwaagen, wovon jederzeit eine schöne Auswahl dieser Maschinen in seiner Niederlage in Kehl zu haben ist. Man wende sich an E. Bürck in Kehl a. R.
[1114]
Reise-Gelegenheit nach Nord-Amerika.
Regelmässige Post-Schifffahrt zwischen Havre und New-York.
Erie. Capitän: E. Funk. Abfahrt am 24 April.
Duchesse d'Orléans. Capitän: Richardson. Abfahrt am 1 Mai.
Ville de Lyon. Capitän: Stoddard Abfahrt am 16 Mai.
Baltimore. Capitän: S. Funk. Abfahrt am 24 Mai.
Nöthige Auskunft ertheilt der Agent Karl Posselt in Karlsruhe.
[92]
In der Unterzeichneten ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Gutensohn, J. G., und Knapp, J. M., Monumenti della religione christiana, o sia Raccolta delle Antiche Chiese o Basiliche Christiane di Roma dal quarto sino al decimo terzo secolo delineati e publicati. – Denkmale der christlichen Religion, oder Sammlung der ältesten christlichen Kirchen oder Basiliken Roms, vom 4ten bis zum 13ten Jahrhundert. 1-5tes Heft. Roy.-Fol. 1823 bis 1827. 25 fl. oder 15 Rthlr. Einzeln jedes Heft 5 fl. oder 3 Rthlr.
Stuttgart und Tübingen.
J. G. Cotta'sche Buchhandlung.
[1576]
Von der rühmlichst bekannten praktischen Anweisung zum Schachspiel,
von A. D. Philidor,
ist in meinem Verlag so eben die 5te Auflage erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben.
22 Bogen broschirt. Preis 18 gr. – 1 fl. 8 kr. Conv. od. 1 fl. 21 kr. rhn.
Ed. Heynemann in Halle.
[1424-26]
Bekanntmachung.
Am Gymnasium der kathol. Kantonsschule zu Disentis ist auf kommendes Sommersemester die Lehrstelle der Naturwissenschaften neu zu besetzen. Mit derselben ist ein jährlicher Gehalt von 900 F. – Louisd'or zu 13 2/3 F. – freie Wohnung, Licht und Heizung verbunden. Bewerber haben sich bei dem Unterzeichneten zu melden.
Chur, den 13 April 1840
Das Präsidium des kathol. Schulraths.
[1212-15]
Gasthofs-Empfehlung.
Unterzeichneter hat die Ehre den HH. Reisenden anzuzeigen, daß er seinen, seit vielen Jahren vortheilhaft bekannten Gasthof zur Weinsticher-Stube, Blau-Wolkenstraße Nr. 22 in Straßburg, wieder geöffnet hat. Er empfiehlt sich ihrem frühern Wohlwollen, und verspricht wie bisher, ausgezeichnete Bedienung in jeder Hinsicht.
A. Jundt.
[1273-74]
Gesuch.
Eine angesehene Fabrik in Sachsen sucht für einen sehr couranten, beim Verkauf wenig Mühe machenden Artikel einen Provisions-Reisenden für die südlichen Zollvereins-Staaten, Westphalen und Hannover, der jedoch diese Gegend ganz oder theilweise vom October bis Februar regelmäßig besuchen muß. Hr. Leonhard Kalb in Nürnberg wird die Güte haben Zuschriften zu befördern, in denen man bittet, genaue Referenzen anzugeben.
[1237-39]
Anstellungs-Gesuch.
Ein junger lediger Mann, der schon in mehreren bedeutenden Fabriken conditionirte, und gegenwärtig in einer berühmten Fabrik als Colorist in Augsburg servirt, und in allen Zweigen der Kattun-Fabrication sowohl in Behandlung der Walzendruck-Maschinen als allem übrigen eingeübt ist, und die besten Zeugnisse über seine Kenntnisse und Leistungen aufweisen kann, wünscht in einer ausländischen Fabrik in dieser Eigenschaft eine Anstellung zu finden. Darauf Restectirende belieben sich gefälligst an die Expedition der Allg. Zeitung unter der Chiffre J. K. zu wenden.